Die Deutsche Eishockey Liga (DEL) befindet sich derzeit in der Länderspielpause. 18 Spieltage liegen bisher hinter uns und den Eisbären Berlin, weshalb es Zeit wird, ein erstes Fazit zu ziehen. Und dafür bietet sich so ein spielfreies Wochenende am besten an, denn so hat man auch die Zeit, den Saisonstart der Hauptstädter mal kurz und knapp zu analysieren.
Nach 18 Spieltagen thronen die Berliner ganz oben auf dem ersten Platz. Mit 39 Punkten liegt man je drei Punkte vor den aktuell ärgsten Verfolgern aus Bremerhaven und Straubing. Satte acht Zähler Vorsprung sind es auf Meister München, ganze neun Punkte auf Mannheim. Eben jene Mannschaften, welche als Top-Favoriten auf die Meisterschaft 2024 vor Saisonbeginn galten. Doch aktuell ist wohl allen Teams in der PENNY DEL klar, dass die Meisterschaft in dieser Saison nur über die Eisbären Berlin geht.
Denn die bisherigen Auftritte der Eisbären glichen teilweise einem echten Statement an die Konkurrenz. Die 73 erzielten Tore sind die meisten, die 37 kassierten Gegentore die wenigsten in der gesamten Liga.
13 Siege feierte das Team von Trainer Serge Aubin in den ersten 18 Spielen, in 15 Spielen punktete man und nur dreimal verlor man nach regulärer Spielzeit. Die Eisbären sind in dieser Saison also enorm schwer zu schlagen.
Wenn man die Berliner derzeit ins Wanken bringen will, dann hat man Stand jetzt die besten Chancen dazu, wenn man in der Hauptstadt zum Spiel antritt. Denn vor den eigenen Fans tun sich die Eisbären mal wieder sehr schwer, konnten nur fünf der bisherigen acht Spiele gewinnen. Vor allem in Sachen Toreschießen tut man sich daheim enorm schwer, die 26 Tore sind die zweitwenigsten Heim-Tore aller Teams. Der Druck vor den eigenen Fans scheint sehr hoch zu sein und da verkrampfen die Berliner dann doch des Öfteren.
Denn auswärts hat man bisher kaum Probleme, konnte acht der zehn Auswärtsspiele für sich entscheiden und ist mit Abstand das beste Auswärtsteam in der PENNY DEL. Man erzielte mit Abstand die meisten Auswärts-Tore (47) und kassierte die wenigsten Gegentore (20) auf fremdem Eis.
Wenn man also nach Verbesserungspunkten beim Hauptstadtclub sucht, kann man die Probleme bei Heimspielen ansprechen. Das man aber auch mit einer „Heimschwäche“ Meister werden kann, haben wir ja erst vor kurzem gesehen. Insofern ein Punkt, der zwar verbesserungswürdig ist, aber aktuell noch nicht zu sehr ins Gewicht fällt.
Die größte Sorge vor dem Saisonstart hatten die Fans mal wieder auf der Torhüter-Position. Nach dem das Experiment mit zwei jungen Goalies in der letzten Saison gescheitert war, verpflichteten die Berliner mit Jake Hildebrand wieder eine etatmäßige Nummer ein. Dazu holte man noch Jonas Stettmer aus Ingolstadt, welcher vor allem in den Playoffs auf sich aufmerksam machte. Die beiden Transfers wurden in der Fanszene im Sommer stark belächelt. Jake Hildebrand wäre nur ein zweitklassiger Torhüter, mit dem man die Meisterschaft in der DEL nicht gewinnen kann. Auch die Back-ups Stettmer und Quapp sorgten bei einigen Fans für Kopfschmerzen.
Nach 18 Spieltagen sollten auch die letzten Zweifler vom Torhüter-Trio der Eisbären überzeugt sein. Denn die Eisbären haben statistisch gesehen die beste Fangquote der gesamten Liga. Hildebrand kam bisher in 14 Spielen zum Einsatz, in denen er auf eine Fangquote von 93,52 Prozent, drei Shutouts und einem Gegentorschnitt von 1,77 pro Spiel kommt. Stettmer absolvierte drei Spiele, welche er alle gewann. Seine Fangquote ist nahezu identisch mit der von Hildebrand (93,51 Prozent). Sein Gegentorschnitt ist dagegen besser als der von Hildebrand (1,65). Und auch Nikita Quapp wusste bei seinem einzigen Einsatz in dieser Saison zu überzeugen. Was die Eisbären in dieser Saison also definitiv nicht haben, ist ein Torhüter-Problem.
Auch die Defensive der Eisbären erwies sich bisher als deutlich stabiler als in der Vorsaison. Schlechter ging aber auch gar nicht mehr. Was vor allem mit der Rückkehr von Kai Wissmann zu tun hat, welcher das Defensivspiel der Eisbären deutlich verbessert hat. Zusammen mit Jonas Müller bildet er wohl das beste Verteidiger-Paar der PENNY DEL. Mit +16 stehen Beide ganz oben in der Plus/Minus-Statistik. Auch Ben Finkelstein hat in den ersten 18 Spielen angedeutet, warum ihn die Eisbären im Sommer verpflichtet haben.
Morgan Ellis ist für mich in diesem Jahr auch eine echte Verstärkung für die Berliner, denn im letzten Jahr war er – wie eigentlich fast alle Leistungsträger – meilenweit von seiner eigentlichen Form entfernt. Dieses Jahr sehen wir endlich den „wahren“ Morgan Ellis.
Was mich persönlich besonders freut, ist die Entwicklung von Korbinian Geibel. Wer aufmerksam die Berichte von Jule über unsere Youngsters gelesen hat, dem war bereits vor Saisonbeginn klar, wie gut „Korbi“ eigentlich ist. Geibel hat sich in der Defensive der Berliner festgespielt und kam bisher auf eine Eiszeit von fast elf Minuten pro Spiel.
Die Offensive der Eisbären hat endlich ihren Torriecher wiedergefunden. Wenn man mal vom Spiel gegen Köln vergangenen Freitag absieht. Aber 73 Tore in 18 Spielen macht ein Schnitt von vier Toren pro Spiel, was ordentlich ist. Waren die Eisbären in der Vergangenheit des Öfteren von einer oder maximal zwei Reihen abhängig, so sind die Berliner in dieser Saison enorm schwer auszurechnen. Denn von jeder der vier Reihen geht Torgefahr aus. Wenn in einem Spiel eine Reihe mal nicht so funktioniert wie in den Spielen zuvor, springt eben eine andere Reihe in die Bresche und führt die Mannschaft zum Sieg.
Acht Stürmer haben bereits zweistellig gepunktet, Marcel Noebels und Zach Boychuk haben dabei sogar schon 20 und mehr Scorerpunkte erzielt. Boychuk hat als einziger Stürmer bereits zweistellig getroffen (10).
Die Neuzugänge haben im Vergleich zur Vorsaison voll eingeschlagen. Jeder Spieler trägt seinen Teil zum erfolgreichen Saisonstart bei. Es gibt keine „Passagiere“, wie man immer so schön sagt. Auch die Youngsters sind gut integriert ins Spiel der Eisbären und liefern ebenso ihren Teil dazu. Maximilian Heim zum Beispiel hat sich genau wie Korbinian Geibel in der Defensive im Team festgespielt. Heim hat einen „unHEIMlichen“ Entwicklungssprung hinter sich. Bei manchen Aktionen auf dem Eis denke ich mir danach immer nur: „Wow, wo hat er das denn gelernt oder wie hat er den Gegenspieler denn stehen lassen!„. Einzig ein Tor fehlt ihm noch, was ihn selbst auch stört, aber wenn er so weiterspielt, wird der erste Saisontreffer nicht mehr lange auf sich warten lassen.
Und wenn wir gerade bei den Youngsters sind, dann kommt man in dieser Saison nicht an Eric Hördler vorbei. Sein Papa Frank ist zwar nicht mehr in Berlin, aber Hördler Junior schreibt die „Hördler-Dynastie“ in Berlin fort. Eric kam bisher in zehn Spielen zum Einsatz und konnte sich dabei auch schon mit seinem ersten DEL-Tor in Wolfsburg belohnen. Durchschnittlich etwas mehr als sieben Minuten Eiszeit pro Spiel sind Lohn seiner harten Arbeit.
Arbeit ist das Stichwort, wenn wir auf die Special Teams der Berliner schauen. Dort hat man definitiv noch Verbesserungspotential. Das Penalty Killing liegt derzeit auf einem guten dritten Platz mit einer Erfolgsquote von 89,06 Prozent. Das Powerplay ist noch so eine Baustelle im Team, an der es zu arbeiten gilt. Dort rangieren die Eisbären aktuell nur auf dem sechsten Platz mit einer Erfolgsquote von 16,67 Prozent. Das ist definitiv noch ausbaufähig. Die Eisbären wollen es eben manchmal einfach zu schön machen und spielen dann lieber noch den letzten Pass statt einfach mal auf das Tor zu schießen. Aber dieses Problem kennen wir ja in Berlin schon ein paar Jahre.
Zusammengefasst lässt sich sagen, dass der Saisonstart der Eisbären Berlin sehr erfolgreich verlaufen ist und man sich vom Titel-Kandidaten zum Top-Favoriten gemausert hat. Der Umbruch im Sommer hat weniger Zeit benötigt, als angenommen. Die Neuzugänge wurden sehr gut ins Team integriert und haben das System von Trainer Serge Aubin relativ schnell verinnerlicht. Dass es so schnell so gut harmonieren würde, damit habe ich persönlich nicht gerechnet. Umso erfreuter bin ich jetzt natürlich, dass die Eisbären aktuell wieder so viel Spaß machen.
Und doch gibt es trotz des nahezu perfekten Saisonstarts noch Baustellen, an denen zu arbeiten gilt. Was die Konkurrenz eigentlich in Angst und Schrecken versetzten dürfte, denn wenn die Eisbären jetzt auch noch anfangen, konstant ihre Heimspiele zu gewinnen und das Powerplay ans Laufen bekommen, dann werden die Berliner in diesem Jahr nur sehr schwer zu schlagen sein.
Und doch sollte bei aller berechtigten Freude über den Saisonstart auch daran erinnert werden, dass in einer langen Hauptrunde jedes Team mal eine Schwächephase durchmachen muss. Mannheim und München scheinen sich gerade da drin zu befinden. Die Eisbären tun also gut daran, weiter in jedem Spiel konstant ihr Spiel zu spielen, um die nötigen Punkte bereits jetzt zu holen, damit eine mögliche Schwächephase im Laufe der Hauptrunde nicht zu schwer ins Gewicht fällt.
Das sagt Jule zum Saisonstart der Eisbären Berlin:
18 Spiele – beste Offensive – beste Defensive – sehr gute Fangquote, sind wir mal ehrlich, wer hätte das gedacht? Natürlich muss man dazu sagen, es waren „erst 18 Spiele“, jedoch zeigt es die Richtung an, die Serge Aubin und die Jungs angehen wollen. Die letzte Saison war ein Ausrutscher. In der Vorschau hatten wir einen Deal 😉 Wir geben Jake Hildebrand mindestens 15 Spiele um sich an die Mannschaft, Stadt und Umfeld zu gewöhnen. Die größten Kritiker hat Jake verstummen lassen, denn seine Fangquote und sein Gegentorschnitt sind unglaublich. „DIE WAND, DIE WAND, JAKE HILDEBRAND!“ Um auch hier realistisch zu bleiben, wird er wahrscheinlich nicht ganz diesen Schnitt halten können, er zählt dann aber trotzdem noch zu einem der besten in der Liga. Falls Jake mal eine „Pause“ braucht, haben wir da ja noch einen Stettmer und einen Quapp, die beide gute Jobs gemacht haben im Dress der Eisbären. Wer sich nicht direkt an alle Begegnungen erinnert, kann gerne nochmal im Youngsters Bericht nachschauen. Also Torwarts Problem in Berlin? Ganz klares NEIN!
Die Mannschaft an sich spielt wieder als Einheit, das merkt man richtig! Als Pföderl und Ronning verletzungsbedingt ausfielen, wurden die Youngsters durchgemixt in die Reihen gesteckt und wie Noebels meint: „die haben einen guten Job gemacht, wir alten Hasen müssen ihnen zeigen, wie es geht„. Das einzige Manko, wo ich unserem Trainer eine kleine Anmerkung lassen würde, wäre die Eiszeit der Youngsters. (Meckern auf hohem Niveau, ich weiß, aber ohne Eiszeit keine Verbesserungen) Die Mannschaft wächst zusammen und versteht gewisse Abläufe mittlerweile schon blind, das ist im Vergleich zur letzten Saison zu beobachten – das hat was aus den Jahren 2021 und 2022. Kevin hat schon die Neuzugänge angesprochen, die alle ihren Beitrag leisten, der Mannschaft zu helfen, Spiele zu gewinnen. Freddi Tiffels wurde oft als Überraschung betitelt, für uns jedoch keine gewesen ist, genauso wie ein Ty Ronning oder Tobi Eder etc. Die Transfers waren klug und mit Bedacht ausgesucht bzw. gewählt. Aubin und Richer haben alles in Bewegung gesetzt, dass so eine Saison wirklich nicht nochmal passiert. Die Chemie im Team scheint wieder richtig gut zu sein, die Jungs haben einfach Spaß auf dem Eis und das sieht man auch – Beste Offensive.
„Whizzy“ (Kai Wissmann) so ein herausragender Spieler, der uns an allen Ecken und Kanten letzte Saison gefehlt hat, nicht umsonst trägt er das „C“ auf der Brust, ich glaube er macht seinen Job schon richtig gut! Allgemein ist die Defensivleistung bei weitem nicht so anfällig wie letztes Jahr. Es werden kluge Entscheidungen auf dem Eis getroffen, Situationen richtig eingeschätzt und das Gefühl: „wo kann ich aggressiv“ reingehen z.B. Unterzahl, ist deutlich verbessert. Da wir gerade bei der Unterzahl sind fällt auf, dass die Jungs das ziemlich aggressiv spielen, d.h. starken Druck auf den puckführenden Spieler ausüben, um Fehlpässe zu erzwingen. Erinnert mich stark an die Unterzahl aus München vor ein paar Jahren. Diese Spielweise kann man nur so spielen, wenn man sich auf den Torhüter verlassen kann, dass falls es brenzlig wird, er da ist.
Genug geschwärmt. Sicherlich gibt es noch ein paar Baustellen, wie das Powerplay, welches noch nicht ganz so gut läuft. Wie Kevin schon schrieb, wird sich das sicherlich noch verbessern und dann müssen sich alle Gegner warm anziehen.
Fazit: Die Konstanz haben die Eisbären durchaus schon gefunden, zu Hause dürfen sie gerne mehr Tore schießen. Alle arbeiten für alle, egal welche Reihe, es macht unglaublich Spaß den Jungs zuzuschauen. Die Entscheidung bei Aubin zu bleiben, war auf jeden Fall die richtige. Es bleibt spannend, ob die Jungs weiterhin so stark ihre Rollen erfüllen können und hoffentlich bleiben lange Verletzungen aus. Also der Saisonstart ist geglückt! Wir freuen uns, dass die Eisbären wieder zur alten Stärke zurückgefunden haben. Forza EHC!