Die Eisbären Berlin in der Saison 2023/2024: Vom Abstiegskampf zur zehnten deutschen Meisterschaft

Die Saison 2023/2024 ist seit etwas mehr als einer Woche beendet und die Eisbären Berlin haben ihre zehnte deutsche Meisterschaft gefeiert. In der Finalserie setzten sich die Hauptstädter mit 4:1-Siegen gegen das Überraschungsteam der Saison, die Fischtown Pinguins Bremerhaven, durch und bauten somit ihren Vorsprung als DEL-Rekordmeister aus. Wir blicken heute noch einmal zurück auf diese Meistersaison der Eisbären.

Wer hatte vor dieser Saison ernsthaft mit dem Ausgang der Saison 2023/2024 gerechnet? Die Eisbären hatten in der Vorsaison als zweifacher deutscher Meister in Folge erstmals seit 22 Jahren wieder die Playoffs verpasst. Am Ende der Hauptrunde reichte es nur zu Platz elf mit drei Punkten Rückstand auf Platz zehn, den damals die Löwen Frankfurt belegten und somit sich das letzte Ticket für die erste Playoff-Runde sicherten. Lange Zeit steckten die Berliner in der Saison im Abstiegskampf, es drohte der Absturz in die DEL2. Während bei anderen Vereinen in der DEL Panik ausgebrochen wäre und man sich mit sofortiger Wirkung vom Trainerteam getrennt hätte, behielt die Chefetage der Eisbären Berlin absolute Ruhe, analysierte die Situation bereits während der katastrophalen Saison und kam zum Entschluss, dass man mit Trainer Serge Aubin und Co-Trainer Craig Streu weiter arbeiten möchte. Für diese Entscheidung hagelte es seinerseits ordentlich Kritik, doch mit ein wenig Abstand werden auch die Kritiker heute einsehen, dass das genau die richtige Entscheidung von Geschäftsführer Thomas Bothstede und Sportdirektor Stéphane Richer war. Denn Serge Aubin zahlte genau dieses Vertrauen jetzt mit dem Gewinn der zehnten deutschen Meisterschaft zurück.

Enttäuschte Gesichter nach dem Verpassen der Playoffs 2023: (Foto von Marco Leipold/City-Press GmbH)

Die Verantwortlichen des Hauptstadtclubs setzten sich nach dem Verpassen der Playoffs zusammen, analysierten alles ganz genau und sorgten im Sommer für einen radikalen Umbruch im Kader. Satte 15 Spieler mussten die Eisbären damals verlassen. Beide Torhüter (Tobias Ancicka/Juho Markkanen), zwei Verteidiger (darunter auch die Club-Legende Frank Hördler, welchen es nach Selb in die DEL2 zog) und elf Stürmer (u.a. Matt White, Giovanni Fiore, Peter Regin) erhielten keinen neuen Vertrag bei den Eisbären.
Dem gegenüber standen zwölf Neuzugänge vor und zwei Neuzugänge während der Saison 2023/2024. Und im Gegensatz zur Vorsaison, wo fast kein Transfer zum Volltreffer wurde, schlugen nahezu alle Neuzugänge in der abgelaufenen Saison ein. Sportdirektor Stéphane Richer hatte diesmal mehr als nur einmal ein goldenes Händchen und bastelte im vergangenen Sommer ein Team, welches definitiv das Zeug hatte, am Ende die Meisterschaft wieder nach Berlin zu holen.

Das Bild der Saison – Deutscher Meister 2024: Eisbären Berlin (Foto von City-Press GmbH Bildagentur)

Fangen wir aber an bei der so wichtigen Torhüter-Position, wo sich die Eisbären mit Jonas Stettmer (Ingolstadt) und Jake Hildebrand (Frankfurt) verstärkten. Ich glaube, uns allen liegen noch die kritischen Aussagen einiger Fans im Ohr, die damals die Verpflichtung von Jake Hildebrand kritisierten, dass man mit ihm keine Meisterschaft gewinnen kann. Ich glaube, Jake hat alle Kritiker Lügen gestraft und deutlich bewiesen, dass er zu den absoluten Top-Goalies in der PENNY DEL zählt. In der Hauptrunde überzeugte Hildebrand bereits mit einer Fangquote von 91,72 Prozent und einem Gegentorschnitt von 2,38 pro Spiel sowie drei Shutouts. In den Playoffs steigerte sich Hildebrand nochmal und wuchs förmlich über sich hinaus. In den Playoffs kam er auf eine Fangquote von 93,60 Prozent und einen Gegentorschnitt von 1,91 pro Spiel. In den letzten drei Finalspielen kassierte er nur noch zwei Gegentore und feierte im entscheidenden fünften Spiel sogar einen Shutout. Jake Hildebrand war mit einer der wichtigsten Faktoren, warum die Berliner am Ende die zehnte deutsche Meisterschaft feiern konnten.
Jonas Stettmer kam in der Hauptrunde in 13 Spielen zum Einsatz, wo er stets zu überzeugen wusste. Auch seine Werte nach der Hauptrunde konnten sich mehr als sehen lassen. Eine Fangquote von 91,33 Prozent sowie einen Gegentorschnitt von 2,28 pro Spiel zeigten, dass die Eisbären über ein sehr starkes Torhüter-Duo verfügten. Stettmer feierte zudem auch noch einen Shutout.

Vor der Saison kritisiert, am Ende dann aber der gefeierte Held: Goalie Jake „The Wall“ Hildebrand“: (Foto von City-Press GmbH Bildagentur)

In der Defensive sorgte Richer mit der Rückkehr von Kapitän Kai Wissmann für den Königstransfer vor der Saison. Dazu kamen Ben Finkelstein (Wien), der jedoch während der Saison seine Karriere beenden musste, und Rio Kaiser (Salzburg). Während der Saison stieß dann auch noch Thomas Schemitsch dazu.
Wissmann übernahm sofort wieder Verantwortung in der Berliner Defensive und wurde wieder zu einem unverzichtbaren Leistungsträger. Mit 30 Scorerpunkten (5T/25A) war Wissmann am Ende der Hauptrunde sogar sechstbester Scorer in der internen Scorer-Wertung der Eisbären. Und das in nur 44 Spielen, denn der Verteidiger fehlte zwischenzeitlich verletzt. Wissmann verlieh der in der Vorsaison doch arg anfälligen Berliner Defensive deutlich mehr Stabilität und das machte zugleich auch seine Mitspieler besser. In den Playoffs scorte Wissmann auch nochmal stark und kam am Ende auf zehn Scorerpunkte (2T/8A), was ihm Platz fünf in der internen Scorer-Wertung einbrachte.
Finkelstein kam mit vielen Vorschusslorbeeren in die Hauptstadt, leider musste er aber im Laufe der Hauptrunde seine Karriere vorzeitig beenden. Am Ende standen für ihn 15 Vorlagen zu Buche. Es wäre spannend gewesen, wie sich Finkelstein in Berlin weiter entwickelt hätte.
Rio Kaiser kam insgesamt nur auf drei Spiele in der letzten Saison, was eine Bewertung extrem schwierig macht. Aber seine Zeit wird noch kommen und vielleicht kommt er in der neuen Saison auf mehr DEL-Einsätze.
Kommen wir zu Thomas Schemitsch, welchen die Eisbären kurz vor Ende der Hauptrunde verpflichteten. In fünf Hauptrundenspielen kam er auf starke vier Scorerpunkte (1T/3A). Man merkte ihm seine lange Pause überhaupt nicht an, er fügte sich nahtlos ins Team der Eisbären ein und harmonierte direkt mit seinem alten Kumpel Julian Melchiori, welchem er direkt zu den ersten Saisontoren verhalf. In den Playoffs kamen nochmal vier Assists hinzu. Die Verpflichtung von Schemitsch war zunächst mit einem Risiko versehen, entpuppte sich am Ende aber als Volltreffer. Bleibt zu hoffen, dass wir ihn nächste Saison wieder in Berlin auf dem Eis sehen.

Zwei enorm wichtige Leistungsträger in der Defensive der Eisbären Berlin: Jonas Müller (links) und Kapitän Kai Wissmann (Foto von City-Press GmbH Bildagentur)

In der Offensive gab es den größten Umbruch und dort gelang es Sportdirektor Richer, echte Kracher nach Berlin zu holen. Ty Ronning (Ingolstadt), Rückkehrer Blaine Byron (Oskarshamn), Patrice Cormier (Yekaterinburg), Michael Bartuli (Bad Nauheim), Lean Bergmann (Mannheim), Tobias Eder (Düsseldorf) und Frederik Tiffels (München). Zudem kam Jeadon Descheneau während der Hauptrunde. Gerade die Transfers auf dem deutschen Spielersektor sorgten für Aufsehen bei der Konkurrenz, denn da waren schon einige Top-Spieler dabei.
Ronning machte in der vergangenen Saison in Ingolstadt auf sich aufmerksam und diese Leistung konnte er in Berlin bestätigen. In der Hauptrunde kam der kleine Flitzer nur auf 27 Spiele, sammelte dort aber starke 20 Scorerpunkte (13T/7A). In den Playoffs steigerte sich Ronning nochmal und erzielte acht Tore und bereitete ein weiteres Tor vor. Gerade sein Hattrick im vierten Finalspiel gegen Bremerhaven bleibt in Erinnerung, als er die Schwachstelle von Pinguins-Goalie Kristers Gudlevskis offenbarte. Mit den acht Treffern wurde er zu Berlins Top-Torjäger in den Playoffs.
Byron machte nach einem Jahr Pause direkt da weiter, wo er in Berlin vor einem Jahr aufgehört hatte. Auch er kam verletzungsbedingt nur auf 33 Spiele, in denen er aber auf satte 26 Scorerpunkte (9T/17A) kam. In den Playoffs kamen nochmal elf Scorerpunkte (5T/6A) hinzu, wovon er vier Punkte in Überzahl sammelte.
Auch Cormier wurde zu einem wichtigen Puzzleteil auf dem Weg zur Meisterschaft und entwickelte sich zu seinem Spieler, gegen den man nicht gerne spielte. In 37 Hauptrundenspielen kam er auf 21 Scorerpunkte (12T/9A). Vier seiner zwölf Tore erzielte er dabei in Überzahl. In den Playoffs kam nur noch ein Assist hinzu, aber da war Cormier auch eher als physischer Spieler gefragt, der dem Gegner unter die Haut gehen sollte.
Bartuli war als U23-Spieler eingeplant und kam in 32 Spielen auf eine Torvorlage. Viel Eiszeit bekam er von Trainer Serge Aubin aber nicht.
Lean Bergmann kam verletzungsbedingt in der Hauptrunde nur auf 15 Spiele, in denen er aber bereits andeutete, wie wichtig er für die Mannschaft von Trainer Aubin werden könnte. Drei Tore und drei Assists standen für ihn am Ende der Hauptrunde zu Buche. In den Playoffs kam dann die Serie gegen Mannheim und sein legendärer Torjubel sowie der Fight gegen Leon Gawanke. Spätestens seit dem ist Bergmann ein Publikumsliebling in Berlin. Zwei Tore und zwei Assists steuerte die Nummer zehn in den Playoffs noch hinzu.
Tobi Eder schlug voll ein und erzielte in der Hauptrunde starke 22 Tore und bereitete zudem noch neun weitere Tore vor. Vier Tore erzielte er dabei in Überzahl. Drei Tore und drei Vorlagen folgten noch in den Playoffs. Die erste Saison von Tobi Eder als Eisbär war ein voller Erfolg!
Mit Freddy Tiffels gelang Richer ein weiterer Königstransfer. In 50 Hauptrundenspielen erzielte der deutsche Nationalstürmer zwölf Tore und bereitete 26 (!) Tore vor. Fünf Tore erzielte er dabei in Überzahl. Aber gerade seine Arbeit in Unterzahl zeichnete die Nummer 95 aus, als er die Gegner immer wieder früh im Spielaufbau störte – meistens auch erfolgreich. In den Playoffs sammelte er nochmal starke neun Punkte (2T/7A) und war somit auch ein Garant für die Meisterschaft. Wie eigentlich nahezu alle Spieler im Kader der Eisbären Berlin!
Descheneau kam in der Hauptrunde 17-mal zum Einsatz, erzielte fünf Tore und bereitete zwei weitere Treffer vor.

Drei Neuzugänge, die direkt eingeschlagen haben: Tobi Eder (links), Blaine Byron (mitte) und Freddy Tiffels (Foto von City-Press GmbH Bildagentur)

Natürlich schauen wir auch auf die Spieler, die nach der verkorksten Saison 2022/2023 weiterhin das Trikot der Eisbären trugen. In der Defensive waren das Morgan Ellis, Marco Nowak, Eric Mik, Jonas Müller, Korbinian Geibel und Julian Melchiori. Und da muss man allen voran Eric Mik nennen, der mit sechs Toren in der Hauptrunde der Top-Torjäger unter den Verteidigern wurde. Mik hat den nächsten Schritt gemacht und bewiesen, was für ein starker und vor allem wichtiger Spieler er für die Eisbären ist.
Ellis kam wie Wissmann auf fünf Tore in der Hauptrunde, Müller und Melchiori auf je vier Treffer. Müller stach vor allem mit seinen 20 Torvorlagen in der Hauptrunde hervor, welche ihm Platz sechs in der teaminternen Scorer-Wertung einbrachte. Aber auch Ellis (16A) und Melchiori (13A) scorten in Sachen Assists zweistellig.
Besonders hervorheben möchte ich aber Korbinian Geibel, denn der Youngster hat sich seinen Stammplatz im Profiteam erspielt und das absolut zurecht. Er absolvierte alle 52 Hauptrundenspiele und bereitete vier Tore vor. Geibel hat definitiv eine große Zukunft vor sich und es bleibt zu hoffen, dass er den Eisbären noch viele Jahre erhalten bleibt.
Und dann muss man natürlich auch noch Marco Nowak erwähnen, der keine einfache Saison hatte und meist als überzähliger Spieler auf der Tribüne saß. Und trotzdem hat er sich stets in den Dienst der Mannschaft gestellt und war zur Stelle, wenn er gebraucht wurde. Was nicht selbstverständlich in so einer Situation ist, aber einmal mehr beweist, was für ein feiner Mensch Marco Nowak ist.
In den Playoffs trugen sich Müller (3), Wissmann (2) und Melchiori (1) nochmal in die Torschützenliste ein und gerade Müller sein Solo gegen Bremerhaven in Finalspiel zwei bleibt wohl auf ewig in Erinnerung. In Sachen Assists sticht natürlich Kapitän Kai Wissmann hervor, der insgesamt acht Tore vorbereitete. Ebenso erwähnenswert sind die je drei Assists von Marco Nowak (da er nur dreimal zum Einsatz kam) und Korbinian Geibel, der wie bereits erwähnt den nächsten Schritt gemacht hat.
Insgesamt hatten die Eisbären eine deutlich gefährlichere Defensiv-Abteilung als noch in der verkorksten Vorsaison.

Machte in der letzten Saison einen großen Schritt nach vorne: Korbinian Geibel (Foto von City-Press GmbH Bildagentur)

Kommen wir aber nun zum Prunkstück der Meistersaison, nämlich der Offensive. Ganze sieben Stürmer blieben noch übrig nach der Saison 2022/2023: Manuel Wiederer, Yannick Veilleux, Eric Hördler, Maximilian Heim, Zach Boychuk, Marcel Noebels und Leo Pföderl.
Noebels lieferte wie eh und je ab und war am Ende der Hauptrunde der Top-Scorer der Eisbären mit 47 Scorerpunkten (13T/34A). Pföderl folgte direkt dahinter mit 45 Scorerpunkten (15T/30A). Boychuk wurde mit 23 Toren zum Top-Torjäger der Berliner, bereitete zudem auch nur 21 Tore vor. Veilleux traf 14-mal und gab 15 Assists, auch Wiederer traf zweistellig und kam auf elf Tore, dazu kommen noch 14 Assists.
Die Youngster Maxi Heim (2T/7A) und Eric Hördler (1T/5A) hatten natürlich auch ihren Anteil. Gerade das erste DEL-Tor von Eric in Wolfsburg bleibt natürlich in positiver Erinnerung.
In den Playoffs muss man natürlich wen zuerst nennen? Genau! Leo Pföderl, den MVP der Playoffs. Der hat alleine im Finale nochmal ordentlich aufgedreht und war am Ende auch der Top-Scorer der Eisbären. Fünf Tore und zehn Assists steuerte die Nummer 93 in den Playoffs nochmal dazu. Diesmal gab es die umgekehrte Reihenfolge, denn diesmal folgte Noebels auf Platz zwei mit vier Toren und zehn Assists. Auch ein Boychuk lieferte mit elf Punkten (3T(8A) wieder enorm stark ab. Auch Manuel Wiederer, der auf drei Tore und drei Assists kam, ist wohl der am meisten unterschätzte Spieler im Kader der Eisbären. Was sicherlich auch daran liegt, dass er häufig in Reihe vier eingesetzt wurde. Aber was er kann, zeigte er, als er in den vorderen Reihen eingesetzt wurde. Ich sage nur Hattrick in München. Und dann muss man natürlich in den Playoffs auch Eric Hördler erwähnen, dem zwei Assists gelangen. Ja, kein berauschender Wert, aber Eric ist eben ein Youngster und bekam nicht so viel Eiszeit, was das dann eben wieder zu etwas ganz Besonderem machte.

Playoff-MVP Leo Pföderl. (Foto von City-Press GmbH Bildagentur)

Insgesamt muss man sagen, dass der Mix aus jungen und erfahrenen Spielern in diesem Jahr perfekt harmonierte. Die Eisbären hatten die verkorkste Saison 2022/2023 komplett aufgearbeitet und die richtigen Schlüsse gezogen. Waren die Transfers in der Vorsaison fast ausschließlich Fehlgriffe bzw. passten nicht ins Team-Gefüge, so schlugen in dieser Saison alle Neuzugänge ein. Stéphane Richer hat mal wieder bewiesen, dass er ein absoluter Top-Sportdirektor ist. Ja, er hat auch das Team der Vorsaison zusammengestellt und war sich der Schuld auch bewusst. Aber wie man darauf reagiert hat, verdient den aller größten Respekt. Auch der Mut, an Serge Aubin festzuhalten, ist in diesem Geschäft alles andere als üblich. Aber die Eisbären haben sich trotz Kritik dafür entschieden, am Trainer festzuhalten. Und somit kommen wir zum Trainer Serge Aubin.

Der Vater des Erfolges: Sportdirektor Stéphane Richer (Foto von City-Press GmbH Bildagentur)

Aubin feierte mit den Eisbären seine dritte Meisterschaft in den vergangenen vier Jahren und hat mit den Berlinern noch keine Playoff-Serie verloren. Auch an ihm nagte die Vorsaison mit dem Verpassen der Playoffs. Aber wie er die neuen Spieler ins Team integrierte und daraus eine Spitzen-Mannschaft formte, verdient ebenso den aller größten Respekt. Man hatte zu Beginn der Saison damit gerechnet, dass es ein etwas holpriger Start werden könnte angesichts des doch großen Umbruchs im Sommer. Doch es kam anders und man startete mit drei Siegen zu Beginn und sieben Siegen aus den ersten zehn Spielen in die neue Spielzeit. Serge Aubin und seine beiden Co-Trainer Craig Streu und André Rankel hatten aus dem vorhandenen Personal schnell eine Spitzen-Mannschaft geformt, welche früh ihre Ansprüche deutlich machte. Vor der Saison war das ausgegebene Saisonziel ein Platz unter den ersten Vier. Relativ schnell wurde aber deutlich, dass diese Mannschaft in der Lage ist, um die deutsche Meisterschaft mitzuspielen.
Man kassierte nie mehr als drei Niederlagen in Folge. Und diese kassierte man zum einen nach bzw. inklusive dem chaotischen Heimspiel gegen Wolfsburg (6:9), als man danach auch die Heimspiele gegen Düsseldorf (1:4) und Iserlohn (0:3) verlor. Auch zu Beginn des neuen Jahres verlor man nochmals drei Spiele in Serie (2:3 gegen Schwenningen/1:5 in Bremerhaven/2:6 in Straubing). Aber auch davon ließen sich die Berliner nie von ihrem Weg abbringen und gaben stets die Antwort danach auf dem Eis.

Meistercoach Serge Aubin (Foto von City-Press GmbH Bildagentur)

Auch vom Fehlstart in die Playoffs, als man Spiel eins gegen Mannheim mit 1:7 verlor und in Spiel zwei nach nicht einmal fünf Minuten bereits mit 0:2 hinten lag, ließ man sich nicht aus der Ruhe bringen. Die Eisbären fanden immer eine Antwort, wurden immer wieder perfekt vom Trainerteam auf den jeweiligen Gegner eingestellt. Oder wie es Hannes in unserer Meisterfolge im Podcast sagte, dass die Eisbären es immer schafften, das zu zerstören, was den Gegner so stark und so gefährlich machte. Auch das ist ein Verdienst des Trainerteams.
Nach dem 1:7 gegen Mannheim folgten inklusive dem Halbfinale gegen Straubing sieben Siege in Serie. Erst in Spiel vier setzte es mal wieder eine Niederlage am Pulverturm. Danach sollten die Berliner nur noch das erste Finalspiel in Bremerhaven verlieren, ehe sie bis zum zehnten Meistertitel durch marschierten.
Und Niederlagen im Auftaktspiel einer Playoff-Serie sind für Serge Aubin auch nichts Neues. 2020/2021 in der Corona-Saison, als man nur Best-of-Three spielte, verloren die Berliner stets das erste Spiel. 2021/2022 verlor man das erste Finalspiel gegen München. Und in dieser Saison verlor man das erste Spiel im Viertelfinale gegen Mannheim und das erste Finalspiel in Bremerhaven. Die Eisbären standen also stets mit dem Rücken zur Wand, doch Serge Aubin fand immer einen Weg, die Serie anschließend doch noch zu gewinnen. Inzwischen steht er bei neun gewonnenen Playoff-Serien in Folge.

Hatte auch seinen Anteil am Gewinn der deutschen Meisterschaft: Co-Trainer Craig Streu (Foto von City-Press GmbH Bildagentur)

Die Eisbären Berlin haben also die richtigen Schlüsse aus der vergangenen Saison gezogen und entgegen der Gesetze im Sport bewiesen, dass man nicht immer den Trainer austauschen muss, wenn es mal nicht läuft. So ein Seuchenjahr kannst du immer mal wieder haben, das ist im Sport nichts Ungewöhnliches. Wichtig ist nur, wie du darauf reagierst und welche Schlüsse du daraus ziehst. Die Eisbären sind ein Paradebeispiel dafür, dass man nach einer Saison, welche im Fast-Abstieg endete, gestärkt zurückkommen kann. Dass man dann sofort die Meisterschaft wieder gewinnt, macht diese fast schon märchenhafte Geschichte perfekt. Serge Aubin und die Eisbären Berlin, das passt einfach wie die Faust aufs Auge!

Auch er hat einen großen Anteil am Gewinn der deutschen Meisterschaft: Geschäftsführer Thomas Bothstede (Foto von City-Press GmbH Bildagentur)

Tabellenführer nach 18 Spieltagen: Ein erstes Fazit zum Saisonstart der Eisbären Berlin

Die Deutsche Eishockey Liga (DEL) befindet sich derzeit in der Länderspielpause. 18 Spieltage liegen bisher hinter uns und den Eisbären Berlin, weshalb es Zeit wird, ein erstes Fazit zu ziehen. Und dafür bietet sich so ein spielfreies Wochenende am besten an, denn so hat man auch die Zeit, den Saisonstart der Hauptstädter mal kurz und knapp zu analysieren.

Nach 18 Spieltagen thronen die Berliner ganz oben auf dem ersten Platz. Mit 39 Punkten liegt man je drei Punkte vor den aktuell ärgsten Verfolgern aus Bremerhaven und Straubing. Satte acht Zähler Vorsprung sind es auf Meister München, ganze neun Punkte auf Mannheim. Eben jene Mannschaften, welche als Top-Favoriten auf die Meisterschaft 2024 vor Saisonbeginn galten. Doch aktuell ist wohl allen Teams in der PENNY DEL klar, dass die Meisterschaft in dieser Saison nur über die Eisbären Berlin geht.

Haben bisher allen Grund zur Freude: Die Spieler der Eisbären Berlin (Foto von Florian Pohl / City-Press GmbH Bildagentur)

Denn die bisherigen Auftritte der Eisbären glichen teilweise einem echten Statement an die Konkurrenz. Die 73 erzielten Tore sind die meisten, die 37 kassierten Gegentore die wenigsten in der gesamten Liga.
13 Siege feierte das Team von Trainer Serge Aubin in den ersten 18 Spielen, in 15 Spielen punktete man und nur dreimal verlor man nach regulärer Spielzeit. Die Eisbären sind in dieser Saison also enorm schwer zu schlagen.
Wenn man die Berliner derzeit ins Wanken bringen will, dann hat man Stand jetzt die besten Chancen dazu, wenn man in der Hauptstadt zum Spiel antritt. Denn vor den eigenen Fans tun sich die Eisbären mal wieder sehr schwer, konnten nur fünf der bisherigen acht Spiele gewinnen. Vor allem in Sachen Toreschießen tut man sich daheim enorm schwer, die 26 Tore sind die zweitwenigsten Heim-Tore aller Teams. Der Druck vor den eigenen Fans scheint sehr hoch zu sein und da verkrampfen die Berliner dann doch des Öfteren.
Denn auswärts hat man bisher kaum Probleme, konnte acht der zehn Auswärtsspiele für sich entscheiden und ist mit Abstand das beste Auswärtsteam in der PENNY DEL. Man erzielte mit Abstand die meisten Auswärts-Tore (47) und kassierte die wenigsten Gegentore (20) auf fremdem Eis.
Wenn man also nach Verbesserungspunkten beim Hauptstadtclub sucht, kann man die Probleme bei Heimspielen ansprechen. Das man aber auch mit einer „Heimschwäche“ Meister werden kann, haben wir ja erst vor kurzem gesehen. Insofern ein Punkt, der zwar verbesserungswürdig ist, aber aktuell noch nicht zu sehr ins Gewicht fällt.

Hat alle Kritiker eines Besseren belehrt: Goalie Jake Hildebrand (Foto von Marco Leipold / City-Press GmbH Bildagentur)

Die größte Sorge vor dem Saisonstart hatten die Fans mal wieder auf der Torhüter-Position. Nach dem das Experiment mit zwei jungen Goalies in der letzten Saison gescheitert war, verpflichteten die Berliner mit Jake Hildebrand wieder eine etatmäßige Nummer ein. Dazu holte man noch Jonas Stettmer aus Ingolstadt, welcher vor allem in den Playoffs auf sich aufmerksam machte. Die beiden Transfers wurden in der Fanszene im Sommer stark belächelt. Jake Hildebrand wäre nur ein zweitklassiger Torhüter, mit dem man die Meisterschaft in der DEL nicht gewinnen kann. Auch die Back-ups Stettmer und Quapp sorgten bei einigen Fans für Kopfschmerzen.
Nach 18 Spieltagen sollten auch die letzten Zweifler vom Torhüter-Trio der Eisbären überzeugt sein. Denn die Eisbären haben statistisch gesehen die beste Fangquote der gesamten Liga. Hildebrand kam bisher in 14 Spielen zum Einsatz, in denen er auf eine Fangquote von 93,52 Prozent, drei Shutouts und einem Gegentorschnitt von 1,77 pro Spiel kommt. Stettmer absolvierte drei Spiele, welche er alle gewann. Seine Fangquote ist nahezu identisch mit der von Hildebrand (93,51 Prozent). Sein Gegentorschnitt ist dagegen besser als der von Hildebrand (1,65). Und auch Nikita Quapp wusste bei seinem einzigen Einsatz in dieser Saison zu überzeugen. Was die Eisbären in dieser Saison also definitiv nicht haben, ist ein Torhüter-Problem.

Hat der Eisbären-Defensive gleich wieder mehr Sicherheit verliehen: Rückkehrer Kai Wissmann (Foto von Marco Leipold / City-Press GmbH Bildagentur)

Auch die Defensive der Eisbären erwies sich bisher als deutlich stabiler als in der Vorsaison. Schlechter ging aber auch gar nicht mehr. Was vor allem mit der Rückkehr von Kai Wissmann zu tun hat, welcher das Defensivspiel der Eisbären deutlich verbessert hat. Zusammen mit Jonas Müller bildet er wohl das beste Verteidiger-Paar der PENNY DEL. Mit +16 stehen Beide ganz oben in der Plus/Minus-Statistik. Auch Ben Finkelstein hat in den ersten 18 Spielen angedeutet, warum ihn die Eisbären im Sommer verpflichtet haben.
Morgan Ellis ist für mich in diesem Jahr auch eine echte Verstärkung für die Berliner, denn im letzten Jahr war er – wie eigentlich fast alle Leistungsträger – meilenweit von seiner eigentlichen Form entfernt. Dieses Jahr sehen wir endlich den „wahren“ Morgan Ellis.
Was mich persönlich besonders freut, ist die Entwicklung von Korbinian Geibel. Wer aufmerksam die Berichte von Jule über unsere Youngsters gelesen hat, dem war bereits vor Saisonbeginn klar, wie gut „Korbi“ eigentlich ist. Geibel hat sich in der Defensive der Berliner festgespielt und kam bisher auf eine Eiszeit von fast elf Minuten pro Spiel.

Ist derzeit mit zehn Saisontoren der Top-Torjäger der Eisbären: Zach Boychuk (Foto von Marco Leipold / City-Press GmbH Bildagentur)

Die Offensive der Eisbären hat endlich ihren Torriecher wiedergefunden. Wenn man mal vom Spiel gegen Köln vergangenen Freitag absieht. Aber 73 Tore in 18 Spielen macht ein Schnitt von vier Toren pro Spiel, was ordentlich ist. Waren die Eisbären in der Vergangenheit des Öfteren von einer oder maximal zwei Reihen abhängig, so sind die Berliner in dieser Saison enorm schwer auszurechnen. Denn von jeder der vier Reihen geht Torgefahr aus. Wenn in einem Spiel eine Reihe mal nicht so funktioniert wie in den Spielen zuvor, springt eben eine andere Reihe in die Bresche und führt die Mannschaft zum Sieg.
Acht Stürmer haben bereits zweistellig gepunktet, Marcel Noebels und Zach Boychuk haben dabei sogar schon 20 und mehr Scorerpunkte erzielt. Boychuk hat als einziger Stürmer bereits zweistellig getroffen (10).
Die Neuzugänge haben im Vergleich zur Vorsaison voll eingeschlagen. Jeder Spieler trägt seinen Teil zum erfolgreichen Saisonstart bei. Es gibt keine „Passagiere“, wie man immer so schön sagt. Auch die Youngsters sind gut integriert ins Spiel der Eisbären und liefern ebenso ihren Teil dazu. Maximilian Heim zum Beispiel hat sich genau wie Korbinian Geibel in der Defensive im Team festgespielt. Heim hat einen „unHEIMlichen“ Entwicklungssprung hinter sich. Bei manchen Aktionen auf dem Eis denke ich mir danach immer nur: „Wow, wo hat er das denn gelernt oder wie hat er den Gegenspieler denn stehen lassen!„. Einzig ein Tor fehlt ihm noch, was ihn selbst auch stört, aber wenn er so weiterspielt, wird der erste Saisontreffer nicht mehr lange auf sich warten lassen.
Und wenn wir gerade bei den Youngsters sind, dann kommt man in dieser Saison nicht an Eric Hördler vorbei. Sein Papa Frank ist zwar nicht mehr in Berlin, aber Hördler Junior schreibt die „Hördler-Dynastie“ in Berlin fort. Eric kam bisher in zehn Spielen zum Einsatz und konnte sich dabei auch schon mit seinem ersten DEL-Tor in Wolfsburg belohnen. Durchschnittlich etwas mehr als sieben Minuten Eiszeit pro Spiel sind Lohn seiner harten Arbeit.

Bisher haben die Spieler der Eisbären Berlin noch nicht die richtige Idee gefunden, um im Powerplay dauerhaft zu überzeugen. (Foto von Marco Leipold / City-Press GmbH Bildagentur)

Arbeit ist das Stichwort, wenn wir auf die Special Teams der Berliner schauen. Dort hat man definitiv noch Verbesserungspotential. Das Penalty Killing liegt derzeit auf einem guten dritten Platz mit einer Erfolgsquote von 89,06 Prozent. Das Powerplay ist noch so eine Baustelle im Team, an der es zu arbeiten gilt. Dort rangieren die Eisbären aktuell nur auf dem sechsten Platz mit einer Erfolgsquote von 16,67 Prozent. Das ist definitiv noch ausbaufähig. Die Eisbären wollen es eben manchmal einfach zu schön machen und spielen dann lieber noch den letzten Pass statt einfach mal auf das Tor zu schießen. Aber dieses Problem kennen wir ja in Berlin schon ein paar Jahre.

Nach dem starken Saisonstart sind die Eisbären Berlin inzwischen der Top-Favorit auf die Meisterschaft in der PENNY DEL. (Foto von Marco Leipold / City-Press GmbH Bildagentur)

Zusammengefasst lässt sich sagen, dass der Saisonstart der Eisbären Berlin sehr erfolgreich verlaufen ist und man sich vom Titel-Kandidaten zum Top-Favoriten gemausert hat. Der Umbruch im Sommer hat weniger Zeit benötigt, als angenommen. Die Neuzugänge wurden sehr gut ins Team integriert und haben das System von Trainer Serge Aubin relativ schnell verinnerlicht. Dass es so schnell so gut harmonieren würde, damit habe ich persönlich nicht gerechnet. Umso erfreuter bin ich jetzt natürlich, dass die Eisbären aktuell wieder so viel Spaß machen.
Und doch gibt es trotz des nahezu perfekten Saisonstarts noch Baustellen, an denen zu arbeiten gilt. Was die Konkurrenz eigentlich in Angst und Schrecken versetzten dürfte, denn wenn die Eisbären jetzt auch noch anfangen, konstant ihre Heimspiele zu gewinnen und das Powerplay ans Laufen bekommen, dann werden die Berliner in diesem Jahr nur sehr schwer zu schlagen sein.
Und doch sollte bei aller berechtigten Freude über den Saisonstart auch daran erinnert werden, dass in einer langen Hauptrunde jedes Team mal eine Schwächephase durchmachen muss. Mannheim und München scheinen sich gerade da drin zu befinden. Die Eisbären tun also gut daran, weiter in jedem Spiel konstant ihr Spiel zu spielen, um die nötigen Punkte bereits jetzt zu holen, damit eine mögliche Schwächephase im Laufe der Hauptrunde nicht zu schwer ins Gewicht fällt.

Das sagt Jule zum Saisonstart der Eisbären Berlin:

18 Spiele – beste Offensive – beste Defensive – sehr gute Fangquote, sind wir mal ehrlich, wer hätte das gedacht? Natürlich muss man dazu sagen, es waren „erst 18 Spiele“, jedoch zeigt es die Richtung an, die Serge Aubin und die Jungs angehen wollen. Die letzte Saison war ein Ausrutscher. In der Vorschau hatten wir einen Deal 😉 Wir geben Jake Hildebrand mindestens 15 Spiele um sich an die Mannschaft, Stadt und Umfeld zu gewöhnen. Die größten Kritiker hat Jake verstummen lassen, denn seine Fangquote und sein Gegentorschnitt sind unglaublich. „DIE WAND, DIE WAND, JAKE HILDEBRAND!“ Um auch hier realistisch zu bleiben, wird er wahrscheinlich nicht ganz diesen Schnitt halten können, er zählt dann aber trotzdem noch zu einem der besten in der Liga. Falls Jake mal eine „Pause“ braucht, haben wir da ja noch einen Stettmer und einen Quapp, die beide gute Jobs gemacht haben im Dress der Eisbären. Wer sich nicht direkt an alle Begegnungen erinnert, kann gerne nochmal im Youngsters Bericht nachschauen. Also Torwarts Problem in Berlin? Ganz klares NEIN!

Die Mannschaft an sich spielt wieder als Einheit, das merkt man richtig! Als Pföderl und Ronning verletzungsbedingt ausfielen, wurden die Youngsters durchgemixt in die Reihen gesteckt und wie Noebels meint: „die haben einen guten Job gemacht, wir alten Hasen müssen ihnen zeigen, wie es geht„. Das einzige Manko, wo ich unserem Trainer eine kleine Anmerkung lassen würde, wäre die Eiszeit der Youngsters. (Meckern auf hohem Niveau, ich weiß, aber ohne Eiszeit keine Verbesserungen) Die Mannschaft wächst zusammen und versteht gewisse Abläufe mittlerweile schon blind, das ist im Vergleich zur letzten Saison zu beobachten – das hat was aus den Jahren 2021 und 2022. Kevin hat schon die Neuzugänge angesprochen, die alle ihren Beitrag leisten, der Mannschaft zu helfen, Spiele zu gewinnen. Freddi Tiffels wurde oft als Überraschung betitelt, für uns jedoch keine gewesen ist, genauso wie ein Ty Ronning oder Tobi Eder etc. Die Transfers waren klug und mit Bedacht ausgesucht bzw. gewählt. Aubin und Richer haben alles in Bewegung gesetzt, dass so eine Saison wirklich nicht nochmal passiert. Die Chemie im Team scheint wieder richtig gut zu sein, die Jungs haben einfach Spaß auf dem Eis und das sieht man auch – Beste Offensive.

„Whizzy“ (Kai Wissmann) so ein herausragender Spieler, der uns an allen Ecken und Kanten letzte Saison gefehlt hat, nicht umsonst trägt er das „C“ auf der Brust, ich glaube er macht seinen Job schon richtig gut! Allgemein ist die Defensivleistung bei weitem nicht so anfällig wie letztes Jahr. Es werden kluge Entscheidungen auf dem Eis getroffen, Situationen richtig eingeschätzt und das Gefühl: „wo kann ich aggressiv“ reingehen z.B. Unterzahl, ist deutlich verbessert. Da wir gerade bei der Unterzahl sind fällt auf, dass die Jungs das ziemlich aggressiv spielen, d.h. starken Druck auf den puckführenden Spieler ausüben, um Fehlpässe zu erzwingen. Erinnert mich stark an die Unterzahl aus München vor ein paar Jahren. Diese Spielweise kann man nur so spielen, wenn man sich auf den Torhüter verlassen kann, dass falls es brenzlig wird, er da ist.
Genug geschwärmt. Sicherlich gibt es noch ein paar Baustellen, wie das Powerplay, welches noch nicht ganz so gut läuft. Wie Kevin schon schrieb, wird sich das sicherlich noch verbessern und dann müssen sich alle Gegner warm anziehen.

Fazit: Die Konstanz haben die Eisbären durchaus schon gefunden, zu Hause dürfen sie gerne mehr Tore schießen. Alle arbeiten für alle, egal welche Reihe, es macht unglaublich Spaß den Jungs zuzuschauen. Die Entscheidung bei Aubin zu bleiben, war auf jeden Fall die richtige. Es bleibt spannend, ob die Jungs weiterhin so stark ihre Rollen erfüllen können und hoffentlich bleiben lange Verletzungen aus. Also der Saisonstart ist geglückt! Wir freuen uns, dass die Eisbären wieder zur alten Stärke zurückgefunden haben. Forza EHC!

Die Eisbären Berlin nach zehn Spieltagen: Der Deutsche Meister legt einen Stotterstart hin

Seit gut einem Monat läuft die neue Saison in der PENNY DEL. Die Eisbären Berlin haben bisher zehn Spiele absolviert und liegen mit 14 Punkten derzeit nur auf Platz neun. Zu wenig für die Ansprüche in der Hauptstadt. Zu wenig für einen Titelverteidiger. Zu wenig für einen Titel-Favoriten. Wenn man dann auch noch die Vorbereitung und die CHL dazu zählt, kann man erst recht von einem Stotterstart rechnen. Denn in der Vorbereitung reichte es in fünf Spielen nur zu einem Sieg bei 8:17-Toren. In der CHL war erneut nach der Gruppenphase Schluss. Nur ganze zwei Spiele wurden gewonnen. Diese Siege waren vor Beginn der Champions Hockey League (CHL) aber auch erwartet worden. Denn diese fuhr man gegen Außenseite Grenoble ein. Gegen Frölunda ging man auswärts unter, zu Hause stand man kurz vor einem Punktgewinn. Und gegen Mountfield konnte man auch nur für vier Drittel überzeugen, ehe man jeweils im letzten Drittel einbrach. Wobei man da zur Verteidigung sagen muss, dass es dem Mammut-Programm der Eisbären sowie der großen Personalnot geschuldet war, dass man am Ende keine Kraft mehr hatte. So beendete man die Gruppenphase mit vier Niederlagen und einem Torverhältnis von 21:29. Wer weiß, was möglich gewesen wäre, wenn man alle Spieler zur Verfügung gehabt hätte und nicht gefühlt jeden zweiten Tag hätte spielen müssen.

Kommen wir aber zurück zum Liga-Alltag, wo es Zeit für ein erstes Zwischenfazit wird. Wenn eins bisher aufgefallen ist in der noch jungen Saison, dann ist es die fehlende Konstanz der Eisbären. Ob bei der eigenen Leistung, wo es einfach nicht für volle 60 Minuten reicht, oder aber bei den Ergebnissen, wo es bisher noch nicht zu so einer richtigen Serie gereicht hat. Drei Siege in Folge sowie zwei Niederlagen in Serie sind die bislang längsten Serien der Berliner.

Zuhause, wie hier gegen Bietigheim, tun sich die Eisbären bisher enorm schwer. (Foto: eisbaerlin.de/walker)

Die bisherigen 14 erzielten Punkte setzten sich wie folgt zusammen: Dreimal gewann man nach 60 Minuten, zweimal benötigte man die Verlängerung bzw. das Penaltyschießen, um sich den Zusatzpunkt zu sichern, einmal zog man in der Zusatzspielzeit den kürzeren und ganze viermal ging man nach 60 Minuten leer aus.
Zuhause absolvierte man bisher sechs Spiele. Einmal gewann man in regulärer Spielzeit, zweimal nach Verlängerung. In der regulären Spielzeit verlor man zwei Spiele, einmal verlor man nach Penaltyschießen. Was die Eisbären aktuell nur auf Platz 13 in der Heimtabelle führt.
Auswärts ist man dagegen, auch wenn es spielerisch bisher nicht den Anschein gemacht hat, schon wieder gut unterwegs. Vier Spiele absolvierte man bisher auswärts, wovon man zwei nach regulärer Spielezeit gewann und zwei verlor. Was die Hauptstädter aktuell auf Platz fünf in der Auswärtstabelle bringt. Auch dank dem Punkte-pro-Spiel-Schnitt.
Mit 31 erzielten Toren hat man aktuell den sechstbesten Sturm, die 30 Gegentore reichen aktuell zur neuntbesten Defensive. Alles noch keine meisterlichen Zahlen, aber noch sind wir ja auch früh in der Saison und auch letztes Jahr starteten die Eisbären eher dürftig in die neue Spielzeit.

Würden die Spiele nur 20 oder 40 Minuten dauern, wären die Eisbären unter den Top-6 zu finden. Im ersten Drittel sind die Berliner mit 10:6-Toren das drittbeste Team. Auch im Mitteldrittel läuft es noch gut, wenn gleich nicht so wie im ersten Drittel. Aber dort reicht es auch noch für einen guten fünften Platz mit 8:6-Toren. Und dann wären wir schon beim Problemdrittel der Hauptstädter. Das letzte Drittel ist das mit Abstand schlechteste des Deutschen Meisters. Zwar erzielte man dort mit elf Toren die meisten aller drei Drittel, kassierte jedoch mit 17 Gegentoren auch fast dreimal so viel wie in den beiden Dritteln zuvor.

Auswärts gab es schon wieder zwei Siege in vier Auswärtsspielen. (Foto: Ela on Tour)

Schauen wir mal weiter in die Statistik, sieht man, dass die Eisbären nach einer 1:0-Führung (sechsmal) nur drei Spiele gewonnen haben. Nach einem 0:1-Rückstand (viermal) konnte man immerhin noch zwei Siege einfahren.
Wichtig ist für die Berliner zudem auch immer, wie man in ein letztes Drittel geht. Viermal führte man vor dem Schlussdrittel, alle vier Spiele wurden am Ende auch gewonnen. Wobei da ein Spiel dabei war, was man eigentlich als Niederlage zählen muss. Denn gegen Aufsteiger Frankfurt verspielten die Eisbären bekanntlich eine 4:0-Führung, retteten aber in der Overtime den Zusatzpunkt.
Lag man vor einem letzten Drittel hinten, verlor man drei der vier Spiele. Nur einmal konnte man dann also noch gewinnen, was gegen Nürnberg nach Verlängerung war.
Gingen die Berliner mit einem Unentschieden in die letzten 20 Minuten, verlor man das Spiel, was bisher zweimal der Fall war.

Auch immer ein interessanter Statistikwert ist die Torschusseffizienz. Dort stehen die Eisbären als Achter im Mittelfeld der PENNY DEL. Die Erfolgsquote liegt da bei 10,20 Prozent. 304 Torschüsse feuerten die Berliner in den ersten zehn Spielen ab, 31-mal landete die Scheibe im Anschluss im gegnerischen Tor. Da gibt es definitiv noch Steigerungsbedarf.

Ein Spiel entscheiden können auch die Special Teams. Und da zeigen die Eisbären – mal wieder – zwei Gesichter. Während das Powerplay mit einer Erfolgsquote von 25,81 Prozent auf Platz sechs im Ligavergleich liegt, findet man das Penaltykilling der Berliner nur auf Platz 12 (75 Prozent). Acht Powerplaytore gelangen bei bisher 31 Überzahlspielen. Sieben Gegentreffer kassierte man bei 28 Unterzahlspielen.

An Juho Markkanen (links) und Tobias Ancicka liegt der schlechte Saisonstart der Eisbären nicht. (Foto: Ela on Tour)

Den Stotterstart kann man durchaus an den Personalmisere aber auch an dem straffen Spielplan festmachen. Sicher auch an einigen Leistungsträgern oder aber auch Neuzugängen, die bisher noch nicht die gewünschte Leistung erreicht haben. Viele Fans sehen aber vor allem das junge Torhüter-Duo als die große Problemzone der Eisbären an. Was aber gar nicht stimmt. Denn statistisch gesehen haben die Hauptstädter die drittbeste Fangquote in der PENNY DEL (90,99 Prozent). Tobias Ancicka hat sich bisher als Nummer eins etabliert. Er kam bisher achtmal zum Einsatz, kommt dabei auf eine Fangquote von 92,59 Prozent und einen Gegentorschnitt von 2,5 pro Spiel. Sein Gegenüber Juho Markkanen kam bisher erst zweimal zum Einsatz. Seine Werte: Fangquote: 88,33 Prozent/Gegentorschnitt 3,51.
Ja, seine Werte sind deutlich schlechter als die von Ancicka. Aber beide Goalies haben im bisherigen Saisonverlauf überzeugt. Die Werte entstehen eben auch dann, wenn dich deine Vorderleute im Stich lassen. Da kann dann auch der beste Goalie nicht mehr viel ausrichten.

Kommen wir mal zu den Scorerpunkten der Spieler. Und da fällt mir vor allem Eric Mik auf, der in den ersten zehn Saisonspielen schon wieder fünf Assists gesammelt hat. Seine Entwicklung geht also weiter. Ansonsten will ich noch Julian Melchiori hervorheben, der genau da weitermacht, wo er in Wolfsburg aufgehört hat. Er „frisst“ unheimlich viel Eiszeit, steht aktuell bei einer Time-on-Ice-Zeit von 21:50 Minuten pro Spiel. Dabei gelangen ihm bisher zwei Tore und zwei Vorlagen.
In der Offensive kommt Torjäger Matt White erst so allmählich in Fahrt. Derzeit steht White bei drei Toren und sechs Vorlagen. Damit reicht es für ihn aber noch nicht für einen Platz unter den Top-3-Scorern der Eisbären. Dort findet man nämlich Marcel Noebels (4 Tore/10 Vorlagen), Zach Boychuk (3/9) und Giovanni Fiore (7/4). Fiore ist aktuell der Top-Torjäger der Berliner, gefolgt von Kevin Clark (5/2).

Schauen wir auf die Youngsters der Eisbären, muss man vor allem Maximilian Heim erwähnen. Der hatte nämlich gleich bei seinem DEL-Debüt in Ingolstadt sein erstes DEL-Tor erzielt. Heim kommt auch auf die aktuell beste Eiszeit der Youngsters mit 9:50 Minuten pro Spiel. Ihm folgen Bennet Roßmy mit einer Time-on-Ice-Zeit von 8:48 Minuten und Korbinian Geibel mit 8:17 Minuten. Jan Nijenhuis kommt auch noch auf über fünf Minuten (6:38 Minuten). Eric Hördler (4:36 Minuten) und Kevin Handschuh (3:55 Minuten) liegen aktuell unter der Fünf-Minuten-Marke.

Damit es für die Berliner in den nächsten zehn Spielen in der Tabelle nach oben geht, müssen sie konstanter auftreten. Sie müssen ihren Gameplan über 60 Minuten durchziehen, defensiv kompakt stehen und nicht zu oft die Zuordnung verlieren. In der Offensive muss die Chancenverwertung besser werden.
Zudem sollte man von der Strafbank fernbleiben, vor allem die vielen unnötigen Strafzeiten weg lassen. Gerade deshalb, weil das Penaltykilling noch nicht so gut funktioniert.
Und, wie man ja an der Statistik sieht, müssen die Eisbären vor allem an ihrer Ausdauer arbeiten, denn das Schlussdrittel ist eben das große Problem der Eisbären.
Doch noch sind wir früh in der Saison, das Lazarett lichtet sich mehr denn je und mit Alexandre Grenier hat man einen sehr starken und vor allem torgefährlichen Stürmer hinzu bekommen. Dazu kehrte Leo Pföderl zurück, welcher ebenso für mehr Tiefe im Kader sorgt. Hoffen wir also mal, dass der Motor nach dem Stotterstart nun immer besser in Fahrt kommt und die Eisbären in der Tabelle weiter nach oben ziehen.