Elf Spieltage sind in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) absolviert und die Eisbären Berlin haben den Kontakt zur Spitze endgültig hergestellt. Man steht nach elf Spielen mit 22 Punkten auf Platz Vier und liegt damit nur ganze zwei Zähler hinter Spitzenreiter München. Der Grund dafür sind drei Ligasiege in Serie, welche vorher noch nicht gelungen waren. Weil man eben den Heimfluch mit sich herum trug, doch seit vergangenem Dienstag ist dieser vorbei. Dort besiegte man in der Champions Hockey League (CHL) den HC Lugano mit 6:3. Auch in der DEL legte man den ersten Heimsieg hin, gegen Köln gewann man am Sonntag mit 5:3. Elf Tore zu Hause in nur zwei Spielen, zuvor waren es ganze vier in vier Spielen. Der Bann scheint also inzwischen gebrochen zu sein.
Was aber auch daran liegt, dass sich die Mannschaft immer besser aufeinander einstellt und einstimmt, immer besser zusammen harmoniert. Coach Serge Aubin sieht daher derzeit auch keinen Anlass, um irgendetwas zu ändern, weshalb ein Mark Zengerle weiterhin nur der Platz auf der Tribüne bleibt. Ein Wechsel scheint hier durchaus möglich zu sein, wenn gleich sich Zengerle in Berlin trotz der Umstände wohlfühlt und sich durch Leistungen weiterhin anbieten will. Aubin lobte nach dem Spiel gegen Köln seine Mannschaft und erklärte auch, warum derzeit kein Platz für Mark Zengerle im Kader ist:
Die Mannschaft spielt halt zur Zeit sehr gut und deswegen habe ich jetzt keine Änderungen am Line-up vorgenommen.
Fünf Spiele, fünf Siege, 25:12-Tore belegen die Aussage des Berliner Chef Coaches. Die Eisbären hatten auswärts kein Problem mit dem Tore schießen, das hatte man nur zu Hause. Weil man dort einfach zu kompliziert spielte, zu hektisch, zu selten den Schuss in der richtigen Situation abgab. Das änderte man gegen Lugano und gegen Köln und prompt klingelte es elf Mal im gegnerischen Tor. Mit jedem weiteren Tor steigt natürlich auch das Selbstvertrauen der Spieler und die Siegesserie lässt die Brust nur noch breiter werden.
Aubin hatte es immer wieder gepredigt, als man zu Hause Niederlagen kassierte. Immer wieder sagte er, man befinde sich noch im Prozess, es muss sich noch alles finden und jetzt sieht man, dass er damit Recht hatte. Wenn gleich natürlich auch nach wie vor noch nicht alles rund läuft, was aber nach erst elf gespielten Spielen auch kein Wunder ist. Aber man hat die Fehler angesprochen und diese Stück für Stück, Spiel für Spiel abgestellt und so konnte man die jüngste Erfolgsserie starten.
Und war man zu Beginn vielleicht noch zu sehr von der Top-Reihe um Marcel Noebels, Leo Pföderl und Blaine Byron abhängig, so scort nun auch regelmäßig die zweite Reihe, welche am Sonntag Matt White, Zach Boychuk und Yannick Veilleux bildeten. Letzterer kommt immer besser in Fahrt und traf gegen die Haie gleich zweimal.
Doch nicht nur der Offensiv-Motor zu Hause kommt so langsam aber sicher ins laufen. Nein, auch das Powerplay war einer der Hauptgründe für den ersten DEL-Heimsieg in dieser Saison. Die in dieser Spielzeit bekannte Schwäche der Domstädter in Sachen Disziplin fiel ihnen in der Hauptstadt auf die Füße. Die zuvor in Überzahl äußerst harmlosen Eisbären schossen vier der fünf Tore gegen Köln in Überzahl. Zuvor waren es ganze drei Tore in zehn Spielen gewesen, womit man das schwächste Überzahlspiel der gesamten Liga hatte. Die Erfolgsquote lag bei unter zehn Prozent. Jetzt ist man auf Platz Dreizehn angekommen mit einer Erfolgsquote von 17,95 Prozent (7 Tore in 39 Überzahlsituationen).
Es ist kein Geheimnis, dass zwei gut funktionierende Special Teams mit spielentscheidend sein können. Das Penaltykilling der Berliner funktionierte bis dato schon sehr gut, nun also auch das Überzahlspiel. In Unterzahl sind die Berliner gar die drittbeste Mannschaft mit einer Erfolgsquote von 82,05 Prozent. Nur Mannheim und Wolfsburg sind noch besser, das aber auch deutlich.
Die Eisbären basteln also immer mehr an ihrer Meisterform, doch davon ist man natürlich noch ein gutes Stückchen entfernt. Denn noch immer hapert es an den punktgenauen Zuspielen zum Gegner, noch immer bringt man die Scheibe zu langsam aus dem eigenen Drittel. Was gegen Köln aber schon besser wurde.
Das sie viele Torschüsse abgeben, war bereits bekannt, doch führten diese eben bisher nur auswärts zum Erfolg. Jetzt aber hat es auch endlich mal zu Hause geklappt und das, obwohl man mit 31 Schüssen sieben weniger abgab, als das noch in Bietigheim und Nürnberg der Fall war. Aber die Qualität der Schüsse, gerade auf heimischen Eis, war eben deutlich besser als in den ersten vier Ligaspielen zu Hause.
Haben wir oben die beiden ersten Sturmreihen angesprochen, welche sich immer mehr warm schießen, so dürfen wir aber auch nicht andere Spieler vergessen, welche in der vergangenen Woche auf sich aufmerksam gemacht haben. So erzielte zum Beispiel ein Eric Mik gegen Köln sein erstes DEL-Tor. Ein Kai Wissmann legte in Nürnberg ein Drei-Punkte-Spiel (1 Tor/2 Vorlagen) hin. Was natürlich Goldwert ist für die Hauptstädter, dass von immer mehr Spielern Gefahr ausgeht, was es dem jeweiligen Gegner schwer macht, sich auf die Berliner einzustellen. Denn auch die dritte und vierte Reihe kann in einigen Wechseln immer wieder für Gefahr vor dem gegnerischen Tor sorgen.
Und dann darf man ja auch nicht vergessen, dass mit Frans Nielsen jetzt auch noch ein echter NHL-Star kurz vor seinem Debüt bei den Eisbären steht. Mit ihm erhalten die Berliner noch mehr Tiefe im Kader, haben noch mehr Möglichkeiten, anzugreifen. Aber: Der Transfer erhöht auch den Konkurrenzkampf in der Offensive, ist Nielsen doch der zehnte Importspieler beim Hauptstadtclub. Neun dürfen allerdings nur auf dem Spielberichtsbogen stehen. Da wird im Training nun also hart gekämpft, um am Spieltag im Line-up zu stehen.
Den Trainer wird das freuen, denn so hat er nach wie vor hungrige Spieler im Kader, welche die Erfolgsserie am liebsten unendlich fortsetzen wollen. Die Chance auf Sieg Nummer Sechs in Folge besteht am Sonntagnachmittag, wenn der ERC Ingolstadt zu Gast ist. Morgen haben die Berliner spielfrei, somit können sie die Akkus nach dem gestrigen Auswärtssieg in Lugano zum Abschluss der CHL wieder aufladen.
Und am Sonntag hat man dann auch einen wohlmöglich noch lauteren siebten Mann hinter sich. Denn nachdem die Eisbären auf „2G“ umgestellt haben, können nun noch mehr Fans in die Arena am Ostbahnhof strömen. Dann kann aus der Arena wieder der altbekannte Hexenkessel werden, der den Gegnern das fürchten lehrt. Der Heimfluch ist besiegt und jetzt wird es Zeit, nicht nur die Siegesserie weiter auszubauen. Nein, jetzt wird es Zeit, eine Heimserie zu starten und die Arena am Ostbahnhof wieder zu einer uneinnehmbaren Festung zu machen.