Die Eisbären Berlin nach sieben DEL-Spieltagen: Auswärts weiterhin stark und zu Hause ohne Sieg

So langsam lohnt sich schon einmal ein erster Blick auf die Tabelle der PENNY DEL. Sieben Spieltage sind absolviert und vorne findet man mit München und Mannheim die zwei Schwergewichte des deutschen Eishockeys. Dahinter kommen der Vizemeister Wolfsburg und Köln, auf Platz Fünf folgen bereits die Eisbären Berlin. Damit hat man in der dritten Saisonwoche mal wieder einen Sprung in der Tabelle gemacht. War man nach dem ersten Wochenende noch auf Platz Sechs, rutschte man in der Woche darauf auf Rang Neun ab. Und nun verbesserte man sich also wieder und machte einen großen Sprung auf Platz Fünf.

Das war aber auch nur möglich, weil die Hauptstädter in der vergangenen Woche zwei der drei Spiele auswärts bestritten haben. Denn da läuft es für die Mannschaft von Coach Serge Aubin nach wie vor wie geschmiert. Das 4:0 in Straubing und das 3:1 in Krefeld waren die Auswärtssiege Nummer drei und vier in dieser Saison. Und das in insgesamt vier Auswärtsspielen. 18:5-Tore zeigt die Statistik in den vier Gastspielen an. Aubin wurde nach dem Sieg am Sonntag in Krefeld gefragt, was denn seine Mannschaft auswärts derzeit so stark macht?

Ich würde sagen, heute war unser härtestes Auswärtsspiel, aber die Jungs sind stabil geblieben. Es ist ihnen wichtig und deshalb haben sie Wege gefunden. Wir wollen natürlich nicht zwei Spiele in Folge verlieren. Gute Teams finden einen Weg nach einer Niederlage wieder zurückzukommen und das haben die Jungs heute getan.

Während man auf fremden Eis weiterhin ungeschlagen und ohne Punktverlust ist, wartet man zu Hause auch nach dem dritten Heimspiel immer noch auf den ersten Sieg. Den beiden deutlichen Niederlagen gegen München (1:4) und Mannheim (0:3) folgte am Freitagabend eine knappe 2:3-Niederlage n.V. gegen Wolfsburg. Wobei man da sagen muss, dass man sich diese Niederlage selbst zuzuschreiben hat. Denn wer in der Verlängerung eine Strafzeit wegen zu vieler Spieler auf dem Eis kassiert, braucht sich nicht über die Pleite zu wundern.
Was man aber nach dem Spiel am Freitagabend gegen Wolfsburg merkte, war der Frust, der bei den Spielern enorm tief saß. Leo Pföderl wurde zum Beispiel darauf angesprochen, was man abstellen kann, weil man zu Hause immer so einen schwierigen Start hat?

Ach, das ist doch Schwachsinn. Letztes Jahr haben wir auswärts die ersten fünf Spiele verloren und dann haben wir auf einmal auswärts gewonnen und am Schluss waren wir Meister. Also 6. Spieltag oder 5. oder 7., keine Ahnung. Weiter geht´s. Wir gewinnen unsere Spiele schon.

Ja, ihre Spiele gewinnen die Eisbären. Aber eben zur Zeit nur auswärts. Weil man zu Hause irgendwie das Gefühl hat, dass sie irgendetwas blockiert. Zwar kommt man zu Chancen, man kommt immer wieder vor das gegnerische Tor, aber dann bekommt man den Eindruck, dass sie zu hektisch werden. Hier noch ein Pass, da noch ein Kringel, statt einfach geradlinig zu spielen. So wie auswärts eben. Die Statistik zu Hause spricht da Bände – 3:10-Tore. Chancen waren genügend da, satte 99 Torschüsse gaben die Berliner in den bisherigen drei Heimspielen ab. Die Ausbeute von drei Toren ist dann doch definitiv zu wenig.

Die Heim-Misere nennt Stürmer Yannick Veilleux gar inakzeptabel, wie er nach dem Spiel gegen Wolfsburg am Freitag sagte:

Bei dem Kader, den wir haben, ist es inakzeptabel bei drei Siegen und drei Niederlagen zu stehen. Besonders zu Hause zu verlieren, ist inakzeptabel.

Auswärts hat man bis 128 Torschüsse abgegeben und dabei satte 18 Tore erzielt. Man hat das Gefühl, auswärts tun sich die Berliner leichter als zu Hause. Jedenfalls spielen sie auf fremden Eis befreiter auf und nutzen ihre Chancen deutlich besser als zu Hause. Auch steht man auswärts defensiv besser als zu Hause.
Dabei kam man ja in den drei Spielen der vergangenen Woche auch zu Chancen aus der gefährlichen Zone vor dem Tor. Waren es in Straubing noch 29 Prozent aller Schüsse, welche man aus dem Slot abgab, waren es gegen Wolfsburg und in Krefeld bereits 38 Prozent. Aber nutzen konnte man die Chancen eben nur auf gegnerischem Eis. Daran muss man definitiv arbeiten.

Woran man aber auch arbeiten muss? Man ist zur Zeit zu sehr von einzelnen Spielern abhängig. Wenn Tore geschossen werden, dann sind es meistens nur die Spieler aus Reihe eins oder zwei. So auch in den letzten drei Spielen, als Blaine Byron (3 Tore/0 Assists), Leo Pföderl (1/2) und Marcel Noebels (0/3) wieder am besten scorten. Hinzu kommt Matt White mit zwei Toren und auch Yannick Veilleux, welcher zweimal in den drei Spielen traf. Doch die Last des Toreschießens verteilt sich derzeit noch auf zu wenige Schultern.

Bei den Special Teams besteht weiterhin Luft nach oben. Zwar erzielte man in Straubing zwei Überzahltreffer, doch in den beiden anderen Spielen blieb man ohne Tor. Dafür kassierte man gegen Wolfsburg und in Krefeld je ein Gegentor in Unterzahl. Der Gegentreffer gegen Wolfsburg war dabei spielentscheidend und die Strafzeit vollkommen unnötig. Denn da hatte man zuvor das Zählen vergessen und wurde dafür bitter böse bestraft.
Das Powerplay bleibt weiterhin ein Sorgenkind, auch trotz der zwei Treffer am Pulverturm. Mit einer Erfolgsquote von 13,64 Prozent stellt man mit Krefeld aktuell das schlechteste Überzahlspiel der Liga.
Dafür sieht es in Unterzahl besser aus. Das Penaltykilling der Eisbären belegt zur Zeit Rang sechs mit einer Erfolgsquote von 79,31 Prozent.

Schauen wir auf die Youngsters der Berliner. Da wäre zunächst einmal Eric Mik zu erwähnen, denn ihm gelangen zwei Torvorlagen in den letzten drei Spielen. Von der Eiszeit her spielte Mik in Straubing 8:29 Minuten, gegen Wolfsburg 16:25 Minuten (was da aber an der Verletzung von Nicholas B. Jensen lag) und in Krefeld 14:35 Minuten (da ersetzte er Jensen in der Verteidigung komplett). Sebastian Streu kam auf 8:52 Minuten (Straubing), 4:44 Minuten (Wolfsburg) und 11:52 Minuten (Krefeld.). Bennet Roßmy kam auf 4:57 Minuten (Straubing) und 2:57 Minuten (Wolfsburg). Gegen Krefeld war er nicht dabei, dafür spielte Korbinian Geibel. Und der kam auf 5:37 Minuten. Mik und Streu bekamen zudem Eiszeit in den Special Teams.

Auf der Torhüterposition bestritt Mathias Niederberger alle drei Spiele. In Straubing feierte er seinen ersten Shutout in dieser Saison. In den Spielen gegen Wolfsburg und Krefeld kassierte er vier Gegentore. Inzwischen ist die „Krake von Riga“ wieder bei starken 93,04 Prozent Fangquote angekommen und weist einen Gegentorschnitt von 1,97 Gegentoren pro Spiel auf.

Am kommenden Wochenende haben die Eisbären die Chance, ihren Heimfluch zu brechen. Dann ist die Düsseldorfer EG in der Arena am Ostbahnhof zu Gast. Am Sonntag reisen die Berliner zum Aufsteiger nach Bietigheim. Während die Serie am Freitag zu Hause bitte enden soll, darf die auswärts gerne immer so weiter gehen.

Morgan Ellis vor den Spielen in Wolfsburg und Weißwasser: „Wenn Berlin vorbeikommt, wollen alle Mannschaften ihr Bestes zeigen“

Die neue Saison der PENNY DEL wirft ihre Schatten voraus. Am 09.09.2021 starten die Eisbären Berlin als Titelverteidiger mit einem Heimspiel gegen Red Bull München in die neue Spielzeit. Bereits am nächsten Wochenende starten die Berliner dagegen schon in die Champions Hockey League (CHL). Um sich auf die Spiele gegen Tampere und Skelleftea bestmöglich vorzubereiten, testen die Hauptstädter an diesem Wochenende noch zweimal. Morgen Nachmittag ist man beim Final-Kontrahenten der letzten Saison, Grizzlys Wolfsburg, zu Gast. Und am Sonntag steigt dann das traditionelle Spiel bei Kooperationspartner Lausitzer Füchse.

Wolfsburg also, jenes Team, gegen welches die Berliner am 07.05.2021 ihre achte Deutsche Meisterschaft gewannen. Mit 2:1 setzten sich die Eisbären damals im alles entscheidenden dritten Finalspiel in der Arena am Ostbahnhof durch. Morgen kommt es also zum ersten Wiedersehen seit dem Gewinn der Meisterschaft. Wird es deshalb ein besonderes Spiel, Coach Serge Aubin?

Es bringt definitiv Erinnerungen zurück. Die Wolfsburger haben ihre Teamkultur etwas geändert, ihre Identität. Es sollte eine gute Herausforderung für uns werden. Sie spielen sehr hart, worauf wir vorbereitet sein müssen. Wir sind noch in dem Prozess als Team zu wachsen. Unser erster Schritt letzte Woche war gut, aber jetzt wollen wir einen Gang hochschalten in Vorbereitung auf die CHL.

Und was sagt Neuzugang Morgan Ellis über dieses Spiel? Der Verteidiger scheiterte ja damals im Halbfinale mit dem ERC Ingolstadt an den Eisbären Berlin:

Auf jeden Fall. Das Berliner Team hat sie letztes Jahr im Finale geschlagen. Es war eine enge Serie, bei der beide Teams hätten gewinnen können, aber die bessere Mannschaft hat es dann gewonnen. Es wird ein gutes Spiel. Natürlich noch Vorbereitung, aber natürlich werden wir trotzdem viel Einsatz zeigen.

Für die Eisbären werden es die Testspiele Nummer Drei und Vier werden, bevor es nächsten Freitag in der CHL Ernst wird. Die ersten beiden Testspiele endeten mit je einem Sieg und einer Niederlage und dem dritten Platz beim Dolomitencup. Wie ist die Laune in der Mannschaft nach diesen und vor den nächsten beiden Spielen, Morgan Ellis?

Bei den ersten Spielen waren wir noch etwas eingerostet, mich inklusive. Die Jungs fühlen sich jetzt wohler miteinander und das Spielsystem nimmt so langsam Züge an. Das zweite Spiel war besser als das erste und so wollen wir von Spiel zu Spiel besser werden. Wolfsburg ist ein gutes Team mit guten Spielern. Es sind noch ein paar Spiele bis zur Saison, aber umso schneller wir ins Schwung kommen, umso besser.

Am Sonntag findet dann der obligatorische Test gegen Weißwasser statt. Ein DEL2-Club. Wird man in diesem Spiel versuchen, die Offensive zu optimieren oder wird man dieses Duell mit dem größtmöglichen Respekt angehen? Ellis äußerte sich dazu wie folgt:

Kein Spiel ist ein Selbstläufer. Wenn Berlin vorbeikommt, wollen alle Mannschaften ihr Bestes geben. Man darf niemanden auf die leichte Schulter nehmen. Aber gleichzeitig wissen wir, was für ein Team wir haben. Wir haben viel offensives Potential, aber es ist immer noch früh. Die Jungs kommen mit jedem Spiel besser in Schwung und es sieht gut aus bisher.

Coach Serge Aubin freut sich immer wieder auf die Duelle mit dem Kooperationspartner Weißwasser:

Zuallererst, es ist immer schön gegen unser Partnerteam zu spielen. Auch ein paar unserer jungen Jungs werden dort gegen uns spielen und wir haben die Chance sie zu sehen. Es ist eine gute Möglichkeit für uns, auf unseren guten Angewohnheiten aufzubauen. In solchen Spielen müssen wir sichergehen, dass wir uns selbst und unserer Identität treu bleiben. Und natürlich gesund bleiben. Aber es sind noch ein paar Spiele und Wiederholungen bevor die Champions League beginnt.

Einer der jungen Spieler ist u.a. Bennet Roßmy, der in der vergangenen Saison noch für Weißwasser spielte und nun seine Chance in Berlin nutzen will. Wie läuft die Vorbereitung bisher für ihn und wie ist es für die jungen Spieler in Weißwasser, wenn man gegen die großen Eisbären spielt:

Für mich ist es sehr gut, dass ich hier in Berlin bin, die Vorbereitung spielen kann. Gutes Training mit den noch größeren Jungs. Für mich ist es ein guter Schritt.
Für die jungen Spieler ist es eine große Chance, sich zu zeigen. Wie sie spielen, wie gut sie sind. Es ist eine Riesenmotivation auch. Sie freuen sich alle darauf, gegen Berlin zu spielen.

Einige Spieler sind in diesem Sommer neu nach Berlin gewechselt, so eben auch u.a. Bennet Roßmy und Morgan Ellis. Wie zufrieden ist denn Coach Serge Aubin mit der bisherigen Integration der neuen Spieler in die Mannschaft?

Absolut. Die neuen Jungs bringen nicht nur Erfahrung, sondern auch neue Fähigkeiten mit. Unsere jungen Neuzugänge, egal ob Geibel oder Roßmy, oder wer auch immer, sind gut, machen Fortschritte, so wie es zu erwarten war. Wir sind glücklich über das, was wir sehen. Man sieht, dass das Team langsam und sicher zusammenwächst. Jedes Spiel, das wir gemeinsam machen können, bringt uns näher einander. Wir werden das Wochenende nutzen, um uns als Team zu verbessern und die Kleinigkeiten richtig zu machen.

Zum Abschluss nochmal zurück zu Morgan Ellis, der ein enorm wichtiger Bestandteil der Defensive der Eisbären werden kann. Er wird dieser noch mehr Tiefe verleihen und soll mit helfen, dass Mathias Niederberger auch in der neuen Saison nicht so viele Gegentore kassiert. Wie gefallen denn Morgan Ellis die ersten Wochen in Berlin, in seiner neuen Heimat?

Großartig, ich habe es bisher sehr genossen. Meine Familie auch. Wir haben eine schöne Wohnung. Die Eisbären sind offensichtlich eine sehr professionelle Organisation. Es gibt nur Gutes zu sagen. Wir haben eine großartige Truppe an Jungs in der Kabine, was schon viel ausmacht. So gewinnt man Meisterschaften.

JAAAAAAAA!!! Leo Pföderl schießt die Eisbären Berlin zur achten Deutschen Meisterschaft

Ausgabe #20:

Sie haben es vollbracht: Nach acht langen Jahren des Wartens haben sich die Eisbären Berlin am Freitagabend wieder zum Deutschen Eishockeymeister gekrönt. Mit 2:1 (1:1,1:0,0:0) setzten sich die Hauptstädter im alles entscheidenden dritten Finalspiel gegen die Grizzlys Wolfsburg durch und feierten damit die achte DEL-Meisterschaft. Und mit dem Deutschen Meistertitel 2021 krönte man sich auch wieder zum alleinigen DEL-Rekordmeister, was der Berliner Fanszene besonders schmeckt, musste man sich diesen Titel doch zuletzt mit dem verhassten Erzrivalen Adler Mannheim teilen. Und dann sind die Eisbären auch noch der 100. Deutsche Meister. 

Eisbären-Chefcoach Serge Aubin konnte in diesem alles entscheidenden dritten Finalspiel wieder auf Zach Boychuk zurückgreifen! Somit änderten sich natürlich auch die Reihen wieder etwas, um genau zu sagen zwei. Die Noebels-Reichel-Pföderl-Reihe und die Fiore-Olver-Foucault-Reihe blieben gleich, dafür stürmten Matt White, Mark Zengerle und Zach Boychuk zusammen genauso wie Parker Tuomie, Sebastian Streu und PC Labrie. In der Defensive und im Tor blieb aber alles unverändert.

Alles war also angerichtet für das entscheidende Finalspiel. Die Mannschaften waren da, der Meisterpokal stand neben der Eisfläche und auch Karat-Kult-Gitarrist Bernd Römer spielte wieder die deutsche Nationalhymne. Gänsehaut inklusive. Aber auch heute fehlten wieder 14.200 Fans in der Arena am Ostbahnhof, um dem Ganzen das verdiente Ambiente zu verleihen. Doch die Spieler spürten es, dass ihr vor den TV-Geräten Eure Daumen gedrückt habt.

Foto: eisbaerlin.de/jasmin und walker

Die große Frage vor Spiel Drei war diese, ob sich die Serie der Eisbären auch heute fortsetzen sollte. Spiel Eins verlieren, Spiel Zwei gewinnen hatte man bereits hinter sich. Die dritte Sache war immer die, dass die Berliner in Spiel Drei der Viertelfinal- und Halbfinalserie stets mit 0:2 hinten lagen. Darauf wollten heute alle Beteiligten gerne verzichten. Alleine schon um die Nerven zu schonen, welche so schon bis zum Anschlag angespannt waren. Bei mir sogar schon seit heute morgen. Es wurde also Zeit, dass dieses Spiel endlich losging.

Und die Niedersachsen begannen gleich einmal sehr druckvoll, setzten sich sofort im Berliner Drittel fest. Ein ganz anderer Beginn der Wolfsburger als noch am Mittwochabend in Spiel Zwei.
Aber das erste Tor erzielten die Eisbären mit dem ersten Angriff. Nach einem gewonnen Bully kam die Scheibe über Giovanni Fiore zu Kris Foucault, der drehte sich ganz kurz, spielte die Scheibe links rüber zu Mark Olver und der netzte eiskalt ein – 1:0 (2.). Traumstart für die Hausherren!
Doch beflügeln tat der Führungstreffer die Eisbären nicht, ganz im Gegenteil. 25 Sekunden später glichen die Grizzlys durch Mathis Olimb aus – 1:1 (3.). Ein Tor, welches so nicht hätte zählen dürfen, denn der Passgeber hatte keinen Helm auf, somit unkorrekte Ausrüstung und zwei Minuten. Sahen die beiden Hauptschiedsrichter Marian Rohatsch und Andre Schrader nicht so. Eine glasklare Fehlentscheidung, welche zum Glück nicht spielentscheidend war.

Foto: eisbaerlin.de/jasmin und walker

Was für ein Start in dieses alles entscheidende Spiel. Da war alles bei, Torchancen, Tore, Zweikampfhärte, Intensität. Alles, was man für so ein Finalspiel eben braucht – außer eben Fehlentscheidungen. Es ging hin und her, das Tempo war extrem hoch, beide Mannschaften überbrückten schnell die neutrale Zone.
Das beschrieb jedenfalls die Anfangsphase sehr gut. Danach wurde es sehr taktisch. Beide machten die neutrale Zone zu und so taten sich beide Mannschaften schwer, vor das gegnerische Tor zu kommen. Wolfsburg wirkte jedoch etwas zielstrebiger als die Eisbären. Die Mannschaft von Coach Pat Cortina hatte bisher auf jeden Fall eine Antwort auf Mittwoch parat und setzte diese perfekt um. Die Grizzlys fanden durchaus immer mal wieder eine klitzekleine Lücke und brachen dort durch.
Knapp sechs Minuten vor der ersten Drittelpause kassierten die Wolfsburger die erste Strafzeit der Partie, es traf den Torschützen Mathias Olimb wegen Beinstellens. Special Teams in so einem entscheidenden Finalspiel, die müssen sitzen. Taten sie aber nur bei Wolfsburgs Penaltykilling, denn die überstanden das Berliner Powerplay schadlos, weil es harmlos war.
Mehr passierte im Auftaktdrittel auch nicht mehr, beide Teams machten die Räume vor dem Tor zu und so blieb es beim 1:1-Unentschieden nach 20 Minuten. Mit optisch gesehen leichten Vorteilen für Wolfsburg. Aber dennoch ein leistungsgerechter Spielstand nach dem ersten Drittel.

Foto: eisbaerlin.de/jasmin und walker

Ins zweite Drittel fanden die Eisbären gut rein, wirkten deutlich engagierter und zielstrebiger als noch in den letzten Minuten des ersten Drittels. Wolfsburg lauerte zunächst auf Konter.
Und der gute Start wurde belohnt. Dustin Strahlmeier mit dem Fehlpass hinter dem Tor, Kai Wissmann schnappte sich die Scheibe, kurvte rum ums Tor, passte sie hoch in den Slot zu Leo Pföderl und der ließ sich den Onetimer nicht nehmen – 2:1 (24.). Die erneute Berliner Führung dank einer überragenden Vorarbeit von Kai Wissmann!
Die große Frage: Wie lange hält sie diesmal? Die Antwort: Auf jeden Fall schon einmal länger als im ersten Drittel. Und die Berliner spielten weiterhin munter nach vorne, die Eisbären hatten das Spiel nun im Griff und fuhren Angriff um Angriff. Sie hatten ihre Leichtigkeit wiedergefunden, was gut anzuschauen war. Wolfsburg hingegen wirkte in dieser Phase etwas angeschlagen, konnte dem Spiel der Eisbären nicht viel entgegensetzen.
Doch dann kassierte Ryan McKiernan in der 28. Spielminute die erste Strafzeit für die Eisbären wegen eines hohen Stocks und Wolfsburg bot sich die Chance, in Überzahl zurückzuschlagen. Und dass sie das können, wissen die Eisbären. Das einzige Tor am Mittwoch fiel nämlich auch im Powerplay. Kurz zuvor traf Anthony Rech übrigens den Pfosten, Glück also für die Hausherren, die das Unterzahlspiel übrigens schadlos und ohne große Gefahr überstanden. Great Job!

Foto: eisbaerlin.de/jasmin und walker

Aluminium können die Eisbären auch, nämlich Matt White, der nach einem Puck-Klau von Zach Boychuk auf der linken Seite zum Abschluss kam und nur die Latte traf. Nun also auch Glück für die Niedersachsen.
Fortan die Eisbären deutlich aggressiver, giftiger in den Zweikämpfen. Immer wieder erkämpfte man sich dadurch die Scheibe und konnte Angriffe starten. In dieser Phase wirkten es so, als wollten es die Eisbären mehr. Hinten ließ man kaum etwas von Wolfsburg zu, den Niedersachsen fiel aber auch nicht viel ein. Dafür hatten die Hausherren einige gute Chancen, nur konnten sie Dustin Strahlmeier kein weiteres Mal überwinden. Dennoch führte man nach 40 Minuten mit 2:1 und war nur noch 20 Minuten vom großen Triumph entfernt.

Foto: eisbaerlin.de/jasmin und walker

Und das letzte Drittel begannen die Berliner in Überzahl, denn mit der Schlusssirene des zweiten Drittels hatte Sebastian Furchner noch zwei Minuten wegen Hakens mit dem Stock kassiert. Die große Chance also zur Vorentscheidung für die Eisbären jetzt. Doch die Eisbären spielten das zu kompliziert, fanden keine Lücke zum Schuss und spielten sich die Scheibe daher nur hin und her. Da war zu wenig Bewegung in der Formation drin. So vergab man die Riesenchance doch eher kläglich.
Fortan die Eisbären wieder druckvoll unterwegs. Man merkte ihnen an, dass sie dieses Spiel frühzeitig entscheiden wollten. Dafür musste aber das dritte Tor her, um die Nerven zu beruhigen.
Die Intensität war natürlich weiterhin hoch, beide Mannschaften schenkten sich keinen Zentimeter Eis, jeder Zweikampf war hart umkämpft, kein Puck wurde verloren gegeben.
Und dann griffen mal wieder die beiden Hauptschiedsrichter in die Partie ein. Eigentlich müsste Wolfsburg eine Strafzeit bekommen, nachdem Lukas Reichel beim Abschluss deutlich mehrfach gestört wurde. Der Pfiff blieb aus und wenig später traf es dafür Zach Boychuk wegen Beinstellens. Die beiden Hauptschiedsrichter waren hier definitiv nicht finalwürdig. Die zweite gravierende Fehlentscheidung gegen die Eisbären. Und Wolfsburg versuchte natürlich alles, um jetzt den Ausgleich zu erzwingen. Mathias Niederberger rückte in den Mittelpunkt des Geschehens, doch der Berliner Goalie ließ nichts zu und das Penaltykilling leistete ganz starke Arbeit und überstand diese schwierige Situation schadlos. Ganz stark, Jungs!

Foto: eisbaerlin.de/jasmin und walker

Nun begannen die letzten zehn Minuten und das große Zittern ging los. Bei jedem Wolfsburger Angriff stockte der Atem, bei jedem Berliner Angriff war die Hoffnung groß, dass die Eisbären das dritte Tor machen würden. Und die Niedersachsen warfen nochmal alles nach vorne, was sie hatten. Die Eisbären standen nochmal unter Druck und mussten hart arbeiten. Immer wieder spielte sie die Scheiben hinten raus, in der Hoffnung, den einen entscheidenden Konter fahren zu können.
Und sechs Minuten vor dem Ende der regulären Spielzeit klaute sich Marcel Noebels die Scheibe an der gegnerischen blauen Linie, fuhr Richtung Dustin Strahlmeier und wollte dem die Scheibe durch die Schoner legen. Der Wolfsburger Goalie roch den Braten und machte die Schoner zu.
Die Eisbären hatten große Probleme, sich vom Wolfsburger Druck zu befreien. Die hauten tatsächlich hier alles raus, was sie noch im Tank hatten. Aber die Eisbären verteidigten mit allem, was sie hatten. Was für eine spektakuläre Schlussphase in der Hauptstadt.
90 Sekunden vor dem Ende nahm Pat Cortina seinen Goalie vom Eis, eine gute Minute vor dem Ende des Spiels nahm er zudem seine Auszeit. Die Crunchtime war angebrochen. Und Wolfsburg holte nochmal alle Kraftreserven heraus, die sie noch übrig hatten. Großen Respekt dafür, damit konnte man nicht unbedingt mehr rechnen. Aber sie machten den Eisbären das Leben nochmal so schwer wie möglich. Diese befreiten sich immer wieder mit Icings, so dauerte es auch, bis die letzte Minute runter gelaufen war.
Was danach folgte, war die pure Erleichterung auf Berliner Seite und große Trauer auf Wolfsburger Seite. Die Eisbären bildeten eine Riesen-Jubeltraube auf dem Eis und freuten sich wie kleine Kinder über die Deutsche Meisterschaft. Tolle Bilder eines ebenso tollen Teams!

Foto: eisbaerlin.de/jasmin und walker

Ein Team, welches auch heute wieder dank des unglaublichen Willens und des Glaubens das Spiel gewann. Dabei tat man sich im ersten Drittel trotz früher Führung noch schwer, kassierte recht schnell den irregulären Ausgleich und danach wirkten die Niedersachen einen Tick besser. Ab dem zweiten Drittel dominierten die Berliner das Geschehen nahezu nach Belieben, gingen erneut in Führung, verpassten es aber, ein drittes Tor nachzulegen. Und so war das Spiel im letzten Drittel ein Ritt auf der Rasierklinge. Denn Wolfsburg holte auf einmal alle Kraftreserven aus sich heraus und warf nochmal alles nach vorne. Doch auch da zeigte sich wieder der unbändige Wille dieses Teams. Wie die das Schlussdrittel überstanden, wie da Jeder für jeden gekämpft hat, wie sie Mathias Niederberger unterstützt haben, wie sie ein Unterzahlspiel in einer schwierigen Situation überstanden, das war einfach großartig.

Foto: eisbaerlin.de/jasmin und walker

Am Ende belohnte man sich dafür mit dem Gewinn der achten DEL-Meisterschaft. Und als der Pokal endlich wieder ein Berliner war, kannte der Jubel bei den Spielern endgültig keine Grenzen mehr. Jeder Spieler wollte den Silberpokal in den Himmel strecken, alle Spieler brüllten ihre Freude ins leere Arenarund. Die Spieler legten sich auf das Eis und spielten mit dem goldenen Konfetti. Es wurden Erinnerungsfotos geschossen. Die Meister-Zigarren wurden ausgepackt. Alkohol gab es natürlich auch. Bernd Römer feierte mit den Spielen und Verantwortlichen zusammen. Und zu guter Letzt durften auch noch die Spielerfrauen mit auf das Eis. Bis da jede ihren Mann gefunden hatte, dauerte aber, doch danach fielen sie sich freudetrunken in die Arme.

Sehr schöne Bilder in einer sehr skurrilen Atmosphäre. Denn eins fehlte allen Beteiligten an diesem Abend besonders: Die Fans, welche diesen Abend zu einem außergewöhnlichen gemacht hätten. Aber das wird alles noch nachgeholt, das haben die Eisbären Berlin bereits versprochen. Und so lange kann es schon mal jeder Fan üben:

ALLEINIGER DEL-REKORDMEISTER EISBÄREN BERLIN!!!!

Serge Aubin vor dem Showdown in Berlin: „Wir wollen unsere Fans stolz machen!“

Na, seid ihr auch schon alle so aufgeregt vor dem ultimativen Showdown in Berlin morgen Abend? Ab 19:30 Uhr kämpfen die Eisbären Berlin dann um den Gewinn ihrer achten Deutschen Meisterschaft. Finalgegner Grizzlys Wolfsburg hingegen träumt in seiner vierten Finalteilnahme vom ersten Meistertitel. Am Freitagabend fällt nun die Entscheidung über den 100. Deutschen Meister. 

Nach dem Sieg gestern Abend ist die Laune bei den Berlinern natürlich sehr gut, aber Kris Foucault spricht dennoch davon, dass man nicht zu enthusiastisch in dieses Spiel gehen darf:

Das Schwerste ist, nicht zu enthusiastisch in Hinblick auf das Spiel zu werden. Logischerweise müssen wir unser bestes geben. Wolfsburg ist ein gutes Team, aber wir müssen uns so vorbereiten als wäre es jedes andere Eliminierungsspiel und nicht zu viel Wert auf den Gewinn der Meisterschaft legen, sondern auf den Gewinn des Spiels.

Und bisher hat die Einstellung der Spieler immer gestimmt. Sie haben vor der Finalserie auch jeweils das erste Spiel verloren, danach aber die letzten beiden Spiele gewonnen. Insofern weiß die Mannschaft, was sie morgen Abend tun muss, um das Spiel zu gewinnen. Und das Selbstvertrauen ist auch groß, doch Trainer Serge Aubin wurde gefragt, wie schwierig es ist, dass das Selbstvertrauen nicht in Übermut umschlägt?

Die wirklichen Herausforderungen sind Dienstagsspiele mitten in der Hauptrunde. Es wäre einfach dort nachzulassen, also muss man die Jungs motivieren. Gerade ist es sehr einfach. Jeder weiß, wofür wir spielen. All die Arbeit, die wir über das Jahr hinweg gemacht haben: Hindernisse und schwere Zeiten, die wir überwunden haben, in der ersten Playoff-Serie hinten zu liegen, im Spiel gegen Ingolstadt nach zwei Dritteln hinten zu liegen – wir haben immer wieder bewiesen, dass wir da sind und bereit sind, uns zu wehren. Ich habe vollstes Vertrauen in meine Jungs. Mein Rat an sie ist, einfach Spaß zu haben und das Spiel zu spielen.

Warum die Eisbären immer Spiel Eins verlieren, wissen sie selbst nicht, wie Jonas Müller sagt, der jedoch fest daran glaubt, dass man morgen das Ding klar macht und die achte Meisterschaft holt:

Auf jeden Fall, ja. Ich weiß auch nicht, wie wir es immer machen, dass wir das erste Spiel irgendwie immer verkackt haben. Aber ich glaube, vielleicht soll es auch einfach so sein dieses Jahr, dass wir das erste Spiel immer verlieren und dann irgendwie den Druck brauchen. Ich weiß es nicht, keine Ahnung. Unsere Chancen stehen relativ gut.

Und die Eisbären haben einen großen Vorteil, denn mit Frank Hördler haben sie einen Spieler in ihren Reihen, der weiß wie es ist, Deutscher Meister zu werden. „Nante“ holte alle sieben Titel mit den Eisbären und steht bereits in seiner neunten Finalserie. Sein Rat an die Mitspieler:

Alles was danach kommt, ist hoffentlich Bonus. Wir müssen von Wechsel zu Wechsel denken, wir wollen ja auch unser Spiel durchbringen. Und das schaffen wir nicht, wenn wir daran denken, was danach sein könnte. Wir wollen unser Spiel aufziehen, durchziehen und zu Ende bringen.

Lange Zeit sah es in dieser Saison danach aus, dass die Berliner Wolfsburg nicht knacken könnten. Alle vier Hauptrundenspiele gingen verloren und am Sonntag dann auch noch das erste Finalspiel. Doch das Trainerteam um Serge Aubin hat die richtigen Schlüsse daraus gezogen und die Mannschaft gestern Abend perfekt eingestellt. Mit dem neuen System stellte man Wolfsburg vor große Probleme, warum sollte man davon also morgen Abend abweichen, Kris Foucault?

Ich denke, viel verändern werden wir nicht, was den Spielplan angeht. Ich wüsste nicht wieso. Natürlich haben wir Besprechungen und passen das an, was wir müssen, aber das letzte Spiel war solide und so haben wir das ganze Jahr über gespielt. Ich sehe keinen Grund etwas verändern zu müssen.

Serge Aubin ergänzte noch, dass es egal ist, welches System man spielt, denn es kommt auf etwas ganz anderes an:

Es ist egal, welches System man spielt, am Ende ist eins wichtig: im Eishockey gibt es viele Zweikämpfe. Sie passieren alle 3,4 Sekunden auf dem Eis und egal, ob es mental darum geht, die richtige Entscheidung zu treffen oder physisch die besseren Fähigkeiten zu haben – man muss sie gewinnen. Man muss sich diese Momente zu eigen machen. Wenn man zu dem Punkt kommt, an dem wir uns gerade befinden, beide Teams haben viele Sachen gut gemacht. Jetzt geht es darum, das Kapitel zu schließen. Natürlich wollen wir als Sieger herausgehen. Wir sind uns der immensen Arbeit bewusst, die wir verrichten müssen. Und ich weiß ohne Zweifel, dass die Jungs bereit sind, loszulegen.

Doch auch wenn man Wolfsburg gestern Abend endlich erstmals besiegen konnte, der Respekt ist nach wie vor riesengroß vor den Niedersachsen und man weiß auch um deren Stärken, nicht wahr Jonas Müller?

Auf jeden Fall im Powerplay. Wir müssen Strafen vermeiden, was uns im letzten Spiel eigentlich ganz gut gelungen ist. Wir haben zwar ein Tor kassiert in Unterzahl, aber im Großen und Ganzen haben wir es ganz gut geschafft. Defensiv ist Wolfsburg echt stark, sie versuchen jeden Schuss zu blocken und werfen sich auch immer gut rein. Sie sind auch immer gut in der Linie und sind auch stark vor dem Tor.

Kapitän Frank Hördler ergänzte die Wolfsburger Stärken noch und zählte auf, was die Eisbären dagegen tun müssen:

Wolfsburg ist ganz stark in ihrer Disziplin, sie stehen sehr, sehr gut hinten drin. Sie sind hart vorm Tor, sie spielen sehr gut Körper und sind brandgefährlich, wenn sie vor unser Tor kommen. Deswegen muss unsere Stärke einfach sein, dass wir sie frühzeitig und schnell unter Druck setzen. So wie wir es jetzt im zweiten Spiel gemacht haben von Anfang an. Wir dürfen denen gar keinen Raum geben, weil sonst sind sie gefährlich.

Die Stärken der Eisbären kennen wir, die Stärken von Wolfsburg haben die Spieler aufgezählt, fragen wir doch mal den Coach, was morgen Abend den Unterschied ausmachen wird?

Volle 60 Minuten zu spielen. Natürlich wollen wir einen guten Start haben, aber das Spiel ist nicht vorbei, solange wir nicht die Endsirene gehört haben. Und das gilt für beide Teams. Wir fokussieren uns auf den Moment. Wir haben uns diese Möglichkeit erarbeitet, es war ein langer Weg und nun wird es Zeit, die Sache zu Ende zu bringen. Wir sind Zuhause und brauchen jeden Einzelnen dafür. Wir müssen den Moment genießen, denn sowas passiert nicht jedes Jahr. Die Jungs müssen sich daran erinnern, dass es am Ende ein Spiel ist. Sie sollen Spaß haben und wir wollen unsere Fans stolz machen. Wir wollen selber auf uns stolz sein und unsere Familien stolz machen.

Volle 60 Minuten, Serge Aubin spricht es an. Damit hatten die Eisbären in Spiel Drei der Viertelfinal- und Halbfinalserie so ihre Probleme, lag man doch gegen Iserlohn und Ingolstadt mit 0:2 hinten. Darauf würde ich morgen gerne verzichten, alleine schon um die Nerven zu beruhigen. Aber wie schwer ist es für die Spieler, das große Ziel Meisterschaft auszublenden und nur von Wechsel zu Wechsel zu denken, Kris Foucault?

Das ist das Schwerste, nicht zu hochmutig, aber auch nicht zu demütig zu sein. Wenn wir das erste Tor machen, dürfen wir nicht zu enthusiastisch werden, denn es wird ein langes Spiel und alles kann passieren.

Jonas Müller fügte noch hinzu:

Ja klar, man denkt in jedem Spiel von Wechsel zu Wechsel. Man versucht einfach in jedem Wechsel alles zu geben, alles rauszuholen, dass man keine Fehler macht. Klar, wenn mal ein Fehler passiert, sind da auch noch vier andere auf dem Eis, wo wir uns immer gegenseitig gut unterstützen. Das haben wir bis jetzt immer ganz gut hinbekommen und werden es auch im letzten Spiel schaffen.

Die Eisbären stehen jetzt so kurz vor dem Ziel, morgen könnten sie die lang ersehnte achte Meisterschaft endlich gewinnen. Was spricht aus Sicht von Jonas Müller denn dafür, dass das große Ziel morgen auch erreicht wird?

Ich glaube einfach, dass wir den größeren Willen haben. Ich glaube, dass wir im letzten Spiel auch gezeigt haben, wenn wir alles raus holen und einfach Gas geben und Wolfsburg einfach keinen Platz geben, dass es dann schwierig für Wolfsburg wird, da irgendwas zu kreieren. Wir müssen einfach so spielen wie letztes Spiel und ich glaube, dann haben wir richtig gute Chancen.

Aber noch etwas treibt die Eisbären an. Vor der Kabine in der Mercedes-Benz Arena hängt ein Schild mit der Aufschrift „We before me“ („Wir vor mir“). Trainer Serge Aubin über die Wichtigkeit dieses Mottos:

Das war unser Teammotto über die letzten Jahre hinweg. Es ist einfach eine Erinnerung, dass man nur so gut ist wie sein Mitmensch. Dein Teamkollege, dein Freund, dein Arzt, dein Therapeut, egal wer, wir sind alle im selben Boot. Es ist eine große Herausforderung, auf die wir uns sehr freuen. Ich mag wo wir sind, aber es wird schwer. Das wissen wir und es wird Zeit sich der Herausforderung zu stellen. Darauf haben wir uns lange vorbereitet.

Und die Jungs sind heiß und voller Vorfreude auf morgen Abend, wie Frank Hördler bestätigt:

Sie ist riesig, die Mannschaft brennt, sie freut sich, sie hat hart gearbeitet, um genau da zu sein, wo wir jetzt sind. Sie freut sich jetzt rauszugehen und zu zeigen, was sie kann.

Und doch müssen wir bei aller Vorfreude auch traurig sein. Denn was wäre morgen Abend in der Arena los, wenn wir Fans live dabei sein könnten? Die Arena würde beben und das Dach wegfliegen. Jonas Müller vermisst die Fans auf jeden Fall und sehnt ihre Rückkehr herbei:

Es ist schon schade, auf jeden Fall. Allgemein dass es das ganze Jahr keine Fans gab. Ich meine auch jetzt in den Playoffs, die Stimmung wäre immer bombastisch gewesen, wenn wir uns da immer noch zurück gekämpft hätten und das Stadion hätte hier auch immer gebebt. Es ist echt schade, dass es nicht irgendwie die Möglichkeit gibt, dass ein paar Fans kommen dürfen, aber so ist es dieses Jahr und man kann nur hoffen, dass es nächstes Jahr wieder anders wird.

Es ist alles angerichtet für den großen Showdown. Die Eisbären Berlin greifen nach dem achten Stern. Jetzt vollendet euer Meisterstück und holt euch den Meisterpokal, ihr habt es euch redlich verdient!

 

 

Matchpuck abgewehrt! Die Eisbären gewinnen mit 4:1 in Wolfsburg und holen die Serie zurück nach Berlin

Sie haben es schon wieder getan: Zum dritten Mal verloren die Eisbären Berlin Spiel Eins einer Serie, zum dritten Mal gewannen sie anschließend Spiel Zwei auswärts. Auch heute setzte sich diese Geschichte fort. Bei den Grizzlys Wolfsburg setzten sich die Hauptstädter hochverdient mit 4:1 (1:0,2:1,1:0) durch und glichen somit die Serie aus. Nun kommt es am Freitagabend in der Hauptstadt zum ultimativen Showdown um die deutsche Eishockey-Meisterschaft. Weil das Trainerteam um Serge Aubin die richtigen Schlüsse aus Spiel Eins gezogen hatte und Wolfsburg so vor eine unlösbare Aufgabe stellte. Und ganz nebenbei war es zudem der erste Saisonsieg gegen Wolfsburg – zum bestmögichsten Zeitpunkt in der Saison.

Ausgerechnet vor diesem Do-or-die-Spiel musste Trainer Serge Aubin auf Zach Boychuk verletzungsbedingt verzichten. Daher wurden die Reihen umgestellt. Lediglich die Noebels-Reihe blieb gleich. Matt White bildete mit Mark Zengerle und Parker Tuomie die zweite Angriffsreihe, in der dritten Reihe wirbelten Giovanni Fiore, Mark Olver und Kris Foucault zusammen und in der vierten Reihe standen PC Labrie, Sebastian Streu und Fabian Dietz, welcher für Boychuk nachrückte. Im Tor und in der Defensive blieb alles beim alten.

Die Ausgangslage war klar. Wolfsburg konnte mit einem Sieg die erste Meisterschaft einfahren, die Eisbären hingegen wollten mit einem Sieg den ultimativen Showdown in der Hauptstadt erzwingen. Psychologisch waren sicherlich die Niedersachsen im Vorteil, hatten sie doch alle fünf bisherigen Duelle gegen die Berliner gewonnen. Allerdings gingen allein vier dieser Duelle in die Verlängerung bzw. das Penaltyschießen. Und zudem kannten die Eisbären diese Situation bereits, stand man doch schon im Viertelfinale in Iserlohn und im Halbfinale in Ingolstadt mit dem Rücken zur Wand. Am Ende holte man die Serie stets zurück an die Spree und setzte sich dort dann endgültig durch. Eine Wiederholung dieser Geschichte wäre heute aus Berliner Sicht definitiv wünschenswert.

Die Eisbären kamen mit einem aggressiven Forechecking aus der Kabine, doch die ersten Schüsse gab Wolfsburg ab. Diese waren jedoch harmlos und somit kein Problem für Mathias Niederberger. Danach ging es nur in Richtung Wolfsburger Tor und die Eisbären machten gehörig Druck und brachten die Scheiben zum Tor. Da wurde es schon erstmals brenzlig für Grizzlys, die etwas überrascht wirkten ob des aggressiven Forecheckings der Eisbären. Die ersten Chancen hatten sich die Berliner also früh erspielt, genau das schaffte man am Sonntag erst sehr spät.
Doch dann nahm man sich selbst den Schwung durch die erste Strafzeit der Partie gegen Parker Tuomie. Das gefährliche Wolfsburger Powerplay bekam somit seine erste Chance. Und die Grizzlys fanden in ihre Formation, ließen die Scheibe laufen und hatten durch Spencer Machacek eine gute Chance, doch Mathias Niederberger war zur Stelle. So überstanden die Hauptstädter die erste Unterzahl schadlos. Das sollte doch nun noch mehr Motivation geben.
Danach setzten die Gäste ihr aggressives Forechecking fort, man merkte deutlich an, dass sie an ihrem Spiel etwas geändert haben. Wolfsburg konnte sich nur selten aus der Umklammerung der Eisbären befreien. Die Berliner kamen auch zu Abschlüssen, nur fehlte der Mannschaft von Serge Aubin noch das Glück im Abschluss. Dennoch sah das schon recht gut und vor allem vielversprechend aus.
Und sie sollten sich belohnen. Mark Zengerle wartete auf der rechten Seite, bis sich die Lücke öffnete. Dann spielte er den Pass auf die linke Seite, wo Kapitän Frank Hördler stand, die Scheibe annahm, zum Tor fuhr und dann die Scheibe von der Vorhand auf die Rückhand legte und blitzschnell ins lange Eck schoss – 1:0 (17.). Die verdiente Führung für die Eisbären durch das erste Playoff-Tor von „Nante“ in dieser Saison.
Auf der Gegenseite prüfte Simon Després seinen eigenen Goalie, als ein Schuss von seinem Schlittschuh abgefälscht wurde, doch Mathias Niederberger war zur Stelle und entschärfte diese gefährliche Situation.
23 Sekunden vor Ende des ersten Drittels kassierten dann auch die Niedersachsen die erste Strafzeit der Partie, Matti Järvinen traf es. Eine Strafe zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt aus Wolfsburger Sicht. Doch die ersten Sekunden der Unterzahl überstanden die Hausherren, aber die Eisbären konnten das zweite Drittel in Überzahl beginnen. Und zudem nahm man auch noch die 1:0-Führung mit in die erste Drittelpause.

Das Powerplay brachte aber nichts ein, nicht mal eine Torchance. Starkes Penaltykilling der Hausherren. Generell waren die Niedersachsen besser drin im Spiel, holten sich in den ersten Minuten des Mitteldrittels das Selbstvertrauen zurück und hielten die Eisbären vom eigenen Tor fern. Nach vorne versuchte Wolfsburg Akzente zu setzen, viel ließen die Gäste aber nicht zu. Dennoch wirkten die Gastgeber einen Tick wacher zu Beginn des zweiten Drittels.
Dann mal ein Angriff der Eisbären über Leo Pföderl, der die Scheibe nach vorne chippte und nachsetzte. Marcel Noebels spielte sie dann von hinter der Torlinie hoch zum rechten Bullykreis, wo Playoff-Monster Ryan McKiernan lauerte und die Scheibe unter die Latte hämmerte – 2:0 (28.). So kann man mal auf den Wolfsburger Beginn antworten, stark!
Die Gastgeber suchten nach der Antwort, aber die Eisbären gaben ihnen wenig Platz in der offensiven Zone. Wenn die Grizzlys mal zu Abschlüssen kamen, dann war Mathias Niederberger stets zur Stelle.
Und die Eisbären waren heute eiskalt und vor allem effektiv. Gewühl vor dem Tor von Dustin Strahlmeier, die Scheibe landete vor dem Schläger von Sebastian Streu und der netzte humorlos ein – 3:0 (31.).
Wolfsburg wurde von den Eisbären überrascht, von deren gnadenloser Effektivität vor dem Tor. Und nach vorne ging wenig bei den Niedersachsen, weil die Eisbären die gefährlichen Räume vor dem Tor zu machten und den Niedersachsen somit kaum die Möglichkeit zu einer Top-Chance gaben.
Zum Ende hin Wolfsburg aber mit zwei Lebenszeichen. Einmal wurde die Scheibe Richtung Tor gebracht, sie sprang komisch vor Mathias Niederberger auf und ging anschließend an die Latte. Kurze Zeit später brachte Matti Järvinen die Scheibe zum Tor, Mathias Niederberger konnte sie nicht parieren, sie sprang neben ihm wieder runter, doch am Ende hatte er sie doch sicher und deckte sie ab.
Und die nächste Gefahr drohte nach einer Strafzeit gegen John Ramage wegen Spielverzögerung. Wolfsburg schlug tatsächlich zurück. Gerrit Fauser wurde vor dem Tor angespielt, er nahm die Scheibe an und zog ab. Der Puck ging im kurzen Eck rein – 3:1 (38.). Die Grizzlys schöpften also wieder Hoffnung.
Und auf einmal schwammen die Eisbären hinten, Wolfsburg wollte direkt nachlegen. Doch man rettete sich in die zweite Drittelpause und die Berliner waren hier noch lange nicht durch. Es warteten noch 20 extrem schwere und spannende Minuten.

Wolfsburg kam äußerst engagiert aus der Kabine und wollte unbedingt den Anschlusstreffer erzielen. Doch die Eisbären hatten was dagegen und störten Wolfsburg immer wieder früh im Spielaufbau. Die Eisbären dachten gar nicht daran, sich hinten ins eigene Drittel drängen zu lassen. Sie waren weiter hoch konzentriert und zogen ihren Spielplan hier konsequent durch, während Wolfsburg nach einem Mittel suchte, um die Defensive der Eisbären mal zu knacken.
Aber die Berliner spielten das auch schlau. Sie hielten Wolfsburg vom eigenen Tor fern, weil man sich immer wieder im Angriffsdrittel aufhielt und so Zeit von der Uhr nahm. Die Eisbären zeigten ein taktisch sehr starkes Spiel. Da hatte das Trainerteam die richtigen Schlüsse nach Spiel Eins gezogen und die Eisbären setzten die Anweisungen konsequent um.
Wolfsburg biss sich die Zähne an der Berliner Defensive aus. Die Mannschaft von Trainer Pat Cortina fand einfach keinen Weg durch das Berliner Bollwerk. Also musste Cortina reagieren und nahm gut vier Minuten vor dem Ende seinen Goalie vom Eis, um Powerplay zu spielen. Und Powerplay können die Niedersachsen ja. Doch das nutzten die Berliner zur Entscheidung. Lukas Reichel erkämpfte sich in der Mitte die Scheibe, brachte sie Richtung Tor und drin war das Ding und durch war es damit auch – 4:1 (59.). Die Eisbären sorgten somit für den Serienausgleich und verhinderten die erste Wolfsburger Meisterschaft der Vereinsgeschichte.

Die Eisbären haben das Spiel verdient gewonnen, weil man von der ersten Sekunde an deutlich gemacht hat, dass man die Serie heute zurück nach Berlin holen will. Man begann hoch konzentriert und sehr druckvoll, stellte Wolfsburg damit vor sehr große Probleme. Die Niedersachsen taten sich schwer, Chancen herauszuspielen. Und die Eisbären belohnten sich noch im ersten Drittel für den Aufwand. Im zweiten Drittel zeigte man sich dann äußerst effektiv und eiskalt, erhöhte auf 3:0 und schockte Wolfsburg damit. Doch die Niedersachsen spielten in der Schlussphase groß auf, brachten die Eisbären ins Wanken und konnten auf 1:3 verkürzen. Aber die Eisbären überstanden diese Phase schadlos und machten im letzten Drittel die Schotten wieder dicht. Egal was Wolfsburg versuchte, die Berliner Defensive war zur Stelle. Die Eisbären spielten ein überragendes Spiel von hinten bis vorne und sicherten sich somit absolut verdient den Sieg. Weil eben erneut der Charakter und der Glaube der Mannschaft zum Vorschein kam. Wenn die Jungs mit dem Rücken zur Wand stehen, spielen sie ihr bestes Eishockey – egal wer der Gegner ist. Nun vollendet diese Geschichte und krönt euch am Freitag zum Deutschen Meister. Der achte Stern wartet.

Serge Aubin vor Spiel Zwei: „Ich habe vollstes Vertrauen, dass wir morgen als Sieger vom Eis gehen werden“

Morgen Abend steigt Spiel Zwei der DEL-Finalserie zwischen den Grizzlys Wolfsburg und den Eisbären Berlin. Gewinnen die Niedersachsen, sind sie zum ersten Mal Deutscher Meister, gewinnen die Berliner, steigt der ultimative Showdown am Freitagabend in der Hauptstadt. Für die Eisbären ist diese Situation in den diesjährigen Playoffs keine neue, lag man doch bereits im Viertelfinale und Halbfinale nach Spiel Eins zurück und stand mit dem Rücken zur Wand. Von daher spürt man in Berlin überhaupt keinen Druck, viel mehr spricht Trainer Serge Aubin davon, dass die Eisbären rein gar nichts zu verlieren haben:

Wir müssen den Moment genießen. Es ist ein besonderes Jahr. Durch die Best-of-Three-Serien stehst du direkt mit dem Rücken zur Wand, wenn du das erste Spiel verlierst. Normalerweise wäre es eine Best-of-Seven-Serie. Die Jungs müssen sich entspannen und ein Lächeln auf den Lippen haben. Wir sind im Finale, also nur zwei Spiele entfernt von der Meisterschaft. Wir müssen eins nach dem anderen angehen. Wir haben Spiel Eins verloren, so ist das. Wir wussten, dass es schwer wird und nun ist es so. Wir haben nichts zu verlieren, absolut nichts. Wir sollten das als große Chance sehen anstatt den gesamten Druck auf unseren Schultern zu spüren.

An sich hat sich für die Hauptstädter ja auch nichts geändert. Man muss weiterhin zwei Siege einfahren, um Deutscher Meister zu werden. Aubin spricht davon, dass seine Mannschaft anscheinend immer diesen besonderen Druck braucht, um groß aufzuspielen. Das hat seine Mannschaft schließlich schon das ganze Jahr über gemacht:

Ich denke in jedem ersten Spiel einer Serie gibt es Druck, auch wenn es ein anderer ist. Man hofft es richtig zu machen und mit 1:0 in Führung zu gehen. Wenn man das erste verliert, geht’s ums Ganze. Das ist kein Geheimnis. Und wir scheinen immer aufzuerstehen, wenn wir diesem Druck ausgesetzt sind. Idealerweise möchten wir gar nicht erst in diese Situation kommen, aber jetzt ist es so. Wie gesagt, die Jungs haben es schon das ganze Jahr so gemacht. Wenn die Zeiten schwerer wurden, wurden wir besser und ich erwarte nichts anderes für morgen.

Man stand in Iserlohn mit dem Rücken zur Wand und schlug deutlich zurück. Man stand in Ingolstadt mit dem Rücken zur Wand und schlug kurz vor Schluss zurück. Das war alles in Spiel Zwei, aber auch in Spiel Drei haben die Eisbären schon ihre Erfahrungen mit Druck-Situationen gemacht. Gegen Iserlohn und Ingolstadt lag man jeweils mit 0:2 zurück und stand kurz vor dem Saisonaus. Und doch hat die Mannschaft immer wieder daran geglaubt, hat unbändigen Willen und Charakter gezeigt. Am Ende gewann man beide Spiele noch und zog in die nächste Runde ein. Und auch vor morgen hat man keine Angst, eher ist man guter Dinge, wie Kapitän Frank Hördler sagt:

Ja, wir haben es jetzt schon zweimal gezeigt, dass wir es können. Der Charakter in der Mannschaft stimmt, der Wille ist da und die Vorfreude ist auch da. Also bin ich guter Dinge.

Hördler wurde zudem darauf angesprochen, wie die Stimmung in der Kabine ist und wie man in dieses Spiel gehen will:

Genauso wie gegen die anderen Mannschaften und in den anderen Spielen, wir haben eine große Vorfreude, wir haben Bock drauf, wir wollen raus auf das Eis. Wir sind gut drauf und fühlen uns gut. Es gibt keinen Grund, da irgendetwas zurückzuhalten.

Natürlich wird den Eisbären im Kopf herum spuken, dass man alle bisherigen fünf Spiele gegen die Niedersachsen verloren hat. Dabei darf man aber nicht vergessen, dass gleich vier Spiele erst in der Verlängerung bzw. im Penaltyschießen entschieden wurden. Und dort ist es dann aber immer ein Stück weit Glück, welches du brauchst. Und an den Tagen hatte es eben Wolfsburg, was aber nicht heißen muss, dass sie es auch morgen wieder haben werden. Viel mehr wird es auch morgen wieder an Kleinigkeiten hängen, wie Marcel Noebels bestätigt:

Es klingt total bekloppt, aber im Eishockey und vor allem im Finale glaube ich, spricht man nicht mehr über großartige Sachen sondern es sind Kleinigkeiten, die am Mittwoch auch wieder entscheidend sein werden. Es klingt immer so ein bisschen langweilig, aber das was wir halt falsch gemacht haben, waren Kleinigkeiten. Das Gute ist, dass wir genau wissen, woran wir arbeiten müssen im Spiel, um Wolfsburg noch weniger Chancen zu geben bzw. um unser Spiel zu gewinnen und durchzuziehen. Jetzt ist noch alles möglich für uns und der Fokus liegt darauf, dass wir uns von Drittel zu Drittel konzentrieren und dann das Spiel gewinnen.

Das wird auch der richtige Weg sein, sich von Drittel zu Drittel zu konzentrieren. Man muss die Anfangsphase überstehen und wenn möglich früh in Führung gehen, um Wolfsburg erst einmal den Wind aus den Segeln zu nehmen. Die wittern natürlich ihre große Chance auf den größten Erfolg in der Vereinsgeschichte, doch der letzte entscheidende Sieg ist immer der schwerste. Die Mannschaft von Pat Cortina ist ein unbequemer, weil sehr defensiv ausgerichteter Gegner. Da musst du jede sich bietende Torchance eiskalt nutzen und hinten die gefährlichen Räume zu machen. So ähnlich sieht es auch Trainer Serge Aubin, der zudem vollstes Vertrauen darin hat, dass seine Mannschaft morgen Abend das Eis als Sieger verlassen wird:

Wir haben Videos analysiert, sie haben Videos analysiert. Wir wussten, dass es eng wird. In Overtime hatten wir zwei gute Chancen. Das ist der Unterschied. Wenn man sich auf so einem schmalen Grad bewegt, muss man die Tore machen, wenn sich solche Gelegenheiten bieten. Hätten wir das gemacht, wären wir jetzt 1:0 in Führung. So verrückt ist die Welt und auch diese Serie. Und für Spiel Nummer Zwei: Wir müssen bei jeder Chance uns mehr reinhängen, ohne etwas zu bereuen. Ich habe vollstes Vertrauen, dass wir morgen als Sieger vom Eis gehen werden.

Was für die Eisbären spricht: Sie standen schon zweimal in so einer Situation und haben immer eine Antwort geben können. Sie glauben weiter an sich selbst und werden das auch morgen wieder auf dem Eis zeigen. Diese Mannschaft gibt nie auf, egal wie es steht. Und das zeichnet diese Truppe aus, deren Charakter einmalig ist. Und so ist Marcel Noebels auch guter Dinge, dass man morgen die Serie ausgleichen wird:

Es muss mehr oder weniger ein Comeback sein, sonst ist die Saison vorbei. Ich glaube wir haben oft genug bewiesen, in den Playoffs mit dem Rücken zur Wand zu stehen, dass wir damit umgehen können. Ich bin mir sicher, dass wir wieder alles rein schmeißen werden, um das Spiel zu gewinnen. Es wird wieder nicht einfach, aber wir glauben fest daran und haben einen guten Charakter. Wir werden uns mit allen Mann dagegen stemmen, damit die Saison am Mittwoch noch nicht zu Ende ist.

2:3 n.V.! Die Eisbären verlieren zum dritten Mal in Serie Spiel Eins – Wolfsburg steht kurz vorm Gewinn der Meisterschaft

Ausgabe #19:

Die Eisbären Berlin und Spiel Eins, sie werden keine Freunde mehr. Auch im Finale geht Spiel Eins verloren. Die Grizzlys Wolfsburg setzten sich mit 3:2 n.V. (0:0,1:0,1:2/1:0) in der Hauptstadt durch und greifen am Mittwochabend in eigener Halle nach dem ersten Meistertitel. Insgesamt gesehen war es ein verdienter Sieg für die Niedersachsen, weil sie es mehr wollten und sie vor allem defensiv bärenstark spielten und die Eisbären so vor große Probleme stellten. 

Eisbären-Chefcoach Serge Aubin stellte seine Angriffsreihen etwas um im Vergleich zum dritten Halbfinalspiel gegen den ERC Ingolstadt. Die deutsche Top-Reihe um Marcel Noebels blieb als einzige Sturmreihe zusammen. Parker Tuomie und Mark Olver bekamen Kris Foucault in ihre Reihe, PC Labrie und Sebastian Streu wurde Mark Zengerle hinzugefügt und Zach Boychuk, Matt White und Giovanni Fiore bildeten die letzte Sturmreihe der Berliner. Die Verteidigungspaare blieben gleich, ebenso Mathias Niederberger im Tor. Serge Aubin ließ also nichts ungenutzt, um endlich den ersten Saisonsieg gegen die Niedersachsen einzufahren.

Foto: eisbaerlin.de/jasmin und walker

Denn in der Hauptrunde verloren die Eisbären alle vier Spiele gegen Wolfsburg, dreimal allerdings erst nach Verlängerung bzw. Penaltyschießen. Da sprach die Statistik also für die Mannschaft von Chefcoach Pat Cortina, doch in den Playoffs sprach sie mit 7:1-Siegen und 2:0-Seriensiegen klar für die Eisbären.

Eröffnet wurde das Finale wie in Berlin üblich mit der Nationalhymne, gespielt natürlich von Kult-Gitarrist Bernd Römer. Gänsehaut pur, aber leider fehlten 14.200 Fans in der Arena am Ostbahnhof, um dem Ganzen hier das verdiente Flair zu verleihen. Doch die Eisbären-Spieler wussten, dass alle Fans zu Hause vorm Fernseher die Daumen drücken würden. Und für sie und sich selbst wollten die Eisbären das erste Finalspiel gewinnen.

Foto: eisbaerlin.de/jasmin und walker

Bereits nach 39 Sekunden hatten beide Mannschaften den ersten Warnschuss abgegeben, welche jedoch die beiden Goalies Mathias Niederberger und Dustin Strahlmeier vor keine größeren Probleme stellten. Beiden waren offensiv ausgerichtet, wollten schnell die neutrale Zone überbrücken und Zug zum Tor aufnehmen. Härte und Intensität durfte in diesem ersten Finalspiel natürlich auch nicht fehlen.
Es ging hin und her und nach sechs Minuten hatte Parker Tuomie die ersten beiden richtig guten Chancen für die Eisbären, welche aber nicht ins Ziel gingen.
Das Spiel lebte in dieser Phase vor allem von der Spannung, denn große Torchancen sprangen nur wenige heraus, weil beide Mannschaften vor allem defensiv sehr kompakt standen und die Räume vor dem Tor zu machten.
Nach dem Powerbreak wurde es dann auch mal vor dem Berliner Tor gefährlich, als Pekka Jormakka abgezogen hatte. Sein Schuss wurde noch abgefälscht und so für Mathias Niederberger gefährlich, doch der Berliner Goalie war zur Stelle.

Foto: eisbaerlin.de/jasmin und walker

Beide Mannschaften hatten immer wieder gute, druckvolle Phasen im Angriffsdrittel. Doch dominiert wurde das erste Drittel von viel Kampf und viel Arbeit. Beide Teams investierten enorm viel in dieses Spiel, gaben keinen Zweikampf und keinen Puck verloren. Was auch auffiel, die beiden Hauptschiedsrichter Marian Rohatsch und Aleksi Rantala hatten eine sehr großzügige Linie, ließen sehr viel laufen, was bei der Wolfsburger Bank auf Unverständnis stoß, die beschwerten sich doch des Öfteren nach Fouls der Eisbären. Lieber so, als wenn sich die Schiedsrichter ständig Fehlentscheidungen leisten würden und die Sachen, wo sich die Wolfsburger beschwerten, waren vielleicht knapp an der Grenze, aber in einem Finale muss schon ein bisschen mehr her, damit der Arm hoch geht.
Nach 20 spannenden Minuten stand es 0:0-Unentschieden, was auch leistungsgerecht war.

Foto: eisbaerlin.de/jasmin und walker

Die Eisbären erwischten den besseren Start ins Mitteldrittel und wären beinahe in Führung gegangen. Mit dem Rücken zum Tor stehend löffelte Marcel Noebels die Scheibe auf das Tor, doch der Pfosten rettete für Dustin Strahlmeier. Direkt danach versuchten die Eisbären, die Wolfsburger Unsicherheit auszunutzen, doch die Niedersachsen überstanden diese brenzlige Situation schadlos.
In der 27. Spielminute wurde dann mal Wolfsburg gefährlich. Die Grizzlys brachten die Scheibe in den Slot, wo Phil Hungerecker die Kelle in den Schuss hielt und Mathias Niederberger zur Parade zwang. Starke Aktion von beiden Spielern.
Kurz vorm Powerbreak kassierte Ryan McKiernan die erste Strafzeit der Partie und Vorsicht beim Wolfsburger Powerplay war geboten, angesichts einer Erfolgsquote von 33,33 Prozent. Aber das Penaltykilling der Eisbären wurde perfekt vorbereitet und so überstand man die erste Unterzahl ohne große Probleme, ließ nicht eine Chance der Wolfsburger zu.

Foto: eisbaerlin.de/jasmin und walker

Ryan McKiernan wollte kurz darauf erneut in die Kühlbox und ermöglichte Wolfsburg somit schnell das zweite Powerplay der Partie. Wolfsburg fand zwar in die Formation, aber die Eisbären machten die Räume weiter geschickt zu. Kurz vor Ablauf des Powerplays schlug Wolfsburg dann aber doch zu. Zunächst parierte Mathias Niederberger noch sehr stark, doch gegen den Nachschuss von Gerrit Fauser war der Berliner Goalie machtlos – 0:1 (34.).
Wolfsburg auch danach das aktivere, das druckvollere Team. Die Eisbären mussten sich von dem Rückstand erst einmal kurz schütteln, der Gegentreffer hatte die Berliner getroffen. Das merkte man ihnen an.
Und sie schwächten sich immer wieder selbst. Gut zwei Minuten vor dem Ende kassierte Leo Pföderl die dritte Strafzeit für die Eisbären. In einem Finale gegen so ein überragendes Powerplay kann dir dass das Genick brechen. Doch in Unterzahl hatten die Hausherren diesmal die Möglichkeiten und zwar gleich zweimal, nur von Erfolg waren diese nicht gekrönt.
Sieben Sekunden standen aber noch auf der Powerplayuhr, als das Drittel endete. Wolfsburg nahm zudem eine knappe aber nicht unverdiente 1:0-Führung mit in die Kabine.

Foto: eisbaerlin.de/jasmin und walker

Die sieben Sekunden Unterzahl spielten die Eisbären zu Beginn des Schlussdrittels aber locker runter. Danach die Eisbären offensiv ausgerichtet und mit zwei Schüssen von Lukas Reichel, die jedoch zu hoch angesetzt waren. Aber es war deutlich, die Eisbären wollten hier den Ausgleich erzielen. Und nach 44 Minuten bot sich den Berlinern die Chance nach einer Strafe gegen Spencer Machacek. Aber das Powerplay der Berliner kränkelte ja etwas in den Playoffs. Und auf einmal leistete man sich einen Fehler und Garrett Festerling war auf und davon, konnte diese Riesenchance zur Vorentscheidung aber nicht nutzen. Glück für die Eisbären, die erst einmal durchatmen mussten. Das Powerplay brachte nichts mehr ein, weil man einfach kein Mittel gegen das Defensiv-Bollwerk der Wolfsburger fand. Jaja, Defensive gewinnt Meisterschaften…

Foto: eisbaerlin.de/jasmin und walker

Und auf diese konzentrierte sich die Mannschaft von Coach Pat Cortina, womit aber zu rechnen war. Dennoch schafften es die Eisbären nicht, da mal einen Weg durchzufinden, was sie schon während der Hauptrunde nicht schafften. Aus den Spielen hatte man anscheinend nichts gelernt. Vielleicht aber lag der Mannschaft auch einfach die defensive Spielweise der Wolfsburger nicht. Denen wird das alles recht herzlich egal gewesen sein, denn sie führten hier. Aber nun fingen auch die Grizzlies an, Strafen zu nehmen. Julian Melchiori kassierte die zweite Strafe der Niedersachsen in diesem Spiel. Doch das Powerplay der Eisbären war einfach zu statisch, da war zu wenig Bewegung drin, so kann man das Bollwerk nicht knacken. Das war viel zu wenig von den Hausherren. Da war selten mal etwas überraschendes bei, Wolfsburg wurde vor keine größeren Probleme gestellt.

Foto: eisbaerlin.de/jasmin und walker

Auch fortan rannten die Eisbären an, allerdings planlos. Es fehlte an Ideen, so konnte Wolfsburg das hier problemlos verteidigen. Und wenn sich die Chance bot, schaltete Wolfsburg schnell um, um mit einem Konter für das vorentscheidende 0:2 zu sorgen.
Sechs Minuten waren noch auf der Uhr, da nahm Wolfsburg die dritte Strafzeit im Schlussdrittel. Phillip Bruggisser musste auf die Strafbank. Jetzt aber Eisbären, aller guten Dinge sind ja bekanntlich drei. Das dritte Powerplay musste jetzt sitzen. Und sie nahmen mich beim Wort. Marcel Noebels schlenzte die Scheibe von rechts aus ins lange Eck und erlöste die Eisbären endlich – 1:1 (55.).
Doch Wolfsburg hatte den längeren Atem, schlug 2:18 Minuten vor dem Ende eiskalt zurück. Pekka Jormakka eroberte hinter dem Tor die Scheibe von Simon Després, passte die Scheibe in den Slot, wo Garrett Festerling komplett alleine gelassen wurde und zum 1:2 einnetzen konnte.
Kurz darauf Auszeit Eisbären und Goalie vom Eis. Man versuchte es nun mit 6:5 in den letzten zwei Minuten. Wolfsburg schoss, wann immer sie die Scheibe gewannen, sie aus dem eigenen Drittel heraus.

Foto: eisbaerlin.de/jasmin und walker

Doch die Eisbären gaben nicht auf, warfen alles nach vorne und 38,9 Sekunden vor dem Ende jubelten die Eisbären, nachdem Zach Boychuk die Scheibe im Tor versenken konnte. Besser gesagt, er arbeitete sie über die Linie. Doch die beiden Hauptschiedsrichter fuhren zum Videobeweis, hatten auf dem Eis aber auf Tor entschieden. Bei dieser Entscheidung blieben sie auch und so stand es tatsächlich 2:2. Diese Moral, dieser Glaube der Mannschaft – WAHNSINN!!!
Damit sicherten sich die Eisbären hier doch noch die Verlängerung. Kennt man ja aus der Hauptrunde, wo beide Mannschaften dreimal in die Extra-Spielzeit gingen. In den Playoffs war es jedoch Neuland für die Eisbären, während Wolfsburg schon zweimal in der Verlängerung erfolgreich war. Einmal in Bremerhaven in Spiel Drei und einmal gegen Mannheim in Spiel Zwei. Jeweils dann, wenn es um Alles oder Nichts ging.

Foto: eisbaerlin.de/jasmin und walker

Das war ja heute nicht ganz der Fall, denn es gibt ja auf alle Fälle noch Spiel Zwei in dieser Finalserie. Aber den ersten Sieg wollte dann doch jedes Team einfahren. Und in der Verlängerung ging es rauf und runter, Chancen erspielten sich beide Mannschaften und immer wieder wurde es brenzlig vor beiden Toren. Von Abtasten keine Spur, beide Teams suchten in der Overtime die Entscheidung. Von Erschöpfung oder Ermüdung war auch keine Spur, das Tempo war enorm hoch und die Intensität ebenso. Ein packender Playoff-Fight in Finalspiel Eins an der Spree also.
Mit jedem Angriff ging der Puls bei allen Beteiligten auf der Pressetribüne nach oben. Auf den Sitzen hielt es mittlerweile die wenigsten noch, zu spannend und dramatisch war das erste Finalspiel zwischen Berlin und Wolfsburg.
Die Entscheidung fiel nach exakt 77:59 Minuten, als Julian Melchiori ungestört seine Runden durch das Angriffsdrittel ziehen konnte und sich in Position brachte. Der Rest war Trauer auf Berliner Seite und Riesen Jubel auf Seiten der Wolfsburger – 2:3.

Puh, erholen sich die Eisbären von diesem Nackenschlag? Letztendlich sicherlich kein unverdienter Wolfsburger Sieg, haben sie doch über die gesamte Spieldauer den besseren Eindruck gemacht. Aus einer sehr kompakten Defensive heraus spielten die Wolfsburger ihr Spiel, die Eisbären hingegen taten sich lange schwer, einen Weg durch dieses Abwehr-Bollwerk zu finden. Zudem schwächte man sich im Mitteldrittel mit Strafen selbst und lag dadurch auch mit 0:1 hinten. Im letzten Drittel konnte man dann zwar in Überzahl zurückschlagen und konnte auch nochmal nach dem Wolfsburger 2:1 erneut antworten, doch in der Verlängerung powerte man sich anscheinend zu sehr aus. Wolfsburg setzte sich im Drittel der Berliner fest, kurvte durch das Angriffsdrittel und suchte den richtigen Winkel zum Schuss. Gestört wurde der Torschütze dabei nicht und so gewann Wolfsburg nicht nur das fünfte Spiel in Folge in dieser Saison gegen die Eisbären, nein, viel wichtiger: Wolfsburg gewann das erste Finalspiel und steht am Mittwoch kurz vor dem größten Erfolg der Vereinsgeschichte. Für die Eisbären allerdings keine neue Situation. Spiel Eins wurde gegen Iserlohn und Ingolstadt verloren, am Ende setzte man sich in den letzten beiden Spielen stets durch. Aber kann man diese Geschichte auch im Finale wiederholen? Der Matchpuck und der psychologische Vorteil liegt bei den Grizzlys. Aber der letzte Sieg zum Titelgewinn ist immer der schwerste, das wissen vor allem die Eisbären.

Playoff-Finale 2021: Die Eisbären Berlin treffen auf ihren Angstgegner Grizzlys Wolfsburg

Heute Nachmittag (Bully: 14:30 Uhr) geht sie los, die DEL-Finalserie 2021. Die Eisbären Berlin empfangen dann die Grizzlys Wolfsburg in der Arena am Ostbahnhof. Es wird die dritte Playoff-Serie zwischen beiden Mannschaften sein und zum zweiten Mal trifft man im Finale aufeinander. In der Saison 2010/2011 setzten sich die Berliner mit 3:0-Siegen durch und wurden am Ende Deutscher Meister. In der Saison 2017/2018 traf man bereits im Viertelfinale aufeinander, damals gewannen die Eisbären mit 4:1-Siegen. Gute Aussichten also für die Berliner vor dieser Finalserie. Jedenfalls, wenn man in die Vergangenheit blickt.

Denn wenn man auf die diesjährige Hauptrunde schaut, dann waren die Niedersachsen d e r Angstgegner der Eisbären. Denn alle vier Spiele gingen an Wolfsburg, drei davon allerdings erst nach Verlängerung bzw. Penaltyschießen. Für die Mannschaft von Coach Pat Cortina, welche sich gegen Bremerhaven und Mannheim durchgesetzt hatte, also ein psychologischer Vorteil. Doch die Eisbären nehmen daraus Extra-Motivation und außerdem sind jetzt Playoffs, eine ganz andere Zeit, wie Stürmer Giovanni Fiore sagt:

Ja, auf jeden Fall. Wir wissen, dass sie ein gutes Team sind. Wie du schon gesagt hast, sie haben uns vier Mal diese Saison geschlagen. Nun ist Playoff-Hockey. Darauf müssen wir uns im Spiel einstellen. Dafür müssen wir bereit sein, das ist alles, was wir von unserer Seite aus tun können.

Dass es überhaupt zu einem Nord-Finale kommt, damit hatten die wenigsten Experten gerechnet, wurde doch die Süd-Gruppe mit Mannheim, München und Ingolstadt als die stärkere geschätzt. Doch diese sieben Teams sind bereits in der Sommerpause. Das freut auch Kapitän Frank Hördler:

Auf jeden Fall ist es schön, gar keine Frage. Wenn man sich die Serie so angeguckt hat, hat man gesehen, dass es ein unglaublicher Kampf bei den Beiden war, genauso wie bei uns. Das wird eine schwierige Sache gegen Wolfsburg, die haben sehr, sehr gut gespielt, die haben sehr, sehr gut gestanden, sehr diszipliniert. Das wird keine einfache Serie.

Gegen Iserlohn und Ingolstadt trafen die Eisbären auf zwei offensivstarke und geprägte Teams. Mit Wolfsburg trifft man nun auf ein Team, bei dem vor allem die Defensive im Vordergrund steht. So ein wenig erinnert deren Taktik an die von Hans Zach früher. Aber Wolfsburg hat es damit bis ins Finale geschafft und den großen Favoriten Mannheim rausgeworfen. Im Finale treffen somit zwei unterschiedliche Spielsysteme aufeinander, denn die Eisbären wollen vor allem offensiv brillieren. Wie schafft man es, der Serie so früh wie möglich den eigenen Stempel aufzudrücken, Giovanni Fiore?

Nun, wir müssen unsere Energie auf das Eis bringen wie wir das jeden Abend tun. Das müssen wir für volle 60 Minuten machen. Wir müssen gleich mit ordentlicher Energie und Geschwindigkeit anfangen. Und dann steigern, mit dieser Steigerung unserer Geschwindigkeit und Energie konnten wir letztendlich Ingolstadt schlagen. Und genau so müssen wir das wieder machen. Ich denke, so wird das gut für uns werden.

Kapitän Frank Hördler sieht den Schlüssel vor allem in Sachen Disziplin und Special Teams:

Es wird die Disziplin sein und vor allen Dingen Disziplin in der Taktik. Die Special Teams werden auch ein großer, entscheidender Faktor sein. Aber ich glaube, dass die vier Spiele, die wir in der Saison hatten, keinen Einfluss auf die Playoffs haben werden. Es ist jetzt eine andere Herangehensweise.

Eine große Waffe bei den Eisbären ist mit Sicherheit die große Ausgeglichenheit in den Angriffsreihen und ihr offensivstarker Verteidiger Ryan McKiernan, der in den Playoffs zur Höchstform aufläuft, was sechs Tore und zwei Assists mehr als beweisen. Insgesamt belegen gleich fünf Eisbären-Spieler die Top-10 der Scorerwertung, darunter mit McKiernan und Simon Després auch zwei Verteidiger. Insgesamt sieben Eisbären-Spieler sind unter den Top-20, dagegen nur drei Wolfsburger.

Dafür liegen die Wolfsburger in der Torhüterstatistik vorne. Dort weist Dustin Strahlmeier die besseren Werte gegenüber Mathias Niederberger auf. Sowohl in der Fangquote (92,9 Prozent zu 91,1 Prozent) als auch beim Gegentorschnitt (1,95 zu 2,51) liegt der Wolfsburger Schlussmann vorne. Dafür feierte der Berliner Goalie in den Playoffs bereits einen Shutout. Auch auf die beiden Goalies wird es in dieser Finalserie ankommen.

Ebenso die Special Teams werden mitentscheidend sein und dort sollten die Eisbären dringend Strafzeiten vermeiden. Denn das Powerplay der Niedersachsen ist in den Playoffs eine richtige Waffe, was die Erfolgsquote von 33,33 Prozent deutlich macht. Das Eisbären-Powerplay ist dagegen nur ein laues Lüftchen, da liegt die Erfolgsquote gerade einmal bei 7,69 Prozent. Auch in Unterzahl hat Wolfsburg die Nase vorne, da aber mit 80 Prozent zu 76,92 Prozent nur knapp.

Wollen die Eisbären also am Ende Deutscher Meister werden, müssen sie allen voran von der Strafbank fernbleiben. Dann muss man es schaffen, Dustin Strahlmeier über 60 Minuten zu beschäftigen, Schüsse aus allen Lagen abfeuern. Dann wird man ihn auch bezwingen können, das hat man bereits im Halbfinale gegen den Teufelskerl Michael Garteig gesehen.

Was für die Eisbären zum Trumpf werden kann, ist ihr unbändiger Glaube und der Charakter im Team. Die Jungs standen in den diesjährigen Playoffs schon so oft mit dem Rücken zur Wand. Sie verloren jeweils das erste Spiel, schlugen dann aber in Spiel Zwei zurück. In Spiel Drei lag man jeweils mit 0:2 hinten und zog am Ende doch noch den Kopf aus der Schlinge. Dieser Glaube innerhalb der Mannschaft wurde danach immer wieder angesprochen. Der macht die Mannschaft so stark.

Aber man darf auch nicht Trainer Serge Aubin vergessen, der bei seinem Amtsantritt belächelt wurde und dem man hier nicht viel zugetraut hat. Nun hat er die Eisbären Berlin ins Finale geführt, hat die Leidenschaft ins Team zurückgebracht und ein Gewinnerteam entwickelt. Und immer wieder findet er einen Weg, sein Team zu pushen und noch zum Sieg zu führen. Auch er hat einen großen Anteil an diesem Erfolg, wo jetzt nur noch der letzte Schritt gemacht werden muss.

Für manche Spieler im Team der Eisbären ist es die erste Finalteilnahme. Für Frank Hördler ist diese mittlerweile schon Routine, gewann die Berliner Legende doch alle sieben Meisterschaften mit den Eisbären. Was rät „Nante“ den Jungs, welche zum ersten Mal ein Finale spielen:

Man weiß nie, wann man das nächste Mal im Finale steht und man weiß, wie hart es ist, bis dahin zu kommen. Jetzt haben wir die Tür aufgemacht, jetzt gehen wir da durch.

Auf der anderen Seite der Tür wartet der achte Stern auf die Eisbären. Bevor man diesen aber erreichen kann, muss man die unbequemen Wolfsburger erst einmal aus dem Weg räumen, was schwer genug wird. Das hat vor allem die Hauptrunde bewiesen, aber auch die Playoffs, wo die Grizzlies die hochgehandelten Bremerhavener und anschließend Top-Favorit Mannheim aus den Playoffs warfen. Aber mit dem Glauben und dem Charakter der Eisbären kann doch jetzt eigentlich nichts mehr schief gehen. Auf jeden Fall ist alles angerichtet für eine spannende Finalserie. Macht es wie 2011 Jungs, holt euch den Pokal. Ganz Berlin steht hinter Euch!

Serge Aubin vorm Wolfsburg-Spiel: „Nur weil wir die letzten zwei Spiele verloren haben, verfallen wir nicht in Panik“

Vorhang auf zu Runde Zwei zwischen den Eisbären Berlin und den Grizzlys Wolfsburg sowie den Fischtown Pinguins Bremerhaven. Vergangene Woche traf man bereits auf beide Mannschaften und zog jeweils den Kürzeren. In der kommenden Woche hat man nun die Möglichkeit, es besser zu machen, denn man trifft zu Hause erneut auf Wolfsburg und auswärts muss man in Bremerhaven ran. Den Auftakt zur zweiten Runde macht das Heimspiel morgen Abend gegen die Niedersachsen (Bully: 20:30 Uhr). Wie ist vor dem Rückspiel gegen Wolfsburg die Gefühlslage bei Headcoach Serge Aubin?

Ich fühle mich gut. Wir haben gutes Hockey gespielt. Nur weil wir die letzten zwei Spiele verloren haben, verfallen wir nicht in Panik. Können wir uns verbessern? Auf jeden Fall! Morgen Abend ist eine gute Möglichkeit dafür. 

Morgen Abend bietet sich dem Hauptstadtclub die letzte Möglichkeit, Wolfsburg in der Hauptrunde zu besiegen. Alle drei bisherigen Duelle gingen verloren, zweimal zog man dabei im Penaltyschießen den Kürzeren. Wie muss man also spielen, um die Mannschaft aus der Autostadt endlich in die Knie zu zwingen. Jonas Müller hat die Antwort parat:

Wir müssen einfach hart spielen. Wolfsburg ist auch eine Mannschaft, die sehr hart spielt, sie sind sehr aggressiv, spielen auch kompakt vor dem Tor und sind defensiv auch gut. Wir müssen einfach viele Pucks zum Tor bringen, dann wird da auch mal einer reinrutschen. Man hat es ja im letzten Spiel gesehen, da hat Wolfsburg Pucks zum Tor gebracht und da ist dann auch einer abgefälscht bei uns ins Tor gegangen. Solche Sachen müssen wir auch machen, mehr Pucks zum Tor und Strafen weg lassen. 

Wolfsburg ist die einzige Mannschaft aus der Gruppe Nord, gegen die die Eisbären noch nicht gewonnen haben. Die Tatsache, dass mit Mark Zengerle, PC Labrie und Giovanni Fiore gleich drei Stammspieler fehlen werden, macht es nicht besser. Wegen der Ausfälle der drei Stürmer holten die Berliner Youngster Nino Kinder von Kooperationspartner Weißwasser zurück an die Spree. Und dann wäre da ja auch noch das Debüt vom neuen Verteidiger Simon Després. Welche Erwartungen hat Trainer Serge Aubin an die beiden Jungs?

Die gute Sache an Nino ist, dass er das ganze Jahr schon bei uns war und wir wissen, was wir von ihm erwarten können. Eishockey ist ein Spiel voller Möglichkeiten und die jungen Spieler haben jetzt die Möglichkeit zu zeigen, was sie können, während ein paar Jungs verletzt sind. Dass wir Simon haben, wird uns helfen. Er hat eine Zeit lang nicht gespielt, aber er hat gut auf dem Eis ausgesehen. Er bringt Erfahrung und Größe mit und wir sind glücklich ihn zu haben.

Der neue Verteidiger Simon Després wird nach langer Zeit ohne Spiel mal wieder ein Eishockeyspiel absolvieren. Man hofft bei den Eisbären darauf, dass Després dem Team und vor allem der Defensive der Berliner noch mehr Tiefe verleihen wird. Després selbst ist aber erst einmal glücklich, überhaupt wieder spielen zu können:

Für mich persönlich ist es sehr aufregend. Ich freue mich Teil der Organisation zu sein. Ich habe mich jeden Tag für dieses erste Spiel vorbereitet und es ist eine aufregende Zeit. Es ist schon eine Weile her, dass ich ein professionelles Eishockeyspiel gemacht habe, fast ein Jahr, aber ich fühle mich gut und ausgeruht. Ich werde morgen mein Bestes geben, um dem Team zu helfen zu gewinnen.

Nach der langen Zeit ohne ein Spiel wird es sicherlich eine Weile dauern, bis sich der 29-jährige Kanadier wieder an das Gefühl, auf dem Eis zu stehen, gewöhnt und zu seinem Spiel zurückfindet. Da wird es natürlich ein paar Wechsel dauern, bis er das Gefühl zurückbekommt:

Ja, logischerweise versuche ich nicht zu viel zu machen. Einfach versuchen, meine Position zu spielen. Die erste Option, den Puck zu passen, ist wahrscheinlich die beste Option. Ich weiß wie man Eishockey spielt, ich verdiene mir damit meinen Lebensunterhalt. Deshalb mache ich mir nicht zu viele Sorgen, mein Timing zurück zu bekommen, aber logischerweise werde ich versuchen, so fokussiert und scharfsinnig wie nur möglich zu sein. Besonders bei einem Spiel um 20:30 Uhr, spät am Abend. Es wird aufregend sein und cool werden, wieder zurück in Action zu sein. 

Auch wenn die Eisbären gerade in der Offensive angesichts der drei Ausfälle der Schuh drückt, so hat man ja immer noch die Geheimwaffe aus der Verteidigung. Jonas Müller entwickelt sich in dieser Saison mehr denn je zu einem richtigen Torjäger. Vier Saisontore stehen bisher auf dem Konto des Verteidigers aus Karlshorst. Sieht er sich jetzt als stürmender Verteidiger?

Ich würde jetzt nicht sagen stürmender Verteidiger. Ich glaube, dass meine Rolle auch mit John Ramage zusammenhängt, wir stehen defensiv einfach ganz gut. Wir sind in Unterzahl immer drauf. Bei Fünf-gegen-Fünf kassieren wir wenig Gegentore und ich glaube, das ist auch erst einmal unsere Aufgabe, dass wir hinten sicher stehen. Wenn dann vorne auch mal einer rein rutscht, dann freut man sich natürlich. 

Generell lobt Jonas Müller alle Verteidiger im Team der Eisbären, alle machen einen guten Job. Zumindest bei Fünf-gegen-Fünf. In Unterzahl muss man daran noch arbeiten:

Alle Verteidiger sind bei Fünf-gegen-Fünf gut, da haben wir noch nicht so viele Gegentore kassiert. Wir müssen einfach mit den Strafzeiten aufpassen. In Unterzahl bekommen wir immer zu viele Gegentore, weil wir einfach zu viele Strafzeiten nehmen.

Nach den vielen Abgängen im letzten Jahr, worunter auch einige Führungsspieler waren, zählt Jonas Müller nun selbst zu den Führungsspielern in Team des DEL-Rekordmeisters. Sieht er sich auch selbst als so einer?

Ich versuche immer mein Bestes zu geben, um mich auch irgendwie zu steigern. Ich will als Führungsspieler auch vorangehen. Klar, ich bin jetzt nicht der Spieler, der viel redet oder in der Kabine jetzt mal eine große Ansage macht oder so, aber ich will es eigentlich auf dem Eis zeigen, dass ich sicher bin und keiner an mir vorbeikommt. Das gibt dem Team auch Sicherheit.

Nach den beiden Niederlagen gegen Wolfsburg und in Bremerhaven ist der Vorsprung der Eisbären an der Tabellenspitze der Gruppe Nord zusammen geschmolzen. Nur noch fünf Zähler sind es bis zum Zweiten aus Bremerhaven. Ist das Spiel gegen Wolfsburg also jetzt ein richtungsweisendes, Simon Després?

Ja, es ist ein wichtiges Spiel. Alle Gruppenspiele sind wichtig. Wir wollen oben bleiben. Wir sind ein topplatziertes Team in der Liga. Wir gehen in jedes Spiel mit der Erwartung zu gewinnen. Ich möchte Teil eines Teams sein, das jeden Abend erwartet zu gewinnen. Es ist Zeit ernst zu werden und zu performen und ein paar Hockeyspiele zu gewinnen. 

2:3 n.P.! Gegen Angstgegner Wolfsburg endet die Heimserie trotz Dauer-Druck der Eisbären

Ausgabe #7:

Im neunten Spiel ist es dann doch passiert: Die Eisbären Berlin verlieren ihr Heimspiel gegen die Grizzlys Wolfsburg mit 2:3 n.P. (1:1,0:0,1:1/0:0,0:1) und kassieren somit die erste Heimniederlage der laufenden Saison. Immerhin punktete man aber auch im neunten Heimspiel, was aber nur ein schwacher Trost sein wird. Denn eigentlich darfst du dieses Spiel nicht verlieren, denn das war streckenweise Einbahnstraßen-Eishockey, was die Eisbären zeigten. Nur fanden sie eben kaum ein Gegenmittel gegen dass zu erwartende Abwehr-Bollwerk der Wolfsburger.

Im Line-up der Eisbären gab es im Vergleich zum letzten Spiel in Köln (6:1) zwei Änderungen. Zum einen rotierte Youngster Tobias Ancicka wieder als Back-up zurück auf die Berliner Bank. Dort saß in der Domstadt noch Rihards Babulis. Zum anderen fehlte Stürmer PC Labrie aufgrund muskulärer Probleme. Für ihn kehrte Haakon Hänelt nach überstandener Knieprellung zurück in den Kader. Daher stellte Trainer Serge Aubin auch zwei Sturmreihen leicht um. In die Formation mit Kris Foucault und Mark Zengerle rückte Mark Olver, Parker Tuomie rotierte aus dieser Reihe raus und spielte stattdessen an der Seite von Fabian Dietz und Sebastian Streu. Dort, wo eigentlich Labrie gespielt hätte. Hänelt stand als 13. Stürmer im Berliner Line-up.

Foto: eisbaerlin.de/jasmin und walker

Das Selbstvertrauen war vor dem Spiel auf beiden Seiten groß. Berlin kam mit einer Serie von fünf Siegen in Folge ins Duell gegen die Wolfsburger, welche sogar sechs Spiele am Stück für sich entschieden. Das sah man beiden Mannschaften auch vom ersten Bully weg an. Sofort war das Tempo hoch, die Partie intensiv und die Zweikämpfe hart umkämpft. Beide Teams überbrückten schnell die neutrale Zone und kamen zu ersten Abschlüssen. Doch die beiden Defensivreihen zeigten in der Anfangsphase das, was sie zuletzt auszeichnete: Starke Arbeit vor dem eigenen Tor. Nicht ohne Grund kassierten Berlin und Wolfsburg nur je vier Gegentreffer in den letzten vier Spielen.
Die Eisbären übernahmen dann so langsam das Kommando und auf einmal hatte Giovanni Fiore zu viel Platz. Doch sein Schuss ging nur an den Pfosten (5.). In dieser Phase waren die Eisbären aber am Drücker und das 1:0 war nur eine Frage der Zeit. In Spielminute Acht sollte es fallen. Eric Mik hatte von der blauen Linie abgezogen, doch die Scheibe ging nur an die Bande hinter dem Tor. Von dort sprang sie aber direkt zurück vor den rechten Pfosten, wo Matt White lauerte und zum 1:0 abstauben konnte.
Als die Berliner durch Mark Zengerle die erste Strafzeit der Partie kassierten, schlugen die Niedersachsen in Überzahl zu. Dabei sah das Powerplay bis zu diesem Zeitpunkt jetzt nicht wirklich gefährlich aus. Aber auf einmal zogen die Grizzlies ab, Mathias Niederberger wehrte den Schuss ab, doch von Anthony Rech aus rutschte die Scheibe irgendwie ins Tor – 1:1 (12.).
Wolfsburg kam danach besser rein ins Spiel und suchte öfters den Weg vor das Berliner Tor. Als Kapitän Frank Hördler die zweite Strafzeit der Partie kassierte, schrillten bei den Hauptstädtern die Alarmglocken. Würde Wolfsburg auch das zweite Überzahlspiel nutzen? Nein, denn mehr als zwei Schüsse kamen nicht bei heraus und nach 75 Sekunden war das Powerplay auch beendet. Mathis Olimb kassierte eine Strafzeit wegen Stockschlags und so ging es für 45 Sekunden noch mit Vier-gegen-Vier weiter, danach aber hatten die Berliner 75 Sekunden lang Powerplay. Und da nahmen sie das Tor von Chet Pickard richtig unter Beschuss. Zach Boychuk (2), Frank Hördler, Leo Pföderl und Lukas Reichel vergaben beste Chancen. Die Führung lag mehrfach in der Luft, nur konnten die Berliner aus ihren Chancen kein Kapital schlagen.
So stand es nach 20 intensiven Minuten 1:1-Unentschieden, was für Wolfsburg angesichts der Berliner Schlussoffensive jedoch äußerst schmeichelhaft war.

Foto: eisbaerlin.de/jasmin und walker

Das Mitteldrittel begann mit Strafen für Jonas Müller und Spencer Machacek, die sich wohl noch kurz über alte Geschichten während ihrer gemeinsamen Eisbären-Zeit austauschten und evtl. nicht einer Meinung waren. Im darauffolgenden Vier-gegen-Vier stand Kris Foucault plötzlich frei vor Chet Pickard, wollte ihn umkurven, wurde dabei aber so weit nach außen gedrängt, dass der Winkel dann zu spitz war und er die Chance nicht nutzen konnte.
In der 26. Spielminute ertönte bereits die Tor-Musik in der Arena am Ostbahnhof, weil alle dachten, die Eisbären hätten getroffen. Kai Wissmann mit dem Zuckerpass von rechts runter an den linken Pfosten, wo Mark Zengerle das leere Tor vor sich hatte. Eine sichere Kiste also. Denkste! Zengerle schaffte es nicht, die Scheibe im Tor unterzubringen, er schoss sie auf de Schoner von Pickard. Unglaublich!
Auch danach Einbahnstraßen-Eishockey in der Mercedes-Benz Arena. Wolfsburg spielte erwartet sehr defensiv, parkte den Bus vor dem eigenen Tor und stellte die Berliner so vor große Probleme Die liefen immer und immer wieder an. Aber sie verzweifelten an dem Abwehr-Bollwerk der Niedersachsen. Man gab zwar jede Menge Schüsse ab, aber die entschärfte entweder Chet Pickard im Grizzlys-Tor oder aber die Verteidiger blockten die Schüsse vorher bereits weg oder aber die Scheibe gingen am Tor vorbei. Den Eisbären fehlte das Gegenmittel, um diese Defensive zu knacken.
Und Wolfsburg? Die hätten kurz vor der zweiten Drittelpause beinahe selbst das 2:1 erzielt. Max Görtz hatte abgezogen, Mathias Niederberger war bereits geschlagen, doch der Pfosten rettete für die Eisbären. So stand es auch nach 40 Minuten 1:1-Unentschieden.

Foto: eisbaerlin.de/jasmin und walker

Im letzten Drittel bot sich den Gästen früh die Chance in Überzahl, nachdem Ryan McKiernan zwei Minuten wegen Behinderung kassierte. Anthony Rech und Garrett Festerling scheiterten jedoch an Mathias Niederberger. Gegen Letzteren packte der Berliner Goalie einen starken Save mit dem Schoner aus.
Danach weiterhin das selbe Bild von anrennenden Eisbären gegen defensiv kompakt stehende Wolfsburger. Sie fanden einfach kein Schlüssel zum Erfolg. Und Wolfsburg? Die kamen in der 47. Minute per Zwei-auf-Eins-Konter vor das Berliner Tor, scheiterten jedoch. Doch nur eine Minute später zappelte die Scheibe im Berliner Tor. Max Görtz wollte die Scheibe von rechts außen in den Slot bringen, dabei traf er die Kelle eines Berliners und von dort ging die Scheibe über Mathias Niederberger hinweg ins Tor – 1:2 (48.).
Danach die Hausherren mit wütenden Angriffen, aber leider kopflos. Ihnen fehlten die nötigen Ideen, um die Wolfsburger Defensive mal in Gefahr zu bringen. Die Schüsse, die durch kamen, stellten Chet Pickard vor keine großen Probleme. Um den starken Wolfsburger Goalie zu überwinden muss man sich schon deutlich mehr einfallen lassen.
Die Zeit lief den Berlinern davon und sie versuchten es immer weiter. Matt White vergab den Onetimer fünf Minuten vor dem Spielende. Nur eine Minute später bekam Parker Tuomie die Scheibe, fuhr in den hohen Slot und zog ab. Der Schuss schlug hinter Pickard ein, weil ihm vor dem Tor die Sicht von Kris Foucault genommen wurde – 2:2 (56.).
Danach versuchten es die Eisbären weiter, aber die Partie sollte in die Verlängerung gehen.

Foto: eisbaerlin.de/jasmin und walker

Dort hatten die Eisbären zwei dicke Chancen. Matt White scheiterte mit seinem Alleingang am überragenden Chet Pickard. Dieser entnervte dann auch noch Zach Boychuk bei dessen Versuch. Wolfsburg wurde zum Ende der Overtime nochmal gefährlich, doch keine der beiden Mannschaften sollte ein Tor erzielen. Es ging also ins Penaltyschießen. So wie bereits beim ersten Duell der beiden Teams in der Autostadt.

Dort hatten die Niedersachsen bereits das bessere Ende. Und auch heute erwiesen sich die Grizzlies als nervenstärker. Pekka Jormakka und Sebastian Furchner überwanden Mathias Niederberger, bei den Eisbären traf nur Matt White. So nahm Wolfsburg hier durchaus glücklich den Zusatzpunkt mit und beendete die Heimserie und generell die Siegesserie der Eisbären Berlin. Dagegen setzt Wolfsburg seine nun sieben Spiele andauernde Siegesserie fort.

Foto: eisbaerlin.de/jasmin und walker

Wie eingangs des Spielberichts schon erwähnt, diese Niederlage war vermeidbar. Die Eisbären dominierten das Spiel, verbrachten deutlich mehr Zeit in der Offensive als die defensiv eingestellten Niedersachsen. Nur wenn man es in 65 Minuten nicht hinbekommt, das Abwehr-Bollwerk der Autostädter zu knacken, dann braucht man sich nicht wundern, wenn man am Ende nur mit einem statt mit der erhofften drei Punkte da steht.
Dabei dürfte es die Eisbären nicht gewundert haben, wie Wolfsburg hier gespielt hat, war doch damit zu rechnen. Schließlich spielt Wolfsburg diese Saison aus einer sehr kompakten Defensive heraus und unternimmt nur wenig nach vorne. Und wenn die Eisbären dann die besten Chancen – ich sage nur Mark Zengerle und das leere Tor – die Wolfsburg ihnen ja zwischendurch auch gab, nicht nutzen und man selbst hinten echt dreckige Tore kassieren, dann stehst du am Ende eben mit leeren Händen oder in diesem Fall mit nur einem Punkt da. Der Ansatz nach vorne zu spielen war ja richtig, nur in manchen Momenten versuchte man es mit dem Kopf durch die Wand, drehte lieber noch eine Runde oder verlangsamte das Spiel, statt die Wolfsburger Defensive mit schnellem Passspiel aus der Formation zu bringen.
Am Ende war es also eine Mischung aus fehlendem Glück vor dem Tor, der fehlenden Kreativität aber auch einem starken Schlussmann namens Chet Pickard. Die Chance zum ersten Saisonsieg gegen Wolfsburg bietet sich den Berlinern gleich nächste Woche Montag nochmal, wenn die Mannschaft von Chefcoach Pat Cortina erneut in der Hauptstadt vorbeischaut. Bis dahin können die Eisbären einen Plan schmieden, wie man diese Defensive knackt.