Die Eisbären Berlin in der Saison 2023/2024: Vom Abstiegskampf zur zehnten deutschen Meisterschaft

Die Saison 2023/2024 ist seit etwas mehr als einer Woche beendet und die Eisbären Berlin haben ihre zehnte deutsche Meisterschaft gefeiert. In der Finalserie setzten sich die Hauptstädter mit 4:1-Siegen gegen das Überraschungsteam der Saison, die Fischtown Pinguins Bremerhaven, durch und bauten somit ihren Vorsprung als DEL-Rekordmeister aus. Wir blicken heute noch einmal zurück auf diese Meistersaison der Eisbären.

Wer hatte vor dieser Saison ernsthaft mit dem Ausgang der Saison 2023/2024 gerechnet? Die Eisbären hatten in der Vorsaison als zweifacher deutscher Meister in Folge erstmals seit 22 Jahren wieder die Playoffs verpasst. Am Ende der Hauptrunde reichte es nur zu Platz elf mit drei Punkten Rückstand auf Platz zehn, den damals die Löwen Frankfurt belegten und somit sich das letzte Ticket für die erste Playoff-Runde sicherten. Lange Zeit steckten die Berliner in der Saison im Abstiegskampf, es drohte der Absturz in die DEL2. Während bei anderen Vereinen in der DEL Panik ausgebrochen wäre und man sich mit sofortiger Wirkung vom Trainerteam getrennt hätte, behielt die Chefetage der Eisbären Berlin absolute Ruhe, analysierte die Situation bereits während der katastrophalen Saison und kam zum Entschluss, dass man mit Trainer Serge Aubin und Co-Trainer Craig Streu weiter arbeiten möchte. Für diese Entscheidung hagelte es seinerseits ordentlich Kritik, doch mit ein wenig Abstand werden auch die Kritiker heute einsehen, dass das genau die richtige Entscheidung von Geschäftsführer Thomas Bothstede und Sportdirektor Stéphane Richer war. Denn Serge Aubin zahlte genau dieses Vertrauen jetzt mit dem Gewinn der zehnten deutschen Meisterschaft zurück.

Enttäuschte Gesichter nach dem Verpassen der Playoffs 2023: (Foto von Marco Leipold/City-Press GmbH)

Die Verantwortlichen des Hauptstadtclubs setzten sich nach dem Verpassen der Playoffs zusammen, analysierten alles ganz genau und sorgten im Sommer für einen radikalen Umbruch im Kader. Satte 15 Spieler mussten die Eisbären damals verlassen. Beide Torhüter (Tobias Ancicka/Juho Markkanen), zwei Verteidiger (darunter auch die Club-Legende Frank Hördler, welchen es nach Selb in die DEL2 zog) und elf Stürmer (u.a. Matt White, Giovanni Fiore, Peter Regin) erhielten keinen neuen Vertrag bei den Eisbären.
Dem gegenüber standen zwölf Neuzugänge vor und zwei Neuzugänge während der Saison 2023/2024. Und im Gegensatz zur Vorsaison, wo fast kein Transfer zum Volltreffer wurde, schlugen nahezu alle Neuzugänge in der abgelaufenen Saison ein. Sportdirektor Stéphane Richer hatte diesmal mehr als nur einmal ein goldenes Händchen und bastelte im vergangenen Sommer ein Team, welches definitiv das Zeug hatte, am Ende die Meisterschaft wieder nach Berlin zu holen.

Das Bild der Saison – Deutscher Meister 2024: Eisbären Berlin (Foto von City-Press GmbH Bildagentur)

Fangen wir aber an bei der so wichtigen Torhüter-Position, wo sich die Eisbären mit Jonas Stettmer (Ingolstadt) und Jake Hildebrand (Frankfurt) verstärkten. Ich glaube, uns allen liegen noch die kritischen Aussagen einiger Fans im Ohr, die damals die Verpflichtung von Jake Hildebrand kritisierten, dass man mit ihm keine Meisterschaft gewinnen kann. Ich glaube, Jake hat alle Kritiker Lügen gestraft und deutlich bewiesen, dass er zu den absoluten Top-Goalies in der PENNY DEL zählt. In der Hauptrunde überzeugte Hildebrand bereits mit einer Fangquote von 91,72 Prozent und einem Gegentorschnitt von 2,38 pro Spiel sowie drei Shutouts. In den Playoffs steigerte sich Hildebrand nochmal und wuchs förmlich über sich hinaus. In den Playoffs kam er auf eine Fangquote von 93,60 Prozent und einen Gegentorschnitt von 1,91 pro Spiel. In den letzten drei Finalspielen kassierte er nur noch zwei Gegentore und feierte im entscheidenden fünften Spiel sogar einen Shutout. Jake Hildebrand war mit einer der wichtigsten Faktoren, warum die Berliner am Ende die zehnte deutsche Meisterschaft feiern konnten.
Jonas Stettmer kam in der Hauptrunde in 13 Spielen zum Einsatz, wo er stets zu überzeugen wusste. Auch seine Werte nach der Hauptrunde konnten sich mehr als sehen lassen. Eine Fangquote von 91,33 Prozent sowie einen Gegentorschnitt von 2,28 pro Spiel zeigten, dass die Eisbären über ein sehr starkes Torhüter-Duo verfügten. Stettmer feierte zudem auch noch einen Shutout.

Vor der Saison kritisiert, am Ende dann aber der gefeierte Held: Goalie Jake „The Wall“ Hildebrand“: (Foto von City-Press GmbH Bildagentur)

In der Defensive sorgte Richer mit der Rückkehr von Kapitän Kai Wissmann für den Königstransfer vor der Saison. Dazu kamen Ben Finkelstein (Wien), der jedoch während der Saison seine Karriere beenden musste, und Rio Kaiser (Salzburg). Während der Saison stieß dann auch noch Thomas Schemitsch dazu.
Wissmann übernahm sofort wieder Verantwortung in der Berliner Defensive und wurde wieder zu einem unverzichtbaren Leistungsträger. Mit 30 Scorerpunkten (5T/25A) war Wissmann am Ende der Hauptrunde sogar sechstbester Scorer in der internen Scorer-Wertung der Eisbären. Und das in nur 44 Spielen, denn der Verteidiger fehlte zwischenzeitlich verletzt. Wissmann verlieh der in der Vorsaison doch arg anfälligen Berliner Defensive deutlich mehr Stabilität und das machte zugleich auch seine Mitspieler besser. In den Playoffs scorte Wissmann auch nochmal stark und kam am Ende auf zehn Scorerpunkte (2T/8A), was ihm Platz fünf in der internen Scorer-Wertung einbrachte.
Finkelstein kam mit vielen Vorschusslorbeeren in die Hauptstadt, leider musste er aber im Laufe der Hauptrunde seine Karriere vorzeitig beenden. Am Ende standen für ihn 15 Vorlagen zu Buche. Es wäre spannend gewesen, wie sich Finkelstein in Berlin weiter entwickelt hätte.
Rio Kaiser kam insgesamt nur auf drei Spiele in der letzten Saison, was eine Bewertung extrem schwierig macht. Aber seine Zeit wird noch kommen und vielleicht kommt er in der neuen Saison auf mehr DEL-Einsätze.
Kommen wir zu Thomas Schemitsch, welchen die Eisbären kurz vor Ende der Hauptrunde verpflichteten. In fünf Hauptrundenspielen kam er auf starke vier Scorerpunkte (1T/3A). Man merkte ihm seine lange Pause überhaupt nicht an, er fügte sich nahtlos ins Team der Eisbären ein und harmonierte direkt mit seinem alten Kumpel Julian Melchiori, welchem er direkt zu den ersten Saisontoren verhalf. In den Playoffs kamen nochmal vier Assists hinzu. Die Verpflichtung von Schemitsch war zunächst mit einem Risiko versehen, entpuppte sich am Ende aber als Volltreffer. Bleibt zu hoffen, dass wir ihn nächste Saison wieder in Berlin auf dem Eis sehen.

Zwei enorm wichtige Leistungsträger in der Defensive der Eisbären Berlin: Jonas Müller (links) und Kapitän Kai Wissmann (Foto von City-Press GmbH Bildagentur)

In der Offensive gab es den größten Umbruch und dort gelang es Sportdirektor Richer, echte Kracher nach Berlin zu holen. Ty Ronning (Ingolstadt), Rückkehrer Blaine Byron (Oskarshamn), Patrice Cormier (Yekaterinburg), Michael Bartuli (Bad Nauheim), Lean Bergmann (Mannheim), Tobias Eder (Düsseldorf) und Frederik Tiffels (München). Zudem kam Jeadon Descheneau während der Hauptrunde. Gerade die Transfers auf dem deutschen Spielersektor sorgten für Aufsehen bei der Konkurrenz, denn da waren schon einige Top-Spieler dabei.
Ronning machte in der vergangenen Saison in Ingolstadt auf sich aufmerksam und diese Leistung konnte er in Berlin bestätigen. In der Hauptrunde kam der kleine Flitzer nur auf 27 Spiele, sammelte dort aber starke 20 Scorerpunkte (13T/7A). In den Playoffs steigerte sich Ronning nochmal und erzielte acht Tore und bereitete ein weiteres Tor vor. Gerade sein Hattrick im vierten Finalspiel gegen Bremerhaven bleibt in Erinnerung, als er die Schwachstelle von Pinguins-Goalie Kristers Gudlevskis offenbarte. Mit den acht Treffern wurde er zu Berlins Top-Torjäger in den Playoffs.
Byron machte nach einem Jahr Pause direkt da weiter, wo er in Berlin vor einem Jahr aufgehört hatte. Auch er kam verletzungsbedingt nur auf 33 Spiele, in denen er aber auf satte 26 Scorerpunkte (9T/17A) kam. In den Playoffs kamen nochmal elf Scorerpunkte (5T/6A) hinzu, wovon er vier Punkte in Überzahl sammelte.
Auch Cormier wurde zu einem wichtigen Puzzleteil auf dem Weg zur Meisterschaft und entwickelte sich zu seinem Spieler, gegen den man nicht gerne spielte. In 37 Hauptrundenspielen kam er auf 21 Scorerpunkte (12T/9A). Vier seiner zwölf Tore erzielte er dabei in Überzahl. In den Playoffs kam nur noch ein Assist hinzu, aber da war Cormier auch eher als physischer Spieler gefragt, der dem Gegner unter die Haut gehen sollte.
Bartuli war als U23-Spieler eingeplant und kam in 32 Spielen auf eine Torvorlage. Viel Eiszeit bekam er von Trainer Serge Aubin aber nicht.
Lean Bergmann kam verletzungsbedingt in der Hauptrunde nur auf 15 Spiele, in denen er aber bereits andeutete, wie wichtig er für die Mannschaft von Trainer Aubin werden könnte. Drei Tore und drei Assists standen für ihn am Ende der Hauptrunde zu Buche. In den Playoffs kam dann die Serie gegen Mannheim und sein legendärer Torjubel sowie der Fight gegen Leon Gawanke. Spätestens seit dem ist Bergmann ein Publikumsliebling in Berlin. Zwei Tore und zwei Assists steuerte die Nummer zehn in den Playoffs noch hinzu.
Tobi Eder schlug voll ein und erzielte in der Hauptrunde starke 22 Tore und bereitete zudem noch neun weitere Tore vor. Vier Tore erzielte er dabei in Überzahl. Drei Tore und drei Vorlagen folgten noch in den Playoffs. Die erste Saison von Tobi Eder als Eisbär war ein voller Erfolg!
Mit Freddy Tiffels gelang Richer ein weiterer Königstransfer. In 50 Hauptrundenspielen erzielte der deutsche Nationalstürmer zwölf Tore und bereitete 26 (!) Tore vor. Fünf Tore erzielte er dabei in Überzahl. Aber gerade seine Arbeit in Unterzahl zeichnete die Nummer 95 aus, als er die Gegner immer wieder früh im Spielaufbau störte – meistens auch erfolgreich. In den Playoffs sammelte er nochmal starke neun Punkte (2T/7A) und war somit auch ein Garant für die Meisterschaft. Wie eigentlich nahezu alle Spieler im Kader der Eisbären Berlin!
Descheneau kam in der Hauptrunde 17-mal zum Einsatz, erzielte fünf Tore und bereitete zwei weitere Treffer vor.

Drei Neuzugänge, die direkt eingeschlagen haben: Tobi Eder (links), Blaine Byron (mitte) und Freddy Tiffels (Foto von City-Press GmbH Bildagentur)

Natürlich schauen wir auch auf die Spieler, die nach der verkorksten Saison 2022/2023 weiterhin das Trikot der Eisbären trugen. In der Defensive waren das Morgan Ellis, Marco Nowak, Eric Mik, Jonas Müller, Korbinian Geibel und Julian Melchiori. Und da muss man allen voran Eric Mik nennen, der mit sechs Toren in der Hauptrunde der Top-Torjäger unter den Verteidigern wurde. Mik hat den nächsten Schritt gemacht und bewiesen, was für ein starker und vor allem wichtiger Spieler er für die Eisbären ist.
Ellis kam wie Wissmann auf fünf Tore in der Hauptrunde, Müller und Melchiori auf je vier Treffer. Müller stach vor allem mit seinen 20 Torvorlagen in der Hauptrunde hervor, welche ihm Platz sechs in der teaminternen Scorer-Wertung einbrachte. Aber auch Ellis (16A) und Melchiori (13A) scorten in Sachen Assists zweistellig.
Besonders hervorheben möchte ich aber Korbinian Geibel, denn der Youngster hat sich seinen Stammplatz im Profiteam erspielt und das absolut zurecht. Er absolvierte alle 52 Hauptrundenspiele und bereitete vier Tore vor. Geibel hat definitiv eine große Zukunft vor sich und es bleibt zu hoffen, dass er den Eisbären noch viele Jahre erhalten bleibt.
Und dann muss man natürlich auch noch Marco Nowak erwähnen, der keine einfache Saison hatte und meist als überzähliger Spieler auf der Tribüne saß. Und trotzdem hat er sich stets in den Dienst der Mannschaft gestellt und war zur Stelle, wenn er gebraucht wurde. Was nicht selbstverständlich in so einer Situation ist, aber einmal mehr beweist, was für ein feiner Mensch Marco Nowak ist.
In den Playoffs trugen sich Müller (3), Wissmann (2) und Melchiori (1) nochmal in die Torschützenliste ein und gerade Müller sein Solo gegen Bremerhaven in Finalspiel zwei bleibt wohl auf ewig in Erinnerung. In Sachen Assists sticht natürlich Kapitän Kai Wissmann hervor, der insgesamt acht Tore vorbereitete. Ebenso erwähnenswert sind die je drei Assists von Marco Nowak (da er nur dreimal zum Einsatz kam) und Korbinian Geibel, der wie bereits erwähnt den nächsten Schritt gemacht hat.
Insgesamt hatten die Eisbären eine deutlich gefährlichere Defensiv-Abteilung als noch in der verkorksten Vorsaison.

Machte in der letzten Saison einen großen Schritt nach vorne: Korbinian Geibel (Foto von City-Press GmbH Bildagentur)

Kommen wir aber nun zum Prunkstück der Meistersaison, nämlich der Offensive. Ganze sieben Stürmer blieben noch übrig nach der Saison 2022/2023: Manuel Wiederer, Yannick Veilleux, Eric Hördler, Maximilian Heim, Zach Boychuk, Marcel Noebels und Leo Pföderl.
Noebels lieferte wie eh und je ab und war am Ende der Hauptrunde der Top-Scorer der Eisbären mit 47 Scorerpunkten (13T/34A). Pföderl folgte direkt dahinter mit 45 Scorerpunkten (15T/30A). Boychuk wurde mit 23 Toren zum Top-Torjäger der Berliner, bereitete zudem auch nur 21 Tore vor. Veilleux traf 14-mal und gab 15 Assists, auch Wiederer traf zweistellig und kam auf elf Tore, dazu kommen noch 14 Assists.
Die Youngster Maxi Heim (2T/7A) und Eric Hördler (1T/5A) hatten natürlich auch ihren Anteil. Gerade das erste DEL-Tor von Eric in Wolfsburg bleibt natürlich in positiver Erinnerung.
In den Playoffs muss man natürlich wen zuerst nennen? Genau! Leo Pföderl, den MVP der Playoffs. Der hat alleine im Finale nochmal ordentlich aufgedreht und war am Ende auch der Top-Scorer der Eisbären. Fünf Tore und zehn Assists steuerte die Nummer 93 in den Playoffs nochmal dazu. Diesmal gab es die umgekehrte Reihenfolge, denn diesmal folgte Noebels auf Platz zwei mit vier Toren und zehn Assists. Auch ein Boychuk lieferte mit elf Punkten (3T(8A) wieder enorm stark ab. Auch Manuel Wiederer, der auf drei Tore und drei Assists kam, ist wohl der am meisten unterschätzte Spieler im Kader der Eisbären. Was sicherlich auch daran liegt, dass er häufig in Reihe vier eingesetzt wurde. Aber was er kann, zeigte er, als er in den vorderen Reihen eingesetzt wurde. Ich sage nur Hattrick in München. Und dann muss man natürlich in den Playoffs auch Eric Hördler erwähnen, dem zwei Assists gelangen. Ja, kein berauschender Wert, aber Eric ist eben ein Youngster und bekam nicht so viel Eiszeit, was das dann eben wieder zu etwas ganz Besonderem machte.

Playoff-MVP Leo Pföderl. (Foto von City-Press GmbH Bildagentur)

Insgesamt muss man sagen, dass der Mix aus jungen und erfahrenen Spielern in diesem Jahr perfekt harmonierte. Die Eisbären hatten die verkorkste Saison 2022/2023 komplett aufgearbeitet und die richtigen Schlüsse gezogen. Waren die Transfers in der Vorsaison fast ausschließlich Fehlgriffe bzw. passten nicht ins Team-Gefüge, so schlugen in dieser Saison alle Neuzugänge ein. Stéphane Richer hat mal wieder bewiesen, dass er ein absoluter Top-Sportdirektor ist. Ja, er hat auch das Team der Vorsaison zusammengestellt und war sich der Schuld auch bewusst. Aber wie man darauf reagiert hat, verdient den aller größten Respekt. Auch der Mut, an Serge Aubin festzuhalten, ist in diesem Geschäft alles andere als üblich. Aber die Eisbären haben sich trotz Kritik dafür entschieden, am Trainer festzuhalten. Und somit kommen wir zum Trainer Serge Aubin.

Der Vater des Erfolges: Sportdirektor Stéphane Richer (Foto von City-Press GmbH Bildagentur)

Aubin feierte mit den Eisbären seine dritte Meisterschaft in den vergangenen vier Jahren und hat mit den Berlinern noch keine Playoff-Serie verloren. Auch an ihm nagte die Vorsaison mit dem Verpassen der Playoffs. Aber wie er die neuen Spieler ins Team integrierte und daraus eine Spitzen-Mannschaft formte, verdient ebenso den aller größten Respekt. Man hatte zu Beginn der Saison damit gerechnet, dass es ein etwas holpriger Start werden könnte angesichts des doch großen Umbruchs im Sommer. Doch es kam anders und man startete mit drei Siegen zu Beginn und sieben Siegen aus den ersten zehn Spielen in die neue Spielzeit. Serge Aubin und seine beiden Co-Trainer Craig Streu und André Rankel hatten aus dem vorhandenen Personal schnell eine Spitzen-Mannschaft geformt, welche früh ihre Ansprüche deutlich machte. Vor der Saison war das ausgegebene Saisonziel ein Platz unter den ersten Vier. Relativ schnell wurde aber deutlich, dass diese Mannschaft in der Lage ist, um die deutsche Meisterschaft mitzuspielen.
Man kassierte nie mehr als drei Niederlagen in Folge. Und diese kassierte man zum einen nach bzw. inklusive dem chaotischen Heimspiel gegen Wolfsburg (6:9), als man danach auch die Heimspiele gegen Düsseldorf (1:4) und Iserlohn (0:3) verlor. Auch zu Beginn des neuen Jahres verlor man nochmals drei Spiele in Serie (2:3 gegen Schwenningen/1:5 in Bremerhaven/2:6 in Straubing). Aber auch davon ließen sich die Berliner nie von ihrem Weg abbringen und gaben stets die Antwort danach auf dem Eis.

Meistercoach Serge Aubin (Foto von City-Press GmbH Bildagentur)

Auch vom Fehlstart in die Playoffs, als man Spiel eins gegen Mannheim mit 1:7 verlor und in Spiel zwei nach nicht einmal fünf Minuten bereits mit 0:2 hinten lag, ließ man sich nicht aus der Ruhe bringen. Die Eisbären fanden immer eine Antwort, wurden immer wieder perfekt vom Trainerteam auf den jeweiligen Gegner eingestellt. Oder wie es Hannes in unserer Meisterfolge im Podcast sagte, dass die Eisbären es immer schafften, das zu zerstören, was den Gegner so stark und so gefährlich machte. Auch das ist ein Verdienst des Trainerteams.
Nach dem 1:7 gegen Mannheim folgten inklusive dem Halbfinale gegen Straubing sieben Siege in Serie. Erst in Spiel vier setzte es mal wieder eine Niederlage am Pulverturm. Danach sollten die Berliner nur noch das erste Finalspiel in Bremerhaven verlieren, ehe sie bis zum zehnten Meistertitel durch marschierten.
Und Niederlagen im Auftaktspiel einer Playoff-Serie sind für Serge Aubin auch nichts Neues. 2020/2021 in der Corona-Saison, als man nur Best-of-Three spielte, verloren die Berliner stets das erste Spiel. 2021/2022 verlor man das erste Finalspiel gegen München. Und in dieser Saison verlor man das erste Spiel im Viertelfinale gegen Mannheim und das erste Finalspiel in Bremerhaven. Die Eisbären standen also stets mit dem Rücken zur Wand, doch Serge Aubin fand immer einen Weg, die Serie anschließend doch noch zu gewinnen. Inzwischen steht er bei neun gewonnenen Playoff-Serien in Folge.

Hatte auch seinen Anteil am Gewinn der deutschen Meisterschaft: Co-Trainer Craig Streu (Foto von City-Press GmbH Bildagentur)

Die Eisbären Berlin haben also die richtigen Schlüsse aus der vergangenen Saison gezogen und entgegen der Gesetze im Sport bewiesen, dass man nicht immer den Trainer austauschen muss, wenn es mal nicht läuft. So ein Seuchenjahr kannst du immer mal wieder haben, das ist im Sport nichts Ungewöhnliches. Wichtig ist nur, wie du darauf reagierst und welche Schlüsse du daraus ziehst. Die Eisbären sind ein Paradebeispiel dafür, dass man nach einer Saison, welche im Fast-Abstieg endete, gestärkt zurückkommen kann. Dass man dann sofort die Meisterschaft wieder gewinnt, macht diese fast schon märchenhafte Geschichte perfekt. Serge Aubin und die Eisbären Berlin, das passt einfach wie die Faust aufs Auge!

Auch er hat einen großen Anteil am Gewinn der deutschen Meisterschaft: Geschäftsführer Thomas Bothstede (Foto von City-Press GmbH Bildagentur)

Im Dialog mit Serge Aubin und Craig Streu: „Ich bin mir sicher, dass wir die Playoffs erreichen werden!“

Aktuell befinden sich die Eisbären Berlin noch in der Länderspielpause. Erst am Freitagabend geht es mit dem Heimspiel gegen die Iserlohn Roosters weiter. Dann haben die Hauptstädter auch die Chance, endlich die Aufholjagd in der PENNY DEL zu starten. Denn nach 18 Spielen steht ein mehr als enttäuschender 13. Platz zu Buche. Nur 21 Punkte konnte man einfahren und die Tor-Differenz ist auch negativ (53:61). Höchste Zeit also mal nach den Gründen für diesen schlechten Saisonstart nach zwei Meisterschaften in Folge zu fragen. Und wer kann diese Fragen besser beantworten als das Trainerteam um Head Coach Serge Aubin und Co-Trainer Craig Streu? Die Beiden stellten sich am Dienstagabend den Fragen im Fanbogen beim „Im Dialog mit…„. Wir waren für euch vor Ort und fassen für euch die wichtigsten Aussagen von Aubin und Streu zusammen:

Dass die Eisbären in dieser Saison große Verletzungsprobleme hatten, ist kein großes Geheimnis. Zum Glück hat sich diese Situation deutlich gebessert und nahezu alle Spieler sind inzwischen fit. Mal abgesehen von Brendan Guhle, dazu aber später mehr.
Die Eisbären konnten in den letzten beiden Jahren jeweils die Meisterschaft gewinnen. Dafür haben die Berliner zu Saisonbeginn den Preis bezahlt. Denn in den letztjährigen Playoffs hatten sich die beiden Stürmer Leo Pföderl und Yannick Veilleux schwerer verletzt. Was zu einigen Umstellungen führte. Trainer Serge Aubin fasste es so zusammen:

Die Saison hat damit angefangen, dass wir den Preis dafür bezahlt haben, dass wir die Meisterschaften in den letzten beiden Jahren gewonnen haben. Der Preis ist, dass Leo Pföderl und Yannick Veilleux verletzt waren. Durch diese Verletzungen mussten wir Umstellungen vornehmen. Wir haben versucht, die jungen Spieler rein zu holen. Natürlich sind diese aber noch nicht an der Stelle, wo sie sein müssten, um das Team komplett auffangen zu können. Es ist wie ein Strudel, in den man dann rein gerät und aus dem man nur schwer wieder rauskommt. Es war jetzt extrem wichtig, dass diese Pause gekommen ist. Es ist einfach ein Zusammenspiel aus ganz vielen Faktoren, die dazu führen, dass es im Augenblick nicht so läuft wie es laufen sollte oder könnte.

Nun hat das Trainerteam aber wie bereits erwähnt wieder fast alle Spieler zurück und kann endlich mit voller Kapelle antreten. Zu was die Eisbären zu leisten im Stande sind, haben sie immer mal wieder für kurze Phasen im Spiel angedeutet. Doch so eine Negativserie oder aber auch so ein schlechter Saisonstart macht natürlich auch etwas mit den Spielern, wie Aubin sagte:

Je länger so eine Phase andauert, desto mehr schlägt es natürlich auch mental auf die Spieler. Man fängt immer mehr an, sich Gedanken zu machen, was nicht besonders gut ist für das Spiel. Es wissen alle Beteiligten selber, dass es keine erfreuliche Situation ist. Aber ich bedanke mich bei den Fans, dass sie extrem geduldig waren und sind. Das brauchen die Spieler auch. Es ist für sie gut zu wissen, dass die Fans auf ihrer Seite sind.

Da hat er Recht. Im Vergleich zu anderen Standorten oder auch früheren Spielzeiten ist es in Berlin trotz der Krise verhältnismäßig ruhig. Ja, es gibt immer Fans, die ständig am Kritisieren sind und auch den Trainer in Frage stellen. Aber eben nicht in der Häufigkeit, wie es bei anderen DEL-Vereinen der Fall ist. Und letztendlich darf man auch nicht vergessen, dass man genau mit diesem Trainerteam in den letzten beiden Jahren die Meisterschaft gewonnen hat.
Nun ist aber genau dieses Trainer-Duo, welches seit 2016 bereits zusammen arbeitet, gefordert. Serge Aubin und Craig Streu müssen die Eisbären aus der Krise führen. Sie müssen dafür sorgen, dass die Jungs wieder zurück in die Erfolgsspur kehren. Doch wie gehen die beiden Coaches das an. Craig Streu mit der Erklärung:

Du kannst nichts anderes machen außer arbeiten. Wir machen viel Video. Wir sind die bestvorbereiteste Mannschaft in der Liga, keine Frage. Es ist einfach so. Das ist alles, was du machen kannst. Die Jungs sind jeden Tag da und trainieren hart. Es war schwer ein Team zu formen, als wir die vielen verletzten Spieler hatten. Aber jetzt sind fast alle zurück. Die Woche war gut. Wir hatten super Training und super Video. So müssen wir anfangen. Es geht jetzt nur Shift für Shift. Wir schauen nicht auf das Ende der Saison sondern auf Freitag, auf das nächste Spiel. Das ist der einzige Weg. Step by Step. Mehr können wir nicht machen.

Ein Problem, vor dem die Trainer aber auch die Spieler stehen, ist der Fakt, dass es für viele Neuland ist. Eine Krise mit den Eisbären kennen viele der Spieler gar nicht. Verständlich nach zwei gewonnenen Meisterschaften in Folge. Trainer Aubin sagte daher, dass es gerade für die Spieler schwierig sei, damit umzugehen, dass man eben kein Erfolg gerade hat. Ebenso mangelt es am nötigen Vertrauen untereinander. Aubin äußerte sich zu dieser Thematik wie folgt:

Es ist schwierig für die Spieler damit umzugehen, dass sie kein Erfolg haben. Das ist das erste Mal für sie in Berlin. Die Spieler brauchen Selbstbewusstsein. Wir müssen besser sein in der Defensive, um den Torhütern Selbstvertrauen zu geben und auch der Mannschaft insgesamt. Aber ich sehe, dass sie arbeiten, aber es schwer haben. Es ist immer eine kleine Schlacht und man muss jede kleine Schlacht für sich gewinnen, um vorwärts zu kommen und erfolgreich zu sein. Wir müssen kleine Schritte gehen. Es gibt kleine Erfolge, die man als Fan vielleicht nicht sieht, die aber da sind. Es ist für das Team wichtig, sich wieder gegenseitig zu vertrauen. Wir haben die Pause genutzt, um den Reset-Button zu drücken. Wir haben am Teambuilding gearbeitet. Wir als Trainer haben aber keine Panik. Ja, es muss etwas passieren und wir arbeiten auch dran, aber hier läuten noch nicht die roten Alarmglocken. Wir haben Vertrauen in das Team und führen sie dahin, dass sie Vertrauen in sich selbst haben.

Vertrauen ist auch das Stichwort, wenn man auf die jungen Spieler zu sprechen kommt. Diese mussten in dieser Saison bereits sehr viel spielen. Weil sie eben die Ausfälle der Leistungsträger auffangen mussten und das auch so gut wie möglich taten. Jetzt aber sind wichtige Leistungsträger wieder zurück und die Youngsters spielen wieder vermehrt in Weißwasser. Was gerade für ihre Entwicklung sehr wichtig ist, wie Co-Trainer Craig Streu sagte:

Wir haben viele junge Spieler, die auch in Weißwasser spielen, was für sie auch sehr wichtig für ihre Entwicklung ist. Sie können uns jetzt vielleicht sofort helfen für einen Wechsel, aber wir wollen, dass sie uns langfristig in der Zukunft helfen. Es ist ein Prozess bei den jungen Spielern. Aber wir haben das Vertrauen in sie. Wir haben überhaupt keine Angst, sie auf das Eis zu schicken. Wir schauen viel mehr Video mit denen, aber sie können sich nur verbessern, wenn sie ein paar Fehler machen. Die alten Spieler machen auch Fehler. Aber die jungen Spieler müssen einfach Fehler machen, um daraus zu lernen.

Ein Youngster, der nach den ersten DEL-Spielen aufgrund der Personalprobleme wieder zurück nach Weißwasser musste, ist Eric Hördler. Auf den Sohn von Kapitän Frank Hördler hält man in Berlin aber große Stücke, weshalb er eben vorerst in Weißwasser Spielpraxis sammeln soll. Craig Streu hatte diesbezüglich eine sehr interessante Erklärung parat, warum das so ist:

Manche Spieler werden ausgebildet, um in Zukunft in den ersten drei Reihen zu spielen. Manche sind ausgebildet, um in der vierten Reihe zu spielen. Und deswegen sind viele junge Spieler in Weißwasser. Ein Eric Hördler zum Beispiel. Er ein Top-Talent für die Zukunft, er ist kein „Vierte-Reihe-Spieler“. Er hilft uns hier nicht viel, wenn er in der vierten Reihe spielt. In zwei, drei Jahren spielt er hoffentlich in den Top-3-Reihen bei uns. Für ihn ist es daher viel besser, diese Erfahrung jetzt in Weißwasser zu sammeln. Und dann kann er uns im nächsten oder übernächsten Jahr weiterhelfen.

Die Eisbären haben ihre Visionen mit den jungen Spielern. Und da reden wir nicht nur von den Feldspielern, nein, wir reden da auch von den jungen Torhütern Tobias Ancicka und Juho Markkanen. Viele Experten, aber auch viele Eisbären-Fans, haben dieses Vorhaben vor Saisonbeginn sehr skeptisch gesehen. Die aktuelle Platzierung machen daher viele Fans auch an den beiden Goalies fest. Doch das sehen weder Serge Aubin noch Craig Streu so. Aubin sagte daher auch nochmal, dass man aktuell nach keinem Torhüter sucht:

Wir suchen nicht nach einem Torhüter. Wir glauben an Tobias Ancicka. Es ist schlicht der Job des Teams, vor ihm besser zu spielen. Tobi ist ein guter Torhüter und das Team ist in der Pflicht. Es gibt aktuell auch keine deutschen Torhüter auf dem Markt, die besser sind als Tobi.

Und Craig Streu ergänzte auch noch, dass man jetzt für die Zukunft investiert mit diesem jungen Torhüter-Duo. Gleichwohl ging er auch noch auf die Frage ein, ob man für Juho Markkanen einen Importspieler auf die Tribüne setzen würde:

Wir bleiben bei unserem Plan. Wir investieren für die Zukunft, besonders für Tobi. Er muss jetzt lernen, wie eine Nummer eins lebt. Er muss lernen, mit Druck umzugehen. In ein, zwei Jahren werden wir genau davon profitieren. Markkanen kämpft auch. Er ist ein guter Torwart. Wir vertrauen ihm und wenn er spielt und wir müssen dadurch einen Ausländer auf die Tribüne schicken, dann machen wir das. Wenn wir denken, das macht unsere Mannschaft für diesen Tag besser, dann machen wir das.

Die Gründe für den Fehlstart der Eisbären Berlin wurden nun also beleuchtet. Nach der Länderspielpause wollen die Hauptstädter die Aufholjagd starten. Was ist für den DEL-Rekordmeister in dieser Saison noch drin. Diese Frage beantwortete natürlich der Trainer selbst:

Ich gehe davon aus, dass wir nicht schlechter als Platz sechs abschneiden werden. Es ist aber auch noch ein langer Weg bis zu den Playoffs. Aber ich bin mir sicher, dass wir die Playoffs erreichen werden. Mir ist es aber lieber, dass wir Sechster oder Siebter werden und volle Kapelle haben, als dass wir Zweiter oder Dritter werden und uns acht Spieler fehlen. Weil wenn wir volle Kapelle haben, haben wir in den Playoffs ganz andere Möglichkeiten als wenn uns die Hälfte der Leistungsträger fehlt. Insofern ist für mich die Platzierung aktuell nicht wichtig solange es am Ende ein Playoff-Platz ist. Und dann ist auch die Meisterschaft durchaus möglich.

Ein Saisonziel haben die Berliner bereits verpasst. Und zwar die KO-Runde in der Champions Hockey League (CHL). Immer wieder gibt es Kritik aus dem Fanlager der Eisbären, man würde diesen Wettbewerb nicht ernst nehmen. Doch das verneinte Serge Aubin und fügte zudem gleich an, warum es in diesem Jahr nicht mit dem Achtelfinale klappen konnte:

Die CHL ist für uns sehr wichtig. Aber nicht auf Kosten der Spieler, auch nicht der jungen Spieler. Auch nicht auf Kosten von weiteren verletzten Spielern. Wir gehen die Spiele so an, dass wir sie gewinnen wollen. Aber wir hatten neun verletzte Spieler zu Beginn der CHL. Was dazu geführt hat, dass wir zwei Drittel super gespielt haben und im letzten Drittel eingebrochen sind, weil einfach die Kraft gefehlt hat. Ich würde gerne immer CHL spielen, aber nicht um jeden Preis.

Fehlt noch eine Info, die sicherlich viele Fans interessiert: Was ist eigentlich mit Verteidiger Brendan Guhle? Da gibt es eine kleine Hoffnung, wie Serge Aubin sagte:

Er trainiert mit und es sieht langsam immer besser aus. Aber genaueres kann ich da noch nicht sagen, wann er zurückkommt. Wir schauen von Woche zu Woche.

Foto: eisbaerlin.de/walker