Die Eisbären Berlin nach zehn Spieltagen: Der Deutsche Meister legt einen Stotterstart hin

Seit gut einem Monat läuft die neue Saison in der PENNY DEL. Die Eisbären Berlin haben bisher zehn Spiele absolviert und liegen mit 14 Punkten derzeit nur auf Platz neun. Zu wenig für die Ansprüche in der Hauptstadt. Zu wenig für einen Titelverteidiger. Zu wenig für einen Titel-Favoriten. Wenn man dann auch noch die Vorbereitung und die CHL dazu zählt, kann man erst recht von einem Stotterstart rechnen. Denn in der Vorbereitung reichte es in fünf Spielen nur zu einem Sieg bei 8:17-Toren. In der CHL war erneut nach der Gruppenphase Schluss. Nur ganze zwei Spiele wurden gewonnen. Diese Siege waren vor Beginn der Champions Hockey League (CHL) aber auch erwartet worden. Denn diese fuhr man gegen Außenseite Grenoble ein. Gegen Frölunda ging man auswärts unter, zu Hause stand man kurz vor einem Punktgewinn. Und gegen Mountfield konnte man auch nur für vier Drittel überzeugen, ehe man jeweils im letzten Drittel einbrach. Wobei man da zur Verteidigung sagen muss, dass es dem Mammut-Programm der Eisbären sowie der großen Personalnot geschuldet war, dass man am Ende keine Kraft mehr hatte. So beendete man die Gruppenphase mit vier Niederlagen und einem Torverhältnis von 21:29. Wer weiß, was möglich gewesen wäre, wenn man alle Spieler zur Verfügung gehabt hätte und nicht gefühlt jeden zweiten Tag hätte spielen müssen.

Kommen wir aber zurück zum Liga-Alltag, wo es Zeit für ein erstes Zwischenfazit wird. Wenn eins bisher aufgefallen ist in der noch jungen Saison, dann ist es die fehlende Konstanz der Eisbären. Ob bei der eigenen Leistung, wo es einfach nicht für volle 60 Minuten reicht, oder aber bei den Ergebnissen, wo es bisher noch nicht zu so einer richtigen Serie gereicht hat. Drei Siege in Folge sowie zwei Niederlagen in Serie sind die bislang längsten Serien der Berliner.

Zuhause, wie hier gegen Bietigheim, tun sich die Eisbären bisher enorm schwer. (Foto: eisbaerlin.de/walker)

Die bisherigen 14 erzielten Punkte setzten sich wie folgt zusammen: Dreimal gewann man nach 60 Minuten, zweimal benötigte man die Verlängerung bzw. das Penaltyschießen, um sich den Zusatzpunkt zu sichern, einmal zog man in der Zusatzspielzeit den kürzeren und ganze viermal ging man nach 60 Minuten leer aus.
Zuhause absolvierte man bisher sechs Spiele. Einmal gewann man in regulärer Spielzeit, zweimal nach Verlängerung. In der regulären Spielzeit verlor man zwei Spiele, einmal verlor man nach Penaltyschießen. Was die Eisbären aktuell nur auf Platz 13 in der Heimtabelle führt.
Auswärts ist man dagegen, auch wenn es spielerisch bisher nicht den Anschein gemacht hat, schon wieder gut unterwegs. Vier Spiele absolvierte man bisher auswärts, wovon man zwei nach regulärer Spielezeit gewann und zwei verlor. Was die Hauptstädter aktuell auf Platz fünf in der Auswärtstabelle bringt. Auch dank dem Punkte-pro-Spiel-Schnitt.
Mit 31 erzielten Toren hat man aktuell den sechstbesten Sturm, die 30 Gegentore reichen aktuell zur neuntbesten Defensive. Alles noch keine meisterlichen Zahlen, aber noch sind wir ja auch früh in der Saison und auch letztes Jahr starteten die Eisbären eher dürftig in die neue Spielzeit.

Würden die Spiele nur 20 oder 40 Minuten dauern, wären die Eisbären unter den Top-6 zu finden. Im ersten Drittel sind die Berliner mit 10:6-Toren das drittbeste Team. Auch im Mitteldrittel läuft es noch gut, wenn gleich nicht so wie im ersten Drittel. Aber dort reicht es auch noch für einen guten fünften Platz mit 8:6-Toren. Und dann wären wir schon beim Problemdrittel der Hauptstädter. Das letzte Drittel ist das mit Abstand schlechteste des Deutschen Meisters. Zwar erzielte man dort mit elf Toren die meisten aller drei Drittel, kassierte jedoch mit 17 Gegentoren auch fast dreimal so viel wie in den beiden Dritteln zuvor.

Auswärts gab es schon wieder zwei Siege in vier Auswärtsspielen. (Foto: Ela on Tour)

Schauen wir mal weiter in die Statistik, sieht man, dass die Eisbären nach einer 1:0-Führung (sechsmal) nur drei Spiele gewonnen haben. Nach einem 0:1-Rückstand (viermal) konnte man immerhin noch zwei Siege einfahren.
Wichtig ist für die Berliner zudem auch immer, wie man in ein letztes Drittel geht. Viermal führte man vor dem Schlussdrittel, alle vier Spiele wurden am Ende auch gewonnen. Wobei da ein Spiel dabei war, was man eigentlich als Niederlage zählen muss. Denn gegen Aufsteiger Frankfurt verspielten die Eisbären bekanntlich eine 4:0-Führung, retteten aber in der Overtime den Zusatzpunkt.
Lag man vor einem letzten Drittel hinten, verlor man drei der vier Spiele. Nur einmal konnte man dann also noch gewinnen, was gegen Nürnberg nach Verlängerung war.
Gingen die Berliner mit einem Unentschieden in die letzten 20 Minuten, verlor man das Spiel, was bisher zweimal der Fall war.

Auch immer ein interessanter Statistikwert ist die Torschusseffizienz. Dort stehen die Eisbären als Achter im Mittelfeld der PENNY DEL. Die Erfolgsquote liegt da bei 10,20 Prozent. 304 Torschüsse feuerten die Berliner in den ersten zehn Spielen ab, 31-mal landete die Scheibe im Anschluss im gegnerischen Tor. Da gibt es definitiv noch Steigerungsbedarf.

Ein Spiel entscheiden können auch die Special Teams. Und da zeigen die Eisbären – mal wieder – zwei Gesichter. Während das Powerplay mit einer Erfolgsquote von 25,81 Prozent auf Platz sechs im Ligavergleich liegt, findet man das Penaltykilling der Berliner nur auf Platz 12 (75 Prozent). Acht Powerplaytore gelangen bei bisher 31 Überzahlspielen. Sieben Gegentreffer kassierte man bei 28 Unterzahlspielen.

An Juho Markkanen (links) und Tobias Ancicka liegt der schlechte Saisonstart der Eisbären nicht. (Foto: Ela on Tour)

Den Stotterstart kann man durchaus an den Personalmisere aber auch an dem straffen Spielplan festmachen. Sicher auch an einigen Leistungsträgern oder aber auch Neuzugängen, die bisher noch nicht die gewünschte Leistung erreicht haben. Viele Fans sehen aber vor allem das junge Torhüter-Duo als die große Problemzone der Eisbären an. Was aber gar nicht stimmt. Denn statistisch gesehen haben die Hauptstädter die drittbeste Fangquote in der PENNY DEL (90,99 Prozent). Tobias Ancicka hat sich bisher als Nummer eins etabliert. Er kam bisher achtmal zum Einsatz, kommt dabei auf eine Fangquote von 92,59 Prozent und einen Gegentorschnitt von 2,5 pro Spiel. Sein Gegenüber Juho Markkanen kam bisher erst zweimal zum Einsatz. Seine Werte: Fangquote: 88,33 Prozent/Gegentorschnitt 3,51.
Ja, seine Werte sind deutlich schlechter als die von Ancicka. Aber beide Goalies haben im bisherigen Saisonverlauf überzeugt. Die Werte entstehen eben auch dann, wenn dich deine Vorderleute im Stich lassen. Da kann dann auch der beste Goalie nicht mehr viel ausrichten.

Kommen wir mal zu den Scorerpunkten der Spieler. Und da fällt mir vor allem Eric Mik auf, der in den ersten zehn Saisonspielen schon wieder fünf Assists gesammelt hat. Seine Entwicklung geht also weiter. Ansonsten will ich noch Julian Melchiori hervorheben, der genau da weitermacht, wo er in Wolfsburg aufgehört hat. Er „frisst“ unheimlich viel Eiszeit, steht aktuell bei einer Time-on-Ice-Zeit von 21:50 Minuten pro Spiel. Dabei gelangen ihm bisher zwei Tore und zwei Vorlagen.
In der Offensive kommt Torjäger Matt White erst so allmählich in Fahrt. Derzeit steht White bei drei Toren und sechs Vorlagen. Damit reicht es für ihn aber noch nicht für einen Platz unter den Top-3-Scorern der Eisbären. Dort findet man nämlich Marcel Noebels (4 Tore/10 Vorlagen), Zach Boychuk (3/9) und Giovanni Fiore (7/4). Fiore ist aktuell der Top-Torjäger der Berliner, gefolgt von Kevin Clark (5/2).

Schauen wir auf die Youngsters der Eisbären, muss man vor allem Maximilian Heim erwähnen. Der hatte nämlich gleich bei seinem DEL-Debüt in Ingolstadt sein erstes DEL-Tor erzielt. Heim kommt auch auf die aktuell beste Eiszeit der Youngsters mit 9:50 Minuten pro Spiel. Ihm folgen Bennet Roßmy mit einer Time-on-Ice-Zeit von 8:48 Minuten und Korbinian Geibel mit 8:17 Minuten. Jan Nijenhuis kommt auch noch auf über fünf Minuten (6:38 Minuten). Eric Hördler (4:36 Minuten) und Kevin Handschuh (3:55 Minuten) liegen aktuell unter der Fünf-Minuten-Marke.

Damit es für die Berliner in den nächsten zehn Spielen in der Tabelle nach oben geht, müssen sie konstanter auftreten. Sie müssen ihren Gameplan über 60 Minuten durchziehen, defensiv kompakt stehen und nicht zu oft die Zuordnung verlieren. In der Offensive muss die Chancenverwertung besser werden.
Zudem sollte man von der Strafbank fernbleiben, vor allem die vielen unnötigen Strafzeiten weg lassen. Gerade deshalb, weil das Penaltykilling noch nicht so gut funktioniert.
Und, wie man ja an der Statistik sieht, müssen die Eisbären vor allem an ihrer Ausdauer arbeiten, denn das Schlussdrittel ist eben das große Problem der Eisbären.
Doch noch sind wir früh in der Saison, das Lazarett lichtet sich mehr denn je und mit Alexandre Grenier hat man einen sehr starken und vor allem torgefährlichen Stürmer hinzu bekommen. Dazu kehrte Leo Pföderl zurück, welcher ebenso für mehr Tiefe im Kader sorgt. Hoffen wir also mal, dass der Motor nach dem Stotterstart nun immer besser in Fahrt kommt und die Eisbären in der Tabelle weiter nach oben ziehen.

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