Im Dialog mit Serge Aubin und Craig Streu: „Ich bin mir sicher, dass wir die Playoffs erreichen werden!“

Aktuell befinden sich die Eisbären Berlin noch in der Länderspielpause. Erst am Freitagabend geht es mit dem Heimspiel gegen die Iserlohn Roosters weiter. Dann haben die Hauptstädter auch die Chance, endlich die Aufholjagd in der PENNY DEL zu starten. Denn nach 18 Spielen steht ein mehr als enttäuschender 13. Platz zu Buche. Nur 21 Punkte konnte man einfahren und die Tor-Differenz ist auch negativ (53:61). Höchste Zeit also mal nach den Gründen für diesen schlechten Saisonstart nach zwei Meisterschaften in Folge zu fragen. Und wer kann diese Fragen besser beantworten als das Trainerteam um Head Coach Serge Aubin und Co-Trainer Craig Streu? Die Beiden stellten sich am Dienstagabend den Fragen im Fanbogen beim „Im Dialog mit…„. Wir waren für euch vor Ort und fassen für euch die wichtigsten Aussagen von Aubin und Streu zusammen:

Dass die Eisbären in dieser Saison große Verletzungsprobleme hatten, ist kein großes Geheimnis. Zum Glück hat sich diese Situation deutlich gebessert und nahezu alle Spieler sind inzwischen fit. Mal abgesehen von Brendan Guhle, dazu aber später mehr.
Die Eisbären konnten in den letzten beiden Jahren jeweils die Meisterschaft gewinnen. Dafür haben die Berliner zu Saisonbeginn den Preis bezahlt. Denn in den letztjährigen Playoffs hatten sich die beiden Stürmer Leo Pföderl und Yannick Veilleux schwerer verletzt. Was zu einigen Umstellungen führte. Trainer Serge Aubin fasste es so zusammen:

Die Saison hat damit angefangen, dass wir den Preis dafür bezahlt haben, dass wir die Meisterschaften in den letzten beiden Jahren gewonnen haben. Der Preis ist, dass Leo Pföderl und Yannick Veilleux verletzt waren. Durch diese Verletzungen mussten wir Umstellungen vornehmen. Wir haben versucht, die jungen Spieler rein zu holen. Natürlich sind diese aber noch nicht an der Stelle, wo sie sein müssten, um das Team komplett auffangen zu können. Es ist wie ein Strudel, in den man dann rein gerät und aus dem man nur schwer wieder rauskommt. Es war jetzt extrem wichtig, dass diese Pause gekommen ist. Es ist einfach ein Zusammenspiel aus ganz vielen Faktoren, die dazu führen, dass es im Augenblick nicht so läuft wie es laufen sollte oder könnte.

Nun hat das Trainerteam aber wie bereits erwähnt wieder fast alle Spieler zurück und kann endlich mit voller Kapelle antreten. Zu was die Eisbären zu leisten im Stande sind, haben sie immer mal wieder für kurze Phasen im Spiel angedeutet. Doch so eine Negativserie oder aber auch so ein schlechter Saisonstart macht natürlich auch etwas mit den Spielern, wie Aubin sagte:

Je länger so eine Phase andauert, desto mehr schlägt es natürlich auch mental auf die Spieler. Man fängt immer mehr an, sich Gedanken zu machen, was nicht besonders gut ist für das Spiel. Es wissen alle Beteiligten selber, dass es keine erfreuliche Situation ist. Aber ich bedanke mich bei den Fans, dass sie extrem geduldig waren und sind. Das brauchen die Spieler auch. Es ist für sie gut zu wissen, dass die Fans auf ihrer Seite sind.

Da hat er Recht. Im Vergleich zu anderen Standorten oder auch früheren Spielzeiten ist es in Berlin trotz der Krise verhältnismäßig ruhig. Ja, es gibt immer Fans, die ständig am Kritisieren sind und auch den Trainer in Frage stellen. Aber eben nicht in der Häufigkeit, wie es bei anderen DEL-Vereinen der Fall ist. Und letztendlich darf man auch nicht vergessen, dass man genau mit diesem Trainerteam in den letzten beiden Jahren die Meisterschaft gewonnen hat.
Nun ist aber genau dieses Trainer-Duo, welches seit 2016 bereits zusammen arbeitet, gefordert. Serge Aubin und Craig Streu müssen die Eisbären aus der Krise führen. Sie müssen dafür sorgen, dass die Jungs wieder zurück in die Erfolgsspur kehren. Doch wie gehen die beiden Coaches das an. Craig Streu mit der Erklärung:

Du kannst nichts anderes machen außer arbeiten. Wir machen viel Video. Wir sind die bestvorbereiteste Mannschaft in der Liga, keine Frage. Es ist einfach so. Das ist alles, was du machen kannst. Die Jungs sind jeden Tag da und trainieren hart. Es war schwer ein Team zu formen, als wir die vielen verletzten Spieler hatten. Aber jetzt sind fast alle zurück. Die Woche war gut. Wir hatten super Training und super Video. So müssen wir anfangen. Es geht jetzt nur Shift für Shift. Wir schauen nicht auf das Ende der Saison sondern auf Freitag, auf das nächste Spiel. Das ist der einzige Weg. Step by Step. Mehr können wir nicht machen.

Ein Problem, vor dem die Trainer aber auch die Spieler stehen, ist der Fakt, dass es für viele Neuland ist. Eine Krise mit den Eisbären kennen viele der Spieler gar nicht. Verständlich nach zwei gewonnenen Meisterschaften in Folge. Trainer Aubin sagte daher, dass es gerade für die Spieler schwierig sei, damit umzugehen, dass man eben kein Erfolg gerade hat. Ebenso mangelt es am nötigen Vertrauen untereinander. Aubin äußerte sich zu dieser Thematik wie folgt:

Es ist schwierig für die Spieler damit umzugehen, dass sie kein Erfolg haben. Das ist das erste Mal für sie in Berlin. Die Spieler brauchen Selbstbewusstsein. Wir müssen besser sein in der Defensive, um den Torhütern Selbstvertrauen zu geben und auch der Mannschaft insgesamt. Aber ich sehe, dass sie arbeiten, aber es schwer haben. Es ist immer eine kleine Schlacht und man muss jede kleine Schlacht für sich gewinnen, um vorwärts zu kommen und erfolgreich zu sein. Wir müssen kleine Schritte gehen. Es gibt kleine Erfolge, die man als Fan vielleicht nicht sieht, die aber da sind. Es ist für das Team wichtig, sich wieder gegenseitig zu vertrauen. Wir haben die Pause genutzt, um den Reset-Button zu drücken. Wir haben am Teambuilding gearbeitet. Wir als Trainer haben aber keine Panik. Ja, es muss etwas passieren und wir arbeiten auch dran, aber hier läuten noch nicht die roten Alarmglocken. Wir haben Vertrauen in das Team und führen sie dahin, dass sie Vertrauen in sich selbst haben.

Vertrauen ist auch das Stichwort, wenn man auf die jungen Spieler zu sprechen kommt. Diese mussten in dieser Saison bereits sehr viel spielen. Weil sie eben die Ausfälle der Leistungsträger auffangen mussten und das auch so gut wie möglich taten. Jetzt aber sind wichtige Leistungsträger wieder zurück und die Youngsters spielen wieder vermehrt in Weißwasser. Was gerade für ihre Entwicklung sehr wichtig ist, wie Co-Trainer Craig Streu sagte:

Wir haben viele junge Spieler, die auch in Weißwasser spielen, was für sie auch sehr wichtig für ihre Entwicklung ist. Sie können uns jetzt vielleicht sofort helfen für einen Wechsel, aber wir wollen, dass sie uns langfristig in der Zukunft helfen. Es ist ein Prozess bei den jungen Spielern. Aber wir haben das Vertrauen in sie. Wir haben überhaupt keine Angst, sie auf das Eis zu schicken. Wir schauen viel mehr Video mit denen, aber sie können sich nur verbessern, wenn sie ein paar Fehler machen. Die alten Spieler machen auch Fehler. Aber die jungen Spieler müssen einfach Fehler machen, um daraus zu lernen.

Ein Youngster, der nach den ersten DEL-Spielen aufgrund der Personalprobleme wieder zurück nach Weißwasser musste, ist Eric Hördler. Auf den Sohn von Kapitän Frank Hördler hält man in Berlin aber große Stücke, weshalb er eben vorerst in Weißwasser Spielpraxis sammeln soll. Craig Streu hatte diesbezüglich eine sehr interessante Erklärung parat, warum das so ist:

Manche Spieler werden ausgebildet, um in Zukunft in den ersten drei Reihen zu spielen. Manche sind ausgebildet, um in der vierten Reihe zu spielen. Und deswegen sind viele junge Spieler in Weißwasser. Ein Eric Hördler zum Beispiel. Er ein Top-Talent für die Zukunft, er ist kein „Vierte-Reihe-Spieler“. Er hilft uns hier nicht viel, wenn er in der vierten Reihe spielt. In zwei, drei Jahren spielt er hoffentlich in den Top-3-Reihen bei uns. Für ihn ist es daher viel besser, diese Erfahrung jetzt in Weißwasser zu sammeln. Und dann kann er uns im nächsten oder übernächsten Jahr weiterhelfen.

Die Eisbären haben ihre Visionen mit den jungen Spielern. Und da reden wir nicht nur von den Feldspielern, nein, wir reden da auch von den jungen Torhütern Tobias Ancicka und Juho Markkanen. Viele Experten, aber auch viele Eisbären-Fans, haben dieses Vorhaben vor Saisonbeginn sehr skeptisch gesehen. Die aktuelle Platzierung machen daher viele Fans auch an den beiden Goalies fest. Doch das sehen weder Serge Aubin noch Craig Streu so. Aubin sagte daher auch nochmal, dass man aktuell nach keinem Torhüter sucht:

Wir suchen nicht nach einem Torhüter. Wir glauben an Tobias Ancicka. Es ist schlicht der Job des Teams, vor ihm besser zu spielen. Tobi ist ein guter Torhüter und das Team ist in der Pflicht. Es gibt aktuell auch keine deutschen Torhüter auf dem Markt, die besser sind als Tobi.

Und Craig Streu ergänzte auch noch, dass man jetzt für die Zukunft investiert mit diesem jungen Torhüter-Duo. Gleichwohl ging er auch noch auf die Frage ein, ob man für Juho Markkanen einen Importspieler auf die Tribüne setzen würde:

Wir bleiben bei unserem Plan. Wir investieren für die Zukunft, besonders für Tobi. Er muss jetzt lernen, wie eine Nummer eins lebt. Er muss lernen, mit Druck umzugehen. In ein, zwei Jahren werden wir genau davon profitieren. Markkanen kämpft auch. Er ist ein guter Torwart. Wir vertrauen ihm und wenn er spielt und wir müssen dadurch einen Ausländer auf die Tribüne schicken, dann machen wir das. Wenn wir denken, das macht unsere Mannschaft für diesen Tag besser, dann machen wir das.

Die Gründe für den Fehlstart der Eisbären Berlin wurden nun also beleuchtet. Nach der Länderspielpause wollen die Hauptstädter die Aufholjagd starten. Was ist für den DEL-Rekordmeister in dieser Saison noch drin. Diese Frage beantwortete natürlich der Trainer selbst:

Ich gehe davon aus, dass wir nicht schlechter als Platz sechs abschneiden werden. Es ist aber auch noch ein langer Weg bis zu den Playoffs. Aber ich bin mir sicher, dass wir die Playoffs erreichen werden. Mir ist es aber lieber, dass wir Sechster oder Siebter werden und volle Kapelle haben, als dass wir Zweiter oder Dritter werden und uns acht Spieler fehlen. Weil wenn wir volle Kapelle haben, haben wir in den Playoffs ganz andere Möglichkeiten als wenn uns die Hälfte der Leistungsträger fehlt. Insofern ist für mich die Platzierung aktuell nicht wichtig solange es am Ende ein Playoff-Platz ist. Und dann ist auch die Meisterschaft durchaus möglich.

Ein Saisonziel haben die Berliner bereits verpasst. Und zwar die KO-Runde in der Champions Hockey League (CHL). Immer wieder gibt es Kritik aus dem Fanlager der Eisbären, man würde diesen Wettbewerb nicht ernst nehmen. Doch das verneinte Serge Aubin und fügte zudem gleich an, warum es in diesem Jahr nicht mit dem Achtelfinale klappen konnte:

Die CHL ist für uns sehr wichtig. Aber nicht auf Kosten der Spieler, auch nicht der jungen Spieler. Auch nicht auf Kosten von weiteren verletzten Spielern. Wir gehen die Spiele so an, dass wir sie gewinnen wollen. Aber wir hatten neun verletzte Spieler zu Beginn der CHL. Was dazu geführt hat, dass wir zwei Drittel super gespielt haben und im letzten Drittel eingebrochen sind, weil einfach die Kraft gefehlt hat. Ich würde gerne immer CHL spielen, aber nicht um jeden Preis.

Fehlt noch eine Info, die sicherlich viele Fans interessiert: Was ist eigentlich mit Verteidiger Brendan Guhle? Da gibt es eine kleine Hoffnung, wie Serge Aubin sagte:

Er trainiert mit und es sieht langsam immer besser aus. Aber genaueres kann ich da noch nicht sagen, wann er zurückkommt. Wir schauen von Woche zu Woche.

Foto: eisbaerlin.de/walker

Zusammenfassung von „Im Dialog mit Stefan Ustorf und Marian Bazany“

125px-Logo_ERC_Ingolstadt_svgAm heutigen Dienstagabend fand wieder die bei den Fans sehr beliebte Veranstaltung „Im Dialog mit…“ in den Fanbögen statt. Zu Gast waren diesmal der Sportliche Leiter der Eisbären Berlin, Stefan Ustorf, und der neue Fitnesstrainer der Berliner, Marian Bazany. Diese Beiden standen den Fans heute Abend Rede und Antwort und gaben Einblicke in ihr Berufsfeld.

So wurden Beide zu Beginn der Veranstaltung gebeten, uns Fans mal kurz zu erläutern, was Sie denn eigentlich alles so machen. Bei Bazany war der Fall im Großen und Ganzen klar, denn das Wort „Fitnesstrainer“ sagt dann doch schon einiges aus. Bei Ustorf fragten sich die Fans jedoch, was denn seine Aufgaben als Sportlicher Leiter nun wären. „Usti“ meinte dazu, dass er hauptsächlich nun die Aufgaben von Manager Peter John Lee übernommen hat. Lee ist früher immer mit zu den Auswärtsspielen gefahren, hat die Traingspläne erstellt, war für die Zusammenstellung des Kaders verantwortlich und hat viele andere Dinge getan, welche nun eben Stefan Ustorf übernommen hat. Langweilig wird dem ehemaligen deutschen Nationalstürmer definitiv nicht.

Ustorf wurde bei der Gelegenheit natürlich gefragt, ob er auch andere Angebote hatte als das der Eisbären. Ustorf meinte dazu nur, dass für ihn klar war, dass wenn er nach Deutschland in den Eishockey-Sport zurückkehren würde, nur die Eisbären Berlin in Frage kommen würden. Etwas anderes kam für ihn überhaupt nicht in Frage.
Auf die Frage hin, ob er sich denn vorstellen könnte, später auch einmal als Trainer tätig zu sein, gab er sich unschlüssig. „Ich weiß es momentan nicht so genau. Ich arbeite lieber hinter den Kulissen und bastel an der Mannschaft. Aber ich mach eigentlich schon beides gerne“ gab Ustorf zu Protokoll. In den Job eines Cheftrainers konnte er bei den ersten beiden CHL-Spielen gegen Zlín und in Fribourg mal herein schnuppern und stellte dabei fest, dass das dann doch schon eine für ihn derzeit noch sehr anstrengende Aufgabe sei. Gerade nach zwei Spielen an zwei Tagen war er nach dem zweiten Spiel einfach fertig und brauchte erst einmal seine Ruhe. Generell meinte er, dass er erst einmal seinen eigenen Weg finden muss. 

Wenn man den Sportlichen Leiter schon einmal zu Besuch hat, dann musste natürlich die Frage nach dem aktuellen Kader kommen und ob man denn noch plane, einen Spieler zu verpflichten. Dazu sagte er, dass es momentan keine Planungen gebe, einen neuen Spieler zu verpflichten. Man sondiert zwar den Transfermarkt, ohne dabei aber nach irgendeinem Spieler zu suchen. Man muss die Situation drüben in der NHL beobachten und abwarten, welche Spieler dort dann demnächst auf den Markt kommen. Sollte man da einen Spieler finden, der das Interesse der Eisbären-Verantwortlichen weckt, würde man durchaus noch einmal handeln. „Ich bin mit unserer Mannschaft, so wie sie derzeit ist, zufrieden. Ich sehe da keinen Handlungsbedarf“ schob Ustorf am Ende hinterher. Continue reading