Ausgabe #22:
Das tut richtig weh: Die Eisbären Berlin haben ihr erstes Heimspiel im neuen Jahr verloren. In der ausverkauften O2 World unterlagen die Berliner den Schwenninger Wild Wings mit 3:4 n.P. (2:2, 0:0, 1:1/ 0:0, 0:1) und müssen damit wohl nun endgültig jegliche Hoffnung auf Platz Sechs begraben. Viel mehr gerät nun sogar die Pre-Play-Off-Qualifikation in große Gefahr. Denn heute hat man gegen einen direkten Konkurrenten im Kampf um Platz Zehn verloren, der Vorsprung auf Platz Elf wird immer kleiner. Doch daran ist die Mannschaft mal wieder selbst schuld. Die arg dezimierten Eisbären taten sich lange schwer gegen den DEL-Rückkehrer, konnten dann im Schlussdrittel erstmals in Führung gehen, doch nach dem 3:3-Ausgleich fehlte mir bei der ganzen Mannschaft der Glaube an den Sieg. So nahm das Schicksal seinen Lauf und die Schwenninger nahm am Ende auch noch den Zusatzpunkt mit.
Bereits vor der Partie hatte Eisbären-Coach Jeff Tomlinson die erste Hiobsbotschaft verkraften müssen. Denn neben den schon feststehenden Ausfällen von Rob Zepp, Thomas Supis, Jens Baxmann, André Rankel, Florian Busch, Julian Talbot und Mads Christensen kamen nun auch noch Frank Hördler und Constantin Braun ins Eisbären-Lazarett hinzu. Somit fielen gleich neun Stammspieler für die Partie gegen Schwenningen aus. Der Berliner Kader wurde daher mit den Youngsters Jonas Müller, Jonas Schlenker, Christoph Kabitzky und John Koslowski aufgefüllt. Im Tor stand erneut Sebastian Elwing.
Mit Spielbeginn merkte man Schwenningen an, dass sie hier nicht her gekommen waren, um die Punkte in der Hauptstadt zu lassen. Die Gäste, die von rund 400 SERC-Fans unterstützt wurden, begannen sehr engagiert und setzten die Berliner sofort unter Druck. Die Eisbären waren davon überrascht, damit hatten sie wohl nicht gerechnet, dass Schwenningen hier so couragiert auftreten würde. Die Eisbären selbst waren zu Beginn sehr nervös, brachten keine Sicherheit in ihr Spiel, viele Pässe kamen nicht an. Die Mannschaft wirkte völlig verunsichert.
Das merkten die Gäste aus Schwenningen natürlich und sie sorgten dafür, dass die Verunsicherung der Gatsgeber noch schlimmer werden sollte. Morten Green gelang die frühe Führung für die Wild Wings – 0:1 (3.).
Es dauerte ein wenig, biss ich die Eisbären von diesem frühen Gegentor erholt hatten. Sie fuhren ihrerseits die ersten zaghaften Angriffe und konnte dabei gleich einen Treffer bejubeln. Allerdings unter Mithilfe des Schwenninger Goalies Dimitri Pätzold, der einen Schuss von Casey Borer nicht festhalten konnte. Mat Foy verwertete den Abpraller und so stand es 1:1. Direkt in den Torjubel der Eisbären hinein kam es zu einer größeren Schlägerei vor der Eisbären-Bank, an der jeweils fünf Spieler beider Mannschaften beteiligt waren. Strafen kassierten aber nur Matt Foy (Eisbären) und der als Heißsporn bekannte Sean O’Connor (Schwenningen), die jeweils 2+2+10-Minuten kassierten.
Schwenningen zeigte sich von dem Ausgleichstreffer der Hausherren nicht beeindruckt und spielte einfach weiter nach vorne. Mit Erfolg, denn in der neunten Minute gab Schwenningen seinen mitgereisten Fans erneut Grund zum Jubeln. Alexander Dück hatte den Puck von der blauen Linie Richtung Tor geschlenzt und schon war der Puck im Tor – 1:2.
Doch auch diese Führung konnten die Gäste nicht halten. Die Eisbären kamen in der 16. Spielminute überraschend zum erneuten Ausgleich. In Überzahl kamen die Hausherren vor das Tor von Dimitri Pätzold, Darin Olver mit einem genialen Pass auf Barry Tallackson und der hatte keine Mühe, den Puck im leeren Tor unterzubringen – 2:2.
Bei diesem Spielstand ging es letztendlich auch in die Kabine. Doch für die Eisbären war dieses Unentschieden mehr als schmeichelhaft.
Das zweite Drittel bot den 14.200 Zuschauern in der Arena am Ostbahnhof wenig Höhepunkte. Allerdings war den Eisbären anzumerken, dass sie nun etwas besser im Spiel drin waren und auch endlich um jeden Puck verbissen gekämpft wurde. Das hatte man im ersten Drittel noch vermisst. Zwar gab es auch in diesem Drittel den ein oder anderen Fehlpass im Spielaufbau und dazu noch einige Konzentrationsschwächen (vor allem bei der Puckannahme an der blauen Linie – allen voran Shawn Lalonde), doch dennoch war eine Verbesserung im Vergleich zum Auftaktdrittel zu erkennen. Schwenningen spielte weiter sehr engagiert und suchte immer wieder den Weg zum Tor von Sebastian Elwing, doch für Gefahr konnten auch sie nicht sorgen. Somit blieb es auch nach 40 Minuten beim Spielstand von 2:2.
Das letzte Drittel begann mit einem Paukenschlag des DEL-Rekordmeisters. Shawn Lalonde hatte nach bereits zehn Sekunden eine Strafe wegen hohen Stocks erhalten, doch die Eisbären konnten in dieser folgenden Unterzahl treffen. T.J. Mulock nutzte einen Fehler der Schwenninger an der blauen Linie und schnappte sich den Puck. Er lief zusammen mit Mark Bell einen Konter, die beiden passten sich den Puck hin und her, letztendlich war es Mulock gewesen, der den Puck im Tor versenken konnte und die Eisbären erstmals an diesem Nachmittag in Führung brachte.
Der Shorthander brachte den Eisbären neues Selbstvertrauen, auf einmal merkte man den Jungs an, dass sie dieses Spiel nun nach Hause bringen wollten. Sie hatten auch gute Chancen, die Führung auszubauen, doch an Dimitri Pätzold war kein vorbeikommen.
Und wer vorne seine Chancen nicht nutzt, der kassiert eben hinten einen Gegentreffer. So auch heute wieder geschehen. Nick Petersen hatte abgezogen, sein platzierter Schuss fand den Weg an Sebastian Elwing vorbei ins Tor – 3:3 (54.).
Was danach folgte, war einfach nur unbegreiflich. Die Spieler der Eisbären hatten auf einmal den Glauben an den Sieg verloren, da war kein Siegeswille mehr vorhanden. Die Jungs liefen wieder lustlos über das Eis, nahmen sich einfach sehr viel Zeit im Spielaufbau. Dabei stand es 3:3 und es war noch alles drin, doch man fühlte sich an Freitag erinnert, als die Mannschaft auch ungefähr zum selben Zeitpunkt einen Gegentreffer (da aber zum 3:4) hinnehmen musste und auf einmal das Eishockey spielen einstellte.
Sinnbildlich wurde es 50 Sekunden vor dem Ende der regulären Spielzeit, die Eisbären in Puckbesitz hinter dem eigenen Tor. Man kann noch einmal den letzten Angriff starten, um evtl. doch noch die so wichtigen drei Punkte einzufahren. Doch was macht man? Man lässt sich sehr viel Zeit im Spielaufbau, lässt die Sekunden verstreichen. Nein, so spielt keine Mannschaft, die weiß, was die Stunde geschlagen hat. Man will Platz Sechs noch erreichen und braucht dafür jeden Punkt, doch dass das jeder Spieler auf dem Eis auch so sah wie wir Fans, wurde heute nicht sichtbar. So musste man sich mal wieder mit nur einem Punkt begnügen nach 60 Spielminuten.
In der Verlängerung sah man den Eisbären auch nicht an, dass sie hier unbedingt den Zusatzpunkt sichern wollten. Wirklich Zug zum Tor entwickelten sie nicht. Schwenningen tat nicht mehr als nötig und so blieb auch die Verlängerung ohne Entscheidung. Es ging mal wieder ins Penaltyschießen, welches sehr torreich war. Drei Schützen der Berliner trafen und vier Schützen der Schwenninger. Den entscheidenden Penalty verwandelte am Ende Daniel Hacker. Für die Eisbären vergab als letzter Schütze Darin Olver mehr als kläglich. Olver, der bereits die ganze Saison seiner Form hinter her läuft, macht beim Penalty einfach immer das selbe. Er spielt den Puck vor dem Tor hin und her, um den Torhüter damit zu irritieren oder ihn schwindelig zu spielen. Doch mit dieser Methode hatte er in letzter Zeit bei mehrerern Versuchen nur EINMAL Erfolg. Die Torhüter stellen sich inzwischen schon auf seine Art, Penalty´s zu schießen, ein, so war es für Pätzold auch kein Problem, diesen Penalty zu halten. Man hatte hier leichtfertig den Zusatzpunkt verschenkt.
Fazit:
Nun ja, was soll man dazu sagen? Zu Beginn des Spiels war die Mannschaft völlig verunsichert, fand überhaupt nicht ins Spiel gegen engagiert auftretende Schwenninger. Im zweiten Drittel wurde es etwas besser. Im letzten Drittel geht man erstmals in Führung, hat dadurch neues Selbsvertrauen getankt. Doch man kassiert den 3:3-Ausgleich sechs Minuten vor Schluss und verliert danach den Glauben an den Sieg. Was die Mannschaft nach dem 3:3 da zusammen spielte, war einfach eine Frechheit. Da hatte kein Spieler mehr den Glauben an den Sieg. Der unbändige Siegeswille war bei keinem Spieler mehr zu sehen. Das sah man auch kurz vor der Verlängerung, als die Schwenninger hoch motiviert an der Bande standen und die Eisbären die Köpfe hingen ließen und lustlos in der Gegend herum schauten.
Heute lief einiges schief. Es gelang zu selten ein Spielaufbau, man leistete sich zu viele Fehlpässe, die Konzentration war heute auch nicht die beste. Wie oft man es heute nicht schaffte, den Puck an der blauen Linie unter Kontrolle zu bekommen, war schon echt erstaunlich. Da fehlen einem langsam echt die Worte. Man will sich direkt für das Play-Off-Viertelfinale qualifizieren, aber mit der Leistung und vor allem mit der Einstellung der Spieler, wird das nichts werden. Da gerät selbst die Pre-Play-Off-Qualifikation in große Gefahr. Ein neuer Trainer könnte den Spielern für den Rest der Hauptrunde vielleicht noch einmal neues Selbstvertrauen bringen. Nur daran denkt beim Management ja keiner, da hält man lieber mit eiserner Ruhe am Trainer fest. Klar, an allem alleine ist Jeff Tomlinson nicht schuld. Aber er trägt genauso wie die Mannschaft eine Mitschuld.
Leistung vom Hauptschiedsrichter mit Note von mir:
Hauptschiedsrichter waren die Herren Brill und Vogl. Viel haben sie heute nicht gepfiffen, so wirklich eine klare Linie hat mir bei den Beiden heute gefehlt. Da waren schon einige Aktionen dabei, die man hätte durchaus pfeifen können. Aber das sahen die beiden Hauptschiedsrichter irgendwie anders. Insgesamt gesehen eine merkwürdige Leistung der Beiden. Note 4.
Fanstimmung:
Nun ja, die war heute sicherlich nicht schlecht gewesen. Aber man merkt immer mehr, wie erfolgsverwöhnt einige hier in Berlin sind. Läuft es super und hat die Mannschaft Erfolg, singen hier alle mit und feiern die Mannschaft. Läuft es mal nicht und hat die Mannschaft keinen Erfolg, so wie eben in dieser Saison, singen nicht mehr alle mit. Da singen wirklich nur noch die Fans mit, die in guten wie in schlechten Zeiten zu ihrem Team stehen. Dass die Erfolge der letzten Jahre nun nicht ewig weiter gehen würden, war doch klar. Es mussten auch einmal Zeiten kommen, wo es mal nicht mehr so gut läuft. Dass dazu die Leistung der Mannschaft in dieser Saison auch nicht wirklich stimmt, ist auch allen klar. Doch nur weil die Jungs auf dem Eis mal gerne Arbeitsverweigerung betreiben, brauchen wir es auf den Rängen doch nicht auch zu tun. In der Fankurve stehen einige rum, die wahrscheinlich in Zeiten zu den Eisbären gekommen sind, wo sie nur Erfolge feierten. Was ja auch okay ist. Man freut sich ja über jeden Fan. Aber alteingesessene Fans der Eisbären haben schon weitaus schlimmere Zeiten durchgemacht. Da hatte man sich schon darüber gefreut, mal nicht Tabellenletzter zu sein. Klar, auch ich bin nicht froh darüber, wie die Saison bisher verlaufen ist. Doch ich unterstütze meine Mannschaft bei jedem Spiel.
Besten drei Spieler des Spiels:
1. Alexander Dück (Schwenninger Wild Wings/Verteidiger)
2. Nick Petersen (Schwenninger Wild Wings/Stürmer)
3. Morten Green (Schwenninger Wild Wings/Stürmer)
Vorschau auf das nächste Heimspiel mit Tipp von mir:
Am kommenden Freitag empfangen die Eisbären Berlin zum ewigen DEL-Klassiker die Adler Mannheim in der O2 World. Wie für die heutige Partie gegen Schwenningen zählt auch für die Partie gegen den Erzrivalen das Motto „Verlieren verboten“. Die Eisbären brauchen im Kampf um die Pre-Play-Off-Teilnahme jeden Punkt. Ob man aber ausgerechnet gegen die Kurpfälzer punkten kann, erscheint mir angesichts der zuletzt gezeigten Leistungen eher fraglich. Zudem haben die Adler mit Hans Zach einen neuen Trainer, der es perfekt versteht, ein 1:0 stark zu verteidigen und über die Zeit zu bringen. Und so anfällig, wie die Eisbären derzeit hinten sind, droht hier eine weitere Heimniederlage. Mein Tipp: 2:5.