Was für ein Spiel am Oberwiesenfeld: Die Eisbären Berlin haben das Spitzenspiel bei Red Bull München knapp mit 3:2 (0:1,1:1,2:0) gewonnen und sich damit wohl auch endgültig Platz zwei gesichert. Es war ein Spiel mit Playoff-Charakter, vor allem im Schlussdrittel. Aber am Ende bewahrten die Eisbären kühlen Kopf, drehten mal wieder einen Rückstand in einen Sieg um und haben mit Ty Ronning einen neuen Rekordschützen in Sachen Tore in ihren Reihen. Zudem hat Jonas Stettmer eine weitere Bewerbung für den Platz im Tor in den Playoffs abgegeben. Was für ein bärenstarkes Spiel von Stettmer!
Trainer Serge Aubin veränderte sein Line-up im Vergleich zum Spiel in Ingolstadt rein gar nicht. Somit blieb in der Defensive und der Offensive alles gleich. Und auch im Tor erhielt Jonas Stettmer den Vorzug vor Jake Hildebrand. Ein Fingerzeig Richtung Playoffs, was die Goalie-Frage angeht?
Während es für die Eisbären tabellarisch um nahezu gar nichts mehr ging (Platz eins zu weit weg, Platz zwei fast sicher), benötigte München wichtige Punkte im Kampf um das Heimrecht im Viertelfinale. Die Statistik in dieser Saison sprach für die Mannschaft von Trainer Don Jackson, denn München gewann zwei der bisherigen drei Duelle. Anderseits gewann bisher stets das Auswärtsteam, was wiederum für die Berliner sprach.

Die Eisbären dominierten das erste Drittel, aber München jubelte über das 1:0. (Foto von Bruno Dietrich / City-Press GmbH Bildagentur)
Die Eisbären kamen gut rein ins Spiel und übten viel Druck auf das Tor der Münchner aus. Evan Fitzpatrick hatte direkt einiges zu tun. Die beste Chance hatte Ty Ronning, der frei durch war, aber mit der Rückhand am Münchner Goalie scheiterte.
Doch das erste Tor erzielten die Hausherren. Filip Varejcka bekam die Scheibe und zog ansatzlos ab – 0:1 (10.). Wirklich angedeutet hatte sich das nicht, da die Eisbären relativ wenig defensiv zu ließen. Aber einmal ließ man den Gastgebern etwas zu viel Platz und das nutzt eine Spitzenmannschaft eben eiskalt aus.
Die Berliner beeindruckte das Gegentor jedoch überhaupt nicht. Man spielte weiter sehr offensiv und druckvoll, man wollte direkt den Ausgleich erzielen. Aber beinahe hätte man das 0:2 kassiert. Les Lancaster kam im Slot relativ frei zum Abschluss, doch zum Glück für die Eisbären ging die Scheibe am Tor vorbei.
Fortan das gleich Bild, die Eisbären mit guten Chancen, aber Fitzpatrick war bis hierhin hellwach und ließ keine Scheibe durch. So blieb es beim 0:1-Rückstand für die Berliner nach dem ersten Drittel.

Ty Ronning stellte mit seinem 34. Saisontor einen neuen Torrekord bei den Eisbären Berlin auf – und das ohne Playoffs. Wahnsinn! (Foto von Bruno Dietrich / City-Press GmbH Bildagentur)
Das zweite Drittel begann hart umkämpft. Nach einem Scheibenverlust konnte sich Lean Bergmann nur noch mit einem Foul retten und ermöglichte den Hausherren somit das zweite Powerplay im Spiel. Wirklich gefährlich ist das Powerplay der Red Bulls in dieser Saison nicht, das zeigte bereits das erste Überzahlspiel im ersten Drittel. Auch das zweite Powerplay verpuffte ohne Gefahr, weil die Eisbären das leidenschaftlich verteidigten.
Danach eine kurze wilde Phase. Zunächst Ty Ronning mit dem 1:1 in der 27. Spielminute. Starke Aktion der Red Bulls, die nach dem Tor „Viva la vida“ spielten. Großes Kino von München! Leider „bedankten“ sich die Eisbären zehn Sekunden später auf ihre Art und Weise. Maxi Kastner stand komplett blank vorm Tor und netzte problemlos zum 2:1 für München ein (27.).
Danach weiterhin eine hart umkämpfte Partie, Torchancen gab es in dieser Phase kaum zu sehen. Es war eines dieser Spiele, in dem es auf Kleinigkeiten ankommt. So wie auch in den Playoffs, welche in Kürze beginnen.
In der Schlussphase investierten die Eisbären nochmal viel in die Offensive, suchten nach der Lücke in der Münchner Defensive. Doch die Hausherren verteidigten das sehr stark und machten den Berlinern so das Leben sehr schwer. München nahm die knappe 2:1-Führung mit in die zweite Drittelpause.

Spätestens mit der heutigen Leistung der absolute Top-Favorit auf den Posten im Berlin Tor, wenn es in die Playoffs geht: Jonas Stettmer (Foto von Bruno Dietrich / City-Press GmbH Bildagentur)
München sorgte direkt in der Anfangsphase des dritten Drittels für Gefahr vor Jonas Stettmer. Doch die Berliner überstanden diese brenzlige Situation und schlugen dann selbst zu. Ty Ronning stellte zunächst den Torrekord der Eisbären ein und übernahm jetzt mit dem 34. Tor den alleinigen Torrekord beim Hauptstadtclub – 2:2 (44.).
Kurz darauf traf das beste Powerplayteam (Berlin) auf das beste Unterzahlteam (München). Beinahe hätte Yasin Ehliz den Shorthander erzielt, scheiterte mit seinem Alleingang aber an Stettmer. Die Hausherren dann aber für 43 Sekunden in doppelter Unterzahl. Die Riesenchance für die Eisbären, das Spiel komplett zu drehen. Leo Pföderl hatte auch zwei Chancen, scheiterte aber an Fitzpatrick. Auch die einfache Überzahl konnte Berlin nicht nutzen und so blieb es beim 2:2.
Die Intensität in der Partie nahm nochmal deutlich zu, die Zweikämpfe wurden härter geführt. Eine Linie der Schiedsrichter war nicht zu erkennen. Die Eisbären profitierten davon und bekamen das nächste Powerplay. Und diesmal schlugen sie zu und wer konnte nur treffen? Natürlich Leo Pföderl – 3:2 (51.).
Weiter ging es mit den Special Teams, jetzt war München wieder in Überzahl. Die Red Bulls setzten sich fest und entfachten jede Menge Druck, aber die Berliner überstanden die nächste Unterzahl ohne Gegentor. Aber es folgte direkt das nächste Unterzahlspiel, die Partie etwas wild in dieser Phase. Doch Münchens Baustelle zeigte sich einmal mehr deutlich – das Powerplay, welches früher gefürchtet war, ist aktuell nicht in Top-Form. Dafür holten sich die Eisbären Selbstvertrauen im Penalty Killing, wo man ja auch nur im Mittelfeld steht.
Es ging weiter munter hin und her, beide Teams suchten weiterhin den Abschluss. Die Eisbären wollten die Vorentscheidung, München den Ausgleich erzwingen. Ein absoluter Vorgeschmack auf die Playoffs. Don Jackson nahm zwei Minuten vor dem Ende seinen Goalie vom Eis und ging All-in. Aber Teufelskerl Jonas Stettmer mit einer überragenden Leistung heute, sicherte den Eisbären am Ende die wichtigen drei Punkte. Und er selbst dürfte nun in der Pole Position sein, was den Status der Nummer eins in Berlin angeht. Was für eine Leistung!