Das Jahr 2020 ist einfach ein grausames Jahr Es fing an mit dem Saisonabbruch der DEL-Saison 2019/2020 in Folge der Corona-Pandemie, weshalb das Playoff-Viertelfinale zwischen den Eisbären Berlin und der Düsseldorfer EG nicht stattfinden konnte. Es folgte das Ende einer Eisbären-Legende nach 17 Jahren beim Hauptstadtclub. Ex-Kapitän André Rankel bekam von den Berlinern nach der abgebrochenen Saison keinen neuen Vertrag mehr und war seitdem auf Vereinssuche. Damals grübelte die Fanszene der Eisbären darüber, wohin es André nun ziehen könnte. Doch wie wir seit Montag wissen, wird es die ewige Nummer 24 der Eisbären nirgendwo mehr hinziehen, außer in den Ruhestand. Denn André Rankel hat seine Karriere beendet. Besser gesagt, er musste sie beenden. Verletzungsbedingt. Rankel dazu (Quelle: Medieninformation der Eisbären Berlin vom 30.11.2020):
Es ist natürlich sehr schade, dass ich meine Karriere heute beenden muss. Ich hätte gerne noch 2-3 Jahre Eishockey gespielt, leider macht da meine Schulter nicht mehr mit. Eishockey war ein großer Teil meines Lebens bisher und hat mich sehr geprägt.
Dieser Schritt ist ihm sichtlich nicht leicht gefallen, aber seine Gesundheit geht eben vor und wie er in der neuesten Ausgabe des Eishockey-Podcasts „Bend your Knees“ von Ex-Eisbären-Pressesprecher Daniel Goldstein und dem ewigen „Hooligan“ Stefan Ustorf erzählte, war es auch der Rat der Ärzte, dass seine Schulter dem Eishockeysport nicht mehr standhalten würde.
So endet also die Eishockey-Karriere des André Rankel auf denkbar ungünstige Weise. Er konnte sich wegen des Saisonabbruchs nicht mal mehr von den Eisbären-Fans verabschieden. Aber das wird sicherlich in irgendeiner Form nachgeholt werden, wenn wir wieder in die Arena am Ostbahnhof dürfen und sein Trikot unter das Hallendach gezogen wird. Schon jetzt bekommt man Gänsehaut, wenn man an diesen Moment denkt. Irgendwann wird es so weit sein…
André Rankel verabschiedet sich von der Eishockey-Bühne (Eisbären/City-Press)
Dass André Rankel überhaupt so lange bei den Eisbären Berlin bleiben würde, damit hatte im Jahre 2003 sicherlich keiner gerechnet. Weder die damals Verantwortlichen der Eisbären als auch ich, der damals in sein achtes Jahr als Eisbären-Fan ging. Sozusagen habe ich die Zeit von André bei den Eisbären komplett miterlebt. Die ganzen 17 Jahre.
Insgesamt 865 Spiele hat Rankel für die Berliner absolviert, davon waren 148 Playoff-Spiele mit bei. In dieser Zeit gewann Rankel mit den Eisbären alles, was es zu gewinnen gab. Siebenmal feierte er die Deutsche Meisterschaft mit den Eisbären, einmal den Pokalsieg und einmal die European Trophy. 247-mal durften wir über Tore von André Rankel jubeln, weitere 268 Treffer bereitete Rankel vor. Er kommt somit also auf 515 Scorerpunkte. Das bringt ihn auf Platz Drei der internen Scorer-Wertung des Hauptstadtclubs hinter den beiden anderen Legenden Steve Walker und Sven Felski. Seine 247 Tore bringen ihn sogar auf Platz Eins der internen Torschützenliste.
Beeindruckende Zahlen also, welche André Rankel aufzuweisen hat. Aber wie bereits eingangs erwähnt, dass er so lange bei den Eisbären spielen würde, damit hatte keiner gerechnet. Denn André kam damals vom Lokalrivalen Berlin Capitals und damit hast du generell erst einmal einen schlechten Stand in Berlin-Hohenschönhausen. Du musst dir das Vertrauen der Fans erarbeiten, damit sie dich hier dulden. Eisbären-Legende Hartmut Nickel machte es Rankel auch nicht leicht, wie André kurz nach Bekanntgabe seines Abgangs von den Eisbären im Interview mit Daniel Goldstein erzählte:
Ich war das erste Jahr hier, ich war der Junge aus dem Westen. Ich hatte es nicht leicht bei ihm, ich hatte wirklich ein Jahr lang zu kämpfen. Und irgendwann kam der Punkt, wo er anscheinend was in mir gesehen hat, was jetzt zudem geführt hat, weshalb wir jetzt hier sitzen.
Wenn du Hartmut von dir überzeugen kannst, dann ist das wohl die halbe Miete, um bei den Eisbären Karriere zu machen. Dabei brachte Rankel ausgezeichnete Statistiken mit nach Berlin-Hohenschönhausen. Beim Lokalrivalen kam er in der DNL-Mannschaft auf 90 Spiele, in denen er 69 Tore erzielte und 64 weitere Treffer vorbereitete. Für die Profi-Mannschaft der Capitals kamen dann nochmal zwölf Hauptrundenspiele hinzu, in denen er viermal traf und sechs Treffer vorbereitete. In den Playoffs kamen erneut zwölf Spiele dazu, dabei traf er dreimal und gab vier Torvorlagen.
Mit André Rankel bekam man also einen jungen Stürmer, der wusste, wo das gegnerische Tor steht, der sich aber auch nicht zu schade war, den Mitspielern die Tore aufzulegen.
In Berlin wurde André Rankel Teil der goldenen 85er-Generation, welche am Ende maßgeblich an sieben Meisterschaften beteiligt war. Wenn gleich natürlich die erste Meisterschaft immer noch die ist, mit der die schönsten Erinnerungen verknüpft sind. Schließlich hatte man es so lange versucht, in Berlin endlich den DEL-Pokal in die Höhe stemmen zu dürfen. 2005 war es endlich so weit und Rankel war bereits Teil des DEL-Kaders der Berliner. In dieser Saison gelangen ihm fünf Tore und drei Vorlagen in der Hauptrunde sowie zwei weitere Assists in den Playoffs.
Doch so richtig durch startete Rankel erst in der Saison 2006/2007, als ihm zwölf Tore und 15 Vorlagen in 52 Hauptrundenspielen gelangen. Danach traf er nur noch in zwei Jahren nicht zweistellig. Dreimal traf er 20-mal oder sogar mehr.
Seine punktbesten Saisons spielte er 2009/2010 und 2012/2013. Bei der zuerst genannten Saison waren es 25 Tore und 22 Vorlagen, in jener Saison, als die Eisbären einen neuen Hauptrundenrekord aufstellten. Am Ende scheiterte man dann aber im Viertelfinale in fünf Spielen an den Augsburger Panthern. Eine Niederlage, an der Rankel sehr lange zu knabbern hatte, wie er im Podcast bei Goldi und Usti sagte:
Was ich damals gar nicht verstanden haben und wo ich echt lange gebraucht habe, war die Niederlage damals gegen Augsburg in den Playoffs. Die hat mich echt mitgenommen. Weil wir haben glaube ich den Punkte-Rekord in der DEL gemacht in diesem Jahr. Wir waren so gut als Mannschaft. Dass wir da einen Weg gefunden haben, diese Serie zu verlieren, das hat mich echt lang gewurmt. Obwohl Augsburg auch sehr, sehr gut Eishockey gespielt hat. Aber wir haben uns in der Serie eher selbst geschlagen als dass Augsburg uns geschlagen hat.
In der anderen Saison stand am Ende die siebte und bis heute letzte Deutsche Meisterschaft für die Eisbären Berlin. Es war nach zuvor zwei Saisons als Assistent-Kapitän die erste Saison mit dem „C“ als Kapitän auf der Brust und es sollte seine punktbeste Saison werden. In 48 Hauptrundenspielen traf er 20-mal und bereitete 34 Tore vor, was am Ende 54 Scorerpunkte machte. In den Playoffs waren es anschließend in 13 Spielen nochmal 14 Punkte (vier Tore/zehn Vorlagen).
Neben den sieben Meisterschaften, dem Pokal- und European-Trophy-Sieg stand für ihn aber auch noch eine persönliche Auszeichnung. In der Saison 2010/2011 wurde er mit 18 Scorerpunkten (9/9) in zwölf Spielen zum MVP der Playoffs gewählt. Also zum wertvollsten Spieler der Playoffs. Auch das kann ihm keiner mehr nehmen.
Acht Jahre lang trug André Rankel das „C“ auf der Brust und war in dieser Zeit Führungsspieler, Leistungsträger und für die jungen Spieler im Team immer Ansprechpartner. In dieser Zeit ist er nie als unfairer Spieler aufgefallen und doch wird ihm bei den Fans der Straubing Tigers immer eins nachhängen: Nachdem er in den Playoffs im Vorjahr noch zum MVP gewählt wurde, blieben die Playoffs 2012 für André Rankel in keiner guten Erinnerung. Denn nach einem harten Check in Straubing sperrte ihn die DEL für zehn Spiele, weshalb er für den Rest der Playoffs nicht mehr zur Verfügung stand und die sechste Meisterschaft von außen mit anschauen musste.
Mit André Rankel verlieren die Eisbären Berlin eine Identifikationsfigur, einen Spieler, der sich immer in den Dienst der Mannschaft gestellt hat und der großen Anteil an sieben Meisterschaften hatte. Aber auch einen insgesamt sehr sympathischen Menschen, mit dem man auch jede Menge Spaß haben konnte. Das hat man bei zahlreichen Interviews gesehen, aber wir vom eisbaerlin.de-Fanclub können das auch ganz genau erzählen. Denn es gab vor gut zehn Jahren mal Fanclub-Treffen mit Spielern der Eisbären Berlin. Der damalige Eisbären-Pressesprecher Daniel Goldstein wies uns Frank Hördler und André Rankel zu. Es sollte ein Treffen von maximal zwei Stunden werden, so Daniel, doch es wurden mehrere Stunden. Weil die Atmosphäre so locker war und man sich als ganz normale Menschen unterhalten konnte und nicht als Fan und Spieler.
So wurde an dem Tag mit den Jungs über Gott und die Welt geredet, natürlich auch über Eishockey und deren Karrieren. Es wurde sich aber beim Tischtennis auch sportlich betätigt und wir können Euch sagen, sie spielen auch Tischtennis ganz gut. Von „Nante“ (Spitzname von Frank Hörder) waren sogar die Kinder mit bei. Und als eine Vase zu Bruch ging, kam von „Nante“ nur die Frage, ob es seine Kinder waren. Als wir sagten, nein, meinte er ganz trocken: „Gut, dann ist es ja auch nicht schlimm!„
Humor hatten sie also beide.
Unser Fanclub-Mitglied Eisbaerlin Buschi hat uns auch noch ihre Erinnerung an den damaligen Tag mit Hördler und Rankel zugeschickt:
Mit großer Bestürzung habe ich zur Kenntnis genommen, dass ein ganz großer im Eishockey verletzungsbedingt aufhört, Andre Rankel.
Als Spieler und auch als Mensch habe ich Andre Rankel sehr geschätzt.
Nur zu gern erinnere ich mich an unsere Fanclub Fete gemeinsam mit Andre Rankel und Frank Hördler. Es war ein fantastisches Erlebnis, welches ich nie vergessen werde. Wir haben gemeinsam Tischtennis gespielt, gegrillt und natürlich wurde sich über die aktuellen Themen in unserem schönen Sport ausgetauscht. Das Highlight war der Stuhlkreis um die Feuertonne.
Schade, dass der Verein uns diese Möglichkeit, sich mit Spielern in den Fanclubs zu treffen, in den darauffolgenden Jahren nicht mehr ermöglicht hat.
Im „Bend your Knees“ Podcast wurde André Rankel abschließend auch noch nach seinem All-Star-Team gefragt. Im Tor konnte er sich nicht zwischen Rob Zepp und Petri Vehanen entscheiden. Zwei Torhüter, welche große Fußstapfen in Berlin hinterlassen haben. Vor den Goalies verteidigen Frank Hördler und Jens Baxmann, beides Mitglieder der legendären und goldenen 85er-Generation der Eisbären Berlin.
Und im Sturm, ja, im Sturm da kommt man eben einfach nicht an der ebenso legendären „RUM-Reihe“ vorbei – André Rankel, Stefan Ustorf und T.J. Mulock, die damals alles kurz und klein schossen und die Eisbären zur Meisterschaft. Dagegen kamen auch die NHL-Stars wie Erik Cole, Claude Giroux oder Danny Briere nicht gegen an. Alles auch super geniale Spieler, aber für Rankel waren es eben seine Reihenpartner.
Eisbären-Geschäftsführer Peter-John Lee ließ es sich natürlich nicht nehmen, auch noch ein paar Worte über die ewige Nummer 24 zu sagen:
Mit André Rankel beendet eines der größten Aushängeschilder der Eisbären-Geschichte seine aktive Laufbahn. Ich möchte mich bei André dafür bedanken, dass er in den vergangenen 17 Jahren ein großer Teil der Eisbären war. Mit zu erleben, wie er als Person reifte und sich zu einem absoluten Top Eishockeyprofi entwickelte, war einfach großartig. Er war immer das perfekte Beispiel eines Vorbilds und Teamplayers. Nicht überraschend führte er uns acht Jahre als Kapitän an. André kam als 17-jähriges Talent zu uns, wurde dank seiner harten Arbeit ein absoluter Leistungsträger und hatte großen Anteil an allen sieben Meisterschaften der Eisbären. Bis heute ist André ein Paradebeispiel der guten Jugendarbeit hier in Berlin.
Mir bleibt nun nur noch eins übrig:
Ich wünschen Dir, lieber André, alles erdenklich gute für Deine neue berufliche Herausforderung, was auch immer Du jetzt machen wirst. Ich danke Dir für wunderschöne und ereignisreiche 17 Jahre in Berlin. Für mich persönlich warst Du immer ein Vorbild und ich habe Dich sehr gerne spielen sehen. Deine Entwicklung vom sehr jungen André zum gestanden Mann mit zu erleben, war einfach nur toll. Du hast das Spiel der Eisbären Berlin über Jahre geprägt und warst eines der Aushängeschilder des Vereins. Dir wurde ein Gesang zu Teil, welcher in den 90er-Jahren eigentlich nur Derek Mayer verdient hatte (… hol die Kelle raus), aber genau das sollte Dir zeigen, welchen Standpunkt Du in der Berliner Fanszene hattest und immer haben wirst. Wir Fans der Eisbären werden Dich nie vergessen und immer mit einem Lächeln im Gesicht an unsere Nummer 24 zurückdenken. Und ich persönlich denke immer wieder an jenen Abend zurück, als Franky und Du bei uns zu Besuch wart. Wie wir immer wieder von Dir, aber auch von Franky, hörten, war es auch für euch ein Abend mit prägender Erinnerung. Vielleicht trifft man sich ja in dieser Formation in Zukunft noch einmal.
Bis dahin alles Gute Dir und Deiner Familie! Bleibt vor allem gesund!