Stéphane Richer: „Die Eisbären Berlin gehen immer in die Saison, um am Ende die Meisterschaft zu gewinnen“

v.l: Chefcoach Serge Aubin, Sportdirektor Stéphane Richer, GASAG-Vorstandsvorsitzender Georg Friedrichs, Kapitän Frank Hördler, Geschäftsführer Thomas Bothstede. (Foto: eisbaerlin.de/walker)

Morgen Abend beginnt die neue Saison in der PENNY DEL. Dann werden die Eisbären Berlin als Titelverteidiger in die neue Spielzeit starten. Und somit werden die beiden anderen Schwergewichte in der höchsten deutschen Spielklasse, Mannheim und München, die Eisbären jagen. Doch in dieser Saison haben die Eisbären noch einen Trumpf in der Hinterhand, welchen man letztes Jahr nicht hatte und trotzdem am Ende die achte Meisterschaft holen konnte. Geschäftsführer Thomas Bothstede äußerte sich auf der heutigen Saisoneröffnungspressekonferenz der Eisbären Berlin bei Hauptsponsor GASAG – an der neben ihm Trainer Serge Aubin, Kapitän Frank Hördler, Sportdirektor Stéphane Richer und der Vorstandsvorsitzende der GASAG, Georg Friedrichs, teilgenommen haben – wie folgt:

Es ist immer noch eine schwierige Situation. Und wir alle wissen was für uns mit das Wichtigste war, dass wir morgen wieder mit 6.450 Zuschauern spielen dürfen. Das hat sich tatsächlich geändert. Wir haben ca. 5.000 Dauerkarten verkauft. Es wird natürlich die ein oder andere Einzelkarte geben. Wir denken aber, dass wir sowohl morgen als auch natürlich dann gegen Mannheim definitiv ausverkauft sein werden.

Wie es war, ohne Fans zu spielen, davon konnte ich mich letzte Saison selbst überzeugen. Und es war definitiv nicht schön. Manchmal saß man oben auf der Pressetribüne, schaute runter auf die Eisfläche, hatte aber nicht die Emotionen dabei, welche man sonst bei einem Eishockeyspiel hat. Das ging auch der Mannschaft so, die zu Beginn sich immer selbst irgendwie motivieren musste, wie Kapitän Frank Hördler heute sagte. Er freut sich auf jeden Fall auf die Rückkehr der besten Fans der Liga (O-Ton: Thomas Bothstede):

Das ist das Highlight. Letztes Jahr war es am Anfang im ersten Drittel nicht immer ganz so einfach gewesen, in die Spiele reinzukommen. Dadurch dass die Hallen leer waren, musste man sich stark motivieren und ins Spiel finden. Aber in diesem Jahr haben wir wieder die Fans, die an unserer Seite stehen und uns nach vorne pushen. Wir sind heiß darauf, wieder einzulaufen und die Atmosphäre zu spüren. Es gibt ja auch ein paar bei uns, die die Eisbären noch nicht kennen. Und die werden morgen staunen.

Die Rückkehr der Fans in die Eisstadien ist natürlich das Thema in der morgen beginnenden neuen Saison. Aber natürlich muss man auch immer noch damit rechnen, dass sich daran etwas ändern kann. Ob nun positiv oder negativ. Das Gute daran ist aber, dass die Eisbären – Stand jetzt – auf keine finanzielle, staatliche Hilfe angewiesen sind, wie Thomas Bothstede heute bestätigte:

Man muss sehen, wie sich die Zuschauerzahl weiter entwickelt. Natürlich kann sie nach oben gehen, was wir alle hoffen. Aber, und das hoffen wir nicht und wünschen uns es auch nicht, es kann ja auch gegebenenfalls in die andere Richtung gehen. Das darf man in der heutigen Zeit auch nicht vergessen. Wir sind so aufgestellt, dass wir zunächst einmal nicht davon ausgehen, Gelder zu beantragen. Was aber nicht heißt, dass wir es dann nicht doch tun unter gewissen Voraussetzungen.

Blicken wir auf die neue Saison, muss natürlich die Frage gestellt werden, welches Saisonziel die Verantwortlichen der Eisbären Berlin ausgeben. Und dieses haben sie klar formuliert – der erneute Gewinn der Meisterschaft ist das Ziel. Sportdirektor Stéphane Richer dazu:

Die Eisbären Berlin gehen immer in die Saison, um die Meisterschaft zu gewinnen. Die Erfahrungen aus der letzten Saison haben wir gesammelt. Ich glaube, wenn man ohne Fans gewinnt, dann will man sofort in der nächsten Saison mit seinen Fans und den Sponsoren wieder die Meisterschaft gewinnen. Es war etwas ganz Besonders, die Meisterschaft zu gewinnen. Aber trotzdem war es schade, dass wir das alleine ohne unsere Fans und Partner feiern mussten. Es ist kein Geheimnis, dass sich viele andere Mannschaften auch sehr gut verstärkt haben und wir sind nicht alleine in der Liga. Es gibt wie immer viel Konkurrenz. Ich glaube, die DEL wird sehr eng, es wird kein einfaches Spiel. Aber trotzdem beginnen wir die Saison sehr positiv und freuen uns darauf.

Sieht das denn der Trainer Serge Aubin genauso, hat man den Kader, um erneut Deutscher Meister zu werden?

Ich bin davon überzeugt, dass wir den Kader haben, um die Meisterschaft zu gewinnen. Auf der Torhüter-Position sind wir mit Mathias Niederberger und Tobias Ancicka sehr solide und gut ausgerüstet. Die Verteidiger sind groß und stark. Im Sturm sind wir sehr dynamisch. Wir haben in der Vorbereitung gezeigt, dass wir Tore schießen können. Aber jeder Spieler wird gebraucht und die Spieler sind bereit.

Natürlich geben die Auftritte in der Champions Hockey League (CHL) Anlass zur Sorge, aber auch da gab es gute Auftritte, wie Kapitän Frank Hördler sagt:

Wenn wir die Champions League erstmal nach hinten schieben und die Vorbereitung anschauen: Die vier Spiele, die wir gemacht haben – den Dolomitencup und dann noch gegen Wolfsburg und Weißwasser. Aus meiner Sicht haben wir da sehr gut gespielt. Wir haben von Spiel zu Spiel weiter Fortschritte gemacht. In der Champions League mussten wir dann den nächsten Schritt gehen, den haben wir dann gemacht, als wir auswärts gefahren sind. Da haben wir zwei enge Spiele gehabt, die knapp waren, die auch anders rum hätten laufen können. Es war für uns ein guter Test, jetzt gegen eine Mannschaft wie München, die ähnlich spielen.

Und wie sieht Hördler das Problem in der Defensive? Schließlich schlug es in den vier CHL-Spielen satte 21-mal im Berliner Tor ein. Ist die Defensive der Eisbären stark genug, um erneut um den Titel in der PENNY DEL mitzuspielen?

Definitiv, die Verteidigung steht. Wir waren ein bisschen zu euphorisch und zu offensiv als Verteidiger. Wir wollten zu viel vorne mitmischen. Aber ich denke, wir haben das jetzt gesehen und gegen München wird es gleich der nächste Test sein, weil sie ähnlich spielen. Es muss mehr Struktur drin sein, dann sind wir gut gewappnet.

Frank Hördler baut nämlich vornehmlich auf die positiven Sachen in den Spielen. Denn da gab es auch Drittel, wo man die Gegner an die Wand gespielt hatte:

Wir haben eine gute Truppe, auch vom Charakter her. Wir haben auch in den Spielen gesehen, die wir gespielt haben, gerade die letzten beiden, dass wir nah dran waren. Wir hatten auch Drittel gehabt, wo wir den Gegner so unter Druck gesetzt haben, dass wir es hätten drehen können. Das sind die Sachen, auf die wir vertrauen. Die Truppe weiß, was sie kann. Jetzt haben wir die Chance, es morgen zu beweisen.

Also wird auch auf dem Personalsektor in Sachen Neuzugänge nichts mehr passieren, oder Stéphane Richer?

Im Moment ist da nichts in der Planung. Wir haben neun Ausländer unter Vertrag und wir dürfen nur mit neun spielen. Wir haben einen verletzten Spieler, aber der wird bald zurückkommen. Wie die Mannschaft steht, können wir die Saison anfangen. Kurzfristig gibt es keinen Plan, neue Spieler zu verpflichten.

Mit dem verletzten Spieler meint Richer Stürmer Yannick Veilleux. Das verriet Coach Serge Aubin auf die Frage, wer denn morgen gegen München auflaufen wird und in welchen Formationen er spielen lassen will:

Die finale Entscheidung kommt erst am Spieltag. Was aber jetzt schon feststeht, dass Yannick Veilleux morgen nicht spielen wird.

Aubin hat großen Respekt vor Gegner München. Es wird für seine Mannschaft gleich einmal ein sehr guter Test werden, wie er sagt:

Red Bull München ist zum Start der Saison natürlich direkt ein harter Brocken, eine der besten Mannschaften in der Liga. Sie spielen seit Jahren das gleiche System. Aber wir werden direkt wissen, wo wir stehen. Es wird ein enges und hartes Spiel, aber wir sind bereit.

Ein Spieler, der nach seiner abgesessenen Doping-Sperre morgen sein Comeback feiern wird, ist Stürmer Parker Tuomie. Natürlich wurde der Coach auch auf ihn angesprochen:

Er hat im Sommer hart gearbeitet, er ist bereit, freut sich auf den Saisonstart. Er wird in einer der ersten drei Reihen auf dem Flügel spielen.

Dann wird Tuomie auch erstmals mit den Neuzugängen zusammen spielen. Doch wie haben sich die neuen Spieler denn bisher ins Team integriert. Frank Hördler hat die Antwort parat:

Die Spieler, die bis jetzt bei uns da sind, die haben sich gut integriert. Sie wurden gut aufgenommen. Berlin ist für jeden Eishockeyspieler oder Sportler im Allgemeinen eine grandiose Stadt. Es gibt nicht einen Spieler, wo ich sagen würde, da müssten wir noch etwas unternehmen. Wir sind ein Team, eine Familie.

Die Nummer Sieben der Eisbären, der Kapitän der Berliner – er ist der erfolgreichste Spieler in der DEL-Historie. Ist das für Frank Hördler eine zusätzliche Motivation?

Motivation auf jeden Fall. Das hat gerade im letzten Jahr angefangen mit der Übernahme des Kapitänszeichen und dann auch noch mit einer tollen Saison und tollen Teamkollegen. Das ist dieses Jahr genauso. Ich habe tolle Jungs an meiner Seite, die mich überall unterstützen. Es ist eine Ehre, so lange für Berlin zu spielen.

Damit ist also alles angerichtet. Die neue Saison in der PENNY DEL beginnt morgen Abend mit dem Spitzenspiel gegen Red Bull München. Die Spieler sind heiß, der Coach ist heiß, die Fans sind heiß. Lasst uns gemeinsam die Arena morgen Abend rocken und München zeigen, wer hier der Deutsche Meister ist.

Kapitän Frank Hördler bekam von Georg Friedrichs ein goldenes Trikot für die achte Meisterschaft überreicht. Dieses tragen die Berliner nun nach jedem Sieg. (Foto: eisbaerlin.de)

Foto: eisbaerlin.de/walker

Heute vor einem Jahr: Die Eisbären spielten letztmals in einer ausverkauften Arena am Ostbahnhof


Als gestern Abend nach dem Warm-up der Eisbären-Kultsong „Eisbär’n“ von Kraig Nienhuis durch die Boxen der Arena am Ostbahnhof schallte, schwelgte ich in Erinnerungen an tolle Zeiten in den 90er-Jahren. Was haben wir da nicht alles mitgemacht und was haben wir bis jetzt nicht alles erlebt. Als kurz vor Spielbeginn die Kult-Hymne der Puhdys gespielt wurde, ging mein Blick von der Pressetribüne rechts rüber Richtung Hartmut-Nickel-Kurve und da wurde es sentimental. Denn da dachte ich an jenen 08. März 2020 zurück, als wir letztmals in der Fankurve der Mercedes-Benz Arena standen und die Eisbären lautstark zum 4:3-Sieg im letzten Hauptrundenspiel gegen Bremerhaven supporteten. Es war das Ende der Hauptrunde und man war voller Vorfreude auf die bevorstehenden Playoffs gegen die Düsseldorfer EG. Wie wir heute wissen, kam es nie zu dieser Viertelfinalserie. Und seitdem war die Arena am Ostbahnhof auch nie wieder voller Eisbären-Fans.

Szene aus dem letzten Heimspiel gegen Bremerhaven vor ausverkauften Haus. (Foto: eisbaerlin.de/jasmin und walker)

Daran dachte vor einem Jahr keiner. Wir vom eisbaerlin.de-Fanclub starteten mit einem leckeren Brunch im Pirates in den letzten Hauptrundenspieltag und schmiedeten bereits Pläne für die Playoffs und bevorstehende Auswärtsfahrten. Die beste Zeit des Jahres stand vor der Tür. Voller Vorfreude zogen wir gut gestärkt weiter zur Arena, wo wir uns mit unseren Freunden trafen und anschließend das Spiel gemeinsam in der Fankurve verfolgten und die Eisbären wie immer lautstark unterstützten. Keiner hatte zu dieser Zeit den Gedanken, dass es für ein Jahr das letzte Spiel sein würde. Nach dem Spiel verabschiedete man sich ganz normal und freute sich auf das Wiedersehen zum Auftakt der Viertelfinal-Serie gegen die DEG.

Mein Weg führte anschließend wie nach jedem Heimspiel in den Presseraum, wo die Pressekonferenz statt fand. Da machte es zuerst die Runde, dass dieses Spiel das vorerst letzte sein könnte für eine ganz lange Zeit. Danach ging es weiter zu den Spielerinterviews, welche ganz normal statt fanden. Aber so richtig wichtig war das Spiel zu dem Zeitpunkt nicht mehr, denn das einzig beherrschende Thema war dieses Corona-Virus. Sportdirektor Stéphane Richer wurde gefordert und sollte sein Statement über mögliche Folgen abgeben. In seinen Augen sah man die Verzweiflung und konnte bereits da ahnen, dass wir die Arena für eine lange Zeit nicht mehr wieder betreten würden:

Ich bin kein Spezialist in diesen Dingen. Wir überlassen den Fachleuten die Entscheidung. Wir konzentrieren uns auf unseren Sport Eishockey. Wir können weiter trainieren und müssen abwarten, wie es sich weiter entwickelt. Es wäre schade für uns und die Jungs, wenn etwas abgesagt werden würde. Die Liga muss im Fall der Fälle entscheiden. Wir können nichts weiter tun.

Sportdirektor Stéphane Richer im Interview nach dem letzten Hauptrundenspiel der Saison 2019/2020. (Foto: eisbaerlin.de/jasmin und walker)

Das waren damals die Worte von Richer nach dem Spiel. Zu der Zeit vor einem Jahr stand zunächst auch die Idee von Playoffs ohne Fans im Raum, diese wurde dann aber doch recht schnell wieder verworfen, weil das schlichtweg nicht machbar gewesen wäre in einer Sportart, die so sehr von den Ticketeinnahmen abhängig ist. So folgte am 10. März 2020 die Entscheidung, welche unumgänglich war, welche aber bis heute schmerzhaft für alle Eishockey-Fans ist. Die DEL gab bekannt, dass die Saison 2019/2020 mit sofortiger Wirkung abgebrochen wird und es keinen Deutschen Meister geben wird. Ein Schlag ins Gesicht aller Eishockey-Fans, aber – wie wir heute wissen – die einzig richtige Entscheidung. Denn es gibt nichts Wichtigeres als die Gesundheit, da ist auch jedes Eishockeyspiel absolut nebensächlich.

Wie wir heute, ein Jahr später, wissen, ist das Corona-Virus nach wie vor in aller Munde und noch lange nicht verschwunden. Die Eis-Arenen dieser Welt sind nach wie vor leer, aber es wird seit dem 17. Dezember 2020 zumindest wieder Eishockey gespielt. Aber eben ohne uns Fans. Dabei hatten die Vereine Hygiene-Konzepte erarbeitet und konnten diese in Vorbereitungsspielen testen. Aber auch das hielt nicht lange und Corona verbannte auch die wenigen Fans, welche noch hin durften, aus den Arenen.

Ich selbst hatte bei einem Vorbereitungsturnier in Dresden oder aber den Testspielen im Welli die Möglichkeit, Eishockey unter Corona-Bedingungen zu schauen. Während man in Dresden noch singen durfte, konnte man in Berlin lediglich da stehen und klatschen. Mehr war nicht erlaubt. So stellt man sich seinen Eishockey-Besuch aber nicht vor, denn wenn man hingeht, dann will man sein Team auch voller Leidenschaft über 60 Minuten supporten. Doch wegen Corona war dies ab sofort nicht mehr möglich und es durften auch keine Fans mehr in die Hallen.

So bleiben den Eishockey-Fans in Deutschland im Moment nur die Übertragungen auf Magenta Sport, um ihre Lieblings-Mannschaft zu sehen. Was eine Gefahr für die Zukunft des Eishockeys darstellt, denn viele Fans finden Gefallen an den bequemen Übertragungen, wo man nicht extra das Haus mehr verlassen muss. Viele Fans sind sogar der Meinung, den Spielen unter der Woche gänzlich fernzubleiben, wenn man mal wieder ins Stadion gehen darf. Oder aber man will nur noch Auswärtsspiele besuchen. Dieses Corona-Virus hat also schlichtweg alles verändert.

Die Eisbären feiern nach dem Spiel vor der Fankurve. Ob es das auch in Zukunft noch geben wird, ist aktuell mehr als fraglich. (Foto: eisbaerlin.de/jasmin und walker)

Bei den Eisbären-Fans ist es aber noch viel mehr das Desinteresse der Eisbären Berlin an seinen eigenen Fans. Wie man da seit vielen Jahren mit den treuesten Fans umgeht, ist einfach nur erbärmlich. Aus ganz früheren Zeiten ist man noch Aktionen der Spieler mit den Fans gewöhnt, da machte man gemeinsame Dauerkarten-Partys mit der Mannschaft zusammen, da war das Wort der Fans noch wichtig. Heute aber sehen die Verantwortlichen der Eisbären nur das Geld in den Augen und das bringt der harte Kern der Eisbären-Fans, die Fankurve, eben nicht ein. So ist die Angst unter der Anhängerschaft des Berliner Traditionsclubs groß, dass man diese Corona-Pandemie dafür ausnutzt, um den treuen Eisbären-Fans das Wichtigste zu nehmen – ihre Fankurve. Dass diese den Herren in den USA ein großer Dorn im Auge ist, ist hinlänglich bekannt. Und wenn sie wirklich vor haben, die Fankurve zu entfernen, dann wäre es jetzt die beste Zeit dafür.

Wenn es aber so kommt, dann ist das gleichbedeutend mit dem Untergang der Fanszene der Eisbären Berlin. Denn dann wird die Stimmung in der Arena am Ostbahnhof, mit der sich der Verein ja immer so brüstet, nie wieder so sein, wie sie vor einem Jahr im letzten Hauptrundenspiel gegen Bremerhaven war, als 14.200 Zuschauer den 4:3-Sieg der Berliner sahen. Dann werden sich viele Eisbären-Fans von ihrem Verein für immer abwenden und die Spiele nur noch vor dem Fernsehen verfolgen und wenn überhaupt mal auswärts dabei sein.

So sieht aktuell die Arena am Ostbahnhof bei Heimspielen der Eisbären Berlin aus. (Foto: Holli)

Wie aber ist es überhaupt, so ein Spiel im Stadion während der Corona-Pandemie zu verfolgen? Ich bin ja in der privilegierten Situation, dass ich mir die Heimspiele live vor Ort von der Pressetribüne aus anschauen darf, um weiterhin über die Heimspiele zu berichten. Da hört man dann immer wieder, „du hast es gut, du bist ja live dabei„. Ja, das stimmt auf der einen Seite, aber auf der anderen Seite ist es eben nicht dasselbe wie vor einem Jahr.
Damals hat man sich schon gut zwei Stunden vor dem Spiel mit seinen Freunden getroffen, um vor dem Spiel noch was zu essen und zu trinken, danach ist man gemeinsam in die Halle gegangen. Heute sieht mein Eishockey-Alltag so aus, dass ich mich eine gute Stunde vor dem ersten Bully auf den Weg zur Arena mache, wo ich gut 45 Minuten vor Spielbeginn in die Arena rein komme. Dort angekommen, packt man seine Sachen auf der Pressetribüne aus und schreibt während des Spiels seinen Spielbericht. Zwar ist es schön, die Jungs live zu sehen, aber in der Fankurve zu stehen und mit seinen Freunden zusammen die Eisbären zu supporten, das ist das Wahre, was den Eishockey-Sport ausmacht. Die Fans sind das Herz der gesamten Sportart – an jedem Standort.

Ich hatte gestern in der ersten Drittelpause des Spiels gegen Iserlohn die Möglichkeit, mich kurz mit Rick Goldmann zu unterhalten, der das Spiel bei Magenta Sport als Co-Kommentator verfolgte. Er meinte zu mir, dass er nach wie vor immer noch Probleme damit hat, in eine leere Halle zu kommen und das Spiel zu schauen. Das wäre skurril für ihn. Auch er wird oft darauf angesprochen, dass er es gut hätte, live vor Ort zu sein. Aber er sieht das genauso wie ich, es ist einfach nicht dasselbe wie Eishockey mit Fans. Es ist ein bedrückendes Gefühl, in so einer menschenleeren Arena zu sitzen und zu kommentieren.

Auch Rick Goldmann hofft wie alle Eishockey-Fans, dass der Albtraum bald vorbei ist und in die Eis-Arenen wieder Leben einzieht. Bis es aber so weit ist, wird noch viel Zeit vergehen. In dieser Saison wird es definitiv keine Fan-Rückkehr in die Stadien geben. Diese peilt man für die kommende DEL-Saison 2021/2022 an. Mit wieviel Prozent man dann planen darf, steht noch in den Sternen. Genau wie die Frage, ob die Fans überhaupt wieder zurückkommen, wenn sie wieder dürfen. Das hängt nämlich auch davon ab, wie der Verein in der Corona-Pandemie mit seinen eigenen Fans umgeht. In Berlin sollten da jedenfalls die Alarmglocken schrillen, denn dass dort die gesamte Fanszene wieder zurückkehrt, ist Stand jetzt eher fraglich.