WalkersBärenNews/Saison 2021/2022 – Ausgabe #31:
Wir sind erst am Anfang der Halbfinalserie und bereits jetzt sind bei vielen Eisbären-Fans die Nerven durch. Denn der Hauptstadtclub gewann Spiel eins gegen die Adler Mannheim in einer an Dramatik nicht zu überbietenden Partie knapp mit 4:3 n.V. (2:1,1:1,0:1/1:0) und gingen somit mit 1:0 in der Halbfinalserie gegen den Erzrivalen in Führung. 2:0, 3:2, 3:3, 4:3 – besser hätte Hitchcock das Drehbuch dieses Spiels nicht schreiben können. Und da kommen noch maximal vier Teile hinzu. Aus Berliner Sicht würden aber bereits zwei reichen, sofern diese erfolgreich ausgehen…
Eisbären-Coach Serge Aubin änderte seinen Kader auf zwei Positionen. In der Verteidigung rückte Simon Després für Korbinian Geibel wieder in den Kader. Er bildete zusammen mit Kapitän Frank Hördler ein Verteidiger-Pärchen. Eric Mik, gegen Köln noch an Hördlers Seite, war heute siebter Verteidiger. Die beiden anderen Verteidiger-Pärchen blieben gleich – Morgan Ellis/Jonas Müller und Kai Wissmann/Nicholas B. Jensen.
In der Offensive kehrte Leo Pföderl zurück ins Line-Up, Kevin Clark blieb dafür nur der Platz auf der Tribüne. Pföderl kehrte in die Paradereihe mit Marcel Noebels und Zach Boychuk zurück. Gegen Köln spielte dort noch Dominik Bokk, welcher heute den Platz von Clark in der dritten Reihe neben Blaine Byron und Yannick Veilleux einnahm. Die zweite Reihe (Fiore/Nielsen/White) und die dritte Reihe (Wiederer/Streu/Roßmy) blieben unverändert. Ebenso die Position im Tor, wo der überragende Mathias Niederberger wieder stand.
Während der Hauptrunde gewannen beide Teams je zwei Spiele – und zwar je ein Heim- und ein Auswärtsspiel. Heute war es also das fünfte Aufeinandertreffen beider Mannschaften sowie der Beginn der insgesamt achten Playoff-Serie zwischen Berlin und Mannheim. Alle Beteiligten waren sich einig, von Spiel eins hing viel ab, wie die Serie am Ende ausgehen könnte. Eine Niederlage der Eisbären würde für enorm viel Druck am Freitag in Mannheim sorgen. Ein Sieg der Berliner würde das Heimrecht in Berlin behalten und für Druck in der Kurpfalz sorgen.

Foto: eisbaerlin.de/walker
Auf jeden Fall war es ein anderer Start als der in die Viertelfinalserie gegen Köln. Die Domstädter waren damals eher auf zerstören aus als auf Eishockey spielen. Hier tasteten sich beide Teams zu Beginn erst einmal ab. Erst ein Wechselfehler und ein Turnover der Mannheimer sorgten für die erste dicke Chance für die Eisbären. Doch Zach Boychuk vergab diese denkbar knapp. Da wäre mehr drin gewesen.
Das erste Powerplay der Partie sorgte dann aber für die Berliner Führung. Ja, richtig gehört, Powerplaytor der Eisbären. Zach Boychuk setzte Giovanni Fiore in Szene und der überwand Felix Brückmann – 1:0 (8.). Ganze 30 Sekunden hatten die Hauptstädter dafür nur benötigt. Dein Powerplay kann noch so schlecht in der Hauptrunde gewesen sein. Wenn es zum Saison-Höhepunkt da ist und funktioniert, dann ist es genau zum richtigen Zeitpunkt da. Und das Tor war klasse herausgespielt, vor allem sehr einfach. Die Scheibe wurde tief gespielt, die Eisbären setzten direkt nach und Zach Boychuk sah schließlich Fiore im Slot stehen. Der Rest war grenzenloser Jubel auf und abseits des Eises.
Mannheim hätte aber direkt nach dem Powerbreak antworten können. Jonas Müller mit dem Fehler, Jason Bast war frei vor Mathias Niederberger, doch der Berliner Goalie bewies einmal mehr seine Extraklasse. Starker Save von der „Krake von Riga“!
Doch Ausflüge der Kurpfälzer ins Angriffsdrittel hatten eher Seltenheitswert in den ersten 20 Minuten. Die Eisbären dominierten das Spiel und setzten sich immer wieder im Mannheimer Drittel fest. Und der Druck wurde irgendwann zu groß, da schlug es erneut im Adler-Tor ein. Jonas Müller mit seinem dritten Tor in den Playoffs zum 2:0 (12.). Da bewirbt sich einer mit Nachdruck für die MVP-Krone der diesjährigen Playoffs. Ein Tor des absoluten Willens.
In der Schlussphase des ersten Drittels bot sich den Gästen die Chance zum Anschlusstreffer. Die Kurpfälzer hatten ihr erstes Powerplay. Daraus wurde sogar ein doppeltes Überzahlspiel für 53 Sekunden. Die Adler fanden direkt die Formation, ließen die Scheibe laufen und im Slot lauerte Andrew Desjardins, der zum 2:1 traf (18.). Das erste Gegentor für die Eisbären in den diesjährigen Playoffs in Unterzahl.
Da das Tor in doppelter Unterzahl fiel, hatten die Mannheimer noch ein einfaches Powerplay. Und Mannheim machte weiter Druck, wollte in dieser Situation natürlich den schnellen Ausgleich erzielen. Schüsse kamen auch auf das Berliner Tor, aber da stand ja immer noch Nationaltorhüter Mathias Niederberger, der ein ums andere Mal in höchster Not rettete. Die Hausherren überstanden die einfache Unterzahl ohne ein weiteres Gegentor und nahmen damit die knappe 2:1-Führung mit in die erste Drittelpause. Dabei hätte es auch 3:2 stehen können, denn als es mit 5-5 weiter ging hatten sowohl die Eisbären als auch Mannheim nochmal je eine dicke Chance.

Foto: eisbaerlin.de/walker
Dass es am Ende überhaupt nochmal knapp wurde, lag an den unnötigen Strafzeiten der Eisbären, welche Mannheim erst wieder in die Partie zurückgebracht haben. Von daher war zu Beginn des zweiten Drittels klar, dass die Eisbären von der Strafbank fernbleiben mussten, um zurück zu ihrem bis dahin so erfolgreichen Spiel zu finden. Denn bis zur ersten Strafzeit hatten die Berliner alles im Griff und führten folgerichtig mit 2:0.
Das taten sie auch und doch mussten sie den Ausgleich hinnehmen. Jason Bast war es am Ende, der Mathias Niederberger alt aussehen ließ – 2:2 (23.). Auf einmal waren auch die rund 50 Mannheimer Fans wieder wach, die nach dem 0:2 komplett verstummt waren.
Die Eisbären waren danach so ein wenig auf der Suche zurück zu ihrem Spiel, während Mannheim Moral zeigte und das Momentum mit dem 2:2 auf seine Seite zog. Und nach einem Fehler der Berliner an der eigenen blauen Linie hatte Jordan Szwarz die dicke Chance zum 3:2 für Mannheim, doch er scheiterte an Niederberger. Den Eisbären drohte in dieser Phase so ein wenig das Spiel aus der Hand zu gleiten. Zumal sich die Fehler der Hauptstädter immer mehr häuften. Und das merkten die Mannheimer natürlich und wollten die Partie komplett drehen.
Die Eisbären fanden danach aber wieder ihre Ruhe und tasteten sich langsam wieder ran. Ja, ihnen unterliefen weiter Fehler, aber sie fanden zurück zu ihrem Spiel und hatten auch wieder Chancen. Und in der 34. Spielminute schlugen die Berliner eiskalt zurück. Yannick Veilleux schockte die Adler und sorgte für die erneute Berliner Führung – 3:2.
Die Hauptstädter schafften es jetzt wieder, Mannheim vom eigenen Tor fernzuhalten und suchten weiter den Weg in die Offensive. Man wollte noch vor der zweiten Pause den alten Zwei-Tore-Abstand wieder herstellen. Nun war Mannheim wieder stark unter Druck und die Eisbären spielbestimmend. So schnell kann das in den Playoffs gehen. Die Eisbären konnten zwar kein weiteres Tor nachlegen, gingen aber trotzdem mit einem guten Gefühl in die Kabine.

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Für die letzten 20 Minuten war also Spannung garantiert. Mannheim kam sehr engagiert aus der Kabine und wollten den Ausgleich erzielen. Die Eisbären wurden somit ordentlich in der Defensive beschäftigt. Man selbst lauerte, wenn sich die Chance bot, auf Konter, um für eine vermeintliche Vorentscheidung zu sorgen.
Aber es waren die Mannheimer, welche zum 3:3 trafen. Korbinian Holzer hatte von der blauen Linie abgezogen, die Scheibe blieb vor Niederberger hängen, Tim Wohlgemuth konnte sie aufnehmen, sich sie so zurecht legen, dass das Tor leer war und zum Ausgleich einschießen (47.).
Die Partie ging nun also wieder von vorne los. Und der Ausgleich deutete sich irgendwie auch an, weil die Kurpfälzer im letzten Drittel bis dahin mehr für das Spiel taten. Das änderte sich mit dem Ausgleich aber. Denn nun waren auch die Hausherren wieder offensiv ausgerichtet und wollten erneut zurückschlagen. Die Eisbären erhöhten die Schlagzahl nun nochmal und setzten die Kurpfälzer immer stärker unter Druck. Doch noch hielt deren Goalie Felix Brückmann diesem Stand.
Es lief die 58. Spielminute, als Giovanni Fiore frei vor Brückmann auftauchte und ihn ausspielen wollte. Doch der Adler-Goalie parierte dessen Schuss und hielt seine Mannschaft somit im Spiel. Das war die Riesenchance zum Sieg in Spiel eins.
Doch die nächste bot sich in den letzten zwei Spielminuten. Borna Rendulic mit einem unsauberen Check gegen Yannick Veilleux an der Bande, welcher ihm zu recht eine Spieldauerdisziplinarstrafe einbrachte. Die Eisbären damit also für den Rest des letzten Drittels und dem Beginn einer möglichen Verlängerung in Überzahl. Chancen waren auch da, aber es blieb beim 3:3 und es ging tatsächlich in die Verlängerung.

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Diese begannen die Berliner aber mit dreiminütiger Überzahl. Eine bessere Chance bekommst du nicht, um das Spiel zu entscheiden. Und Sven Felski, den ich im Fahrstuhl in der Pause getroffen hatte, prophezeite, dass die Eisbären das Powerplay auch nutzen würden. Doch da lag er falsch, denn sie nutzten diese Riesenchance nicht. Insgesamt machte man zu wenig daraus, nur ein-, zweimal wurde es brenzlig vor Felix Brückmann.
Sechs Minuten war die Verlängerung alt, da kassierten die Eisbären eine Strafzeit wegen Beinstellens, Giovanni Fiore musste auf die Strafbank. Nun also für die Gäste die dicke Chance, um Spiel eins und das Heimrecht zu klauen. Doch das Penalty Killing war zur richtigen Zeit da und so überstand man diese Unterzahl schadlos.
Danach die Eisbären so richtig am Drücker. Man erspielte sich hier ein klares Übergewicht in der Verlängerung und hatte auch beste Chancen. Einzig das Glück im Abschluss fehlte bis hierhin. Mannheim konnte dem druckvollen Spiel der Berliner kaum etwas entgegensetzen und war nur in der eigenen Defensive beschäftigt. Und in der 72. Spielminute war es dann so weit. Manuel Wiederer schoss die Eisbären nach einem Bullygewinn ins Glück – 4:3. Sieg eins war eingetütet. Der Rest war grenzenloser Jubel in der Arena am Ostbahnhof. Und wir sprechen hier gerade einmal von Spiel eins der Halbfinalserie und die Nerven sind bei vielen Fans bereits jetzt durch.
Aber man machte es spannender als gedacht. Im ersten Drittel hatte man alles im Griff, führte verdient mit 2:0, ließ Mannheim aber durch unnötige Strafzeiten wieder ins Spiel kommen. Im Mitteldrittel belohnten sich die Kurpfälzer dann für eine engagierte Leistung und glichen aus. Die Eisbären wackelten, fielen aber nicht und gingen erneut in Führung. Im Schlussdrittel allerdings schlugen die Mannheimer wieder zurück und sorgten für die Verlängerung. Dort ließen die Hausherren erst eine Riesenchance in Überzahl ungenutzt, überstanden dann selbst eine Unterzahl, ehe Manuel Wiederer zum Hammer ausholte.
Damit krönte er seine heutige Leistung, denn vor dem Tor hatte er bereits zwei Tore vorbereitet. Drei Scorerpunkte im ersten Halbfinalspiel, kann gerne so weitergehen.
Die Eisbären werden ihre Lehren aus diesem Spiel ziehen, in dem bei weitem nicht alles rund lief. Die Schwankungen im Spiel werden sicherlich ein Thema sein, ebenso die Turnovers. Aber gleiches gilt ja auch für Mannheim. Beide Teams hatten Licht und Schatten in ihrem Spiel. Beide hatten ihre guten Phasen, beide haben Moral bewiesen. Am Ende hatten die Eisbären in Spiel eins das glücklichere Ende auf ihrer Seite. Doch das war eben nur Spiel eins, am Freitag folgt der zweite Teil der Halbfinalserie und dann wollen die Adler sicher Revanche nehmen.