Ziel Titelverteidigung: Die Eisbären Berlin im Kader-Check

In zwei Tagen beginnt die neue Saison in der PENNY DEL. Die Eisbären Berlin starten in diese als Titelverteidiger. Mit acht Meisterschaften sind die Berliner nun wieder alleiniger DEL-Rekordmeister. Und Titel Nummer Neun ist das Ziel. das haben die Verantwortlichen der Hauptstädter vor Saisonbeginn auch mehrfach deutlich gemacht und werden das sicherlich auch nochmal morgen bei der Saisoneröffnungspressekonferenz tun. Schaut man sich aber zumindest die vier Spiele in der Champions Hockey League (CHL) an, muss man Zweifel an der erfolgreichen Titelverteidigung haben.

Ja, auch letztes Jahr lief die Vorbereitung alles andere als gut, aber sollte man nicht den Fehler machen, den Magenta-Sport-Cup mit der CHL zu vergleichen. Zudem wurde der Saisonstart letztes Jahr immer wieder verschoben, weshalb sich die Vorbereitung in die Länge zog. Dieses Jahr hatte man zwar weniger Sommerpause, dafür wusste man von Anfang an, auf welchen Tag man hinarbeitet. Das war zunächst die CHL, in welche man ebenfalls mit Ambitionen startete. Doch nach vier Spieltagen, vier Niederlagen, nur einem Punkt und einer Tordifferenz von 11:21-Toren steht die Mannschaft von Coach Serge Aubin vor dem Aus.

Daher gilt die volle Aufmerksamkeit nun dem DEL-Saisonstart übermorgen, wenn man mit Red Bull München auf einen Gegner trifft, der sich ebenfalls große Chancen auf den Gewinn der DEL-Meisterschaft ausrechnet. Die Roten Bullen haben wesentlich besser als die Eisbären in der Königsklasse abgeschnitten, konnten somit durch Erfolgserlebnisse also schon jede Menge Selbstvertrauen tanken. Genau dieses Gefühl eines Sieges fehlt den Eisbären vor dem Start, einzig bei den vier Vorbereitungsspielen zuvor konnte man das Eis dreimal als Sieger verlassen. Der letzte Pflichtspielsieg datiert noch vom alles entscheidenden Finale gegen Wolfsburg im Mai.

Um endlich wieder ein Spiel zu gewinnen, werden die Eisbären in dieser Trainingswoche an den Baustellen arbeiten. Diese wurden in den vier CHL-Spielen deutlich. Man muss an seinem Defensivverhalten arbeiten, man muss – was die Spieler selbst angesprochen haben – endlich von der Strafbank fernbleiben, man muss an seiner Chancenverwertung arbeiten und vor allem es wieder schaffen, sich 60 Minuten an sein System zu halten. In der CHL sah man meist nur ein oder zwei gute Drittel. Das reicht aber weder international noch national aus. Mit welchem Kader die Berliner den Saisonstart am Donnerstagabend gegen München angehen, schauen wir uns nun einmal genauer an.

Goalie Mathias Niederberger will erneut die Deutsche Meisterschaft gewinnen. (Foto: eisbaerlin.de/netti und jasmin)

Im Tor blieb alles beim alten. Mathias Niederberger (Foto) und Tobias Ancicka bilden weiterhin das Torhüterduo in der Hauptstadt und damit ist man bestens aufgestellt. Niederberger ist die klare Nummer Eins, braucht er aber mal eine Pause, steht mit Ancicka ein hoffnungsvolles Talent bereit, welcher sein Können in der vergangenen Saison bereits deutlich unter Beweis gestellt hat.
Während Niederberger in 37 Spielen auf eine Fangquote von 92,2 Prozent kam und zudem sechs Shutouts feierte, wehrte Ancicka in 13 Spielen 91,7 Prozent aller Schüsse ab und feierte einen Shutout. Auch beim Gegentorschnitt lagen beide Goalies nicht weit auseinander – Niederberger 2,13 und Ancicka 2,34.
Beide Torhüter sind in der Lage, ein Spiel für ihre Mannschaft zu gewinnen. Mit Leon Hungerecker wurde noch ein neuer dritter Goalie verpflichtet, der in der vergangenen Saison in der DEL2 bei den Kassel Huskies das Tor hütete. Dort absolvierte der 23-jährige 18 Spiele, kam auf eine Fangquote von 91,2 Prozent, feierte drei Shutouts und hatte einen Gegentorschnitt von 2,43. Zuvor war Hungerecker in der Oberlinga (Braunlage/Timmendorf/Hamburg) und der DNL (Young Freezers) aktiv. Er wird die meiste Zeit wohl bei Kooperationspartner Lausitzer Füchse verbringen.

Hinterlässt eine große Lücke in der Defensive der Eisbären – Ryan McKiernan. (Foto: Ela on Tour)

In der Defensive hat man zwei Abgänge zu verzeichnen – John Ramage und Ryan McKiernan (Foto). Dabei ist vor allem der Verlust von Playoff-MVP McKiernan äußerst schmerzhaft und reißt eine Lücke in die Berliner Defensive. Doch mit Morgan Ellis (Ingolstadt) und Nicholas B. Jensen (Düsseldorf) hat man zwei namhafte Verteidiger verpflichtet, welche der Defensive der Eisbären mehr Tiefe verleihen sollen. Den Ausfall von McKiernan aufzufangen wird enorm schwer, aber mit Ellis und Jensen hat man nun zwei Spieler geholt, welche auch scoren können. Ellis kam in der vergangenen Saison auf 25 Scorerpunkte (5 Tore/20 Vorlagen), Jensen sogar auf 27 (6/21). Beide sollen das Offensivspiel der Eisbären beleben und vor dem Tor aufräumen, damit man nicht zu viele Gegentore schlucken muss.
Das Gerüst in der Defensive ist ansonsten gleich geblieben. Kai Wissmann, Frank Hördler, Jonas Müller und Simon Després stehen weiterhin im Kader der Berliner. Hinzu kommt die Allzweckwaffe Eric Mik, der sowohl defensiv als auch offensiv spielen kann. Und dann hat man auch noch die Youngster Paul Reiner und Korbinian Geibel hochgezogen und mit einem Profivertrag ausgestattet.
Vom Papier her ist das also eine sehr gute Verteidigung, wenn gleich man erst noch sehen muss, wie man den Verlust von Ryan McKiernan kompensieren will. Und dass es bisher noch nicht so wirklich rund lief, hat man ja bereits gesehen. Daran wird man arbeiten müssen, will man im nächsten Jahr wieder um den Titel mitspielen.

Neuzugang Blaine Byron soll der Eisbären-Offensive mehr Tiefe verleihen. (Foto: eisbaerlin.de/jasmin und walker)

In der Offensive gab es gleich acht Abgänge, wobei da der von Youngster Lukas Reichel am meisten schmerzt, bildete er doch die Top-Reihe mit Leo Pföderl und Marcel Noebels. Da muss man nun erst einmal einen adäquaten Ersatz finden, was in der CHL bisher noch nicht gelang. Dort stellte man Zach Boychuk in die Reihe, welcher dort auch schon in der letzten Saison mal spielte und wo es ganz gut funktionierte. Diesmal war das noch nicht der Fall. Und man stellte dann auch Neuzugang Kevin Clark in die Reihe, was bisher ebenfalls erfolglos war. Der 33-jährige Clark kam aus der Schweiz von Rapperswil an die Spree und will an seine guten alten DEL-Zeiten in Hamburg und Krefeld anknüpfen. In der Schweiz kam er vergangene Saison auf satte 46 Scorerpunkte (28/18).
Neben Lukas Reichel verließen auch noch dessen Bruder Thomas, Kris Foucault, Nino Kinder, Fabian Dietz, Mark Olver, Haakon Hänelt und PC Labrie den Hauptstadtclub. „Mister 1:0“-Foucault wird aufgrund seiner Tore auch fehlen, mit Labrie verliert man einen absoluten Publikumsliebling, mit Hänelt ein hoffnungsvolles Talent, mit Olver einen, der immer für Tore gut war und mit T. Reichel, Kinder und Dietz Spieler, welche sich in Berlin nicht durchsetzen konnte. Sie versuchen nun anderswo ihr Glück, um endlich in Fahrt zu kommen.
Neben Clark verpflichteten die Eisbären deshalb für den Angriff noch Manuel Wiederer, Yannick Veilleux, Blaine Byron (Foto) und Bennet Roßmy. Wiederer brach seine Zelte in San José ab und wechselte in die Oberliga nach Deggendorf, wo er vergangene Saison in zwölf Spielen vier Tore erzielte und sechs Treffer vorbereitete. Er hofft, dass er seine Karriere in Berlin wieder in Fahrt bringen und sich somit für die DEB-Auswahl und Olympia empfehlen kann.
Veilleux kommt aus der AHL von den Laval Rockets, wo er in der vergangenen Saison auf 19 Scorerpunkte (14/5) kam. Er weiß also, wo das Tor steht und würde diesen Torriecher nun auch gerne in Berlin zeigen wollen. In seiner Karriere war er neben der AHL auch in der ECHL aktiv.
Byron wurde von der Berlinern als bisher letzter Spieler verpflichtet. Der 26-jährige Kanadier kam über den Kooperationspartner der Eisbären, die Los Angeles Kings, in die Hauptstadt. Byron spielte für deren Farmteam Ontario Reign und trug dort das „A“ als Assistenzkapitän auf dem Trikot. Für Ontario kam er in der letzten Saison in 17 Spielen auf zwölf Scorerpunkte (6/6). Vorher war Byron für Springfield in der AHL aktiv. In Berlin soll er der Offensive nun mehr Tiefe verleihen.
Mit Roßmy steht ein junger Spieler im Kader der Eisbären, welcher letzte Saison noch für Kooperationspartner Lausitzer Füchse spielte. Durch seine Leistungen dort wurde er mit einem Vertrag beim Deutschen Meister belohnt. In 46 Spielen erzielte er 16 Scorerpunkte (6/10). Der 18-jährige fiel bei den vier CHL-Spielen bereits schon positiv auf und ließ dort schon mal sein Können aufblitzen. An ihm könnten wir in dieser Saison viel Freude haben.
Dazu haben die Eisbären noch ihre Torjäger Matt White, Marcel Noebels und Leo Pföderl in ihren Reihen. Gerade White legte in der CHL ja schon wieder ordentlich los. Hinzu kommen Mark Zengerle, Parker Tuomie (war in der CHL noch gesperrt), Giovanni Fiore und Zach Boychuk. Und mit Sebastian Streu hat man dann ja noch einen Youngster in den Reihen, der letzte Saison einen großen Schritt nach vorne gemacht hat.
Also auch in diesem Jahr verfügen die Berliner über einen sehr starken Angriff, der für viele Tore gut ist. Sie haben gute Torjäger und hoffnungsvolle Youngsters in ihren Reihen.

Am Ende der Saison soll der erneute Gewinn der DEL-Meisterschaft stehen. (Foto: eisbaerlin.de/jasmin und walker)

Wenn die Eisbären wieder zurück zu alter Stärke finden, gerade defensiv, und sie dann auch wieder vorne ihre Chancen eiskalt nutzen, ist mit den Berlinern auch in dieser Saison zu rechnen. Dafür müssen sie aber vor allem von der Strafbank fernbleiben und wieder anfangen, ihr System über 60 Minuten durchzuziehen. Sie müssen von Drittel zu Drittel, von Spiel zu Spiel denken. Genau an die Dinge, die sie in der vergangenem Saison so stark gemacht haben. Dort sprang am Ende der Titel raus, weil man diesen unglaublichen Willen im Team hatte. Wenn man diesen wieder zurück bekommt, ist auch in dieser Saison alles möglich. Um allerdings am Ende wieder auf dem DEL-Thron zu stehen, muss man den Erzrivalen Adler Mannheim schlagen, denn die Kurpfälzer haben sich im Sommer richtig gut verstärkt und gelten als Top-Favorit auf den Gewinn der DEL-Meisterschaft.

Yannick Veilleux nach dem 4:1-Sieg gegen Italien: „Die Spiele beim Dolomitencup waren sehr gut für uns. Wir finden als Mannschaft immer besser zusammen“

Photocredit: Max Pattis

Die Eisbären Berlin haben zum Abschluss des Dolomitencups das kleine Finale gewonnen. Gegen die italienische Nationalmannschaft setzte sich die Mannschaft von Chefcoach Serge Aubin mit 4:1 (1:0,1:0,2:1) durch und sicherte sich somit am Ende den dritten Platz beim Dolomitencup.
Neuzugang Yannick Veilleux brachte die Berliner früh auf die Siegerstraße, traf er doch nach gerade einmal zwei Minuten zum 1:0. Zach Boychuk legte gegen Ende des zweiten Drittels das 2:0 nach (38.) und sorgte somit für die Vorentscheidung. Im letzten Drittel machten die Hauptstädter dann schließlich alles klar. Neuzugang Kevin Clark erhöhte nach nur 79 Sekunden im Schlussabschnitt auf 3:0, Mark Zengerle beseitigte dann auch die letzten Zweifel am Eisbären-Sieg mit dem Tor zum 4:0 in der 54. Spielminute. In Unterzahl kassierten die Berliner zwei Minuten vor dem Ende noch das 1:4 durch Marchetti, womit der Shutout für Goalie Tobias Ancicka zunichte gemacht wurde. 

Trainer Serge Aubin war mit dem Auftritt seiner Mannschaft zufrieden, lobte Goalie Tobias Ancicka und gönnte jedem Spieler Eiszeit:

Wir hatten nicht viel Zeit zwischen dem späten Spiel gestern Abend und heute. Ich konnte im ersten Drittel sehen, dass wir quasi noch etwas schüchtern waren, aber im zweiten Drittel haben wir besser gespielt. Wir haben den Puck besser verwaltet und waren selbstbewusster. Tobi hat einen großartigen Job gemacht. Alle vier Reihen haben viel gespielt. Es ist super, dass wir zurück auf der Gewinnerseite sind, aber es gibt noch viele kleine Dinge, die wir korrigieren müssen.

Die Eisbären schließen den Dolomitencup als Dritter ab. Wie fällt das Fazit von Trainer Serge Aubin zu diesem Vorbereitungsturnier aus?

Großartige Erfahrung. Jedes Mal, wenn wir hierher kommen, ist es hervorragend. Die Chance gemeinsam als Team mal wegzukommen, zu spielen und als Gruppe zusammenzuwachsen. Der Gastgeber war großartig und es hat sehr viel Spaß gemacht. 

Einer, der heute sein erstes Tor für die Eisbären geschossen hat, war Yannick Veilleux. Wie hat der neue Stürmer das Spiel gegen Italien gesehen?

Wir sind am Ball geblieben. Wir hatten zu Beginn einige Chancen, die wir nicht nutzen konnten. Wir sind fokussiert geblieben und haben es zu Ende gebracht. 

Für den 28-jährigen Kanadier ist es die erste Station in Europa. Demnach ist es für Veilleux auch eine Umstellung von der kleineren auf die größere Eisfläche. Wie kommt er mit dieser Anpassung derzeit zurecht?

Es ist auf jeden Fall eine Umgewöhnung. In Nordamerika ist es viel aggressiver, viel enger. Auf dem größeren Eis darf man nicht zu aggressiv sein, manchmal muss man sich entscheiden und die smarte Entscheidung treffen. Aber ich gewöhne mich immer besser daran, an die Winkel und solche Sachen. Aber ich bin bisher sehr glücklich damit.

Der neue Berliner Stürmer ist jetzt seit fast zwei Wochen in Berlin und bei seiner neuen Mannschaft. Wie wurde er aufgenommen und wie wohl fühlt sich Yannick Veilleux aktuell bei den Eisbären Berlin?

Es läuft sehr gut in Berlin. Meine Familie genießt die Zeit hier sehr, besonders dort, wo wir wohnen. Morgan Ellis und Nicholas Jensen wohnen direkt neben uns. Ich habe zwei Kinder und sie haben auch zwei Kinder im selben Alter, also ist es perfekt. Das Team behandelt mich super gut und ich kann es nicht erwarten loszulegen. 

Über seine ersten Tage in Europa und auch die Zeit jetzt beim Dolomitencup ist der Kanadier einfach nur begeistert und versucht so viel wie möglich davon aufzusaugen:

Ich bin das erste Mal in meinem Leben in Europa und einfach die Landschaft zu sehen, die Berge, es ist sehr beeindruckend. Ich will so viel wie möglich aufsaugen, wenn ich draußen bin. Und die Partien waren auch gut, um ein Gefühl für das Spiel wiederzubekommen. 

Photocredit: Max Pattis

Für die Eisbären Berlin stehen nun noch zwei weitere Vorbereitungsspiele auf dem Programm, bevor es am 27.08.2021 in der Champions Hockey League (CHL) ernst wird. Dann treffen die Berliner zu Hause auf das finnische Top-Team von Tappara Tampere. Um dort dann bestmöglich eingespielt zu sein, testen die Eisbären am kommenden Wochenende noch in Wolfsburg (21.08./15:00 Uhr) und in Weißwasser (22.08./16:00 Uhr). 

Welchen Fokus legt Trainer Serge Aubin daher in der nun bevorstehenden Trainingswoche im Hinblick auf diese beiden Testspiele?

Wir wollen die guten Sachen aus diesem Wochenende mitnehmen und darauf aufbauen. Wir sehen uns auf jeden Fall Videos an und korrigieren Dinge, die wir nicht gut gemacht haben. Die Jungs lernen noch einiges über sich. Es geht darum, sich vorzubereiten so wie wir es jedes Jahr machen. Wir haben erst zwei Spiele gespielt, es gibt noch viel zu tun.