Nächster Teil der Vorbereitung: Morgen erstes Testspiel für die Eisbären in Weißwasser

Vor einer Woche haben die Eisbären Berlin mit dem ersten gemeinsamen Eis-Training die Vorbereitung auf die neue Saison begonnen. Morgen Nachmittag folgt nun das erste Testspiel. Wie in jedem Jahr treffen die Berliner dabei auch in diesem Jahr auf Kooperationspartner Lausitzer Füchse (Bully: 16:00 Uhr). Bereits gestern Abend standen sich beide Mannschaften in einem Trainingsspiel gegenüber. Die Hauptstädter setzten sich dabei deutlich mit 7:1 durch, die Tore erzielten Leo Pföderl, Florian Kettemer, Austin Ortega, Mark Olver. Constantin Braun, André Rankel und Lukas Reichel. Natürlich ist der DEL-Club auch morgen der klare Favorit in diesem Duell.

Für den neuen Coach Serge Aubin nimmt dieses Spiel einen wichtigen Teil in der Vorbereitung ein. Aubin sagte im Vorfeld des Traditionsduells (Quelle: aktuelle Medieninformation der Eisbären Berlin vom 10.08.2019):

Wir wollen uns weiterentwickeln. Wir gehen jetzt in die Phase des Finetunings. Ich erwarte von den Jungs, dass wir unser Spiel durchziehen.

Es ist der Auftakt in eine acht Spiele umfassende Testspielserie. Nach dem Duell in Weißwasser geht es für die Berliner nächstes Wochenende nach Italien zum Dolomiten-Cup in Neumarkt. Dort trifft man am Samstagabend (Bully: 20:00 Uhr) auf den SC Bern aus der Schweiz. Einen Tag später trifft man dann um 16:00 Uhr oder 20:00 Uhr entweder auf Valerenga Oslo aus Norwegen oder DEL-Konkurrent Augsburger Panther.
Am Freitag, den 23.08.2019, treten die Berliner in Wien zum Testspiel an (Bully: 19:30 Uhr). Zwei Tage später kreuzt man in Tschechien mit Hradec Kralove (Bully: 16:00 Uhr) die Schläger, ehe man am Freitag, den 30.08.2019, um 19:30 Uhr zum einzigen Test-Heimspiel im altehrwürdigen Wellblechpalast mit dem HC Dynamo Pardubice ebenfalls gegen ein Team aus Tschechien testet.
Auf den selben Gegner trifft man im letzten Testspiel in Vorbereitung auf die neue DEL-Saison am 07.09.2019 erneut, dann aber in Tschechien, wo der erste Puck um 19:00 Uhr eingeworfen wird. Davor steigt aber am 01.09.2019 um 15:00 Uhr in Halle noch ein DEL-interner Test zwischen den Eisbären und den Grizzlys Wolfsburg.

In Weißwasser stehen Chefcoach Serge Aubin Florian Busch (fiebrige Erkältung), Vincent Hessler (Handverletzung) und Try-Out-Spieler Pierre-Cédric Labrie nicht zur Verfügung. Maximilian Franzreb, Erik Mik, Charlie Jahnke und Thomas Reichel spielen unterdessen für Kooperationspartner Weißwasser.
Generell keine Rolle spielt mehr ein weiterer Try-Out-Spieler. Sébastien Sylvestre konnte die Verantwortlichen der Eisbären nicht überzeugen und hat den Hauptstadt-Club schon wieder verlassen müssen.

Ab morgen werden also die vorhandenen Spieler in den nächsten Testspielen alles dafür geben, um am 13.09.2019 beim DEL-Saisonstart gegen die Grizzlys Wolfsburg dem DEL-Kader anzugehören. Der Konkurrenzkampf wird sehr hoch sein und alle werden sich zeigen wollen. Die alt eingesessenen Spieler, welche im Vorjahr nicht ihre beste Leistung abgerufen haben, und die neuen Spieler, die zeigen wollen, dass sie eine Verstärkung für den Hauptstadt-Club sein können.

Denn noch einmal so eine enttäuschende Saison wie die letzte will man in Berlin nicht erleben. Daher sprach Stürmer Marcel Noebels in der aktuellen Ausgabe der Eishockey News (Nummer 32 vom 06.08.2019) auch forsch das Saisonziel aus:

Wir wollen mit den Eisbären die direkte Qualifikation für die Play-Offs schaffen. Danach sehen wir weiter.

Da spricht er allen Eisbären-Fans aus der Seele, die sich endlich wieder längere Play-Offs wünschen, an deren Ende mal wieder der Silberpokal herausspringen könnte. Ab morgen arbeitet man daran, dass man wieder bessere Zeiten in Berlin erleben kann.

Der Kader der Eisbären Berlin für das erste Testspiel bei den Lausitzer Füchsen am 11.08.2019:

Tor:

Sebastian Dahm, Marvin Cüpper

Abwehr:

Kai Wissmann, Frank Hördler, Jonas Müller, John Ramage, Ryan McKiernan, Florian Kettemer, Constantin Braun

Angriff:

Austin Ortega, André Rankel, Maxim Lapierre, Louis-Marc Aubry, Lukas Reichel, Sean Backman, Sebastian Streu, Fabian Dietz, James Sheppard, Mark Olver, Marcel Noebels, Leo Pföderl

Für Weißwasser im Einsatz:

Maximilian Franzreb, Eric Mik, Charlie Jahnke, Thomas Reichel

Nicht zur Verfügung:

Florian Busch, Vincent Hessler, Pierre-Cédric Labrie

Serge Aubin nach dem ersten Training: „Ich bin sehr froh über die Geschwindigkeit vom Training gewesen“

Die lange Sommerpause 2019 ist mit dem heutigen Freitag beendet. Wir sind im August angekommen und die neue DEL-Saison kommt mit großen Schritten auf uns zu. Heute in sechs Wochen geht die Deutsche Eishockey Liga (DEL) in die Saison 2019/2020 und die Eisbären Berlin haben mit der Vorbereitung darauf heute endgültig begonnen. Am Freitagnachmittag absolvierte der Hauptstadtclub vor über 500 Fans im altehrwürdigen Wellblechpalast in Hohenschönhausen das erste gemeinsame Eis-Training.

Um 17:00 Uhr betraten die Spieler sowie das neue Trainerteam das heilige Eis des „Wellis“. Das neue

Serge Aubin, neuer Headcoach der Eisbären Berlin. (Foto: eisbaerlin.de/walker)

Trainerteam, dass sind der neue Cheftrainer Serge Aubin (siehe Foto rechts), der letztjährige Co-Trainer Gerry Fleming und der neue Co-Trainer Craig Streu. Neben den bekannten Spielern aus der Vorsaison und den Neuzugängen waren heute auch viele Youngsters sowie die drei Try-Out-Spieler mit dabei beim Trainingsauftakt, so war die Eisfläche heute also sehr gut gefüllt. Tolle Geste der Mannschaft: Sowohl vor als auch nach dem Training versammelte sich die gesamte Mannschaft samt Trainerteam auf Höhe der Mittellinie und bedankte sich für den großartigen Support, was ihnen tosenden Beifall der Fans bescherte. Aubin zog nach dem einstündigen Training gegenüber den Pressevertretern folgendes Fazit:

Die Jungs waren sehr begeistert, endlich aufs Eis zu kommen. Ich bin sehr froh über die Geschwindigkeit vom Training gewesen. Es waren viele Spieler auf dem Eis, deshalb gab es tatsächlich auch Pausen für die Jungs, wo sie sich gut erholen konnten. Es war ein gutes Training, ich bin zufrieden mit dem ersten Training. Das Eis war vielleicht ein bisschen weich, aber ansonsten ganz okay. Alle sind fit aus dem Urlaub zurückgekommen. Es ist großartig, diesen Support hier zu sehen. Wir wissen, dass wir großartige Fans haben.

Szene vom Eisbären-Training. (Foto: eisbaerlin.de/walker)

Wie Serge Aubin bereits erwähnte, hatte das erste gemeinsame Training bereits eine hohe Geschwindigkeit, was darauf schließen lässt, dass alle Spieler ihre Aufgaben über den Sommer abgearbeitet haben und heiß auf die neue Saison sind. 2-auf-1- und 3-auf-2-Angriffe wurden trainiert, das Passspiel, Alleingänge und viele weitere kleine Details. Zwischendurch wurden die Jungs immer wieder zusammen gerufen, um neue Anweisungen zu erhalten, denen die Jungs natürlich aufmerksam lauschten. Jede gelungene Aktion auf dem Eis belohnten die zahlreichen Fans mit Applaus.

Die Eisbären-Fans waren natürlich sehr gespannt auf die Neuzugänge und wie diese sich ins Team einfügen würden. Viel kann man nach dem ersten Training jetzt noch nicht sagen, aber alle neuen Spieler haben einen sehr guten und viel versprechenden Eindruck hinterlassen. Da könnte etwas zusammenwachsen.
Natürlich sind Training und Spiel zwei paar verschiedene Sachen, aber dass die Jungs etwas auf Lager haben, das konnte man schon sehen. Viel mehr kann man dazu natürlich erst nach den ersten Trainingsspielen sagen.

Einer der Neuzugänge, der die DEL bereits bestens kennt und deutscher Nationalspieler ist, ist Leo Pföderl, der natürlich nach dem Training bei der Presse gefragt war. Der ehemalige Nürnberger mit seinem Fazit nach dem ersten Training als Eisbären-Spieler:

Endlich geht’s los. Ich glaube, dass wir schon ganz gut ausgeschaut haben. Ich bin jetzt seit knapp zwei Wochen da, ein bisschen war ich schon unterwegs, aber ein bisschen brauch ich auch noch. Es ist schon ein bisschen was anders, aber ja, es ist schön, mir gefällt es bis jetzt sehr gut. Das Training geht jetzt auch endlich los, von daher wird es mit der Zeit auch kommen, dass ich noch mehr sehen werde.

Die nächsten sechs Wochen werden die Eisbären und deren Trainerteam um den neuen Headcoach

Wird er die neue Nummer Eins der Eisbären? Sebastian Dahm kam von DEL-Konkurrent Iserlohn nach Berlin. (Foto: eisbaerlin.de/walker)

Serge Aubin nun dazu nutzen, um das Team bestmöglich auf die anstehende DEL-Spielzeit vorzubereiten. Die letzte Saison verlief aus Berliner Sicht keinesfalls gut und man ist auf Wiedergutmachung aus. Den Umbruch hat man eingeläutet, nun muss das Team liefern. Die Fanszene beäugt die bisherige Transferpolitik eher kritisch. Es liegt nun an den Eisbären, die Fanszene eines besseren zu belehren und die letzte Saison vergessen zu machen.

Was am heutigen Freitagnachmittag in Berlin-Hohenschönhausen aber bereits deutlich wurde: Die Fans der Eisbären sind heiß auf die neue Saison, stehen weiterhin zu einhundert Prozent hinter ihrem Team und werden die Jungs auch in der neuen Saison wieder lautstark unterstützen und ihnen in jeder Phase treu zur Seite stehen. Es geht endlich wieder los, viel zu lange mussten wir warten, aber bald heißt es wieder jede Woche: Eiszeit in Berlin!

Der Sommer des großen Umbruchs: Wie stark ist der Kader der Eisbären Berlin wirklich?

In gut zwei Wochen bittet der neue Eisbären-Coach Serge Aubin zum ersten gemeinsamen Eistraining in Vorbereitung auf die neue DEL-Saison 2019/2020. Dabei werden die Fans aber nicht nur den neuen Trainer erstmals in Aktion erleben können, nein, auch aktuell sechs neue Spieler werden dann erstmals über das heilige Eis des altehrwürdigen Wellblechpalastes schlittern. Dagegen werden 13 Spieler, die letzte Saison noch in Berlin spielten, dann nicht mehr mit dabei sein. Es gab also einen sehr großen Umbruch im Kader des Hauptstadt-Clubs und wenn man sich den Kader genauer anschaut, sind noch zwei Stellen frei. Eine in der Defensive, welche ein Importspieler besetzen soll und eine im Sturm für einen deutschen Akteur. Doch wie stark ist der bisherige Kader der Berliner aktuell einzuschätzen? In der Fanszene wurde über die Sommerpause viel und heftig diskutiert und viele Fans sind aktuell nicht zufrieden mit der Personalpolitik des siebenfachen DEL-Meisters.

Auf dem Trainerposten ging man letztes Jahr mit dem vorherigen Co-Trainer Clément Jodoin in die Saison. Im Dezember letzten Jahres wurde diese Zusammenarbeit aber beendet und Sportdirektor Stéphane Richer übernahm bis zum Saisonende. Über dieses hinaus wollte er aber nicht weitermachen und so verpflichtete er seinen Kumpel Serge Aubin, mit dem er damals in der DEL bei den Hamburg Freezers zusammenarbeitete. Aubin kommt aus der Schweizer NLA von den ZSC Lions und soll die Berliner wieder zurück in die Erfolgsspur führen. Was viele Fans der Eisbären diesem aber nicht zutrauen. Der Unmut über diese Verpflichtung war sehr groß, viele Fans sehen in Richer und Aubin zwei Mitschuldige am Aus der Hamburg Freezers. Man darf gespannt sein, wie Aubin in Berlin empfangen wird und wie das Team unter ihrem spielen wird.

Auf der Torhüterposition haben sich die Berliner von Kevin Poulin getrennt. Was aber jedoch nicht an seinen sportlichen Leistungen lag, denn die waren tadellos, sondern viel mehr an seinem schwierigen Charakter. Da hat es intern wohl des Öfteren geknallt und man sah sich nicht dazu in der Lage, die Zusammenarbeit mit Poulin weiter fortzusetzen. Seine Statistik hätte eine weitere Saison Poulins aber durchaus gerechtfertigt. In der Hauptrunde absolvierte die Nummer 40 der Eisbären 43 Spiele, kassierte im Schnitt 2,80 Gegentore pro Spiel, kam auf eine Fangquote von 91,49 Prozent und feierte drei Shutouts.
In den Playoffs steigerte sich Poulin noch einmal, kam in acht Spielen auf einen Gegentorschnitt von 2,40 pro Spiel, eine Fangquote von 93,06 Prozent und feierte nochmals zwei Shutouts.
Der Nachfolger Poulins heißt Sebastian Dahm, welcher von DEL-Konkurrent Iserlohn Roosters an die Spree wechselt. Schaut man nur auf die Statistik des dänischen Nationalkeepers der vergangenen Saison, würde man ihn nicht als Verstärkung auf der Goalie-Position ansehen. Denn in 26 Hauptrundenspielen hatte Dahm nur eine Fangquote von 89,73 Prozent, kassierte im Schnitt 3,68 Gegentore pro Spiel und schaffte keinen Shutout. Wie aber unser Gastautor Hannes von der Eisbären Sektion Nord in seiner Analyse der Neuzugänge schon bereits berichtete, war die letzte Saison eher eine Ausnahme in Dahms Statistik, der seit der Saison 2014/2015 regelmäßig auf Fangquoten von über 92 Prozent kam. Er ist eben auf eine gute Defensive vor ihm angewiesen, nur die hatte er in der letzten Saison nicht, als die Sauerländer eine katastrophale Saison spielten. So kamen auch Dahms Statistiken zu Stande, welche sich in der kommenden Saison sicherlich wieder bessern werden. Nur ob Dahm ein adäquater Ersatz für Poulin ist, bleibt erst einmal fraglich. Dazu muss man die ersten Spiele erst einmal abwarten, um darüber eine genaue Prognose abzugeben. 

In der Verteidigung gab es gleich fünf Abgänge zu verzeichnen, am schwersten wiegt sicherlich der von Oldie Micki DuPont, dem Dauerbrenner und eine der tragenden Säulen in der abgelaufenen DEL-Saison. 28 Scorerpunkte (5 Tore/23 Vorlagen) sammelte Micki DuPont in der Hauptrunde, acht Vorlagen kamen in den Playoffs noch einmal hinzu. Sein Abgang schmerzt und hat in der Berliner Fanszene auch für große Aufruhr gesorgt, da viele diesen Schritt der Verantwortlichen nicht nachvollziehen konnten.
Ebenso wenig, wie den Abgang von Youngster Maximilian Adam, dem man eine rosige Zukunft voraussagt. Die Eisbären haben in den Augen der Fans mal wieder ein hoffnungsvolles Talent verkauft. Adam wiederum kann man verstehen, er möchte mehr Eiszeit und mehr Verantwortung übernehmen und sieht diese Chance bei Ligarivale Grizzlys Wolfsburg gekommen.
Die drei weiteren Abgänge von Jens Baxmann, Danny Richmond und Mark Cundari wiegen indes nicht so schwer. Baxmann lief schon länger seiner Form aus guten Jahren hinterher und sucht noch einmal eine neue Herausforderung in Iserlohn, Danny Richmond konnte nicht so recht überzeugen und musste deshalb ebenfalls die Hauptstadt verlassen. Bei Cundari fällt die Einschätzung da schon etwas schwieriger, da er doch mit vielen Vorschusslorbeeren aus Augsburg kam, dann in Berlin verletzungsbedingt aber nur auf 14 Spiele kam, in denen er aber sieben Scorerpunkte (3 Tore/4 Vorlagen) sammelte. Vielleicht knüpft er nun in Krefeld wieder an die guten alten Augsburger Zeiten an, in den er mit zu den stärksten Verteidigern zählte.
Die fünf Abgänge fangen bisher zwei Importspieler auf, ein dritter wird noch gesucht. Der erste neue Verteidiger kennt die DEL bereits, spielte er doch in der abgelaufenen Saison bei der Düsseldorfer EG. Ryan McKiernan wechselt vom Rhein an die Spree und jagt der schwarzen Hartgummischeibe nun in Berlin nach. Für unseren Gastautor Hannes ist McKiernan der 1:1-Ersatz für Micki DuPont. Die Statistiken der beiden Defender in der abgelaufenen Saison waren in etwa auch gleich gut, McKiernan schnitt leicht besser ab. Er kam auf drei Scorerpunkte mehr als DuPont, sammelte insgesamt 31, traf sechsmal und bereitete 25 weitere Treffer vor. Er schoss seltener als DuPont auf das Tor, hatte somit aber die bessere Quote im Abschluss. Dafür saß McKiernan fast doppelt so oft wie DuPont in der Kühlbox (60 zu 32 Strafminuten). Wenn McKiernan an seine Leistungen in Düsseldorf anknüpfen kann, wäre er ein guter Ersatz für Micki DuPont. Zumal er in der Statistik der Primary Assists (direkte Torvorlagen) mit einem Wert von 15 ligaweit auf Platz Zwei hinter Mannheims Mark Katic lag. Er weiß also, wie man seine Kollegen vor dem Tor gefährlich in Szene setzt.
Der zweite neue Importspieler in der Defensive der Berliner heißt John Ramage und kommt direkt aus der AHL von den Binghamton Devils. In der AHL hielt Ramage sich die letzten sechs Jahre auf, absolvierte insgesamt 384 Spiele, in denen er starke 114 Scorerpunkte (31 Tore/83 Vorlagen) sammelte. Die abgelaufene AHL-Saison stellte dabei seine persönlich erfolgreichste da, denn er scorte 31-mal, traf dabei zwölf mal ins Tor und bereitete 19 weitere Treffer vor. In seiner Analyse der Neuzugänge versuchte unser Gastautor Hannes John Ramages Leistung einzuordnen und verglich ihn daher mit Eisbären-Verteidiger Frank Hördler, dessen Stats ungefähr identisch waren.
Was sicherlich auch den Ausschlag für eine Verpflichtung Ramages gab, ist der Fakt, dass er ein Führungsspieler sein kann, bekleidete er doch in seinen vergangenen Teams häufig das Amt des Kapitäns oder aber des Assistenten.
Auf John Ramage freue ich mich persönlich sehr und hoffe, dass er der Defensive der Eisbären mehr Tiefe verleihen wird.

Schauen wir uns also mal jetzt die komplette Defensive des siebenfachen DEL-Meister an, sehen wir auf der Goalie-Position mit Sebastian Dahm, Marvin Cüpper und Maximilian Franzreb drei sehr gute Goalies, wobei sich Dahm und Cüpper um den Status der Nummer Eins duellieren dürften, während Franzreb wahrscheinlich vermehrt beim Kooperationspartner Weißwasser Eiszeit erhält. Für Dahm spricht zudem, dass er einen deutschen Pass besitzt und somit nicht mehr unter das Ausländer-Kontingent fällt.

In der Verteidigung stehen aktuell acht Spieler unter Vertrag, darunter sind zwei Importspieler, ein dritter wird noch gesucht. Wenn man nach der Reiheneinteilung der Eishockey News geht, würden die Verteidiger-Pärchen Nummer Eins und Zwei Ryan McKiernan/Jonas Müller sowie John Ramage/Frank Hördler heißen. Das dritte Pärchen würde der aktuell noch gesuchte dritte Importspieler zusammen mit Florian Kettemer bekleiden. Dahinter lauern noch Kai Wissmann, Constantin Braun und Erik Mik. Rein vom Papier her sieht das also erst einmal nicht so schlecht aus, jetzt müssen die Spieler nur noch gut zusammen harmonieren und vor dem eigenen Tor aufräumen sowie nach vorne offensiv Akzente setzen. Und dann muss man natürlich schauen, welchen Importspieler die Chefetage da noch aus dem Hut zaubern wird.

In der Offensive verließen im Sommer sechs Spieler die Eisbären Berlin. Zwei davon schließen sich in der kommenden DEL-Saison den Schwenninger Wild Wings an. Youngster Cedric Schiemenz und Top-Torjäger Jamie MacQueen, welcher in der abgelaufenen DEL-Hauptrunde mit 21 Toren bester Torschütze der Eisbären war. Zudem bereitete er noch 16 weitere Tore vor. In den Playoffs gelangen der ehemaligen Nummer 17 dann noch drei weitere Treffer sowie vier Vorlagen. Dieser Abgang wird definitiv schmerzen und stieß bei den Fans auf großen Unmut.
Ebenso überrascht und frustriert war die Fanszene der Eisbären über die beiden Vertragsauflösungen von Martin Buchwieser (Löwen Frankfurt/DEL2) und Daniel Fischbuch (Thomas Sabo Ice Tigers). Die Fans hätten beide Spieler gerne weiter im Trikot der Berliner gesehen, die Statistiken jedoch sprechen da eine andere Sprache. Buchwieser kam in Hauptrunde und Playoffs nur auf drei Tore und sieben Vorlagen, Fischbuch auf zwei Tore und vier Vorlagen. Statistisch gesehen also eine nachvollziehbare Entscheidung der Verantwortlichen, wenn gleich der Ablauf und der Umgang mit diesen beiden Spielern alles andere als fair war.
Und dann verließen mit Brendan Ranford (Ziel unbekannt) und Colin Smith (ERC Ingolstadt) noch zwei Spieler den Verein, welche erst vor der abgelaufenen Saison an die Spree gewechselt waren. Aber mit 15 Toren und 18 Vorlagen (Ranford) sowie vier Toren und 20 Vorlagen (Smith) in Hauptrunde und Playoffs entsprachen beiden nicht den Vorstellungen der Chefetage.
Neu verpflichtet wurden ein Importspieler, ein deutscher Nationalspieler und ein deutscher Youngster. Gesucht wird nun noch ein weiterer deutscher Akteur.
Mit Leo Pföderl kommt ein absoluter deutscher Top-Stürmer in die Hauptstadt. Wie Gastautor Hannes bereits in seiner Analyse erwähnte, hatte Pföderl in der Saison 2014/2015 seinen Durchbruch, als ihm über 25 Scorerpunkte gelangen. Seitdem lag seine Punktausbeute jeweils über 30 Scorerpunkten. 2016/2017 war seine Rekordsaison mit 48 Scorerpunkten. In der abgelaufenen DEL-Saison erzielte er in Hauptrunde und Playoffs 19 Tore und gab 17 Torvorlagen, also eine gute Ausbeute des deutschen Nationalspielers, der nun hoffentlich an diese Leistungen in Berlin anknüpfen wird.

Erst vergangenes Wochenende gaben die Eisbären die Verpflichtung von Maxim Lapierre bekannt, der in Berlin die Nummer 40 von Kevin Poulin übernehmen wird. Und bei dem, was man so über den Neuzugang alles hört und liest, ist er wohl ein genauso schwieriger Charakter wie Poulins, weshalb die Trikotnummer ja schon einmal passt. Nur bleibt die Frage, warum man mit Kevin Poulin den einen Unruheherd aus der Mannschaft haben wollte, sich dafür aber mit Maxim Lapierre gleich den nächsten ins Team holte!?
Rein sportlich gesehen macht diese Verpflichtung aber erst einmal Sinn, bringt der 34-jährige Angreifer doch die Erfahrung von 1.032 Profispielen in der NHL (694), AHL (129), der schwedischen SHL (34) und der Schweizer NLA (175) mit. Zuletzt stand Lapierre in den Reihen des HC Lugano, wo ihm 29 Scorerpunkte (9 Tore/20 Vorlagen) gelangen. Lapierre fiel jedoch auch sehr oft durch seine Undiszipliniertheit auf, was ihm vergangene Saison 112 Strafminuten einhandelte, die drittmeisten aller Spieler. Lapierre ist also kein Kind von Traurigkeit und wird, wenn es denn nötig ist, die Fäuste sprechen lassen. Sein Rekord an Strafminuten datiert aus der Saison 2005/2006, als er in der AHL 73 Pflichtspiele für die Hamilton Bulldogs absolvierte und dabei satte 214 Minuten in der Kühlbox verbrachte. Hoffen wir mal, dass er in Berlin viel mehr durch seine Scorerpunkte als durch seine Schlagkraft und Undiszipliniertheit auffällt.
Der dritte Neuzugang im Sturm der Eisbären heißt Fabian Dietz und kommt vom Kooperationspartner Weißwasser. Der 20-jährige wurde mit einer Förderlizenz für seinen ehemaligen Arbeitgeber ausgestattet, was darauf schließen lässt, dass er vermehrt in der DEL2 Eiszeit erhalten wird. In Hauptrunde und Playoffs kam Dietz insgesamt auf 56 Einsätze, in denen ihm 13 Tore und sieben Vorlagen gelangen. Ihn wird man langfristig an das DEL-Team heranführen wollen.

Somit stehen aktuell 15 Angreifer unter Vertrag, darunter fünf Importspieler. Auch hier schauen wir auf die Reiheneinteilung der Eishockey News und sehen in Reihe Eins als Linksaußen Sean Backman, als Center James Sheppard und als Rechtsaußen Leo Pföderl. Die zweite Reihe würden in der selben Reihenfolge Austin Ortega, Louis-Marc Aubry und Marcel Noebels bekleiden, in Reihe Drei stürmen demnach Mark Olver, Maxim Lapierre und André Rankel. In der vierten Reihe wird noch ein Center zwischen den Außenstürmern Charlie Jahnke und Florian Busch gesucht. Dahinter lauern die Youngsters um Vincent Hessler, Nino Kinder, Fabian Dietz und Thomas Reichel.
Rein von den Namen her sind das natürlich drei starke Reihen, welche die Eisbären da haben. Aber Eishockey wird nicht auf dem Papier gespielt, das hat man gerade in der vergangenen Saison gesehen, als der ein oder andere Leistungsträger seiner eigentlichen Form doch meilenweit hinterher hinkte. Demnach muss man natürlich schauen, inwieweit die Spieler wieder zu Ihrer Normalform zurückfinden und wie sich die beiden Neuzugänge Pföderl und Lapierre mit einbringen werden.
Die vierte Reihe fällt ligaweit sicherlich  ein bisschen ab und zudem bleibt noch abzuwarten, ob Florian Busch nach seiner Gehirnerschütterung wieder spielen kann oder nicht. Von daher sollte man an der Reihenzusammensetzung noch einmal arbeiten und die Reihen ausgewogener besetzen, damit man nicht nach einer gewissen Spielzeit wieder nur auf drei Reihen umstellt.

Abgesehen von den noch zwei zu besetzenden Stellen steht der Kader der Eisbären Berlin also für die neue DEL-Saison 2019/2020. Nebenbei muss man natürlich auch noch warten, ob auf der Seite der Abgänge noch was passiert, ausschließen wollten das die Verantwortlichen zuletzt ja nicht. Aber so, wie der Kader jetzt erst einmal aussieht, ist es sicherlich kein schlechter und mit diesem kann man sicherlich auch in den Kampf um die Playoff-Plätze eingreifen. Vom Titel will ich aber keinesfalls sprechen, denn da sind Mannheim und München doch deutlich stärker besetzt und auch andere Teams haben sich gut verstärkt.
Aber auch diese Saison wird wieder viel davon abhängen, dass man von Verletzungen verschont bleibt, dass die etatmäßigen Leistungsträger ihre Form abrufen und dass die Neuzugänge im Vergleich zu letzten Saison – mit Ausnahme von Kevin Poulin, Florian Kettemer und Austin Ortega – einschlagen werden. Gute Leistungen bei anderen DEL-Clubs waren bisher noch nie gleichbedeutend dafür, dass es dann auch in Berlin gut laufen wird. Wichtig für den Erfolg wird auch ein gutes Torhüter-Duo sein, da bleibt abzuwarten, wer sich im internen Kampf um die Nummer Eins durchsetzen wird.
Und dann wäre da noch die Frage, welchen Maxim Lapierre wir sehen werden. Den undisziplinierten, welcher die meiste Zeit auf der Strafbank verbringen oder aber den, der ordentlich scoren wird?
Alles in allem steht uns eine interessante Saison bevor und nach den Vorbereitungsspielen und den ersten zehn, 15 Ligaspielen wird man sehen, wie gut dieser Kader wirklich ist. Im Moment herrscht im Umfeld der Eisbären diesbezüglich noch viel Skepsis und Unsicherheit, aber Eishockey wird nicht auf dem Papier sondern auf dem Eis gespielt. Und dort müssen die Jungs einfach nur ihre beste Leistung abrufen, der Rest wird sich dann von alleine ergeben.

Gastbeitrag – Hannes‘ Analyse: Maxim Lapierre in der Analyse

Am heutigen Sonntag gaben die Eisbären Berlin die nächste Neuverpflichtung bekannt. Stürmer Maxim Lapierre wird in der kommenden DEL-Saison das Trikot des Hauptstadtclubs tragen. Wenn man so die Kommentare in den sozialen Netzwerken liest, ist die Fanszene gespalten was diesen Transfer angeht. Die einen finden es gut, die anderen wiederum nicht. Warten wir einfach erst mal ab, bis die Saison losgeht und was die neue Nummer 40 der Eisbären uns dann so alles zeigen wird. Bis dahin hat unser Gastautor Hannes von der Eisbären Sektion Nord sich den aktuellen Neuzugang der Berliner mal genauer angeschaut und analysiert:

Maxim Lapierre wechselt in zur kommenden Saison von HC Lugano aus der Schweizer NLA zu den Eisbären. Lapierre ist 34 Jahre alt und bringt mit insgesamt 1.032 Profispielen in der NHL (694), AHL (129), der schwedischen SHL (34) und der Schweizer NLA (175) jede Menge Erfahrung mit. Zu seinen größten Erfolgen zählen der Gewinn des AHL Calder Cups 2006/2007, der Gewinn des Spengler Cups mit Team Canada 2017 sowie die olympische Bronzemedaille mit Kanada 2018.

Lapierres Spielstil ist vor allem durch Härte geprägt. Dabei schlägt er allerdings auch häufig über die Stränge. In der vergangenen Saison sammelte er die drittmeisten Strafminuten in der NLA – 112 Strafminuten in 45 Hauptrundenspielen. Das soll seine offensive Produktivität allerdings nicht schmälern. In der NLA kommt er auf einen Punkteschnitt von 0,66 Punkten/Spiel in der Hauptrunde und 0,77 Punkte/Spiel in den Playoffs. Auffällig ist allerdings seine dürfte Schussquote von 6,11% in der vergangenen Saison. Wenn wir auf seine Shot Map blicken, sehen wir viele Abschlüsse aus dem Slot, von wo er auch all seine Saisontore erzielte. Allerdings sehen wir auch jede Menge Abschlüsse von Rechtsaußen, die nichts Zählbares einbrachten.

Quelle: nlicedata.com, Legende: gelb = Schuss auf´s Tor, grün = Tor

Doch was bedeutet sein Punkteschnitt für die DEL?

James Sheppard spielte vor seinem Wechsel nach Berlin ebenfalls in der NLA und kam dort auf 0,58 Punkte/Spiel. In der DEL konnte er seine Produktion auf 0,69 Punkte/Spiel steigern. In ähnlichen Regionen sollte sich auch Lapierre bewegen. 

Alles in allem lässt sich Lapierre wohl als einer dieser Art Spieler beschreiben, bei denen man froh ist, wenn sie in der eigenen statt in der gegnerischen Mannschaft spielen.

Gastbeitrag – Hannes`Analyse: Die Neuzugänge in der Analyse

Die Eisbären Berlin befinden sich zur Zeit in der Sommerpause, aber natürlich liegen Sie nicht auf der faulen Haut sondern bereiten sich auf die neue DEL-Saison vor. Die Verantwortlichen der Berliner arbeiten daran, eine schlagkräftige Truppe zusammenzustellen, die eine bessere Saison spielen soll, als es das Team in der vergangenen Saison getan hat. Dafür wurden schon einige Änderungen am Kader vorgenommen. Spieler mussten gehen und neue Spieler wurden verpflichtet. Doch auf beiden Seiten kann bzw. wird noch einiges passieren. Es könnten noch weitere Spieler gehen, neue Spieler werden aber auf jeden Fall noch kommen. Die bisher neu verpflichteten Spieler hat sich unser Gastautor Hannes von der Eisbären Sektion Nord mal genauer angeschaut und für uns analysiert: 

Wer sind die neuen Spieler der Eisbären? Warum wurden sie verpflichtet? Was sind ihre Stärken, was sind ihre Schwächen? Wir blicken einmal genauer hin.

Sebastian Dahm

Was anfangs durchaus überraschend als Gerücht durch die Medien geisterte, die letzten Tage aber immer konkreter wurde, wurde nun bestätigt: Sebastian Dahm komplettiert das Torhütergespann der Eisbären.
Warum anfangs überraschend? Auf der Torhüterposition gab es zwei Szenarien für die kommende Saison, die wahrscheinlich waren:

Kevin Poulin wird verlängert oder es wird als Ersatz eine neue, klare Nummer 1 verpflichtet

Das Experiment, mit dem Torhütergespann Cüpper/Franzreb in die Saison zu starten, wird wiederholt

Da mit Dahm keine klare Nummer 1 verpflichtet wurde, stellt sich die Frage, was mit Cüpper und Franzreb passiert. Beide haben noch Vertrag für die kommende Saison, es werden aber wohl kaum alle drei Torhüter in Berlin bleiben. Eine mögliche Option ist, mit Dahm und Cüpper in der DEL zu planen und die Starts zwischen beiden Goalies aufzuteilen. Das würde Maximilian Franzreb noch einmal die Möglichkeit geben, eine komplette Saison mit Förderlizenz in Weißwasser zu spielen und sich weiterzuentwickeln.

Aber zurück zu Dahm:

Der 32-jährige galt die letzten Jahre eigentlich als konstanter Goalie. Seit 2014/2015 kam er regelmäßig für die dänische Nationalmannschaft zum Einsatz und verzeichnete in der dänischen Liga, der EBEL und der DEL durchgängig Fangquoten von über 92% – mit Ausnahme der letzten Saison. Da die letzte Saison aber eine absolute Seuchensaison der Iserlohn Roosters war, sie stellten mit 189 Gegentoren die schlechteste Defensive der Hauptrunde, wäre es zu einfach, Dahms Leistung auf seine Fangquote von 89,73% und seine 3,68 Gegentore pro Spiel zu reduzieren.

Dahm ist auf eine gute Defensive angewiesen. Bei Schüssen aus dem Slot hatten in der vergangenen Saison nur vier DEL Goalies (Kuhn, Franzreb, Wölfl, Vogl) eine schlechtere Fangquote als er (79,88%). In einem durchaus soliden Unterzahlspiel der Iserlohn Roosters sticht allerdings auch seine 4on5 Fangquote von 89,57% hervor. Nur sechs DEL Goalies waren in dieser Disziplin besser als Dahm (Franzreb, Pettersson Wentzel, Strahlmeier, a.d. Birken, Hovinen, Niederberger).

Zu guter Letzt die Frage, ob Dahm eine besondere Stärke oder Schwäche in seinem Torhüterspiel hat. Dafür schauen wir uns an, wo er seine Gegentore kassiert hat.

Die Gegentore, die Dahm kassierte, sind gleichmäßig verteilt. Eine konkrete Schwäche ist hieraus nicht zu erkennen. Beim Sichten der Gegentore ist allerdings auffällig, wie anfällig die Defensive der Iserlohn Roosters für Querpässe direkt vor dem Tor war. Dahm kam häufig zu spät mit dem Push oder hatte Schwierigkeiten, nach dem Push die richtige Position zu finden. Mit einer kompakteren Defensive sollte diese Schwäche allerdings kompensierbar sein.

John Ramage

John Ramage ist der erste Saisonneuzugang, der direkt aus Nordamerika zu den Eisbären wechselt. Der 28-jährige spielte die letzten sechs Jahre in der AHL und kam dort in 384 Spielen auf 114 Punkte (31 Tore, 83 Assists). Über die Jahre steigerte sich allerdings seine offensive Produktion, so stellte er in der vergangenen Saison mit 31 Punkten (12 Tore, 19 Assists) in 74 Spielen seine persönliche Bestleistung auf. Zwölf seiner 19 Assists waren sogenannte Primary Assists, also direkte Torvorlagen.

Zur Einordnung, der Eisbärenverteidiger, der in der vergangenen Saison rein von den Stats her am ehesten mit Ramage vergleichbar war, ist Frank Hördler:

Der große Durchbruch blieb ihm in Nordamerika allerdings verwehrt. Er absolvierte zwei Spiele in der NHL, u.a. weil er mit 1,82m Größe als zu klein für die Liga galt, und absolvierte in der AHL nur ein einziges Playoffspiel.

Ramage gilt als solider 2-Wege-Verteidiger, der in der Defensive hart spielt, den Puck aber auch in der Vorwärtsbewegung gut führen kann. In diversen Mannschaften bekleidete er das Amt des Kapitäns oder des Assistants, sodass er durchaus in den Kreis der Führungsspieler rutschen kann, der lt. Stéphane Richer in der kommenden Saison erweitert werden soll. Als eine seiner größten Schwächen gilt seine Undiszipliniertheit.

Leo Pföderl

Pföderl kommt von den Nürnberg Ice Tigers und ist der wahrscheinlich bekannteste Neuzugang der Eisbären. Der Rechtsschütze wird zu Beginn der kommenden Saison 26 Jahre alt und kommt damit in das für deutsche Spieler wahrscheinlich beste Eishockeyalter. Seinen endgültigen Durchbruch schaffte er in der Saison 2014-15, als er erstmals über 25 Scorerpunkte in einer Saison machte. Seitdem punktet er durchgängig über 30x pro Saison, seine Bestleistung liegt sogar bei 48 Punkten in 52 Spielen in der Saison 2016-17.

15 seiner 17 Saisontore erzielte er aus dem Slot, neun sogar aus dem Inner Slot. Damit Pföderl auch in der kommenden Saison erfolgreich ist, bedarf es also Reihenpartnern, die ihn dort auch in Szene setzen können.

Von seinen 34 Punkten aus der vergangenen Saison erzielte er neun in Überzahl, sieben davon waren Tore. Er stand in der vergangenen Saison durchschnittlich 15:48 Minuten pro Spiel auf dem Eis, das ist vergleichbar mit dem Pensum von Brandon Ranford. Genau wie Ranford bekam Pföderl Eiszeit in Überzahl, aber nicht in Unterzahl.

Pföderl ist auf jeden Fall ein Mann für Reihe 1 oder 2. Spannend wird zu sehen sein, wie die drei offensivstarken Rechtsschützen Pföderl, Backman und Ortega auf die Reihen verteilt werden. Meine Vermutung: Pföderl wird seinen Platz neben Marcel Noebels und Louis-Marc Aubry finden.

Ryan McKiernan

McKiernan kommt von der Düsseldorfer EG und wird in der Defensive der Eisbären quasi 1:1 Micki DuPont ersetzen. Genau wie DuPont schießt McKiernan rechts und schaltet sich oft mit in die Offensive ein. Mit einer Größe von 1,82m und einem Gewicht von 91kg ist McKiernan etwas robuster als DuPont (1,77m, 79kg), allerdings konnte DuPont Situationen oftmals durch sein Stellungsspiel und seine schlittschuhläuferischen Fähigkeiten lösen.

Die letzte Saison von DuPont und McKiernan im Vergleich:

Hervorzuheben sind bei Ryan McKiernan die Primary Assists, also die direkten Torvorlagen. Mit einem Wert von 15 lag er ligaweit unter den Verteidigern auf Platz 2 hinter Mark Katic (Mannheim). Was bei den Primary Assists auffällt – bis auf einen (Pass von der eigenen blauen Linie zwischen die Verteidiger) gab er alle Assists innerhalb des offensiven Drittels. Drei Schema sind dabei zu erkennen:

Im Powerplay nimmt McKiernan die Position des linken Verteidigers ein, zieht mit Puckbesitz in die Mitte und bringt die Scheibe zum Abfälschen oder für den Rebound vor’s Tor

Im Powerplay nimmt McKiernan die Position des linken Verteidigers ein und bringt den Querpass Richtung rechten Bullykreis

Bei 5-gegen-5 ist McKiernans Platz bei eigenem Puckbesitz am rechten Bullykreis. Er zieht mit Puckbesitz außen am Gegenspieler vorbei und bringt den Pass scharf vor’s Tor

Grafisch sieht das Ganze wie folgt aus:

Gerade im Powerplay wird es spannend zu sehen sein, welche Position McKiernan einnimmt. DuPont war häufig zentral an der blauen Linie postiert um von dort den Schuss zu bringen oder den Puck auf die Halbpositionen zu verteilen. Die DEG spielte ein komplett anderes Powerplay-System, in dem McKiernan die linke Verteidigerposition bekleidete und rechts neben sich mit Alexander Barta einen rechts schießenden Stürmer hatte.

Fabian Dietz

Fabian Dietz ist der für viele bislang unbekannteste Neuzugang der Eisbären. Der 20-jährige erhält eine Förderlizenz und wird höchstwahrscheinlich einen Großteil der Saison beim Kooperationspartner Lausitzer Füchse verbringen. Dort spielte er in der vergangenen Saison auch seine erste DEL 2 Saison und erzielte in 49 Hauptrundenspielen 12 Tore und sechs Vorlagen. Hinzu kamen ein Tor und eine Vorlage in sieben Playoffspielen. Nach dem Abgang von Cedric Schiemenz könnte Dietz einer der Nachrücker sein, der im Falle von Verletzungen in den DEL Kader rückt.

Serge Aubin: Der neue Eisbären-Trainer nimmt seine Arbeit in Berlin auf

Am Freitag gaben die Eisbären Berlin die bereits lange vermutete Verpflichtung des neuen Trainers Serge Aubin bekannt. Dieser wird ab der kommenden DEL-Saison hinter der Bande des DEL-Rekordmeisters stehen und dort den Sportdirektor Stéphane Richer ersetzen, welcher diese Position seit der Entlassung Clément Jodoins inne hatte. Die Verpflichtung des Ex-Hamburgers stieß auf großen Unmut in der Berliner Fanszene, weshalb Aubin nicht damit rechnen sollte, dass er von allen Fans mit offenen Armen zum Saisonstart empfangen wird. Heute wurde der neue Eisbären-Coach aber erst einmal im Rahmen einer Pressekonferenz vorgestellt. Wir fassen die wichtigsten Aussagen für Euch in diesem Bericht noch einmal zusammen.

Lange ging dieses Gerücht um Serge Aubin ja rum, doch bis zur offiziellen Verkündung seitens der Eisbären sollte es bis Anfang Mai dauern. Geschäftsführer Peter-John Lee äußerte sich dazu wie folgt:

Wir haben uns seit Dezember viel Zeit gelassen. Das Team analysiert, den Markt beobachtet. Wir haben uns mit vielen Kandidaten ausgetauscht, aber wir sind von Serge Aubin voll überzeugt. Er erfüllt unser Anforderungsprofil am Besten. Willkommen in der Eisbären-Familie!

Wie genau dieses Anforderungsprofil der Eisbären aussah, welche Kriterien es gab, darüber klärte Sportdirektor Stéphane Richer anschließend auf:

Es war ein langer Prozess. Wir haben viele Punkte ausgeschrieben, welche ein neuer Eisbären-Trainer mitbringen sollte. Folgende Punkte waren besonders wichtig: Starke Führungsqualität, eine gute Kommunikation mit den Spielern, dem Trainerteam und auch den Betreuern, Wir wollten einen Trainer, der Eisbären-Eishockey spielen lässt. Wir wollen schnelles und erfolgreiches Eishockey spielen. Uns war auch wichtig, dass der neue Trainer die DEL kennt. Zudem soll er gut mit jungen Spielern arbeiten. Was uns überzeugt hat, war die Entwicklung, die Serge Aubin in den letzten drei Jahren genommen hat. Besonders in Österreich, wo er nicht mit einem Big-Budget-Team sondern mit vielen jungen Spielern gearbeitet hat und zweimal Erster sowie einmal Meister wurde.

Natürlich darf auch nicht das erste Statement von Serge Aubin als Eisbären-Coach fehlen:

Es ist mir eine große Ehre, hier zu sein. Ich hab in den Gesprächen mit Peter-John Lee und Stéphane Richer herausgefunden, dass wir die selbe Vision teilen. Ich habe festgestellt, dass es mir sehr viel Spaß machen könnte, für die Eisbären zu arbeiten, in der Art, wie hier gearbeitet und Eishockey gespielt werden soll. Ich freue mich unglaublich darauf, die Leidenschaft zu spüren, die hier in der Stadt für die Eisbären da ist, unter den Fans und unter den Spielern. Ich freue mich auch darauf, mit den jungen Spielern und generell mit der Mannschaft zu arbeiten. Ich habe eine klare Vision, wie die Mannschaft spielen soll. Ich will leidenschaftliches Eishockey sehen. Die Mannschaft soll mitreißend spielen, sie soll schnell spielen und die Arena mitreißen. Ich will jetzt schon den Grundstein für meine Arbeit für die kommende Saison legen. 

Wie bereits oben erwähnt, ist ein Teil der Fanszene der Berliner mit dieser Verpflichtung nicht einverstanden, was vor allem aus Aubins Hamburger Zeiten her rührt. Aber auch von seinem letzten Arbeitgeber, wo er nicht lange arbeiten durfte. Aber dazu hat jeder seine eigene Ansicht, wie Aubin heute sagte:

Sicherlich gibt es immer zwei Seiten zu so einer Geschichte wie in Zürich. Ich habe das Gefühl, dass mir am Ende ein bisschen die Zeit weg gelaufen ist. Denn am Anfang der Saison musste ich auf viele Leistungsträger verzichten, bis zu Sechs im Schnitt. Deshalb musste ich das Spiel anpassen. Um Weihnachten herum und auch danach, da hatte ich das Gefühl, dass es richtig gut lief und das wir in Schwung gekommen sind. Da hatten wir fünf Siege und eine Overtime-Niederlage, aber dann hat man mich freigestellt. Gerade als ich das Gefühl hatte, jetzt würde es losgehen. 

Nun freut sich Serge Aubin aber auf seine neue Aufgabe beim siebenmaligen Deutschen Meister und will bereits jetzt den Grundstein für eine erfolgreiche Saison legen. Was zuletzt hier schlecht lief, darüber will er kein Wort verlieren, denn er verfolgt seinen eigenen Plan:

Ich habe noch nichts analysiert, ich weiß nicht, was hier war. Was aber im Grunde auch egal ist. Denn ich habe einen klaren Plan, eine klare Vision. Ich weiß ganz genau, wie die Eisbären in Zukunft Eishockey spielen sollen. Genau darum geht es, per Video und in persönlichen Gesprächen alles zu analysieren, damit es dann gleich losgehen kann.
Ich bin jetzt hier, um eine Beziehung zu den jungen Spielern aufzubauen und sie dann auf das nächste Level zu heben. Ich weiß, dass es viele Talente gibt. Ich werde mir auch noch Spiele auf Video anschauen, wo ich feststellen werde, wo ihre Stärken sind und wo sie noch Schwächen haben. Ich will das jetzt alles vorbereiten, um zu Beginn des Trainingslagers voll durchstarten zu können.

Mit welchem Personal man in die neue Saison starten wird, ist noch nicht so wirklich klar. Bisher stehen die Verpflichtungen von Ryan McKiernan, Leo Pföderl und Fabian Dietz fest. Weitere werden folgen, aber wer weiß, wann man diese Transfers bekannt geben wird. Und eine Frage, die die EHC-Fans ganz besonders unter den Nägeln brennt, ist die nach der Zukunft von Goalie Kevin Poulin. Bleibt er oder geht er? Gerüchten zufolge sollen die Eisbären den dänischen Nationaltorhüter Sebastian Dahm von Ligakonkurrent Iserlohn verpflichtet haben. Auch dieser Transfer würde für großen Unmut in der Fanszene sorgen. Richer sagte zur Torhütersituation:

Wir analysieren jetzt den Markt. Wir haben noch nicht entschieden, ob wir auf die Deutschen setzen oder einen Ausländer holen. Wir werden bald eine Entscheidung treffen, aber wir wissen, dass die Position sehr wichtig ist, aber wir wissen auch, dass wir mit unseren jungen deutschen Goalies schon viel Potential unter Vertrag haben. Wir haben mit Cüpper und Franzreb zwei gute Jungs, aber sicher wird noch einer kommen, um die Beiden zu unterstützen.

Die Verantwortlichen wurden auch auf die Kracher-Transfers der Konkurrenz aus Mannheim und München angesprochen, ob man so etwas auch von den Eisbären erwarten dürfe. Aber die Eisbären verfolgen da ihren eigenen Plan, so Lee und Richer. Man suche Spieler, die zum Verein passen. Es müssen Spieler sein, die dem Team weiterhelfen können. Nicht immer müssen es die großen Namen sein. Als Beispiele wurden Austin Ortega und Rob Zepp genannt. Ortega war kein großer Name, aber er hat sich zu einem großen Spieler entwickelt. Und auch Zepp war damals eher unbekannt, entwickelte sich in Berlin aber zu einem Top-Goalie. Genau diesen Plan verfolgen die Eisbären weiterhin.

Und ob noch weitere Spieler den Verein verlassen müssen, ist unterdessen nicht ausgeschlossen. Es kommt auf die Planungen im Sommer an, je nachdem kann es durchaus sein, dass man sich von weiteren Spielern trennen wird.

So oder so stehen die Eisbären nach dem getätigten Umbruch vor einer schweren Saison, wo sie unter genauer Beobachtung der Fans stehen. Diese wollen endlich wieder erfolgreiches Eishockey in Berlin sehen. Und da reden wir nicht davon, dass diese Mannschaft Meister werden soll oder muss. Nein, es würde schon fürs Erste reichen, wenn man auf dem Eis endlich wieder ein Team sieht, welches sich für den Erfolg zerreißt, alles auf dem Eis gibt, bis zur letzten Sekunde kämpft. Denn nur wer kämpft, kann auch verlieren. Serge Aubin dazu:

Es wird eine große Herausforderung in der kommenden Saison sein, aber ich werde alles dafür tun, dass das Team bereit dafür ist. Es ist immer das Ziel, das letzte Spiel zu gewinnen, denn nur dann ist die Saison eigentlich eine richtig gute. Aber jetzt steht erst einmal im Vordergrund, die Sachen zu implementieren, die wichtig sind. Nämlich, dass die Mannschaft jeden Tag hart arbeitet, dass sie immer da ist, dass sie sich mit den Besten misst und das sie zusammenhält, wie eine Familie.

Dem ist nichts hinzuzufügen. Bleibt nur zu hoffen, dass in der neuen Saison vermehrt Taten den gesprochenen Worten folgen werden. Dann sorgt man auch wieder für Ruhe im Umfeld, denn die Eisbären-Verantwortlichen stehen wie bereits erwähnt unter Beobachtung. Und noch so eine miserable Saison wie die letzte werden die Fans wohl nicht durchgehen lassen. 

Stéphane Richer: „Wir haben entschieden, eine andere Richtung zu gehen“

Am heutigen Donnerstag fand im Loretta an der Spree das Saisonabschluss-Pressegespräch mit Stéphane Richer, Peter-John Lee und Stefan Ustorf statt. Man blickte noch einmal kurz zurück auf die am vergangenen Freitag abgelaufene DEL-Saison und schaute dann natürlich auch schon einmal voraus auf die neue Spielzeit, welche im September beginnen wird. Demnach wurden heute weitere Personalentscheidungen bekannt gegeben, nachdem in den letzten Tagen ja bereits die Verpflichtung von Leo Pföderl (Nürnberg) endlich offiziell bestätigt wurde und zudem die Abgänge von Jens Baxmann (Iserlohn) und Maximilian Adam (Wolfsburg) verkündet wurden.

Manager Peter-John Lee hätte sich viel lieber später im April zum Saisonabschluss-Pressegespräch getroffen, aber:

Es gibt halt gute und schlechte Zeiten. Im vergangenen Sommer haben wir eigentlich gedacht, dass wir auf dem Papier eine gute Mannschaft haben, die in die Top-4 kommen kann. Aber schon in der Vorbereitung kamen dann die ersten vier Verletzungen.

Lee spricht es an, die vielen Verletzungen. Minimum auf fünf Stammspieler musste man fast durchgehend verzichten. Erst nach der Februar-Pause hatte man ein volles Line-up zusammen und musste mit Jens Baxmann sogar einen gesunden Spieler überzählig auf die Tribüne setzen. Lee zum Saisonverlauf:

Wir haben uns durch Verletzungspech und Trainerwechsel keine gute Ausgangsposition für die Playoffs geschaffen. Nach der Februar-Pause wurde es besser, wir haben sechs von sieben Spielen gewonnen und das Viertelfinale erreicht. München ist eine gute Mannschaft, wir haben uns aber gut präsentiert. Die Jungs haben bis zum Ende gekämpft. Das Ende einer Saison ist zugleich der Anfang einer neuen Saison.

Stefan Ustorf, Peter-John Lee und Stéphane Richer (von links) – Foto: eisbaerlin.de/walker

Und die Vorbereitungen auf die 26. DEL-Spielzeit laufen in der Hauptstadt bereits auch Hochtouren. Nach einer miserablen Hauptrunde, welche man auf einem mehr als enttäuschenden neunten Platz beendet hatte und einem immerhin versöhnlichen Saisonabschluss in den Playoffs, sind die Rufe nach einem großen Umbruch im Team der Eisbären aus der Fanszene sehr groß gewesen. Und in der Tat scheint es diesen zu geben, jedenfalls stehen zum jetzigen Zeitpunkt bereits neun Abgänge schon fest. Weitere sind nicht ausgeschlossen.

Neben den bereits bekannten Abgängen von Baxmann und Adam kamen heute noch sieben weitere hinzu: Mark Cundari, Danny Richmond, Brendan Ranford, Jamie MacQueen, Micki DuPont, Daniel Fischbuch und Colin Smith haben ebenso keine Zukunft mehr in der Hauptstadt. Bei Fischbuch haben die Berliner Verantwortlichen sogar den Vertrag aufgelöst und ihm mitgeteilt, dass man nicht mehr mit ihm planen wird.
Sportdirektor Stéphane Richer sprach von keinen einfachen Tagen zuletzt:

Wir hatten keine einfachen Tage zuletzt. Wir haben alles analysiert. Es ist nicht einfach, einem Spieler wie z.B. DuPont zu sagen, wir planen anders und können nicht mit dir verlängern. Wir haben entschieden, in eine andere Richtung zu gehen. Wir hatten gute Jungs mit gutem Charakter.

Da waren für viele Fans natürlich Entscheidungen dabei, die man so nicht ganz nachvollziehen kann. Gerade die Abgänge von DuPont und MacQueen seien da genannt. Ersterer nahm die meiste Eiszeit, Zweiterer war für die Tore zuständig. Auch Ranford war für manch einen eine Überraschung, aber Richer meinte, er häte zwar 15 Tore geschossen aber man denkt, man findet einen noch besseren Stürmer als Ranford.
Anders herum muss man natürlich auch sagen, immer wieder wurde sich aus der Fanszene ein solcher Umbruch gewünscht und auch, dass vor alten Leistungen kein Halt gemacht wird und nun handeln die Berliner, aber recht machen können sie es eben nicht allen. Manch ein Fan wünschte sich da zum Beispiel den Abgang eines Rankels oder Buchwiesers, nur diese Spieler bleiben in Berlin.

Via Medieninformation teilten die Hauptstädter noch Richers Dank an die wechselnden Spieler mit:

Wir danken allen Spielern für ihren Einsatz in ihren Saisons im Eisbären-Trikot und wünschen ihnen viel Erfolg für die Zukunft! Besonders möchte ich Micki DuPont für sieben Saisons Leidenschaft für die Eisbären danken. Er war bereits beim ersten DEL-Meistertitel 2005 dabei und hat den Club geprägt.

Noch offen ist dagegen die Zukunft von Torhüter Kevin Poulin, Stürmer Thomas Oppenheimer und Youngster Jake Ustorf. Richer zum Stand der Verhandlungen mit Poulin und Oppenheimer:

Wir sind in Verhandlung mit dem Agent von Kevin Poulin. Aber eine finale Entscheidung kommt erst, wenn der neue Trainer vorgestellt wird. Bei Thomas Oppenheimer haben wir uns, Stand jetzt, dazu entschieden, den Vertrag nicht zu verlängern. Aber das kann in einem Monat schon wieder anders aussehen. Aktuell ist er auf dem Markt und schaut sich nach anderen Vereinen um. Wichtig ist aber, dass er gesund wird.

Nach all den weniger schönen Nachrichten bezüglich der Abgänge gab es aber auch eine frohe Botschaft zu verkünden. Denn Austin Ortega bleibt in Berlin, der Vertrag mit ihm wurde verlängert. Richer dazu in der Medieninformation:

Austin Ortega hat uns in der kurzen Zeit absolut überzeugt. Wir sind froh, dass wir ihn in Berlin halten können.

Und Ortega selbst ist natürlich auch froh über seine Verlängerung:

Ich war nur eine kurze Zeit hier bisher, aber es hat mir sehr gut gefallen. Der Club, das Team, die Stadt und die Fanbase hier sind etwas Besonderes. Ich freue mich, dass ich nächste Saison wiederkommen kann.

Verlängert haben die Eisbären darüber hinaus auch mit zwei wichtigen jungen Spielern in der Defensive. Kai Wissmann und Jonas Müler werden auch in der kommenden DEL-Saison das Eisbären-Trikot tragen. Richer dazu in der Medieninformation:

Jonas und Kai sind schon jetzt Stützen in unserer Defensive. Sie haben aber noch Entwicklungspotential und sollen nun den nächsten Schritt in ihrer Entwicklung machen.

Mit diesen beiden jungen Spielern haben die Berliner also verlängert, mit Maxi Adam hingegen nicht, was vielen Fans sauer aufstieß. Richer dazu:

Wir können nicht alle jungen Spieler halten. Wir sind aber froh, wenn sie in der DEL spielen können.

Und Stefan Ustorf ergänzte:

Charlie Jahnke wird nächste Saison seine Chance im Eisbären-Kader bekommen. Wir sind sehr zufrieden mit der Kooperation mit Weißwasser, unsere jungen Spieler entwickeln sich sehr gut dort. Die Kooperation funktioniert hervorragend.

Neben dem bereits feststehenden Transfer vom deutschen Top-Stürmer Leo Pföderl wurde heute eine weitere Verpflichtung bekannt gegeben. Vom Kooperationspartner Weißwasser wechselt Stürmer Fabian Dietz an die Spree und wird seinen ersten DEL-Vertrag unterschreiben. Er wird aber auch mit einer Förderlizenz für Weißwasser ausgestattet, ist also auch für die Füchse weiterhin spielberechtigt. In der vergangenen DEL2-Saison kam Dietz auf 13 Tore und sieben Vorlagen in 56 Spielen. Nun will man ihm den nächsten Schritt in seiner Karriere ermöglichen.
Was sicherlich auch daran liegt, dass in der nächsten Saison zwei U23-Spieler auf dem Spielberichtsbogen stehen müssen und da wollen die Eisbären natürlich die besten spielen lassen.

Neun Spieler haben die Eisbären also bis jetzt verlassen, was laut Richer aber nicht gleichbedeutend damit ist, dass man jetzt auch neun neue Spieler verpflichten wird. Auf jeden Fall will man noch je zwei Importspieler für die Defensive und Offensive holen, in der Offensive könnten es aber auch mehr werden. Aktuell plant man aber erst einmal mit zwei. Und in der Defensive hätte man dann acht Verteidiger.

Neben möglichen Neuzugängen brennt den Fans aber natürlich vor allem eine Frage auf der Seele: Wer wird neuer Trainer in Berlin? Auch heute gab es diesbezüglich keine Antwort, nur die, dass der neue Coach in zwei bis drei Wochen präsentiert wird. Noch sind lt. Richer ein paar Dinge zu klären, aber man ist auf dem Weg in die richtige Richtung.
Er selbst wird das Traineramt wie bereits erwähnt niederlegen. Das war von Anfang an klar:

Es hat Spaß gemacht, Trainer zu sein. Aber es war von Anfang an klar, dass ein neuer Trainer kommen wird. Meine Arbeit als Trainer war von Anfang an nur temporär gedacht.

Die zweite wichtige Personalie ist die des Torhüters. Wie bereits erwähnt, stehen die Eisbären noch in Verhandlung mit Poulins Agent. So richtig Stellung pro Poulin wollte aber keiner der drei anwesenden Verantwortlichen beziehen, das ist jedenfalls mein Eindruck gewesen. Richer zur Torhüter-Personalie:

Wir haben mit Maximilian Franzreb und Marvin Cüpper zwei gute Torhüter, die sich noch entwickeln können. Dazu kommt noch Tobias Ancicka. Wir sind auf der Goalie-Position breit aufgestellt. Ob Poulin bleibt oder geht, wer dann kommt, das alles hängt natürlich auch vom neuen Trainer ab, wie er plant. Wir analysieren alles.

Generell war man bei den Verantwortlichen der Ansicht, dass der Kader im letzten Jahr zu groß war, was aber auch daran lag, dass man eben diese unglaubliche Verletztenmisere hatte. Insgesamt 34 Lizenzen vergaben die Eisbären in der letzten Saison, darunter neun Verteidiger. So würden die Eisbären nie planen, sagte Richer, aber die Situation machte es eben nötig.

Zum Schluss kam noch die Frage auf, ob man evtl. während der Sommerpause auch über eine neue Besetzung des Kapitänsamt nachdenken wird. Darauf sagte Richer nur:

Es gibt viel zu besprechen. Wenn der neue Trainer kommt, gucken wir, wie sein Plan ist und dann entscheiden wird.

Sind also vielleicht auch die Tage von André Rankel als Kapitän in Berlin gezählt? Gut möglich und ein lang gehegter Wunsch der Berliner Fanszene.
Was aber bereits jetzt schon fest steht, am 28.07. treffen die letzten Spieler in der Hauptstadt zur Saisonvorbereitung wieder ein. Man wird u.a. am Dolomiten-Cup teilnehmen und danach eine Woche ein Trainingslager machen, in Österreich oder Italien, das steht allerdings noch nicht fest.

Ihr seht also, beim Hauptstadtclub hat sich bis jetzt schon einiges getan und es wird sich noch einiges in den nächsten Monaten tun. Wir halten Eich darüber auf unseren sozialen Medien auf dem Laufenden.

Die Eisbären Berlin in der Saison 2018/2019: Viele Tiefen, wenig Höhen, viele Baustellen

Seit vergangenem Freitag ist die DEL-Saison 2018/2019 für die Eisbären Berlin vorbei. Im Playoff-Viertelfinale scheiterte man wie in den beiden Jahren zuvor am EHC Red Bull München. Nach sechs Spielen war Endstation gegen den Deutschen Meister der vergangenen drei Jahre. Und mehr wäre auch einfach nicht verdient gewesen nach einer Saison, in der es weitaus mehr Tiefen als Höhen gab und welche sehr viele Baustellen hinterlässt. Ein großer Umbruch im Team der Berliner ist unausweichlich, nur bleibt die Frage, ob er auch wirklich kommen wird. Wir blicken noch einmal zurück auf die abgelaufene Spielzeit des Hauptstadt-Clubs. 

Hatten sich die Hauptstädter in den letzten Jahren rein vom Ergebnis her immer steigern können, so kam in dieser Spielzeit der große Rückschritt. In der Saison 2014/2015 scheiterte man bereits in den Pre-Playoffs an Nürnberg (1:2-Siege), in der Saison 2015/2016 kam man bis ins Viertelfinale, zog dort aber gegen Köln in sieben Spielen den kürzeren. Ein Jahr später, in der Saison 2016/2017, erreichte man dann das Halbfinale, wo aber nach fünf Spielen gegen München Endstation angesagt war. Und in der vergangenen Saison erreichten die Eisbären erstmals seit 2013 mal wieder die Finalspiele in der DEL, aber man scheiterte in sieben Spielen an München.
Rein statistisch gesehen hätte also in der am Freitag abgelaufenen Spielzeit die achte Meisterschaft am Ende herausspringen müssen. Doch dieses Ziel verfehlten die Eisbären deutlich und es wäre auch nicht verdient gewesen. Aber auch wenn man sich in den vergangenen Jahren vom Ergebnis her immer gesteigert hatte, spielerisch gab es bereits da schon viele Baustellen im Team der Eisbären, nur wurde man vom Erfolg geblendet und hatte daher auf größere Umbrüche verzichtet.

Vor der Jubiläumssaison der Deutschen Eishockey Liga gab es fünf Abgänge beim Hauptstadtclub. Die schmerzhaftesten waren mit Sicherheit die von Torhüter Petri Vehanen, der seine Karriere beendete und der von Top-Stürmer Nick Petersen, der sich Klagenfurt anschloss. Zudem verließen Verteidiger Blake Parlett (Kunlun Red Stars/KHL) sowie die Stürmer Sven Ziegler (Straubing) und Rihards Bukarts (Schwenningen) die Eisbären nach der Saison 2017/2018.

War ein Hauptgrund dafür, dass die Eisbären am Ende doch noch die Playoffs erreichten: Kevin Poulin (Foto: eisbaerlin.de/walker)

Die große Frage vor der neuen Saison war diese gewesen, wer in die großen Fußstapfen von Petri Vehanen treten würde. Die Eisbären entschieden sich, auf das junge deutsche Torhüter-Duo Marvin Cüpper und Maximilian Franzreb zu setzen. Doch daraus wurde nichts, da sich Cüpper verletzen sollte und die Eisbären so gezwungen waren, doch noch einmal auf der Torhüterposition nachzulegen. Sie verpflichteten Kevin Poulin (s. Foto links), was sich im Nachhinein als absoluter Glücksgriff entpuppen sollte. Denn ohne die sensationellen Paraden der Nummer 40 wären die Eisbären wohl schon Anfang März nach Ablauf der Hauptrunde in die Sommerpause gestartet. Poulin sicherte den Eisbären im Saisonverlauf so manchen wichtigen Punkt und Sieg, hatte also großen Anteil an der Qualifikation für die Playoffs. Auch in den Playoffs hatte Poulin überragende Werte und zudem gelangen ihm in der Serie bei den beiden Siegen gegen München zwei Shutouts.

In der Defensive verpflichtete man Mark Cundari aus Augsburg, der mit vielen Vorschuss-Lorbeeren nach Berlin kam. Doch diesen konnte er, auch verletzungsbedingt, nie gerecht werden. Am Ende absolvierte Cundari 14 Spiele, in dem ihm drei Tore und vier Vorlagen gelangen. Seine Werte in Augsburg waren da komplett andere gewesen, weshalb man den Defender auch unbedingt nach Berlin holen wollte.
Und dann wäre da noch Florian Kettemer (s. Foto rechts), der nach der Meisterschaft mit München im

Verschob sein Karriereende und folgte dem Ruf der Eisbären: Florian Kettemer! Am Ende war er einer der Leistungsträger in einer insgesamt enttäuschenden Saison der Eisbären Berlin. (Foto: eisbaerlin.de/walker)

vergangenen Jahr eigentlich seine Karriere beendet und die Schlittschuh an den berühmt berüchtigten Nagel gehangen hatte. Aber wenn die Eisbären rufen, dann kann auch ein Kettemer nicht nein sagen. So wurde die Nummer 69 zunächst mit einem Probevertrag ausgestattet, welchen die Berliner erst kurz vor Ablauf verlängern sollten. Und diese Verlängerung war längst überfällig gewesen, war Kettemer doch einer der wichtigsten Leistungsträger in einer enttäuschenden Eisbären-Saison. 37 Spiele absolvierte Kettemer für Berlin, auch er war zwischenzeitlich verletzungsbedingt ausgefallen. 19 Scorerpunkte sammelte Kettemer in diesen Spielen, traf zehnmal und bereitete neun weitere Treffer vor. Eine Spezialität von Berlins Nummer 69: Penaltyschießen, denn da überraschte er und gewann den Berlinern während der Hauptrunde gleich drei Penaltyschießen.

In der Offensive verpflichtete man die beiden Kumpels Brendan Ranford und Colin Smith, aber wenn man ehrlich ist, sind beide hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Wobei man sagen muss, Smith eher als Ranford, denn die Nummer Zehn der Eisbären hat doch immer wieder seine Klasse aufblitzen lassen und kam am Ende auf 28 Scorerpunkte, welche sich aus 13 Toren und 15 Vorlagen zusammensetzen. Auch in den Playoffs traf Ranford zweimal und legte drei weitere Tore auf. Also mit zunehmendem Saisonverlauf wurde Ranford durchaus immer stärker. Colin Smith erzielte nur vier Tore und bereitete 19 weitere Treffer vor, in den Playoffs gelang ihm dann nur noch eine Torvorlage.
Auch Jason Jaspers spielte zwischenzeitlich in Berlin, aber er kam nur auf ganze neun Einsätze, in dem ihm ein einziger Treffer gelang. Dieses Missverständnis wurde dann doch schnell wieder aufgelöst und Jaspers zog weiter nach Wolfsburg.
Und kurz vor dem Ende der Hauptrunde präsentierten die Eisbären ihren dritten Glücksgriff nach Poulin und Kettemer. Sie liehen sich den wieselflinken Austin Ortega von den Växjö Lakers aus, wo er überhaupt nicht zu recht kam. In Berlin dagegen zeigte er, was er kann und wurde so schnell zum Publikumsliebling. Fünf Hauptrundenspiele absolvierte die Nummer 21 noch, erzielte dabei zwei Tore und gab sieben Torvorlagen. Und in den Playoffs machte er da einfach weiter, war mit fünf Toren und vier Vorlagen Playoff-Top-Scorer der Hauptstädter. In insgesamt 13 Spielen kommt Ortega somit auf satte 18 Scorerpunkte (7 Tore/11 Vorlagen).

Die Saisonvorbereitung machte Lust auf mehr, alle fünf Testspiele wurden gewonnen, darunter wurde auch ein internationales Turnier gewonnen, wo man Admiral Wladiwostok, Slovan Bratislava und HC Dynamo Pardubice besiegte und in der Tabelle hinter sich ließ.
Die Laune im Lager der Eisbären vor dem CHL-Auftakt war also sehr gut und auch die Fans freuten sich auf den Pflichtspielauftakt der Saison 2018/2019. Doch die ersten vier CHL-Spiele gingen verloren und so war man schon vor dem DEL-Saisonstart aus der Eishockey-Königsklasse ausgeschieden, somit wurde also auch das erste Saisonziel bereits verpasst. Und auch der DEL-Saisonstart wurde mit Niederlagen gegen München (2:4) und in Nürnberg (3:4) verpatzt. Sechs Pflichtspielniederlagen setzte es zum Saisonauftakt und schon war die Laune in der Hauptstadt im Keller und da konnte man schon die ersten Vorboten einer folgenden, enttäuschenden Saison sehen.

Aber die Eisbären berappelten sich und gewannen beim Comeback von Stürmer Marcel Noebels, dessen NHL-Traum geplatzt war, und beim DEL-Debüt von Kevin Poulin daheim gegen Bremerhaven mit 5:2. Es folgten Siege in Augsburg (2:1 n.V.) und gegen Iserlohn (4:3).
Und so sollte es auch in der Zukunft immer weitergehen, Siege und Niederlagen wechselten sich immer wieder ab. Mehr als drei Siege oder drei Niederlagen in Folge setzte es nie für die Eisbären, die sich aber so in der Tabelle nie wirklich verbessern konnten und irgendwann wurde eben klar, dass man dieses Jahr wohl im Höchstfall nur die Pre-Playoffs erreichen kann.
Was aber auch daran lag, dass man kaum während der Hauptrunde mit dem geplanten Kader antreten konnte, immer fehlten minimum fünf Spieler, ein Thomas Oppenheimer zum Beispiel sollte bereits während des ersten Saisonspiels verletzungsbedingt ausfallen und das für den Rest der DEL-Saison. Zwar wollte man das in der Hauptstadt nie als Ausrede für die schlechten Leistungen nehmen, aber zu was die Eisbären zu Leisten im Stande gewesen wären, wenn sie die gesamte Saison über in Bestbesetzung hätten spielen können, zeigten sie nach der Februar-Pause.

Dass es nicht nur an den verletzten Spielern gelegen haben kann, bewiesen auch spielerische Ausnahmen, so zum Beispiel beim 4:1-Heimsieg gegen die Adler Mannheim, als man die beste Saisonleistung bis dahin abgerufen hatte. Nur zu selten rief man diese Leistung auch ab, immer wieder blieben die Eisbären weit hinter ihren eigenen Erwartungen zurück, schafften es sehr selten, mal Spiele über 60 Minuten konzentriert zu spielen. Mal ein, mal zwei Drittel gutes Eishockey – das reicht eben in so einer ausgeglichenen Liga wie der DEL nicht. Die Eisbären dachten es aber und auch wenn man sich nach den Spielen immer wieder hinstellte und Besserung gelob, es sollte kaum Besserung erfolgen. Den Worten ließ man fast nie Taten auf dem Eis folgen, was den Unmut der Fans einbrachte. So viele Pfiffe, wie man sie in dieser Saison in der Arena am Ostbahnhof vernommen hatte, gab es wohl selten bei den Eisbären seit dem Umzug in die Mercedes-Benz Arena.

Und Ende November/Anfang Dezember wurde die treue Fan-Seele stark auf die Probe gestellt, als eine Serie startete, in der die gegnerischen Teams sich wie in einem Selbstbedienungsladen fühlen mussten, wenn sie in Berlin antraten. Köln, Wolfsburg, Schwenningen, Nürnberg und Augsburg gewannen alle in Folge in Berlin und das bei einem haarsträubenden Torverhältnis von 5:18-Toren aus Sicht der Berliner.
Nach dem Nürnberg-Spiel zog man die Reißleine und entließ Trainer Clément Jodoin. Sportdirektor Stéphane Richer sollte den Trainerposten bis zum Saisonende übernehmen, was den Fans in der Hauptstadt überhaupt nicht gefiel und das ließen sie Richer auch bei jedem Heimspiel spüren, denn bei dessen Vorstellung wurde er stets ausgepfiffen.

Der Tiefpunkt der DEL-Saison 2018/2019. (Foto: eisbaerlin.de/walker)

Nur Besserung sollte zunächst nicht eintreten und die Eisbären legten ihre längste Niederlagenserie der Saison hin. Im Januar wurden sieben Spiele in Folge verloren, darunter gab es auch ein mehr als desolates und blamables 0:7 auf eigenem Eis gegen Mannheim. Ausgerechnet gegen den Erzrivalen. Die Fan-Wut wurde immer größer, die Enttäuschung war enorm groß und trotz allem kam die treuen Fans immer noch zu den Spielen der Eisbären, unterstützten sie immer weiter lautstark, nur um am Ende den nächsten Dämpfer zu erhalten. Es war keine einfache Saison für die Fans der Eisbären und dennoch bewiesen sie einmal mehr, dass sie die besten Fans der Liga sind.

Was dann folgte, wird wohl ein Geheimnis der Berliner bleiben. In der Länderspielpause im Februar muss irgendetwas mit der Mannschaft passiert sein, denn sie kam wie ausgewechselt aus der Pause zurück, zeigte auf einmal ganz anderes Eishockey, zeigte Kampfgeist, Leidenschaft, Konzentration bis zum Spielende. All die Dinge hatte man davor immer vermisst. Auf einmal waren sie da und auch die Ergebnisse stimmten, man beendete die Hauptrunde nämlich mit vier Siegen in Folge. Es war die bis dato längste Siegesserie der Eisbären in dieser Saison und sie wurde sogar auf sechs Siege in Folge in den Pre-Playoffs ausgebaut, denn man gewann beide Spiele gegen Straubing und erreichte somit doch noch tatsächlich das Viertelfinale.

Und damit hatte nun wirklich niemand gerechnet. Noch während der Länderspielpause hatten sich alle

Saisonende. Die Eisbären verabschieden sich nach dem verlorenen sechsten Viertelfinalspiel gegen München von ihren Fans. (Foto: eisbaerlin.de/walker)

Fans – inklusive mir – ein Saisonende nach der Hauptrunde gewünscht. Keiner wollte sich das katastrophale Eishockey weiterhin antun.
Und dann waren sie auf einmal zum richtigen Zeitpunkt der Saison in Top-Form und erreichten tatsächlich noch das Viertelfinale. Und da zeigte man gegen München, dass man ihnen durchaus auf Augenhöhe begegnen kann. Nur auch diese Serie zeigte wieder die zwei Gesichter der Eisbären in dieser Saison.
In Spiel Eins war man über weite Strecken die bessere Mannschaft und verlor am Ende doch noch in der Verlängerung. In Spiel Zwei zeigte man eine Gala-Vorstellung und schickte München zu Null nach Hause. Doch an diese Leistung konnte man in Spiel Drei und Vier nicht anknüpfen und kassierte die Niederlagen Zwei und Drei in der Serie, schlug dann aber eiskalt mit dem nächsten Shutout der Serie in München zurück. Nur, um dann die Serie im ersten Drittel in Spiel Sechs zu Hause zu verlieren.

So endete die Saison nach dem Playoff-Viertelfinale für die Eisbären Berlin. Aber sind wir mal ehrlich, mehr hätten sie auch nicht verdient gehabt. Sie haben sich zwar am Ende wieder an ihre Stärken erinnert und den Fans noch einmal schöne Wochen beschert, aber letztendlich war die Saison trotz Erreichen des Viertelfinales einfach nur enttäuschend. Da können auch die letzten guten Wochen und Spiele nicht drüber hinweg täuschen. Ein Umbruch im Team ist unumgänglich und zwar auf allen Ebenen.

Steht in der Sommerpause viel Arbeit bevor: Eisbären-Sportdirektor Stéphane Richer (Foto: eisbaerlin.de/walker)

Und das fängt schon mal auf der Trainerposition an, wo ein neuer Trainer her muss. Stéphane Richer (s. Foto links) hat den Posten nach dem sechsten Viertelfinalspiel wieder frei gegeben und nun suchen die Eisbären, wie eigentlich schon seit der Entlassung Jodoins, einen neuen Chefcoach. Ein Name, der immer wieder fällt: Serge Aubin! Die Freude darüber, dass Richers Kumpel neuer Eisbären-Coach werden soll, hält sich in der Fanszene stark in Grenzen. Zu sehr bringen viele das Aus der Hamburg Freezers u.a. mit ihm in Verbindung. Aber anscheinend wird Aubin wirklich der neue Trainer in der Hauptstadt. Warten wir mal ab, wann es die offizielle Bestätigung der Eisbären gibt oder ob sie vielleicht doch noch einen anderen Trainer aus dem Hut zaubern. Greg Poss wurde ja auch in den Raum geworfen…

Was wird aus Kevin Poulin? Ob er über die Saison hinaus in der Hauptstadt bleibt, ist unklar. Man munkelt darüber, dass die Eisbären die Nummer 40 nicht halten wollen. Warten wir auch hier mal ab, was die Eisbären dazu zu sagen haben. Sollte Poulin gehen, muss auf jeden Fall ein adäquater Ersatz her, denn Kevin Poulin ist schon ein herausragender Goalie

In der Defensive wurde heute frisch der Abgang von Jens Baxmann verkündet, der die Eisbären nach langen 18 Jahren verlassen und in Zukunft sein Glück bei den Iserlohn Roosters versuchen wird. Dort soll er einen Zwei-Jahres-Vertrag unterschrieben haben. Wir wünschen „Baxi“ am Seilersee alles Gute und danken ihm für die vielen schönen Jahre. Für ihn wohl der beste Schritt, schließlich saß er in den letzten Spielen schon als überzähliger Spieler auf der Tribüne.
Jonas Müller und Kai Wissmann werden den Eisbären hingegen erhalten bleiben, was eine sehr gute Entscheidung ist. Weniger gut dagegen ist der Umgang mit Maximilian Adam, der den Verein Gerüchten zufolge in Richtung Wolfsburg verlassen wird, da er dort wohl die bessere Perspektive sieht. Wer will es ihm verdenken…
Ein Verbleib von Mark Cundari und Danny Richmond ist wohl noch nicht geklärt und es bleibt die Frage, ob die beiden Spieler den Eisbären in Zukunft weiterhelfen können oder nicht. Ihre Abgänge wird man wohl verschmerzen können.

Was passiert in der Offensivabteilung der Eisbären Berlin? Seit Monaten wird Leo Pföderl als Neuzugang gehandelt. In Nürnberg hat sich der deutsche Nationalspieler bereits verabschiedet, sein Ziel soll Berlin sein, aber noch haben es die Eisbären nicht bestätigt.
Zudem soll Anthony Camara aus Iserlohn an die Spree wechseln und dort die lahmende Offensive zusammen mit Pföderl wieder auf Betriebstemperatur bringen.
Bleibt die Frage, wer über die Saison hinaus bleiben und mit wem man nicht in die nächste DEL-Spielzeit gehen wird. Jamie MacQueen wird mit Köln in Verbindung gebracht. Was wird aus Austin Ortega? Kehrt Florian Busch nach seiner Gehirnerschütterung überhaupt noch einmal zurück auf das Eis? Wird man mit Brendan Ranford und Colin Smith verlängern?

Fakt ist, viele etatmäßige Leistungsträger sind in dieser Saison weit hinter den eigenen Erwartungen zurück geblieben und es bleibt die Frage, ob die Eisbären diesen Spielern nochmal eine neue Chance geben werden. Aber wenn man sich für einen großen Umbruch entscheidet, dann sollte man auch keinen Halt vor alten Leistungsträgern machen, die dem Verein in der Vergangenheit viel gebracht aber in der zurückliegenden Spielzeit einfach nicht ihr Können abgerufen haben. Wollen die Eisbären in der neuen Spielzeit wieder angreifen, müssen sie einen klaren Schnitt im Kader machen, da dürfen alte Leistungen nicht mehr ausreichen, um erneut in Berlin spielen zu dürfen. Da muss man ganz klar schauen, wer hilft dem Team weiter und wer nicht. Nur wage ich es zu bezweifeln, dass die Eisbären in diesem Sommer ihren Kader großartig ausmisten werden, darauf hat man schon zu oft vergeblich gehofft. Dabei sind da einige Spieler dabei, die ihren Zenit längst überschritten haben und die, so wie Jens Baxmann, vielleicht noch einmal woanders spielen sollten.

Uns steht also eine sehr lange und vor allem äußerst interessante Sommerpause bevor. Welche Spieler werden wir am kommenden Sonntag bei der Saisonabschlussfeier der Eisbären Berlin zum letzten mal sehen? Vielleicht gibt es ja diese Woche oder aber am Sonntag bereits erste Personalentscheidungen, die der Verein verkünden wird. Auf jeden Fall wollen die Fans einen Umbruch im gesamten Team sehen. Bleibt nur abzuwarten, ob dass die Verantwortlichen der Eisbären auch so sehen oder ob wir uns auf die nächste durchschnittliche Saison einstellen müssen. Antworten darauf wird uns die Sommerpause bringen.

Wir wollen uns an dieser Stelle auf jeden Fall für Eure Treue während der gesamten DEL- und CHL-Saison bei Euch bedanken und wünschen Euch bereits jetzt eine schöne und angenehme Sommerpause und hoffen, Euch ab August wieder hier begrüßen zu dürfen. Bis dahin alles Gute für Euch.

3:4! Die Eisbären verlieren Spiel Sechs gegen München und verabschieden sich damit in die Sommerpause

 

Ausgabe #31:

Egal was heute passiert, Tradition regiert„, mit dieser gigantischen Choreo wurden die Eisbären Berlin von ihren Fans zum sechsten Spiel der Viertelfinalserie gegen den EHC Red Bull München empfangen. So herrschte schon vor dem ersten Bully Gänsehaut-Atmosphäre in der ausverkauften Arena am Ostbahnhof. Nach der Schlusssirene blieb jedoch von der Gänsehaut nicht mehr viel übrig, denn sie war der Enttäuschung über das Saisonende gewichen. Der Hauptstadt-Club hatte sein Heimspiel gegen den dreimaligen Deutsche Meister knapp mit 3:4 (1:4,2:0,0:0) verloren und somit die alles entscheidende vierte Niederlage in der Serie kassiert. Nach einem alles andere als guten ersten Drittel kämpften sich die Eisbären anschließend zurück ins Spiel und waren nah dran am Ausgleich, aber am Ende setzte sich die Qualität und die Cleverness der Mannschaft von Don Jackson durch, welche somit den Einzug ins Halbfinale perfekt machte. Herzlichen Glückwunsch an dieser Stelle nach München!

Eisbären-Chefocoach Stéphane Richer nahm keine Änderungen am Kader vor, warum auch, hatte dieses Team doch in Spiel Fünf beim 3:0-Auswärtssieg in München brilliert. So begann also auch heute wieder Kevin Poulin im Berliner Tor. Mit dem Selbstvertrauen von zwei Shutouts in fünf Viertelfinalspielen gegen den Deutschen Meister. Eine Statistik, die sich sehen lässt.

Vom ersten Bully an kochte die Mercedes-Benz Arena, alle Fans waren heiß auf Spiel Sechs und es war der erwartete Hexenkessel. Die Fans der Berliner waren schon wieder in Meister-Form und supporteten, was das Zeug hielt. Und auch auf dem Eis ging es sofort zur Sache, kein Abtasten, beide Mannschaften suchten sofort den Weg Richtung gegnerisches Tor. Dabei erwischten die Gäste aus Bayern aber den besseren Start. Sie wirkten fitter, spritziger, immer einen Schritt schneller, deutlich motivierter und engagierter als die Eisbären. Und so war es dann auch keine Überraschung, als München in der sechsten Spielminute in Führung ging. Daryl Boyle hatte von der blauen Linie abgezogen, Maximilian Kastner parkte vor Poulin, hielt die Kelle in den Schuss und fälschte diesen somit unhaltbar für Kevin Poulin ab – 0:1. Der Traum vom dritten Shutout der Serie war also bereits früh ausgeträumt.
München auch danach weiter sehr druckvoll und mit Zug zum Tor, aber sie konnten keinen weiteren

Foto: eisbaerlin.de/walker

Treffer nachlegen. Dafür nahmen sie durch Andrew Bodnarchuk die erste Strafe wegen hohen Stocks. Das Überzahlspiel sollte nur ganze 17 Sekunden dauern, dann schepperte es im Tor von Danny Aus den Birken. Micki DuPont hatte die Scheibe von der blauen Linie Richtung Münchner Tor geschlenzt, dort wurde sie abgefälscht und sprang ans Kinn von James Sheppard, von wo aus sie schließlich ins Tor ging – 1:1 (9.). Die beiden Hauptschiedsrichter Marc Iwert und Aleksi Rantala schauten sich den Treffer jedoch noch einmal per Videobeweis an, gaben aber anschließend das Tor. Die schnelle und vor allem enorm wichtige Antwort der Eisbären auf den Rückstand.
Und nur eine Minute später jubelte ein Teil der Arena bereits über den vermeintlichen Berliner Führungstreffer, als André Rankel sich klasse durch setzte, die Scheibe stark weiter spielte zu Louis-Marc Aubry, doch der verfehlte das Tor denkbar knapp. Wiederrum nur eine Minute später tauchten die Gäste wieder gefährlich vor Poulin auf, prüften den Berliner Goalie ein ums andere mal, doch Poulin parierte alle Versuche der Münchner äußerst stark und hielt das Unentschieden fest.
Kurz darauf das erste Unterzahlspiel der Eisbären nach einer Strafe gegen Kevin Poulin, aber auch in diesem Unterzahlspiel überstanden die Eisbären die Münchner Angriffe, ließen allerdings auch nicht allzu viel zu.
Aber es war klar, dass sich München irgendwann für seinen Aufwand belohnen sollte. John Mitchell schickte Ex-Eisbär Mads Christensen mit einem langen Pass auf die Reise. Der Däne fuhr alleine auf Poulin zu und ließ dem Berliner Torhüter keine Chance – 1:2 (14.).
Keine Minute später bot sich dann den Eisbären die Konterchance. Jamie MacQueen war auf und davon, konnte nur per Stockschlag am Abschluss gehindert werden. Die beiden Hauptschiedsrichter entschieden folgerichtig auf Penalty und Austin Ortega lief zu diesem ab. Er versuchte, Aus den Birken per Move zu täuschen, scheiterte aber am Goalie des Jahres.
Es sollte die wohlmöglich spielentscheidende Szene folgen. Innerhalb von nur 25 Sekunden wanderten Frank Hördler und Daniel Fischbuch in die Kühlbox, München also mit zwei Mann mehr auf dem Eis und das nutzten sie eiskalt aus. Yannic Seidenberg mit dem Pass auf Kapitän Michael Wolf, welcher wie immer im Powerplay am linken Bullykreis lauerte. Wolf zog ab und die Scheibe schlug hinter Poulin im Berliner Gehäuse ein – 1:3 (17.).
Anschließend München noch mit einem einfachen Überzahlspiel. Wolf spielte die Scheibe zu Seidenberg, der sah Justin Shugg am langen Pfosten und der netzte ein – 1:4 (18.), ganze 47 Sekunden später.
Mit diesem Spielstand sollte es dann auch in die erste Drittelpause gehen. Der schnelle Doppelschlag der Münchner in Überzahl schockte die Eisbären sichtlich.

Zu Beginn des Mitteldrittel hatte Aubry zwei gute Möglichkeiten, jedoch fand er stets in Aus den Birken seinen Meister. Der Münchner Goalie bewies einmal mehr, warum er Torhüter und Spieler des Jahres geworden ist.
Danach die Eisbären mit der Chance, in doppelter Überzahl zu agieren. Aber die Berliner spielten das

Foto: eisbaerlin.de/walker

zu kompliziert und ließen diese dicke Chance ungenutzt.
Aber nun waren die Hausherren drin im Spiel, zeigten deutlich, dass sie dieses Spiel noch nicht aufgeben wollten und kämpften. Und der Lohn der Bemühungen sollte in der 30. Spielminute folgen. Die Szene war dabei sehr kurios gewesen. Die Eisbären waren nämlich im Angriff, beide Hauptschiedsrichter hatten ihre Arme unten, dafür zeigte einer der beiden Linienrichter an, dass München sechs Spieler auf dem Eis hatte. Poulin fuhr daraufhin zur Berliner Bank, stoppte und machte sich auf den Weg zurück zu seinem Arbeitsplatz. Auf dem Weg dahin durfte er aber erst einmal über den Anschlusstreffer jubeln. André Rankel hatte geschossen, Aus den Birken nur prallen lassen und Marcel Noebels war zur Stelle und staubte ab – 2:4 (30.).
Und vier Minuten später erwachte der Hexenkessel wieder zur vollen Lautstärke. Powerplay Berlin, Austin Ortega mit dem Querpass auf Jamie MacQueen, der da stand, wo er in Überzahl immer steht. Er nahm die Scheibe direkt und hämmerte sie ins Münchner Tor – 3:4 (34.).
Die Eisbären waren nun voll da und auch wieder komplett drin im Spiel. München versuchte sich nun auf die Defensive zu konzentrieren, was auch klappte, denn sie nahmen die knappe 4:3-Führung mit in die zweite Drittelpause.

Foto: eisbaerlin.de/walker

Im letzten Drittel merkte man den Eisbären dann deutlich an, dass sie sich etwas für das Schlussdrittel vorgenommen hatten. Sie gaben alles, sie kämpften, sie suchten immer wieder den Weg Richtung Münchner Tor. Die Gäste hatten natürlich als oberste Devise, dass die Defensive sicher stehen muss. Aus dieser wollten die Münchner immer wieder gefährlich kontern, um für die Entscheidung zu sorgen.
So rannten die Eisbären in den letzten 20 Minuten immer wieder an, nur gelang es ihnen einfach zu selten, für große Gefahr vor dem Münchner Tor zu sorgen. Da zeigte sich eben die ganze Klasse des dreimaligen Meisters, der den Eisbären einfach wenig anbot, vor dem eigenen Tor hart arbeitete und Danny Aus den Birken gut unterstützte. Sah auch Eisbären-Trainer Stéphane Richer nach dem Spiel so, als er auf der Pressekonferenz sagte, im letzten Drittel habe München Qualität gezeigt, da haben sie den Eisbären fast keine Chance gegeben.
Alles, was die Eisbären versuchten, half am Ende nichts. Auch nicht die Auszeit 86 Sekunden vor dem Ende des Spiels, auch nicht das Herausnehmen von Goalie Kevin Poulin zu Gunsten eines sechsten Feldspielers. München brachte das knappe 4:3 über die Zeit und freute sich nach der Schlusssirene über den erneuten Halbfinaleinzug.

Für die Eisbären heißt es hingegen zum dritten Mal in Folge Saisonende in den Playoffs gegen München. 2017 scheiterte man im Halbfinale in fünf Spielen an München, vor einem Jahr in sieben Spielen im Finale. Dieses Jahr war also Feierabend nach sechs Spielen. Es hat also auch im dritten Anlauf nicht mit einem Seriensieg gegen München geklappt.
Dabei waren die Eisbären dieses Jahr wirklich nah dran, waren in vier der sechs Spiele mindestens auf

Foto: eisbaerlin.de/walker

Augenhöhe, ja fast sogar besser als der Meister. In Spiel Eins war man das bessere Team, verlor aber leider nach Verlängerung. Wer weiß, wie die Serie ausgegangen wäre, wenn man dieses Spiel gewonnen hätte. In Spiel Zwei lieferte man eine Gala-Vorstellung ab und schickte München mit einem 4:0 auf die Heimreise. Die Münchner revanchierten sich ihrerseits mit zwei klaren Siegen (4:1 und 5:2) und ließen den Eisbären in beiden Spielen nicht den Hauch einer Chance. Da merkte man dann schon einen Unterschied zwischen beiden Mannschaften. Aber die Eisbären gaben darauf eine Antwort und was für eine. Sie gewannen in München mit 3:0 und erzwangen ein sechstes Spiel in der Hauptstadt. Nur da haben die Eisbären wie in der Vorwoche das erste Drittel verschlafen und somit das Spiel verloren. Kapitän André Rankel sagte nach dem Spiel in der Mixed-Zone, man habe es einfach nicht geschafft, an beiden Freitagen nach der langen Pause im Rhythmus zu bleiben. Rankel fand auch, dass die Eisbären alles in allem nicht schlechter als München waren, nur waren die Mannen von Don Jackson eben in manchen Situationen schlauer als die Berliner.
Diese können trotz allem erhobenen Hauptes aus den Playoffs gehen. Die Playoffs haben uns Fans für die sehr lange sehr grausame Hauptrunde mehr als entschädigt. Am Ende setzte sich eben die Qualität und die Cleverness des Deutschen Meisters durch.
Und sind wir mal ehrlich, die Eisbären haben mit dem sechsten Viertelfinalspiel mehr erreicht, als viele Fans noch vor zwei Monaten geglaubt hätten. Da hatten sich viele angesichts der miserablen Auftritte Platz Elf und ein Saisonende bereits nach Ende der Hauptrunde gewünscht. Es sollte anders kommen und die Eisbären haben uns noch ein paar schöne Wochen in den Playoffs geschenkt. Aber das Halbfinale hätten sie nach dieser Saison auch einfach nicht verdient gehabt.
Und trotzdem sind wir stolz auf die Mannschaft. Sie hat sich zum Ende der Hauptrunde hin gesteigert und in den Playoffs ihr wahres Gesicht gezeigt. Da hat man gesehen, was möglich gewesen wäre, wenn man einen vollen Kader zur Verfügung gehabt und immer so gespielt hätte. Aber hätte, wäre, wenn…es nützt alles nichts mehr, die Saison ist vorbei und die Sommerpause beginnt für die Eisbären Berlin und deren Fans.
Diese haben übrigens ihren Titel als die „Besten Fans der Liga“ ein weiteres Jahr verteidigt. Es gibt eben keine bessere Fanszene als die in der Hauptstadt!

Playoff-Endstand: Eisbären Berlin vs. EHC Red Bull München 2:4 (2:3 n.V./4:0/1:4/2:5/3:0/3:4)

Nur noch 2:3 gegen München: Die Hoffnung lebt

In der Jubiläumssaison der Deutschen Eishockey Liga (DEL) wollen die Eisbären Berlin ihre Anhänger anscheinend immer wieder auf die Geduldsprobe stellen. Die Hauptrunde verlief nicht nach den Ansprüchen der Eisbären, an deren Ende ein neunter Platz stand, mit dem man sich noch in die Pre-Playoffs retten konnte. Dabei hatten sich viele treue Fans noch Wochen vor dem Ende der Hauptrunde gewünscht, dass an jenem ersten März-Wochenende doch bitte die Saison enden soll. Keiner hatte mehr an die Eisbären geglaubt, viele Fans wünschten sich daher Platz Elf und das damit verbundene Saisonende nach der Hauptrunde. Doch es sollte anders kommen.

Nach der Februar-Pause ist irgendetwas in der Mannschaft passiert, denn auf einmal traten die Eisbären wie verwandelt auf, spielten starkes Eishockey und holten vor allem enorm wichtige Siege, konnten auch mal über die gesamte Spieldauer mit konzentriertem Eishockey glänzen. Gerade rechtzeitig zum Saison-Höhepunkt schienen die Eisbären also in Fahrt gekommen zu sein. Florian Kettemer sagte darauf angesprochen, was in der Länderspielpause passiert sei, im Interview nach dem ersten Drittel in Spiel Eins in München:

Wir haben mit der Mannschaft ganz neuen Spaß auf dem Eis gefunden und auch außerhalb sind wir enger zusammen gerückt. Wir wollen den Fans tolles Eishockey zeigen.

Genau das zeigten die Hauptstädter im Endspurt der DEL-Hauptrunde, erreichten somit doch noch Platz Neun und die Pre-Playoffs, wo es dann gegen die Straubing Tigers ging. Doch die Niederbayern waren nur eine Durchgangsstation für die Mannschaft von Trainer Stéphane Richer, wurde die Serie doch glatt mit 2:0-Siegen gewonnen. So erreichte man in dieser so katastrophalen Saison doch tatsächlich noch das Playoff-Viertelfinale, wo man auch in der letzten Woche der Viertelfinalserien noch aktiv mit dabei ist. Auch damit hatte noch zu Jahresbeginn keiner der Eisbären-Fans gerechnet.

Auch nicht damit, dass die Eisbären Berlin am Freitagabend ein weiteres Mal das heimische Eis der Mercedes-Benz Arena zum sechsten Viertelfinalspiel gegen den EHC Red Bull München betreten dürfen. Nach der 2:5-Klatsche in Spiel Vier am vergangenen Freitag haben fast alle Eisbären-Fans die Arena am Ostbahnhof mit dem Gedanken verlassen, dass sie als nächstes zur Saison-Abschlussfeier hier wieder her kommen würden. Oder aber zum Saisonstart im September. Aber keinesfalls damit, dass man an diesem Freitag nochmals ein Playoff-Spiel der Berliner in dieser Saison sehen würde.
Was an der Leistung der Eisbären lag, die von Beginn an nicht bereit waren, diese Serie ausgleichen zu wollen. Sie rannten den Münchner 60 Minuten hinterher, ließen Kampfgeist, Leidenschaft und Siegeswille vermissen. Ja eigentlich ließen sie komplett alles vermissen, was man braucht, um ein Playoff-Spiel zu gewinnen. Somit rechneten alle am Sonntagnachmittag mit dem Saisonende in Spiel Fünf in München.

Aber die Eisbären zogen den Kopf noch einmal aus der Schlinge, überraschten den Meister mit einer bockstarken Leistung und einem mehr als verdienten 3:0-Auswärtssieg in München. Was vor allem auch daran lag, dass Trainer Richer an den Sturmreihen etwas verändert hatte. Richer brachte die in den letztjährigen Playoffs so gefährliche RAN-Reihe wieder zusammen – André Rankel, Louis-Marc Aubry und Marcel Noebels. Dieser Plan ging auf und die Eisbären erzwangen Spiel Sechs. Schade nur, dass Richer diesen Plan nicht schon ein Spiel vorher in die Tat umgesetzt hatte, denn diesen Plan hatte er schon ein bisschen länger im Kopf gehabt:

Diesen Plan hatte ich schon nach der Niederlage in Spiel drei. Aber ich entschloss mich endgültig in der Nacht nach der 2:5-Heimniederlage von Berlin am letzten Freitag dazu, meine großen Jungs zusammen zu ziehen.

Richer ließ seine langen Kerle gegen die langen Kerle von Don Jackson spielen, das ging super auf. Auch die Münchner waren von dieser Umstellung überrascht, wie sie gegenüber der Eishockey News (Ausgabe 13 vom 26.03.2019) sagten. Münchens Coach Don Jackson sah folgende Gründe für die Niederlage:

Sie lagen im mentalen Bereich. Wir haben zeitweise zu langsam gespielt, kamen manchmal einen halben Schritt zu spät und waren von Berlins Taktik überrascht.

Münchens Stürmer John Mitchell haderte dagegen ein bisschen mit der Einstellung mancher Kollegen:

Keiner hat das Spiel, trotz 3:1-Führung, auf die leichte Schulter genommen. Aber vielleicht war mancher Spieler nicht immer ganz bei der Sache. Dabei ist das letzte Spiel einer Serie immer das schwerste.

Man darf davon ausgehen, dass München sich diesmal auf alles einstellen wird, sich nicht noch einmal von Berlin und Richers Taktikkniffen überraschen lässt. Und wir alle wissen noch ganz genau, wie München auf den ersten Sieg der Eisbären in dieser Serie reagiert hatte. Es folgten zwei klare Siege, in denen München den Eisbären nicht den Hauch einer Chance ließ, aber selbst noch nicht ans eigene Leistungslimit kam. Aber am Freitag werden wir eine hochmotivierte Münchner Mannschaft sehen, die den Sack in Berlin zu machen will und Spiel Sieben in eigener Halle vermeiden möchte.

Aber sie werden dann ebenso auf hochmotivierte Eisbären treffen, die am Sonntag in München gezeigt haben, dass mit ihnen noch zu rechnen ist und dass sie diese Serie noch lange nicht abgeschenkt haben. Zwar sah das am Freitag nach dem Spiel noch ganz anders aus, da hatte man schon anhand der Körpersprache der Berliner das Gefühl, sie wären mit ihren Gedanken schon längst im Sommerurlaub. Aber in der kurzen Pause zwischen Spiel Vier und Fünf und der Reise nach München muss wieder einmal etwas im Team der Eisbären passiert sein, was zu einer Leistungs-Explosion geführt hat.

So, wie nach der Februar-Pause, als die Eisbären die längste Siegesserie der Saison genau zum richtigen Zeitpunkt hinlegten und der Konkurrenz zeigten, mit dem DEL-Rekordmeister ist wieder zu rechnen. Vielleicht brauchen die Eisbären den enormen Druck und das Wissen, dass keiner mehr an sie glaubt, um dann ihre besten Leistungen abzurufen. Diese Saison scheint diese These jedenfalls zu unterstützen. Wenn es daran liegt und es hilft, dann glaube ich ganz klar nicht an einen Sieg der Eisbären am Freitag… 😉