Ausgabe #17:
Die Arena am Ostbahnhof verkommt immer mehr zum Selbstbedienungsladen. Nach den Kölner Haien, den Grizzlys Wolfsburg und den Schwenninger Wild Wings durften am Dienstagabend auch die Thomas Sabo Ice Tigers drei Punkte aus der Hauptstadt mit nach Hause nehmen. 8.226 Zuschauer sahen eine enttäuschende 2:5 (2:3,0:1,0:1)-Niederlagengegen die Franken, welche den Grundstein zum Sieg im ersten Drittel legten, als die Eisbären noch nicht anwesend waren.
Keine Änderung im Team der Eisbären, die darauf hofften, den Schwung aus dem Köln-Spiel mitzunehmen. Doch daraus wurde nichts. Ganze 23 Sekunden dauerte es, ehe Nürnberg hier bereits das erste Mal jubeln durfte. Konter der Gäste, Brandon Buck auf Jason Bast und der trocken zum 0:1.
Aber die Eisbären konnten in der dritten Spielminute zurückschlagen. André Rankel hatte von der blauen Linie Maß genommen und zum 1:1 eingenetzt.
Es sollte der einzige positive Höhepunkt der Hausherren im ersten Drittel sein, welche sich zu viele unnötige Scheibenverluste leisteten, hinten offen wie ein Scheunentor waren, da stimmte die Zuordnung überhaupt nicht. Die Eisbären waren hier überhaupt nicht anwesend, waren völlig neben der Spur und machten es den Ice Tigers somit sehr einfach, vor das Tor zu kommen. Und warum sollte man Einladungen nicht einfach annehmen? Dachten sich wohl auch die Nürnberger und schlugen noch zweimal eiskalt zu.
In der achten Spielminute konnte Kevin Poulin einen Schuss der Nürnberger parieren, die Gäste setzten hart und laut den Hauptschiedsrichtern regulär nach, Leo Pföderl war es letztlich gewesen, welcher den Puck zum 1:2 im Berliner Tor unterbrachte.
Nur 31 Sekunden später legte Mike Mieszowski sogar noch das 1:3 nach, als er Poulin tunnelte. Der verließ daraufhin wutentbrannt seinen Arbeitsplatz, meckerte an der Eisbären-Bank weiter, zerschlug seinen Schläger und schmiss die Bandentür hinter sich zu. Der Eisbären-Goalie war mächtig geladen, aber das zu Recht, denn mal wieder wurde er von seinen Vorderleuten sträflich im Stich gelassen. Aktuell würde es doch stark verwundern, wenn Poulin über die Saison hinaus in Berlin bleiben würde. Warum sollte sich ein Goalie seiner Klasse das weiterhin antun.
Maximilian Franzreb kam für ihn ins Tor und hatte gleich ordentlich zu tun. Klar, die Verteidigung hatte ihren Betrieb ja eingestellt und ging wahrscheinlich gedanklich schon einmal den Ablauf an Heiligabend zu Hause durch. Aber Franzreb konnte schlimmeres verhindern.
Fünf Minuten vor der ersten Drittelpause kehrte die Hoffnung bei den Eisbären aber zurück. Frank Hördler mit einem klasse Pass auf Florian Busch, welcher alleine auf Andreas Jenike zu lief, diesen klasse verlud und zum 2:3 verkürzen konnte. Sein 150. DEL-Tor, Glückwunsch zu diesem Jubiläum, Buschi!
So stand es auch nach 20 Minuten, aus Berliner Sicht noch sehr glücklich, Nürnberg hätte hier durchaus höher führen können.
Nürnberg kam auch besser ins Mitteldrittel, setzte die Eisbären sofort unter Druck. Doch Maximilian
Franzreb konnte sich mehrere Male auszeichnen und wurde dafür von der Fankurve gefeiert. Das tat ihm sicherlich gut. Doch mit zunehmender Spieldauer suchten die Eisbären immer wieder den Weg Richtung Nürnberger Tor und hatten dann auch gute Torchancen. Aber entweder stand Jenike im Weg, oder ein Nürnberger Spieler blockte den Schuss, oder es war einfach zu ungenau, oder, oder, oder. Irgendetwas war immer.
Und Nürnberg? Die dachten sich, wir werden hier schon noch einmal eingeladen und dann schlagen wir wieder eiskalt zu. Danny Richmond mit dem Scheibenverlust hinter dem eigenen Tor, Brandon Buck war dann vor dem Tor der Nutznießer – 2:4 (33.).
Aber den Eisbären bot sich acht Sekunden vor dem Ende des Mitteldrittels die Riesenchance zum Anschlusstreffer, als Florian Busch unsanft zu Fall gebracht wurde und zum Penalty anlief, welchen er jedoch über das Tor setzte. So mussten die Eisbären mit einem Zwei-Tore-Rückstand ins Schlussdrittel, welches sie auch noch in Unterzahl begannen.
Die Unterzahl überstanden die Hausherren jedoch schadlos. Wer nun aber gedacht hätte, jetzt würden die Eisbären die Schlussoffensive starten, der sah sich getäuscht. Denn die Eisbären rannten zwar an, jedoch ideenlos, Nürnberg stand hinten sehr kompakt und ließ einfach nichts mehr zu. Die Franken spielten das sehr souverän zu Ende. Sie konzentrierten sich auf die Defensive, lauerten auf Fehler der Eisbären, um dann zu kontern. Den Eisbären fiel einfach nichts mehr ein, um dieses Spiel nochmal zu drehen. Und zu allem Überfluss kassierte man eine Minute vor dem Ende auch noch das Empty-Net-Goal von Will Acton zum 2:5, was zugleich der Endstand war.
Erneut eine Heimpleite für die Eisbären Berlin, so langsam gewöhnt man sich dran. Heute will ich der Mannschaft in den letzten beiden Dritteln die Bemühungen nicht einmal absprechen, aber im Endeffekt ist das einfach zu wenig, was sie versuchen, um zurück ins Spiel zu finden. Ja, da ist sicherlich auch manchmal viel Pech mit bei, aber wenn es mal nicht läuft, dann so richtig. Nur, wenn man das erste Drittel so verschläft wie die Eisbären heute, dann braucht sich am Ende auch nicht wundern, wenn man das Spiel verliert. Im ersten Drittel haben die Berliner die Partie verloren, weil sie nicht bereit waren, weil sie völlig neben der Spur waren oder um es mit Buschis Worten zu sagen, man habe sich „maßlos überschätzt und Nürnberg unterschätzt„. Dem möchte ich nicht widersprechen.