Ausgabe #29:
Eisbären-Trainer Stéphane Richer sagte vor dem Spiel, er erwarte erneut ein enges Spiel und hoffe darauf, dass das glücklichere Ende wieder auf Seiten der Eisbären sei. Er sollte mit beiden Aussagen recht behalten. Die Eisbären gewannen auch Spiel Zwei der Pre-Playoff-Serie gegen die Straubing Tigers und zogen dank des 4:2 (2:0,1:1,1:1)-Heimsieges ins Playoff-Viertelfinale ein. Und auch wenn es das Ergebnis vielleicht nicht vermuten lässt, es war das erwartet enge Spiel. Straubing zeigte eine klasse Auswärtspartie, brachte sich aber letztendlich durch individuelle Fehler um den Erfolg und ein mögliches drittes und alles entscheidendes Spiel am Pulverturm.

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Die Ausgangslage vor dem Spiel war klar. Berlin hatte sieben der letzten acht Spiele gewonnen, Straubing vier der letzten fünf Auswärtsspiele verloren. Aber die Tigers mussten heute natürlich hier gewinnen, sonst droht das frühe Aus in den Pre-Playoffs.
Den Start hatten sich die Niederbayern aber sicher anders vorgestellt. Keine zwei Minuten waren gespielt, da klingelte es bereits erstmals im Tor von Jeff Zatkoff. Ein überragendes Zuspiel von Sean Backman, der auf der rechten Seite stand, in den Slot zu Marcel Noebels und der versenkte die Scheibe eiskalt per Rückhand – 1:0 (2.). Dem Treffer war ein Wechselfehler der Gäste hervor gegangen, deshalb standen gleich zwei Eisbären-Spieler frei vor dem Tor.
Aber Straubing war keinesfalls geschockt, spielte munter nach vorne und hatte durch Michael Connolly nur eine Minute später die dicke Möglichkeit zum Ausgleich, aber Kevin Poulin war zur Stelle.
Beide Mannschaften gingen nun ein hohes Tempo, es ging hin und her, beide Teams suchten sofort den Torabschluss und erspielten sich gute Chancen, überbrückten schnell die neurale Zone, Unterbrechungen waren zu Beginn sehr selten gewesen.
Die erste Strafe der Partie folgte in der 14. Spielminute, als James Sheppard in die Kühlbox musste. Kevin Poulin bewahrte die Eisbären mehrfach vor dem möglichen Ausgleich.
Powerplay nicht genutzt und dann eiskalt ausgekontert. Schneller Angriff der Eisbären, Micki DuPont mit dem klasse Aufbaupass auf rechts außen zu Colin Smith, der passte die Scheibe haargenau vor das Tor zu Jamie MacQueen, welcher seinem Bewacher Frederik Eriksson entwischt war. Und die Nummer 17 spitzelte den Puck mit seinem Schläger über die Linie – 2:0 (18.).
Zum Ende hin die Berliner noch einmal mit einem Überzahlspiel, welches sie jedoch bis zum Ende des Auftaktdrittels nicht nutzen konnten. Mit 2:0 gingen die Eisbären, welche mit dem selben Team wie in Spiel Eins antraten, in die erste Drittelpause.
Ex-Eisbär und Straubing-Stürmer Sven Ziegler mit seinem Statement zum ersten Drittel:
Wir haben uns vorgenommen, sicher hinten heraus zu spielen und keine Fehler zu machen. Doch genau diese haben wir gemacht und Berlin nutzt so was eiskalt aus. Das hat unseren Gameplan schon so ein bisschen über den Haufen geworfen.
Doch aufgeben gibt es bei den Niederbayern nicht. Das Team von Trainer Tom Pokel kam engagiert

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aus der Kabine und wollte das vorzeitige Saisonende hier noch abwenden. Und früh bot sich den Gästen die Chance, in Überzahl zu agieren. Und da hatten die Tigers zwei, drei gute Chancen, aber nutzen konnten sie diese nicht. Louis-Marc Aubry hatte sogar eine gute Unterzahlchance.
In der 25. Spielminute belohnten sich die Gäste dann aber doch für ihren Aufwand. Steven Seigo hatte von der blauen Linie abgezogen, Sandro Schönberger parkte vor Poulin und fälschte die Scheibe unhaltbar für diesen ab – 2:1.
Die Tigers waren nun besser drin im Spiel, die Eisbären hielten aber gut dagegen. Beide konzentrierten sich auf ihre Defensive, ließen nun wenig klare Chancen zu. Straubing lauerte hier nach wie vor auf die Chance zum Ausgleich.
Doch diese Hoffnung wurde in der 31. Spielminute zu Nichte gemacht. Florian Kettemer hatte von der blauen Linie abgezogen und André Rankel unhaltbar für Zatkoff abgefälscht – 3:1.
Dieser Treffer hatte die Mannschaft von Coach Tom Pokel sichtlich geschockt. Fortan kam wenig nach vorne von den Niederbayern, dafür umso mehr von den Eisbären. Die nun richtig druckvoll in ihren Offensivaktionen waren, sich gute Chancen herausspielten und durchaus hätten höher führen können als „nur“ 3:1 nach 40 Minuten.
Florian Kettemer war zufrieden mit dem Spiel, gab aber als Marschroute für das letzte Drittel heraus, dass man keinesfalls das Ergebnis verwalten wolle:
Wir führen, dass war auch unser Ziel. Wir wollten mit einer Führung ins letzte Drittel gehen. Wir werden jetzt aber keinesfalls das Ergebnis verwalten und defensiver spielen. Wir wollen genauso weiter spielen, weiter Druck machen, Tore schießen. Wir wollen einfach Spaß am Hockey haben.

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Und den Spaß merkte man dem Team von Chefcoach Stéphane Richer auch an. Die Freude am Eishockey ist in den letzten Wochen dank der Erfolgsserie wieder zurückgekehrt. Und vier Minuten waren im Schlussdrittel gespielt, da hatten die Eisbären die große Chance, in Überzahl das Spiel zu entscheiden. Und Chancen waren da, es wurde gefährlich vor dem Tor von Jeff Zatkoff, aber die Scheibe wollte einfach nicht ins Tor. Doch auch Straubing hatte in Unterzahl durch Stefan Loibl eine gute Chance gehabt, daber auch er bekam den Puck nicht im Tor untergebracht.
Beide Mannschaften suchten fortan den Weg nach vorne, suchten den Weg zum Tor und auch den Abschluss. Berlin wollte die Entscheidung, Straubing den Anschlusstreffer.
Und Berlin gelang der vierte Treffer. James Sheppard setzte sich auf der linken Seite klasse durch, schüttelte den Tigers-Verteidiger stark ab, zog vor das Tor und brachte die Scheibe irgendwie im Fallen über die Torlinie – 4:1 (51.). Eine ganz starke Aktion der Nummer 88, gekrönt mit einem Tor.
Und die Eisbären wollten die letzten Zweifel am Sieg beseitigen. Austin Ortega setzte sich auf rechts klasse durch, brachte den Puck an den langen Pfosten, wo Aubry lauerte, aber Zatkoff parierte stark.
Und direkt im Gegenzug hauchte Stephan Daschner den Niederbayern wieder neues Leben ein. Am rechten Bullykreis wurde er angespielt, Ortega warf sich in die Schussbahn, doch Daschner verzögerte und verzögerte, wartete auf den perfekten Moment, in dem Poulin keine Sicht hatte. Mit Erfolg, sein Schuss schlug im Berliner Tor ein – 4:2 (54.).
Auf einmal war Straubing wieder da, drängte auf das Berliner Tor. Der Glaube an sich selbst war wieder da. Und Tom Pokel nahm 3:14 Minuten vor dem Spielende eine Auszeit, welche Ex-Eisbär und Co-Trainer Rob Leask nutzte, um dem Team die letzten Anweisungen mit auf den Weg zu geben. Zudem blieb Jeff Zatkoff gleich auf der Bank, da das Bully vor Kevin Poulin statt fand. Und Straubing machte gehörig Druck, setzte die Eisbären im eigenen Drittel fest. Die Eisbären wackelten, sie fielen aber nicht. Straubing hatte beste Möglichkeiten, aber es gelang ihnen kein weiterer Treffer mehr, weshalb die Eisbären das 4:2 über die Zeit brachten und den Einzug ins Viertelfinale perfekt machten.
Wer hätte das vor einem Monat noch gedacht? Die Eisbären im Viertelfinale, das war zum damaligen

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Zeitpunkt einfach unglaubwürdig. Zu grausam waren die Leistungen der Eisbären in der Hauptrunde, mansehnte sich ein schnelles Saisonende nach der Hauptrunde herbei.
Und nun? Nun haben die Eisbären sechs Siege in Folge gefeiert, gewannen acht der letzten neun Spiele und sind derzeit richtig gut in Form. Und zwar genau zum richtigen Zeitpunkt der Saison, den Playoffs. Und in den Playoffs spielt keiner gerne gegen die Eisbären. In dieser Form schon einmal gar nicht.
Kapitän André Rankel war nach dem Spiel rundum zufrieden:
Das war ein sehr gutes Spiel über 60 Minuten. Wir sind sehr zufrieden, es heute geschafft zu haben. Wir wollten am Sonntag nicht noch einmal nach Straubing fahren. Das war eine super Teamleistung heute, angefangen beim Torhüter bis zum letzten Stürmer. Es ist egal, gegen wen es jetzt geht. Wir müssen uns auf uns konzentrieren.
Pre-Playoff-Endstand: Eisbären Berlin vs. Straubing Tigers 2:0 (3:2 n.V.,/4:2)