3:7-Debakel am Pulverturm: Straubing schießt die Eisbären ab – Charlie Jahnke gelingt erstes DEL-Tor

Groß war sie, die Freude der Eisbären nach dem Sechs-Punkte-Wochenende mit Siegen in Schwenningen und gegen Krefeld. Vermutlich hat man diesen „Erfolg“ aber zu lange gefeiert, denn das böse Erwachen folgte am heutigen Dienstagabend, als man bei den Straubing Tigers mit 3:7 (2:3,0:2,1:2) unter die Räder kam und nun doch wieder um die Pre-Playoffs zittern muss. Denn Playoff-tauglich war die Leistung über weite Strecken heute nicht und zudem verkürzte Krefeld den Rückstand auf Platz Zehn. Das große Zittern geht also wieder los.

Im Vergleich zum 6:3-Sieg gegen die Krefeld Pinguine gab es zwei Änderungen im Eisbären-Kader. Austin Ortega (Erkältung) und Florian Busch (verletzt) fehlten, dafür spielten Charlie Jahnke und Daniel Fischbuch. im Tor stand wieder Kevin Poulin.

Die Eisbären hatten am Sonntag neues Selbstvertrauen getankt, wie Kapitän André Rankel im Vorfeld der Partie bei Magenta Sport sagte:

Das war enorm wichtig. Es hat gezeigt, wo die Reise hingeht. Wir haben dreimal hinten gelegen, sind aber immer wieder zurückgekommen, wir haben immer an uns geglaubt. Das war wichtig für das Selbstvertrauen.

Hinein in ein furioses erstes Drittel. Schon nach 33 Sekunden hätte es im Straubinger Tor klingeln können, doch James Sheppard scheiterte vor dem Tor stehend an Jeff Zatkoff, der einen starken Reflex zeigte und parieren konnte.
Die Eisbären dann früh mit der ersten (unnötigen) Strafe wegen zu vieler Spieler auf dem Eis. Und Straubing traf in den letzten elf Spielen jeweils in Überzahl. Diese Serie sollte auch heute weitergehen. Sven Ziegler zog die Verteidiger auf sich, spielte die Scheibe dann an den langen Pfosten zu Jeremy Williams, welcher ohne große Probleme einnetzen konnte – 0:1 (3.).
Direkt im Gegenzug hatte jedoch Jamie MacQueen die große Möglichkeit zum Ausgleich. Zatkoff wollte den Puck hinter dem Tor klären, schaffte das nicht richtig, MacQueen kam an die Scheibe, doch vor der Linie retteten die Tigers.
Straubing spielte ein sehr aggressives Forechecking, machte jede Menge Druck auf das Berliner Tor und suchte immer wieder den Abschluss, überbrückte sehr schnell die neutrale Zone. Fast jeder Angriff der Tigers war äußerst gefährlich. Was aber auch daran lag, dass die Zuordnung in der Berliner Defensive nicht stimmte. Man ließ auch immer wieder Konter zu, so der von Mike Connolly in der sechsten Minute, doch Kevin Poulin war zur Stelle.
Dann konnten die Eisbären endlich jubeln und es war ein historischer Treffer. Im 52. DEL-Spiel klappte es endlich mit dem ersten DEL-Tor für Charlie Jahnke. Martin Buchwieser mit einem starken Forecheck, erzwang somit den Fehler der Straubinger, Charlie Jahnke kam angerauscht, zog ab und versenkte den Puck im Tor – 1:1 (8.). Herzlichen Glückwunsch zum ersten DEL-Tor, Charlie!
Mitte des ersten Drittels die erste Strafe gegen Straubing, es traf Fredrik Eriksson, doch das Powerplay blieb ungenutzt. Als Eriksson zurück auf dem Eis war, ging es ganz schnell, Eine klasse Kombination der Hausherren, die spielten „Tiki-Taka“ und am Ende der Pass-Stafette war Antoine Laganiére zur Stelle und brachte Straubing wieder in Front – 1:2 (12.).
Und Straubing kannte weiter nur den Vorwärtsgang, suchte immer wieder den Abschluss, aber Poulin hatte etwas dagegen.
Dann mal wieder die Eisbären in der Offensive tätig. Micki DuPont hatte von der blauen Linie abgezogen, Marcel Noebels hielt die Kelle in den Schuss und die Scheibe prallte an den Pfosten. Aber nur eine Minute später war Louis-Marc Aubry zur Stelle und glich zum 2:2 aus. Im ersten Versuch scheiterte er noch an Zatkoff, dann kurvte er ums Tor und schob die Scheibe zwischen Schoner und Pfosten durch (18.).
Aber für den Schlusspunkt im Auftaktdrittel sorgten die Hausherren. Danny Richmond vertändelte die Scheibe im Angriffsdrittel, Stephan Daschner mit einem klasse Pass durch die neutrale Zone auf Kael Mouillierat, welcher alleine auf Poulin zu fuhr und diesem keine Chance ließ – 2:3 (19.).
Debüt-Torschütze Charlie Jahnke war nicht zufrieden mit den ersten 20 Minuten, dafür aber froh über sein erstes DEL-Tor, wie er im Interview bei Magenta Sport sagte:

52 Spiele hat es gedauert, umso besser, dass es jetzt da ist. Wir müssen uns besser an das System halten, die ersten zehn Minuten waren ein durcheinander.

Und für das zweite Drittel hatten sich die Eisbären auch sehr viel vorgenommen, sie kamen wild entschlossen aus der Kabine und setzten Straubing früh unter Druck, setzten sich im Drittel der Tigers fest und suchten immer wieder den Abschluss, brachten die Scheiben zum Tor. Es war gefühlt ein Spiel auf ein Tor, die Eisbären hatten das Geschehen im zweiten Drittel im Griff, einzig und allein das Tor fehlte. Man belohnte sich nicht für den Aufwand, den man betrieb. Entweder stand Zatkoff im Weg, oder aber die Straubinger blockten die Scheiben oder aber die Scheiben gingen denkbar knapp vorbei. Da helfen eben auch 10:1-Schüsse nach 13 Minuten im Mitteldrittel nicht viel, wenn die Scheibe einfach nicht ins Tor geht.
Und wie das im Sport eben so ist, wenn man vorne seine Chancen nicht nutzt, wird man hinten eiskalt bestraft. Die Niederbayern waren gerade wieder etwas besser drin im Spiel und schon erhöhte Marco Pfleger auf 4:2. Unnötiger Scheibenverlust der Eisbären, Ex-Eisbär Vladislav Filin mit dem Querpass auf Pfleger und der ließ sich diese Chance nicht nehmen (36.).
Und es sollte noch schlimmer kommen aus Berliner Sicht. Auf einmal hatte Jeremy Williams die Scheibe, Platz und Zeit, suchte sich die Ecke aus und netzte eiskalt zum 5:2 ein (38.).
Straubings Stürmer Marco Pfleger war vom Auftritt seiner Mannschaft in den zweiten 20 Minuten keinesfalls begeistert, er meinte, dass es nicht das gewesen wäre, was man spielen wollte, aber man das Glück hatte, dass die Eisbären vorne ihre Chancen nicht nutzen, denn die Berliner war seiner Meinung nach klar besser gewesen. Nur dafür kannst du dir eben nichts kaufen.

Zum Schlussdrittel wechselten die Hauptstädter den Torhüter, Kevin Poulin verließ seinen Arbeitsplatz, Maximilian Franzreb kam für ihn ins Spiel. Viel zu tun bekam er aber zunächst nicht. Die Luft aus dieser Partie war irgendwie raus gewesen, es ging zwar hin und her, auch mit Torschüssen, aber so richtig zwingende Chancen waren nicht dabei. Das sollte sich erst in den letzten zehn Minuten des Spiels ändern. Dann nahm das Spiel noch einmal kurz Fahrt auf.
Eine Reihe von Ex-Eisbären-Spielern sorgte für en sechsten Straubinger Treffer an diesem Abend. T.J. Mulock mit dem Zuspiel auf Vladislav Filin, der zog vor das Tor und schoss, die Scheibe ging von Franzreb zu Sven Ziegler und der staubte ab – 6:2 für die Tigers (53.). Der 17. Saisontreffer des Ex-Eisbären, da kann man mal sehen, was für ein Talent die Berliner haben ziehen lassen. In Niederbayern zeigt Ziegler, was er kann und mich freut das riesig.
Praktisch im Gegenzug oder um genauer zu sagen 42 Sekunden später sorgte Micki DuPont mit einem Schuss von der blauen Linie für Ergebniskosmetik – 6:3 (54.).
Die Partie war durch gewesen, aber die Hausherren hatten trotzdem immer noch Lust auf Tore, eines sollte ihnen dann auch noch gelingen. Puckverlust der Eisbären im Angriff, Straubing kontert ganz schnell, Jeremy Williams zog ab, die Eisbären können die Scheibe nicht aus der Gefahrenzone bringen und Kael Mouillierat netzte zum zweiten Mal an diesem Abend ein – 7:3 (57.). Danach passierte aber nichts mehr und das Debakel war perfekt.

Nach zwei Siegen in Folge landeten die Hauptstädter knallhart wieder auf dem Boden der Tatsachen. Vor allem wenn man bedenkt, dass eben genau diese Straubing Tigers ein möglicher Gegner in den Pre-Playoffs sein könnten. Wobei soweit möchte ich gar nicht denken, denn Krefeld hat heute München besiegt und den Rückstand auf sechs Zähler reduziert. Zum Glück befinden sich die Nürnberger aber weiterhin im Tiefflug, was aber nichts zu heißen hat. Den Eisbären stehen auch noch vier schwere Spiele bevor.
Und die Niederlage war heute hausgemacht. Im ersten Drittel stimmte defensiv die Zuordnung überhaupt nicht, zu oft konnte Straubing kontern. Im zweiten Drittel spielte man dann sehr gutes Eishockey, man traf jedoch nicht das Tor. Und im letzten Drittel mangelte es mir am Aufbäumen, jedenfalls zeigte die Körpersprache alles aber kein Aufbäumen, kein „Hey, wir geben nicht auf und versuchen noch einmal alles„. Dagegen sah man bei den Tigers trotz der hohen Führung immer wieder die Spielfreude, sie hatten richtig Lust auf Tore schießen. Sie mussten nicht viel im letzten Drittel machen, denn sie führten beruhigend und von den Eisbären ging nicht viel Gefahr aus, aber immer wieder juckte es die Straubinger dann doch noch und sie fuhren gute Angriffe, wovon zwei zu Torerfolgen führten.
Dieses Spiel sollte den Eisbären Warnung genug sein, dass trotz zweier Siege in Folge noch lange nicht alles wieder gut ist. Das waren ja auch zwei Gegner, die hinter den Berlinern in der Tabelle standen. Aber heute hat man die Defizite gesehen, gemerkt, woran es noch hapert und woran man noch arbeiten muss. So gut das zweite Drittel spielerisch auch aussah, wenn du kein Tor erzielst, redet über das gute spielerische keiner mehr danach. Aber das Problem der Eisbären, welches sich wie ein roter Faden durch die Saison zieht, zeigte sich mal wieder nach dem Spiel, als Verteidiger Constantin Braun dieses Statement abgab und die Partie praktisch wieder schön redete:

Das Positive ist, wir haben das Spiel selbst aus der Hand gegeben. Die letzten fünf Minuten im zweiten Drittel haben das Spiel kaputt gemacht. Ansonsten haben wir ein gutes Spiel gemacht.

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