Halbzeit in der European Trophy. Vier von acht Spielen haben die Eisbären Berlin inzwischen absolviert und die Bilanz sieht sehr dürftig aus. Sowohl von den Ergebnissen her als auch von der gezeigten Leistung. Lediglich einen Sieg konnten die Berliner in den vier Trophy-Spielen feiern. Das war der 4:0-Auftakterfolg bei Kärpät Oulu. Es folgte eine Lehrstunde auf eigenem Eis gegen Titelverteidiger Lulea HF (1:4). Am zurückliegenden Wochenende verloren die Hauptstädter beide Spiele in Tschechien (0:2 in Plzen/1:2 n.P. in Brno) und zeigten sich vor allem in der Offensive harmlos. Drei Wochen vor dem DEL-Saisonstart sucht der DEL-Rekordmeister seine Form.
Neben den vier Trophy-Spielen gab es noch zwei Freundschaftsspiele gegen Zweitligisten. In Dresden verlor man mit einer stark verjüngten Truppe (viele FASS-Spieler standen im Kader) 3:4 n.P. In Weißwasser gewann man zwar mit 5:3, aber wirklich überzeugen konnte man auch in dieser Partie nicht.
Dass man nur sehr selten in Bestbesetzung antreten konnte, mag ein Grund für die bisherigen Ergebnisse sein, aber es sollte nicht als Entschuldigung dienen. Von einer Mannschaft, die das Offensivspiel liebt, darf man schon durchaus mehr erwarten, als man bisher zu sehen bekam. Nur sechs Tore in den vier Trophy-Spielen sind eine sehr magere Bilanz und stellt zudem die schlechteste Offensive in der North Division dar. Wenn man noch bedenkt, dass vier der sechs Tore in Oulu erzielt wurden, wird deutlich, wie harmlos die Offensive der Eisbären derzeit agiert. Nur zwei Tore in den letzten drei Spielen sind eines Meisters unwürdig.
In der Offensive zeigen sich die Berliner Spieler derzeit ideenlos, konzeptlos, wenig spritzig – es fehlt einfach sehr viel. Vom gefürchteten Offensiv-Spektakel sind die Eisbären meilenweit entfernt. In den bisherigen vier Trophy-Spielen wirkte man teilweise glücklos, teilweise aber auch lustlos.
Wenn man an den bisherigen Auftritten etwas Gutes finden will, dann muss man zur Defensive schauen. Denn dort zeigen sich die Hauptstädter schon sehr gut. Mit acht Gegentoren hat man die zweitwenigsten in der North Division kassiert. In Oulu feierte Rob Zepp trotz einer Sturm-Offensive der Hausherren einen Shut-out. In Tschechien wurde Zepp von Back-up Sebastian Elwing vertreten und auch der konnte überzeugen. Trotz der beiden Niederlagen und vier Gegentoren war Elwing noch einer der besten Eisbären in diesen beiden Spielen.
Und was vereinzelt auch schon sehr gut aussah, war das Powerplay. Dort sind die Berliner auf dem Weg zurück zu alter Stärke. Das Berliner Powerplay war einst sehr gefürchtet in der Deutschen Eishockey Liga (DEL). Doch in den vergangenen Jahren war dies nur noch selten der Fall.
Der Nachwuchs der Eisbären Berlin wurde bisher sehr oft eingesetzt. Einerseits, weil man es wollte, andererseits, weil man es musste. Denn durch die Ausfälle von wichtigen Leistungsträgern musste Eisbären-Coach Jeff Tomlinson weitere junge Spieler in den Profi-Kader befördern. Spieler, die zuvor noch kein einziges Spiel im Profi-Kader absolviert hatten.
Am Wochenende standen gleich acht Youngsters im Kader des DEL-Rekordmeisters – Vincent Schlenker, Vladislav Filin, John Koslowski, Christoph Kabitzky, Henry Haase, Thomas Supis, Alex Trivellato und Jonas Müller. Die jungen Spieler sollen vor allem Erfahrung sammeln. Erfahrung, die sie unter dem ehemaligen Eisbären-Coach Don Jackson nicht sammeln konnten. Denn Jackson setzte kaum auf den Nachwuchs. Das machte sich in den bisherigen Spielen auch deutlich bemerkbar. Zwar zeigten die Youngsters schon durchaus gute Ansätze, doch zahlten sie auch schon ordentlich Lehrgeld.
Nach dem Spiel gegen Lulea HF hatte EHC-Coach Jeff Tomlinson bereits gesagt, dass die Youngsters noch nicht so weit wären, um helfen zu können. Dieser Eindruck hat sich auch am vergangenen Wochenende bei den beiden Spielen in Tschechien bestätigt. Eisbären-Manager Peter John Lee sagte zu den beiden Spielen am Wochenende gegenüber der Berliner Zeitung folgendes:
An diesem Wochenende hatten wir viele junge Spieler dabei. Wir können insgesamt mit einigen Spielern zufrieden sein, andere müssen sich noch steigern.
Die Youngsters müssen noch sehr viel lernen. Es wird einige Zeit dauern, bis sie eine ensthafte Hilfe für die Eisbären sind. EHC-Co-Trainer Hartmut Nickel wurde allerdings deutlicher, was die Leistung der jungen Spieler angeht:
Im Vergleich zu ihnen waren Spieler wie André Rankel, Frank Hördler oder Florian Busch im selben Alter ein gutes Stück weiter in ihrer Entwicklung.
Lassen wir uns überraschen, wie der Weg der vielen jungen Spieler weiter gehen wird. Potential haben sie alle, doch die Frage wird sein, wer am Ende auch den Weg in den Profi-Kader der Eisbären schaffen wird. Henry Haase, Thomas Supis und Vincent Schlenker haben ihn letztes Jahr geschafft. Mal sehen, wer den Dreien in dieser Saison folgen wird.