4:7 gegen Hamburg: Lustlose Eisbären kommen gegen eiskalte Freezers unter die Räder

logo_WBN_1314Ausgabe #25:

125px-Logo_ERC_Ingolstadt_svg200px-Hamburg-freezers_svgDie Eisbären Berlin kämpfen um die Pre-Play-Offs, brauchen als Tabellenelfter dringend Punkte, um nicht schon nach der Hauptrunde in den Sommerurlaub zu starten. Zwölf Spiele hatte man vor der heutigen Partie noch Zeit, um dieses Szenario, welches letztmals in der Saison 2000/2001 geschah, abzuwenden. Doch so wirklich hat man der Mannschaft heute nicht angemerkt, dass es auf dem Eis um etwas ging. Das Ganze hatte für mich eher den Charakter eines Freundschaftsspiels – aus Sicht der Eisbären. Mit 4:7 (1:4, 2:1, 1:2) unterlagen die Hauptstädter am Freitagabend dem Spitzenreiter Hamburg Freezers. Man hatte sich für dieses Spiel so viel vorgenommen, wollte die so dringend benötigte Siegsserie starten. Doch davon war überhaupt nichts zu sehen. Was zu sehen war, war eine Mannschaft, die lustlos über das Eis schlitterte, einen Fehlpass nach dem anderen spielte, ein Torhüter, der heute völlig neben der Spur war, Spieler, die statt zusammen zu spielen sich lieber in sinnlose Einzelaktionen verrennen. Um es auf den Punkt zu bringen: das war heute absolut gar nichts. So spielt keine Mannschaft, die noch in die Pre-Play-Offs will. So spielt keine Mannschaft, die weiß, um was es in dieser Phase der Saison nun geht. Ich habe kein Problem damit, wenn unsere Jungs am Ende der Saison die Pre-Play-Offs verpassen sollten. Das kann schon einmal vorkommen und wir haben in den letzten Jahren genug Erfolge gefeiert, von daher wäre ein Verpassen der Play-Offs sicherlich kein Beinbruch. Doch als Fan kann man erwarten, dass sich die Mannschaft rein hängt, alles dafür gibt, um ein Spiel zu gewinnen. Das habe ich heute bei der Mannschaft (Ausnahme Sven Ziegler) überhaupt nicht gesehen. Die Jungs scheinen die Saison bereits jetzt abgehakt zu haben. Und das finde ich ehrlich gesagt absolut scheiße, denn das haben die Fans der Eisbären Berlin, die immer treu zu ihrem Verein stehen nicht verdient. Ich unterstütze die Jungs immer nach allen Kräften, mache über die gesamte Spielzeit den Support mit. Doch heute habe ich den Support ab dem zweiten Drittel eingestellt, so wie die Mannschaft den Spielbetrieb eingestellt hat.

Die Partie gegen den Spitzenreiter begann schon denkbar schlecht. Keine zwei Minuten waren gespielt, da hatte Jerome Flaake in Überzahl das 1:0 erzielt. Flaake stand nach einem Schuss der Freezers gut und konnte den Abpraller verwerten. 44 Sekunden später stand es bereits 2:0, Thomas Oppenheimer nutzte einen Patzer in der Eisbären-Defensive eiskalt aus. Die kalte Dusche für den DEL-Rekordmeister war perfekt.
Die Hanseaten machten von Beginn an deutlich, dass sie hier gewinnen wollten. Die Eisbären hingegen fanden überhaupt nicht ins Spiel, kamen erst in der vierten Minute durch Sven Ziegler zum ersten Torrschuss. Hamburg konnte nach Belieben kombinieren, Gegenwehr zeigten de Berliner nämlich keine. So war es auch kein Problem für Duvie Westcott, nach neun Minuten auf 3:0 zu erhöhen. Ein Debakel deutete sich an.
Doch die Eisbären sendeten ein kleines Lebenszeichen. 47 Sekunden nach dem dritten Gegentreffer startete T.J. Mulock einen Sololauf und schloss diesen perfekt ab – 1:3 (10.). Doch die Freude über diesen Treffer währte nur ganze 29 Sekunden, denn da hatte Jerome Flaake schon wieder zugeschlagen – 1:4 (10.)
Mehr Treffer sollten im ersten Drittel dann nicht fallen und die Freezers gingen mit einer sehr souveränen und verdienten 4:1-Führung in die erste Drittelpause.

Das zweite Drittel begann für die Eisbären dann erneut schlecht. Zwar konnte man eine Unterzahl zu Beginn noch überstehen, doch wenig später zappelte der Puck schon wieder im Tor von Goalie Sebastian Elwing, der heute bei einigen Gegentreffern definitiv keine gute Figur abgab. Thomas Oppenheimer kam frei zum Schuss, Elwing hatte freie Sicht und dennoch ging der Puck ins Tor – 1:5 (24.).
Nach diesem Treffer ließen es die Hanseaten nun ruhiger angehen, spielten auf einmal zu unkonzentriert und ließen die Hausherren so unerwartet wieder zurück ins Spiel kommen. Zunächst war es Daniel Weiß, der einen starken Pass von Matt Foy verwertete – 2:5 (33.). Und dann nutzte Mads Christensen einen Abpraller von Dimitrij Kotschnew zum 3:5 in Überzahl aus (37.).
Auf einmal kehrte die Hoffnung wieder zurück bei den 13.400 Zuschauern in der Arena am Ostbahnhof. Die Eisbären nun mit ihrer besten Phase, suchten immer wieder den Abschluss, doch Erfolg hatten sie damit am Ende nicht. Somit ging es beim Stand von 3:5 in die zweite Drittelpause.

Wer nun darauf gehofft hatte, dass die Eisbären zu einem Sturmlauf im letzten Drittel ansetzen würden, sah sich getäuscht. Denn Hamburg schaltete kurz mal einen Gang hoch und schon stand es 6:3. Adam Mitchell hatte den Puck im Tor versenkt (43.).
Die Eisbären danach zwar durchaus bemüht, jedoch ohne ein wirkliches Konzept. Zu oft versuchten es die Spieler alleine statt einfach mal als Mannschaft geschlossen zusammen zu spielen. Wenn man dann doch einmal zu einer Kombination ansetzte, vergab man die Chancen – teilweise freistehend vorm Tor – mehr als kläglich. Hamburg sorgte bei seinen wenigen Kontern immer wieder für Gefahr. Besser gesagt sorgte Sebastian Elwing für die Gefahr, denn er ließ die Schüsse heute eindeutig zu oft nach vorne prallen, machte sein bisher schlechtestes Spiel im Eisbären-Trikot.
Fast wie aus dem Nichts konnte Youngster Sven Ziegler, der heute als einziger Spieler Kampfgeist zeigte, auf 4:6 verkürzen. Mit seinem Schuss überraschte er sogar Freezers-Goalie Dimitrij Kotschnew (57.). Dieser Treffer gab den Eisbären noch einmal neues Selbstvertrauen, auf einmal konnte man dann doch wieder zusammen spielen und sich Chancen heraus spielen. Doch es half alles nichts mehr, das Spiel war verloren. Als Sebastian Elwing sein Tor zu Gunsten eines sechsten Feldspieler verlassen hatte, nutzten dies die Freezers aus. Ein Puckverlust der Eisbären in der Offensive, Thomas Oppenheimer schnappte sich die Scheibe und versenkte sie im leeren Berliner Tor. Der dritte Treffer des Hamburger Stürmers sorgte eineinhalb Minuten vor dem Ende des Spiels für den Schlusspunkt.

Mit der Leistung, die man heute gezeigt hat, braucht man sich keine Hoffnungen mehr auf die Pre-Play-Off-Teilnahme machen, Und ehrlich gesagt hätte man diese auch nicht verdient. Die Konkurrenz aus Augsburg und Iserlohn hat begriffen, worum es nun geht und hat angefangen, zu punkten. Die Eisbären haben es nicht begriffen und kassierten heute bereits die vierte Niederlage in Folge. Konnte man bei den drei Niederlagen zuvor wenigstens noch von einer guten Leistung sprechen (die Niederlagen resultierten am Ende aus kurzzeitigen Aussetzern der Mannschaft), muss man heute von einer schlechten Leistung reden. Bei manch einem Spieler würde ich sogar so weit gehen, von Arbeitsverweigerung zu sprechen. Mir fehlt der Wille bei den Spielern, sie zeigen einfach nicht, dass sie die Pre-Play-Offs noch erreichen wollen. Sagen tun sie es zwar immer, doch den Worten folgen einfach keine Taten. Und das zieht sich schon durch die ganze Saison.

Die Unterstützung von den Rängen bleibt nun so langsam aber sicher auch aus. Zwischenzeitlich wurde es mal laut, aber größtenteils war es sehr ruhig in der O2 World. Ja, einige Leute in der Fankurve haben die Mannschaft fast 60 Minuten lang unterstützt, nur es werden eben immer weniger Leute. Und was mir auch noch aufgefallen ist, sehr oft passen die Gesänge, die angestimmt werden, nicht wirklich zum Geschehen auf dem Eis. Ich denke mal, dass wir Fans verstanden haben, worum es in den letzten Hauptrundenspielen noch geht. Von daher muss man der Mannschaft mit den Gesängen Mut machen. Jedoch von Meisterschaften zu singen, irgendwelche Feierlieder anzustimmen oder aber nach dem 1:3-Anschlusstreffer „Macht sie alle, schießt sie aus der Halle“ zu skandieren, ist für mich nicht nachvollziehbar. Unterstützung ja, aber ich mache keine Gesänge mit, die dem Spielgeschehen auf dem Eis nicht angebracht sind.

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