Ausgabe #28:

Dieses Eishockey-Spiel werden die 14.008 Zuschauer, welche heute Nachmittag in der Mercedes-Benz Arena anwesend waren, wohl nicht so schnell vergessen. Was nach zehn Minuten nach einem weiteren souveränen Heimsieg aussah, endete am Ende in einem wahren Eishockey-Krimi, welcher zu Beginn der dritten Overtime nach insgesamt 100:28 Minuten sein Ende fand. Marcel Noebels erzwang mit seinem Treffer in der 101. Minute Spiel Sieben und schickte die Viertelfinalserie gegen die Adler Mannheim somit endgültig in den absoluten Showdown am Dienstagabend in der SAP-Arena (Bully: 20:00 Uhr).
Keine Änderungen im Line-up der Eisbären, Chefcoach Uwe Krupp vertraute also der selben Mannschaft, welche am Freitag Spiel Fünf in Mannheim verloren hatte.
Die Ausgangslage war klar. Berlin musste gewinnen, Mannheim konnte gewinnen, musste es aber nicht zwingend. Und die Partie begann aus Berliner Sicht hervorragend. Nick Petersen fuhr auf das Adler-Tor zu und konnte nur unfair gestoppt werden. Es gab Penalty für die Eisbären, welchen Petersen stark verwandelte. Er lief ganz locker und ruhig an, guckte den Mannheimer Goalie aus und versenkte die Scheibe rechts unten – 1:0 (3.).
Und die Eisbären machten weiterhin Druck und konnten in Überzahl (!) nachlegen. Im Nachsetzen versenkte Marcel Noebels die Scheibe zum 2:0 im Tor von Drew MacIntyre (7.).
Und nun waren die Eisbären richtig im Rausch, bei Mannheim flatterten die Nerven und sie waren zu undiszipliniert. Die Folge war eine doppelte Überzahl für die Eisbären, die sie auch noch ausnutzten. Nick Petersen zog ab und legte sein zweites Tor am heutigen Nachmittag nach – 3:0 (10.). Der Treffer wurde jedoch erst nach Ansicht des Videobeweises gegeben.
Was für ein bärenstarker Auftakt der Eisbären, die Mannheim hier schwindelig spielten. Mannheim war sichtlich frustriert und kassierte weiterhin Strafzeiten. Aber das folgende Powerplay konnten die Bären nicht nutzen, nahmen aber trotzdem eine scheinbar beruhigende 3:0-Führung mit in die erste Drittelpause.

Es war eine hart umkämpfte Partie zwischen den Eisbären Berlin und den Adler Mannheim. (Foto: eisbaerlin.de/walker)
Und zu Beginn des zweiten Drittel die Eisbären weiterhin in doppelter Überzahl. Aber diesmal spielten sie es zu kompliziert, passten wieder zu viel und konnten nicht wirklich für Gefahr sorgen. Insgesamt hatte man fast dreieinhalb Minuten zu Beginn des Mitteldrittels Überzahl, erst doppelt, danach einfach. Aber diese Riesenchance zur Vorentscheidung konnte man nicht nutzen.
Dann aber mal die Mannheimer mit zwei Überzahlspielen in Folge. Das erste konnten die Adler nicht nutzen, das zweite dann aber schon. Carlo Colaiacovo zog von der blauen Linie ab und vor dem Tor lauerte Torjäger Chad Kolarik und fälschte die Scheibe unhaltbar für Petri Vehanen ab – 3:1 (29.).
Und dieses Tor gab den Kurpfälzern sichtlich Auftrieb. Mannheim machte hier nun gehörig Druck, setzten die Eisbären immer wieder in deren Drittel fest. Von den Eisbären kam im Mitteldrittel nicht mehr so viel nach vorne. Stattdessen lud man die Gäste mit unnötigen individuellen Fehler zu Chancen ein. Einen davon nutzte sie relativ schnell nach dem Anschlusstreffer zum zweiten Tor aus. Mal wieder war es Alex Roach, der die Scheibe nicht sauber aus dem eigenen Drittel spielen konnte, Matthias Plachta sagte „Danke“ und versenkte die Scheibe im Tor der Eisbären – 3:2 (31.).
Kurz darauf wieder ein Powerplay für die Eisbären, da unterlief ihnen jedoch der nächste haarsträubende Fehlpass und Matthias Plachta mit der großen Chance zum Ausgleich. Aber Petri Vehanen war hoch konzentriert und half seiner Mannschaft im Mitteldrittel mehrfach. Denn der Druck der Mannschaft von Sean Simpson nahm mehr und mehr zu, aber auch immer wieder luden die Eisbären mit unglaublichen Fehlern die Adler zu Chancen ein. Hätte man dahinten nicht den glänzend aufgelegten Petri Vehanen im Tor gehabt, hätte man schon längst nicht mehr geführt. Mit Hängen und Würgen rettete man sich in die zweite Drittelpause.
Im letzten Drittel entwickelte sich zu Beginn eine Partie, die hin und her ging, beide suchten immer wieder den Weg in die Offensive und versuchten sich Chancen zu erspielen. Mitte des letzten Drittels dann die nächste Strafzeit gegen die Eisbären und die folgende Überzahl nutzten die Mannheimer dann zum Ausgleich. Garrett Festerling sah Matthias Plachta im Slot stehen, spielte ihn an und der Torjäger erzielte sein zweites Tor an diesem Nachmittag – 3:3 (51.).
Unglaublich, Mannheim hatte hier tatsächlich ein 0:3 aufgeholt und ausgeglichen. Fortan war es ein Spiel auf des Messers Schneide, beide Mannschaften suchten immer wieder den Weg vor das gegnerische Tor, aber überwinden konnte man die beiden Torhüter in der weiteren regulären Spielzeit nicht mehr und somit hieß es Verlängerung in Spiel Sechs.
Und in der ersten Verlängerung hatten beide Mannschaften immer wieder Phasen, wo sie sich festsetzen konnten und Chancen erspielten. Die Eisbären sogar mit der großen Chance, in Überzahl das Spiel zu entscheiden. Aber man spielte es einfach zu kompliziert, wobei man aber auch sagen muss, dass die Mannheimer Box sehr gut stand und es den Eisbären sehr schwer machte. Aber dennoch hätte man statt der vielen Pässe einfach mal den Abschluss suchen müssen, denn jeder Schuss zum Tor kann für Gefahr sorgen. Auch nach 80 Minuten stand es in der Arena am Ostbahnhof 3:3-Unentschieden.
Der Eis-Krimi ging in die zweite Verlängerung. Und diesmal waren es die Mannheimer, die ein Powerplay zugesprochen bekamen und in diesem für die Entscheidung hätten sorgen können. Aber auch hier gilt, dass die Abwehrarbeit der Eisbären sehr stark war und man somit die Unterzahl schadlos überstand. Fortan waren die Eisbären schon die Mannschaft, die den Sieg mehr wollte und mehr nach vorne investierte, ohne dabei jedoch Glück im Abschluss zu haben. Und hinten musste man trotzdem immer wieder aufpassen, denn ein Fehler hätte hier das Aus in der Serie bedeutet.
80 Sekunden vor dem ende der zweiten Verlängerung erneut eine Strafe gegen Mannheim. Also wieder die große Chance für die Eisbären, das Spiel hier zu entscheiden. Und die Eisbären versuchten auch in diesem Powerplay Druck aufzubauen, aber bis zum Ende der zweiten Verlängerung sollte ihnen nichts Gutes gelingen. Somit ging also auch die zweite Verlängerung torlos zu Ende.
Und wir machten mit der dritten Verlängerung weiter, wo die Eisbären noch 40 Sekunden in Überzahl agieren konnten. Frank Hördler spielte die Scheibe an der blauen Linie rüber zu Charles Linglet auf die rechte Seite, der fuhr ein paar Schritte und zog dann ab. Marcel Noebels fälschte entscheidend ab und sorgte somit nach 100:28 Minuten für die Entscheidung in diesem Eishockey-Krimi. Die Spieler jubelten erleichtert auf dem Eis und auf den Rängen brachen alle Dämme. Die Nerven der Fans waren sichtlich angespannt, am Ende brannte ein Riesen-Jubel über das 4:3 auf. Der Rest war Erleichterung pur und bei manchen Fans flossen sogar Freuden-Tränen. Eishockey-Herz, was willst du mehr. Vor allem, wenn das Spiel am Ende diesen Ausgang nimmt.
So langsam aber sicher haben sich die Nerven der Fans und auch der Spieler sicherlich wieder gelegt. Aber was war das bitte für eine Achterbahnfahrt der Gefühle? Da führst du nach zehn Minuten schon mit 3:0 und hast Mannheim bereits am Abgrund. Dann hast du zu Beginn des Mitteldrittels dreieinhalb Minuten Powerplay (auch doppeltes) und kannst für die Vorentscheidung sorgen. Aber die Jungs konnten das nicht nutzen und so brachte man Mannheim vor allem durch eigene unnötige Fehler wieder zurück in die Partie. Es sei an dieser Stelle nur Alex Roach sein erneuter Fehlpass erwähnt, der mal wieder zu einem Gegentor geführt hat. Korrigiert mich, falls ich falsch liege, aber Roach hat danach wohl die Quittung von Uwe Krupp bekommen. Denn auf dem Eis habe ich die Nummer Vier danach nicht mehr gesehen. Oder vielleicht habe ich ihn auch nur übersehen.
Man verspielte also ein 3:0 auf sehr leichtfertige Art und Weise und machte so einen mehr als angeschlagenen Gegner wieder stark. Aber dennoch war die Moral der Mannschaft nach dem bitteren Ausgleich im Schlussdrittel intakt, die Mannschaft zerbrach an dem Ausgleichstreffer nicht und kämpfte stattdessen mannschaftlich weiter. Am Ende hat man dank der großen Moral und dank des großen Kampfgeistes das Spiel doch noch gewonnen. Ein Spiel, welches man eigentlich schon nach zehn Minuten gewonnen hatte.
Nun kommt es also zum absoluten Showdown am Dienstagabend in Mannheim. Spiel Sieben in der Viertelfinalserie. Wenn man dort so auftritt, wie die ersten zehn Minuten heute, kann man den großen Coup schaffen. Leistet man sich jedoch wieder diese unnötigen Fehler wie heute in Drittel Zwei, wird es sehr schwer mit dem Halbfinal-Einzug. Aber eins werden wir auf jeden Fall sehen. Eine Eisbären-Mannschaft, die bis zum Umfallen kämpfen wird. Diese Viertelfinalserie bekommt das, was sie verdient – Spiel 7!
Playoff-Stand:
Eisbären Berlin vs. Adler Mannheim 3:3 (3:4 n.V./6:3/2:3/6:1/1:3/4:3 n.V.)