Ist das bitter. 3,5 Sekunden haben am Ende gefehlt, um den so dringend benötigten Auswärtssieg einzufahren. Am Ende stehen die Eisbären Berlin mit hängenden Köpfen da, denn Spiel Eins der Viertelfinalserie bei den Adler Mannheim wurde am Dienstagabend mit 3:4 (1:0,0:2,2:1/0:1) n.V. verloren. Und der Sieg wäre auch noch verdient gewesen, boten die Eisbären doch eine sehr starke Partie und hatten Mannheim bereits am Abgrund. Bis Matthias Plachta kam.
Chefcoach Uwe Krupp musste auf Sven Ziegler, Kyle Wilson, Barry Tallackson, Constantin Braun und Alex Roach verzichten. Im Tor stand Petri Vehanen.
Und die Eisbären legten hier wie die Feuerwehr los. Die Eisbären sofort mit viel Zug zum Tor und guten Chancen. Nach 66 Sekunden zappelte die Scheibe dann auch erstmals im Tor. Jamie MacQueen fällt vor dem Tor noch aufs Eis, steht auf, nimmt sich den Puck und schießt ihn ins Tor – 1:0 (2.). Das vierte Tor des neuen Playoff-Monsters.
Beide Mannschaften gingen von Beginn an hier hohes Tempo, es ging rauf und runter und die Eisbären überraschten mit einem sehr starken Beginn.
Danach die Eisbären mit zwei Überzahlspielen in Folge und damit der großen Chance, die Führung auszubauen. Man hatte auch gute Chancen, vor allem Nick Petersen, der nur den Pfosten traf, aber man konnte die numerische Überlegenheit nicht ausnutzen.
Aber auch Mannheim fortan mit einem Powerplay, in dem Ryan MacMurchy nur die Latte traf und so den Ausgleich verpasste. In der Folgezeit die Eisbären mit 2-auf-1-Kontern, wo Louis-Marc Aubry an Dennis Endras scheiterte und Darin Olver nur den Pfosten traf.
In der Schlussphase die Kurpfälzer für 49 Sekunden mit zwei Mann mehr auf dem Eis, davon 25 Sekunden noch in Drittel Eins. Aber die Eisbären retteten sich in die erste Drittelpause.
Auch die restlichen Sekunden der doppelten Unterzahl und auch der anschließenden einfachen Unterzahl überstanden die Eisbären schadlos.
Im Mitteldrittel war das Tempo dann nicht mehr so hoch, beide Mannschaften versuchten sich nun vermehrt auf die Defensive zu konzentrieren. Die Eisbären dann mal mit einer guten Chance durch Aubry, nach der sich Florian Busch eine Strafzeit einhandelte. Dieses folgende Powerplay dauerte nur ganze sieben Sekunden. Daniel Richmond mit dem Querpass und Matthias Plachta mit der Direktabnahme ins Tor – 1:1 (25.).
Zwei Minuten später jubelten die Eisbären. Was war passiert? Bruno Gervais traf nur die Latte, die Scheibe flog im hohen Bogen zurück ins Spiel, die Adler-Verteidiger wussten für einen Moment nicht, wo die Scheibe ist. Aber Spencer Machacek, der den Puck sah und in Baseball-Manier ins Tor bugsierte. Leider war der Schläger dabei aber wohl zu hoch, weshalb der Treffer leider nicht gegeben wurde. Schwierige Entscheidung.
Die Eisbären fortan aktiver, mit mehr Aktionen in der Offensive. Mannheim tat sich schwer, wurde erst in den letzten sechs, sieben Minuten des Mitteldrittels wieder aktiver. Und auf einmal erspielten sich die Hausherren hier richtig gute Chancen. Brent Raedeke, Aron Johnson und Marcus Kink verpassten mehrfach das 2:1. Das fiel dann aber letztendlich doch noch und es hatte sich auch angedeutet. Luke Adam legte für Matthias Plachta auf, der hatte das halbleere Tor vor sich und brachte die Scheibe im Berliner Gehäuse unter – 1:2 (37.).
So nahmen die Kurpfälzer eine knappe Führung mit in die Pause.
Mannheim kam druckvoll aus der Kabine und wollte hier schnell das 3:1 nachlegen. Die Eisbären konnten sich nur mit unerlaubten Weitschüssen in den ersten drei Minuten befreien. Aber als man ein doppeltes Powerplay hatte, konnte man plötzlich ausgleichen. Nick Petersen mit dem Pass von hinter dem Tor vor das Tor, wo Charles Linglet die kleine Lücke am kurzen Pfosten sah und dahin durch traf – 2:2 (44.).
Die Eisbären waren nach dem Ausgleichstreffer nun wieder besser drin im Spiel und hatten auch ihre Chancen. So scheiterte z.B. Nick Petersen nach einer klasse Aktion an Dennis Endras, auch André Rankel vergab eine gute Chance.
Nach einem Fehler in der Defensive hätte man beinahe aber erneut zurück gelegen. Brent Raedeke und Christoph Ullmann konnten den Patzer jedoch nicht ausnutzen.
Auf der einen Seite verpasste Mannheim das 3:2, auf der anderen Seite machten es dagegen die Eisbären. 3-auf-2-Angriff, Jamie MacQueen mit dem Querpass vors Tor, wo ein Mannheimer Spieler zwar die Kelle noch ran bekam, aber Julian Talbot war zur Stelle und netzte ein – 3:2 (51.).
Mannheim rannte fortan nochmal an, wollte das Spiel auf keinen Fall verlieren. Aber selbst beste Chancen konnten sie nicht nutzen. Matthias Plachta scheiterte freistehend vor Petri Vehanen. Brent Raedeke brachte die Scheibe im offenen Tor nicht unter und Dennis Reul scheiterte zwei Minuten vor dem Ende am finnischen Goalie.
63 Sekunden vor dem Ende nahm Mannheim Dennis Endras vom Eis und 39 Sekunden vor dem Ende eine Auszeit. Mannheim drückte nun gehörig und die Eisbären mussten richtig hart in der eigenen Defensive arbeiten. Was sie auch taten, aber 3,5 Sekunden vor dem Ende fand Mannheim die Lücke, Matthias Plachta bekam die Scheibe im Slot zugespielt und versenkte sie anschließend zum viel umjubelten 3:3-Ausgleich (60.). Unfassbar, so kurz vor dem Ende wurde den Eisbären der Sieg noch aus der Hand gerissen. Aber da stimmte die Zuordnung auch nicht wirklich. Es ging also mal wieder in die Verlängerung.
Welche diesmal jedoch nur ganze 20 Sekunden dauern sollte. Und wer sollte diese beenden, wenn nicht Matthias Plachta. Der deutsche Nationalstürmer hatte den Abend der Abende erwischt und versenkte die Scheibe zum vierten Mal im Tor von Petri Vehanen und machte so Mannheims ersten Sieg in dieser Serie perfekt.
Eine enorm bittere Niederlage für die Eisbären, die eigentlich ein so starkes Auswärtsspiel gezeigt haben. Vor allem im ersten und letzten Drittel war man die bessere Mannschaft. Aber man konnte seine vielen Chancen halt nicht nutzen und in Überzahl, was man sehr oft spielen durfte, traf man nur einmal und das bei zwei Mann mehr auf dem Eis. Am Ende haben eben Kleinigkeiten die Partie entschieden. Wenn die Scheibe 3,5 Sekunden vor dem Ende nicht so genau auf den Schläger von Plachte gespielt wird sondern nur einen Tick verspringt, reden wir hier von einem Traumstart. So aber von einem äußerst bitteren Start. Aber noch ist in dieser Serie rein gar nichts verloren. Die Eisbären haben gezeigt, dass sie definitiv auf Augenhöhe mit Mannheim agieren können, die meiste Zeit sogar die bessere Mannschaft waren. Und dennoch ist ein klein wenig Wehmut dabei, denn wer weiß, ob die Eisbären noch einmal so nah an den so dringend benötigten Auswärtssieg heran kommen wie heute Abend.
Playoff-Stand:
Adler Mannheim vs. Eisbären Berlin 1:0 (4:3 n.V.)