Die Eisbären in Zahlen #2

Herzlich Willkommen zu unserer Reihe “Die Eisbären in Zahlen”. In Ausgabe #2 werfen wir einen Blick auf die aktuelle Siegesserie der Eisbären Berlin.

Sieben Tage, vier Spiele, vier Siege, 23 Tore, vier Gegentore, zwei Shutouts. Eine Bilanz, die sich sehen lassen kann.

Topscorer:

Die Reihe Noebels/Boychuk/Pföderl drehte in den Spielen richtig auf. Pföderl (drei Tore, fünf Assists) und Noebels (ein Tor, sieben Assists) kamen auf jeweils acht Punkte, Boychuk mit fünf Toren und zwei Assists auf sieben Punkte. Punktbester Verteidiger während dieser Spiele war Morgan Ellis mit einem Tor und fünf Assists. Damit hat Ellis jetzt schon so viele Punkte nach neun Spielen wie in der vergangenen Saison nach 21 Spielen.

Ist derzeit in absoluter Top-Form: Zach Boychuk (Foto von Moritz Eden / City-Press GmbH Bildagentur)

Schussquoten:

Zach Boychuk erzielte seine fünf Tore mit nur zwölf Torschüssen. Das macht bei ihm eine absurde Schussquote von 41,67%. Satte neun Eisbären kommen in den vier Spielen auf Schussquoten von > 20%.

Die Gesamtschussquote lag bei 17,83%.

Wer jetzt sagt: “Hey, das ist doch total super, wie effizient die Eisbären sind!”, dem muss ich entgegnen: Ja und nein.

Für die vergangenen Spiele bedeuten diese Werte, dass die Eisbären aus wenig Torschüssen viel gemacht und dadurch Siege eingefahren haben – soweit alles gut. Für zukünftige Spiele bedeutet das aber, dass die Wahrscheinlichkeit gering ist, dass die Eisbären diese Schussquote halten werden. Die Schussquoten der DEL Teams in der vergangenen Saison lagen zwischen 8,38% (Augsburg) und 10,74% (Wolfsburg). Je mehr Spiele gespielt werden, desto wahrscheinlicher ist es, dass die Schussquote der Eisbären sich irgendwo in diesem Bereich einpendeln wird.

Fangquoten:

Das Gleiche gilt für die Fangquoten. Eine Fangquote von 96,67%, die Jake Hildebrand und Nikita Quapp erzielt haben, ist super. Schließlich resultieren daraus die wenigen Gegentore. Doch auch hier gilt: Die Wahrscheinlichkeitsrechnung sagt, dass sich die Fangquoten, je mehr Spiele gespielt werden, in Richtung des Liga-Durchschnitts bewegen werden. Dieser liegt bei ziemlich genau 90%.

Feierte diese Saison bereits zwei Shutouts: Jake Hildebrand (Foto von Moritz Eden / City-Press GmbH Bildagentur)

Die Summe aus Fang- und Schussquote wird im Eishockey als PDO bezeichnet. Rein statistisch gesehen bilden die Summen aller Schuss- und Fangquoten aller DEL Teams die Summe 100. Werte über 100 bedeuten, dass eine Mannschaft in einem gewissen Zeitraum überperformt hat, wobei bspw. ein Wert von 101 auch das Ergebnis individueller Klasse sein kann. Der PDO der Eisbären während der vier Spiele lag bei 114,5.

Machen wir an der Stelle einmal ein Rechenbeispiel, wie die vier Spiele ausgegangen wären, wenn die Eisbären “normal” performt hätten – sprich mit einer Schussquote von 10% und einer Fangquote von 90%:

Gegen Nürnberg:

Das Torschussverhältnis beträgt 38:30, runden wir auf, gewinnen die Eisbären nicht 5:0 sondern 4:3.

Gegen Iserlohn:

Torschussverhältnis 35:20, macht entweder ein 3:2 oder ein 4:2.

Gegen Köln:

Torschussverhältnis 30:42, das wäre also eine 3:4 Niederlage gewesen.

Gegen Wolfsburg:

Torschussverhältnis 26:28, sagen wir also, es wäre mit einem 2:2 in Verlängerung gegangen.

Was ich damit ausdrücken möchte:

Ja, die Eisbären haben ihre Spiele – teilweise deutlich – gewonnen. Legen wir den absoluten Durchschnitt an, hätten die Eisbären statt zwölf Punkten in diesen Spielen zumindest sieben oder acht Punkte geholt. Was aber viel wichtiger ist:

Die Wahrscheinlichkeit, dass die Eisbären auf Grund ihrer absurd hohen Effizienz und ihrer sensationellen Fangquote in Zukunft weiterhin solche Spiele teils so deutlich gewinnen werden, ist nicht groß. Ich lass mich auch gern von der Euphorie anstecken, die Realität wird die Eisbären allerdings wieder einholen und das ist leider keine Meinung, sondern statistisch belegt. 

Über die komplette Saison liegen die Eisbären jetzt bei einem PDO von 105,1 – Ligahöchstwert. Die höchsten PDOs seit der Saison 2017/2018 lagen über eine komplette Saison selten bei über 102. Es werden also Spiele kommen, in denen die Eisbären unterperformen, in denen Schüsse nicht reingehen, die normalerweise reingehen, in denen die Goalies Schüsse nicht halten, die sie normalerweise halten. Es werden Spiele kommen, die die Eisbären “unverdient” verlieren.

Was hilft, um trotz der zu erwartenden niedrigeren Schuss- und Fangquoten erfolgreich zu bleiben, ist der Puckbesitz, vor allem bei 5-gegen-5. Hier sind die Eisbären im Laufe der Saison mit einem Wert von 55,1% das zweitbeste Team der Liga (hinter Bremerhaven).

Halten sie diesen Wert, werden die Eisbären auch ohne überdurchschnittliche Schuss- und Fangquoten ihre Spiele gewinnen.

Können die Eisbären Berlin auch in den nächsten Spielen viele Siege mit ihren Fans bejubeln? (Foto von Mathias Renner / City-Press GmbH Bildagentur)

Die Eisbären in Zahlen #1

Herzlich Willkommen zu unserer Reihe “Die Eisbären in Zahlen”. In hoffentlich regelmäßigen, womöglich aber unregelmäßigen Abständen werfen wir einen Blick auf alle möglichen Statistiken rund um die letzten Spiele der Eisbären.

Blicken wir zuerst auf die offensichtlichen Zahlen des ersten Wochenendes:

Die Eisbären starten mit zwei Siegen (einer nach Shootout) in zwei Spielen und damit mit fünf Punkten und 5:3 Toren in die Saison – haben wir schon schlechter gesehen. Aber was waren die Auffälligkeiten des ersten Wochenendes?

Zwei Spiele, zwei Siege. Ein perfekter Saisonstart für die Eisbären Berlin. (Foto von Florian Pohl / City-Press GmbH Bildagentur)

Special Teams:

Drei der fünf erzielten Tore gingen auf das Konto der Special Teams, zwei erzielten die Eisbären im Powerplay, eines in Unterzahl. Nur München und Köln waren am ersten Wochenende mit vier Toren der Special Teams (München 4x PP, Köln 3x PP und 1x UZ) erfolgreicher. Auf der Gegenseite steht nur ein Gegentor. Mit der Kombination aus Powerplay- und Penalty-Kill-Quote von 110,91% starten die Eisbären sehr gut in die Saison – der Wert der Vorsaison lag bei 105,4%.

Strafzeiten:

Eine starke Penalty-Kill-Quote von 90,91% kommt natürlich nur zustande, wenn man auch viel Unterzahl spielt. Die Eisbären kassierten in den ersten beiden Spielen zwölf 2-Minuten-Strafen. Allein sieben davon im Spiel gegen Düsseldorf, was dazu führte, dass man 10:25 min in Unterzahl verbrachte. Ein Wert, mit dem man selten ein Spiel gewinnt. Nur zwei Teams (Wolfsburg und Ingolstadt) spielten am ersten Wochenende mehr Unterzahl.

5on5:

Das Spiel bei 5on5 war eine der größten Stärken der Eisbären in den letzten beiden Meistersaisons und das große Defizit in der katastrophalen letzten Saison. Am ersten Wochenende zeigten die Eisbären zwei Gesichter. Gegen Ingolstadt war man mit einem Schussanteil von 55,4% bei 5on5 das aktivere und gefährlichere Team, gegen Düsseldorf ließ man sich mit einem Schussanteil von 46,2% ein wenig die Butter vom Brot nehmen. Wobei dies vor allem ein Resultat der zweiten Hälfte des letzten Drittels war. Bis zur 46. Minute waren die Eisbären die deutlich aktivere Mannschaft, danach kippte das Spiel fast noch. Allein in den letzten drei Minuten des Spiels war das Schussverhältnis 10:1 für die DEG.


Besonders stark sind die Eisbären mit dem Verteidigerpaar Müller/Wissmann bei 5on5 gewesen. Mit den beiden auf dem Eis kommen die Eisbären auf einen Schussanteil von > 60% bei 5on5. Von den Stürmern sind Marcel Noebels (59,2%) und Manuel Wiederer (58,3%) hervorzuheben.

Luft nach oben gibt es derzeit noch bei Tobias Eder, Julian Melchiori, Morgan Ellis und Eric Mik, mit denen die Eisbären auf einen Schussanteil von < 45% kommen.

Schussqualität:

Auch wenn der große Wayne Gretzky vom noch größeren Michael Scott (The Office US) mit den Worten “You miss 100% of the shots you don’t take” zitiert wurde, spielt nicht nur die Anzahl der Schüsse im Eishockey eine Rolle sondern auch die Schussposition. Hierfür wird die Offensivzone in der Regel in vier Zonen eingeteilt:

1. Der Slot – dies ist die Zone zwischen den Bullypunkten bis zum hinteren Ende des Bullykreises

2. und 3: Die Zonen links- und rechtsaußen der Bullypunkte bis zum hinteren Ende des Bullykreises

4. Die “blaue Linie” – die Zone zwischen den hinteren Enden der Bullykreise bis zur blauen Linie

Vereinfacht gesagt: Je dichter und zentraler vor dem Tor abgeschlossen wird, desto höher ist die Chance, dass ein Schuss ins Tor geht. 

Am ersten Spieltagswochenende gaben die Eisbären so viele Schüsse aus dem Slot ab (40), wie kein anderes DEL Team. Alle vier Tore erzielten sie aus dem Slot (das fünfte Tor ist das Game Winning Goal aus dem Shootout gegen Ingolstadt und zählt nicht in diese Statistik).

Allerdings ließen sie auch 32 Schüsse des Gegners aus dem Slot zu. Als Vergleich schnitt hier Köln mit nur 22 Slot Shots des Gegners ligaweit am besten ab.

Goalie Stats:

Wenn man viele hochqualitative Schüsse zulässt, muss man sich auf seinen Goalie verlassen können. Dies war mit der Performance von Jake Hildebrand gegeben. Er hielt 55 von 58 Schüssen auf sein Tor. Unter den Goalies, die beide Spiele am Wochenende bestritten, liegt er mit einer Fangquote von 94,55% auf Rang drei hinter Kölns Pantkowski und Schwenningens Ericsson. Selbst, wenn er mit einigen Rebounds Probleme hatte, wie im dritten Drittel gegen die DEG, konnten seine Vorderleute die Situationen entschärfen.

Eisbaerlin.de ist der Meinung: Jake Hildebrand ist der Top-Spieler des Wochenendes!

Bildquelle: City-Press

Eiszeiten:

Mit Kai Wissmann, Marcel Noebels, Blaine Byron, Ben Finkelstein und Leo Pföderl kamen fünf Spieler zu mehr als 40 Minuten Eiszeit am Wochenende. Wissmanns 45:53 Minuten ist ligaweit die elftmeiste Eiszeit (Frankfurts Matushkin und Lajunen kommen bereits auf > 53 Minuten). Am anderen Ende des Spektrums befinden sich Eric Mik, Marco Nowak, Maximilian Heim, Korbinian Geibel und Michael Bartuli mit jeweils < 20 Minuten Eiszeit.



Wer Lust auf mehr Statistiken und Zahlen hat, ist herzlich eingeladen, die Statistikseiten https://hockeygraphs.dynamop.de/ von Jörn Mewes und https://www.leaffan.net/ von Markus Reinhold zu besuchen.

Gastbeitrag – Hannes‘ Analyse: Maxim Lapierre in der Analyse

Am heutigen Sonntag gaben die Eisbären Berlin die nächste Neuverpflichtung bekannt. Stürmer Maxim Lapierre wird in der kommenden DEL-Saison das Trikot des Hauptstadtclubs tragen. Wenn man so die Kommentare in den sozialen Netzwerken liest, ist die Fanszene gespalten was diesen Transfer angeht. Die einen finden es gut, die anderen wiederum nicht. Warten wir einfach erst mal ab, bis die Saison losgeht und was die neue Nummer 40 der Eisbären uns dann so alles zeigen wird. Bis dahin hat unser Gastautor Hannes von der Eisbären Sektion Nord sich den aktuellen Neuzugang der Berliner mal genauer angeschaut und analysiert:

Maxim Lapierre wechselt in zur kommenden Saison von HC Lugano aus der Schweizer NLA zu den Eisbären. Lapierre ist 34 Jahre alt und bringt mit insgesamt 1.032 Profispielen in der NHL (694), AHL (129), der schwedischen SHL (34) und der Schweizer NLA (175) jede Menge Erfahrung mit. Zu seinen größten Erfolgen zählen der Gewinn des AHL Calder Cups 2006/2007, der Gewinn des Spengler Cups mit Team Canada 2017 sowie die olympische Bronzemedaille mit Kanada 2018.

Lapierres Spielstil ist vor allem durch Härte geprägt. Dabei schlägt er allerdings auch häufig über die Stränge. In der vergangenen Saison sammelte er die drittmeisten Strafminuten in der NLA – 112 Strafminuten in 45 Hauptrundenspielen. Das soll seine offensive Produktivität allerdings nicht schmälern. In der NLA kommt er auf einen Punkteschnitt von 0,66 Punkten/Spiel in der Hauptrunde und 0,77 Punkte/Spiel in den Playoffs. Auffällig ist allerdings seine dürfte Schussquote von 6,11% in der vergangenen Saison. Wenn wir auf seine Shot Map blicken, sehen wir viele Abschlüsse aus dem Slot, von wo er auch all seine Saisontore erzielte. Allerdings sehen wir auch jede Menge Abschlüsse von Rechtsaußen, die nichts Zählbares einbrachten.

Quelle: nlicedata.com, Legende: gelb = Schuss auf´s Tor, grün = Tor

Doch was bedeutet sein Punkteschnitt für die DEL?

James Sheppard spielte vor seinem Wechsel nach Berlin ebenfalls in der NLA und kam dort auf 0,58 Punkte/Spiel. In der DEL konnte er seine Produktion auf 0,69 Punkte/Spiel steigern. In ähnlichen Regionen sollte sich auch Lapierre bewegen. 

Alles in allem lässt sich Lapierre wohl als einer dieser Art Spieler beschreiben, bei denen man froh ist, wenn sie in der eigenen statt in der gegnerischen Mannschaft spielen.

Gastbeitrag – Hannes`Analyse: Die Neuzugänge in der Analyse

Die Eisbären Berlin befinden sich zur Zeit in der Sommerpause, aber natürlich liegen Sie nicht auf der faulen Haut sondern bereiten sich auf die neue DEL-Saison vor. Die Verantwortlichen der Berliner arbeiten daran, eine schlagkräftige Truppe zusammenzustellen, die eine bessere Saison spielen soll, als es das Team in der vergangenen Saison getan hat. Dafür wurden schon einige Änderungen am Kader vorgenommen. Spieler mussten gehen und neue Spieler wurden verpflichtet. Doch auf beiden Seiten kann bzw. wird noch einiges passieren. Es könnten noch weitere Spieler gehen, neue Spieler werden aber auf jeden Fall noch kommen. Die bisher neu verpflichteten Spieler hat sich unser Gastautor Hannes von der Eisbären Sektion Nord mal genauer angeschaut und für uns analysiert: 

Wer sind die neuen Spieler der Eisbären? Warum wurden sie verpflichtet? Was sind ihre Stärken, was sind ihre Schwächen? Wir blicken einmal genauer hin.

Sebastian Dahm

Was anfangs durchaus überraschend als Gerücht durch die Medien geisterte, die letzten Tage aber immer konkreter wurde, wurde nun bestätigt: Sebastian Dahm komplettiert das Torhütergespann der Eisbären.
Warum anfangs überraschend? Auf der Torhüterposition gab es zwei Szenarien für die kommende Saison, die wahrscheinlich waren:

Kevin Poulin wird verlängert oder es wird als Ersatz eine neue, klare Nummer 1 verpflichtet

Das Experiment, mit dem Torhütergespann Cüpper/Franzreb in die Saison zu starten, wird wiederholt

Da mit Dahm keine klare Nummer 1 verpflichtet wurde, stellt sich die Frage, was mit Cüpper und Franzreb passiert. Beide haben noch Vertrag für die kommende Saison, es werden aber wohl kaum alle drei Torhüter in Berlin bleiben. Eine mögliche Option ist, mit Dahm und Cüpper in der DEL zu planen und die Starts zwischen beiden Goalies aufzuteilen. Das würde Maximilian Franzreb noch einmal die Möglichkeit geben, eine komplette Saison mit Förderlizenz in Weißwasser zu spielen und sich weiterzuentwickeln.

Aber zurück zu Dahm:

Der 32-jährige galt die letzten Jahre eigentlich als konstanter Goalie. Seit 2014/2015 kam er regelmäßig für die dänische Nationalmannschaft zum Einsatz und verzeichnete in der dänischen Liga, der EBEL und der DEL durchgängig Fangquoten von über 92% – mit Ausnahme der letzten Saison. Da die letzte Saison aber eine absolute Seuchensaison der Iserlohn Roosters war, sie stellten mit 189 Gegentoren die schlechteste Defensive der Hauptrunde, wäre es zu einfach, Dahms Leistung auf seine Fangquote von 89,73% und seine 3,68 Gegentore pro Spiel zu reduzieren.

Dahm ist auf eine gute Defensive angewiesen. Bei Schüssen aus dem Slot hatten in der vergangenen Saison nur vier DEL Goalies (Kuhn, Franzreb, Wölfl, Vogl) eine schlechtere Fangquote als er (79,88%). In einem durchaus soliden Unterzahlspiel der Iserlohn Roosters sticht allerdings auch seine 4on5 Fangquote von 89,57% hervor. Nur sechs DEL Goalies waren in dieser Disziplin besser als Dahm (Franzreb, Pettersson Wentzel, Strahlmeier, a.d. Birken, Hovinen, Niederberger).

Zu guter Letzt die Frage, ob Dahm eine besondere Stärke oder Schwäche in seinem Torhüterspiel hat. Dafür schauen wir uns an, wo er seine Gegentore kassiert hat.

Die Gegentore, die Dahm kassierte, sind gleichmäßig verteilt. Eine konkrete Schwäche ist hieraus nicht zu erkennen. Beim Sichten der Gegentore ist allerdings auffällig, wie anfällig die Defensive der Iserlohn Roosters für Querpässe direkt vor dem Tor war. Dahm kam häufig zu spät mit dem Push oder hatte Schwierigkeiten, nach dem Push die richtige Position zu finden. Mit einer kompakteren Defensive sollte diese Schwäche allerdings kompensierbar sein.

John Ramage

John Ramage ist der erste Saisonneuzugang, der direkt aus Nordamerika zu den Eisbären wechselt. Der 28-jährige spielte die letzten sechs Jahre in der AHL und kam dort in 384 Spielen auf 114 Punkte (31 Tore, 83 Assists). Über die Jahre steigerte sich allerdings seine offensive Produktion, so stellte er in der vergangenen Saison mit 31 Punkten (12 Tore, 19 Assists) in 74 Spielen seine persönliche Bestleistung auf. Zwölf seiner 19 Assists waren sogenannte Primary Assists, also direkte Torvorlagen.

Zur Einordnung, der Eisbärenverteidiger, der in der vergangenen Saison rein von den Stats her am ehesten mit Ramage vergleichbar war, ist Frank Hördler:

Der große Durchbruch blieb ihm in Nordamerika allerdings verwehrt. Er absolvierte zwei Spiele in der NHL, u.a. weil er mit 1,82m Größe als zu klein für die Liga galt, und absolvierte in der AHL nur ein einziges Playoffspiel.

Ramage gilt als solider 2-Wege-Verteidiger, der in der Defensive hart spielt, den Puck aber auch in der Vorwärtsbewegung gut führen kann. In diversen Mannschaften bekleidete er das Amt des Kapitäns oder des Assistants, sodass er durchaus in den Kreis der Führungsspieler rutschen kann, der lt. Stéphane Richer in der kommenden Saison erweitert werden soll. Als eine seiner größten Schwächen gilt seine Undiszipliniertheit.

Leo Pföderl

Pföderl kommt von den Nürnberg Ice Tigers und ist der wahrscheinlich bekannteste Neuzugang der Eisbären. Der Rechtsschütze wird zu Beginn der kommenden Saison 26 Jahre alt und kommt damit in das für deutsche Spieler wahrscheinlich beste Eishockeyalter. Seinen endgültigen Durchbruch schaffte er in der Saison 2014-15, als er erstmals über 25 Scorerpunkte in einer Saison machte. Seitdem punktet er durchgängig über 30x pro Saison, seine Bestleistung liegt sogar bei 48 Punkten in 52 Spielen in der Saison 2016-17.

15 seiner 17 Saisontore erzielte er aus dem Slot, neun sogar aus dem Inner Slot. Damit Pföderl auch in der kommenden Saison erfolgreich ist, bedarf es also Reihenpartnern, die ihn dort auch in Szene setzen können.

Von seinen 34 Punkten aus der vergangenen Saison erzielte er neun in Überzahl, sieben davon waren Tore. Er stand in der vergangenen Saison durchschnittlich 15:48 Minuten pro Spiel auf dem Eis, das ist vergleichbar mit dem Pensum von Brandon Ranford. Genau wie Ranford bekam Pföderl Eiszeit in Überzahl, aber nicht in Unterzahl.

Pföderl ist auf jeden Fall ein Mann für Reihe 1 oder 2. Spannend wird zu sehen sein, wie die drei offensivstarken Rechtsschützen Pföderl, Backman und Ortega auf die Reihen verteilt werden. Meine Vermutung: Pföderl wird seinen Platz neben Marcel Noebels und Louis-Marc Aubry finden.

Ryan McKiernan

McKiernan kommt von der Düsseldorfer EG und wird in der Defensive der Eisbären quasi 1:1 Micki DuPont ersetzen. Genau wie DuPont schießt McKiernan rechts und schaltet sich oft mit in die Offensive ein. Mit einer Größe von 1,82m und einem Gewicht von 91kg ist McKiernan etwas robuster als DuPont (1,77m, 79kg), allerdings konnte DuPont Situationen oftmals durch sein Stellungsspiel und seine schlittschuhläuferischen Fähigkeiten lösen.

Die letzte Saison von DuPont und McKiernan im Vergleich:

Hervorzuheben sind bei Ryan McKiernan die Primary Assists, also die direkten Torvorlagen. Mit einem Wert von 15 lag er ligaweit unter den Verteidigern auf Platz 2 hinter Mark Katic (Mannheim). Was bei den Primary Assists auffällt – bis auf einen (Pass von der eigenen blauen Linie zwischen die Verteidiger) gab er alle Assists innerhalb des offensiven Drittels. Drei Schema sind dabei zu erkennen:

Im Powerplay nimmt McKiernan die Position des linken Verteidigers ein, zieht mit Puckbesitz in die Mitte und bringt die Scheibe zum Abfälschen oder für den Rebound vor’s Tor

Im Powerplay nimmt McKiernan die Position des linken Verteidigers ein und bringt den Querpass Richtung rechten Bullykreis

Bei 5-gegen-5 ist McKiernans Platz bei eigenem Puckbesitz am rechten Bullykreis. Er zieht mit Puckbesitz außen am Gegenspieler vorbei und bringt den Pass scharf vor’s Tor

Grafisch sieht das Ganze wie folgt aus:

Gerade im Powerplay wird es spannend zu sehen sein, welche Position McKiernan einnimmt. DuPont war häufig zentral an der blauen Linie postiert um von dort den Schuss zu bringen oder den Puck auf die Halbpositionen zu verteilen. Die DEG spielte ein komplett anderes Powerplay-System, in dem McKiernan die linke Verteidigerposition bekleidete und rechts neben sich mit Alexander Barta einen rechts schießenden Stürmer hatte.

Fabian Dietz

Fabian Dietz ist der für viele bislang unbekannteste Neuzugang der Eisbären. Der 20-jährige erhält eine Förderlizenz und wird höchstwahrscheinlich einen Großteil der Saison beim Kooperationspartner Lausitzer Füchse verbringen. Dort spielte er in der vergangenen Saison auch seine erste DEL 2 Saison und erzielte in 49 Hauptrundenspielen 12 Tore und sechs Vorlagen. Hinzu kamen ein Tor und eine Vorlage in sieben Playoffspielen. Nach dem Abgang von Cedric Schiemenz könnte Dietz einer der Nachrücker sein, der im Falle von Verletzungen in den DEL Kader rückt.

Gastbeitrag – Hannes‘ Analyse: Maxi Adam – Warum ein Wechsel nach Wolfsburg für die Eisbären fataler wäre als für Adam

Unser Gastautor Hannes von der Eisbären Sektion Nord hat sich mal wieder hingesetzt und für uns ein paar Zeilen verfasst. Dieses Mal beschäftigt er sich mit Maximilian Adam und einen möglichen Wechsel nach Wolfsburg. Aber lest selbst:

Wie der Sportbuzzer der Wolfsburger Allgemeinen Zeitung bereits am 22.Januar berichtete, ist Maximilian Adam für die kommende Saison eine Option für die Verteidigung der Grizzlys Wolfsburg.

Sollte Adam tatsächlich nach Wolfsburg wechseln, wäre das ein Armutszeugnis für die Eisbären. Nach der aktuellen Saison ist klar, dass ein weiterer Umbruch von Nöten ist. Vor allem die Defensive muss sich schleunigst verjüngen.

Mit Micki DuPont (38), Frank Hördler (34), Danny Richmond (34), Jens Baxmann (33), Florian Kettemer (32) und Constantin Braun (30) stehen aktuell sechs Verteidiger im Kader, die die 30 Jahre überschritten haben. Nur die Iserlohn Roosters beschäftigen sogar sieben Verteidiger über 30 – und die stehen bekanntermaßen noch schlechter da als die Eisbären.
Durchaus möglich, dass einige der genannten in den nächsten zwei bis drei Jahren ihre Karrieren beenden werden.
Die Verträge von Jens Baxmann und Mark Cundari laufen am Ende der Saison aus. Baxmanns Vertrag wurde erst spät für die aktuelle Saison verlängert, Cundaris Zukunft ist durch seine schwere Knieverletzung fraglich, obwohl er mit sieben Punkten aus 14 Spielen durchaus auf Kurs war. Zu Constantin Brauns Zukunft lässt sich aufgrund seiner psychischen Probleme nur schwer etwas sagen.
In Summe sind dies vier bis fünf Plätze in der Defensive, die in den kommenden Jahren neu besetzt werden müssen. Maximilian Adam müsste hierfür eigentlich die erste Option sein.

Adams Werdegang zeigt die Möglichkeiten auf, die die Eisbären jungen Spielern für ihre Entwicklung geben können. Mit 14 kam er aus Weißwasser zum Schülerteam der Eisbären Juniors, gab mit 15 sein Debüt im DNL Team, kam mit 16 auf seine ersten Spiele beim damaligen Oberliga-Kooperationspartner FASS Berlin und mit 17 bereits zu seinen ersten drei DEL Einsätzen. Es folgte, hauptsächlich durch Verletzungssorgen im Profiteam, seine erste vollständige DEL Saison (2017/2018) eher er zwischen Berlin und dem DEL2 Kooperationspartner aus Weißwasser pendelte. Gerade seine Entwicklung in der DEL2 ist durchaus beeindruckend. Als 19-Jähriger machte er vergangene Saison 19 Punkte in 31 Spielen (0,61 Pkt/Spiel), diese Saison sogar neun Punkte in 11 Spielen (0,81 Pkt/Spiel). Hinzu kommt sein erstes DEL Tor im Spiel gegen Wolfsburg.

Eine richtige Rolle im Team konnten die Verantwortlichen für Maximilian Adam in dieser Saison noch nicht finden. In der Verteidigung spielte er bereits neben Micki DuPont, Florian Kettemer und Frank Hördler, allerdings wurde er auch oft als siebter Verteidiger – und zuletzt sogar wieder als Stürmer aufgestellt. So pendelte seine Eiszeit in den Spielen auch zwischen 34 Sekunden (Spieltag 24 gegen Mannheim) und fast 20 Minuten (17. Spieltag gegen Schwenningen). Nach Eiszeit in den Special Teams sucht man bei ihm fast vergeblich, nur in sieben von 37 Spielen bekam er bspw. relevante Eiszeit in Unterzahl. Wechselnde Partner, Einsätze im Sturm, schwankende Eiszeit, keine Special Teams, sporadische Einsätze in Weißwasser – so wenig Konstanz ist alles andere als förderlich für die Entwicklung eines noch immer erst 20-Jährigen.

Als Vergleich dazu kann man schauen, wie man es in Mannheim schafft, Moritz Seider, eines der größten Verteidigertalente Deutschlands, bereits mit 17 Jahren ins DEL Team einzubinden. Seider spielt bereits die komplette Saison (wenn er nicht gerade verletzt ist) neben Joonas Lehtivuori und bekommt regelmäßig seine Eiszeit, auch in Unterzahl.

Warum Wolfsburg keine schlechte Station wäre

Ein Wechsel Maximilian Adams nach Wolfsburg wäre für seine Entwicklung ein guter Schritt. Das zeigen zum Beispiel die Werdegänge von Kai Hospelt, Christopher Fischer oder zuletzt auch Fabio Pfohl und Björn Krupp. Alles Spieler, die spätestens mit 24 Jahren nach Wolfsburg kamen und sich dort zu Leistungsträgern entwickelt haben, bevor sie wieder zurück nach Mannheim oder Köln gewechselt sind.
Auf jeden Fall würde Maxi Adam seinen Platz in der Verteidigung Wolfsburgs sicher haben und sich damit auch wertvolle Eiszeit für seine Entwicklung sichern. In dieser Saison ist Torsten Ankert der Grizzly-Verteidiger, der mit knapp 19 Shifts und ca. 13,5 Minuten/Spiel am wenigsten spielt – das sind immer noch dreieinhalb Minuten mehr Eiszeit und 6 Shifts mehr pro Spiel als Maxi Adam bei den Eisbären. Außerdem wird der Platz von Björn Krupp frei, der in der kommenden Saison für Mannheim spielen wird und durchschnittlich sogar über 19 Minuten pro Spiel auf dem Eis stand.

Ein Wechsel nach Wolfsburg wäre für Adam also kein Beinbruch und wie die Vergangenheit zeigt, ist auch eine Rückkehr nach Berlin noch immer eine Option, wenn er sich in der Autostadt zu einem gestandenen DEL Profi entwickeln würde. Schöner wäre es natürlich, wenn die Eisbären ihrem Eigengewächs vertrauen würden und ihn in den Umbruch mit einplanen würden. Der Zeitpunkt dafür könnte jedenfalls nicht besser sein.

Gastbeitrag – Hannes‘ Analyse: Das Problem mit der Disziplin

Auch im neuen Jahr wird die erst kurz vor dem Jahreswechsel gestartete Gastbeitrag-Serie „Hannes‘ Analyse“ fortgesetzt. Im ersten Teil kümmerte sich Hannes um Sean Backman, warum es beim Torjäger der vergangenen Saison bisher nicht so läuft. Und wie Ihr sicher alle mitbekommen habt, fing Backman anschließend mit dem Tore schießen an.
Vielleicht klappt das ja auch mit dem Thema des zweiten Gastbeitrages von Hannes (diesmal mit freundlicher Unterstützung von Anne 😉 ), in dem es um das Problem mit der Disziplin geht. Hier kommen die Gedanken dazu von Hannes von der Eisbären Sektion Nord:

“Der Hauptgrund ist die Disziplin. Wir bekommen zu viele Strafen. Das geht schon so seit dem Beginn des Trainingscamps. In unseren Testspielen haben wir bereits zu viele Strafen kassiert und ich sagte dem Team, eines Tages wird es euch weh tun – und das war heute Abend”.

Dies waren die Worte von Ex-Coach Clement Jodoin nach der 3:5 Niederlage im CHL Auftakt gegen den EV Zug vom 31. August 2018, sie könnten aber auch vom letzten Spiel gegen Ingolstadt stammen.

Kaum eine Floskel wird im Eishockey so oft verwendet, wie “Wir müssen von der Strafbank wegbleiben”. Gibt man diese Aussage in die Google-Suche ein, bekommt man über 2.700 Ergebnisse angezeigt. Das Eine ist die Erkenntnis, dass die eigene Mannschaft zu viel Zeit auf der Strafbank verbringt, das Andere aber die Arbeit daran, die Anzahl der Strafzeiten zu verringern. Daran krankt es auch vier Monate nach dem ersten Pflichtspiel der Saison erneut bei den Eisbären.

Strafzeiten

Bereits 171 Unterzahlsituationen mussten die Eisbären in der aktuellen Spielzeit überstehen. Das sind die zweitmeisten der Liga. Nur die Iserlohn Roosters saßen häufiger auf der Strafbank.
Im Schnitt spielen die Eisbären 07:30 Minuten pro Spiel in Unterzahl. Nur zwei Teams spielen länger Unterzahl, Iserlohn und München.

Beide Teams kassierten ähnlich viele Strafen wie die Eisbären (Iserlohn eine mehr, München sechs weniger), spielen aber durch ein besseres Penalty Killing häufiger die vollen zwei bzw. fünf Minuten der Strafen aus. Zeit, die man in Unterzahl verbringt, ist in der Regel Zeit, in der man auch nur schwer ein eigenes Tor schießen kann. Den Eisbären verbleiben also im Schnitt nur 52:30 Minuten, um ein Tor zu schießen, während Nürnberg mehr als 54 Minuten Zeit hat. Klar, es gibt die Möglichkeit auch in Unterzahl Tore zu erzielen, haben Iserlohn (4) und München (7) auch getan, die Eisbären sind in dieser Spielzeit allerdings noch torlos in Unterzahl.

Auf der anderen Seite haben die Eisbären aktuell mit 18,95% das viertbeste Powerplay der Liga – sie spielen nur zu selten in Überzahl.

Blickt man auf die Differenz aus Powerplay- und Unterzahlsituationen, stehen die Eisbären mit dem drittschlechtesten Wert der Liga dar (153x Powerplay zu 171x Unterzahl).

Durch die hohe Differenz zwischen Unter- und Überzahlsituationen können die Eisbären die Strafzeiten auch nicht ausreichend kompensieren. Das Torverhältnis der Special Teams, also aus Über- und Unterzahl, beträgt +/- 0. Damit sind die Eisbären nur auf Platz 10 der Liga.

Nur durch ein solides, aber auch nicht überragendes Penalty Killing konnten die Eisbären den Schaden durch Strafen in Grenzen halten. Mit 84,21% liegen sie derzeit auf Platz sechs der Liga. Was das Team aber besonders hart trifft, ist der Punkt, dass von den momentan 27 Gegentoren, die man in Unterzahl kassiert hat, sieben sogenannte Game Winning Goals für den Gegner waren. Jedes vierte Gegentor in Unterzahl ist also statistisch maßgeblich verantwortlich für eine Niederlage, fast jede zweite Niederlage (7 von 15) resultierte aus einem Gegentor in Unterzahl. In dieser unrühmlichen Statistik führen die Eisbären zusammen mit Ingolstadt die Liga an.

Besserung war in Sicht – dann kam Richer

Clement Jodoin hatte anfangs Schwierigkeiten, die Disziplin des Teams in den Griff zu bekommen. Zu Beginn der Saison saßen die Eisbären teilweise im Schnitt mehr als 6x/Spiel auf der Strafbank. Doch anscheinend hatte er einen Weg gefunden, die Anzahl der Strafen zu reduzieren – und zwar konstant über die letzten 14 Spieltage seiner Amtszeit.

Unter Stephane Richer hat sich die Anzahl der Strafzeiten wieder deutlich erhöht, obwohl der Vergleich auf Grund der wenigen Spiele unter Richer noch mit Vorsicht zu genießen ist. Die Mannschaft sitzt seitdem Richer Chefcoach ist im Schnitt 5,4x pro Spiel auf der Strafbank. Und wenn das Penalty Killing auf einmal nicht mehr funktioniert, erlebt man ein Spiel wie am Sonntag gegen Ingolstadt. Von vier Powerplaysituationen nutzten die Panther drei, inklusive des Game Winning Goals von Darin Olver knapp vier Minuten vor Schluss. Daniel Fischbuchs messerscharfe Analyse: Man hätte von der Strafbank wegbleiben müssen.

Gastbeitrag: Hannes‘ Analyse

Einleitung:

Die Kritik an Mannschaft und Trainerteam nahm in den letzten Wochen drastisch zu und gipfelte in der Entlassung des Cheftrainers Clement Jodoin. Doch viele Kritikpunkte, gerade in den Kommentarspalten von Facebook und Co., sind unsachlich oder oberflächlich. Ich nehme dies als Anlass, einmal genauer hinzuschauen und mich zu fragen, warum es in der Mannschaft nicht so funktioniert wie gewünscht und was eigentlich von dieser Mannschaft zu erwarten ist. Den Start mache ich mit Sean Backman. Hier lagen die Erwartungen besonders hoch, da der teaminterne Topscorer der letzten Saison nicht in die Saison zu kommen scheint.

Sean Backman

Sean Backman war letzte Saison Topscorer der Eisbären. Doch diese Saison leidet der Kanadier unter akuter Ladehemmung. Wir haben uns auf die Suche nach den Gründen gemacht

      1. Schussquote und Schussposition

Backman gab bis dato in dieser Saison die zweitmeisten Schüsse auf das gegnerische Tor ab (86). Nur Micki DuPont schießt fast schon traditionell häufiger (99). Die Schussquote liest sich für einen vermeintlichen Topstürmer aber katastrophal. Bei einer Schussquote von 5,81% haben derzeit nur Buchwieser, Fischbuch und Smith als Stürmer mit mind. 15 gespielten Spielen eine schlechtere Schussquote als der letztjährige Toptorschütze. Hinzu kommt, dass Backman all seine Tore bisher im Powerplay geschossen hat.

Seine Schüsse gibt Backman hauptsächlich aus dem Slot ab, also aus dem Bereich direkt vor dem Tor, der als gefährlichster Bereich in der Angriffszone gilt. Die Aussagekraft der Schussquote wird nochmals deutlicher, wenn man bedenkt, dass bspw. Brandon Ranford ebenfalls einen Großteil seiner Schüsse und Tore aus dem Slot erzielt und hier eine Erfolgsquote von 15,87% aufweist. Dass sich Backmans Schussquote aber wieder annähernd auf die Quote aus der letzten Saison erhöhen wird, ist zu bezweifeln. In seiner Zeit in der AHL hatte er nicht eine Saison eine Schussquote von über 10%, in seiner ersten Saison für die Eisbären lag er aber bei über 14%.


2.Nick Petersen

Nick Petersen spielte in der letzten Saison eine tragende Rolle. Er war teamintern zweitbester Scorer der Hauptrunde und agierte in der Reihe mit Backman und Sheppard hauptsächlich als Spielmacher. Von Backmans 24 Toren bereitete Petersen 9 direkt vor. Sein Abgang hat ohne Zweifel ein Loch bei den Eisbären hinterlassen. Ein Blick auf die Zahlen verrät, dass aus der letztjährigen Paradereihe nur Backman strauchelt. James Sheppard hat diese Saison einen Punkteschnitt von 0,7 Pkt/Spiel (Vgl. 2017/2018 0,63 Pkt/Spiel). Bei ihm scheint es also im Gegensatz zu Sean Backman keine direkte Abhängigkeit zu Nick Petersen zu geben. Gleichzeitig konnte den beiden aber kein gleichwertiger Spielmacherersatz an die Seite gestellt werden. Weder MacQueen, noch Rankel, die in dieser Saison am häufigsten neben Sheppard und Backman gespielt haben, konnten Backman so in Szene setzen wie Petersen.

3. Wer ist der “echte” Sean Backman?

Als Anhänger der Eisbären ist man verwöhnt worden vom 2017/2018er Sean Backman. Da kommt jemand aus Nordamerika und wird prompt in der ersten Saison Topscorer des Teams. Umso heftiger ist die Kritik an ihm in dieser Saison. Doch ein Blick in Backmans AHL Jahre zeigen, dass er keinesfalls der Typ Scorer ist, als der er sich in seiner DEL Premierensaison präsentierte. Backman machte in der AHL im Schnitt 0,46 Pkt/Spiel. In seiner ersten DEL Saison verbuchte er 0,86 Pkt/Spiel. Mit den 0,41 Pkt/Spiel aus dieser Saison gleicht er sich also seinen AHL Werten an. Backmans Scoringeigenschaften unterlagen im Übrigen schon immer heftigen Schwankungen, so rangierte seine Punktausbeute zwischen 0,27 Pkt/Spiel (2011/2012 für die Bridgeport Sound Tigers) und 0,81 Pkt/Spiel (2015/2016 für die Ontario Reign). So schade es ist, wir werden uns wohl damit abfinden müssen, dass die vergangene Saison ein Ausreißer nach oben in der Karriere des Sean Backman war. Genauso gut ist es aber möglich, dass die aktuelle Saison ein Ausreißer nach unten ist. Man wäre sicherlich zufrieden, wenn Backman konstant 0,6 – 0,7 Punkte pro Spiel machen würde.

     4. Das Fazit

Backman hat für seine Verhältnisse in der vergangenen Saison overperformed. Seinen Platz in der Topreihe neben James Sheppard musste er konsequenterweise im ersten Spiel unter Stephane Richer abgeben, dort stürmten gegen Augsburg bereits Jamie MacQueen und Florian Busch, gegen die DEG rückte Fischbuch für Busch in die Reihe.

Im Powerplay bleibt Backman aber weiterhin eine Waffe, deswegen wird er weiterhin auch Eiszeit in den Special Teams, vor allem in Überzahl bekommen. Sollte seine Ausbeute im 5-gegen-5 aber weiterhin so dürftig sein, wird er sich langfristig, wie bereits gegen die DEG, in Reihe 3 oder 4 des Lineups wiederfinden.