Gastbeitrag: Hannes‘ Analyse

Einleitung:

Die Kritik an Mannschaft und Trainerteam nahm in den letzten Wochen drastisch zu und gipfelte in der Entlassung des Cheftrainers Clement Jodoin. Doch viele Kritikpunkte, gerade in den Kommentarspalten von Facebook und Co., sind unsachlich oder oberflächlich. Ich nehme dies als Anlass, einmal genauer hinzuschauen und mich zu fragen, warum es in der Mannschaft nicht so funktioniert wie gewünscht und was eigentlich von dieser Mannschaft zu erwarten ist. Den Start mache ich mit Sean Backman. Hier lagen die Erwartungen besonders hoch, da der teaminterne Topscorer der letzten Saison nicht in die Saison zu kommen scheint.

Sean Backman

Sean Backman war letzte Saison Topscorer der Eisbären. Doch diese Saison leidet der Kanadier unter akuter Ladehemmung. Wir haben uns auf die Suche nach den Gründen gemacht

      1. Schussquote und Schussposition

Backman gab bis dato in dieser Saison die zweitmeisten Schüsse auf das gegnerische Tor ab (86). Nur Micki DuPont schießt fast schon traditionell häufiger (99). Die Schussquote liest sich für einen vermeintlichen Topstürmer aber katastrophal. Bei einer Schussquote von 5,81% haben derzeit nur Buchwieser, Fischbuch und Smith als Stürmer mit mind. 15 gespielten Spielen eine schlechtere Schussquote als der letztjährige Toptorschütze. Hinzu kommt, dass Backman all seine Tore bisher im Powerplay geschossen hat.

Seine Schüsse gibt Backman hauptsächlich aus dem Slot ab, also aus dem Bereich direkt vor dem Tor, der als gefährlichster Bereich in der Angriffszone gilt. Die Aussagekraft der Schussquote wird nochmals deutlicher, wenn man bedenkt, dass bspw. Brandon Ranford ebenfalls einen Großteil seiner Schüsse und Tore aus dem Slot erzielt und hier eine Erfolgsquote von 15,87% aufweist. Dass sich Backmans Schussquote aber wieder annähernd auf die Quote aus der letzten Saison erhöhen wird, ist zu bezweifeln. In seiner Zeit in der AHL hatte er nicht eine Saison eine Schussquote von über 10%, in seiner ersten Saison für die Eisbären lag er aber bei über 14%.


2.Nick Petersen

Nick Petersen spielte in der letzten Saison eine tragende Rolle. Er war teamintern zweitbester Scorer der Hauptrunde und agierte in der Reihe mit Backman und Sheppard hauptsächlich als Spielmacher. Von Backmans 24 Toren bereitete Petersen 9 direkt vor. Sein Abgang hat ohne Zweifel ein Loch bei den Eisbären hinterlassen. Ein Blick auf die Zahlen verrät, dass aus der letztjährigen Paradereihe nur Backman strauchelt. James Sheppard hat diese Saison einen Punkteschnitt von 0,7 Pkt/Spiel (Vgl. 2017/2018 0,63 Pkt/Spiel). Bei ihm scheint es also im Gegensatz zu Sean Backman keine direkte Abhängigkeit zu Nick Petersen zu geben. Gleichzeitig konnte den beiden aber kein gleichwertiger Spielmacherersatz an die Seite gestellt werden. Weder MacQueen, noch Rankel, die in dieser Saison am häufigsten neben Sheppard und Backman gespielt haben, konnten Backman so in Szene setzen wie Petersen.

3. Wer ist der “echte” Sean Backman?

Als Anhänger der Eisbären ist man verwöhnt worden vom 2017/2018er Sean Backman. Da kommt jemand aus Nordamerika und wird prompt in der ersten Saison Topscorer des Teams. Umso heftiger ist die Kritik an ihm in dieser Saison. Doch ein Blick in Backmans AHL Jahre zeigen, dass er keinesfalls der Typ Scorer ist, als der er sich in seiner DEL Premierensaison präsentierte. Backman machte in der AHL im Schnitt 0,46 Pkt/Spiel. In seiner ersten DEL Saison verbuchte er 0,86 Pkt/Spiel. Mit den 0,41 Pkt/Spiel aus dieser Saison gleicht er sich also seinen AHL Werten an. Backmans Scoringeigenschaften unterlagen im Übrigen schon immer heftigen Schwankungen, so rangierte seine Punktausbeute zwischen 0,27 Pkt/Spiel (2011/2012 für die Bridgeport Sound Tigers) und 0,81 Pkt/Spiel (2015/2016 für die Ontario Reign). So schade es ist, wir werden uns wohl damit abfinden müssen, dass die vergangene Saison ein Ausreißer nach oben in der Karriere des Sean Backman war. Genauso gut ist es aber möglich, dass die aktuelle Saison ein Ausreißer nach unten ist. Man wäre sicherlich zufrieden, wenn Backman konstant 0,6 – 0,7 Punkte pro Spiel machen würde.

     4. Das Fazit

Backman hat für seine Verhältnisse in der vergangenen Saison overperformed. Seinen Platz in der Topreihe neben James Sheppard musste er konsequenterweise im ersten Spiel unter Stephane Richer abgeben, dort stürmten gegen Augsburg bereits Jamie MacQueen und Florian Busch, gegen die DEG rückte Fischbuch für Busch in die Reihe.

Im Powerplay bleibt Backman aber weiterhin eine Waffe, deswegen wird er weiterhin auch Eiszeit in den Special Teams, vor allem in Überzahl bekommen. Sollte seine Ausbeute im 5-gegen-5 aber weiterhin so dürftig sein, wird er sich langfristig, wie bereits gegen die DEG, in Reihe 3 oder 4 des Lineups wiederfinden.

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