Gastbeitrag – Hannes‘ Analyse: Das Problem mit der Disziplin

Auch im neuen Jahr wird die erst kurz vor dem Jahreswechsel gestartete Gastbeitrag-Serie „Hannes‘ Analyse“ fortgesetzt. Im ersten Teil kümmerte sich Hannes um Sean Backman, warum es beim Torjäger der vergangenen Saison bisher nicht so läuft. Und wie Ihr sicher alle mitbekommen habt, fing Backman anschließend mit dem Tore schießen an.
Vielleicht klappt das ja auch mit dem Thema des zweiten Gastbeitrages von Hannes (diesmal mit freundlicher Unterstützung von Anne 😉 ), in dem es um das Problem mit der Disziplin geht. Hier kommen die Gedanken dazu von Hannes von der Eisbären Sektion Nord:

“Der Hauptgrund ist die Disziplin. Wir bekommen zu viele Strafen. Das geht schon so seit dem Beginn des Trainingscamps. In unseren Testspielen haben wir bereits zu viele Strafen kassiert und ich sagte dem Team, eines Tages wird es euch weh tun – und das war heute Abend”.

Dies waren die Worte von Ex-Coach Clement Jodoin nach der 3:5 Niederlage im CHL Auftakt gegen den EV Zug vom 31. August 2018, sie könnten aber auch vom letzten Spiel gegen Ingolstadt stammen.

Kaum eine Floskel wird im Eishockey so oft verwendet, wie “Wir müssen von der Strafbank wegbleiben”. Gibt man diese Aussage in die Google-Suche ein, bekommt man über 2.700 Ergebnisse angezeigt. Das Eine ist die Erkenntnis, dass die eigene Mannschaft zu viel Zeit auf der Strafbank verbringt, das Andere aber die Arbeit daran, die Anzahl der Strafzeiten zu verringern. Daran krankt es auch vier Monate nach dem ersten Pflichtspiel der Saison erneut bei den Eisbären.

Strafzeiten

Bereits 171 Unterzahlsituationen mussten die Eisbären in der aktuellen Spielzeit überstehen. Das sind die zweitmeisten der Liga. Nur die Iserlohn Roosters saßen häufiger auf der Strafbank.
Im Schnitt spielen die Eisbären 07:30 Minuten pro Spiel in Unterzahl. Nur zwei Teams spielen länger Unterzahl, Iserlohn und München.

Beide Teams kassierten ähnlich viele Strafen wie die Eisbären (Iserlohn eine mehr, München sechs weniger), spielen aber durch ein besseres Penalty Killing häufiger die vollen zwei bzw. fünf Minuten der Strafen aus. Zeit, die man in Unterzahl verbringt, ist in der Regel Zeit, in der man auch nur schwer ein eigenes Tor schießen kann. Den Eisbären verbleiben also im Schnitt nur 52:30 Minuten, um ein Tor zu schießen, während Nürnberg mehr als 54 Minuten Zeit hat. Klar, es gibt die Möglichkeit auch in Unterzahl Tore zu erzielen, haben Iserlohn (4) und München (7) auch getan, die Eisbären sind in dieser Spielzeit allerdings noch torlos in Unterzahl.

Auf der anderen Seite haben die Eisbären aktuell mit 18,95% das viertbeste Powerplay der Liga – sie spielen nur zu selten in Überzahl.

Blickt man auf die Differenz aus Powerplay- und Unterzahlsituationen, stehen die Eisbären mit dem drittschlechtesten Wert der Liga dar (153x Powerplay zu 171x Unterzahl).

Durch die hohe Differenz zwischen Unter- und Überzahlsituationen können die Eisbären die Strafzeiten auch nicht ausreichend kompensieren. Das Torverhältnis der Special Teams, also aus Über- und Unterzahl, beträgt +/- 0. Damit sind die Eisbären nur auf Platz 10 der Liga.

Nur durch ein solides, aber auch nicht überragendes Penalty Killing konnten die Eisbären den Schaden durch Strafen in Grenzen halten. Mit 84,21% liegen sie derzeit auf Platz sechs der Liga. Was das Team aber besonders hart trifft, ist der Punkt, dass von den momentan 27 Gegentoren, die man in Unterzahl kassiert hat, sieben sogenannte Game Winning Goals für den Gegner waren. Jedes vierte Gegentor in Unterzahl ist also statistisch maßgeblich verantwortlich für eine Niederlage, fast jede zweite Niederlage (7 von 15) resultierte aus einem Gegentor in Unterzahl. In dieser unrühmlichen Statistik führen die Eisbären zusammen mit Ingolstadt die Liga an.

Besserung war in Sicht – dann kam Richer

Clement Jodoin hatte anfangs Schwierigkeiten, die Disziplin des Teams in den Griff zu bekommen. Zu Beginn der Saison saßen die Eisbären teilweise im Schnitt mehr als 6x/Spiel auf der Strafbank. Doch anscheinend hatte er einen Weg gefunden, die Anzahl der Strafen zu reduzieren – und zwar konstant über die letzten 14 Spieltage seiner Amtszeit.

Unter Stephane Richer hat sich die Anzahl der Strafzeiten wieder deutlich erhöht, obwohl der Vergleich auf Grund der wenigen Spiele unter Richer noch mit Vorsicht zu genießen ist. Die Mannschaft sitzt seitdem Richer Chefcoach ist im Schnitt 5,4x pro Spiel auf der Strafbank. Und wenn das Penalty Killing auf einmal nicht mehr funktioniert, erlebt man ein Spiel wie am Sonntag gegen Ingolstadt. Von vier Powerplaysituationen nutzten die Panther drei, inklusive des Game Winning Goals von Darin Olver knapp vier Minuten vor Schluss. Daniel Fischbuchs messerscharfe Analyse: Man hätte von der Strafbank wegbleiben müssen.

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