Anna-Maria Nickisch (Foto: Stefan Mittelstädt)
Jule (J) hat die Gelegenheit bekommen, mit einer Spielerin der Eisbären Juniors Frauen zu sprechen. Mit niemand geringerem als mit der Kapitänin selbst, nämlich mit Anna-Maria Nickisch (A)! Es gab viele Dinge, die ich über die Frauen gefragt habe, aber lest selbst.
Vorab: Die Mädels spielen am Samstag um 15 Uhr in der Mercedes-Benz Arena gegen den EC Bergkamen, lasst uns den Zuschauerrekord von 1.632 brechen und die Mädels ordentlich supporten! Verdient haben sie es so oder so 😉
J: Hallo Anna-Maria, wie geht’s dir?
A: Gut soweit, danke.
J: Wie seid ihr in die Saison gestartet?
A: Ziemlich gut, besser als erwartet. Im Sommer gab es viele Veränderungen, vor allem mit einem neuen Trainer. Das Training ist anders aufgebaut, es gibt jetzt mehr Taktik Einheiten. Zum vorherigen Team hat sich bis auf die AL kaum was verändert. Wir sind das jüngste Team in der Liga und haben uns als erstes Ziel die Weiterentwicklung gesetzt. Dadurch das wir noch so jung sind, machen wir uns keinen Druck. Die neuen Trainingsinhalte und Taktiken werden intensiv trainiert, inklusive Bully-Aufstellungen und Laufwege.
J: Wie sieht dein Leben neben dem Eishockey aus?
A: Ich bzw. wir verdienen leider kein Geld mit dem Eishockey. Seit August 2021 mache ich eine Ausbildung. Mein Tag besteht aus Aufstehen, Arbeit/Berufsschule, Training und Schlafen. Bei fast allen sieht der Alltag so aus, abgesehen von den Sportsoldatinnen, dazu später mehr.
J: Was könnt ihr dieses Jahr erreichen? Und wer wird deiner Meinung nach Meister?
A: Unser Ziel sind die Playoffs!
Meister könnten Memmingen oder Ingolstadt werden. Die haben beide starke Mannschaften, unter anderem stellen Ingolstadt und Memmingen die meisten Spielerinnen für die Nationalmannschaft.
J: Was kann man von euch bei einem Heimspiel erwarten?
A: Wir geben immer unser Bestes! Samstags ist im Welli meistens mehr los, als am Sonntag. Im Vergleich zu den Männern ist es bei uns deutlich taktischer, dafür weniger körperbetont, auch weil wir keine Checks fahren dürfen. Ansonsten ist das Fraueneishockey sehr ansehnlich, also kommt und schaut euch unsere Spielweise mal an!
J: Wie gefällt euch eure neue Hymne?
A: Anfangs waren wir skeptisch, aber mittlerweile gehört sie zu unserem Pre-Game-Ritual. Sie wird während des Warm-ups auf dem Eis und nach der Ansprache vor dem Spiel abgespielt. (gemeint ist hier „Geboren in Hohenschönhausen von Skamarley“)
J: Verdient ihr Geld mit dem Eishockey oder ist das „nur“ ein Hobby?
A: Wir verdienen leider kein Geld damit. Der monatliche Mitgliedsbeitrag von 40 Euro deckt Essen, Fahrten und Hotels für Auswärtsfahrten mit dem Bus. Unsere Helme, Handschuhe, Hosen und die offizielle Teamkleidung werden vom Verein gestellt.
J: Wie sieht die Situation im internationalen Vergleich aus?
A: International kann man mehr körperbetont spielen, während in Deutschland Checks eingeschränkt sind. Dort sind die „großen“ Nationen etwas im Vorteil, weil die die „Härte“ gewohnt sind. Wir würden auch gerne Checks in der DFEL fahren, wir wollen uns nicht so unterscheiden zu den Männern.
J: Wie ist die Situation im Fraueneishockey allgemein in Deutschland?
A: Es wäre cool, wenn mehr DEL und DEL2 Standorte Frauenmannschaften aufstellen würden, damit die Liga qualitativ besser wird. Eiszeiten sind in Ordnung, aber manchmal schwierig mit der Arbeit/Berufsschule etc. alles unter einen Hut zubekommen.
J: Es gibt ja sogenannte Sportsoldatinnen, kannst du mehr dazu erzählen?
A: Ja, es gibt, glaube ich, 14 Plätze für die Bundeswehr. Dort wird man frei gestellt für den Sport und darüber finanziert man sich dann. Einmal im Jahr gibt es einen Grundlehrgang, den alle Spielerinnen absolvieren müssen. Es wird ständig darüber diskutiert, ob es mehr Plätze geben sollte, für mehr Spielerinnen. Das hängt auch von der sportlichen Leistung ab, z.B. bei einem WM-Abstieg könnten 3-4 Plätze wieder abgezogen werden.
J: Das deutsche Fraueneishockey hat leider nicht so viel Aufmerksamkeit oder?
A: Nein leider nicht, aber der Deutschland Cup war gut, um mehr Aufmerksamkeit zu generieren! Es war super das die Männer und die Frauen jetzt zum ersten mal gemeinsam einen Cup ausgetragen haben.
J: Wie sah deine Jugendzeit aus?
A:Ich habe in Crimmitschau Eishockey spielen gelernt. Dort war ich meine komplette Jugendzeit bei den Jungs und hab viel gelernt. In der Kabine gab es zwischen uns keine Unterschiede. Man will auch keine extra Wurst, nur weil man eine Spielerin ist.
J: Gibt es Herausforderungen im Fraueneishockey?
A: Manchmal werden Frauen nicht so supported wie die Männer, gerade im Jugendbereich, wenn es keine eigene Frauenmannschaft gibt. Ist jedoch nicht bei allen Trainern so, aber auch solche Fälle gibt es dann, wo du nur auf die Bank gesetzt wirst und nicht spielen darfst. Hängt natürlich auch von deinem Skill ab, ob du spielen darfst oder nicht. Teilweise haben sich die Jungs nicht getraut mich zu checken, dabei hatte ich keine Angst davor.
J: Wie sieht die Unterstützung, abgesehen von den Fans, für das Team aus?
A: Wir haben, wie die Männer auch, einen Co-Trainer für die Defensive und unser Head Coach ist für die Offensive zuständig. Gelegentlich bekommen unsere Goalies ein Torwarttraining. Skills Coaches sind auch vorhanden, aber die sind auch eher selten mit uns auf dem Eis. Unser Athletiktrainer stellt uns alle 4 Wochen einen neuen Plan zusammen. Für die Physios reicht momentan unser Geld leider nicht aus.
Es war ein sehr angenehmer und schöner Nachmittag mit Anna-Maria. ALSO alle am Samstag in die Mercedes-Benz Arena. Wir sehen uns dort! Ich hoffe, euch hat das Interview gefallen!
Die Mädels brauchen dringend einen Physio, der sie das Spielwochenende betreut, aber lest gerne hier weiter worum es genau geht!
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Eure Jule