Die Generalprobe für den DEL-Saisonstart gegen München ist schief gegangen. Die Eisbären Berlin haben auch das vierte Gruppenspiel in der Champions Hockey League (CHL) verloren und bleiben damit mit einem Punkt Tabellenletzter in ihrer Gruppe. Am Ende unterlag man in Schweden bei Skellefteå AIK mit 3:5 (0:2,3:1,0:2) und hatte sich die Niederlage mal wieder selbst zuzuschreiben. Denn wenn man das erste Drittel derart verschläft, wird es am Ende schwer, noch etwas Zählbares mitzunehmen. Dafür reichen ein sehr gutes Mitteldrittel und ein durchwachsenes letztes Drittel eben nicht aus. Weder international noch in der DEL. Die Eisbären haben also noch einige Baustellen zu beheben.
Coach Serge Aubin hatte das selbe Personal wie in Tampere zur Verfügung, stellte aber ein bisschen um. In der Defensive bekam Jonas Müller mit Eric Mik einen neuen Partner an die Seite. Am Freitag war das noch Korbinian Geibel, der war heute siebter Verteidiger. Die beiden Top Reihen (Noebels/Pföderl/Clark – White/Boychuk/Fiore) blieben zusammen. Blaine Byron bekam die beiden Youngster Bennet Roßmy und Manuel Wiederer an seine Seite. Am Freitag waren es noch Eric Mik und Mark Zengerle. Während Mik wie bereits erwähnt wieder als Verteidiger spielte, rutschte Zengerle in die nominell vierte Reihe mit Sebastian Streu. Die Beiden waren die Angreifer Nummer Zehn und Elf in diesem Spiel. Im Tor begann heute Mathias Niederberger, welcher in Tampere noch auf der Bank saß.
Die Zielvorgabe war klar: Es musste ein Sieg nach regulärer Spielzeit her. Und das heute bei Skellefteå und auch in den nächsten beiden Duellen gegen den HC Lugano.
Aber die Schweden machten von Beginn an ordentlich Druck. Zwei Chancen wurden noch vergeben, die dritte saß dann aber. Rickard Hugg traf bei einem Zwei-auf-eins-Konter, entschied sich für den Abschluss und überwand Mathias Niederberger in der kurzen Ecke – 0:1 (2.). Ein denkbar schlechter Start für die Berliner, die es Skellefteå AIK aber auch zu einfach machten. Die Hausherren kamen zu einfach ins Angriffsdrittel, wurden nicht richtig angegriffen und bestraften das sofort.
Und die Eisbären fanden weiterhin überhaupt nichts ins Spiel, fanden die Zuordnung nicht und Skellefteå nutzt so etwas eiskalt aus. Adam Wilsby wurde am linken Bullykreis angespielt und sein Onetimer schlug im langen Eck ein – 0:2 (4.). Das ging für die Mannschaft von Serge Aubin einfach zu schnell.
Skellefteå mit einem aggressiven Forechecking, womit sie die Hauptstädter immer wieder zu Fehlpässen im Spielaufbau zwangen. Man hatte hier das Gefühl, als wären die Eisbären noch in der Kabine oder auf dem Weg zur Halle. Die Eisbären waren in allen Belangen unterlegen, waren läuferisch überhaupt nicht auf Augenhöhe mit den Gastgebern.
In der elften Minute hatte Filip Roos zu viel Platz im Angriffsdrittel, fuhr alleine auf Niederberger zu, doch der wehrte den Schuss ab. Roos ist übrigens Verteidiger von Beruf, war hinten aber überhaupt nicht beschäftigt und tauchte daher nun vorne alleine auf. Das sagte so ziemlich alles über das erste Drittel der Berliner aus…
Nur eine Minute später hatte Zach Boychuk mal eine Konterchance, aber er scheiterte an Strauss Mann. Nur wenige Augenblicke später kassierte Giovanni Fiore die erste Strafzeit der Partie. Powerplay also für die Gastgeber. Und die ließen die Scheibe gut laufen, setzten sich im Drittel der Eisbären fest und hatten auch gute Chancen. Einmal hatte man sogar das leere Tor vor sich, Rickard Hugg schaffte es aber nicht, die Scheibe im Tor zu versenken. Glück für die Berliner.
Als beide Teams nur vier Spieler auf dem Eis hatten, gab es die erste Drangphase der Berliner und auch eine dicke Chance durch Boychuck, der aber an Mann im Tor der Schweden scheiterte. Auf der Gegenseite stand Stefan Loibl auf einmal frei vor Niederberger, welcher den Schuss vom deutschen Nationalspieler aber entschärfen konnte.
So blieb es beim 0:2-Rückstand aus Sicht der Hauptstädter. Vor denen lagen nun noch 40 schwere Minuten, um doch noch eine Minimalchance auf das Achtelfinale in der CHL zu haben.
Im zweiten Drittel waren die Eisbären dann endlich anwesend und zeigten auch mal Gegenwehr. Nach einem gewonnenen Bully setzten sie gut nach und Bennet Roßmy kam zu einer guten Chance. Auch danach eine kleine Drangphase der Berliner. Doch das Tor machte Skellefteå. Stefan Loibl ließ Sebastian Streu alt aussehen, stand frei vor Niederberger und trickste diesen auch noch eiskalt aus – 0:3 (25.).
Doch die Eisbären machten unbeirrt davon weiter. Wieder setzten sie sich im Angriffsdrittel fest, die Scheibe kam hoch zu Nicholas B. Jensen, der einfach mal drauf hielt – 1:3 (25.). 52 Sekunden nach dem dritten Gegentor die perfekte Antwort der Berliner.
Und nur weitere 30 Sekunden später schlugen die Eisbären erneut zu. Nach einem gewonnenen Bully zog Jonas Müller ab, Giovanni Fiore fälschte ab und die Scheibe rutschte Strauss Mann durch die Schoner – 2:3 (26.). Robert Ohlsson, Coach von Skellefteå AIK, nahm daraufhin erst einmal eine Auszeit, um seine Spieler wieder wachzurütteln.
Auf einmal war hier wieder Spannung drin. Und die Chance zum Ausgleich bot sich, als Michael Kapla die erste Strafzeit für Skellefteå in diesem Spiel kassierte. Doch in Unterzahl hatten die Hausherren plötzlich die Konterchance, Rickard Hugg kam zum Abschluss, aber Mathias Niederberger war mit einem starken Save zur Stelle. Der war wichtig. Das Powerplay der Eisbären sorgte dagegen für keine große Gefahr.
Aber knapp sieben Minuten vor dem Ende des zweiten Drittels glichen die Eisbären tatsächlich aus. Giovanni Fiore setzte sich klasse gegen drei Schweden durch, kämpfte auch im Fallen weiter. Matt White kam ihm zur Hilfe und er war es letztendlich, welcher anschließend die Lücke fand und Goalie Strauss Mann anschoss und zum 3:3 traf – (34.).
Nun zogen die Eisbären das Tempo richtig an und kamen zu dicken Chancen, um sogar erstmals in Führung zu gehen. Wahnsinn, wie die Eisbären auf einmal hier auftraten. Skellefteå war davon sicherlich auch erst einmal komplett überrascht, denn nach vorne ging gar nichts mehr von den Schweden.
Was aber auch auffiel, die Berliner waren läuferisch im zweiten Drittel da, nahmen die Zweikämpfe an und teilten auch mal Checks aus. Und nach vorne spielte man sehr stark, kreierte gute Chancen und konnte davon bis zu diesem Zeitpunkt sogar drei nutzen.
Und hinten stand man kompakt und ließ auch bei einer Drangphase der Hausherren zum Ende hin kaum etwas zu. Man zeigte sich also stark verbessert nach dem katastrophalen ersten Drittel. Und so verdiente man sich den Spielstand von 3:3 nach dem zweiten Drittel. auch wenn man in den Schlusssekunden noch einmal Glück hatte, als Skellefteå nur das Lattenkreuz traf.
Im letzten Drittel ging es hin und her, beide Teams suchten immer wieder den Weg in die Offensive. Die Hausherren waren es aber, welche in der 46. Spielminute erneut in Führung gingen. Oskar Nilsson hatte von der blauen Linie abgezogen und Adam Mascherin fälschte den Puck unhaltbar für Mathias Niederberger ab – 3:4 (46.).
Und nur wenige Sekunden später kassierte Matt White die nächste Strafzeit für die Eisbären. Skellefteå also mit der Chance, direkt im Powerplay nachzulegen, aber das Penaltykilling der Eisbären mit guter Arbeit. Und zudem hatte Leo Pföderl zweimal die große Chance in Unterzahl zum Ausgleich. Die Gäste gaben hier also weiterhin nicht auf.
Aber sie schwächten sich weiter, denn knapp sieben Minuten vor dem Ende der regulären Spielzeit musste mit Frank Hördler der nächste Eisbär in die Kühlbox. Erneutes Unterzahlspiel also für die Eisbären. Doch aus diesmal überstanden sie dieses ohne große Mühe und hatten nun noch rund fünfeinhalb Minuten Zeit für den Ausgleich.
Doch so richtig konnte man sich nicht im Angriffsdrittel der Schweden festsetzen. Dann aber mal ein schönes Solo von Youngster Bennet Roßmy, der sich klasse bis vor das Tor tankte, aber im Abschluss kein Glück hatte. Aber Roßmy versuchte es mal.
Serge Aubin holte 42 Sekunden vor dem Ende seine Jungs nochmal zu sich, nahm die Auszeit, welche sein Co-Trainer Craig Streu führte. Der Coach suchte stattdessen das Gespräch mit Goalie Mathias Niederberger und gab ihm letzte Anweisungen.
Sieben Sekunden vor dem Ende sorgte Oskar Nilsson für die Entscheidung, er zog von der eigenen Grundlinie aus der Drehung heraus ab und entschied die Partie mit dem 5:3 endgültig. Damit verloren die Berliner auch das vierte Gruppenspiel in der CHL und haben somit nun kaum noch Chancen auf das Achtelfinale. Selbst zwei Siege zum Abschluss gegen den HC Lugano könnten nicht mehr reichen. Je nachdem wie Tampere und Skellefteå in den beiden Duellen spielen.
Erneut eine Niederlage, welche man sich selbst zuzuschreiben hat. In den ersten 20 Minuten war man gefühlt überhaupt nicht anwesend und das nutzte Skellefteå zur schnellen 2:0-Führung aus. Im Mitteldrittel hielt man endlich dagegen und kam zu Chancen, welche man am Ende auch nutzen konnte. Bei besserer Chancenverwertung wäre da sogar eine Führung nach 40 Minuten drin gewesen. Im letzten Drittel konnte man nicht wirklich an die zweiten 20 Minuten anknüpfen. Das Spiel war ausgeglichen, dann gelang den Hausherren der Führungstreffer und danach kam nicht mehr viel von den Eisbären. Zwar versuchte man es nochmal, aber so richtig überzeugend war das anschließend nicht mehr. Da hätte man sich ein Aufbäumen von den Leistungsträgern gewünscht, dass diese die Mannschaft nochmal pushen. Aber nichts passierte und dass es dann mit Bennet Roßmy ein Youngster war, der sich mal etwas traute, war letztendlich auch bezeichnend für das Spiel der Eisbären.
Und was für den Start in die DEL noch bedenklich stimmen sollte, ist die Defensivleistung. Denn man kassierte in vier CHL-Spielen satte 21 Gegentore. Das ist eines deutschen Meisters definitiv nicht würdig und könnte den Eisbären auch zum DEL-Start gegen Red Bull München zum Verhängnis werden. Denn bis zum Auftaktspiel am Donnerstag müssen die Berliner dringend an den Schwächen arbeiten. Und sie müssen es vor allem schaffen, 60 Minuten konstant ihr Spiel durchzuziehen. Machst du das nicht, hast du in jeder Liga der Welt Probleme. Vor allem aber international.
Dass das deutsche Eishockey international mithalten kann, beweisen die Adler Mannheim, Red Bull München und vor allem die Fischtown Pinguins Bremerhaven eindrucksvoll.