Aus im CHL-Viertelfinale: Die Eisbären Berlin haben auch das Rückspiel bei den ZSC Lions verloren. Am Ende unterlag man den Schweizern mit 4:5 (3:0,0:2,1:3) und verspielte dabei erneut wie im Hinspiel vor 13 Tagen eine 3:0-Führung. Dabei spielte man ein sehr starkes erstes Drittel, doch ab dem zweiten Drittel übernahmen die Gastgeber das Spiel und gewannen daher am Ende letztendlich auch verdient.
Eisbären-Trainer Serge Aubin hatte heute nur fünf Verteidiger zur Verfügung – aber aus einem erfreulichen Grund: Denn bei Markus Niemeläinen kündigt sich der Nachwuchs an, weshalb er verständlicherweise nicht mit dabei war. So verteidigten in Zürich Kai Wissmann/Jonas Müller und Korbinian Geibel/Eric Mik. Olivier Galipeau war der fünfte Verteidiger.
In der Offensive blieben die ersten drei Reihen gleich, nur in der vierten Reihe rückte Michael Bartuli in den Kader und stürmte dort an der Seite von Elias Schneider und Manuel Wiederer.
Die Ausgangslage war klar: Die Eisbären fuhren mit einem Tor Rückstand in die Schweiz, nachdem man das Hinspiel in Berlin trotz einer 3:0-Führung noch mit 3:4 verloren hatte. Wie man Zürich knacken kann, zeigten die Hauptstädter in den ersten 30 Minuten. Allerdings bekam man in den zweiten 30 Minuten dann auch seine Grenzen von den Schweizern aufgezeigt. Gelang den Eisbären heute der Coup in Zürich oder zogen die favorisierten Gastgeber ins CHL-Halbfinale ein?
Früh im Spiel gleich die dicke Chance für die Eisbären in Überzahl, welches ja in der CHL nochmal eine höhere Bedeutung hat, da dieses auch nach einem Tor weitergeht. Und die Berliner nutzten dieses Powerplay auch eiskalt aus. Man ließ die Scheibe sehr gut laufen und am Ende war es Kapitän Kai Wissmann, der zum 1:0 traf (3.). Damit hatten die Eisbären das Viertelfinalduell in dem Moment ausgeglichen und genau den Start erwischt, den man haben wollte.
Die Hauptstädter mit einem ganz starken Start. Defensiv verteidigte man mit enorm viel Leidenschaft und ließ Zürich kam mal gefährlich zum Abschluss kommen. Und Offensiv nutzte man direkt das erste Powerplay. Das zweite Powerplay folgte übrigens kurz vorm ersten Powerbreak, aber dieses blieb ohne ein weiteres Berliner Tor.
Die Gastgeber durften ihrerseits dann Mitte des Auftaktdrittels erstmals in Überzahl ran, aber auch dort ließen die Eisbären Zürich nicht in Spiel kommen und überstanden die erste Unterzahl ohne Gegentor. Kaum wieder komplett legten die Berliner das zweite Tor nach. Blaine Byron brachte die Scheibe von links Richtung Tor, wo Manuel Wiederer die Kelle in den Schuss hielt – 2:0 (13.). Was für ein Start der Eisbären, aber man war ja gewarnt aus dem Hinspiel, als man sogar mit 3:0 führte. Doch Stand jetzt standen die Berliner im CHL-Halbfinale.
Zum Drittelende hin die Eisbären mit einer Strafzeit wegen zu vieler Spieler auf dem Eis, was den Hausherren die große Chance brachte, hier endlich einen Fuß in dieses Rückspiel zu bekommen. Aber es blieb weiterhin dabei, dass die Berliner nichts Gefährliches von Zürich zu ließen.
Auf der Gegenseite folgte dann der große Auftritt von Freddy Tiffels, der einen Verteidiger klasse aussteigen ließ und am Ende eiskalt abschloss – 3:0, drei Sekunden vor dem Ende. Was für ein erstes Drittel der Eisbären Berlin!
28 Sekunden war das Mitteldrittel alt, da schlug Zürich direkt zurück. Jesper Frödén staubte erfolgreich zum 3:1 ab (21.). Damit lagen die Eisbären in der Gesamt-Addition nur noch einen Treffer vorne. Es blieb also weiterhin sehr spannend in diesem CHL-Viertelfinalrückspiel.
Die Berliner wirkten keinesfalls geschockt und hielten gut dagegen. Mit ihrem aggressiven Forechecking schafften sie es, Zürich immer mal wieder vom eigenen Tor fernzuhalten. Und vorne erspielte man sich in der Folge zwei richtig gute Möglichkeiten. Leider konnte man diese nicht nutzen, dass hätte die Nerven aller Beteiligten etwas beruhigt.
Kurz vorm ersten Powerbreak im zweiten Drittel die Gastgeber mit einer richtig guten Drangphase und guten Möglichkeiten, die Eisbären überstanden diese brenzlige Phase zum Glück ohne ein weiteres Gegentor.
Die Eisbären schafften es immer seltener für Entlastung zu sorgen. Einmal kam man aber auch mal wieder zum Abschluss, doch Leo Pföderl scheiterte mit einer richtig guten Chance. Solche Chancen hatten aber eher Seltenheitswert im Mitteldrittel.
Nach dem zweiten Powerbreak im zweiten Drittel drohte wieder Gefahr, denn Zürich war erneut in Überzahl. Bis auf zwei kleinere Situationen überstanden die Eisbären diese Unterzahl aber ohne größere Gefahr. Was wichtig in dieser Phase des Spiels war.
Doch der Druck der Hausherren wurde immer größer und die Eisbären mussten richtig hart arbeiten und dagegenhalten. Es war nun das erwartet schwere Rückspiel in Zürich. Und exakt 100 Sekunden vor dem Drittelende verkürzte Justin Sigrist auf 2:3 und glich somit insgesamt in diesem Duell aus (39.). Mit einer knappen 3:2-Führung für die Eisbären ging es anschließend in die zweite Drittelpause. Spannung pur hier in der Schweiz.
Traumstart ins Schlussdrittel für die Eisbären. Jonas Müller mit dem Auge für Blaine Byron und der netzte vor dem Tor stehend zum 4:2 ein (43.). Doch die Zwei-Tore-Führung hielt nur ganze 22 Sekunden, denn dann schlug Zürich durch Juho Lammikko wieder zurück – 4:3 (43.). Was für ein Krimi in der Schweiz!
Danach entwickelte sich ein munterer Schlagabtausch, in dem es hin und her ging. Beide Teams suchten immer wieder den Abschluss. Einmal musste Jake Hildebrand in letzter Sekunde eingreifen, um den Ausgleich in dieser Partie und den Rückstand insgesamt zu verhindern.
Mitte des letzten Drittels gelang dann Zürich aber der Ausgleich. Sven Andrighetto verlud Jake Hildebrand zum 4:4 und schoss seine Mannschaft damit in Führung in diesem Viertelfinale (50.).
Nun waren die Eisbären wieder gefordert, wollten man hier noch das Halbfinale erreichen. Aber zunächst einmal musste man direkt danach in Unterzahl spielen, da Olivier Galipeau genau in der Szene sich eine vollkommen unnötige Strafzeit einhandelte. Zum einen fehlte er mitten in der Szene zum Gegentor und eben jetzt direkt danach. Die Eisbären überstanden diese Unterzahl aber zum Glück ohne weiteres Gegentor.
Die Eisbären mussten in der Folge hinten aufmachen, was Zürich zu nutzen wusste. Eiskalter Konter der Hausherren, an deren Ende Derek Grant zum 5:4 einnetzte (54.). Nun lagen die Gastgeber mit zwei Toren in der Gesamt-Addition vorne. Die Aufgabe für die Berliner wurde also immer schwerer.
Und die Hauptstädter hatten nichts mehr zu verlieren, weshalb Trainer Serge Aubin 4:28 Minuten vor dem Ende seinen Goalie Jake Hildebrand zu Gunsten eines sechsten Feldspielers vom Eis nahm. Doch den Eisbären fiel mit einem Mann mehr nicht viel ein, allerdings stand Zürich defensiv auch sehr kompakt und machte die gefährlichen Räume sehr gut zu. Zürich vergab in der Folge einige Male noch das leere Berliner Tor, somit blieb es am Ende bei der knappen 4:5-Niederlage für die Eisbären.
Damit endete die CHL-Reise für die Hauptstädter, die hadern dürften, weil man es erneut nicht schaffte, eine 3:0-Führung gegen Zürich über die Zeit zu bringen. Auch der Traumstart ins letzte Drittel gab nicht den nötigen Rückenwind. Am Ende waren die Schweizer eben doch die eine Klasse besser und bestraften jeden Fehler der Berliner eiskalt. Und doch wäre mehr drin gewesen…
Was bleibt am Ende? Den Eisbären Berlin zu danken für eine überragende CHL-Saison, welche erst im Viertelfinale ihr Ende fand. Und damit haben nur die aller wenigsten vor Saisonbeginn gerechnet. Die Berliner zeigten aber vom ersten Spiel an, dass sie die CHL diesmal ernst nehmen würden und das merkte man – mit Ausnahme vom Spiel in Fribourg – in jedem Spiel. Diese Europapokalsaison hat so viel Spaß gemacht, vor allem die Heimspiele im Welli, den wir alle wieder zum Beben gebracht haben. Allen voran aber für mich auch das Spiel in Sheffield. Also liebe Eisbären, heute dürft ihr noch traurig und enttäuscht sein. Aber morgen blickt ihr mit Stolz auf diese CHL-Saison zurück. Wir sind jedenfalls sehr stolz auf euch!