Der Kapitän geht nach 17 Jahren von Board, ihm folgen gleich fünf weitere Abgänge – Goalie Mathias Niederberger kehrt zu den Eisbären Berlin zurück

In dieser Woche war einiges los bei den Eisbären Berlin. Am Mittwoch wurde der Abgang vom langjährigen Kapitän André Rankel bekannt gegeben, am Donnerstag vermeldete der Hauptstadtclub die Rückkehr von Torhüter Mathias Niederberger und am Freitag gab man neben Rankel fünf weitere Abgänge bekannt. Neben der EHC-Legende werden auch die drei Torhüter Sebastian Dahm, Justin Pogge und Marvin Cüpper, Verteidiger Florian Kettemer und Stürmer Louis-Marc Aubry in der kommenden Saison nicht mehr das Trikot mit dem Eisbären-Kopf tragen.

Verlässt die Eisbären Berlin nach 17 Jahren: André Rankel (Foto: eisbaerlin.de/jasmin und walker)

Die mit Abstand emotionalste Nachricht war dabei aber zweifelsohne der Abgang von Kapitän André Rankel, der 17 lange Jahre für die Eisbären Berlin gespielt hat und dabei zur goldenen 1985er-Generation zählte. Jene Generation, welche die glorreichen Zeiten maßgeblich prägten. In seinen 17 Jahren in Berlin holte die Nummer 24 alle sieben Meisterschaften mit den Eisbären, wurde Pokalsieger und European-Trophy-Sieger. Rankel absolvierte 865 Spiele für die Hauptstädter, erzielte dabei 247 Tore und ist somit Rekord-Torschütze der Berliner. Zudem bereitete Rankel auch 270 Tore vor, kommt somit auf satte 517 Scorerpunkte.

Dass diese Geschichte mal so lange werden würde, hatte damals im Jahre 2003 wohl niemand gedacht, schließlich kam André Rankel aus dem Westen, vom Lokalrivalen Berlin Capitals. Damit hattest du automatisch einen schlechten Stand im Ostteil dieser Stadt. Er selbst blickte im Gespräch mit Pressesprecher Daniel Goldstein noch einmal auf seine Anfangszeit in Hohenschönhausen zurück:

Definitiv, ich hatte wirklich gute Trainer, da braucht man nicht drüber zu reden. Pierre Pagé hat uns junge Spieler gut gefördert, manchmal auch überfördert. Don Jackson habe ich unheimlich viel zu verdanken als Trainer. Aber es gibt wirklich ein Trainer und ich glaube, da braucht man nicht drum rum reden, das ist Hartmut. Ich war das erste Jahr hier, ich war der Junge aus dem Westen. Ich hatte es nicht leicht bei ihm, ich hatte wirklich ein Jahr lang zu kämpfen. Und irgendwann kam der Punkt, wo er anscheinend was in mir gesehen hat, was jetzt zudem geführt hat, weshalb wir jetzt hier sitzen.

André Rankel hat in seiner Zeit in Berlin bleibenden Eindruck hinterlassen. Er hatte einen großen Anteil an den sieben Meisterschaften und war zudem Mitglied der legendären „RUM-Reihe“ um ihn, Stefan Ustorf und T.J. Mulock. Für Rankel die beste Reihe, in der er je gespielt hat. Da kamen auch nicht die beiden NHL-Stars Claude Giroux und Danny Brieré heran. Und das hat was zu heißen.

Seine punktbeste Saison spielte er im letzten Meisterjahr der Eisbären Berlin in der Saison 2012/2013. In jener Saison war er nach zwei Jahren als Assistenzkapitän erstmals Kapitän der Berliner und sollte dies bis zu seinem Abgang in dieser Saison auch bleiben. Damals absolvierte er 48 Hauptrundenspiele, in denen er 20-mal traf und 34 weitere Treffer vorbereitete. In 13 Playoff-Spielen kamen noch einmal vier Tore und zehn Assists hin zu. Seine besten Playoffs spielte Rankel in der Saison 2010/2011, wo er in zwölf Spiele neunmal traf und zudem auch neun weitere Treffer vorbereitete.
In den drei Spielzeiten danach scorte André Rankel weiterhin 30 und mehr Scorerpunkte, danach fiel seine Statistik merklich an. Was aber auch daran lag, dass sich seine Rolle im Team mit der Zeit verändert hatte und es schlussendlich nun dazu geführt hat, dass der Kapitän nach der abrupt beendeten Saison 2019/2020 die Eisbären Berlin verlassen wird. Den Grund dafür nannte er natürlich im Gespräch mit Daniel Goldstein auch:

Ich hätte gerne meine Karriere hier beendet, weil der Verein mir wirklich am Herzen liegt. Es ist für mich wirklich sehr schwer vorstellbar, irgendwo anders Eishockey zu spielen, aber im Endeffekt wurde mir diese Entscheidung jetzt abgenommen. Ich werde nächstes Jahr nicht mehr für die Eisbären spielen. Für mich persönlich ist es auch so, dass die sportliche Situation, die Rolle, die ich jetzt gerade dieses Jahr im Team hatte, dass ich damit nicht mehr glücklich war. Ich habe es wirklich gemacht, weil ich gemerkt habe, dass wir als Mannschaft unglaublich erfolgreich sein können dieses Jahr. Weil ich wirklich was gespürt habe, was ich bei den sieben Meistertiteln gespürt habe. Ich für mich persönlich war auch nicht mehr glücklich mit der rein sportlichen Situation. Die Eisbären sind ein unheimlich toller Verein, dem ich wirklich viel zu verdanken habe. Daran werde ich mich immer erinnern.

Und auch wir Fans werden André Rankel nie vergessen, prägte er doch die besten Zeiten des Vereins maßgeblich mit und so ist es auch mehr als verdient, dass sein Trikot mit der Nummer 24 unter die Hallendecke der Arena am Ostbahnhof kommt und im Verein nie mehr vergeben wird. Denn André Rankel ist und bleibt eine lebende Eisbären-Legende.

Auf dem Weg zu einer möglichen Legende in der Hauptstadt könnte Mathias Niederberger sein. Der

Hier noch im Trikot der DEG, im nächsten Jahr dann wieder im Eisbären-Trikot zu sehen: Goalie Mathias Niederberger (Foto: eisbaerlin.de/walker)

Nationaltorhüter kehrt zur kommenden DEL-Saison in die Hauptstadt zurück und könnte dort zum absoluten Publikumsliebling werden. Der war er schon einmal in der Spielzeit 2014/2015, wo er erstmals in Berlin aktiv war und damals elf Spiele für die Eisbären absolvierte, in denen er einen Gegentorschnitt von 2,64 pro Spiele und eine Fangquote von 91 Prozent aufwies.
Danach führte sein Weg weiter zur Düsseldorfer EG, wo er sich zum Top-Goalie und inzwischen besten Torhüter der DEL entwickelt hat. Mit Ausnahme einer Saison lag seine Fangquote stets bei mindestens 91 Prozent. In der abgelaufenen Saison waren es sogar starke 93 Prozent.
In einer Medieninformation der Eisbären Berlin äußerte sich der alte, neue Goalie der Berliner zu Wort:

Die Eisbären haben früh deutliches Interesse gezeigt und mir damit ein gutes Gefühl gegeben. Ich habe tolle Erfahrungen gemacht, als ich das erste Mal bei den Eisbären war. Berlin ist ein Traditionsclub, der erfolgreich und ambitioniert ist und somit sehr gut zu mir passt. Ich bin voller Vorfreude und bin gespannt darauf, was die Zukunft in Berlin für mich bereithält.

Bleibt nur zu hoffen, dass auf der so wichtigen Torhüter-Position nun Ruhe bei den Eisbären Berlin einkehrt. Denn nach Rob Zepp und Petri Vehanen hatte man es bisher nicht geschafft, eine neue etatmäßige Nummer Eins zu finden. Kevin Poulin konnte zwar überzeugen, war aber wohl menschlich sehr schwierig gewesen. Sebastian Dahm und Justin Pogge konnten in dieser Saison auch nicht restlos überzeugen. Maximilian Franzreb hat man einfach zu selten das Vertrauen und Eiszeit geschenkt. Und Marvin Cüpper wurden seine vielen Verletzungen zum Verhängnis. Sonst hätte Cüpper durchaus das Zeug zur Nummer Eins in der DEL gehabt.
Mit Niederberger könnten die Eisbären nun wieder langfristig auf der Torhüter-Position top besetzt sein. Jedenfalls ist der ehemalige DEG-Goalie der beste Torhüter der Liga und hat einen mehrjährigen Vertrag in der Hauptstadt unterschrieben.

Blieben noch die beiden Abgänge von Florian Kettemer und Louis-Marc Aubry, welche bei den Fans Trauer hinterließen. Aubry kam zur Ende der Hauptrunde der Saison 2016/2017 an die Spree. In seiner Zeit entwickelte sich die Nummer 41 zum Publikumsliebling in Berlin. Aubry kommt auf 134 Hauptrundenspiele für die Eisbären, in denen 36 Tore erzielte und 52 weitere Tore vorbereitete. In den Playoffs kamen nochmal 35 Spiele hinzu, in denen er 12-mal traf und 15 Torvorlagen lieferte. Insgesamt also eine starke Bilanz von Louis-Marc Aubry in seiner Zeit in Berlin.

Verschob sein Karriereende und folgte dem Ruf der Eisbären. Am Ende wurden es zwei tolle Jahre in der Hauptstadt: Florian Kettemer (Foto: eisbaerlin.de/walker)

Und dann hätten wir da noch Florian Kettemer, der von den Eisbären Berlin sozusagen aus dem Ruhestand geholt wurde. Vor der Saison 2018/2019 hatten die Berliner Notstand in der Verteidigung, weshalb man „Ketti“ einen viermonatigen Probevertrag gab. Doch Kettemer schlug voll ein, wurde zum Publikumsliebling und so durfte er bis zum Saisonende und darüber hinaus bleiben. In 88 Hauptrundenspielen kommt er auf elf Tore und 22 Torvorlagen. In acht Playoff-Spielen kommt nochmal ein Assist hinzu. In der vorletzten Saison entpuppte sich der Verteidiger zudem noch als Penalty-Monster, war es doch meist die Nummer 69 der Eisbären, welcher das Penaltyschießen zu Gunsten der Hauptstädter entschieden hatte.
In der vorletzten Saison hatte er unter den Trainern Clément Jodoin und Stéphane Richer eine offensivere Rolle, weshalb im zehn Treffer gelangen. Unter Serge Aubin hatte Kettemer nun aber eine defensivere Rolle, weshalb seine Torproduktion verständlicherweise zurückging. Was leider einige Fans vergessen hatten, als sie ihn während der Saison als schlechten Verteidiger im Vergleich zur Vorsaison betitelten. Dabei war seine +/- Bilanz im Vergleich zur Vorsaison (-3) mit +12 deutlich besser.
In beiden Jahren war er jedoch stets einer der Leistungsträger im Team der Eisbären. Im Gespräch mit Daniel Goldstein blickte Florian Kettemer nochmal auf seine zwei Jahre in Berlin zurück:

Es hat super viel Spaß gemacht, sonst wären es nicht zwei Jahre geworden. Wenn ich jetzt zurückblicke, es waren zwei Jahre, es hätten eigentlich vier Monate sein sollen als Aushilfe. Ja und ich hatte dann so viel Spaß oder hab mich ganz neu entdecken können, neuen Spaß gefunden. Es waren zwei super Jahre. Speziell im ersten Jahr haben die Trainer mir ein anderes Vertrauen gegeben und mich quasi eine andere Position spielen lassen, offensiver. Ja, es hat super Spaß gemacht, Tore zu schießen und war auch wichtig für mich persönlich, diese Erfahrung zu machen. Das hat natürlich dazu beigetragen, dass ich auch hier geblieben bin und nochmal ein Jahr drangehängt und gespielt habe. Ich habe es sehr genossen.

Für alle sechs Spieler, die die Eisbären Berlin jetzt verlassen haben gilt: Wir werden Sie niemals vergessen und danken Ihnen für die tolle Zeit in Berlin und für Alles, was Sie für den Verein geleistet haben. Allen voran André Rankel, den wir vielleicht nach seiner Karriere noch einmal in irgendeiner anderen Funktion im Verein sehen könnten. Das wäre doch der ideale Start in seine Karriere nach der Karriere!

Die Eisbären Berlin in der Saison 2018/2019: Viele Tiefen, wenig Höhen, viele Baustellen

Seit vergangenem Freitag ist die DEL-Saison 2018/2019 für die Eisbären Berlin vorbei. Im Playoff-Viertelfinale scheiterte man wie in den beiden Jahren zuvor am EHC Red Bull München. Nach sechs Spielen war Endstation gegen den Deutschen Meister der vergangenen drei Jahre. Und mehr wäre auch einfach nicht verdient gewesen nach einer Saison, in der es weitaus mehr Tiefen als Höhen gab und welche sehr viele Baustellen hinterlässt. Ein großer Umbruch im Team der Berliner ist unausweichlich, nur bleibt die Frage, ob er auch wirklich kommen wird. Wir blicken noch einmal zurück auf die abgelaufene Spielzeit des Hauptstadt-Clubs. 

Hatten sich die Hauptstädter in den letzten Jahren rein vom Ergebnis her immer steigern können, so kam in dieser Spielzeit der große Rückschritt. In der Saison 2014/2015 scheiterte man bereits in den Pre-Playoffs an Nürnberg (1:2-Siege), in der Saison 2015/2016 kam man bis ins Viertelfinale, zog dort aber gegen Köln in sieben Spielen den kürzeren. Ein Jahr später, in der Saison 2016/2017, erreichte man dann das Halbfinale, wo aber nach fünf Spielen gegen München Endstation angesagt war. Und in der vergangenen Saison erreichten die Eisbären erstmals seit 2013 mal wieder die Finalspiele in der DEL, aber man scheiterte in sieben Spielen an München.
Rein statistisch gesehen hätte also in der am Freitag abgelaufenen Spielzeit die achte Meisterschaft am Ende herausspringen müssen. Doch dieses Ziel verfehlten die Eisbären deutlich und es wäre auch nicht verdient gewesen. Aber auch wenn man sich in den vergangenen Jahren vom Ergebnis her immer gesteigert hatte, spielerisch gab es bereits da schon viele Baustellen im Team der Eisbären, nur wurde man vom Erfolg geblendet und hatte daher auf größere Umbrüche verzichtet.

Vor der Jubiläumssaison der Deutschen Eishockey Liga gab es fünf Abgänge beim Hauptstadtclub. Die schmerzhaftesten waren mit Sicherheit die von Torhüter Petri Vehanen, der seine Karriere beendete und der von Top-Stürmer Nick Petersen, der sich Klagenfurt anschloss. Zudem verließen Verteidiger Blake Parlett (Kunlun Red Stars/KHL) sowie die Stürmer Sven Ziegler (Straubing) und Rihards Bukarts (Schwenningen) die Eisbären nach der Saison 2017/2018.

War ein Hauptgrund dafür, dass die Eisbären am Ende doch noch die Playoffs erreichten: Kevin Poulin (Foto: eisbaerlin.de/walker)

Die große Frage vor der neuen Saison war diese gewesen, wer in die großen Fußstapfen von Petri Vehanen treten würde. Die Eisbären entschieden sich, auf das junge deutsche Torhüter-Duo Marvin Cüpper und Maximilian Franzreb zu setzen. Doch daraus wurde nichts, da sich Cüpper verletzen sollte und die Eisbären so gezwungen waren, doch noch einmal auf der Torhüterposition nachzulegen. Sie verpflichteten Kevin Poulin (s. Foto links), was sich im Nachhinein als absoluter Glücksgriff entpuppen sollte. Denn ohne die sensationellen Paraden der Nummer 40 wären die Eisbären wohl schon Anfang März nach Ablauf der Hauptrunde in die Sommerpause gestartet. Poulin sicherte den Eisbären im Saisonverlauf so manchen wichtigen Punkt und Sieg, hatte also großen Anteil an der Qualifikation für die Playoffs. Auch in den Playoffs hatte Poulin überragende Werte und zudem gelangen ihm in der Serie bei den beiden Siegen gegen München zwei Shutouts.

In der Defensive verpflichtete man Mark Cundari aus Augsburg, der mit vielen Vorschuss-Lorbeeren nach Berlin kam. Doch diesen konnte er, auch verletzungsbedingt, nie gerecht werden. Am Ende absolvierte Cundari 14 Spiele, in dem ihm drei Tore und vier Vorlagen gelangen. Seine Werte in Augsburg waren da komplett andere gewesen, weshalb man den Defender auch unbedingt nach Berlin holen wollte.
Und dann wäre da noch Florian Kettemer (s. Foto rechts), der nach der Meisterschaft mit München im

Verschob sein Karriereende und folgte dem Ruf der Eisbären: Florian Kettemer! Am Ende war er einer der Leistungsträger in einer insgesamt enttäuschenden Saison der Eisbären Berlin. (Foto: eisbaerlin.de/walker)

vergangenen Jahr eigentlich seine Karriere beendet und die Schlittschuh an den berühmt berüchtigten Nagel gehangen hatte. Aber wenn die Eisbären rufen, dann kann auch ein Kettemer nicht nein sagen. So wurde die Nummer 69 zunächst mit einem Probevertrag ausgestattet, welchen die Berliner erst kurz vor Ablauf verlängern sollten. Und diese Verlängerung war längst überfällig gewesen, war Kettemer doch einer der wichtigsten Leistungsträger in einer enttäuschenden Eisbären-Saison. 37 Spiele absolvierte Kettemer für Berlin, auch er war zwischenzeitlich verletzungsbedingt ausgefallen. 19 Scorerpunkte sammelte Kettemer in diesen Spielen, traf zehnmal und bereitete neun weitere Treffer vor. Eine Spezialität von Berlins Nummer 69: Penaltyschießen, denn da überraschte er und gewann den Berlinern während der Hauptrunde gleich drei Penaltyschießen.

In der Offensive verpflichtete man die beiden Kumpels Brendan Ranford und Colin Smith, aber wenn man ehrlich ist, sind beide hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Wobei man sagen muss, Smith eher als Ranford, denn die Nummer Zehn der Eisbären hat doch immer wieder seine Klasse aufblitzen lassen und kam am Ende auf 28 Scorerpunkte, welche sich aus 13 Toren und 15 Vorlagen zusammensetzen. Auch in den Playoffs traf Ranford zweimal und legte drei weitere Tore auf. Also mit zunehmendem Saisonverlauf wurde Ranford durchaus immer stärker. Colin Smith erzielte nur vier Tore und bereitete 19 weitere Treffer vor, in den Playoffs gelang ihm dann nur noch eine Torvorlage.
Auch Jason Jaspers spielte zwischenzeitlich in Berlin, aber er kam nur auf ganze neun Einsätze, in dem ihm ein einziger Treffer gelang. Dieses Missverständnis wurde dann doch schnell wieder aufgelöst und Jaspers zog weiter nach Wolfsburg.
Und kurz vor dem Ende der Hauptrunde präsentierten die Eisbären ihren dritten Glücksgriff nach Poulin und Kettemer. Sie liehen sich den wieselflinken Austin Ortega von den Växjö Lakers aus, wo er überhaupt nicht zu recht kam. In Berlin dagegen zeigte er, was er kann und wurde so schnell zum Publikumsliebling. Fünf Hauptrundenspiele absolvierte die Nummer 21 noch, erzielte dabei zwei Tore und gab sieben Torvorlagen. Und in den Playoffs machte er da einfach weiter, war mit fünf Toren und vier Vorlagen Playoff-Top-Scorer der Hauptstädter. In insgesamt 13 Spielen kommt Ortega somit auf satte 18 Scorerpunkte (7 Tore/11 Vorlagen).

Die Saisonvorbereitung machte Lust auf mehr, alle fünf Testspiele wurden gewonnen, darunter wurde auch ein internationales Turnier gewonnen, wo man Admiral Wladiwostok, Slovan Bratislava und HC Dynamo Pardubice besiegte und in der Tabelle hinter sich ließ.
Die Laune im Lager der Eisbären vor dem CHL-Auftakt war also sehr gut und auch die Fans freuten sich auf den Pflichtspielauftakt der Saison 2018/2019. Doch die ersten vier CHL-Spiele gingen verloren und so war man schon vor dem DEL-Saisonstart aus der Eishockey-Königsklasse ausgeschieden, somit wurde also auch das erste Saisonziel bereits verpasst. Und auch der DEL-Saisonstart wurde mit Niederlagen gegen München (2:4) und in Nürnberg (3:4) verpatzt. Sechs Pflichtspielniederlagen setzte es zum Saisonauftakt und schon war die Laune in der Hauptstadt im Keller und da konnte man schon die ersten Vorboten einer folgenden, enttäuschenden Saison sehen.

Aber die Eisbären berappelten sich und gewannen beim Comeback von Stürmer Marcel Noebels, dessen NHL-Traum geplatzt war, und beim DEL-Debüt von Kevin Poulin daheim gegen Bremerhaven mit 5:2. Es folgten Siege in Augsburg (2:1 n.V.) und gegen Iserlohn (4:3).
Und so sollte es auch in der Zukunft immer weitergehen, Siege und Niederlagen wechselten sich immer wieder ab. Mehr als drei Siege oder drei Niederlagen in Folge setzte es nie für die Eisbären, die sich aber so in der Tabelle nie wirklich verbessern konnten und irgendwann wurde eben klar, dass man dieses Jahr wohl im Höchstfall nur die Pre-Playoffs erreichen kann.
Was aber auch daran lag, dass man kaum während der Hauptrunde mit dem geplanten Kader antreten konnte, immer fehlten minimum fünf Spieler, ein Thomas Oppenheimer zum Beispiel sollte bereits während des ersten Saisonspiels verletzungsbedingt ausfallen und das für den Rest der DEL-Saison. Zwar wollte man das in der Hauptstadt nie als Ausrede für die schlechten Leistungen nehmen, aber zu was die Eisbären zu Leisten im Stande gewesen wären, wenn sie die gesamte Saison über in Bestbesetzung hätten spielen können, zeigten sie nach der Februar-Pause.

Dass es nicht nur an den verletzten Spielern gelegen haben kann, bewiesen auch spielerische Ausnahmen, so zum Beispiel beim 4:1-Heimsieg gegen die Adler Mannheim, als man die beste Saisonleistung bis dahin abgerufen hatte. Nur zu selten rief man diese Leistung auch ab, immer wieder blieben die Eisbären weit hinter ihren eigenen Erwartungen zurück, schafften es sehr selten, mal Spiele über 60 Minuten konzentriert zu spielen. Mal ein, mal zwei Drittel gutes Eishockey – das reicht eben in so einer ausgeglichenen Liga wie der DEL nicht. Die Eisbären dachten es aber und auch wenn man sich nach den Spielen immer wieder hinstellte und Besserung gelob, es sollte kaum Besserung erfolgen. Den Worten ließ man fast nie Taten auf dem Eis folgen, was den Unmut der Fans einbrachte. So viele Pfiffe, wie man sie in dieser Saison in der Arena am Ostbahnhof vernommen hatte, gab es wohl selten bei den Eisbären seit dem Umzug in die Mercedes-Benz Arena.

Und Ende November/Anfang Dezember wurde die treue Fan-Seele stark auf die Probe gestellt, als eine Serie startete, in der die gegnerischen Teams sich wie in einem Selbstbedienungsladen fühlen mussten, wenn sie in Berlin antraten. Köln, Wolfsburg, Schwenningen, Nürnberg und Augsburg gewannen alle in Folge in Berlin und das bei einem haarsträubenden Torverhältnis von 5:18-Toren aus Sicht der Berliner.
Nach dem Nürnberg-Spiel zog man die Reißleine und entließ Trainer Clément Jodoin. Sportdirektor Stéphane Richer sollte den Trainerposten bis zum Saisonende übernehmen, was den Fans in der Hauptstadt überhaupt nicht gefiel und das ließen sie Richer auch bei jedem Heimspiel spüren, denn bei dessen Vorstellung wurde er stets ausgepfiffen.

Der Tiefpunkt der DEL-Saison 2018/2019. (Foto: eisbaerlin.de/walker)

Nur Besserung sollte zunächst nicht eintreten und die Eisbären legten ihre längste Niederlagenserie der Saison hin. Im Januar wurden sieben Spiele in Folge verloren, darunter gab es auch ein mehr als desolates und blamables 0:7 auf eigenem Eis gegen Mannheim. Ausgerechnet gegen den Erzrivalen. Die Fan-Wut wurde immer größer, die Enttäuschung war enorm groß und trotz allem kam die treuen Fans immer noch zu den Spielen der Eisbären, unterstützten sie immer weiter lautstark, nur um am Ende den nächsten Dämpfer zu erhalten. Es war keine einfache Saison für die Fans der Eisbären und dennoch bewiesen sie einmal mehr, dass sie die besten Fans der Liga sind.

Was dann folgte, wird wohl ein Geheimnis der Berliner bleiben. In der Länderspielpause im Februar muss irgendetwas mit der Mannschaft passiert sein, denn sie kam wie ausgewechselt aus der Pause zurück, zeigte auf einmal ganz anderes Eishockey, zeigte Kampfgeist, Leidenschaft, Konzentration bis zum Spielende. All die Dinge hatte man davor immer vermisst. Auf einmal waren sie da und auch die Ergebnisse stimmten, man beendete die Hauptrunde nämlich mit vier Siegen in Folge. Es war die bis dato längste Siegesserie der Eisbären in dieser Saison und sie wurde sogar auf sechs Siege in Folge in den Pre-Playoffs ausgebaut, denn man gewann beide Spiele gegen Straubing und erreichte somit doch noch tatsächlich das Viertelfinale.

Und damit hatte nun wirklich niemand gerechnet. Noch während der Länderspielpause hatten sich alle

Saisonende. Die Eisbären verabschieden sich nach dem verlorenen sechsten Viertelfinalspiel gegen München von ihren Fans. (Foto: eisbaerlin.de/walker)

Fans – inklusive mir – ein Saisonende nach der Hauptrunde gewünscht. Keiner wollte sich das katastrophale Eishockey weiterhin antun.
Und dann waren sie auf einmal zum richtigen Zeitpunkt der Saison in Top-Form und erreichten tatsächlich noch das Viertelfinale. Und da zeigte man gegen München, dass man ihnen durchaus auf Augenhöhe begegnen kann. Nur auch diese Serie zeigte wieder die zwei Gesichter der Eisbären in dieser Saison.
In Spiel Eins war man über weite Strecken die bessere Mannschaft und verlor am Ende doch noch in der Verlängerung. In Spiel Zwei zeigte man eine Gala-Vorstellung und schickte München zu Null nach Hause. Doch an diese Leistung konnte man in Spiel Drei und Vier nicht anknüpfen und kassierte die Niederlagen Zwei und Drei in der Serie, schlug dann aber eiskalt mit dem nächsten Shutout der Serie in München zurück. Nur, um dann die Serie im ersten Drittel in Spiel Sechs zu Hause zu verlieren.

So endete die Saison nach dem Playoff-Viertelfinale für die Eisbären Berlin. Aber sind wir mal ehrlich, mehr hätten sie auch nicht verdient gehabt. Sie haben sich zwar am Ende wieder an ihre Stärken erinnert und den Fans noch einmal schöne Wochen beschert, aber letztendlich war die Saison trotz Erreichen des Viertelfinales einfach nur enttäuschend. Da können auch die letzten guten Wochen und Spiele nicht drüber hinweg täuschen. Ein Umbruch im Team ist unumgänglich und zwar auf allen Ebenen.

Steht in der Sommerpause viel Arbeit bevor: Eisbären-Sportdirektor Stéphane Richer (Foto: eisbaerlin.de/walker)

Und das fängt schon mal auf der Trainerposition an, wo ein neuer Trainer her muss. Stéphane Richer (s. Foto links) hat den Posten nach dem sechsten Viertelfinalspiel wieder frei gegeben und nun suchen die Eisbären, wie eigentlich schon seit der Entlassung Jodoins, einen neuen Chefcoach. Ein Name, der immer wieder fällt: Serge Aubin! Die Freude darüber, dass Richers Kumpel neuer Eisbären-Coach werden soll, hält sich in der Fanszene stark in Grenzen. Zu sehr bringen viele das Aus der Hamburg Freezers u.a. mit ihm in Verbindung. Aber anscheinend wird Aubin wirklich der neue Trainer in der Hauptstadt. Warten wir mal ab, wann es die offizielle Bestätigung der Eisbären gibt oder ob sie vielleicht doch noch einen anderen Trainer aus dem Hut zaubern. Greg Poss wurde ja auch in den Raum geworfen…

Was wird aus Kevin Poulin? Ob er über die Saison hinaus in der Hauptstadt bleibt, ist unklar. Man munkelt darüber, dass die Eisbären die Nummer 40 nicht halten wollen. Warten wir auch hier mal ab, was die Eisbären dazu zu sagen haben. Sollte Poulin gehen, muss auf jeden Fall ein adäquater Ersatz her, denn Kevin Poulin ist schon ein herausragender Goalie

In der Defensive wurde heute frisch der Abgang von Jens Baxmann verkündet, der die Eisbären nach langen 18 Jahren verlassen und in Zukunft sein Glück bei den Iserlohn Roosters versuchen wird. Dort soll er einen Zwei-Jahres-Vertrag unterschrieben haben. Wir wünschen „Baxi“ am Seilersee alles Gute und danken ihm für die vielen schönen Jahre. Für ihn wohl der beste Schritt, schließlich saß er in den letzten Spielen schon als überzähliger Spieler auf der Tribüne.
Jonas Müller und Kai Wissmann werden den Eisbären hingegen erhalten bleiben, was eine sehr gute Entscheidung ist. Weniger gut dagegen ist der Umgang mit Maximilian Adam, der den Verein Gerüchten zufolge in Richtung Wolfsburg verlassen wird, da er dort wohl die bessere Perspektive sieht. Wer will es ihm verdenken…
Ein Verbleib von Mark Cundari und Danny Richmond ist wohl noch nicht geklärt und es bleibt die Frage, ob die beiden Spieler den Eisbären in Zukunft weiterhelfen können oder nicht. Ihre Abgänge wird man wohl verschmerzen können.

Was passiert in der Offensivabteilung der Eisbären Berlin? Seit Monaten wird Leo Pföderl als Neuzugang gehandelt. In Nürnberg hat sich der deutsche Nationalspieler bereits verabschiedet, sein Ziel soll Berlin sein, aber noch haben es die Eisbären nicht bestätigt.
Zudem soll Anthony Camara aus Iserlohn an die Spree wechseln und dort die lahmende Offensive zusammen mit Pföderl wieder auf Betriebstemperatur bringen.
Bleibt die Frage, wer über die Saison hinaus bleiben und mit wem man nicht in die nächste DEL-Spielzeit gehen wird. Jamie MacQueen wird mit Köln in Verbindung gebracht. Was wird aus Austin Ortega? Kehrt Florian Busch nach seiner Gehirnerschütterung überhaupt noch einmal zurück auf das Eis? Wird man mit Brendan Ranford und Colin Smith verlängern?

Fakt ist, viele etatmäßige Leistungsträger sind in dieser Saison weit hinter den eigenen Erwartungen zurück geblieben und es bleibt die Frage, ob die Eisbären diesen Spielern nochmal eine neue Chance geben werden. Aber wenn man sich für einen großen Umbruch entscheidet, dann sollte man auch keinen Halt vor alten Leistungsträgern machen, die dem Verein in der Vergangenheit viel gebracht aber in der zurückliegenden Spielzeit einfach nicht ihr Können abgerufen haben. Wollen die Eisbären in der neuen Spielzeit wieder angreifen, müssen sie einen klaren Schnitt im Kader machen, da dürfen alte Leistungen nicht mehr ausreichen, um erneut in Berlin spielen zu dürfen. Da muss man ganz klar schauen, wer hilft dem Team weiter und wer nicht. Nur wage ich es zu bezweifeln, dass die Eisbären in diesem Sommer ihren Kader großartig ausmisten werden, darauf hat man schon zu oft vergeblich gehofft. Dabei sind da einige Spieler dabei, die ihren Zenit längst überschritten haben und die, so wie Jens Baxmann, vielleicht noch einmal woanders spielen sollten.

Uns steht also eine sehr lange und vor allem äußerst interessante Sommerpause bevor. Welche Spieler werden wir am kommenden Sonntag bei der Saisonabschlussfeier der Eisbären Berlin zum letzten mal sehen? Vielleicht gibt es ja diese Woche oder aber am Sonntag bereits erste Personalentscheidungen, die der Verein verkünden wird. Auf jeden Fall wollen die Fans einen Umbruch im gesamten Team sehen. Bleibt nur abzuwarten, ob dass die Verantwortlichen der Eisbären auch so sehen oder ob wir uns auf die nächste durchschnittliche Saison einstellen müssen. Antworten darauf wird uns die Sommerpause bringen.

Wir wollen uns an dieser Stelle auf jeden Fall für Eure Treue während der gesamten DEL- und CHL-Saison bei Euch bedanken und wünschen Euch bereits jetzt eine schöne und angenehme Sommerpause und hoffen, Euch ab August wieder hier begrüßen zu dürfen. Bis dahin alles Gute für Euch.

In Schwenningen und gegen Krefeld: Mit Verstärkung in den Hauptrunden-Endspurt

Die Länderspielpause in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) ist vorbei, morgen Abend geht es für die Eisbären Berlin wieder zurück auf das Eis. Der Hauptrunden-Endspurt wird mit einem Auswärtsspiel beim Tabellenletzten Schwenninger Wild Wings (Morgen, 19:30 Uhr)  eingeläutet. Fortgesetzt wird dieser mit dem enorm wichtigen Heimspiel am Sonntag gegen den direkten Konkurrenten im Kampf um Platz Zehn, die Krefeld Pinguine (So., 17:00 Uhr). Zwei Spiele, in denen es für die Eisbären um sehr wichtige Punkte im Kampf um Platz Zehn geht. Dabei steht vor allem das Heimspiel gegen den KEV im Mittelpunkt, stehen die Seidenstädter doch aktuell nur fünf Zähler hinter den Eisbären.

Treffen am Sonntag zum Endspiel im Kampf um Platz Zehn aufeinander – Eisbären vs. Krefeld (Foto: eisbaerlin.de/walker)

Und diese Partie ist nicht nur sozusagen ein vorgezogenes Endspiel im Kampf um Platz Zehn, nein, es ist auch ein Krisen-Duell. Denn bei beiden Teams lief es zuletzt überhaupt nicht. Die Eisbären verloren neun der letzten zehn Ligaspiele, Krefeld kassierte gar acht Niederlagen in Folge. Selbstvertrauen haben beide Mannschaften nicht, aber beide wissen, was am Sonntag auf dem Spiel stehen wird. Vom Charakter her ist das ein Playoff-Spiel, spielerisch werden beide Teams aber sicher kein Playoff-Niveau erreichen können. Vor allem der Kampf wird im Mittelpunkt stehen.

Doch bevor es zu diesem Endspiel um Platz Zehn kommt, müssen die Hauptstädter am Freitagabend beim Tabellenletzten in Schwenningen ran. Dort sollten die Eisbären natürlich auch schon drei Punkte einfahren. Die Wild Wings haben nach einem kurzen Zwischenhoch inzwischen auch wieder zwei Niederlagen am Stück eingefahren. Und die Bilanz in eigener Halle gegen Berlin ist nicht gerade rosig, verlor der SERC doch zwölf der 14 Gastspiele gegen die Hauptstädter. Auf viele Tore sollten sich die Zuschauern auch nicht einstellen, fielen doch in den letzten vier Spielen in Schwenningen nur acht Treffer zwischen beiden Teams. Dreimal behielten die Eisbären die Oberhand (1:0 n.P., 2:1, 1:0), einmal Schwenningen (2:1).

Gerade in der entscheidenden Saisonphase lichtet sich das Eisbären-Lazarett. Die Verletzten-Misere in dieser Saison ist schon einfach unglaublich, wenn gleich sie nicht als Ausrede für die Katastrophen-Saison her halten darf und auch nicht tut, wie die Verantwortlichen immer wieder betonen. Zum Glück kann Trainer Stéphane Richer jedoch morgen auf drei Rückkehrer und einen Neuzugang zurückgreifen.
In der Defensive steht Florian Kettemer wieder zur Verfügung. Und im Sturm kehren Louis-Marc Aubry und James Sheppard zurück ins Line-up. Aber die Beiden sind nicht die einzigen Spieler, welche die Offensive verstärken. Auch Neuzugang Austin Ortega wird in Schwenningen sein DEL-Debüt feiern und dem Kader der Berliner mehr Tiefe verleihen.

Durch die vier Änderungen Kader werden die beiden Youngsters Maximilian Adam und Vincent Hessler wieder für Weißwasser auflaufen. Was vielen Fans sicherlich nicht unbedingt gefallen wird, dass man die jungen Spieler, die sich während der großen Personalprobleme so ins Zeug gelegt hatten, nun wieder zum Kooperationspartner abschiebt.

Doch egal, welche Spieler morgen Abend auflaufen werden. Das Ziel können nur drei Punkte sein. Die Eisbären stehen unter Druck, stecken in einer großen Krise, aus welcher sie nur mit positiven Ergebnissen wieder herauskommen können. Richer sagte im Vorfeld der Partie (Quelle: Medieninformation der Eisbären Berlin vom 14.02.2019):

Wir haben eine sehr intensive und gute Trainingswoche gehabt. Jetzt fangen unsere Playoffs an. Wir müssen uns auf jedes der letzten sieben Spiele wie auf ein Playoff-Spiel vorbereiten. Wir müssen morgen von der ersten Sekunde an mit dem Kopf da und bereit sein.

Reden konnten die Eisbären in dieser Saison schon viel, nur zu selten folgten den Worten am Ende auch taten und zurück blieben immer wieder enttäuschte Eisbären-Fans. Hat man während der Länderspielpause nun den Ernst der Lage verstanden und wird dementsprechend auftreten? Die Antwort darauf können die Jungs morgen ab 19:30 Uhr auf dem Eis der Helios-Arena geben.

Der Eisbären-Kader für das Auswärtsspiel bei den Schwenninger Wild Wings am 15.02.2019 um 19:30 Uhr:

Tor:

Kevin Poulin, Maximilian Franzreb

Abwehr:

Kai Wissmann, Frank Hördler, Danny Richmond, Jonas Müller, Micki DuPont, Jens Baxmann, Florian Kettemer, Constantin Braun

Angriff:

Brendan Ranford, Charlie Jahnke, Austin Ortega, Jamie MacQueen, Florian Busch, Louis-Marc Aubry, Martin Buchwieser, Sean Backman, Daniel Fischbuch, James Sheppard, Colin Smith, Marcel Noebels

Nicht zur Verfügung:

Thomas Oppenheimer, Mark Olver, Marvin Cüpper, André Rankel, Mark Cundari, Jake Ustorf (alle verletzt)

Für das DNL-Team oder Weißwasser im Einsatz:

Tobias Ancicka, Thomas Reichel, Lukas Reichel, Cedric Schiemenz, Vincent Hessler, Maximilian Adam

Nur Platz Zehn sieben Spieltage vor dem Ende der Hauptrunde: Sorgen die Rückkehrer und ein Neuzugang für die Wende bei den Eisbären Berlin?

Die Deutsche Eishockey Liga (DEL) befindet sich derzeit in der Länderspielpause. In dieser stehen die Eisbären Berlin aktuell auf dem zehnten Platz, welcher gerade so noch zur Teilnahme an den Pre-Playoffs berechtigen würde. Mit 56 Punkten hat man fünf Zähler Vorsprung auf den Tabellenelften aus Krefeld, welche man heute in einer Woche zum direkten Duell in der Arena am Ostbahnhof empfängt. Diese Partie wird dann wohl schon eine Art Vorentscheidung mit sich bringen. Gewinnen die Hauptstädter dieses Duell, können sie wohl sicher mit den Pre-Playoffs planen, verlieren sie jedoch, dann fängt das große Zittern an der Spree an.

Und dabei hatte man doch vor der Saison so große Ziele. Die Top-4 und das damit verbundene Heimrecht im Viertelfinale ist stets das Ziel. Nach der starken letzten Saison, an deren Ende die Vizemeisterschaft stand, hatte man schon vom nächsten Schritt (Titel) in der kommenden Saison gesprochen oder viel mehr geträumt. Von diesem Ziel sind die Berliner aber meilenweit entfernt und die Leistung in dieser Saison auch alles andere als titelreif. Hinzu kommt, dass die erfolgreiche letzte Saison schon so einige Fehler überdeckt hat, denn auch wenn am Ende die Vizemeisterschaft heraus sprang und man nur ein Spiel von der achten Meisterschaft entfernt war, lief bereits in der letzten Saison nicht alles so rosig wie es aussah. Und in dieser Saison bekommen die Eisbären dafür nun die Quittung.

Dabei wollen wir natürlich auch nicht vergessen, dass die Eisbären faktisch seit dem ersten Spiel nie in Bestbesetzung antreten konnten und immer fünf bis acht Leistungsträger fehlten. Solche Personalsorgen kann natürlich kein Team der DEL auf Dauer verkraften, auch nicht die Eisbären. Aber man hat ja selbst immer wieder betont, man wolle die verletzten Spieler nicht als Ausrede benutzen, viel mehr hätte man sich gewünscht, dass dann die anderen erfahrenen Spieler in die Bresche springen, noch mehr Leistung zeigen und die Youngsters, die unfreiwillig bereits diese Saison ins kalte Wasser geworfen wurden, nach allen Kräften unterstützen.

Aber das Problem in dieser Saison ist einfach, dass zu viele Leistungsträger nicht die erwartete Form bringen. Viele Leistungsträger hinken ihrer Form einfach meilenweit hinterher, enttäuschten in dieser Saison mehr als sie überzeugen konnten. Dazu kommt, dass die Neuzugänge nicht alle eingeschlagen haben. Von einem Brendan Ranford und einem Colin Smith sind viele Fans enttäuscht, sehen in diesen beiden Spielern keine guten Transfers der Eisbären. Ein Mark Cundari tat sich auch sehr schwer, fehlt nun verletzungsbedingt.
Immerhin haben die Eisbären mit Goalie Kevin Poulin und Verteidiger Florian Kettemer richtig starke

Erfolgsgarant Kevin Poulin. (Foto: eisbaerlin.de/walker)

Transfers getätigt. Diese beiden Spieler haben den Eisbären in dieser so katastrophalen Saison schon so manche Spiele gerettet. Und mal schauen, was der nächste Neuzugang so zu leisten im Stande ist. Unter der Woche gaben die Eisbären die Verpflichtung des 24-jährigen Stürmers Austin Ortega bekannt, der aus Schweden von den Växjö Lakers nach Berlin kommt und die Nummer 21 erhalten wird. Zunächst wurde in Fankreisen darüber gerätselt, was denn dieser Transfer doch soll, schließlich müsse ja dann ein Importspieler auf die Tribüne. Doch dem ist nicht so, da Colin Smith nun seinen deutschen Pass erhalten hat und somit nicht mehr als Importspieler zählt.

Aber nicht nur Ortega wird die Eisbären im Hauptrunden-Endspurt unterstützen können. Denn auch das Lazarett lichtet sich mehr denn je. Trainer Stéphane Richer hatte es nach dem Spiel gegen Augsburg auf der PK bereits angedeutet, dass er darauf hoffe, dass nach der Pause drei bis vier Spieler in den Kader zurückkehren würden. Und es sollte tatsächlich klappen, das den Eisbären am Freitag in Schwenningen mehrere Spieler, die zuletzt noch schmerzhaft vermisst wurden, endlich wieder zur Verfügung stehen. Wenn alles gut läuft, sind Verteidiger Florian Kettemer sowie die Stürmer Louis-Marc Aubry, James Sheppard und Mark Olver am Freitag wieder mit im Line-up des Tabellenzehnten. Bei André Rankel steht dagegen noch ein dickeres Fragezeichen als bei den zuvor genannten Spielern.
Kettemer ist jedenfalls heiß auf sein Comeback:

Geil, wieder mit den Jungs auf dem Eis zu sein. Die Trainer haben das aber auch so gestaltet, dass es anstrengend war, aber auch Spaß gemacht hat. Das war ja nicht nur stupides Laufen, es gab auch Zweikämpfe. Ich bin aufs Eis zurück und habe mich gleich wohlgefühlt.

Kann am Freitag hoffentlich wieder für die Eisbären spielen – Verteidiger Florian Kettemer. (Foto: eisbaerlin.de/walker)

Und ein Florian Kettemer würde der Eisbären-Defensive und generell dem gesamten Eisbären-Team so gut tun. War der Neuzugang, der nach der letzten Meisterschaft mit München seine Karriere eigentlich schon beendet hatte, doch bis zum Zeitpunkt seiner Verletzung einer der Leistungsträger im Eisbären-Team. Hauptberuflich ist „Ketti“ zwar Verteidiger, was ihn aber nicht daran gehindert hatte, auch vorne Akzente zu setzen, was seine acht Tore (plus acht Vorlagen) in 30 Spielen beweisen. Dabei waren natürlich auch Treffer im Penaltyschießen, denn in diesen hat er sich als Penalty-Monster bewiesen und den Eisbären schon so manchen wichtigen Zusatzpunkt gesichert. Mit acht Treffern ist Kettemer torgefährlicher als so mancher Eisbären-Stürmer, was eigentlich schon alles zu dieser Saison aussagt.

Mit Louis-Marc Aubry würden die Eisbären einen sehr wichtigen Stürmer zurück bekommen, der bis zum Zeitpunkt seiner Verletzung einen guten Lauf hatte. Aktuell steht die Nummer 41 der Eisbären bei neun Toren und 14 Vorlagen in 41 Spielen. Auch er wäre sehr wertvoll für die Eisbären-Offensive.

Was man natürlich auch von James Sheppard behaupten kann, ist die Nummer 88 der Berliner doch nach wie vor der Top-Scorer des Hauptstadt-Clubs. Seine Bilanz in 38 Spielen: 12 Tore und 18 Assists.

Mark Olver hingegen konnte erst neun Spiele in dieser Saison bestreiten, in denen ihm gerade einmal eine Torvorlage gelang, was definitiv kein überzeugender Wert ist.

Natürlich erhoffen sich die Verantwortlichen der Eisbären Berlin von den Rückkehrern jede Menge,

Die Eisbären feiern mit ihren Fans nach einem gewonnenen Heimspiel. Werden die Eisbären ihren Fans in dieser Saison noch mehrere Gründe zum Feiern geben oder ist die Saison bald Geschichte? (Foto: eisbaerlin.de/walker)

erhoffen sich damit einen versöhnlichen Ausgang der DEL-Hauptrunde 2018/2019, welche bestmöglich mit dem Erreichen der Pre-Playoffs enden soll. Und in den Playoffs ist ja dann alles möglich, dass wissen auch die Eisbären-Fans. Und viele haben sogar davor Angst, dass man in der Führungsetage bei Erreichen der Playoffs und einem möglichen Halbfinaleinzug die Saison als sehr gut abstempelt und es nicht den so dringend benötigten Umbruch geben wird. Aber das machten die Verantwortlichen am Mittwoch bei „Im Dialog mit..“ im Fanbogen deutlich. Selbst wenn man die Playoffs erreichen und dann sehr weit kommen sollte, würde man die Saison knallhart analysieren und am Ende auch Konsequenzen ziehen. Ernst gemeinte Worte oder mal wieder nur leere Versprechen? Wir werden es erst nach Ablauf dieser Saison erfahren.

Nur selbst wenn man jetzt wieder mehr Personal zur Verfügung hat, heißt das nicht gleich automatisch, dass alles wieder gut wird und man jetzt eine Siegesserie startet. Die verletzten Spieler müssen erst einmal wieder ins Spiel rein kommen und zurück zur alten Stärke finden. Was bei dem Einen länger, bei dem Anderen kürzer dauern kann. Aber man darf nicht gleich erwarten, dass Kettemer, Aubry, Sheppard und Olver sofort wieder zu einhundert Prozent eine Hilfe sind. Viel mehr werden sie den jungen Spielern den Platz streitig machen. Gerade den Youngsters, die in dieser so schweren Saison bisher noch am meisten überzeugen konnten, sich mehr rein gehangen hatten als so manch erfahrener Leistungsträger.
Man kann nur hoffen, dass das Trainerteam um Stéphane Richer, Steffen Ziesche und Gerry Fleming nicht nach Namen sondern nach Leistung im Training aufstellen. Und wenn dann ein Youngster eben mehr überzeugt als ein als wichtig eingeplanter Leistungsträger, dann sollte der junge Spieler auch den Vorzug erhalten.

Aber egal, wer am Freitagabend am 19:30 in der Schwenninger Helios-Arena auf dem Eis stehen wird. Die Spieler dürften nur ein Ziel vor Augen haben: Den Sieg und drei Punkte. Denn alle noch folgenden sieben Spiele in der Hauptrunde sind Endspiele für die Eisbären. Sie haben es in dieser Saison noch nicht geschafft, eine richtige Siegesserie zu starten. Der Zeitpunkt für den Startschuss einer solchen Serie könnte nicht besser sein. Aber haben die Eisbären in der Länderspielpause ihr eseit Saisonbeginn vermisste Top-Form wieder gefunden? Diese Frage können die Akteure am Freitagabend selbst beantworten.

Florian Kettemer: „Ein Gefühl von Hockey-Heimat“

Es war die Nachricht des gestrigen Abends in der Arena am Ostbahnhof. Als Stadionsprecher Uwe Schumann wie vor jedem Heimspiel die Fans in der Arena zum Heimspiel begrüßte und sich auf dem Weg zur Fankurve machte, hatte er einen Zettel in der Hand und bat kurz um Ruhe, um eine wichtige Information bekannt zu geben. Es war jene, auf die die Fanszene der Eisbären seit Tagen und Wochen sehnsüchtig gewartet hatte. Der am Freitag auslaufende Vertrag von Verteidiger Florian Kettemer (Foto) wurde bis zum Ende der Saison 2019/2020 verlängert. Der Jubel in der Arena fiel erwartungsgemäß groß aus, fast hatte man das Gefühl, wir hätten soeben die achte Deutsche Meisterschaft gewonnen. Aber das zeigt eben nur, welchen Status Florian Kettemer trotz seiner erst vier Monate in Berlin bei den EHC-Fans eingenommen hat. In dieser kurzen Zeit ist er zum absoluten Publikumsliebling aufgestiegen. Die Fans lieben Kettemer und Kettemer liebt die Fans. Er war natürlich sehr froh, dass die Verlängerung nun durch war, wie er nach dem Spiel in der Mixed-Zone sagte:

Ich bin sehr, sehr glücklich, ganz klar. Erstmal möchte ich mich auch bei den anderen Mannschaften für die Angebote bedanken und die Wertschätzung, die Sie mir entgegen gebracht haben. Was Sie aber nicht hatten, das muss ich ganz klar sagen, waren die Fans. Wie die Fans sich in letzter Zeit für mich eingesetzt und mir gezeigt haben, wie sehr Sie mich hier in Berlin sehen wollen, das hat mich sehr berührt und hat mir einfach ein Gefühl von Hockey-Heimat gegeben.

Foto: eisbaerlin.de/walker

Kettemer, der bei den Eisbären das Trikot mit der Nummer 69 trägt und welches in den nächsten Wochen sicherlich zum Verkaufsschlager im Fanshop werden wird, ist aktuell der drittbeste Scorer im Eisbären-Team. Und das als Verteidiger. In bisher 22 Spielen hat Kettemer bereits acht Tore erzielt, fünf davon waren spielentscheidend, bei den drei Penaltysiegen war er der Siegtorschütze. Zudem hat er auch schon sechs Tore vorbereitet, kommt also auf insgesamt 14 Scorerpunkte bisher. Er spielt bisher seine absolut stärkste und beste Saison aller Zeiten. Aber er ist auch ein Gewinner-Typ, kam er doch im Sommer aus München und wurde mit den Red Bulls in den letzten drei Jahren Deutscher Meister. Ein Ziel, welches er nun auch mit den Eisbären verfolgt:

Ich bin die letzten drei Jahre Deutscher Meister geworden, das ist ein Mannschaftssport und ich weiß, was es bedeutet, Deutscher Meister zu werden. Dafür gebe ich alles, das wieder zu holen, das ist unbeschreiblich. Und das ist auch unser Ziel diese Saison.

Von der Meisterschaft ist man aber noch sehr weit entfernt, die Saison ist gerade mal fast zur Hälfte rum und die Eisbären stehen auf einem guten fünften Platz und kommen derzeit nach schwachem Start so langsam aber sicher immer besser in Fahrt, haben die letzten drei Spiele in Folge gewonnen. Florian Kettemer dazu:

Die Saison ist einfach ein Prozess, da muss man einfach Wege finden. Und das tun wir, wir gehen von Spiel zu Spiel, wir wollen jedes Spiel gewinnen. Klar, wir schauen uns auch die Spiele an, wenn es mal nicht so gut läuft, das wird dann auch angesprochen. Ich denke, wir kommen jetzt immer besser in Fahrt. 

Und genau das ist der richtige Ansatz, immer nur von Spiel zu Spiel denken. Und die Fehler, die man macht, ansprechen und versuchen abzustellen. Das hat man in dieser Saison zwar schon sehr oft von den Eisbären-Spielern gehört, nur zu selten folgten den Worten auch Taten auf dem Eis. Aber in den letzten beiden Spielen hat man eine deutliche Leistungssteigerung gesehen. Das Team hat geschlossen als solches gekämpft, hat stark verteidigt, stand sehr gut in Unterzahl und hat seine Chancen eiskalt genutzt. Und durch Siege steigt das Selbstvertrauen der Spieler und im Moment dürften die Eisbären davon einiges haben, angesichts der kleinen aber wichtigen Siegesserie.

Und da jetzt auch noch ihre Geheimwaffe Florian Kettemer in Berlin bleibt, dürfte den Gegnern in den nächsten Wochen wieder Angst und Bange werden. Denn Kettemer ist ja wie bereits erwähnt der Spezialist für die Game-Winning-Goals. Und Kettemer, der im Sommer seine Karriere eigentlich beendet hatte, dann aber das Angebot aus Berlin bekam, hat im Moment einfach nur richtig viel Spaß am Eishockey:

Ich hab grad super viel Spaß. Ich bin hier her gekommen, um Berlin auch zu helfen. Das geht jetzt weiter. Ich kenn das Gefühl Deutscher Meister zu werden, so bin ich auch her gekommen. Ich geh von Spiel zu Spiel, will jedes Spiel gut spielen, will mich verbessern.