Dieser Sieg tut so gut! Die Eisbären Berlin haben den DEL-Klassiker bei den Adler Mannheim mit 4:3 (1:3,0:0,2:0/0:0,1:0) n.P. für sich entschieden und somit zwei sehr wertvolle Punkte eingefahren. Dabei sah es nach einem katastrophalen ersten Drittel noch nicht nach einem Berliner Sieg aus. Doch die Eisbären rissen sich fortan zusammen und erkämpften sich dank einer starken Aufholjagd den Sieg in Mannheim.
Eisbären-Trainer Serge Aubin stellte heute Juho Markkanen von Beginn an ins Tor. Dafür musste Stürmer Peter Regin weichen. Für ihn rückte Eric Hördler ins Line-up. Während die Verteidiger-Pärchen unverändert blieben, stellte Aubin die Offensivreihen um. So spielten Marcel Noebels, Zach Boychuk und Kevin Clark in der ersten Reihe, Die zweite Reihe bildeten Matt White, Alex Grenier und Giovanni Fiore. Die dritte Formation bestand aus Yannick Veilleux, Bennet Roßmy und Leo Pföderl. Und die nominell vierte Reihe war die deutsche Reihe bestehend aus Eric Hördler, Manuel Wiederer und Jan Nijenhuis.
Die Ausgangslage war klar: Die Kurpfälzer waren der klare Favorit in diesem DEL-Klassiker. Denn die Mannheimer standen auf Platz zwei in der Tabelle, während die Eisbären als 13. mitten im Abstiegskampf steckten. Und die ersten beiden Duelle gingen auch an die Adler, welche sich zweimal in Berlin durchsetzen konnten (4:2/3:2 n.P.). Heute musste eine Top-Leistung her, um Punkte aus der Kurpfalz mit in die Hauptstadt zu nehmen.
Der Auftakt war jedenfalls vielversprechend. Die Eisbären kam sehr engagiert aus der Kabine und waren sofort offensiv ausgerichtet. So konnte man sich auch gleich die ersten guten Chancen erspielen, welche man aber noch nicht nutzen konnte. Hinten stand man in der Anfangsphase sehr kompakt und machte die gefährlichen Räume zu.
Im Gegensatz zu Freitag belohnten sich die Berliner für den guten Start. Die Eisbären mit einem guten Spielaufbau. Zach Boychuk ließ die Scheibe für Morgan Ellis liegen, der spielte den Querpass an der blauen Linie auf Jonas Müller, welcher die Scheibe im Tor versenken konnte – 1:0 (6.).
Doch die Freude über die Führung währte nicht lange. Matthias Plachta mit dem klugen Zuspiel auf Tim Wohlgemuth, der kam zum Abschluss und glich zum 1:1 aus (7.). Unglücklich für Markkanen, dass Marco Nowak die Scheibe entscheidend abfälschte und der junge Goalie somit machtlos war.
Mannheim nahm den Schwung vom Ausgleich mit und setzte sofort nach. Ryan MacInnis mit dem Pass auf Sinan Akdag, welcher Markkanen tunnelte und die Hausherren erstmals an diesem Nachmittag in Führung brachte – 1:2 (9.).
Normal gibt dir eine Führung Selbstvertrauen, nicht aber den Eisbären, welche die Führung schnell wieder aus der Hand gaben. Und wenn Mannheim einmal in Fahrt kommt, kannst du sie nur sehr schwer aufhalten. Zudem stimmte die Zuordnung in der Defensive auf einmal nicht mehr. Dem Druck der Adler hatten die Eisbären nichts entgegenzusetzen und so ließ man sich hinten ins eigene Drittel rein drängen.
Lange konnte das nicht gut gehen, David Wolf legte das 3:1 nach. Den ersten Schuss von Wolf bekam Markkanen nicht unter Kontrolle, den Rebound verwertete Wolf selbst (13.). Von Defensivverhalten war hier nichts zu sehen und das ist ja nichts Neues in dieser Saison. Viel zu oft standen die Mannheimer Spieler komplett frei und das nutzt ein Spitzenteam, wie es Mannheim nun mal ist, eiskalt aus.
Als Mannheim in Überzahl war, hatten die Eisbären in Unterzahl zwei dicke Chancen. Aber ich zitiere an dieser Stelle gerne Kapitän Frank Hördler, welcher am Freitag nach dem Spiel sagte: „Stehen wir oben, gehen die Dinger rein!“ Besser kann man diese kläglich vergebenen Top-Chancen nicht zusammenfassen. Immerhin überstand man diese und auch die darauffolgende Unterzahl ohne Gegentor, weil es da mal defensiv gut aussah.
Dennoch lag man verdient mit 1:3 nach dem ersten Drittel in der SAP-Arena zurück.
Das zweite Drittel begann doch recht zäh. Es ging zwar hin und her, beide Teams kamen auch zum Abschluss, aber wirklich gefährliches war da nicht dabei. Mannheim musste auch nicht unbedingt was für das Spiel tun, lagen sie doch mit 3:1 vorne. Von den Eisbären hingegen hätte was kommen müssen, sie waren auch bemüht, aber viel kam dabei noch nicht rum. Weil die Mannheimer Defensive auch nicht viel zuließ.
Wirklich viel passierte im Mitteldrittel nicht. Kaum Tempo, kaum Chancen, kaum einmal gelungene Spielzüge, viele Unterbrechungen, welche keinen Spielfluss aufkommen ließen. Letztendlich spielte das aber den Hausherren in die Karten, welche so problemlos ihre Führung verteidigen konnten.
Mitte der Partie die Eisbären dann mal mit einem Powerplay, wo man allerdings auf das beste Penalty Killing der Liga trafen. Man fand zwar in die Formation, aber die Pässe kamen zu ungenau und so blieb diese Chance ungenutzt und verpuffte ohne Gefahr.
Die größte Aufregung gab es nach einem Check von Leo Pföderl gegen Borna Rendulic an der Bande. Sah schlimmer und spektakulärer aus, als es eigentlich war. Und doch kassierte Pföderl dafür fünf Minuten, was Mannheim am Ende ein dreiminütiges Powerplay ermöglichte (Matt Donovan war für einen Cross-Check im Anschluss an den Pföderl-Check für zwei Minuten auf die Strafbank geschickt worden). Doch das Penalty Killing mit starker Arbeit, weshalb man die nächste Unterzahl schadlos überstand. Wenn man doch nur bei 5-5 auch so verteidigen würde wie in Unterzahl, man würde nicht da unten in der Tabelle stehen…
Mannheim nochmal mit einer Druckphase zum Ende des zweiten Drittels, doch es blieb dabei, dass das Mitteldrittel torlos endete und die Adler weiterhin mit 3:1 führten.
Früh im letzten Drittel hatten die Eisbären die dicke Chance auf den Anschlusstreffer, als man ein 4:3-Powerplay hatte. Eine bessere Chance mit sehr viel Platz auf dem Eis bekommst du nicht. Und die Eisbären nutzten diese Chance tatsächlich. Zach Boychuk, der kurz zuvor noch an Brückmann scheiterte, arbeitete die Scheibe ganz stark ins Tor – 2:3 (45.).
Nun war es nur noch ein Tor Rückstand für die Berliner und ganz viel Zeit auf der Uhr. Aber die Defensive der Mannheimer ließ wenig Raum, um zum Abschluss zu kommen. Die Adler verteidigten ihr Tor mit allem, was sie zur Verfügung hatten. Egal, was die Eisbären versuchten, entweder war ein Schläger der Adler dazwischen oder aber Felix Brückmann war zur Stelle. Aber das Bemühen war den Eisbären hier definitiv nicht abzusprechen, sie versuchten alles, um den Ausgleich zu erzielen, aber noch stand die Mannheimer Defensive kompakt und ließ nicht viel zu.
In der Schlussphase zog Trainer Serge Aubin seinen Goalie bei 4-4, die Eisbären fanden kurz darauf auch ihre Formation. Und die Eisbären hatten auch gute Chancen, aber die Scheibe wollte einfach nicht vorbeigehen an Felix Brückmann. Erst als beide Teams wieder komplett waren und es mit 6-5 weiterging, schlugen die Eisbären zu. Matt White brachte die Scheibe von links außen auf das Tor, wo sie vom Schlittschuh von Sinan Akdag ins Tor ging – 3:3 (59.). Und der Ausgleich war hier tatsächlich verdient, womit man nach dem ersten Drittel nicht gerechnet hatte. Aber die Eisbären zeigten den Willen, hier noch etwas Zählbares mitzunehmen und das taten sie auch. Denn es ging in die Verlängerung und somit hatten die Eisbären schon mal einen Punkt sicher.
In der Verlängerung passierte aber nichts und somit musste das Penaltyschießen für die Entscheidung sorgen. Bereits zum zweiten Mal ging es für beide Teams im direkten Duell ins Penaltyschießen, in Berlin hatten die Adler das bessere Ende auf ihrer Seite. Damals war es Nigel Dawes, welcher den Gamewinner erzielte. Den erzielte heute Marcel Noebels, welcher als einziger Schütze erfolgreich war. Und ein Extralob geht an Juho Markkanen, welcher im Penaltyschießen ganz stark gehalten hatte. Aber auch schon ab dem zweiten Drittel, nachdem er sich im ersten Drittel doch von der Unsicherheit seiner Vorderleute hat anstecken lassen.
Dass die Eisbären am Ende noch gewinnen würden, damit habe ich – ehrlich gesagt – nach dem ersten Drittel nicht mehr gerechnet. Man legte einen Traumstart hin und ging früh in Führung, doch danach stellte man das Eishockeyspielen wieder ein und lud Mannheim durch haarsträubende Defensivfehler zum Toreschießen ein. Die Adler nahmen diese „Geschenke“ natürlich dankend an und zogen auf 3:1 davon. Die Defensive hatte im ersten Drittel ihren Namen nicht verdient. Nach vorne ging anschließend auch nichts mehr.
Im Mitteldrittel gab es wenig Eishockey zu sehen. Was aber den Eisbären anscheinend gut tat, dass Mannheim nicht mit dem selben Schwung raus kam, wie sie im ersten Drittel noch gespielt hatten. So konnten sich die Eisbären fangen, vor allem defensiv. Ab dem zweiten Drittel ließen die Berliner nämlich kaum noch etwas gefährliches von Mannheim zu. Wenn doch was kam, dann war Juho Markkanen zur Stelle, welcher sich im weiteren Spielverlauf steigerte.
Im Schlussdrittel ließen die Hauptstädter den Kopf trotz eines Zwei-Tore-Rückstand nicht hängen und glaubten weiter an das Comeback. Früh gelang ihnen der Anschlusstreffer, doch danach machte Mannheim die Defensive dicht. Aber auch da gaben die Berliner nicht auf und erkämpften mit gezogenem Goalie in der Schlussminute tatsächlich noch das 3:3, was man sich dank des unbändigen Willens auch verdiente. So hatte man sich diesen einen Punkt mehr als verdient.
Diesen vergoldete man dann noch in der „Lotterie Penaltyschießen“, in dem Marcel Noebels und Juho Markkanen zu den Matchwinnern wurden. Ein ganz wichtiger Sieg, der hoffentlich die Trendwende einläutet.