Mit Galavorstellung zum Serienausgleich: Die Eisbären lassen Meister München beim 4:0 nicht den Hauch einer Chance

Nach der denkbar knappen Niederlage in Spiel Eins der Viertelfinalserie beim EHC Red Bull München (2:3 n.V.) gingen die Eisbären Berlin äußerst motiviert ins zweite Spiel der Serie. Und genau das sah man vom ersten Bully an, die Eisbären hatten sich sehr viel vorgenommen und am Ende sollten sie sich für Ihren Aufwand auch belohnen. 13.511 Zuschauer in der Arena am Ostbahnhof erlebten ein wahres Eishockey-Fest, welches die Hauptstädter mit 4:0 (2:0,2:0,0:0) für sich entscheiden sollten und somit auf 1:1 in der Serie stellten.

Große Überraschung im Line-up der Eisbären war, dass Marvin Cüpper als Back-up-Goalie auf der Bank Platz nahm. Im Tor stand natürlich wieder Kevin Poulin. Ansonsten gab es keine Veränderung im Kader des DEL-Rekordmeisters.

Constantin Braun sagte vor dem Spiel:

Wir müssen weniger Strafzeiten nehmen, wir haben zu viele Strafzeiten genommen. Wir haben im zweiten Drittel zu viel Unterzahl gespielt, das hat viel Körner gekostet. Wir haben gut trainiert nach der Februarpause und wir sind enger zusammengerückt. Wir haben an den Kleinigkeiten gearbeitet und das sieht man an den Resultaten.

Foto: eisbaerlin.de/walker

Beide Mannschaften starteten gut ins Spiel und prüften gleich einmal die beiden Torhüter – Kevin Poulin und Danny Aus den Birken. Zählbares konnte man dabei aber noch nicht verbuchen.
Das sollte sich aber beim ersten Überzahlspiel der Partie ändern. München nahm durch John Mitchell die erste Strafzeit des Spiels, es sollte bei weitem nicht die letzte sein. Das Überzahlspiel der Hausherren sah sehr gut aus. Micki DuPont feuerte von der blauen Linie einen seiner gefürchteten Schüsse ab, vor dem Münchner Tor entstand ein Gewühle, in dem Sean Backman die Übersicht behielt und die Scheibe per Rückhand im Tor versenken konnte. Jubel auf den Rängen? Ja, aber mit einem kurzen Schockmoment, denn es gab den Videobeweis, aber danach wurde der Treffer gegeben und die Berliner führten nach neun Minuten mit 1:0.
Anschließend hatte München die erste Möglichkeit im Powerplay, aber die Eisbären ließen mit einem konsequenten Unterzahlspiel keine Chancen zu.
In der 17. Spielminute kam der große Auftritt des kleinen Mannes mit der Nummer 21 – Austin Ortega. Er kam in der rechten Rundung an den Puck, schüttelte Patrick Hager und Yasin Ehliz ab und tänzelte die Scheibe durch die Schulter von Aus den Birken ins Tor – 2:0. Da sah der Spieler und Torhüter des Jahres alles andere als gut aus.
Zum Ende des Auftaktdrittels die Eisbären erneut mit einem Powerplay, in dem sie aber zunächst in einen Konter der Gäste liefen. Aber Konrad Abeltshauser scheiterte an „der Wand“ Kevin Poulin. Aber auch die Eisbären hatten in dieser Überzahl eine Chance und was für eine. Eine Traum-Pass-Stafette über Colin Smith, Louis-Marc Aubry und Brendan Ranford hätte ein Tor verdient gehabt, aber sie belohnten sich leider nicht.
So blieb es bei einer mehr als verdienten 2:0-Führung der Eisbären nach ganz starken 20 Minuten. Eine konzentrierte Leistung, sehr gutes Eishockey und eine effektive Chancenverwertung.

München gab zwar die ersten Schüsse im Mitteldrittel ab, aber die Eisbären blieben ihrem Gameplan

Foto: eisbaerlin.de/walker

treu und spielten weiterhin offensives und attraktives Eishockey. Allen voran Austin Ortega, der innerhalb kürzester Zeit alles versuchte, um seinen zweiten Treffer an diesem Abend zu erzielen. Satte fünf Schüsse gab er innerhalb einer Minute ab, leider fand keiner dieser davon den Weg ins Münchner Tor.
Die Gäste aus München hatten arge Probleme mit der Spielweise der Hausherren, was sie dazu zwang, Strafen zu nehmen. Und das Powerplay der Eisbären war an diesem Abend eine wahre Freude. Aubry erkämpfte sich die Scheibe an der Bande, spielte sie hoch zur blauen Linie, wo Jamie MacQueen wartete und abzog. Brendan Ranford dachte sich, was in Spiel Eins klappte, wird auch dieses Mal wieder gelingen: Er fuhr vors Tor, fing die Scheibe ab, umkurvte Aus den Birken und schob die Scheibe eiskalt ins leere Netz ein – 3:0 (26.).
Nur 76 Sekunden später klingelte es erneut im Münchner Tor. Kai Wissmann blockte einen Schuss von John Mitchell und dann ging es sehr schnell. Die Nummer Sechs der Eisbären schickte Sean Backman auf die Reise, lief den Zwei-auf-Eins-Konter mit, aber Backman entschied sich für den Schuss. Mit diesem tunnelte er Aus den Birken und ließ ihn ein zweites Mal in diesem Spiel alt aussehen – 4:0 (27.).
Dieses Gegentor und der Spielstand schockte die Mannschaft von Don Jackson und sie fingen an, die Nerven zu verlieren. In der 30. Spielminute checkte Münchens Youngster Andreas Eder völlig übermotiviert und unnötig Sean Backman in die Bande und durfte für diesen üblen Check gegen die Bande vorzeitig duschen gehen. Mit dieser Entscheidung waren scheinbar nicht alle einverstanden, so regte sich Ex-Eisbär Mads Christensen etwas zu stark auf und kassierte dafür prompt eine zehnminütige Disziplinarstrafe.
München ließ das Eishockey spielen nun teilweise sein und versuchte, die Eisbären zu provozieren. So wollte sich Derek Joslin Berlins Austin Ortega schnappen, doch dessen Mitspieler eilten ihm zur Hilfe und die Rudelbildung war schnell aufgelöst und es gab auch keine Strafen. Ein weiterer Beleg dafür, dass München hier komplett von der Rolle war.
In einem Überzahlspiel kurz vor dem Ende des zweiten Drittels zog Derek Joslin von der blauen Linie ab, John Mitchell hielt seine Kelle in den Schuss und lenkte die Scheibe somit an den Pfosten. Der Puck sprang zurück in den Torraum und Poulin warf sich einfach drauf.
4:0 führten die Eisbären nach 40 Minuten, damit hatte nun wirklich keiner vorher gerechnet, aber diese Führung ging auch in der Höhe in Ordnung. Die Eisbären spielten auch im zweiten Drittel sehr einfallsreiches Eishockey, zeigten hervorragende Kombinationen, legten zwei Tore nach und bewiesen in diesem Drittel auch den von den Spielern zuletzt mehrfach angesprochenen neuen Team-Zusammenhalt, was in der Szene zwischen Joslin und Ortega gut zu erkennen war.

Foto: eisbaerlin.de/walker

München spielte auch im Schlussdrittel weiterhin unsauberes Eishockey, die Eisbären ließen sich dabei auch zu zwei Strafzeiten innerhalb kürzester Zeit hinreißen und mussten so zweimal in Folge in Unterzahl antreten. München fand zwar seine Formation und kam auch zu Abschlüssen, aber entweder wurden die Versuche geblockt oder aber Kevin Poulin stand im Weg. An diesem Teufelskerl sollten die Münchner Spieler an diesem Abend mehrfach verzweifeln.
Acht Minuten vor dem Ende dachten alle Zuschauer in der Arena, es wäre eine Strafe gegen Berlin angezeigt, was aber nicht der Fall war. Don Jackson nahm einfach den Torhüter vom Eis, um mit dem sechsten Spieler auf dem Eis das Ruder noch einmal herumzureißen. Solche Aktionen ist man von Jackson gewohnt, es war nicht das erste Mal, dass er seinen Goalie so früh vom Eis nahm.
Jackson wollte sein Team damit sicherlich wachrütteln, aber dieses spielten lieber weiter unsauber. Yannic Seidenberg mit einem völlig unnötigen und überharten Check gegen Austin Ortega, wofür er unverständlicherweise nur 2+10-Minuten bekam.
Spielerisch sollte München aber auch noch eine gute Aktion gelingen, Trevor Parkes tankte sich klasse durch und kam zum Abschluss, aber er hatte die Rechnung ohne „die Krake“ Kevin Poulin gemacht, der deutlich machte, „an mir kommt ihr heute nicht mehr vorbei„.
So sollte es auch kommen, Berlin gewann das Spiel mit 4:0, die Stimmung in der Arena am Ostbahnhof war prächtig, aber leider wurde das Spiel unrühmlich beendet. John Mitchell streckte Daniel Fischbuch per Stockendstoß nieder und kassierte dafür völlig zurecht eine Spieldauerdisziplinarstrafe. Mitchel war außer sich vor Wut und wollte Fischbuch noch ein paar Takte erzählen, aber die Linesmen hielten ihn zurück.

Die Eisbären haben ein Ausrufezeichen in der Viertelfinalserie gesetzt und München damit geschockt.

Foto: eisbaerlin.de/walker

Diese hatten mit so starken Eisbären wohl nicht gerechnet und versuchten diese, mit unsauberen Aktionen zu provozieren. Aber die Eisbären ließen sich nicht darauf ein, zogen ihr Spiel durch und bestraften die Münchner für ihr „dreckiges“ Eishockey mit vier blitzsauberen Toren. Alles, was München spielerisch versuchte, wurde von der starken Defensive und Kevin Poulin zu Nichte gemacht.
Mal wieder ein Indiz für die zuletzt enorm starke Defensive, die jetzt bei 15 Gegentoren in den letzten acht Spielen steht. Ein Verdienst der harten Arbeit des gesamten Teams. Und auch die Mercedes-Benz Arena scheint wieder zu einer uneinnehmbaren Festung zu werden, war das 4:0 doch der fünfte Heimsieg in Folge. Die Eisbären stellen die Saison-Bestmarken alle zum besten Zeitpunkt der Spielzeit auf. Will da ein Team die Saison wohl mit dem achten Titel beenden? Dieser Mannschaft ist in der Form jedenfalls alles zuzutrauen…

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