Diese Mannschaft ist nicht zu stoppen: Gegen Iserlohn in Viertelfinal-Spiel Drei lag man zu Hause mit 0:2 zurück – am Ende ist man ins Halbfinale eingezogen. Am Mittwoch lag man in Halbfinal-Spiel Zwei in Ingolstadt vor dem letzten Drittel mit 1:2 zurück – am Ende erreichte man das alles entscheidende dritte Spiel in Berlin. Und dort lagen die Eisbären Mitte des Spiels erneut mit 0:2 zurück – am Ende stehen die Hauptstädter jedoch im Finale. Dank eines 4:2-Heimsieges gegen den ERC Ingolstadt geht die verrückte Reise der Eisbären Berlin durch die Playoffs noch weiter. Und egal ob nun Adler oder Grizzly im Finale, der Eisbär hat mächtig Hunger. Und wer den Eisbär ärgert, erhält die gerechte Strafe dafür. Da muss man nur in Iserlohn und Ingolstadt nachfragen.
Eisbären-Chefcoach Serge Aubin nahm keine Änderungen in den Reihen vor. Warum auch, gewann sein Team doch am Mittwoch Spiel Zwei dank einer enormen Willensleistung mit 3:2 in Ingolstadt und erkämpfte sich somit das alles entscheidende Spiel Drei in Berlin. So kam es also auch heute wieder zum Duell zwischen Mathias Niederberger und Michael Garteig. Letzterer hatte die Eisbären-Spieler am Mittwoch reihenweise entnervt, doch am Ende behielten die Berliner die Oberhand, weil sie dank Matt White und allen voran Ryan McKiernan, welcher Garteig sogar getunnelt hatte, den Ingolstädter Goalie doch noch bezwingen konnten. Wer würde heute das Spiel für seine Mannschaft gewinnen?
Die Auflösung darüber sollten die nun folgenden mindestens 60 Minuten Eishockey geben. Und in diese fanden die Gäste von Coach Doug Shedden besser rein. Ingolstadt mit einem sehr aggressiven Forechecking, setzten die Eisbären früh unter Druck. Petrus Palmu gab dann den ersten guten Schuss ab, aber Mathias Niederberger war zur Stelle.
Die Hausherren taten sich schwer gegen die Spielweise der Schanzer Panther, kamen erst nach sechs Minuten zur ersten richtig guten Chance. Ingolstadt mit dem Wechselfehler, Simon Després mit dem Pass aus dem eigenen Drittel auf Matt White, der hatte viel Platz auf der rechten Seite, kam zum Abschluss, doch Michael Garteig gewann dieses Duell. Direkt im Gegenzug konnte sich auch Mathias Niederberger gegen Wayne Simpson auszeichnen.
Fortan eine hart umkämpfte Partie, beide Teams konzentrierten sich zunächst auf die Defensive, wollten keine Fehler machen. Man merkte, dass es ein „Do-or-Die-Spiel“ war. Aber in diesen dürfen dir so unnötige Strafzeiten, wie sie Ingolstadt nahm, nicht passieren. Einmal gab es zwei Minuten wegen zu vieler Spieler auf dem Eis und das andere Mal wegen Spielverzögerung. Das Glück für Ingolstadt: Das Berliner Powerplay ist in den Playoffs bisher sehr harmlos, so auch heute. Und so hätte Frederik Storm in Unterzahl beinahe das 0:1 erzielt, doch scheiterte er nach einem Fehler der Eisbären mit seinem Rückhand-Versuch am Berliner Schlussmann. So stand es nach dem ersten Drittel 0:0.
Das zweite Drittel begann mit einem Ingolstädter Powerplay, für 28 Sekunden war es sogar ein doppeltes Überzahlspiel. Und wie man sein Überzahl eiskalt ausnutzt, zeigten die Schanzer. Zwei Sekunden vor Ablauf der ersten Berliner Strafzeit schlug mal wieder Louis-Marc Aubry zu. Den ersten Versuch konnte Mathias Niederberger noch parieren, gegen den Nachschuss war er jedoch machtlos – 0:1 (24.).
Die Eisbären waren überhaupt nicht anwesend, Ingolstadt dominierte das Spiel nach Belieben. Die Berliner wirkten, als stünden sie neben sich. Und nach einem katastrophalen Fehlpass von Mark Olver in der neutralen Zone stand Ryan Kuffner auf einmal frei vor Mathias Niederberger, welchem er keine Chance ließ und zum 0:2 einnetzte (28.).
Nachdem die ersten zehn Minuten klar der Mannschaft von Doug Shedden gehörten, schlugen die Eisbären Mitte der Partie zurück. Konter der Hausherren über Marcel Noebels, der aber nicht zu Lukas Reichel passte sondern die Scheibe hoch zu John Ramage legte. Der zog trocken ab und verkürzte auf 1:2 (31.).
Und nur drei Minuten später begann die Partie wieder von vorne. Die Eisbären im Angriffsdrittel, aus einem Gewühl kam die Scheibe in den Slot, wo Ryan McKiernan abzog und die Scheibe zum 2:2 im Tor versenkte (34.). Doch er versenkte nicht nur den Puck im Ingolstädter Tor, nein, beim Schussversuch checkte er auch noch Wayne Simpson, weshalb es im Anschluss auch noch zu kleineren Raufereien kam.
Die Eisbären waren also zurück im Spiel, weil sie weiterhin an sich glaubten. Wie bereits am Mittwoch in Ingolstadt. Fortan entwickelte sich ein munteres hin und her mit Chancen auf beiden Seiten, doch weitere Tore sollten nicht fallen. Auch nicht im nächsten Powerplay der Eisbären zum Ende des zweiten Drittels, auch wenn es da schon wesentlich besser aussah. Doch Michael Garteig ließ zunächst nichts zu, aber das Powerplay ging zu Beginn des Schlussdrittels noch kurz weiter. Die große Chance also für die Eisbären.
Doch in den 29 Sekunden Überzahl passierte nichts mehr und so blieb es beim Stand von 2:2. Erst als Ingolstadt wieder komplett war, hatten John Ramage und Zach Boychuk zwei gute Chancen, welche jedoch Michael Garteig zu Nichte machte.
Danach merkte man beiden Mannschaften an, dass sie hier keinen Fehler mehr machen wollten. Denn der eine entscheidende Fehler hätte das Saisonende bedeuten können. Dennoch suchten beide Teams aber auch immer wieder den Weg vor das gegnerische Tor, wo sie dann auch zum Abschluss kamen.
Mit zunehmender Spieldauer nahm natürlich auch die Spannung und Dramatik in den Angriffen zu. Und Mitte des letzten Drittels waren es die Eisbären, welche die Gäste schockten. Zach Boychuk fand keine Anspielstation, marschierte daher alleine Richtung Ingolstädter Tor, spielte die Scheibe dann rüber zu Matt White und der hämmerte die Scheibe vom linken Bullykreis aus ins kurze Eck – 3:2 (50.).
Ingolstadt wollte darauf antworten, fuhr Angriffe und versuchte nach Abpfiff immer wieder zu provozieren, doch die Eisbären ließen sich nicht darauf ein. Klar, Ingolstadt versuchte nun alles, hoffte, daraus Strafen gegen die Eisbären zu ziehen und dann im Powerplay zuzuschlagen. Doch die Rechnung ging nicht auf.
Die letzte Chance hatten die Schanzer fünf Minuten vor dem Spielende, als John Ramage auf die Strafbank musste, doch das Penaltykilling zur richtigen Zeit mit einem klasse Job. Und so sorgten die Hausherren zwei Minuten vor der Schlusssirene für die endgültige Entscheidung. Simon Després fuhr so lange an der blauen Linie entlang, bis er die Lücke sah. Er zog ab, Giovanni Fiore hielt die Kelle in den Schuss und der Rest war Freude pur – 4:2 (58.). Damit war dieses Spiel und der Finaleinzug durch.
Ingolstadt versuchte zwar noch einmal alles: Torhüter raus, Auszeit, zudem hatten sie auch noch ein Powerplay und somit zwei Mann mehr auf dem Eis. Doch einzig Petrus Palmu wurde nochmal gefährlich, aber sein Schuss ging nur an die Latte. Danach war das Spiel aus und die Eisbären bildeten eine riesige Jubeltraube im Torraum von Mathias Niederberger. Hoffen wir, dass es nicht die letzte der Saison war…
Der Sieg heute war auf jeden Fall wieder einer dank des unbändigen Glaubens der Mannschaft. Die Jungs geben nie auf. Sie waren mit dem ersten Drittel schon nicht zufrieden, standen in den ersten zehn Minuten des Mitteldrittels komplett neben sich und lagen mit 0:2 hinten. Doch was machten die Eisbären dann? Sie rissen sich zusammen, traten als Team, als Einheit auf und glichen innerhalb von nur drei Minuten zum 2:2 aus. Sie machten Ingolstadt deutlich, dass sie dieses Spiel hier gewinnen wollten, koste es, was es wolle. Und das setzten die Eisbären im Schlussdrittel auch um. Weil sie an sich glaubten, weil Jeder für Jeden kämpfte und die Berliner die Tore zum richtigen Zeitpunkt erzielten. Das ist das Sieger-Gen, welches du in den Playoffs brauchst. Und es ist das Sieger-Gen, welches dich zur Meisterschaft führen kann. Der Traum vom achten Stern lebt mehr denn je. Jetzt holt ihn euch auch, Jungs!