4:1 in Mannheim! Eisbären siegen dank starker Teamleistung beim besten Team der Liga

So kann man mal auf eine Niederlage in Schwenningen reagieren: Nur einen Tag nach dem 2:4 im Schwarzwald besiegten die Eisbären Berlin die Adler Mannheim in deren eigener Arena hochverdient mit 4:1 (2:0,1:0,1:1) und gaben damit die richtige Antwort auf die Niederlage 24 Stunden zuvor, aber vor allem auf die beiden doch recht deutlichen Klatschen gegen München. Heute war man nahe dran am perfekten Auswärtsspiel hatte Matt White nach Spielende gesagt. Und damit hatte er recht, denn der Auftritt der Berliner war bärenstark und schockte die Mannheimer sichtlich.

Eisbären-Chefcoach Serge Aubin musste verletzungsbedingt auf Leo Pföderl verzichten. Was genau die Berliner Nummer 93 hat, wird man spätestens Dienstag nach eingehenden Untersuchungen erfahren. So wurde die deutsche Top-Reihe auseinander gerissen, denn an der Seite von Marcel Noebels spielten Matt White und Zach Boychuk. Giovanni Fiore, der in Schwenningen noch mit White und Boychuk zusammenspielte, bildete eine Formation mit Lukas Reichel und Kris Foucault. Dadurch kam es zur Wiedervereinigung der Reihe um Mark Olver, Sebastian Streu und Parker Tuomie. Olver rotierte also aus der vierten Formation heraus, wo stattdessen Eric Mik an der Seite von Nino Kinder und Fabian Dietz spielte. Alle Sturmreihen wurden also durcheinander gewirbelt durch den Ausfall von Leo Pföderl. Und auch im Tor stand heute Mathias Niederberger, der gestern noch geschont wurde. Tobias Ancicka nahm als Back-up auf der Bank Platz.

Es war das Duell der beiden besten Teams in der diesjährigen Saison. Mannheim ging als Tabellenführer im Süden in dieses Spiel, die Eisbären als Erster im Norden. Auf dieses Duell hatte ganz Eishockey-Deutschland gewartet. Ein Duell, was viele sich auch als diesjähriges DEL-Finale vorstellen können.
Die Eisbären kamen top motiviert aus der Kabine und waren in der Anfangsphase leicht überlegen, hatten die ersten guten Abschlüsse. Und nach vier Minuten hatten sie auch gleich das erste Überzahlspiel in diesem Spiel, nachdem Thomas Larkin wegen eines hohen Stocks auf die Strafbank musste. Das beste Powerplay war also im Einsatz. Ihnen gegenüber stand aber das beste Unterzahlspiel der Liga. Das erste Duell ging jedoch klar an das Penaltykilling der Adler, die nicht einen einzigen Torschuss zu ließen.
Fortan weiterhin die Eisbären im Vorwärtsgang. Mannheim kam bisher nicht nach vorne und auch zu keinem Torschuss, denn die Berliner Defensive stand sehr sicher. Den ersten Torschuss gaben die Kurpfälzer erst nach acht Minuten ab. Der Versuch von Florian Elias war aber zugleich die beste Chance des Spiels bis dahin. Mathias Niederberger war jedoch zur Stelle.
Doch Berlin war weiterhin die bessere Mannschaft und ging nach zehn Minuten in Führung. Fabian Dietz brachte die Scheibe zu Simon Després, der sie per Rückhand auf das Tor bringt. Nino Kinder fälschte sie noch ab, Dennis Endras bekam sie nicht unter Kontrolle und Fabian Dietz staubte zu seinem ersten Saisontor ab – 1:0.
Und noch in der selben Minute legten die Gäste einen nach. Zach Boychuk mit dem Sahne-Pass von rechts rüber auf links, durch zwei Verteidiger durch, auf Matt White, welcher problemlos zum 2:0 einschießen konnte. Was für ein Start der Eisbären! Zwei Tore innerhalb von nur 42 Sekunden.
Mannheim danach mit wütenden Angriffen, aber die Eisbären hielten dagegen. Die Zweikämpfe waren hart umkämpft. Die Eisbären hielten Mannheim weiterhin in Schach, die Adler bekamen in der Offensive nichts auf die Reihe, was an der starken Berliner Defensive lag.
Die Eisbären ärgerten Mannheim immer wieder mit ihrem aggressiven Forechecking, was sie wütend machte. Matthias Plachta griff Jonas Müller vor dem eigenen Tor unsauber von hinten an, was ihm zwei Minuten einbrachte. Das zweite Powerplay für die Eisbären also. Aber auch diesmal keine einzige Torchance für die Eisbären. Das Unterzahlspiel war das einzige, was in diesem Drittel gut lief bei den Adlern. Kaum waren die Mannheimer wieder komplett, konnten die Eisbären die Hausherren im eigenen Drittel festsetzen und hatten durch John Ramage eine dicke Chance. Dennis Endras rettete in höchster Not.
Die Eisbären nahmen eine hochverdiente 2:0-Pausenführung mit in die erste Drittelpause. Mannheim wirkte vom Auftritt der Berliner überrascht. Mannheims Verteidiger Thomas Larkin mit seiner Analyse zu den ersten 20 Minuten:

Wir sind nicht gut genug. Wir müssen besser Schlittschuh laufen. Wir haben nicht unser Spiel gespielt und müssen unser Tempo finden.

Zu Beginn des Mitteldrittels musste man mit einem anderen Auftritt der Kurpfälzer rechnen. In der Kabine dürfte die Ansprache von Coach Pavel Gross deutlich gewesen sein. Und so kamen die Hausherren sehr engagiert und schwungvoll aus der Kabine. Mannheim war nun besser drin im Spiel, machten viel Druck, noch aber taten sie sich schwer, die kompakte Defensive der Berliner zu knacken. Jason Bast hatte dann mal eine richtig gute Chance, aber Mathias Niederberger war zur Stelle.
Fünf Minuten waren gespielt, als Zach Boychuk wegen Haltens die erste Strafzeit für die Eisbären kassierte. Nun also die große Chance für Mannheim zum Anschlusstreffer. Das Problem nur: Die Adler haben das zweitschlechteste Powerplay der Liga. Und das Penaltykilling der Hauptstädter ist in dieser Saison bekannt für seine unheimliche Stärke. Und mehr als ein Onetimer von Matthias Plachta kam so auch nicht dabei heraus.
Mannheim war aber in diesem Drittel deutlich besser drin im Spiel. Sie spielten wesentlich druckvoller, setzten die Eisbären mit ihrem aggressiven Forechecking früh unter Druck. Die Zweikämpfe wurden härter, die Nickligkeiten nahmen zu. Berlin ließ sich provozieren und so musste Simon Després wegen übertriebener Härte auf die Strafbank. Mannheim nun also erneut in Überzahl. Doch mehr als zwei Schüsse ließen die Eisbären nicht zu. Und die Schüsse waren für Mathias Niederberger kein Problem, die parierte er sicher.
Auch fortan Mannheim weiter im Vorwärtsgang. Sie kamen zu Abschlüssen, doch immer wieder war Niederberger zur Stelle. So eine richtig hundertprozentige Chance hatten die Hausherren aber nicht. Was aber auch an der starken Defensivarbeit der Eisbären lag, welche die gefährlichen Räume vor dem Tor zu machten.
Gegen Ende des Mitteldrittels kassierte David Wolf die erste Strafzeit gegen die Adler in diesem Drittel wegen eines unkorrekten Körperangriffes. Aber auch im dritten Unterzahlspiel die Mannheimer mit einem starken Penaltykilling.
Was in Überzahl heute nicht klappen wollte, funktioniert dafür bei Fünf-gegen-Fünf. Giovanni Fiore mit dem Schuss aus der Drehung, Dennis Endras konnte die Scheibe nicht kontrollieren und Parker Tuomie staubte ab – 3:0 (39.).
Zum Ende hin dann nochmal eine Strafzeit gegen die Eisbären. Mark Olver musste für zwei Minuten in die Kühlbox, Mannheim also in der letzten Spielminute nochmal in Überzahl. Aber es blieb dabei, dass in Sachen Special Teams das Penaltykilling bisher am Besten funktionierte.
So nahmen die Eisbären trotz eines besseren Auftritts der Adler eine souveräne 3:0-Führung mit in die zweite Drittelpause.
Fabian Dietz mit seinem Fazit nach 40 Minuten und einen Ausblick auf das letzte Drittel:

Wir machen alles richtig. Die Kleinigkeiten zählen heute und da sind wir größtenteils dabei, die gut umzusetzen. Ich glaube, das ist heute ausschlaggebend. Wir haben 40 Minuten gut gespielt. Jetzt schauen wir, dass die letzten 20 Minuten auch noch gut laufen und wir das Ding mit nach Hause nehmen.

48 Sekunden hatte Mannheim zu Beginn des letzten Drittels noch Überzahl, wo Matthias Plachta zwei gute Chancen hatte, sie aber nicht nutzen konnte.
Doch die nächste Chance für ein Powerplay folgte zugleich. Kapitän Frank Hördler kassierte in der 44. Spielminute wegen eines Stockschlags die nächste Berliner Strafzeit. Die Disziplin ließ doch arg zu wünschen übrig. Aber bisher ging es ja zum Glück noch gut. Pavel Gross nahm vor dem Überzahlspiel eine Auszeit, um seine Jungs darauf einzuschwören. Er hatte das Spiel noch nicht abgeschenkt. Und Dennis Endras ging 30 Sekunden später auch noch vom Eis. Pavel Gross also mit dem „Don-Jackson-Move“, der gerne mal seinen Goalie einige Minuten vor dem Spielende vom Eis nimmt. Vielleicht war es aber auch eine Übung für die Playoffs von Pavel Gross, für ein entscheidendes Spiel in einer sehr kurzen Serie. Am Ende ging es jedoch schief, denn Matt White versenkte die Scheibe im verwaisten Mannheimer Tor – 4:0 in Unterzahl (45.).
Damit war das Spiel natürlich entschieden, aber die restliche Spielzeit wurde dann dafür genutzt, um in Sachen Härte ein Zeichen Richtung Playoffs zu setzen. Da waren dann schon einige harte Checks dabei, die beide Teams zu Ende fuhren. Da wollte man dem Gegner deutlich machen, was ihn in den Playoffs erwartet, wenn man erneut aufeinander treffen könnte.
Die Special Teams waren trotzdem noch im Dienst. Sinan Akdag mit der nächsten Strafzeit für die Adler, Powerplay für die Eisbären also. Was aber natürlich ohne Torerfolg blieb.
Mannheim dann auch nochmal mit einem Powerplay nach einer Strafe gegen Kai Wissmann. Und jetzt zappelte die Scheibe im Tor. Matthias Plachta mit dem Ehrentreffer für die Adler – 4:1 (57.).
Damit war die Partie hier durch und die Eisbären nahmen einen überraschend deutlichen Auswärtssieg beim Erzrivalen mit.

Ein Sieg aber, der hochverdient war. Denn man lieferte über 60 Minuten ein Top-Spiel ab und hielt das beste Team der Liga fast über die komplette Spielzeit vom Tor fern. Die Schüsse, die auf das Tor von Mathias Niederberger kamen, waren keine großen Torchancen. Das Gegentor kurz vor Schluss ist sicherlich ärgerlich, war aber zu dem Zeitpunkt egal. Viel mehr überzeugten die Berliner heute mit ihrer kämpferischen Leistung. Man spielte als Team zusammen, jeder half dem anderen und vor dem Tor erwies man sich – im Gegensatz zu gestern – als eiskalt. Vier Tore in Mannheim hat in dieser Saison noch kein Team geschossen.
Die Eisbären überzeugten mit einer starken Defensivarbeit, machten die Räume vor dem Tor zu und zwangen Mannheim so zu Schüssen von außen. Nach vorne schaltete man immer blitzschnell um und nutzte die sich bietenden Chancen effektiv aus. Das Penaltykilling erwischte einen starken Tag, auch wenn es am Ende doch noch einen Gegentreffer gab. Aber zu diesem Zeitpunkt war die Partie bereits entschieden. Wenn man heute überhaupt etwas kritisieren möchte, dann das Powerplay, was heute überhaupt nicht gefährlich war. Weil aber auch das Penaltykilling der Mannheimer sehr stark war.
Auch die Reihenumstellungen und die kurze Pause vor dem Spiel schwächte die Hauptstädter überhaupt nicht. Ganz im Gegenteil, sie zeigten eine sehr starke Leistung und gaben ein Statement in Richtung Playoffs ab, wenn gleich Matt White von einem Statement nichts wissen wollte:

Es ist wirklich ein sehr gutes Auswärtsspiel gewesen, das war ganz nahe dran am perfekten Auswärtsspiel. Vor allen Dingen hat uns geholfen, dass wir früh gut ins Spiel gekommen sind mit den beiden Toren. Auch vom Schlittschuhlaufen her war das heute eine sehr gute Leistung und das hat durchaus einen Unterschied gemacht. Aber ein Statement war es nicht so kurz vor den Playoffs. Ich erwarte auch in den Playoffs solche Spiele mit viel Körper, mit viel Intensität.

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