2:4 in Schwenningen: Kein Sieg im 900. DEL-Spiel von Eisbären-Kapitän Frank Hördler

Alles war angerichtet: Eisbären-Kapitän Frank Hördler absolvierte im Schwarzwald sein 900. DEL-Spiel, welches er natürlich gewinnen wollte. Doch daraus wurde nichts. Am Ende verloren die Eisbären Berlin bei den Schwenninger Wild Wings mit 2:4 (0:1,1:2,1:1) und kassierten damit die dritte Niederlage in den letzten vier Spielen. So knapp vor den Playoffs kommen die Eisbären also ins Straucheln, wenn gleich man nicht schlecht gespielt hat. Nur schlief man im Mitteldrittel für fünf Minuten, was Schwenningen eiskalt ausnutzte. Und zudem stockt der Offensiv-Motor ordentlich, denn zwei Tore bei 57 Torschüssen sind dann doch eindeutig zu wenig.

Eisbären-Chefcoach Serge Aubin nahm einige Änderungen am Line-up vor. Einzig die Noebels-Reihe blieb zusammen. Zach Boychuk und Matt White bekamen mit Giovanni Fiore einen neuen Außenstürmer in die Reihe. Kris Foucault rotierte aus der Reihe heraus und spielte an der Seite von Parker Tuomie und Rückkehrer Sebastian Streu. Tuomie bekam somit zwei neue Sturmpartner, denn am Mittwoch spielte er noch mit Giovanni Fiore und Mark Olver zusammen. Fiore wurde bereits angesprochen, Olver rückte zwischen Nino Kinder und Fabian Dietz in die vierte Reihe, wo am Mittwoch noch Eric Mik spielte. Der war heute siebter Verteidiger. Im Tor stand erneut Tobias Ancicka, auf der Bank nahm aber nicht Mathias Niederberger Platz. Der wurde geschont, daher war Rihards Babulis Back-up-Goalie.

Die Ausgangslage vor dem Spiel war klar. Berlin wollte Platz Eins weiter festigen, Schwenningen hingegen benötige jeden Punkt im Kampf um einen Playoff-Platz. Somit musste die Eisbären mit einem hochmotivierten Gegner rechnen.
Und früh im Spiel kassierten die Berliner durch Lukas Reichel wegen eines Stockschlags die erste Strafzeit. Da war gerade einmal eine Minute gespielt. Schwenningen, das im Süden noch das zweitbeste Powerplay hatte, tat sich in der Verzahnungsrunde jedoch schwer. Da war man in Überzahl das zweitschlechteste Team. Und das sollte sich auch bestätigen, denn außer zwei Schüssen bekamen die Wild Wings nicht viel zu Stande. Dafür hatte Leo Pföderl in Unterzahl die beste Chance, doch er traf nur den Pfosten.
Danach die Hausherren aber sehr engagiert und druckvoll. Einmal musste Tobias Ancicka in höchster Not retten. Aber auch die Eisbären waren im Vorwärtsgang, doch beide Defensivreihen machten die Räume vor dem Tor eng. So kam es zwar zu Abschlüssen, eine hochkarätige Chance war jedoch nicht dabei. Beide Teams störten sich auch immer wieder früh im Spielaufbau. Man merkte es den Teams an, dass sie hier bereit waren und den Sieg für sich holen wollten.
Die Eisbären waren dann das Team, welches sich immer mehr Chancen heraus arbeitete, aber Joacim Eriksson bewies einmal mehr, warum er zu den besten Goalies der DEL gehört. Doch es wurde immer brenzliger vor dem Tor der Schwarzwälder. Nach vorne ging von Schwenningen in dieser Phase gar nichts mehr. Zu stark war der Druck der Berliner.
Doch wie es im Eishockey nun mal so ist: Nutzt du deine Chancen vorne nicht, kassierst du hinten einen. Troy Bourke blieb vor dem Tor hängen, die Scheibe lag frei und Andreas Thuresson hämmerte sie ins lange Eck – 0:1 (18.). Der Torschütze verletzte sich dabei jedoch und ging sofort in die Kabine.
So nahmen die Hausherren hier eine durchaus glückliche Führung mit in die Kabine. Aber am Ende zählt eben nicht die Statistik sondern das, was auf der Anzeigetafel steht.

Zu Beginn des Mitteldrittels kehrte Andreas Thuresson zurück auf das Eis. Und nur 19 Sekunden nach Wiederbeginn kassierte Ex-Eisbär Darin Olver zwei Strafminuten wegen eines Cross-Checks. Jetzt war Vorsicht für Schwenningen angesagt, denn die Hauptstädter stellen das beste Powerplay der PENNY DEL. Und dort machten es die Wild Wings den Eisbären sehr schwer. Erst gegen Ende des Überzahlspiels schlugen die Eisbären zu. Zunächst vergab Giovanni Fiore noch, doch dann kam die Scheibe über Marcel Noebels und Leo Pföderl zu Jonas Müller, welcher sich Goalie Joacim Eriksson ausguckte und den Puck ins Tor schlenzte. Da die Scheibe so schnell wieder aus dem Tor heraus kam, musste der Videobeweis die Entscheidung bringen. Und dort war klar zu sehen, dass es ein reguläres Tor war – 1:1 (23.). Bereits das siebte Saisontor von Jonas Müller. Wahnsinn!
Dann durften die Gastgeber mal in Überzahl ran, denn Ryan McKiernan musste wegen eines Stockschlags in die Kühlbox. Und auch in diesem Unterzahlspiel hatten die Berliner durch Giovanni Fiore eine gute Chance. Schwenningen hatte seine Chancen, aber Tobias Ancicka mit sehr guten Saves. Starkes Spiel von Tobi!
Dann mal ein Drei-auf-Eins-Konter der Berliner. Sebastian Streu hätte schießen können wenn nicht sogar müssen, entschied sich aber für den Pass auf Matt White, welcher abzog, aber diese Chance nicht nutzen konnte. Es wäre mehr drin gewesen, hätte Streu doch noch selbst abgezogen. Das Selbstvertrauen darf er ruhig haben, denn er spielt eine starke Saison.
Anschließend ein hart umkämpftes Spiel. Beide schenkten sich wenig Platz auf dem Eis. Schwenningen dann mal mit einem guten Angriff und dem guten Auge für den frei stehenden Christopher Fischer, welcher die Scheibe bekam und per Onetimer im Berliner Tor versenken konnte – 1:2 (31.).
Die Hausherren mussten dann aber wieder in Unterzahl ran. Tyler Spink musste für zwei Minuten auf die Strafbank. Und nur 22 Sekunden später musste der Torschütze zum 2:1 nach einem Kniecheck gegen Leo Pföderl auch auf die Strafbank. Pföderl musste verletzt in die Kabine. Und seine Teamkollegen hatten die dicke Chance zum Ausgleich mit zwei Mann mehr auf dem Eis. Aber die Gäste von der Spree hatten Probleme bei der Scheibenannahme und konnten so für keinerlei Gefahr vor dem Tor von Joacim Eriksson sorgen.
Doch die Hausherren hatten nun eine Disziplin-Problem, denn kaum waren die Wild Wings wieder komplett, musste mit Emil Kristensen der nächste Schwenninger in die Kühlbox. Erneutes Powerplay also für die Eisbären. Und dort Ryan McKiernan mit einem unnötigen Fehlpass in den Lauf von Troy Bourke, der den richtigen Riecher hatte und frei vor Tobias Ancicka auftauchte. Bourke ließ sich diese Chance nicht entgehen und nahm die Einladung dankend an – 1:3 (35.).
Die Gastgeber erwiesen sich als eiskalt vor dem Tor. Wenn ihnen sich eine dicke Chance bietet, dann nutzen sie diese auch. Und die Eisbären spielten ihre Angriffe nicht konsequent zu Ende. Da fehlte die nötige Konzentration, um den Angriff bis zum Ende durchzuziehen. Ob man da mit dem Kopf evtl. schon in Mannheim war? Was natürlich Schwenningen gegenüber nicht fair wäre, denn man sollte jeden Gegner in dieser Liga Ernst nehmen und mit dem nötigen Respekt gegenübertreten. Schwenningen schlägt man nun mal nicht eben im Vorbeigehen.
Dieses Spiel war hier noch nicht verloren, 20 Minuten hatte man noch Zeit. Aber dafür musste man an der Einstellung etwas ändern, denn die war nicht wirklich dem Spiel entsprechend. Und vielleicht sollte man auch mal die Einladungen der Wild Wings annehmen, die gut 30 Sekunden vor der zweiten Pause erneut eine Strafzeit durch David Cerny kassierten. Vom besten Powerplay der Liga war hier aber bisher nichts zu sehen. Doch dieses Überzahlspiel war noch nicht vorbei, zu Beginn des letzten Drittels sollte dieses Powerplay fortgesetzt werden.
Zunächst aber einmal Mark Olver mit seinem Fazit nach 40 Minuten:

Es läuft alles noch nicht so richtig gut für uns. Wir waren gut drin im Spiel, bis Schwenningen die zwei Tore gemacht hat.

Zu Beginn des letzten Drittels also noch 90 Sekunden Powerplay, aber die Konzentration war weiterhin nicht da. Man brauchte fast eine Minute, um mal in die Formation zu kommen. Da blieb dann kaum noch Zeit, sich eine gute Chance zu erspielen. So überstanden die Hausherren diese Unterzahl ohne große Probleme.
Die Eisbären danach zwar immer wieder mit Abschlüssen, doch vor große Probleme stellte man Joacim Eriksson mit diesen Schüssen nicht. Schwenningen hingegen lauerte auf weitere Fehler der Eisbären, um dann zu kontern.
Als sich die Eisbären kurz vor dem Powerbreak mal im Schwenninger Drittel festsetzen konnten, kam Matt White auf der rechten Seite an die Scheibe, guckte sich vor dem Tor Eriksson aus und schlenzte die Scheibe ins lange Eck – 2:3 (49.).
Nun waren die Eisbären also nur noch ein Tor weg und sie investierten jetzt richtig viel in dieses Spiel, während von Schwenningen nichts mehr nach vorne kam. Der Druck der Berliner nahm zu, doch noch stand „die Wand“ Joacim Eriksson im Schwenninger Tor sicher und ließ keine Scheibe durch. Der Auftritt der Hauptstädter war aber nun deutlich besser als noch im zweiten Drittel. Die Chancen waren da, die Angriffe wurden stark zu Ende gespielt.
Gut sechs Minuten vor dem Ende der Partie nahm Serge Aubin bereits seine Auszeit. Der Berliner Chefcoach gab dieses Spiel also noch lange nicht verloren und schwor seine Jungs auf die Schlussphase ein.
Dann nahmen sich die Eisbären in Person von Mark Olver selbst den Schwung durch eine unnötige Strafzeit in der 55. Spielminute. Für die Hausherren mal Zeit zum Durchatmen, für die Eisbären wertvolle Zeit, die ihnen bei der Aufholjagd verloren ging. Doch die Unterzahl überstanden die Berliner schadlos. Gut vier Minuten blieben ihnen nun noch, um den Ausgleich im Schwarzwald zu erzielen.
90 Sekunden vor dem Ende nahm Aubin Goalie Tobias Ancicka vom Eis, doch seine Jungs vertändelten durch Marcel Noebels die Scheibe im Angriffsdrittel, Travis Turnbull kam an die Scheibe und versenkte sie im verwaisten Berliner Tor zur Entscheidung – 2:4 (59.).
Damit war die Partie entschieden und der Wiederstand der Berliner gebrochen. Eine unnötige Niederlage im Schwarzwald.

Weil man im Mitteldrittel den Fuß vom Gas genommen hat und die nötige Konzentration vermissen ließ. In dieser Phase leistete man sich zu viele Fehler, was Schwenningen eiskalt ausnutzte. Hinzu kommt noch die mangelnde Chancenverwertung im ersten und letzten Drittel. Insgesamt 57 Torschüsse gaben die Eisbären am Ende ab, da sind zwei Tore natürlich eindeutig zu wenig.
In dieser Liga musst du nun mal volle 60 Minuten deine Leistung abrufen, machst du das nicht, verlierst du die Spiele. Morgen Nachmittag gibt es die sofortige Chance zur Wiedergutmachung, wenn man auf die Adler Mannheim trifft. Alles andere als einfach, sind die Kurpfälzer doch in dieser Saison das beste Team der PENNY DEL. Da muss man über die gesamte Spielzeit hellwach und konzentriert sein, zudem sich keine Fehler erlauben. Denn die Adler nutzen so etwas konsequent aus.

Jubilar Frank Hördler war trotz allem nicht unzufrieden, außer mit den fünf Minuten im Mitteldrittel:

Es lag an den fünf Minuten im zweiten Drittel. Da haben wir ein bisschen vom Gas abgelassen und dafür wurden wir knallhart bestraft. Ansonsten denke ich, war der Rest ein super Spiel von beiden Mannschaften.

Was genau Leo Pföderl sich zugezogen hat, stand nach Spielende nicht fest. Christopher Fischer, welcher für die Verletzung letztendlich verantwortlich war, hat sich nach dem Spiel im Interview noch bei Leo Pföderl entschuldigt und gesagt, dass es definitiv keine Absicht war und er hofft, dass Leo bald wieder spielen kann. Großartige Geste von Christopher Fischer!

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