2:4 in Wolfsburg: Auch der Tabellenletzte schlägt die Eisbären

Das macht alles einfach keinen Spaß mehr. Die Eisbären Berlin haben auch ihr Auswärtsspiel bei den Grizzly Wolfsburg verloren. Am Ende stand es 2:4 (0:0,0:2,2:2), was zugleich die vierte Niederlage in Folge bedeutete. Und diese hatte man sich selbst zuzuschreiben, weil man erst zum Ende der Partie aufwachte und dann alles gut machen wollte, was in den 50 Minuten vorher schlecht lief. Wolfsburg hatte so leichtes Spiel, zeigte sich vor dem Tor eiskalt und effektiv und hielt dem Druck der Eisbären in der Schlussphase stand und sicherte sich so drei wichtige Punkte, mit denen sie das Tabellenende verließen. 

Bei den Eisbären fehlten heute gleich acht Spieler. Im Vergleich zum Donnerstagspiel in Mannheim kam heute auch noch James Sheppard ins Lazarett hinzu, dafür rückte der in der Kurpfalz noch überzählige Daniel Fischbuch zurück in den Kader. Kevin Poulin hütete das Berliner Tor.

Zuletzt lief es ja überhaupt nicht bei den Eisbären, fünf der letzten sechs Spiele wurden verloren. Trainer Stéphane Richer sagte daher vor dem Spiel bei Magenta Sport:

Wir müssen von der ersten bis zur letzten Minute hart und konzentriert spielen. Wir müssen die unnötigen Fehler abstellen und von der Strafbank weg bleiben.

Der Start sah relativ gut aus, die Eisbären mit einem aggressiven Forechecking, setzten die Niedersachsen früh in deren Drittel unter Druck und störten sie so im Spielaufbau. Die Eisbären konnten sich so in der Anfangsphase zweimal im Wolfsburger Drittel festsetzen und Schüsse auf das Tor bringen, etwas gefährliches war da aber nicht unbedingt dabei, weil man statt einfach zu spielen es mal wieder zu oft kompliziert versuchte.
Wolfsburg kam mit zunehmender Spieldauer besser ins Spiel und hätte Mitte des ersten Drittels in Führung gehen können. Frank Hördler mit einem Fehler in der Rückwärtsbewegung, vertändelte ohne Not die Scheibe. Ex-Eisbär Spencer Machacek kam angerauscht, nahm die Scheibe mit, legte sie per Rückhand zurück auf Daniel Sparre, welcher die große Chance jedoch nicht nutzen konnte.
Zwei Minuten später die Eisbären mit einer guten Drangphase und auch guten Möglichkeiten. Es war die vierte Reihe um Vincent Hessler, Cedric Schiemenz und Florian Busch, welche für diese Drangphase verantwortlich war.
Dann aber mal wieder die Hausherren mit einem schnell vorgetragenen Angriff über Ex-Eisbär Jason Jaspers, Christoph Höhenleitner und Marius Möchel, Letzterer scheiterte an Kevin Poulin. Danach setzte sich Wolfsburg mal im Drittel der Eisbären fest und machte gut Druck, aber Poulin ließ nichts durch.
Auch sein Gegenüber David Leggio beendete das erste Drittel ohne Gegentor, musste in den letzten Sekunden aber noch einmal eingreifen. Danny Richmond kam im Slot an die Scheibe und aus der Drehung zum Abschluss, Leggio war zur Stelle. Im Anschluss kassierte Marcel Noebels noch eine Strafe, weshalb die Eisbären das Mitteldrittel in Unterzahl begannen.
Verteidiger Frank Hördler mit seinem Drittel-Fazit:

Ich denke, es war ein guter Start von uns. Wir brauchen jetzt mehr Zug zum Tor, müssen mehr Scheiben auf das Tor bringen.

Die Unterzahl überstanden die Eisbären schadlos. In der 24. Spielminute kam Alexander Karachun im Slot zum Abschluss, doch sein Schuss ging hauchdünn am linken Pfosten vorbei. Aber nur eine Minute später klingelte es dann doch im Berliner Kasten. Powerplay Wolfsburg, wo sie übrigens das schlechteste Team der DEL sind, Daniel Sparre kam am rechten Bullykreis zum Abschluss und sein Schuss schlug in der kurzen Ecke ein – 1:0 für die Wolfsburger (25.).
Dann mal die Eisbären in Überzahl, doch so richtig gefährlich wurden sie dabei nicht. Generell war im Mitteldrittel nach vorne wenig von den Berlinern zu sehen.
Und Wolfsburg zeigte sich eiskalt vor dem Tor. Cole Cassels mit einem scharfen Pass von rechts vor das Tor, Kevin Poulin lenkte die Scheibe dann selbst ins Tor – 2:0 (30.).
Wolfsburg spielte das anschließend souverän, stand hinten kompakt und versuchte vorne immer wieder Nadelstiche zu setzen. Und die Eisbären? Die hatten immerhin noch zwei gute Möglichkeiten. Jonas Müller kam in aussichtsreicher Position zum Abschluss, David Leggio war zur Stelle. Und wenige Sekunden vor der zweiten Drittelpause lief Sean Backman alleine auf David Leggio zu, doch der Wolfsburger Goalie war der Sieger in diesem Duell.

Und für das letzte Drittel hatten sich die Eisbären was vorgenommen, das merkte man, denn sie suchten sofort den Weg Richtung David Leggio und Wolfsburger Tor. Sie kamen auch zum Abschluss, aber das Tor fiel auf der Gegenseite. Zunächst scheiterten die Wolfsburger mit einem Konter, die Scheibe kam dann zu Daniel Sparre, welcher mit der Rückhand den Puck im langen Eck versenkte – 3:0 (47.).
Jener Sparre tauchte nur wenige Augenblicke nach einem weiteren Fehler der Eisbären frei vor Poulin auf, doch der Berliner Goalie war der Sieger in diesem Duell.
Zehn Minuten vor dem Ende die nächste unnötige Strafe gegen die Eisbären wegen zu vieler Spieler auf dem Eis und doch hatte man in der Unterzahl die beste Chance. Denn Louis-Marc Aubry wurde bei einem Alleingang unsauber gestoppt, die Hauptschiedsrichter Stephan Bauer und Lasse Kopitz entschieden auf Penalty, welchen Jamie MacQueen nicht verwandeln konnte, David Leggio hielt den Penalty stark.
Die Hausherren setzten nach, machten Druck und hatten gute Möglichkeiten, Kevin Poulin war immer wieder im Mittelpunkt, zeigte mehrfach, dass er ein richtig guter Goalie ist.
Und sieben Minuten vor dem Ende der Partie tauchten dann auch die Hauptstädter auf der Anzeigetafel der EisArena Wolfsburg auf. Sean Backman hatte den Puck irgendwie über die Torlinie gestochert. Die Hauptschiedsrichter schauten sich die Szene aber noch einmal auf dem Video an und entschieden nach dem Videobeweis auf Tor für Berlin – 3:1 (53.).
Das war der Startschuss einer Schlussoffensive, die Eisbären drängten nun auf den nächsten Treffer, wollten das Spiel noch einmal spannend machen. Und man fragte sich nur, warum erst jetzt? Warum nur in den letzten gut zehn Minuten?
Und tatsächlich sollten sie zweieinhalb Minuten vor dem Ende noch zum Anschlusstreffer kommen. Micki DuPont schlenzte die Scheibe in Überzahl Richtung Tor, André Rankel hielt die Kelle hin und schon stand es nur noch 2:3 aus Sicht der Eisbären (58.).
Trainer Stéphane Richer probierte anschließend noch einmal alles – Auszeit, Torwart raus. Die Eisbären hatten auch dicke Chancen, aber Sebastian Furchner zerstörte alle Hoffnungen der Eisbären auf einen Punktgewinn in der Autostadt, als er ungestört auf das leere Berliner Tor zu fahren konnte und die Scheibe im verwaisten Berliner Tor unterbrachte – 4:2 für Wolfsburg 80 Sekunden vor der Schlusssirene (59.).
Damit war der Drops hier gelutscht und die Wolfsburger sicherten sich die drei Punkte, während die Krise der Eisbären immer schlimmere Züge annimmt.

Haben die Eisbären überhaupt noch Lust auf Eishockey? Auf die bevorstehenden Playoffs? Wenn man sich so die letzten lustlosen Auftritte anschaut, dann kann man nur zu einer Antwort kommen – NEIN!!! Wie oft hat man in dieser Saison schon gehört, es liegt nur an Kleinigkeiten, man muss die positiven Dinge aus den Spielen mitnehmen und die negativen im nächsten Spiel abstellen, dann würde alles besser werden. Nichts ist passiert, sie spielen genauso schlecht weiter wie zuvor. Bekommen keine Konstanz in ihre Leistung, lassen kein Spielsystem erkennen, nehmen weiter unnötige Strafzeiten, leisten sich nach wie vor zu viele unnötige Scheibenverluste, schaffen es einfach nicht, über 60 Minuten konzentriert zu spielen. Immer reicht es nur für ein paar Minuten gutes Eishockey, aber dann versucht man es mit der Brechstange. Nur dann ist es immer schon zu spät, weil man vorher lustlos über das Eis schlittert und keine Angst verbreitet.
Die Eisbären sind viel mehr zu Teddybären geworden, vor denen keine Mannschaft der Liga mehr Angst hat. Kommen die Eisbären zu Besuch, freut sich der Gegner, reisen Mannschaften nach Berlin, freuen sie sich, weil sie mit Punkten im Gepäck heim kommen. Man kann immer verlieren, das gehört im Sport dazu, aber es kommt immer auf das WIE an und das geht im Moment überhaupt nicht bei den Eisbären. Die schenken die Spiele teilweise kampflos her, fangen dann zum Schluss doch noch mal an, zu spielen, nur um sich am Ende hinzustellen und zu sagen, man habe ja gekämpft, alles gegeben, es fehlen nur Kleinigkeiten.
Die Spieler sollen einfach aufhören, immer den selben Mist zu erzählen, inzwischen hat jeder Fan kapiert, dass die Spieler auf dem Eis einfach keinen Bock auf die Playoffs haben, die Gesichter auf dem Eis sprechen da Bände, die Lustlosigkeit ist kaum noch zu übersehen und auch der Trainer/Sportdirektor Stéphane Richer zeigt nicht wirklich Regung angesichts der miserablen Leistung auf dem Eis.
Dabei ist doch er einer der Hauptschuldigen, er hat den Kader zusammengestellt, er hat mit dafür gesorgt, dass Uwe Krupp nicht verlängern wollte, er dachte, mit der Entlassung von Clément Jodoin würde es besser laufen. Doch genau das Gegenteil ist eingetreten und die Eisbären sind noch schlechter geworden. Ob ein neuer Trainer jetzt noch die Wende bringen würde, wage ich zu bezweifeln, denn was will er auch machen, wenn selbst die Spieler auf dem Eis keinen Bock mehr haben.
Die Eisbären scheinen es durch ihre lustlosen Auftritte tatsächlich noch zu schaffen, die sicher geglaubte Playoff-Qualifikation noch zu verspielen. Neun Punkte hat man nur noch Vorsprung auf Nürnberg, welche aber auch noch zwei Spiele weniger absolviert haben. Nur traurig wäre in Berlin wohl keiner, wenn die Saison nach 52 Spieltagen ihr Ende finden würde, denn das da auf dem Eis mag sich keiner mehr länger anschauen.

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