Gestern fand es also statt, das mit Spannung erwartete erste DEL Winter Game. 50.000 Zuschauer waren dabei gewesen im Frankenstadion Nürnberg und sorgten somit für einen neuen Europarekord in einem Freiluft-Eishockeyspiel. Allein 5.000 Zuschauer kamen aus Berlin. Die Eisbären-Fans reisten u.a. mit zwei (!) Sonderzügen ins Frankenland. Erstmals fuhren gleich zwei Sonderzüge zu einem Auswärtsspiel der Eisbären. Die Nachfrage der Berliner Fans war eben so groß gewesen, dass die Eisbären reagieren mussten und neben dem „roten Fanclubzug“ auch noch einen „blauen Fanshopzug“ auf die Reise nach Nürnberg schickten.
Bereits um 6:00 Uhr am Samstagmorgen war der Bahnof Berlin-Lichtenberg fest in Hand der Eisbären-Fans. Alle waren bestens gelaunt und voller Vorfreude auf das erste Winter Game in der Geschichte der Deutschen Eishockey Liga (DEL). Nahezu pünktlich um 07:15 Uhr rollte Sonderzug „ROT“ los, eine halbe Stunde später folge Sonderzug „Blau“.
So waren über 1.500 Eisbären-Fans nun auf dem Weg Richtung Nürnberg. Wir vom eisbaerlin.de-Team waren im roten Zug unterwegs und hatten eine echt angenehme und vor allem lustige Sonderzugfahrt. Die Stimmung unterwegs war bestens, alle waren gut gelaunt und je näher wir dem Zielort Nürnberg kamen, desto besser wurde die Stimmung.
Doch dann gab es den ersten „Dämpfer“ des Tages. Da ist die Bahn tatsächlich mal so schnell unterwegs, dass man eine halbe Stunde früher in Nürnberg ankommen würde, doch dann das. Die Bundespolizei hatte dem roten Zug verboten, früher am Bahnhof Frankenstadion einzurollen. Diese Ansage wurde natürlich von den Fans entsprechend kommentiert. Doch zum Glück blieb es bei der Ankuft in Nürnberg komplett ruhig und keiner äußerte sich gegenüber der Bundespolizei zu diesem Verbot.
Kurz vor 13:30 Uhr rollte der erste Sonderzug aus Berlin also in Nürnberg ein. Bereits jetzt war schon jede Menge los gewesen rund um das Frankenstadion. Die Fans aus Zug „Rot“ versammelten sich auf dem Bahnhofsvorplatz und warteten auf den zweiten Sonderzug aus Berlin. Natürlich nicht, ohne sich bereits lautstark bemerkbar zu machen. Die ersten Lieder wurden angestimmt und man brachte sich schon einmal in Stimmung.
Eine gute halbe Stunde nach Ankunft des ersten Sonderzuges rollte auch der zweite Sonderzug aus der Hauptstadt in Nürnberg ein. Dieser wurde natürlich herzlichst begrüßt von den bereits wartenden Eisbären-Fans. Nun versammelten sich die mehr als 1.500 Sonderzugfahrer gemeinsam auf dem Vorplatz und los ging der Fußmarsch Richtung Frankenstadion. Natürlich lautstark mit Eisbären-Liedern.
Angekommen im Stadion folgte dann der zweite Dämpfer des Tages. Als wir in den Stehplatzblock rein wollten, haben wir schon gesehen, dass der übervoll ist. Da noch einen Platz zu finden, war für die Fans sehr schwer bis nahezu unmöglich gewesen. Da wurden auf jeden Fall mehr Karten verkauft als möglich gewesen wäre.
Und als das nicht schon schlimm genug gewesen wäre, waren in den Blöcken noch nicht einmal Ordner zu sehen. Ein paar Ordner standen oben und hatten sporadisch die Eintrittskarten kontrolliert. Aber in den Stehplatzblöcken war von Ordnern keine Spur. Daher habe ich dann einfach mal einen Ordner angesprochen und gefragt, warum denn bitte in den Stehplatzblöcken keine Ordner sind. Die Antwort war echt der Hammer gewesen und zugleich unglaublich.
Der Ordner meinte zu mir, wir hatten vorher genügend Ordner in den Blöcken gehabt, doch als eure Fans nicht auf unsere Anweisungen gehört haben, sind wir aus den Blöcken rausgegangen, weil ihr ja eh nicht auf uns gehört hättet. Okay, dass ein Teil der Eisbären-Fans nicht auf die Ordner gehört hat, ist weniger schön. Aber viel schlimmer ist für mich die Tatsache, dass die Ordner dann einfach abgehauen sind. Es ist deren Pflicht, für Ordnung im Stadion zu sorgen. Und wenn einer nicht hören will, dann muss ich ihn eben als Ordner aus dem Block werfen. Die Ordner haben dort doch Heimrecht.
Auch nicht so schön war die Tatsache gewesen, dass man zunächst nur in seinen Block, der auf der Eintrittskarte ausgewiesen war, rein durfte. Erst nach langer Zeit durfte man aufgrund des herrschenden Chaos in die anderen Blöcke ausweichen. Welche natürlich auch bereits aus allen Nähten platzten. Aber irgendwie sind dann doch alle rein gekommen, doch so wirklich viel Platz hatte man dann auch nicht. Naja, wir haben jedenfalls versucht, das Beste daraus zu machen. Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn in den Blöcken eine Massenpanik ausgebrochen wäre…
Der dritte Dämpfer des Tages folgte dann an den Catering-Ständen. Ein ausverkauftes Stadion mit 50.000 Zuschauern und jeder zweite Catering-Stand war zu. Zu mindestens bis eine Stunde vor Spielbeginn. Danach wurde es wohl etwas besser. Aber wie man derart schlecht vorbereitet sein kann auf ein so lang geplantes Event, ist mir fraglich. Die Eishockeyfans standen teilweise bis zu 35-40 Minuten an, um etwas zu essen und zu trinken zu bekommen. Gute Organisation sieht für mich anders aus. 2010 auf Schalke beim WM-Eröffnungsspiel waren über 25.000 Zuschauer mehr da gewesen und dort lief alles perfekt ab. Was man von Nürnberg ganz und gar nicht behaupten konnte.
Was jedoch wieder sehr schön war, waren die Gespräche mit den Eishockey-Fans aus verschiedenen Städten. Fast von jedem DEL-Team waren Fans vor Ort. Auch aus Österreich, der Schweiz und Kanada waren Fans angereist. Mit den Fans, mit denen wir uns unterhalten haben – man hatte ja z.B. beim Anstehen am Catering-Stand jede Menge Zeit 😉 – haben wir uns sehr gut unterhalten können. Es geht eben auch ohne gegenseitiges anpöbeln oder sonstiger Sachen. Das hat wirklich sehr viel Spaß gemacht.
Das man vom Spiel nicht wirklich viel sehen würde, war wohl allen klar, die eine Stehplatzkarte hatten. Aber man konnte das Spiel ja zur Not auch über die Leinwand verfolgen. Die Stimmung während des Spiels war jetzt nicht so großartig wie gedacht. Wir Eisbären-Fans haben versucht, Stimmung zu machen. Aber so ganz wollte es nicht gelingen, dennoch waren wir wesentlich aktiver und lauter als der Nürnberger Anhang. Von denen kam ja so gut wie gar nichts, außer bei den eigenen Toren. Schon traurig, dass die ihre Mannschaft so wenig unterstützt haben.
Und zum Abschluss will ich dann noch auf Servus TV eingehen. Die bisherigen DEL-Liveübertragungen waren alle echt sehr gut gewesen und haben mich überzeugt. Aber was die gestern abgeliefert haben, ging ja mal gar nicht. Da war ich ja schon echt froh, dass ich mir das Spiel nicht bei denen im Fernsehen anschauen musste. Denn die beiden Moderatoren vor Ort waren echt schlimm. Angefangen bei dieser sehr einfallslosen Choreo (weiße Klatschpappen ohne irgendetwas drauf hochalten, großes Kino…) bis hin, zu deren starken Bezug zu Nürnberg. Normalerweise sollten solche Leute vom Fernsehen bei solch einem Event, ja eigentlich bei jedem Spiel, neutral sein. Doch das waren die beiden Personen absolut nicht. Das die für Nürnberg waren, hat man sehr deutlich gemerkt und sie haben mit jedem Satz immer mehr dazu beigetragen, dass diese Meinung aufkam. Das Fass zum überlaufen hat dann das Abschlussinterview mit Nürnbergs Kapitän Patrick Reimer gebracht, wo der Servus TV-Moderator doch echt meinte: „Patrick, wir haben das Spiel gewonnen, dass ist doch gut oder?“
Sorry, aber als TV-Moderator muss ich mich neutral verhalten. Mag sein, dass die beiden Leute vielleicht wirklich Nürnberg mehr mögen als Berlin, aber dann sollte man es nicht so heraus hängen lassen. Denn damit zieht man sich den Zorn anderer Fans – in diesem Fall den der Berliner – zu.
Abgeschlossen wurde das erste DEL Winter Game mit einem grandiosen Feuerwerk. Das war dann aber wirklich echt sehr gut und zudem top organisiert. Wenigstens etwas, was gut organisiert war in Nürnberg…
Friedlich marschierten die Berliner Fans dann nach Spielende wieder in Richtung der beiden Sonderzüge, mit denen Sie dann wieder die Heimreise in die Hauptstadt antraten. Die Bundespolizei verabschiedete sich bei den Berliner Fans und dankte für die gute Zusammenarbeit. Es gab keine Zwischenfälle, was echt sehr schön ist und mal wieder gezeigt hat, wie fair es im Eishockey unter den Fans verschiedener Mannschaften zu geht.