Siegtor nach 83:37 Minuten: Frans Nielsen schießt die Eisbären zum Auswärtssieg am Oberwiesenfeld und holt das Heimrecht zurück nach Berlin

WalkersBärenNews/Saison 2021/2022Ausgabe #35:

Diese Mannschaft ist unglaublich! Die Eisbären Berlin haben das zweite Finalspiel beim EHC Red Bull München mit 3:2 n.V. (1:1,0:0,1:1/0:0,1:0) gewonnen und die Finalserie damit ausgeglichen. Somit ist auch das Heimrecht wieder beim Deutschen Meister. Diese Moral und dieser Wille im dritten Spiel in vier Tagen ist einfach unbeschreiblich. Mit dem Rücken zur Wand und den letzten Körnern kämpften sich die Hauptstädter zum Sieg.

Trainer Serge Aubin nahm eine Änderung am Personal vor. Bennet Roßmy rückte in den Kader, Korbinian Geibel musste dafür auf die Tribüne. Eric Mik rotierte damit wieder in die Verteidigung und war nominell siebter Verteidiger. Roßmy wurde in die vierte Reihe an die Seite von Sebastian Streu und Manuel Wiederer gesetzt. Auch die zweite und dritte Reihe wurde leicht geändert. Matt White bildete die dritte Reihe zusammen mit Frans Nielsen und Kevin Clark. In der zweiten Reihe fand man Dominik Bokk, Giovanni Fiore und Zach Boychuk. Einzig die erste Reihe (Noebels/Byron/Pföderl) blieben zusammen.
In der Defensive blieben die drei Pärchen zusammen, nur die Position des siebten Verteidigers wurde neu besetzt. Im Tor stand erneut Mathias Niederberger.

Schon vor dem Spiel war die Stimmung im Berliner Block prächtig. Allerdings platzte dieser auch aus allen Nähten, weil München mal wieder mehr Karten verkaufte als sie eigentlich Platz hatten. Aber nun gut, so waren wir eben noch lauter als wir es ohnehin gewesen wären. Und den Support auf den Rängen haben die Eisbären-Fans mehr als deutlich für sich entschieden.

Foto: eisbaerlin.de/walker

Die Hausherren starteten erwartungsgemäß druckvoll und wollten früh in eigener Halle in Führung gehen. Die Eisbären standen also von Beginn an gehörig unter Druck, überstanden diesen aber. Mit zunehmender Spieldauer kamen die Eisbären besser ins Spiel und drückten dem Spiel auch ihren Stempel auf. Man hatte dann auch die Chance, im ersten Powerplay der Partie in Führung zu gehen, aber Henrik Haukeland im Tor ließ nichts durch.
Gerade als man das Gefühl hatte, die Eisbären wären am Drücker, schlugen die Hausherren zu. Frederik Tiffels schickte Trevor Parkes auf die Reise und der ließ Mathias Niederberger keine Chance – 0:1 (13.).
Es passierte also genau das, was die Berliner vermeiden wollten. Doch die Reaktion darauf war bärenstark. Nur 35 Sekunden hielt die Münchner Führung, dann ackerte Leo Pföderl die Scheibe förmlich ins Tor. Im Fallen drückte er sie letztendlich über die Linie nach einer überragenden Einzelleistung – 1:1 (13.). Der enorm wichtige Ausgleich und die richtige Reaktion auf den Rückstand.
Danach die Eisbären weiter im Vorwärtsgang und mit guten Chancen, München kam nur noch selten vor das Berliner Tor. Einzig die Belohnung fehlte, denn es blieb nach 20 Minuten beim 1:1. Aber der Eindruck der Eisbären stimmte die Fans positiv.

Foto: eisbaerlin.de/walker

Im zweiten Drittel hatten die Berliner dann aber arge Probleme mit ihrer Disziplin. Gleich dreimal musste man in Unterzahl ran, davon eine Minute sogar in doppelter Unterzahl. München erhöhte jetzt die Schlagzahl und nahm Mathias Niederberger immer wieder unter Beschuss. Die Eisbären mussten Schwerstarbeit vor dem eigenen Tor verrichten, überstanden diese brenzligen Situationen aber. Doch man hätte sich nicht beschweren dürfen, wenn man in Rückstand geraten wäre. Denn auf der Strafbank fand man die Hauptstädter im Mitteldrittel zu oft und es ist bekannt, dass man dort keine Spiele gewinnt sondern sie eher verliert.
Als aber 5-5 gespielt wurde, merkte man, wie stark die Eisbären da sind. Da hatten die Hausherren dann Probleme mit den Eisbären. Nur leider spielte man zu selten 5-5. Das Gute aus Sicht der Eisbären war der Spielstand nach 40 Minuten. Aber eins war ihnen auch klar, wollte man hier erfolgreich sein, musste man disziplinierter spielen.

Foto: eisbaerlin.de/walker

Zu Beginn des letzten Drittels waren die Hauptstädter in Überzahl und da zeigten sie den Gastgebern mal, wie man das effektiv nutzt. Leo Pföderl und Blaine Byron setzten Frans Nielsen in Szene und der ehemalige NHL-Star behielt die Nerven – 2:1 (41.).
Fortan die Eisbären mit ihrem besten Drittel in diesem Spiel. Vorne sorgte man immer wieder für Gefahr, hinten verteidigte man mit enorm viel Leidenschaft und ließ kaum etwas der Hausherren zu. Je näher das Ende des letzten Drittels rückte, umso mehr Platz bekamen die Berliner. Nur leider konnten sie ihre guten Chancen nicht verwerten.
Und wie es dann im Sport und besonders im Eishockey ist: Wenn du deine Dinger vorne nicht nutzt, fängst du dir hinten einen ein. Henrik Haukeland hatte gerade das Eis verlassen, Ben Street passte die Scheibe vor das Tor, wo sie unglücklich zu Trevor Parkes durchkam und der ließ sich diese Chance nicht nehmen – 2:2 (58.).
Spielerisch gab es anschließend keine Höhepunkte mehr, einzig ein sauberer Fight zwischen Patrick Hager und Manuel Wiederer sorgte nochmal für Aufsehen. Beim Spielstand von 2:2 ging es letztendlich in die erste Verlängerung. Und das konnte eigentlich keiner so recht fassen. Denn die Berliner spielten ein bärenstarkes Drittel, am Ende fingen sie sich dann aber doch noch den Ausgleich ein.

Die große Frage war gewesen, wieviel Benzin die Eisbären noch im Tank hatten? Man merkte ihnen deutlich an, dass die letzten drei Spiele (inklusive dem heute) enorm viel Kraft gekostet hatten. Die Verlängerung war vor allem von viel Kampf geprägt. Keine Mannschaft wollte den entscheidenden Fehler machen. Wenn eine Mannschaft für Gefahr sorgte, dann waren es die Hausherren. Die Eisbären hatten dagegen die dicke Chance, in Überzahl das Spiel zu entscheiden. Aber München verteidigte das ganz stark weg.
Der Abnutzungskampf in der ersten Overtime endete torlos, aber wie bereits erwähnt mit Vorteilen für die Mannschaft von Don Jackson.

Es ging also tatsächlich in die zweite Verlängerung und nicht wenige dachten wohl, dass jetzt viel für München sprechen würde. Schließlich hatten die vier Tage Pause, während die Eisbären quasi Nonstop spielten. Doch die Moral der Eisbären ist unglaublich. Kai Wissmann störte den Spielaufbau der Gastgeber, Matt White nahm die Scheibe mit, fuhr ins Angriffsdrittel, sah Frans Nielsen links komplett frei stehen und der behielt die Nerven und zimmerte die Scheibe ins lange Eck – 3:2 (84.). Der Rest war purer Jubel auf dem Eis und auf den Rängen. Es gab kein Halten mehr und alle Dämme brachen. Die Spieler auf dem Eis bejubelten den so wichtigen Ausgleich in der Serie und die Fans auf den Rängen waren auch 30 Minuten nach Spielende immer noch auf ihren Plätzen und sangen durch.

Wow! Was für eine Energieleistung der Eisbären Berlin! Die Hauptstädter absolvierten heute ihr drittes Spiel in den letzten vier Tagen und mussten auch noch in eine zweimalige Verlängerung. Doch die Mannschaft hat nie aufgegeben, hat immer an sich geglaubt und wurde am Ende dafür belohnt. Während des Spiels war es ein Auf und Ab für die Berliner. Man musste zunächst den Druck der Hausherren überstehen, war danach dann aber selbst am Drücker und ließ sich auch nicht vom Rückstand aus dem Konzept bringen. Ganz im Gegenteil, ganze 35 Sekunden später gab man die direkte Antwort.
Im Mitteldrittel musste man viel leiden, weil man sich selbst mit unnötigen Strafzeiten schwächte. Doch man kämpfte sich da durch und so stand es auch nach 40 Minuten Unentschieden.
Irgendwann hätten die Kräfte doch mal nachlassen müssen, dachte ich mir jedenfalls. Aber die Eisbären spielten weiter nach vorne und waren im letzten Drittel die klar bessere Mannschaft, welche auch sofort in Führung ging. Danach verteidigte man mit enorm viel Leidenschaft und war auf dem Weg zum ersehnten Auswärtssieg. Doch Trevor Parkes machte den Berlinern mit seinem zweiten Treffer an diesem Abend einen Strich durch die Rechnung.
Es ging also in die Verlängerung und sind wir ehrlich, da merkte man den Eisbären schon die schwindenden Kräfte an. München war dem Sieg näher als die Eisbären. Doch die Moral und der Wille in der Mannschaft waren eben unglaublich und so gewann man dank dem zweiten Tor von Frans Nielsen tatsächlich Spiel zwei und holte das Heimrecht zurück nach Berlin. Bereits morgen Abend geht es mit Spiel drei in der Hauptstadt weiter.

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