3:5 in Bremerhaven: In 195 Sekunden zur Niederlage

Es ist bisher nicht die Woche der Eisbären Berlin. Dem 2:3 n.P. gegen die Grizzlys Wolfsburg folgte am Freitagabend eine 3:5 (1:1,0:3,2:1)-Niederlage bei den Fischtown Pinguins Bremerhaven, welche dem Tabellenführer durch den Sieg ein bisschen auf die Pelle rücken. Die Entscheidung in dieser Partie fiel dabei Mitte des zweiten Drittels, als Bremerhaven innerhalb von 195 Sekunden von 1:1 auf 4:1 stellte. Unter gütiger Mithilfe der Eisbären.

Die mussten beim Spiel an der Küste übrigens nicht nur auf PC Labrie verzichten. Nein, auch Mark Zengerle wird den Berlinern wie Labrie in den nächsten Wochen verletzungsbedingt fehlen. Der Respekt vor dem heutigen Gegner war  übrigens sehr groß. Leo Pföderl dazu:

Wir wissen, dass Bremerhaven hinten wie vorne eine starke Mannschaft hat. Aber wir schauen auf uns. Wir wollen unser Eishockey spielen. Und wenn wir das gut umsetzen, haben wir gute Chancen, das Spiel zu gewinnen.

Bremerhaven kam wie eigentlich in jedem Heimspiel stark aus der Kabine und suchte sofort den Weg in Richtung Berliner Tor. Keine Minute war gespielt, da hatten die Fischtowns schon zwei, drei gute Schüsse auf das Tor von Mathias Niederberger abgegeben.
Doch die Eisbären brauchten nicht lange und kamen dann auch gut ins Spiel. Sie kontrollierten den Puck und bauten das Spiel aus einer sehr kompakten Defensive heraus auf. Auch die Hauptstädter gaben in der Folgezeit erste Warnschüsse auf das Tor von Brandon Maxwell ab.
Als Kris Foucault in der achten Spielminute die erste Strafzeit der Partie kassierte, hatte das beste Powerplay der Liga die erste Chance, sein Können zu beweisen. Gesagt, getan. Alex Friesen mit dem klasse Seitenwechsel, spielte die Scheibe von rechts rüber in den Lauf von Carson McMillan, welcher die rechte Ecke anvisierte und die Scheibe halbhoch über die Fanghand von Niederberger ins Tor schoss – 0:1 (9.).
Der Rückstand also für die Mannschaft von Headcoach Serge Aubin, doch geschockt waren die Berliner keinesfalls. Sebastian Streu hatte in der elften Spielminute die dicke Chance, als er im Slot angespielt wurde und völlig freistehend zum Abschluss kam. Aber Brandon Maxwell hielt stark.
In der selben Minuten musste Ziga Jeglic wegen Spielverzögerung für zwei Minuten in die Kühlbox. Dort saß er aber nur ganze sieben Sekunden. Die Eisbären verloren zwar das Bully, aber Lukas Reichel setzte stark nach, erkämpfte die Scheibe, welche sich Leo Pföderl schnappte. Der Torjäger mit dem Auge für den mitgelaufenen Zach Boychuk, welcher im Slot angespielt wurde und per Schlagschuss zum 1:1 ausgleichen konnte (11.).
Danach ein Duell auf Augenhöhe, zwischenzeitlich mit Vorteilen für die Gäste von der Spree. Beide Mannschaften hatten anschließend noch je ein Powerplay, doch Tore sollten keine fallen. Dabei hatten vor allem die Eisbären in ihrem Überzahlspiel zwei gute Möglichkeiten durch Leo Pföderl, welcher gefährlich vor dem Tor stehend abfälschte und Eric Mik, der knapp am Tor vorbei schoss. Bremerhaven nahm noch 64 Sekunden Powerplay mit ins zweite Drittel.

Doch die Berliner überstanden diese Unterzahl schadlos. Danach weiterhin ein hohes Tempo und beide Teams mit Zug zum gegnerischen Tor.
Als Bremerhaven in der 25. Spielminute die nächste Chance in Überzahl hatte, waren es die Eisbären, welche die besseren Chancen hatten. Dreimal (!) kamen sie zum kontern in Unterzahl, aber zweimal Parker Tuomie und einmal Matt White vergaben diese großen Möglichkeiten. Das gab den Berliner Auftrieb, die in der Phase danach leichte Vorteile hatten.
Doch ab Mitte der Partie verloren die Eisbären den Faden, verloren sie ihre Zuordnung in der Defensive und erlebten 195 katastrophale Sekunden. Fehler im Spielaufbau der Gäste, Jan Urbas brachte die Scheibe ins Angriffsdrittel, spielte sie rechts raus auf Ziga Jeglic, welcher die Scheibe vor das Tor brachte, wo Jan Urbas noch ran kam und zum 2:1 für Bremerhaven traf (30.).
Kurz darauf Patch Alber mit einer Strafe wegen Behinderung. 14 Sekunden später folgte ihm Marcel Noebels wegen eines zerbrochenen Stocks. Das Vier-gegen-Vier nutzten die Hausherren eiskalt aus. Jan Urbas behauptete auf der rechten Seite die Scheibe gegen Kapitän Frank Hördler, fuhr hoch an die blaue Linie, brachte die Scheibe Richtung Tor, wo Maxime Fortunus entscheidend die Kelle in den Schuss hielt und auf 3:1 erhöhen konnte (31.).
Die Eisbären nun offen wie ein Scheunentor. Bremerhaven kam spielend leicht ins Angriffsdrittel, mit einem kurzen Pass stand Carson McMillan relativ frei im Slot und hatte Zeit, die Scheibe in das kurze Eck zu schlenzen – 4:1 (33.). Nach diesem Gegentor verließ Mathias Niederberger entnervt seinen Arbeitsplatz, Tobias Ancicka kam für ihn ins Tor.
Auch danach kam Bremerhaven immer wieder ins Angriffsdrittel, kam immer wieder leicht zu Abschlüssen. Weil die Eisbären ihre Defensivarbeit einstellten und nicht wirklich am Gegner dran waren. Nur hatte man Glück, dass Bremerhaven das nicht weiter eiskalt ausnutzte. Die Eisbären versuchten es zwar auch nochmal, aber wirklich gefährlich wurden sie nicht. So musste man mit einem Drei-Tore-Rückstand in die zweite Drittelpause gehen.

Das letzte Drittel begann sehr schleppend, ohne größere Highlights vor beiden Toren. Die Eisbären hatten dann aber mal in der 45. Spielminute die Chance, in Überzahl heran zu kommen. Man kam auch in die Formation und ließ die Scheibe laufen, nur spielte man es einfach zu kompliziert, weshalb Bremerhaven ohne große Mühe die Unterzahl überstehen konnte.
Die Eisbären wirkten fortan zwar bemüht, taten sich aber schwer nach vorne. Die Hausherren lauerten ihrerseits auf Konter, um das Spiel endgültig zu entscheiden.
In den letzten zehn Minuten nahmen die Berliner Spieler ihre Beine nochmal in die Hand und starteten die Schluss-Offensive. Die Eisbären im Angriffsdrittel, Jonas Müller bekam die Scheibe an der blauen Linie und zog per Handgelenkschuss ab. Die Scheibe ging halbhoch auf der Fanghandseite von Brandon Maxwell ins Tor – 4:2 (53.).
Die Hoffnung war also zurück, aber mit einer Strafe fünf Minuten vor dem Ende gegen Kris Foucault nahm man sich selbst den Wind aus den Segeln. Doch man überstand die Unterzahl schadlos und konnte gut drei Minuten vor dem Ende weiter verkürzen. John Ramage hatte von der blauen Linie abgezogen, Leo Pföderl parkte vor dem Tor und fälschte die Scheibe unhaltbar für Maxwell ab – 4:2 (58.).
131 Sekunden vor dem Ende nahm Trainer Serge Aubin eine Auszeit, welche sein Co-Trainer Craig Streu führte. Man nahm Goalie Tobias Ancicka vom Eis und versuchte es fortan mit sechs Feldspielern. Und man konnte sich auch im Drittel der Gastgeber festsetzen, nur verlor man dann im entscheidenden Zweikampf die Scheibe und Niklas Andersen marschierte alleine Richtung leerem Berliner Tor – 5:3, 88 Sekunden vor dem Ende die Entscheidung zu Gunsten der Hausherren.

Die zweite Niederlage in Folge und erneut wird man mit der Chancenverwertung hadern. Bremerhavens Goalie Brandon Maxwell hat die Eisbären mit seinen Paraden komplett entnervt. Aber das war nicht der Grund für die Niederlage. Den muss man im Mitteldrittel suchen. Um genau zu sein in den 195 Sekunden, in denen man die drei entscheidenden Gegentreffer kassierte. Da fehlte es am Einsatz, an der Zuordnung, da hielt man sich nicht an den Gameplan, welchen man in den ersten 20 Minuten noch nahezu perfekt umgesetzt hatte. Man wussten um Bremerhavens Konterstärke und deren ausschwärmende Spielweise, aber dennoch tappte man in diese Falle und machte es den Gastgebern in dieser Phase deutlich zu leicht. Dementsprechend sauer war auch Kapitän Frank Hörder im Pausen-Interview bei Magenta Sport:

Das muss man auch mal anerkennen. Bremerhaven hat das sehr gut gemacht. Sie haben sehr diszipliniert gespielt, wir eben nicht ganz so. Wir haben nicht so diszipliniert im System gespielt und das wurde knallhart bestraft. Wir haben im Allgemeinen ein kleines bisschen vorsichtiger agiert und das kann man hier nicht machen. Bremerhaven nutzt das sofort aus. Wir können das Spiel in dem Stil, in dem wir spielen, auch noch drehen. Aber dann müssen wir eben zurück zu den einfachen Sachen. Die Details müssen wir richtig machen. In der neutralen Zone dürfen wir die Pucks nicht verlieren und denen Auftrieb geben.

Im Schlussdrittel sah man dann ab Minute 50 auch eine andere Eisbären-Mannschaft. Eine, die die einfachen Sachen wieder richtig machte und die Scheiben zum Tor brachte. Dort nahm man dem Goalie die Sicht und konnte so ein Tor erzielen. Aber im Eishockey reichen eben nicht eineinhalb bis zwei gute Drittel. Vor allem nicht in Bremerhaven. Und das weiß die Mannschaft auch und wird es in der nächsten Woche besser machen wollen, wenn es erneut gegen Wolfsburg und Bremerhaven geht. Sozusagen in Runde Zwei.

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