Ausgabe #24:
Das haben sich die Eisbären Berlin sicherlich ganz anders vorgestellt: Nach dem Heimspiel am Freitagabend gegen den Tabellendritten Straubing Tigers wollte man den Rückstand auf die Niederbayern in der Tabelle auf vier Zähler reduziert haben. Stattdessen steht man nach dem Spiel, welches mit 1:2 (1:0,0:1,0:1) verloren ging, mit leeren Händen und nun mehr zehn Punkten Rückstand auf das kleine, gallische Dorf da, welche dem aus Straubinger Sicht unfassbaren Ziel Champions Hockey League (CHL) ein großes Stück näher gekommen sind. Die Eisbären hingegen rutschten auf Platz Fünf und mussten Bremerhaven vorbeiziehen lassen, welche nun auf Platz Vier stehen, welcher Heimrecht im Viertelfinale bedeuten würde.
Im Kader der Hausherren änderte sich nichts, auch im Tor erhielt Justin Pogge wieder den Vorzug vor Sebastian Dahm. Man hatte also volles Personal zur Verfügung, um der Mannschaft von Chefoach Tom Pokel näher auf die Pelle zu rücken.

Foto: eisbaerlin.de/Jasmin und walker
Nur hatten das die Eisbären zu Spielbeginn noch nicht so ganz verinnerlicht, worum es hier gehen würde. Jedenfalls kamen sie nur schwer ins Spiel, sahen sich einer starken und aggressiv forecheckenden Straubinger Mannschaft gegenüber. Den Niederbayern merkte man im Vergleich zu den Eisbären von der ersten Sekunde an, dass sie dieses Spitzenspiel für sich entscheiden wollten. Einzig das Führungstor wollte den Tigers nicht gelingen.
Die Eisbären brauchten einen Moment, ehe sie im Spiel ankamen, aber dann legten sie wie die Feuerwehr los und entwickelten ein unglaubliches Pressing im Straubinger Drittel. Die Gäste wurden eingeschnürt, schwindelig gespielt, die Eisbären feuerten aus allen Rohren. So war es auch keine große Überraschung, dass aus dieser Drangphase das 1:0 entstehen sollte. Leo Pföderl war am Ende der Torschütze und sorgte für die zu diesem Zeitpunkt verdiente Berliner Führung (7.).
Die Eisbären machten weiter, hatten gute Chancen und beinahe wäre Jonas Müller das 2:0 geglückt, nur der Pfosten hatte etwas dagegen. Beide Teams zum Schluss nochmal mit je einem Überzahlspiel, welches aber die Unterzahlreihen für sich entschieden. Beim Stand von 1:0 für die Eisbären ging es in die erste Drittelpause, nach einem hart umkämpften und sehr intensiven Spiel mit Playoff-Charakter.
So aufregend und spektakulär ging es im Mitteldrittel aber nicht weiter. Sehr ereignisarmer Beginn mit

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wenig Torraumszenen, dafür zwei kurzen Überzahlspielen für beide Teams, welcher aber erneut keine Gefahr entfachten. Erst gegen Mitte des Mitteldrittels schepperte es mal am Außengestänge, als Constantin Braun abgezogen hatte. Er wäre beinahe Nutznießer eines Ausrutschers von Straubings Goalie Jeff Zatkoff hinter dem Tor gewesen, aber sein Versuch missglückte ihm.
Es folgte ein weiteres Powerplay der Hausherren, welches die Zuschauer in der ausverkauften Mercedes-Benz Arena nicht von ihren Sitzen riss. Einzig Lukas Reichel hatte eine aussichtsreiche Möglichkeit, brachte den Puck im halbleeren Tigers-Tor aber nicht unter.
2:16 Minuten waren noch zu spielen im zweiten Drittel, als sich Constantin Braun im Angriffsdrittel (!) eine vollkommen unnötige Strafzeit wegen Hakens einhandelte und seiner Mannschaft so einen Bärendienst erwies. Denn 20,4 Sekunden vor Ende des Mitteldrittels glichen die Gäste aus Niederbayern aus. Marcel Brandt hatte von der blauen Linie abgezogen, Justin Pogge konnte nur prallen lassen und Chase Balisy staubte dankend ab – 1:1 (40.). Mit einem Paukenschlag endete also der zweite Abschnitt.

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Dieser Gegentreffer schien die Eisbären getroffen zu haben, den zu Beginn des letzten Drittels wenig einfiel. Zudem hatten sie mit ungewohnten Problemen bei der Puckannahme zu kämpfen. Beiden Mannschaften war anzumerken, dass ein Fehler dieses Spitzenspiel hier entscheiden könnte. Dementsprechend vorsichtig gingen beide zu Werke, gingen aber auch keinem Zweikampf aus dem Weg. Die Eisbären machten dann aber mal so einen Fehler und Mitchell Heard war frei durch, scheiterte aber an Pogge.
Als die Eisbären erneut in Überzahl waren, hofften alle auf den Führungstreffer, aber das Überzahlspiel war heute extrem schwach und harmlos, wie es auch Torschütze Leo Pföderl nach dem Spiel im Interview zu gab.
Das Spiel wog hin und her, aber man hatte irgendwie immer das Gefühl, Straubing hatte mehr Wille, dieses Spiel für sich entscheiden zu wollen. Und sie hatten die nötige Cleverness, die den Eisbären fehlte. Vor allem in der letztendlich spielentscheidenden Szene, als die Eisbären einen 3-auf-1-Konter fuhren und der Straubinger Verteidiger sogar ohne Schläger war. Aber sie brachten das Kunststück fertig, aus dieser Situation nicht mal einen Torschuss herauszuholen. Benedikt Schopper klärte das ganz cool und schon lief der Gegenzug der Tigers, welcher am Ende mit dem Torerfolg enden sollte. Antoine Laganiére kam über rechts ins Angriffsdrittel, zog begleitet von Florian Kettemer vor das Tor, umkurvte Justin Pogge und schloss eiskalt und lässig ab – 1:2 (55.).
Danach spielten dass die Niederbayern extrem souverän zu Ende, ließen hinten nichts mehr anbrennen und zu. Die Eisbären fanden einfach keine zündende Idee, das Straubinger Abwehrbollwerk zu knacken, verrannten sich häufig in Einzelaktionen. So hatte Straubing keine große Mühe, das 2:1 über die Zeit zu bringen und den sehr wichtigen Sieg in der Hauptstadt zu feiern.
Und dieser war nicht einmal unverdient. Die Mannschaft von Trainer Tom Pokel fand besser rein ins

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Spiel, ließ sich auch von der einzigen echten Berliner Sturm- und Drangphase, aus der das 1:0 resultierte, nicht aus der Bahn werfen. Im Gegenteil, sie zogen ihren Gameplan strikt durch, machten vor dem eigenen Tor die Räume dicht und hatten in Jeff Zatkoff eine sehr starken Goalie. Die Niederbayern entwickelten mehr Gier und Wille auf diese so wichtigen drei Punkte. Dies vermisste man so ein wenig bei den Eisbären, die heute das nächste dicke Ausrufezeichen hätten setzen können im Hinblick auf die Playoffs. Stattdessen wurde den Eisbären aufgezeigt, was sie in den Playoffs erwartet. Und dort ist Straubing ein mehr als ernst zunehmender Gegner und steht im Moment vollkommen zu Recht auf Platz Drei und zehn Punkte vor den Eisbären. Das kleine, gallische Dort ist im Moment eben stärker als das große Berlin.
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