Schlechte Chancenverwertung, schlechte Defensivleistung, schlechtes Powerplay: Eisbären kassieren beim Tabellenletzten Schwenningen die dritte Niederlage in Folge

Wir wollen uns defensiv verbessern. Wir wissen, dass wir vorne Qualität haben. Aber wir müssen die Gegentore abstellen.“ Das waren die Worte von Eisbären-Verteidiger Kai Wissmann vor dem Spiel der Berliner am Sonntagabend bei den Schwenninger Wild Wings. Das Vorhaben war also da, aber an der Umsetzung sollte es am Ende deutlich hapern. Denn vor 3.239 Zuschauer in der Helios Arena verloren die Hauptstädter beim Tabellenletzten mit 4:5 (0:1,4:2,0:2) und mussten somit die dritte Niederlage in Folge hinnehmen. Und das zum ersten Mal in dieser Saison.

Bei den Eisbären gab es kleine Veränderungen im Vergleich zum Köln-Spiel. So tauschten zum Beispiel Mark Olver und Landon Ferraro die Reihen, während Fabian Dietz überzählig war. Für ihn spielte dieses Mal Sebastian Streu. Und im Tor bekam Maximilian Franzreb den Vorzug vor Sebastian Dahm.

Die Partie im Schwarzwald begann sehr verhalten und ohne größere Höhepunkte. Die Eisbären hatten mehr Scheibenbesitz, aus dem sie aber nichts machten. Die Hausherren konzentrierten sich zunächst auf die Defensive und hatten dann nach vier Minuten die erste Chance der Partie. Matt Carey wurde vor dem Tor angespielt, scheiterte aber an Franzreb.
Die Wild Wings lauerten auf Konter und die Eisbären gaben ihnen die Möglichkeit dazu. 3-auf-1-Konter der Hausherren, Boasz Bassen mit dem Abschluss, auch hier war Franzreb zur Stelle.
Es folgten die ersten beiden Strafzeiten der Partie. Zunächst kassierte Ex-EIsbär Alex Weiß eine Strafe, das Powerplay der Eisbären sollte aber nur vier Sekunden dauern, denn dann folgte ihm James Sheppard in die Kühlbox. Bei 4-gegen-4 hatten zunächst die Berliner gute Chancen, aber Ryan McKiernan vergab einen Onetimer von der blauen Linie und Maxim Lapierre scheiterte von der rechten Seite aus mit seinem Schuss an Dustin Strahlmeier im Schwenninger Tor.
Und was machte Schwenningen eigentlich bei 4-gegen-4? Sie schalteten schnell um, nutzten die Zuordnungsprobleme der Eisbären in der Defensive und gingen in Führung. Colby Robak kam auf der rechten Seite mit viel Speed ins Angriffsdrittel und schlenzte die Scheibe ins Berliner Tor – 0:1 (9.).
Kurz darauf der nächste Berliner Fehler, diesmal von Kai Wissmann. Matt Carey kam so zur Chance, aber hier war Franzreb erneut zur Stelle und verhinderte das schnelle zweite Gegentor.
Die Eisbären nun mit wütenden Angriffen, wollten den Ausgleich erzielen. Und sie kamen auch zu guten Möglichkeiten, nur das Problem war, dass man diese nicht nutzte. Austin Ortega scheiterte an Strahlmeier und Leo Pföderl traf nur die Latte. Die Eisbären waren ja bemüht und der Einsatz stimmte und man hatte die Möglichkeiten, nur fehlte es ihnen am Schussglück vor dem gegnerischen Tor.
Dafür leistete man sich hinten, genau wie Schwenningen übrigens, zu viele unnötige Abspielfehler. Kai Herpich kam nach einem Bock von Jonas Müller zu einer guten Chance, Franzreb war aber auf dem Posten. Dann missglückte ein Aufbaupass von John Ramage von hinter dem Tor, so dass Andreas Thuresson im Slot frei vor Franzreb stand, aber an diesem scheiterte.
Die Eisbären beendeten das erste Drittel in Überzahl und hatten da auch gute Chancen, aber man ging mit einem 0:1-Rückstand in die Kabine.

35 Sekunden hatte man noch Powerplay zu Beginn des zweiten Drittels, aber diese verpufften ereignislos. Es war ein fahriger Beginn ins Mitteldrittel, beide Mannschaften weiterhin mit vielen Fehlern im Spielaufbau.
Erst so nach und nach fanden beide Mannschaften wieder zu ihrem Spiel und als das der Fall war, glichen die Berliner aus. Constantin Braun mit einem Sahnepass von links rüber auf rechts quer durch die gesamte Abwehr, Sebastian Streu war der Adressat auf der linken Seite und schloss eiskalt ab – 1:1 (24.). Das erste DEL-Tor der Nummer 81, herzlichen Glückwunsch an dieser Stelle zu diesem besonderen Jubiläum. Da wird sich der Co-Trainer und Papa Craig Streu sehr gefreut haben.
Die Eisbären wollten danach gleich nachlegen, kannten nur eine Richtung, aber die Chancenverwertung war keine gute. Dafür klappte es in Unterzahl ganz gut, denn da überstand man ein Powerplay der Wild Wings dank starken Penaltykilling schadlos.
Und dann ging es wieder Richtung Tor von Dustin Strahlmeier. Mark Olver tankte sich klasse durch, umkurvte Dustin Strahlmeier, bekam den Puck aber nicht über die Linie. Besser machte es kurz darauf Torjäger Leo Pföderl, der einen 2-auf-1-Konter mit Marcel Noebels eiskalt abschloss – 2:1 (32.).
Die Eisbären hatten hier nun alles im Griff, von Schwenningen ging keinerlei Gefahr aus und so dominierten die Berliner das Spiel im Mitteldrittel. Und drei Minuten vor der zweiten Drittelpause passte das Ergebnis dann auch zur Leistung. Austin Ortega mit einem klasse Pass auf Louis-Marc Aubry, welcher vor das Tor zog und Strahlmeier tunneln wollte. Das klappte jedoch nicht, aber Mark Olver war zur Stelle und staubte zum 3:1 ab (37.).
Die Vorentscheidung gegen harmlose Schwenninger? Nein, denn die waren plötzlich wieder drin im Spiel! Colby Robak nahm einen Querpass an der blauen Linie direkt und sein Onetimer schlug hinter Franzreb im Tor ein – 2:3 (38.).
Aus dem Nichts kam Schwenningen wieder heran und es sollte noch schlimmer kommen. Langer Pass der Schwenninger auf Troy Bourke, Maximilian Franzreb konnte sich nicht entscheiden, ob er aus dem Tor raus kommen sollte oder nicht. Bourke kam kurz an die Scheibe, Franzreb versuchte mit seinem Schläger zu klären, traf den Puck dabei aber so unglücklich, dass er den Puck ins eigene Tor lenkte – 3:3 (39.).
Unglaublich, auf einmal stand es hier wieder unentschieden und man musste sich fragen, wie das überhaupt passieren konnte. Denn eigentlich hatten die Eisbären alles im Griff, aber dann lies man es auf einmal locker angehen und schon stand es 3:3. Aber das Ende des spektakulären Drittels war dieses Tor noch nicht.
Denn für den Schlusspunkt sorgten die Gäste von der Spree. Youngster Sebastian Streu gewann das Bully im Angriffsdrittel, Ryan McKiernan zog von der rechten Seite aus ab, André Rankel hielt die Kelle in den Schuss und brachte die Eisbären mit seinem 246. DEL-Tor erneut in Führung – 4:3, 31,5 Sekunden vor der zweiten Drittelpause. So lagen die Berliner also nach 40 Minuten knapp vorne. Premieren-Torschütze Sebastian Streu sagte nach diesem Drittel im Interview bei Magenta Sport folgendes:

Mein erstes Tor hat sich ganz gut angefühlt, es war ein super Pass von Brauni. Wir haben dann ein bisschen nachgelassen und sie rankommen lassen. Das 4:3 war ein großes Tor kurz vor Schluss. Im dritten Drittel müssen wir weiter Gas geben. Es kann sein, dass wir es uns zu gemütlich gemacht haben. Vielleicht haben wir gedacht, ja 3:1, Drittel gleich zu Ende, lassen wir es einfach ausklingen. Dann haben sie zwei Tore gemacht, so schnell kann Eishockey gehen.

Man wusste also, dass man sich auch beim Tabellenletzten keine Nachlässigkeiten erlauben darf. Schließlich rufen die Wild Wings gerade gegen Spitzenteams ihre besten Leistungen ab, haben nicht ohne Grund in dieser Saison bereits Mannheim und Straubing zu Hause geschlagen und in München nur knapp verloren. Die Eisbären hätten also gewarnt sein müssen.
Der Fokus für das letzte Drittel sollte also klar gewesen sein und früh hatte man die dicke Chance zur abermaligen Führung. Mark Olver wurde klasse am langen Pfosten angespielt, schoss mit der Rückhand gegen die Laufrichtung von Dustin Strahlmeier, doch der fuhr seinen Schoner aus und parierte diesen Schuss sensationell.
Und dann waren sie wieder zur Stelle, die eiskalten und äußerst effektiven Schwenninger. Kai Wissmann bekam die Scheibe nicht unter Kontrolle, sie ging durch zu Mirko Sacher, welcher auch von Frank Hördler nicht entscheidend gestört werden konnte und schlussendlich bei angezeigter Strafzeit per Rückhand zum 4:4 einnetzte (43.).
Die Eisbären danach bemüht und Schwenningen lauerte auf Konter. Aber dann bot sich den Eisbären eigentlich die Siegchance auf dem Silbertablett serviert. Drei Überzahlspiele in Folge gab es für die Eisbären, darunter 91 Sekunden lang ein 4-gegen-3, aber das Powerplay war heute eines der großen Probleme der Eisbären – neben der Abwehrschwäche und der vielen Fehlpässe im Spielaufbau. Bei 4-gegen-3 hatte man ja durch Leo Pföderl und John Ramage noch Chancen, aber die beiden normalen Überzahlspiele waren einfach nur harmlos. Man fand zwar schnell in die Formation, aber dann mangelte es an Kreativität, an guten Ideen, die kompakte Box der Wild Wings zu knacken. Die stellten die Schusswege stark zu und machten es den Eisbären so schwer. Aber wenn man in so einem Spiel bei so einem Spielstand drei Überzahlspiele in Folge bekommt und dann daraus nichts macht, braucht man sich nicht wundern, wenn man am Ende ohne Punkte die Heimfahrt antreten muss.
Denn Schwenningen hatte am Ende den Lucky Punch auf seiner Seite. Markus Poukkula behauptete die Scheibe an der Bande, spielte sie dann in den Lauf von Troy Bourke und der zog auf Höhe des rechten Bullykreises ab, visierte die lange Ecke an und genau da schlug der Puck ein – 4:5 (58.). Die Helios Arena stand Kopf und die Eisbären versuchten noch einmal alles. Auszeit und Torhüter raus, aber von einer Schlussoffensive kann nicht die Rede sein. Sie konnten nicht mehr den Ausgleich erzielen und mussten die dritte Niederlage in Folge einstecken. Und das mit 15 Gegentoren (plus des Gegentreffers im Penaltyschießen gegen Wolfsburg). Die Eisbären haben also aktuell ein Abwehrproblem.

Nein, verlieren müssen die Eisbären dieses Spiel nicht. Man hatte genügend Chancen (38:19-Torschüsse), man hatte genügend Powerplays, man hatte das Spiel im Mitteldrittel eigentlich klar im Griff und führte souverän 3:1, Schwenningen wirkte harmlos. Aber man machte die Schwäne unnötig wieder stark und ließ sie innerhalb kürzester Zeit zum 3:3 ausgleichen. Dann dachte man, man hätte das psychologisch wichtige 4:3 kurz vor der Pause erzielt, welches doch jetzt die nötige Sicherheit geben sollte für das Schlussdrittel. Aber weit gefehlt. Man lud Schwenningen zum 4:4 ein und ließ danach die Überzahlspiele sträflich liegen, wofür man kurz vor Schluss von Troy Bourke bitterböse bestraft wurde.
Was auffällt, die Eisbären leisten sich derzeit zu viele unnötige Fehler im Spielaufbau, haben viel zu große Lücken in der Defensive, laufen immer wieder in Konter und wirken nicht mehr so souverän und stabil wie noch vor einigen Wochen. Sie schaffen es nicht, mal über 60 Minuten konstant ein Spiel durchzuziehen, haben immer wieder Aussetzer und Schwächephasen dabei. So kannst du in dieser Liga nicht bestehen und das haben die Eisbären mit erstmals drei Niederlagen in Folge in dieser Saison auch gesehen. Sie müssen schleunigst wieder zurück zu ihrem Spiel finden, müssen defensiv wieder stabiler stehen, die unnötigen Fehler abstellen und dringend an ihrer Chancenverwertung sowie am Powerplay arbeiten.

Trainer Serge Aubin war nach dem Spiel sichtlich bedient:

Es ist nicht akzeptabel. Mit einem Ein-Tor-Vorsprung nach 40 Minuten muss man eigentlich mehr hier holen beim Letzten.

Den Spielern wird eine harte Trainingswoche bevorstehen, denn Trainer Serge Aubin wird die Fehler schonungslos aufarbeiten und ansprechen sowie im Training versuchen, diese abzustellen, damit die Niederlagenserie am Donnerstag gegen Düsseldorf ein Ende finden wird. Denn in dieser engen Liga darf man sich keine längeren Schwächephasen leisten, sonst rutscht man aus den oberen Plätzen heraus.

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