6:3-Sieg nach 0:2-Rückstand: Eisbären erobern am Seilersee die Tabellenführung

Die Niederlagenserie am Iserlohner Seilersee hat endlich ein Ende gefunden. Am Freitagabend gewannen die Eisbären Berlin vor 4.070 Zuschauern in der Eissporthalle am Seilersee mit 6:3 (1:2,2:0,3:1) bei den Iserlohn Roosters und feierten damit den ersten Sieg nach zuvor fünf Niederlagen in Folge im Sauerland. Durch den Sieg eroberten die Berliner zugleich die Tabellenführung in der DEL, offenbarten aber einige Defizite in ihrem Spiel. 

Die Eisbären konnten auf die gestern noch angeschlagenen Frank Hördler und André Rankel zurückgreifen, im Tor bekam Marvin Cüpper mal wieder Spielpraxis. 

Eisbären-Chefcoach Uwe Krupp meinte vor der Partie, dass die Berliner ihr Spiel spielen müssen, vor allem diszipliniert sein müssen und hart arbeiten müssten, um hier am Seilersee zu gewinnen, wo es immer schwer ist. Egal, auf welchem Platz die Sauerländer stehen. Aber den Start in die Partie verpennten die Eisbären völlig. Was vielleicht der Chaos-Anfahrt geschuldet war. Denn statt vier Stunden Zugfahrt mussten die Eisbären acht Stunden mit dem Bus ins Sauerland fahren. Nach zwei Minuten kassierte Mark Olver bereits die erste Strafzeit. Doch da sollte ja eigentlich nicht viel passieren, dachte man sich, sind die Iserlohner doch genauso „gefährlich“ wie die Eisbären in Überzahl. Aber die Hausherren nutzten die numerische Überlegenheit aus. Jack Combs spielte die Scheibe zu Justin Florek, welcher vor dem Tor die Scheibe behaupten konnte, sie dann quer spielte und Travis Turnbull netzte letztendlich zum 1:0 ins halbleere Tor ein (3.).
Und nur ganze 15 Sekunden später durften die Fans des Tabellenletzten erneut jubeln. Iserlohn mit aggressiven Forechecking, erkämpfte sich den Puck an der Bande, Jack Combs spielte die Scheibe zu Marko Friedrich, der sie von rechts aus vor das Tor in den Slot brachte, wo dann Thomas Oppenheimer und Jason Jaspers den Puck gemeinschaftlich im Berliner Tor versenkten – 2:0 (4.).
Paukenschlag am Seilersee also, aber fortan waren die Eisbären bemüht, hier ins Spiel zu finden. Optisch waren die Berliner auch überlegen, jedoch fehlte es so ein bisschen an Ideen, die Defensive der Roosters zu knacken.
Acht Minuten waren gespielt, da gab es einen kleinen, schönen Fight zwischen Travis Turnbull und Mark Olver, welcher sich nach dem Bully schon angedeutet hatte und Turnbull ließ auch nicht locker, was ihm am Ende jedoch zwei Strafminuten mehr als Olver einbrachte. Und als Marko Friedrich auch noch auf die Strafbank musste, hatten die Eisbären für 75 Sekunden zwei Mann mehr auf dem Eis. Sie fanden in ihre Powerplay-Formation, ließen die Scheibe gut laufen, aber kamen so gut wie gar nicht zu einem gefährlichen Torschuss. Erst, als Iserlohn wieder zu Viert war, ließen die Eisbären die Scheibe erneut gut laufen und konnten durch Sean Backman zum 2:1 verkürzen (10.).
Fortan blieb es eine muntere Partie, in der es hin und her ging. Beide Mannschaften suchten auch immer wieder den Abschluss, die Eisbären dabei mit einem Chancenplus nach 20 Minuten (13:6-Schüsse). Dennoch führten die Hausherren mit 2:1 nach dem ersten Drittel. Marcel Noebels äußerte sich nach dem Auftaktdrittel bei Telekom Sport wie folgt:

Wir haben uns das Leben selbst schwer gemacht. Nach dem 0:2 haben wir gut ins Spiel gefunden und auch gute Chancen gehabt. Es ist jetzt ein ausgeglichenes Spiel.

Auch ins Mitteldrittel starteten die Hausherren sehr druckvoll und suchten gleich den Weg vor das Tor von Marvin Cüpper. Jake Weidner stand auch auf einmal völlig frei im Slot, aber er konnte diese Chance nicht nutzen. Doch dann fanden die Eisbären besser ins Spiel und es entwickelte sich nun in den ersten Minuten ein schnelles Spiel, welches hin und her ging. Beide Mannschaften überbrückten die neutrale Zone sehr schnell und suchten dann den Abschluss vor dem gegnerischen Tor.
Aber es war nur eine Mannschaft im Abschluss erfolgreich. Sean Backman spielte die Scheibe an der blauen Linie rechts rüber zu Blake Parlett, der nahm die Scheibe mit, spielte sie quer vor das Tor, wo James Sheppard angerauscht kam und die Scheibe im halbleeren Tor versenken konnte – 2:2 (25.)
Und nur 50 Sekunden später machten die Hauptstädter den Paukenschlag perfekt. Daniel Fischbuch brachte die Scheibe von hinter dem Tor vor das Tor, wo Louis-Marc Aubry lauerte, einen kleinen Schlenker um Mathias Lange machte und den Puck zum 3:2 über die Linie schoss (26.).
Direkt nach dem Tor nahm Iserlohns Coach Jari Pasanen eine Auszeit, aber seine Mannschaft brauchte eine ganze Weile, um zurück ins Spiel zu kommen. So hatte Johann Larsson in der 29. Minute die große Chance zum Ausgleich, aber er scheiterte am Pfosten. Den Abpraller konnte Marvin Cüpper dann im Liegen mit einem Riesen-Save entschärfen.
Drei Minuten später tauchte Chad Bassen auf einmal frei vor Cüpper auf, aber der Berliner Goalie behielt die Ruhe und konnte diese Chance vereiteln.
Auf einmal waren die Roosters wieder im Spiel, machten hier viel Druck auf das Tor und drängten auf den Ausgleich. Gegen Ende des Mitteldrittels konnten die Eisbären das Spiel aber wieder beruhigen und hielten die Sauerländer vom Tor fern. Die letzte große Chance des zweiten Drittels hatten dann aber noch einmal die Eisbären, als Aubry völlig frei vor Lange an den Puck kam, ihn aber knapp links am Tor vorbei setzte. Somit führten die Eisbären mit 3:2 nach 40 Minuten am Seilersee. Vom Ergebnis her war Stefan Ustorf, Leiter Spielerentwicklung und Scouting, zufrieden, aber nicht mit der Leistung, wie er bei Telekom Sport in der Drittelpause sagte. Man leistete sich zu viele Scheibenverluste, ging im Scheibenbesitz mit der Scheibe viel zu fahrlässig um. Und dass die Eisbären so schnell mit 0:2 zurück lagen, lag laut Ustorf viel mehr an individuellen Fehlern als an der Chaos-Anreise.

Im letzten Drittel hatten die Gastgeber noch 58 Sekunden Überzahl, aber da waren sie nicht gefährlich, weshalb die Eisbären diese Unterzahl schadlos überstanden.
Und dann ging es ganz schnell. Bully im Drittel der Iserlohner, Aubry gewann dieses, Daniel Fischbuch brachte die Scheibe vor das Tor, wo Marcel Noebels lauerte und Mathias Lange austanzte – 4:2 (43.).
Dieser Gegentreffer schien die Hausherren endgültig geschockt zu haben, deren Ausgangslage als Tabellenletzter ja schon vor dem Spiel nicht gerade rosig aussah. Und nun hatten die Roosters in eigener Halle auch noch eine 2:0-Führung verspielt, was der Stimmung definitv nicht gut tat. Aber Iserlohn wagte ein zaghaftes Aufbäumen, dochr Alexander Bonsaksen schoss den Puck in der 48. Spielminute über das Berliner Tor.
Die Eisbären dagegen wirkten fast schon leichtfüßig im nächsten Angriff, welchen sie erfolgreich abschließen konnten. Noebels mit dem Querpass auf Aubry, welcher das lange Eck anvisierte und den Puck dort auch versenken konnte – 5:2 (49.).
Der Deckel auf diesem Spiel sollte nun also drauf sein, zumal die Eisbären nur wenige Sekunden später einen 3-auf-1-Angriff fuhren, doch Florian Busch schoss die Scheibe knapp daneben. Und direkt im Gegenzug – 23 Sekunden nach dem Berliner Tor – gelang Iserlohn der Anschlusstreffer. Travis Turnbull brachte die Scheibe ins Berliner Drittel, spielte dort mit Boris Blank Doppelpass und kam im Slot wieder an die Scheibe, welche er von dort aus letztendlich ins Tor beförderte – 3:5 (49.).
Auf einmal waren die Sauerländer also wieder da, aber auch deswegen, weil die Eisbären nach vorne kaum mehr etwas taten. Sie standen viel mehr in der eigenen Defensive und schauten den Roosters meistens zu, was sie da so im Angriff taten. Das war schon fast fahrlässig von den Berlinern, die es hier hätten ausnutzen müssen, dass Iserlohn nach dem 2:5 angeschlagen war. Aber nein, man versuchte Iserlohn wieder aufzubauen. Was auch beinahe geklappt hätte, denn acht Minuten vor dem Ende der Partie hatte Kevin Schmidt in „Baseball-Manier“ zum 4:5 getroffen, aber die beiden Hauptschiedsrichter Stephan Bauer und Elvis Melia gaben den Treffer zu Recht wegen eines zu hohen Stocks nicht. Aber da hätten die Eisbären ganz schön alt ausgesehen, wenn es hier auf einmal nur noch 4:5 gestanden hätte.
Doch zum Ende hin fuhren die Eisbären dann auch wieder ein paar Angriffe Richtung Iserlohner Tor und wollten so für die endgültige Entscheidung sorgen. Von Iserlohn kam in dieser Phase nicht mehr viel.
Als Iserlohn in der Schlussphase den Goalie zu Gunsten eines sechsten Feldspielers vom Eis nahm, schlug Mark Olver zu und traf zum 6:3-Endstand vier Sekunden vor der Schlusssirene.

Ein Sieg, welcher am Ende sicherlich verdient war, aber die Eisbären haben sich das Leben dann doch wieder unnötig schwer gemacht. Den Start hatte man völlig verpennt und lag durch individuelle Fehler schnell mit 0:2 hinten. Danach zeigte die Mannschaft aber wieder, wie stark ihre Moral ist und kämpfte sich nicht nur zurück in die Partie, nein, sie drehten das Spiel gleich komplett und lagen zwischenzeitlich sogar mit 5:2 vorne. Aber wie schon nach dem 3:2 im Mitteldrittel spielten es die Berliner dann einfach zu locker, zu leichtfertig wurden die Scheiben verloren, nach vorne hatte man nicht mehr den Zug, um weitere Tore zu erzielen. Wohl in dem Gedanken, dass hier beim angeschlagenen Tabellenletzten nichts mehr schief gehen würde. Beinahe wurden die Hauptstädter für diese Nachlässigkeit noch bestraft. Aber am Ende ging es ja noch einmal gut aus und man nahm drei weitere Punkte mit in die Hauptstadt. Doch einige Worte dürfte sich die Mannschaft nach dem Spiel wohl noch angehört haben müssen, wenn man alleine schon gesehen hat, wie sauer Stefan Ustorf in der zweiten Drittelpause war. 

Iserlohns Stürmer Boris Blank sagte nach dem Spiel bei Telekom Sport:

Wir haben gut angefangen und 2:0 geführt. Dann bekommen wir zwei Strafzeiten und kassieren das 2:1, danach sind wir eingebrochen. Wir spielen zwar nicht schlecht, aber zwei bis drei Minuten passen wir nicht auf und dann kassieren wir die Tore. Wir müssen jetzt zusammenhalten und hart arbeiten.

Berlins starker Goalie Marvin Cüpper äußerte sich zum Sieg in Iserlohn so:

Wir haben über weite Strecken gut gespielt. Iserlohn hat im ersten Drittel viel Druck gemacht, damit haben wir wohl nicht wirklich so gerechnet. Wir haben uns aber gut zurück gekämpft und die restlichen zwei Drittel gut gespielt

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