1:2 n.V. in Spiel Fünf: Playoff-Fight, Feueralarm, Klarer Punktsieg auf den Rängen, Saisonende

Ausgabe #31:

Aus und vorbei: Die DEL-Saison 2016/2017 ist für die Eisbären Berlin seit Sonntagabend beendet. Gut einen Monat später als noch während der Hauptrunde gedacht. Denn wer hätte noch zum Ende der Hauptrunde hin gedacht, dass unsere Jungs Anfang April noch Eishockey spielen würden? Wohl niemand, auch ich nicht. Und genau aus diesem Grund konnte man gestern Abend mit Stolz die Mannschaft in die Sommerpause verabschieden. Nicht für die Leistung in der Hauptrunde, über die sicherlich noch geredet werden muss. Nein, für die grandiosen Playoffs, in der die Mannschaft gezeigt hat, was alles möglich gewesen wäre. Letztendlich war München zwar die erwartete Nummer zu groß, aber man hat dem Top-Favoriten trotzdem alles abverlangt und vier von fünf Spielen knapp gehalten. Aber natürlich reichen je ein Treffer in vier von fünf Halbfinalspielen gegen München eben nicht aus, um ins Finale einzuziehen. Aber sie haben trotzdem alles gegeben, bis zum Ende mit viel Leidenschaft gekämpft und konnten so erhobenen Hauptes gestern Abend das Eis der Münchner Olympia-Eishalle verlassen.

Olympia-Eishalle München. (Foto: eisbaerlin.de/walker)

Unterstützt von rund 500 Fans in der ausverkauften Olympia-Eishalle in München entwickelte sich von Beginn an ein Playoff-Spiel auf höchstem Niveau. Beide Mannschaften begannen Spiel Fünf äußerst engagiert, machten von Beginn an viel Druck. Die Hausherren machten dabei aber mehr Druck und erarbeiteten sich in der Anfangsphase auch ein Chancenplus, jedoch war Petri Vehanen immer wieder zur Stelle. Wie so oft in dieser Saison.
Fortan schaffte es München, immer wieder Lücken in der Berliner Defensive zu finden und konnten so einen 3-auf-1- und einen 2-auf-1-Konter fahren, aber Bruno Gervais und Jonas Müller waren im entscheidenden Moment zur Stelle und verhinderten somit den Rückstand.
Aber auch die Eisbären schafften es mit zunehmender Spieldauer immer wieder vor das Tor der Gastgeber, aber es musste ein Fehler der Münchner herhalten, um hier in Führung zu gehen. Daryl Boyle wollte das Spiel aus dem eigenen Drittel von hinter dem Tor aufbauen, sein Pass fiel jedoch direkt vor den Schläger von Laurin Braun. Die Nummer Zwölf der Eisbären ließ sich dieses Geschenk nicht entgehen und zog trocken ab, sein Schuss schlug hinter Danny Aus den Birken im Tor ein – 1:0 (14.).
Nach dem 1:0 waren nun die Gäste aus der Hauptstadt besser im Spiel und wollten hier gleich nachlegen. Und in Überzahl hatte man auch die Chance dazu. Im Vergleich zu Spiel Vier von Freitag in Berlin sah das Powerplay auch schon deutlich besser aus, aber erfolgreich war es trotzdem nicht. Dennoch nahmen die Berliner eine 1:0-Pausenführung mit in die Kabine.

Zu Beginn des Mitteldrittels hatte München dann selbst die Chance, in Überzahl auszugleichen. Aber

Powerplay für die Eisbären und Frank Hördler versucht es von der blauen Linie. (Foto: eisbaerlin.de/walker)

das Penaltykilling der Eisbären leistete gute Arbeit und so überstand man das beste Powerplay der Liga schadlos.
Dann die Riesenchance für die Eisbären, hier nachzulegen. Nach einem hohen Stock mit Verletzungsfolge bekam Konrad Abeltshauser eine Spieldauer, Berliner fortan also fünf Minuten in Überzahl. Und die Eisbären machten Dampf, erspielten sich gute Chancen. Bruno Gervais scheiterte am Pfosten, Spencer Machacek direkt im Nachschuss. Die Eisbären zwischenzeitlich sogar für 56 Sekunden mit zwei Mann mehr auf dem Eis, aber diese große Chance auf das 2:0 vergaben sie.
Das Spiel nahm immer mehr an Fahrt auf, wurde immer intensiver und eines Playoff-Spiels mehr als würdig. Mitte des Spiels folgte dann auch noch ein schöner kleiner Kampf zwischen Michael Wolf und Micki DuPont. Das Spiel bot eben alles, was ein Playoff-Spiel ausmacht. Aus Berliner Sicht einzig mit dem Manko, dass man nicht das 2:0 nachlegen konnte. Und so passierte eben das, was immer im Sport passiert, wenn man seine Chancen nicht nutzt.
Frank Mauer lief einen Konter und ließ freistehend vor Petri Vehanen dem finnischen Goalie keine Chance – 1:1 (33.). Das erste Mal, dass es an diesem Sonntagnachmittag mal laut wurde in dieser Halle. Ansonsten waren nämlich nur die 500 Eisbären-Fans zu hören. Heimspiel-Atmosphäre in der Olympia-Eishalle.
Gegen Ende des Drittels noch einmal ein Powerplay für unsere Jungs, aber auch dieses blieb ungenutzt, weshalb es nach 40 Minuten 1:1-Unentschieden stand.

Endstation Petri Vehanen. (Foto: eisbaerlin.de/walker)

Hinein ins Schlussdrittel, wo beide Mannschaften gleich einmal die Chance hatten, in Überzahl das 2:1 zu erzielen. Beide Strafen resultierten aus einer Spielverzögerung, denn beide Mannschaften agierten nun mit einem aggressiven Forechecking, versuchten den Gegner so jeweils früh zu stören. Genutzt werden konnten die Überzahlspiele aber nicht, weiterhin stand es 1:1.
Dann lief die 48. Spielminute, als plötzlich eine Sirene in der Halle losging, man aber nicht wusste, was jetzt eigentlich passiert war. Das Spiel lief weiter, auf den Rängen wurde es unruhig und erneut ertönte die Sirene. Es war ein Feueralarm, der hinter dem Eisbären-Block ausgelöst wurde. Das Problem war nur, dass man die Ansagen in der Halle nicht wirklich verstand, die Tribüne hinter den Spielerbänken bereits geräumt wurde und wenig später auch die weiteren Blöcke, nur uns Berliner ließ man um Unklaren, was wir jetzt machen sollten. Auf meine Nachfrage bei einer Ordnerin, was wir nun tun sollten, meinte Sie nur „Keine Ahnung, wir bekommen keine Anweisung, weder die Ordner noch die Polizei“. Großes Kino, sämtliche Blöcke waren fast vollends geleert, nur der Gästeblock war zum Teil noch gefüllt. Mit der Krönung, dass man drin die Anweisung erhielt, die Halle zu verlassen, es vor den Blöcken gleichzeitig aber die Anweisung gab, alle wieder rein. Dafür, dass man in solchen Situationen die Ruhe bewahren muss, war das in München das reinste Chaos und nicht zu entschuldigen. Es hätte wer weiß was passieren können und der Notfallplan in München hat mehr als versagt, weil man weder die Ansagen über die Lautsprecher verstanden hatte noch von den Ordnern über den weiteren Vorgang informiert wurde. So etwas habe ich in etlichen Auswärtsfahrten, seit dem ich Fan bin – und das sind schon 22 Jahre – noch nicht erlebt. Ein Armutszeugnis für Red Bull München und deren Halle.
20 Minuten war die Partie unterbrochen, wir Berliner Fans nahmen es inzwischen mit Galgenhumor und forderten „Freibier für Alle“ und „Reißt die Hütte ab“. So nach und nach füllte sich die Arena wieder und es konnte weiter gespielt werden.
Fortan entwickelte sich ein munterer Schlagabtausch, beide Mannschaften suchten immer wieder den Weg vor das Tor und wollten die Entscheidung erzwingen. Aber die größte Chance bot sich den Eisbären in den letzten zwei Minuten, als sie noch einmal in Überzahl agieren konnten. Und erneut konnten die Eisbären viel Druck erzeugen und sich auch Chancen erspielen, aber Danny Aus den Birken hielt seine Mannschaft im Spiel und rettete sie in die Verlängerung. Was ja in diesen Playoffs nichts Neues mehr für die Eisbären war.

Und in der Overtime entwickelte die Gastgeber dann doch schon einen ungeheuren Druck. Die Eisbären kamen zwar auch immer mal wieder vor das Tor von Aus den Birken, aber der Druck der Hausherren nahm schon sichtlich zu. Die Eisbären konnten sich aber noch einmal von dem Druck befreien und setzten München selbst noch einmal unter Druck, weshalb München sich nicht anders zu helfen wusste, als die Scheibe dreimal unerlaubt aus dem eigenen Drittel zu schießen. Da München daraufhin nicht wechseln durfte, nahm Coach Don Jackson eine Auszeit, um seiner Mannschaft eine Pause zu verschaffen.
70 Minuten waren gespielt, da kassierte Jonas Müller eine Strafe wegen Behinderung. Powerplay München, bisher überstanden die Eisbären die Unterzahlspiele alle schadlos. Aber dieses Unterzahlspiel sollte die Entscheidung bringen. München im Angriffsdrittel, mit dem Querpass auf den langen Pfosten, wo Michael Wolf lauerte und den Puck per Direktabnahme im Tor versenkte – 2:1 nach 71:16 Minuten. Vorbei war sie damit, die Saison der Eisbären Berlin. Aber noch nicht für uns Fans, denn was danach folgte, war großes Kino und nur ein erneuter Beweis, dass die Eisbären Berlin die geilsten Fans der Welt haben.

Die Partie endete gegen 19:45 am Sonntagabend in der Olympia-Eishalle und wir Fans standen noch bis 20:30 Uhr im Gästeblock und feierten die Eisbären für grandiose Playoffs, während sich die Blöcke der Münchner nach kurzer Feier mit der Mannschaft relativ schnell leerten. Unfassbar, dass man seine Halle nach dem Finaleinzug so schnell verlässt. Wir hätten den Finaleinzug gebührend gefeiert – IN DER ARENA! So war die Olympia-Eishalle fest in Berliner Hand und wir sangen und sangen und sangen. Immer weiter, ohne die Eisbären wollten wir die Heimreise nicht antreten. Und immer wieder kamen Spieler aus der Kabine und bedankten sich für die grandiose Unterstützung bei uns. Marcel Noebels, Micki DuPont und Charles Linglet kamen direkt vor den Block und ließen sich auch zu einer kurzen „La Ola“ überreden. Nicht selbstverständlich nach dem Saison-Aus, aber auch das sind eben die Eisbären. Und als wir immer noch nicht gehen wollten, kam Bruno Gervais direkt vor den Block. Er stand nicht auf dem Eis, nein, er kam direkt vor den Block und bedankte sich bei uns Fans für die grandiose Unterstützung, er meinte auch, wir seien die besten Fans der Welt und Berlin der beste Ort. Ob es Abschiedsworte der Nummer Drei waren? Man weiß es nicht, aber es war eine große Geste von Bruno Gervais.
Kurz nach 20:30 Uhr verließen wir sie dann doch, die Olympia-Eishalle in München. Mit einem weinenden (Saisonende) aber auch einem lachenden Auge, weil man mit Stolz in die Sommerpause gehen kann. Nicht wegen der Hauptrunde, nein, wegen der Playoffs, die uns alle so begeistert haben. Und die uns mehr als entschädigt haben für die grausame Vorrunde.

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