2:4 gegen Schwenningen: Der nächste Offenbarungseid der Eisbären Berlin

Ausgabe #21:

War es das für Trainer Serge Aubin? Die Eisbären Berlin verloren das Kellerduell gegen die Schwenninger Wild Wings mit 2:4 und rutschen immer tiefer in die Krise. Zumal der Tabellenletzte Bietigheim sein Spiel in Iserlohn gewann. Wenn die Eisbären so weiterspielen, grüßen sie bald vom Tabellenende.

Eisbären-Trainer Serge Aubin veränderte sein Team im Vergleich zum Spiel in Iserlohn geringfügig. In der Defensive fehlte Marco Nowak, dafür kehrte Eric Mik zurück ins Line-Up. Mik nahm den Platz neben Kapitän Frank Hördler ein. Brendan Guhle rückte dafür an die Seite von Jonas Müller. Morgan Ellis und Julian Melchiori blieben zusammen. Zu seinem Debüt als siebter Verteidiger kam der erst 17-jährige Norwin Panocha, der normalerweise für die DNL-Mannschaft der Berliner spielt und für diese in dieser Saison bisher auf 24 Spiele (4 Tore/10 Assists) kommt.
In der Offensive blieben die ersten drei Reihen gleich. Nur in der vierten Reihe ersetzte Frank Mauer Manuel Wiederer, welcher heute nicht mit dabei war. Mauer stürmte zwischen Jan Nijenhuis und Maximilian Heim.
Und im Tor stand erneut Tobias Ancicka, Felix Noack saß als Back-up auf der Bank.

Die Ausgangslage war klar: Die Eisbären brauchten dringend einen Sieg. Und zwar einen mit drei Punkten. Darauf warteten die Berliner seit nunmehr elf Spielen. Unfassbar eigentlich für eine Mannschaft mit diesen Ambitionen und für einen Titelverteidiger.
Spiel eins in Schwenningen hatten die Eisbären in dieser Saison sang- und klanglos mit 2:6 verloren. Dafür wollte man sich heute revanchieren. Doch dafür benötigte es eine Leistung, welche man auch über die gesamte Spieldauer durchzieht. Und genau daran haperte es in dieser Saison bei den Eisbären mehrfach.

Foto: eisbaerlin.de/walker

Der Start ging jedenfalls schon mal in die Hose. Schwenningen profitierte von einem Fehlpass der Berliner im Angriffsdrittel. Dann ging es über die Spink-Brüder ganz schnell ins gegnerische Drittel, wo Phil Hungerecker in Szene gesetzt wurde und zum 0:1 traf (2.). 73 Sekunden waren da gerade einmal gespielt. Der denkbar ungünstigste Start in dieses so wichtige Spiel gegen einen direkten Konkurrenten.
Doch die Antwort der Hausherren ließ nicht lange auf sich warten. In der sechsten Spielminute klappte bei den Eisbären mal ein Spielaufbau, Leo Pföderl kam über rechts ins Angriffsdrittel und zog einfach mal humorlos ab – 1:1 (6.). Das Zuspiel kam von Lewis Zerter-Gossage. Bereits der zweite Assist in Folge für die Nummer 79.
Mehr Highlights bot dieses Spiel hier nicht. Es war ein typisches Spiel im Abstiegskampf. Sehr zäh, viel Kampf und Krampf, kein Eishockey-Leckerbissen und vor allem kaum nennenswerte Torchancen.
Nach dem Powerbreak gab es das erste Powerplay für die Eisbären und da klingelte es im Schwenninger Tor. Kapitän Frank Hördler hatte von der blauen Linie abgezogen, die Scheibe wurde abgefälscht und flog ins Tor. Die beiden Hauptschiedsrichter Benjamin Hoppe und Sean MacFarlane waren sich aber nicht sicher und fuhren zum Videobeweis. Kennen wir ja noch aus dem letzten Heimspiel. Und dort sahen die Beiden, dass kein hoher Stock vorlag und so hatten die Eisbären das Spiel gedreht. Kevin Clark war letztendlich der Torschütze, denn er hatte die Scheibe entscheidend abgefälscht – 2:1 (11.).
Kurz darauf war dann aber mal das Penalty Killing der Eisbären gefragt, denn Alex Grenier suchte die Kühlbox auf. Sie können es einfach nicht abstellen, diese unnötigen Strafzeiten. So ist man zurecht das Team mit den meisten Strafzeiten in dieser Saison. Aber die Eisbären überstanden diese Unterzahl ohne große Probleme und hatten durch Giovanni Fiore sogar die beste Chance, aber er vergab seinen Alleingang denkbar knapp.
Fortan war es eine Partie, in der munter hin und her ging. Beide Mannschaften waren aber nicht frei von Fehlern. Und davon unterliefen beiden Teams jede Menge. Dadurch entstanden auch immer wieder gefährliche Szenen vor den Torhütern. Spitzenteams hätten aus diesen Fehlern vermutlich Kapital geschlagen. Und so ein Spitzenteam waren die Eisbären in der letzten Saison noch. In dieser Saison ist man davon aber meilenweit entfernt.
Am Ende wurde es noch einmal ruppig, aber die Eisbären nahmen die 2:1-Führung mit in die erste Drittelpause. Nun hieß es, diese Leistung im zweiten Drittel zu bestätigen und weiter nach vorne zu spielen.

Foto: eisbaerlin.de/walker

In der Anfangsphase taten das die Hausherren auf jeden Fall. Sie suchten immer wieder den Weg Richtung Schwenninger Tor, trafen dort aber auf eine sehr kompakte Defensive, welche die gefährlichen Räume vor dem Tor geschickt zu machte. Aber den Berlinern war hier anzumerken, dass sie zur eigenen Beruhigung das dritte Tor nachlegen wollten.
Mit zunehmender Spieldauer kamen aber auch die Gäste wieder vor das Berliner Tor und so war es das gleiche Spiel wie im ersten Drittel. Es ging hin und her, noch aber verhinderten beide Defensivreihen hochkarätige Torchancen. Die Eisbären bestimmten hier im Mitteldrittel aber die meiste Zeit das Geschehen auf dem Eis.
Durch unnötige Scheibenverluste lud man Schwenningen aber auch immer wieder zu Angriffen ein. Ob wir in dieser Saison mal ein fehlerfreies Spiel der Eisbären über die volle Spielzeit sehen werden? Ich wage es zu bezweifeln.
Was wir aber kurz nach dem Powerbreak sahen, war mal wieder ein Gegentor aus der Kategorie „Kack-Tor“. Die Scheibe wurde von John Ramage von rechts zum Tor gebracht, wo Tylor Spink im Zweikampf mit Brendan Guhle war. Die Scheibe prallte von Tobias Ancicka an Spink und flog von ihm aus ins Berliner Tor. Solche Tore kassierst du auch nur, wenn du unten stehst in der Tabelle. Und davon haben die Eisbären schon jede Menge in dieser Saison kassiert. Das Tor wurde zwar noch einmal überprüft, aber hielt dem stand und so stand es Mitte der Partie 2:2 (31.).
Den Hausherren bot sich in der Schlussphase aber die Chance, erneut in Führung zu gehen. Die Berliner bekamen ihr nächstes Powerplay und einmal ging das ja heute schon gut. Doch dieses Mal wurde es zu kompliziert gespielt und so verpuffte diese Gelegenheit ohne größere Gefahr.
Und Schwenningen? Die schlugen 30 Sekunden vor der zweiten Pause ein drittes Mal zu. Und erneut war es ein „Kack-Tor“. Die Scheibe wurde auf das Tor gebracht, dort verlor Tobias Ancicka den Überblick und Miks Indrasis hatte ihn – 2:3. Kann doch nicht wahr sein, vorne vergibt man die Chancen und hinten fängst du dir zwei solche Tore. Mit diesem Spielstand ging es letztendlich in die zweite Pause.

Foto: eisbaerlin.de/walker

Früh im Schlussdrittel bot sich den Eisbären in Überzahl die Chance, um den Ausgleich zu erzielen. Aber da passte gar nichts zusammen. Man fand nicht in die Formation, man hatte Probleme bei der Scheibenannahme und so ließ man diese große Chance leichtfertig liegen.
Und direkt im Gegenzug zog man die nächste unnötige Strafzeit, so dass man jetzt selbst in Unterzahl ran musste. Giovanni Fiore wurde überlaufen und konnte sich nur noch mit einem Beinstellen helfen. Aber erneut die Berliner mit der dicken Chance in Unterzahl. Yannick Veilleux kam frei vor dem Tor zum Abschluss, doch Joacim Eriksson war zur Stelle. Wenn du solche Chancen schon liegen lässt, wie willst du da ein Spiel im Abstiegskampf gewinnen?
Und weil es so schön war, zog Kapitän Frank Hördler die nächste Strafzeit. Was auch schon wieder die fünfte Strafzeit in diesem Spiel war. Diese Disziplinlosigkeiten können dir im Abstiegskampf das Genick brechen. Und im Powerplay konnte Schwenningen schalten und walten, wie es wollte. Die Scheibe lief sehr gut, Gegenwehr von den Eisbären war keine zu sehen. Und so brannte es ein, zweimal lichterloh vor dem Berliner Tor. Zum Glück konnte Schwenningen dieses Überzahlspiel nicht nutzen. Aber sie waren nah dran am 4:2.
Auch danach war Schwenningen am Drücker. Die Eisbären wirkten platt, wirkten müde. Sie waren immer einen Schritt langsamer als die Wild Wings. Und Ex-Eisbär John Ramage hätte die Partie beinahe vorentschieden, doch sein Hammer von der blauen Linie ging nur ans Aluminium. Glück für die Eisbären, die sich hier aber nicht hätten beschweren können, wenn sie bereits mit 2:4 hinten gelegen hätten.
In der Schlussphase dann die Eisbären nochmal mit einem Mann mehr. Powerplay in der Crunch-Time, besser geht es ja eigentlich nicht, wenn du mit einem Tor hinten liegst. Doch mehr als ein Onetimer von Marcel Noebels sprang nicht bei heraus. Weil der Aufbau erneut zu behäbig war und man es eher mit dem Kopf durch die Wand versuchte. Erschreckend der Auftritt der Eisbären – mal wieder.
86 Sekunden vor dem Ende nahm Trainer Serge Aubin seine Auszeit und zog seinen Goalie. Irgendwie musste doch der Ausgleich hier noch klappen.
Doch ein Scheibenverlust an der gegnerischen blauen Linie flog den Eisbären um die Ohren. Tyson Spink machte den Deckel drauf – 2:4 (60.). Nach der Schlusssirene folgte ein ordentliches Pfeifkonzert. Ein so lautes gab es in dieser Saison noch nicht. Aber nach diesem Spiel war es mehr als verdient.

Eine Niederlage, welche man sich mal wieder selbst zuzuschreiben hat. Man kassiert den Nackenschlag durch das frühe Gegentor, findet aber einen Weg, das Spiel zu drehen. Diese Führung nahm man mit in die erste Pause und auch im zweiten Drittel war man zumindest optisch gesehen die bessere Mannschaft. Man war offensiv bemüht, konnte die Chancen aber nicht nutzen. Und dann kassierts du in so einer Situation, in der sich die Eisbären befinden, eben zwei absolute Kack-Tore, welche dich in Rückstand bringen.
Wer im Schlussdrittel eine Aufholjagd der Eisbären erwartete, der sah sich getäuscht. Eher war es ein Offenbarungseid der Eisbären, welche sich fast schon kampflos ihrem Schicksal ergaben. Und so stand am Ende die zweite Niederlage im zweiten Spiel gegen Schwenningen. Und vielleicht das Ende der Ära Serge Aubin in Berlin!?

Speichere in deinen Favoriten diesen permalink.

Kommentare sind geschlossen.