WalkersBärenNews/Saison 2021/2022 – Ausgabe #11:
Spiele unter der Woche sind bei den Eishockey-Fans eher unbeliebt, weshalb man diesen Spielen auch gerne mal fern bleibt. 5.732 Zuschauer haben sich am Donnerstagabend aber trotz des schlechten Wetters auf den Weg in die Arena am Ostbahnhof gemacht und haben das am Ende bitter bereut. Denn die Eisbären Berlin blamierten sich beim 2:5 (0:0,1:2,1:3) gegen die Krefeld Pinguine bis auf alle Knochen. Dabei sah es nach dem ersten Drittel noch nach einem Berliner Sieg aus. Da hatte man jede Menge Chancen, nur an der Chancenverwertung haperte es. Und so nahm das Unheil seinen Lauf und am Krefelder Sieg in Berlin waren zwei Ex-Berliner nicht ganz unbeteiligt.
Bei den Eisbären gab es heute sowohl in der Defensive als auch der Offensive kleine Änderungen. So tauschten Frans Nielsen und Zach Boychuk die Plätze. Nielsen rückte in die Top-Reihe zwischen Marcel Noebels und Leo Pföderl, Boychuk spielte dafür in der zweiten Reihe zwischen Matt White und Giovanni Fiore. Die dritte und vierte Sturmreihe blieb unverändert. In der Defensive spielten Kai Wissmann und Frank Hördler sowie Nicholas B. Jensen und Simon Després zusammen. Jensen hatte am Dienstag noch an der Seite von Wissmann verteidigt und Després an der von Kapitän Hördler. Und auch im Tor gab es wieder eine Veränderung, denn Tobias Ancicka stand gegen Krefeld zwischen den Pfosten. Mathias Niederberger nahm auf der Bank Platz.
Die Eisbären hatten als Tabellenzweiter heute den Tabellendreizehnten Krefeld zu Gast in der Arena am Ostbahnhof. Eine vermeintlich leichte Aufgabe also, doch wir alle wissen, wie schwer sich die Berliner gerade gegen die so genannten kleinen Teams in der Liga tun. Von daher war heute volle Konzentration über die vollen 60 Minuten gefordert und vor allen Dingen ein besserer Start ins Spiel als es sonst in dieser Saison zuhause der Fall war.
Auf die leichte Schulter nehmen sollte man die Seidenstädter aber nicht, denn gerade nach dem Trainerwechsel waren die Pinguine ein sehr unangenehmer Gegner, der auch mal Gegenwehr zeigte. Was zu Saisonbeginn oder gerade in der letzten Saison noch komplett anders war.
Die Partie begann erst einmal mit einem kleinen Schmunzler, denn Lucas Lessio kassierte nach nur 29 Sekunden die erste Strafzeit und verirrte sich für kurze Zeit auf der Berliner Strafbank. Wenn er unbedingt nach Berlin wechseln will, kann er das auch einfach sagen.
Das Powerplay war 30 Sekunden vor Ablauf beendet, weil sich Mark Zengerle die erste Strafzeit für die Eisbären abholte. Und das waren gleich vier Minuten wegen eines hohen Stocks. Die Eisbären im Anschluss also erstmal für dreieinhalb Minuten in Unterzahl. Am Dienstag gegen Straubing kassierte man in den ersten beiden Unterzahlspielen je ein Gegentor? Wie wurde es heute Abend? Hatte man daraus gelernt? Zumindest überstand man die erste Unterzahl ohne Gegentor, was aber auch mühelos gelang, war doch das Krefelder Powerplay mal abgesehen von zwei guten Chancen kurz vor Ablauf der Strafe nicht wirklich gefährlich.
Fortan waren die Hausherrn die spielbestimmende Mannschaft, setzten sich im Krefelder Drittel fest und kamen auch zum Abschluss. Aber noch hatte man nicht genügend Zielwasser getrunken, denn die Pucks flogen meist am Tor von Oleg Shilin vorbei. Dennoch war Vorsicht geboten, denn bei ihren Ausflügen vor das Berliner Tor waren die Pinguine durchaus gefährlich.
Die Hauptstädter näherten sich in der Folgezeit immer mehr an, das 1:0 war eigentlich nur noch eine Frage der Zeit. Doch Leo Pföderl scheiterte freistehend vor Oleg Shilin und auch Mark Zengerle fand im Krefelder Goalie seinen Meister, als er es mit einem Onetimer aus dem Slot heraus versuchte. Auch ein Powerplay in der Schlussphase des Auftaktdrittels blieb trotz guter Chancen ungenutzt.
Es stimmte also eigentlich alles im Berliner Spiel, nur das Ergebnis sagte das noch nicht aus. Mit einem 0:0, was aus Krefelder Sicht äußerst schmeichelhaft war, ging es schließlich in die erste Drittelpause.
Im zweiten Drittel ging es zwei Sekunden schneller als noch zu Beginn des Spiels. Morgan Ellis musste nach nur 27 Sekunden auf die Strafbank. Das Berliner Penaltykilling war also mal wieder gefragt. Aber auch diese Unterzahl überstanden die Eisbären ohne große Mühe, auch diesmal war es nur ein gefährlicher Schuss der Seidenstädter.
Danach entwickelte sich eine ausgeglichene Partie auf überschaubaren Niveau. Die Eisbären wirkten nicht mehr so offensivfreudig wie noch im ersten Drittel und so ließ man Krefeld zurück ins Spiel kommen. Von den Pinguinen musste aber auch deutlich mehr kommen, war deren Leistung im Auftaktdrittel doch sehr dürftig gewesen.
Und wenn die eine Mannschaft ihre Chancen nicht nutzt, dann rächt sich das irgendwann. So auch heute wieder. Justin Volek mit dem Zuspiel von hinter dem Tor vor das Tor auf Maciej Rutkowski und der ließ sich diese dicke Chance nicht entgehen – 0:1 (26.). Effektivität hieß hier also das Zauberwort und diese legten die Krefelder bis hierhin an den Tag.
Die Eisbären hatten danach zwar die schnelle Chance zum Ausgleich, aber über das Überzahlspiel brauchen wir hier nicht reden. Da klemmt es nach wie vor hinten wie vorne. Dasselbe galt aber auch für das Offensivspiel der Berliner im zweiten Drittel, die irgendwie den Faden verloren hatten und ein wenig planlos wirkten. Individuelle Fehler luden Krefeld zu einer dicken Chance ein, aber Torschütze Rutkowski vergab freistehend vor Ancicka.
Sieben Minuten vor der zweiten Pause gelang den Eisbären dann aber doch der Ausgleich. Ein typisches dreckiges Tor brachte den Deutschen Meister zurück ins Spiel. Bullygewinn im Angriffsdrittel von Mark Zengerle, Nicholas B. Jensen hatte abgezogen, Shilin ließ nur prallen und Giovanni Fiore staubte am kurzen Pfosten ab – 1:1 (33.).
Und dieses Muster klappte auch ein zweites Mal an diesem Abend. Exakt fünf Minuten waren noch auf der Uhr, als Oleg Shilin erneut den ersten Berliner Schuss nicht festhalten konnte und Frans Nielsen den Abstauber im Tor versenkte. Doch die beiden Hauptschiedsrichter überprüften im Anschluss per Videobeweis noch einmal die Szene kurz zuvor, als Laurin Braun vermeintlich den Pfosten getroffen hatte. Dem war aber nicht so und so führten die Krefelder und nicht die Eisbären. Ein Kuriosum, was man so oft auch noch nicht erlebt hat – 1:2 (34.). Wie sich am Ende herausstellen sollte, war genau diese Szene der Knackpunkt in der Partie.
Die Hausherren in der Schlussphase nochmal mit wütenden Angriffen, klar, dieser Spielstand gefiel den Eisbären überhaupt nicht. Aber wie im ersten Drittel, die Chancenverwertung ließ zu wünschen übrig. Doch Hoffnung hatte man, denn das letzte Drittel begannen die Eisbären noch mit 64 Sekunden in Überzahl. Wobei, Hoffnung und Überzahl der Eisbären? Nein, das passt irgendwie nicht zusammen. Aber man darf ja mal hoffen.
Und so kam es dann auch, dass die Berliner diese Chance natürlich ungenutzt ließen. Danach ging es hin und her. Die Eisbären waren auf der Suche nach dem Ausgleich und Krefeld auf der Suche nach der Entscheidung. Auf der einen Seite vergab Laurin Braun eine richtig gute Möglichkeit, die Scheibe rutschte Tobias Ancicka durch und prallte anschließend an den Außenpfosten. Auf der anderen Seite kam Yannick Veilleux in viel versprechender Position zum Abschluss, aber auch der Schuss ging nicht rein.
Aber solche Chancen waren eher Mangelware, denn die Eisbären spielten viel zu kompliziert vor dem Krefelder Tor. Aber man passte sich damit nur dem Niveau der Partie an, welches höchstens durchschnittlich war – wenn überhaupt.
Die Hauptstädter versuchten es im Anschluss zwar, aber wirklich zielstrebig war das nicht. Und Krefeld? Die konterten Mitte des Schlussdrittels und erhöhten auf 3:1. Rutkowskis Schuss ließ Ancicka nur prallen und zwar genau in den Slot, wo der Puck niemals hingehen darf. Ex-Eisbär und Oldie Eduard Lewandowski stand goldrichtig und schob die Scheibe mühelos über die Linie (50.). Der 41-jährige Stürmer schockte damit die Eisbären.
War die Partie damit entschieden? Krefeld hätte jedenfalls dafür sorgen können, doch ein Überzahlspiel blieb ungenutzt. Und so meldeten sich die Berliner knapp fünf Minuten vor dem Ende der Partie nochmal zurück. Marcel Noebels hauchte den Hausherren nochmal Leben ein – 2:3 (56.).
Ging nun nochmal was? Nein, denn mit der Standfestigkeit hatten die Eisbären heute des Öfteren so ihre Probleme und so rutschte Frans Nielsen an der gegnerischen blauen Linie aus und Laurin Braun setzte zum Konter an, welchen er eiskalt abschloss – 2:4 (58.).
Der Schlusspunkt? Nein, denn die Demütigung machte Thomas Olsen klar – 2:5 (59.). Am Ende ließen sich die Eisbären aus der eigenen Halle schießen.
Eine Niederlage, welche sich im ersten Drittel noch nicht abgezeichnet hatte. Denn die Eisbären hatten da jede Menge guter Torchancen, konnten diese aber nicht nutzen. Krefeld lief gefühlt nur hinterher und man fragte sich, wie lange das wohl gut gehen würde. Doch am Ende stehen wir hier und reden über einen Krefelder Sieg. Weil die Eisbären ab dem zweiten Drittel irgendwie neben sich standen, nicht mehr so offensivfreudig waren, wie noch zu Beginn des Spiels. Und weil Krefeld nun besser drin war im Spiel und auch in Führung ging. Diese konnten die Eisbären zwar ausgleichen, aber dann kam der Knackpunkt der Partie. Die Eisbären mit der vermeintlichen Führung, doch nach Ansicht des Videobeweises führten auf einmal die Krefelder. Danach war das Momentum auf Seiten der Pinguine, welche sich das Spiel dann nicht mehr nehmen lassen haben. Ganz im Gegenteil, im dritten Drittel legten die Seidenstädter sogar noch drei Tore oben drauf und machten damit die Demütigung der Eisbären in eigener Halle perfekt.
Abgerundet wurde der Abend von zwei Ex-Eisbären, welche die Eisbären fast im Alleingang erlegt haben. Laurin Braun erzielte zwei Tore und Eduard Lewandowski, der jüngste Transfer des KEV, glänzte mit einem Tor und einem Assist. Den Beiden dürfte der Sieg besonders gut geschmeckt haben.