1:4 in München: In 55 Sekunden schenken die Eisbären das Spiel am Oberwiesenfeld her

Man wollte im Hinblick auf die bevorstehenden Playoffs eine Botschaft senden. An München, an Mannheim. Am Ende bekam man die Botschaft vom Gegner selbst gesendet und die saß. Die Eisbären Berlin haben ihr Auswärtsspiel am Ostersonntag beim EHC Red Bull München mit 1:4 (1:1,0:2,0:1) verloren und damit die erste Niederlage nach zuvor vier Siegen in Serie kassiert. Der Knackpunkt waren zwei Gegentore innerhalb von 55 Sekunden zu Beginn des Mitteldrittels. Von diesem Doppelschlag erholten sich die Eisbären nicht mehr. 

Bei den Berlinern kehrte Kris Foucault in den Kader zurück. Deshalb stellte Chefcoach Serge Aubin die Sturmreihen um. Mark Olver wurde aus der Reihe mit Giovanni Fiore und Matt White heraus genommen, denn Kris Foucault nahm diesen Platz in der zweiten Reihe wie vor seiner Verletzung wieder ein. Mark Olver bildete mit Parker Tuomie und Eric Mik die dritte Reihe. Fabian Dietz und Haakon Hänelt, welche gegen Straubing noch an der Seite von Parker Tuomie stürmten, waren nun zusammen mit Nino Kinder die vierte Reihe. Somit hatte Aubin also im Kracher-Duell wieder volle vier Reihen zur Verfügung. Was in so einem Spiel von großem Vorteil ist. Und ebenso wichtig war natürlich die Torhüter-Position, welche Mathias Niederberger bei den Eisbären bekleidete.

Die Special Teams dominieren das erste Drittel

Yasin Ehliz gab die Marschroute vor dem Spiel vor, als er sagte, man wolle Berlin früh stören, damit diese nicht ins Rollen kommen. Denn das die Eisbären in diesem Jahr enorm stark spielen und zum Favoritenkreis auf die Meisterschaft gehören, ist auch der Mannschaft von Ex-Eisbären-Coach Don Jackson nicht entgangen.
Von Beginn an war es das erwartet hart umkämpfte Spiel. Es ging hin und her, beide Mannschaften suchten immer wieder den Weg zum Tor und kamen auch zu guten Abschlüssen. Beide Goalies, Danny Aus den Birken und Mathias Niederberger, standen also sofort im Mittelpunkt des Geschehens. Doch beide Torhüter zeigten, dass sie zu den Besten ihres Fachs gehören. München dabei das etwas aktivere Team, was zu Hause nichts Neues ist.
Die Special Teams kamen nach sechs Minuten erstmals zum Einsatz, als Andrew MacWilliam wegen eines Stockschlags auf die Strafbank musste. Powerplay also für die Eisbären, wo sie in diesem Jahr zu den besten Teams gehören. Und zweimal wurde es auch gefährlich vor dem Münchner Tor, doch zum Torerfolg sollte es nicht reichen.
Aber die nächste Chance folgte sogleich. Maximilian Daubner kassierte nach neun Minuten die zweite Strafe für München, diesmal wegen Beinstellens. Die zweite Chance also für die Hauptstädter, in Überzahl die Führung zu gehen. Und diesmal klappte es. Leo Pföderl mit seinem 20. Saisontor. Frank Hördler brachte die Scheibe auf das Tor, wo Lukas Reichel und Leo Pföderl alleine standen. Reichel mit dem Pass auf Pföderl und der hatte keine großen Probleme, die Scheibe ins leere Tor einzuschießen – 1:0 (10.).
Das Berlin gut im Powerplay ist, schien sich jedoch nicht bis nach München herum gesprochen zu haben, denn J.J. Peterka mit der dritten Strafzeit für München in der elften Spielminute wegen Hakens. Erneut wurde es gefährlich vor dem Tor von Danny Aus den Birken, aber auch München hatte durch Justin Schütz die dicke Möglichkeit zum Ausgleich, doch er scheiterte mit seinem Alleingang an Mathias Niederberger.
Die Special Teams waren weiterhin im Einsatz, diesmal war aber mal das Münchner Powerplay an der Reihe. Fabian Dietz kassierte die erste Berliner Strafzeit wegen eines hohen Stocks. Doch München kam nur zu einer dicken Möglichkeit durch Yannic Seidenberg, aber dessen Onetimer parierte Niederberger äußerst stark.
Machtlos war der Berliner Goalie dann aber drei Minuten vor der ersten Drittelpause. Maxi Daubner und J.J. Peterka mit der klasse Vorarbeit für Maxi Kastner, welcher die Scheibe im langen Eck versenkte – 1:1 (17.).
Und die schlechten Nachrichten für die Eisbären gingen weiter. Eric Mik mit der zweiten Strafzeit auf Berliner Seite wegen Beinstellens. Und auch in diesem Überzahlspiel wurde es gefährlich vor dem Berliner Tor, aber die Hauptstädter überstanden diese brenzlige Situation und so ging es beim Stand von 1:1 und noch sechs Sekunden Powerplay für München in die erste Drittelpause.
J.J. Peterka mit seiner Analyse zum Auftaktdrittel:

Es ist ein sehr hart umkämpftes Spiel. Wir müssen mehr von der Strafbank wegbleiben und unser Spiel denen aufzuzwingen und in deren Drittel zu spielen.

Ein Doppelschlag schockt die Eisbären

Und das Mitteldrittel begann denkbar schlecht aus Berliner Sicht. Yannic Seidenberg mit dem Sahnepass von hinten heraus auf Frank Mauer, welcher frei vor Mathias Niederberger auftauchte und ihm die Scheibe lässig durch die Schoner schob – 1:2 (21.). 36 Sekunden war das zweite Drittel da gerade einmal alt. Die kalte Dusche also für die Berliner, welche aber noch kälter ausfallen sollte. Fehler der Eisbären im Angriffsdrittel, Justin Schütz mit dem Konter über links, dann mit dem Querpass rechts rüber auf Yasin Ehliz, welcher die Scheibe eiskalt im Tor versenkte – 1:3 (22.). 55 Sekunden lagen zwischen diesen beiden Toren.
Und wenn es einmal schlecht läuft, dann richtig. Kris Foucault kassierte nur 13 Sekunde später die nächste Strafzeit für die Eisbären. Und im Powerplay hatte Trevor Parkes die Riesenchance zum 4:1, als er frei vor Niederberger auftauchte, diese Chance aber vergab.
Die Berliner mussten sich von diesem Schock zu Beginn des Drittels erstmal erholen, das merkte man ihnen an. Sie waren fortan zwar bemüht, nach vorne zu spielen, aber München ließ nicht viel zu, machte die Räume eng. Die Hausherren taten nicht mehr als nötig, wenn sie aber mal vor das Tor der Eisbären kamen, wurde es durchaus gefährlich. Den Eisbären mangelte es an Ideen, die kompakte Defensive der Gastgeber mal zu knacken, auch der Spielwitz ging verloren.
Diesen könnte man vielleicht in Überzahl wiederfinden, denn diese bekam man fünf Minuten vor der zweiten Drittelpause. Philip Gogulla mit der Strafe wegen eines hohen Stocks. Und das Überzahlspiel lief ja heute sehr gut und einmal konnte man schon treffen. Aber das Powerplay glich sich dem zweiten Drittel der Eisbären an. Sie bekamen nichts auf die Reihe und so überstand München die Unterzahl ohne große Mühe schadlos.
Erst in der Schlussphase die Eisbären mal mit der besten Chance im zweitem Drittel, als Parker Tuomie bei einem Zwei-auf-Eins-Konter nur die Latte traf. So blieb es beim 1:3-Rückstand aus Berliner Sicht nach dem zweiten Drittel. Kapitän Frank Hördler mit seinem Fazit zum zweiten Drittel:

Ja, tatsächlich wissen wir ja, dass München solche Chancen nutzt und da haben wir viel zu viel zugelassen. München ist auch im zweiten Drittel stärker raus gekommen, hat viele, viele schnelle Spielzüge gemacht. Das haben sie gut gemacht. Wir müssen die Kleinigkeiten besser machen, gerade in der neutralen Zone. Dass wir eben jedes Mal den Puck tief kriegen und dass wir auch unser Forecheck einbringen können, dass wir auch Druck ausüben können. Wir müssen auch Schüsse auf das Tor bekommen, Danny ist ein guter Torhüter, da müssen wir schießen, schießen, schießen.

Schwungvoller Beginn, aber das 1:4 zog den Stecker

Und die Eisbären kamen wild entschlossen zurück auf das Eis und machen gleich Druck auf das Münchner Tor, gaben wie von Frank Hördler gefordert sofort Schüsse auf das Tor von Danny Aus den Birken ab.
Doch dann kam München mal ins Angriffsdrittel, Jakob Mayenschein ließ sich hinter dem Tor nicht von Ryan McKiernan am Pass vor das Tor hindern und Maxi Daubner netzte eiskalt ein – 1:4 (43.). Auch da stimmte die Zuordnung nicht. Daubner zu frei vor dem Tor und McKiernan kann, obwohl er an Mayenschein dran ist, ihn nicht am Zuspiel hindern. Das ist einfach kein gutes Defensivverhalten.
Und man schwächte sich weiter. Mark Olver mit einer unnötigen Strafzeit im Angriffsdrittel wegen Hakens. Doch München konnte diese „Einladung“ nicht annehmen, sorgte für keinerlei Gefahr vor Mathias Niederberger.
Mitte des letzten Drittels die Eisbären mit einem guten Wechsel und guten Chancen durch Kris Foucault und Matt White, aber ohne Glück im Abschluss. Das hatte auch Lukas Reichel nicht, als er fünf Minuten vor dem Ende nur den Pfosten traf. Chancen waren also am Ende nochmal da, aber nutzen konnte man sie nicht mehr.
Ryan McKiernan stoppte dann den Schlussspurt durch die nächste Strafe wegen Hakens. München nun also mit zwei Minuten Powerplay. Zwei Minuten, die sie die Eisbären vom eigenen Tor fernhalten und so dem sicheren Sieg entgegensteuern konnten. Den fuhren sie am Ende auch ein. München setzte seine Siegesserie fort und beendete zugleich die der Eisbären.

Fazit

Im ersten Drittel sah das Spiel der Berliner noch gut aus, vor allem in Überzahl. Da konnte man auch durch Leo Pföderl in Führung gehen, doch verpasste man es, auch noch ein zweites Tor nachzulegen. So kam München dank einer guten Schlussoffensive zum Ausgleich. Der Knackpunkt war dann letztendlich der Start ins zweite Drittel, den die Hauptstädter komplett verschliefen. Innerhalb von 55 Sekunden schenkte man das Spiel in München her, sah zudem bei beiden Gegentoren nicht gut aus. Da hatte man es den Hausherren deutlich zu einfach gemacht. Danach fanden die Eisbären nicht mehr zurück ins Spiel und waren auch immer einen Schritt zu weit weg vom Gegenspieler. Auch im Schlussdrittel, wo man sicherlich nochmal gute Chancen hatte, schaffte man es nicht mehr, das Ruder hier rumzureißen. Weil man sich aber auch immer wieder unnötige Strafzeiten leistete und dadurch selbst schwächte. Und auch so mangelte es heute am Spielwitz und der nötigen Kreativität, die Münchner Defensive mal in Verlegenheit zu bringen. Das war heute eindeutig zu wenig, auch einige Leistungsträger wurden von München heute kaltgestellt. Da klingt die Ansage von Verteidiger Simon Després nach dem Spiel in Richtung München fast etwas zu überheblich: „Macht euch bereit für Dienstag!„. Das ging ja heute schon schief, denn von der Botschaft, die man in München setzen wollte, war rein gar nichts zu sehen. Die setzten dagegen die Münchner. Und zwar deutlich.

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