2:3 n.P.! Gegen Angstgegner Wolfsburg endet die Heimserie trotz Dauer-Druck der Eisbären

Ausgabe #7:

Im neunten Spiel ist es dann doch passiert: Die Eisbären Berlin verlieren ihr Heimspiel gegen die Grizzlys Wolfsburg mit 2:3 n.P. (1:1,0:0,1:1/0:0,0:1) und kassieren somit die erste Heimniederlage der laufenden Saison. Immerhin punktete man aber auch im neunten Heimspiel, was aber nur ein schwacher Trost sein wird. Denn eigentlich darfst du dieses Spiel nicht verlieren, denn das war streckenweise Einbahnstraßen-Eishockey, was die Eisbären zeigten. Nur fanden sie eben kaum ein Gegenmittel gegen dass zu erwartende Abwehr-Bollwerk der Wolfsburger.

Im Line-up der Eisbären gab es im Vergleich zum letzten Spiel in Köln (6:1) zwei Änderungen. Zum einen rotierte Youngster Tobias Ancicka wieder als Back-up zurück auf die Berliner Bank. Dort saß in der Domstadt noch Rihards Babulis. Zum anderen fehlte Stürmer PC Labrie aufgrund muskulärer Probleme. Für ihn kehrte Haakon Hänelt nach überstandener Knieprellung zurück in den Kader. Daher stellte Trainer Serge Aubin auch zwei Sturmreihen leicht um. In die Formation mit Kris Foucault und Mark Zengerle rückte Mark Olver, Parker Tuomie rotierte aus dieser Reihe raus und spielte stattdessen an der Seite von Fabian Dietz und Sebastian Streu. Dort, wo eigentlich Labrie gespielt hätte. Hänelt stand als 13. Stürmer im Berliner Line-up.

Foto: eisbaerlin.de/jasmin und walker

Das Selbstvertrauen war vor dem Spiel auf beiden Seiten groß. Berlin kam mit einer Serie von fünf Siegen in Folge ins Duell gegen die Wolfsburger, welche sogar sechs Spiele am Stück für sich entschieden. Das sah man beiden Mannschaften auch vom ersten Bully weg an. Sofort war das Tempo hoch, die Partie intensiv und die Zweikämpfe hart umkämpft. Beide Teams überbrückten schnell die neutrale Zone und kamen zu ersten Abschlüssen. Doch die beiden Defensivreihen zeigten in der Anfangsphase das, was sie zuletzt auszeichnete: Starke Arbeit vor dem eigenen Tor. Nicht ohne Grund kassierten Berlin und Wolfsburg nur je vier Gegentreffer in den letzten vier Spielen.
Die Eisbären übernahmen dann so langsam das Kommando und auf einmal hatte Giovanni Fiore zu viel Platz. Doch sein Schuss ging nur an den Pfosten (5.). In dieser Phase waren die Eisbären aber am Drücker und das 1:0 war nur eine Frage der Zeit. In Spielminute Acht sollte es fallen. Eric Mik hatte von der blauen Linie abgezogen, doch die Scheibe ging nur an die Bande hinter dem Tor. Von dort sprang sie aber direkt zurück vor den rechten Pfosten, wo Matt White lauerte und zum 1:0 abstauben konnte.
Als die Berliner durch Mark Zengerle die erste Strafzeit der Partie kassierten, schlugen die Niedersachsen in Überzahl zu. Dabei sah das Powerplay bis zu diesem Zeitpunkt jetzt nicht wirklich gefährlich aus. Aber auf einmal zogen die Grizzlies ab, Mathias Niederberger wehrte den Schuss ab, doch von Anthony Rech aus rutschte die Scheibe irgendwie ins Tor – 1:1 (12.).
Wolfsburg kam danach besser rein ins Spiel und suchte öfters den Weg vor das Berliner Tor. Als Kapitän Frank Hördler die zweite Strafzeit der Partie kassierte, schrillten bei den Hauptstädtern die Alarmglocken. Würde Wolfsburg auch das zweite Überzahlspiel nutzen? Nein, denn mehr als zwei Schüsse kamen nicht bei heraus und nach 75 Sekunden war das Powerplay auch beendet. Mathis Olimb kassierte eine Strafzeit wegen Stockschlags und so ging es für 45 Sekunden noch mit Vier-gegen-Vier weiter, danach aber hatten die Berliner 75 Sekunden lang Powerplay. Und da nahmen sie das Tor von Chet Pickard richtig unter Beschuss. Zach Boychuk (2), Frank Hördler, Leo Pföderl und Lukas Reichel vergaben beste Chancen. Die Führung lag mehrfach in der Luft, nur konnten die Berliner aus ihren Chancen kein Kapital schlagen.
So stand es nach 20 intensiven Minuten 1:1-Unentschieden, was für Wolfsburg angesichts der Berliner Schlussoffensive jedoch äußerst schmeichelhaft war.

Foto: eisbaerlin.de/jasmin und walker

Das Mitteldrittel begann mit Strafen für Jonas Müller und Spencer Machacek, die sich wohl noch kurz über alte Geschichten während ihrer gemeinsamen Eisbären-Zeit austauschten und evtl. nicht einer Meinung waren. Im darauffolgenden Vier-gegen-Vier stand Kris Foucault plötzlich frei vor Chet Pickard, wollte ihn umkurven, wurde dabei aber so weit nach außen gedrängt, dass der Winkel dann zu spitz war und er die Chance nicht nutzen konnte.
In der 26. Spielminute ertönte bereits die Tor-Musik in der Arena am Ostbahnhof, weil alle dachten, die Eisbären hätten getroffen. Kai Wissmann mit dem Zuckerpass von rechts runter an den linken Pfosten, wo Mark Zengerle das leere Tor vor sich hatte. Eine sichere Kiste also. Denkste! Zengerle schaffte es nicht, die Scheibe im Tor unterzubringen, er schoss sie auf de Schoner von Pickard. Unglaublich!
Auch danach Einbahnstraßen-Eishockey in der Mercedes-Benz Arena. Wolfsburg spielte erwartet sehr defensiv, parkte den Bus vor dem eigenen Tor und stellte die Berliner so vor große Probleme Die liefen immer und immer wieder an. Aber sie verzweifelten an dem Abwehr-Bollwerk der Niedersachsen. Man gab zwar jede Menge Schüsse ab, aber die entschärfte entweder Chet Pickard im Grizzlys-Tor oder aber die Verteidiger blockten die Schüsse vorher bereits weg oder aber die Scheibe gingen am Tor vorbei. Den Eisbären fehlte das Gegenmittel, um diese Defensive zu knacken.
Und Wolfsburg? Die hätten kurz vor der zweiten Drittelpause beinahe selbst das 2:1 erzielt. Max Görtz hatte abgezogen, Mathias Niederberger war bereits geschlagen, doch der Pfosten rettete für die Eisbären. So stand es auch nach 40 Minuten 1:1-Unentschieden.

Foto: eisbaerlin.de/jasmin und walker

Im letzten Drittel bot sich den Gästen früh die Chance in Überzahl, nachdem Ryan McKiernan zwei Minuten wegen Behinderung kassierte. Anthony Rech und Garrett Festerling scheiterten jedoch an Mathias Niederberger. Gegen Letzteren packte der Berliner Goalie einen starken Save mit dem Schoner aus.
Danach weiterhin das selbe Bild von anrennenden Eisbären gegen defensiv kompakt stehende Wolfsburger. Sie fanden einfach kein Schlüssel zum Erfolg. Und Wolfsburg? Die kamen in der 47. Minute per Zwei-auf-Eins-Konter vor das Berliner Tor, scheiterten jedoch. Doch nur eine Minute später zappelte die Scheibe im Berliner Tor. Max Görtz wollte die Scheibe von rechts außen in den Slot bringen, dabei traf er die Kelle eines Berliners und von dort ging die Scheibe über Mathias Niederberger hinweg ins Tor – 1:2 (48.).
Danach die Hausherren mit wütenden Angriffen, aber leider kopflos. Ihnen fehlten die nötigen Ideen, um die Wolfsburger Defensive mal in Gefahr zu bringen. Die Schüsse, die durch kamen, stellten Chet Pickard vor keine großen Probleme. Um den starken Wolfsburger Goalie zu überwinden muss man sich schon deutlich mehr einfallen lassen.
Die Zeit lief den Berlinern davon und sie versuchten es immer weiter. Matt White vergab den Onetimer fünf Minuten vor dem Spielende. Nur eine Minute später bekam Parker Tuomie die Scheibe, fuhr in den hohen Slot und zog ab. Der Schuss schlug hinter Pickard ein, weil ihm vor dem Tor die Sicht von Kris Foucault genommen wurde – 2:2 (56.).
Danach versuchten es die Eisbären weiter, aber die Partie sollte in die Verlängerung gehen.

Foto: eisbaerlin.de/jasmin und walker

Dort hatten die Eisbären zwei dicke Chancen. Matt White scheiterte mit seinem Alleingang am überragenden Chet Pickard. Dieser entnervte dann auch noch Zach Boychuk bei dessen Versuch. Wolfsburg wurde zum Ende der Overtime nochmal gefährlich, doch keine der beiden Mannschaften sollte ein Tor erzielen. Es ging also ins Penaltyschießen. So wie bereits beim ersten Duell der beiden Teams in der Autostadt.

Dort hatten die Niedersachsen bereits das bessere Ende. Und auch heute erwiesen sich die Grizzlies als nervenstärker. Pekka Jormakka und Sebastian Furchner überwanden Mathias Niederberger, bei den Eisbären traf nur Matt White. So nahm Wolfsburg hier durchaus glücklich den Zusatzpunkt mit und beendete die Heimserie und generell die Siegesserie der Eisbären Berlin. Dagegen setzt Wolfsburg seine nun sieben Spiele andauernde Siegesserie fort.

Foto: eisbaerlin.de/jasmin und walker

Wie eingangs des Spielberichts schon erwähnt, diese Niederlage war vermeidbar. Die Eisbären dominierten das Spiel, verbrachten deutlich mehr Zeit in der Offensive als die defensiv eingestellten Niedersachsen. Nur wenn man es in 65 Minuten nicht hinbekommt, das Abwehr-Bollwerk der Autostädter zu knacken, dann braucht man sich nicht wundern, wenn man am Ende nur mit einem statt mit der erhofften drei Punkte da steht.
Dabei dürfte es die Eisbären nicht gewundert haben, wie Wolfsburg hier gespielt hat, war doch damit zu rechnen. Schließlich spielt Wolfsburg diese Saison aus einer sehr kompakten Defensive heraus und unternimmt nur wenig nach vorne. Und wenn die Eisbären dann die besten Chancen – ich sage nur Mark Zengerle und das leere Tor – die Wolfsburg ihnen ja zwischendurch auch gab, nicht nutzen und man selbst hinten echt dreckige Tore kassieren, dann stehst du am Ende eben mit leeren Händen oder in diesem Fall mit nur einem Punkt da. Der Ansatz nach vorne zu spielen war ja richtig, nur in manchen Momenten versuchte man es mit dem Kopf durch die Wand, drehte lieber noch eine Runde oder verlangsamte das Spiel, statt die Wolfsburger Defensive mit schnellem Passspiel aus der Formation zu bringen.
Am Ende war es also eine Mischung aus fehlendem Glück vor dem Tor, der fehlenden Kreativität aber auch einem starken Schlussmann namens Chet Pickard. Die Chance zum ersten Saisonsieg gegen Wolfsburg bietet sich den Berlinern gleich nächste Woche Montag nochmal, wenn die Mannschaft von Chefcoach Pat Cortina erneut in der Hauptstadt vorbeischaut. Bis dahin können die Eisbären einen Plan schmieden, wie man diese Defensive knackt.

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