Top-Scorer Marcel Noebels brachte es vor dem Spiel auf den Punkt, als er über die bittere Niederlage gegen Düsseldorf und das heutige Spiel in Wolfsburg sprach:
Gegen Düsseldorf war es ein Geduldsspiel. Am Ende des Tages haben wir einen Fehler zu viel gemacht. Es war ein Spiel mit Playoff-Charakter. Hätten wir unsere Chancen genutzt, hätten wir besser dastehen können. Wir haben etwas gut zu machen. Wir konzentrieren uns auf unser Spiel. Wenn wir unseren Spielplan durchziehen, haben wir eine gute Chance, hier als Eisbären Berlin das Spiel zu gewinnen.
Dass er dann ausgerechnet für den Auswärtssieg in der Autostadt sorgte, rundete dieses Statement natürlich ab. Denn der Top-Scorer der Eisbären schoss seine Mannschaft vor 4.503 Zuschauern in der Arena Wolfsburg in der 63. Spielminute zum 2:1-Sieg bei den Grizzlys Wolfsburg. Mit diesen zwei Punkten und der gleichzeitigen Niederlage der DEG in Bremerhaven bauten die Berliner ihren Vorsprung auf die Rheinländer wieder auf sechs Punkte aus. Da die Mannschaft von Chefcoach Harold Kreis nur noch maximal sechs Zähler holen kann, reicht den Eisbären also ein einziger Punkt, um das Heimrecht im Viertelfinale auch rein rechnerisch sicher zu machen. Dafür haben sie jetzt noch drei Spiele Zeit. Und durch den Sieg von Bremerhaven kommen nun auch die Pinguins wieder als möglicher Gegner der Eisbären im Viertelfinale in Frage, denn die Mannschaft von der Küste hat nur noch einen Zähler Rückstand auf die DEG. Somit könnte das letzte Hauptrunden-Heimspiel der Eisbären in einer Woche zur Generalprobe für das Viertelfinale werden, denn da trifft man ja bekanntlich auf die Fischtown Pinguins aus Bremerhaven.
Bei den Eisbären gab es eine Änderung im Vergleich zur 1:2-Niederlage nach Verlängerung gegen die Düsseldorfer EG vom Freitagabend. Youngster Fabian Dietz sollte Spielpraxis beim Kooperationspartner Lausitzer Füchse sammeln. Ansonsten blieb alles beim alten, so auch im Tor, wo erneut Justin Pogge zwischen den Pfosten stand.

Foto: ela on tour/britta
Wolfsburgs Chefcoach Pat Cortina hatte im Vorfeld der Partie davon gesprochen, dass er ein hartes Playoff-Spiel erwarten würde, in der beide Mannschaften ihr bestes Eishockey spielen wollen. Und die erste Minute des Spiels gab schon mal einen Vorgeschmack auf dieses Spiel. Die Eisbären mit dem ersten guten Angriff. Jonas Müller hatte von der blauen Linie abgezogen, Felix Brückmann im Wolfsburger Tor konnte nicht parieren und Leo Pföderl setzte am linken Pfosten nach, leider erfolglos. Direkt im Gegenzug Nick Jones mit einem Kracher von der blauen Linie, welcher am Pfosten des Berliner Tores landete.
Von Beginn an hatte die Partie also Fahrt aufgenommen, die Intensität stimmte und die neutrale Zone wurde schnell überbrückt. Im Laufe der ersten 20 Minuten erspielten sich die Niedersachsen ein Übergewicht. Mit einem aggressiven Forechecking störten sie immer wieder früh den Spielaufbau der Eisbären. Hinten standen die Grizzlys sehr kompakt und ließen wenig von Berlin zu. Und nach vorne waren schon einige gute Möglichkeiten der Wolfsburger dabei. Neben dem Pfostenschuss von Jones war die Chance von Fabio Pfohl noch mit die beste. Er setzte sich auf links klasse durch, kam zum Abschluss, aber Justin Pogges Fanghand schnallte blitzschnell hoch und im zweiten Versuch hatte der Berliner Goalie die Scheibe auch sicher in der Fanghand.
Die Eisbären hatten dann in der Schlussphase noch einmal die Chance in Überzahl, aber außer einem Onetimer von Austin Ortega, welchen Felix Brückmann sicher parieren konnte, kam nicht dabei heraus. Weil den Eisbären in der Powerplay-Formation auch die Bewegung fehlte, das war zu statisch und glich eher Stand-Hockey.
Mit dem Spielstand nach 20 Minuten konnte man aus Berliner Sicht sicherlich noch mit am besten leben, Wolfsburg dagegen hätte die Führung eigentlich verdient gehabt. Von den Eisbären musste ab dem zweiten Drittel also eine Leistungssteigerung kommen.
Und die sollte im Mitteldrittel auch kommen, zunächst jedoch musste man ein Unterzahlspiel

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überstehen. Ryan McKiernan wanderte in die Kühlbox, doch das Penaltykilling der Hauptstädter funktionierte sehr gut. Nachdem dann auch noch James Sheppard auf die Strafbank musste, waren die Hausherren für 33 Sekunden lang mit zwei Mann mehr auf dem Eis. Doch die Berliner standen sehr gut in der Box, machten die Schusswege gut zu und überstanden somit diese brenzlige Situation schadlos.
Insgesamt nahm man in diesem Drittel zu viele Strafen. Ryan McKiernan ging erneut auf die Strafbank, aber wieder ein starkes Penaltykilling und beinahe die Führung in Unterzahl. Die Eisbären aggressiv in Unterzahl, Top-Scorer Marcel Noebels erkämpfte im gegnerischen Drittel stark die Scheibe, spielte sie rüber zu James Sheppard, welcher zum Abschluss kam, aber an Felix Brückmann scheiterte.
Mitte des zweiten Abschnitts folgte dann zur Abwechslung mal das erste Überzahlspiel der Eisbären in diesem Drittel. Und dieses sah deutlich besser aus als das erste, es war mehr Bewegung drin in der Formation der Gäste, sie kamen auch zu Abschlüssen, welche jedoch am Tor vorbei gingen. Marcel Noebels und Leo Pföderl verpassten das Tor knapp, Austin Ortega wollte zweimal einen Pass direkt nehmen, aber er schlug beide Mal über den Puck.
Doch das Powerplay gab den Eisbären einen Schub, auch die überstandenen Unterzahlspiele. Fortan die beste Phase der Berliner in diesem Spiel. Sie drängten Wolfsburg ins eigene Drittel und machten mächtig Druck. Sie hatten viel Zug zum Tor und kamen zu guten Chancen, einzig das Tor wollte ihnen nicht gelingen.
Als James Sheppard dann Fabio Pfohl per Beinstellen zu Fall brachte, entschieden die beiden Hauptschiedsrichter André Schrader und Marc Iwert auf Spieldauerdisziplinarstrafe gegen Berlins Nummer 88. Aber auch hier ein sehr aggressives Forechecking der Eisbären, sie machten es den Autostädtern sehr schwer. Dennoch kamen die Mannen von Chefcoach Pat Cortina im Verlaufe der fünfminütigen Überzahl zu guten Möglichkeiten, aber Brent Aubin und Garrett Festerling scheiterten mit den besten Chancen am starken Justin Pogge.
Als sich alle schon auf die zweite Drittelpause einstimmten, passierte es doch noch. Die Eisbären vertändelten im eigenen Drittel den Puck, bekamen ihn nicht raus, Brent Aubin mit dem Querpass rüber zu Mathis Olimb, welcher kurz schaute, das Tor anvisierte, abzog und eiskalt vollendete – 1:0 (40.). Der Führungstreffer mit Ablauf des zweiten Drittels, weshalb die beiden Hauptschiedsrichter nochmal zum Videobeweis fuhren, um zu schauen, ob der Treffer noch in der regulären Spielzeit fiel. Dem war so und so nahmen die Hausherren eine wichtige 1:0-Führung mit in die Kabine. Ein Rückstand zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt für die Eisbären, dessen Marschroute im letzten Drittel nun klar gewesen sein dürfte.

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Und die Chance zur Antwort bot sich früh im Schlussdrittel, als man gleich ein Powerplay hatte. Doch dort war es zunächst Ex-Eisbär Spencer Machacek, der eine gute Unterzahlchance für die Hausherren hatte. Kurz vor Ablauf des Überzahlspiels hatten die Eisbären dann aber doch noch eine richtig dicke Chance. John Ramage mit einem scharfen Pass vor das Tor, Youngster Lukas Reichel hielt die Kelle in den Pass und lenkte die Scheibe so an den Pfosten. Glück für die Gastgeber.
Die Eisbären nahmen aber weiterhin Strafen, aber auch das Penaltykilling war nach wie vor überragend, so überstand man auch das nächste Unterzahlspiel. Trotzdem sollte man sich so viele Strafen in Zukunft einfach nicht leisten, kosten sie doch zu viel Kraft und die Kräfte werden in den Playoffs benötigt.
Die Eisbären gaben nicht auf, spielten weiter nach vorne, aber Leo Pföderl scheiterte an Felix Brückmann, ebenso Landon Ferraro mit seinem Onetimer. Letzterer hatte aber Sekunden später die nächste Chance und diesmal saß sein Onetimer. André Rankel und Maxim Lapierre erkämpften die Scheibe hinter dem Tor, spielten sie in den Slot, wo Ferraro lauerte und eiskalt einnetzte – 1:1 (53.). Die Erleichterung war beim Jubel von Landon Ferraro deutlich zu sehen, er jubelte lautstark und befreiend Richtung Gästeblock.
Die Eisbären nun weiter am Drücker und Wolfsburg lud sie zu einer doppelten Überzahl ein, nachdem Mathias Olimb und Alexander Johansson kurz nacheinander in die Kühlbox wanderten. 1:34 Minuten hieß es nun doppelte Überzahl für die Eisbären und die Berliner nahmen eine Auszeit. Co-Trainer Craig Streu mit den letzten Anweisungen für dieses so wichtige Powerplay. Und da hatten die Eisbären dicke Möglichkeiten, aber auch großes Pech. Immer wieder stand Felix Brückmann im Weg. Es war zum verzweifeln. Zweimal hatte man Brückmann bereits geschlagen, aber da rettete jeweils der Pfosten für den Wolfsburger Goalie. Marcel Noebels hatte zweimal abgefeuert, zweimal traf er innerhalb weniger Sekunden nur das Aluminium.
Das 1:1 war für die Niedersachsen nun äußerst glücklich und schmeichelhaft. Aber auch den Hausherren bot sich exakt zwei Minuten vor dem Spielende noch einmal die Überzahlchance nach einer vollkommen unnötigen Strafzeit gegen John Ramage. Aber auch hier das Penaltykilling der Eisbären mit einem guten Job, so stand es nach 60 Minuten wie bereits am Freitagabend 1:1 und erneut musste die Verlängerung die Entscheidung bringen.
Und da war es in der 63. Spielminute Top-Scorer Marcel Noebels, welcher für die Entscheidung und den enorm wichtigen Zusatzpunkt sorgte. Leo Pföderl kam über rechts ins Angriffsdrittel, spielte den Querpass auf Marcel Noebels. Der nahm die Scheibe an, schaute und wartete kurz, zog dann ab und die Scheibe schlug im kurzen Eck ein – 2:1. Der Jubel der Eisbären und deren Fans war entsprechend riesengroß, sicherte man sich damit doch so wie gut wie sicher das Heimrecht im Viertelfinale.
Die Eisbären wollten eine Antwort auf Freitag geben und nach zwei Niederlagen in Folge zurück in die

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Erfolgsspur finden. Das ist ihnen gelungen, wenn gleich das erste Drittel noch nicht darauf hin deutete. Da waren die Wolfsburger die bessere Mannschaften, hatten mehr vom Spiel, mehr Chancen und ließen hinten kaum etwas zu. Da hatten unsere Jungs Glück, dass es noch unentschieden stand. Aber ab dem zweiten Drittel fand man hinein ins Spiel, wurde immer stärker und erarbeitete sich gute Möglichkeiten. Den Schock des Rückstandes mit der Pausensirene steckte man dann auch gut weg und im letzten Drittel spielte man immer weiter, drängte auf den Ausgleich und ließ sich auch nicht von den zahlreichen Paraden von Felix Brückmann oder aber den drei Pfostentreffern aus der Ruhe bringen, blieb geduldig und kam hochverdient zum Ausgleich. Weil man im Vergleich zum Düsseldorf-Spiel Geduld bewies. Ebenso in der Verlängerung, als Marcel Noebels den wichtigen Siegtreffer erzielte.
Mal wieder also ein Sieg der gesamten Mannschaft, welche geschlossen für den Sieg kämpfte. Justin Pogge hielt die Berliner vor allem im ersten Drittel im Spiel. Und das Penaltykilling der Eisbären hatte ebenso großen Anteil am Sieg, denn dieses leistete großartige Arbeit in den zahlreichen Unterzahlspielen. Trotzdem sollte man sich angewöhnen, die Strafbank in der nächsten Zeit verstärkt zu vermeiden. In den Playoffs kann jede Strafzeit das Spiel entscheiden. Und nicht immer kann man sich dann auf das starke Penaltykilling verlassen.