WalkersBaerenNews 2019/2020, #8:
Irgendwann reißt jede Serie einmal, aber dass die Heimspielserie der Eisbären Berlin ausgerechnet gegen den Erzrivalen EHC Red Bull München enden würde, musste dann nun doch nicht unbedingt sein. Aber der dreimalige Deutsche Meister verließ im sechsten Heimspiel der Saison als erste Gast-Mannschaft das Eis in der Arena am Ostbahnhof als siegreiche Mannschaft. Und trotzdem wurden die Berliner nach dem 3:5 (2:1,0:3,1:1) mit stehenden Ovationen von den 14.200 Zuschauern in der ausverkauften Mercedes-Benz Arena verabschiedet. Und diese hatten sich die Jungs von Chefcoach Serge Aubin auch redlich verdient, zeigten die Eisbären doch eine sehr starke Leistung gegen den Liga-Primus und waren am Ende auch nah dran am Ausgleich, doch es hatte nicht sein sollen. Dennoch konnte man das Eis mit erhobenem Kopf verlassen, denn auf diese Leistung lässt sich den kommenden Wochen definitiv aufbauen.
Bei den Hauptstädtern saß mit Sean Backman erstmals ein Spieler zum zweiten Mal in Folge als überzähliger Spieler auf der Tribüne. Neben ihm nahm auch Florian Busch auf der Tribüne Platz. Marvin Cüpper und Vincent Hessler fehlten weiterhin verletzungsbedingt und Charlie Jahnke ist ja immer noch an Ligarivale Düsseldorfer EG ausgeliehen.
1. Drittel:
Vom ersten Bully weg war die Bedeutung des Spiels zu sehen. Es entwickelte sich eine hart umkämpfte Partie, in der es ordentlich Zweikämpfe zu bestaunen gab. Das sich beide Mannschaften nicht wirklich mögen können, wurde das gesamte Spiel über deutlich. Es standen sich eben zwei Erzrivalen gegenüber.
Die Eisbären machten deutlich, dass sie ihre Heimserie auch gegen München ausbauen wollen würden und München wiederum machte klar, dass sie die erste Mannschaft sein wollen, die hier in Berlin drei Punkte mit auf die Rückfahrt nimmt.
Aber in der achten Spielminute eröffneten unsere Jungs die Partie mit dem Führungstor. Leo Pföderl sah Marcel Noebels am langen Pfosten alleine stehen, spielte die Scheibe zu ihm rüber und Noebels hatte keine große Mühe, die Scheibe im Tor zu versenken – 1:0 (8.).
Die Hausherren danach weiterhin im Vorwärtsgang, machten ordentlich Druck und wollten das zweite Tor nachlegen. Und das sollten sie auch tun. Mark Olver zog ab, Leo Pföderl wurde zwar umgerissen, schaffte es aber im Sitzen noch, sein Arbeitsgerät in den Schuss zu halten und lenkte die Scheibe somit unhaltbar für Münchens Goalie Danny Aus den Birken ab – 2:0 (14.). Auf dem Hosenboden sitzend bejubelte der ehemalige Nürnberger Stürmer seinen ersten Treffer in der Arena am Ostbahnhof.
München gab sich hier aber nicht geschlagen und kam vier Minuten vor der ersten Pause zur Doppelchance durch Chris Bourque und Patrick Hager, aber Sebastian Dahm war stets zur Stelle.
Und dann wären wir wieder beim Thema unnötige Strafzeiten. Die erste kassierten die Berliner wegen zu vieler Spieler auf dem Eis, aber im darauffolgenden Unterzahlspiel nervte PC Labrie die Münchner gehörig in deren Drittel, setzte sie aggressiv unter Druck und gewann so wertvolle Sekunden für die Eisbären. Und PC Labrie ist ja auch eine Erscheinung für sich, da bekommt man dann schon mal Angst im ersten Moment.
Die zweite Strafe nahm Maxim Lapierre wegen Beinstellens, auch wenn der Münchner Spieler zu schnell fiel, die nächste unnötige Strafe und München somit mit zwei Mann mehr auf dem Eis. Das konnte nicht gut gehen und ging es auch nicht. James Sheppard brach zu allem Unglück auch noch der Schläger, somit die Eisbären also nur noch mit zwei spielfähigen Spielern und das nutzte München eiskalt aus. Trevor Parkes hielt die Kelle in den Schuss von Mark Voakes und verkürzte auf 2:1 (19.).
Danach war das erste Drittel zu Ende und die Eisbären führten nicht unverdient mit 2:1, München kam erst zum Ende durch die Überzahl besser ins Spiel und zum Anschlusstreffer.

Foto: eisbaerlin.de/jasmin und walker
2. Drittel:
Zu Beginn des Mitteldrittels bot sich den Eisbären früh die Chance, in Überzahl den alten Zwei-Tore-Abstand wieder herzustellen, als Ex-Eisbär Mads Christensen für zwei Minuten in die Kühlbox musste. Aber das Powerplay war zu kompliziert gespielt und folglich stellte es keine große Gefahr für die Mannschaft von Ex-Eisbären-Coach Don Jackson dar.
München spielte im zweiten Drittel wesentlich besser als noch im ersten Drittel und sollte zum Ausgleich kommen. Bei angezeigter Strafe gegen James Sheppard spielte München den Angriff eiskalt zu Ende. Klasse Kombination über Maximilian Kastner, Trevor Parkes und Mark Voakes, Letzterer hatte keine große Mühe, die Scheibe im leeren Tor zu versenken – 2:2 (26.).
Die Eisbären fortan mit dem zweiten Powerplay des Mitteldrittels und dieses Überzahlspiel sah besser als das erste aus, hatte aber am Ende das selbe Ergebnis – es blieb ebenso torlos.
Ab Mitte des zweiten Drittels wurden die Gäste vom Oberwiesenfeld minütlich stärker und belagerten das Tor der Eisbären, schossen aus allen Lagen und nahmen Sebastian Dahm stark unter Beschuss. Dieser stand aber seinen Mann und musste erst beim nächsten Powerplay der Gäste hinter sich greifen.
Aber es gab berechtigte Zweifel an der Richtigkeit der Strafe gegen James Sheppard, der für zwei Minuten wegen Behinderung auf die Strafbank musste. Das war doch sehr kleinlich gepfiffen von den beiden Hauptschiedsrichtern Gordon Schukies und Marc Iwert, die ansonsten sehr viel laufen ließen, gerade Sachen, die man hätte pfeifen müssen und das vorrangig auf Münchner Seite. Ganze vier Sekunden sollte das Powerplay nur dauern. Bobby Sanguinetti zog nach gewonnenem Bully ab, Dahm parierte den Schuss, aber war beim Nachschuss von Yasin Ehliz machtlos – 2:3 (35.). Es folgte ein gellendes Pfeifkonzert von den Rängen nach der aus Sicht der Eisbären-Fans Fehlentscheidung der beiden Unparteiischen.
Die Eisbären wirkten nun verunsichert, fanden nicht mehr zu ihrem Spiel und liefen nur noch hinterher. München nutzte das keine zwei Minuten nach der Führung zum nächsten Tor aus. Keith Aulie zog von der blauen Linie einfach mal ab, vor dem Tor von Dahm war viel Verkehr, weshalb er die Scheibe erst sehr spät sehen konnte. Sie flog an Freund und Fein vorbei ins Berliner Tor – 2:4 (36.).
Die Eisbären nochmal mit einer guten Phase vor der zweiten Pause, aber Louis-Marc Aubry vergab die beste Chance, als er nur den Pfosten traf. So nahm München eine Zwei-Tore-Führung mit in die Kabine.

Foto: eisbaerlin.de/jasmin und walker
3. Drittel:
Für das Schlussdrittel hatten sich die Eisbären einiges vorgenommen, das wurde vom Bully weg deutlich. Es rollte ein Angriff nach dem nächsten auf das Tor von Danny Aus den Birken zu. Die Berliner versuchten es aus allen Lagen, wollten mit aller Macht den Anschlusstreffer erzwingen. Aber immer stand irgendetwas im Weg. Doch die Eisbären gaben nicht auf, versuchten es immer weiter. Und für diesen Aufwand belohnten sie sich acht Minuten vor dem Spielende. Maxim Lapierre sah Mark Olver frei und alleine im Slot stehen, spielte die Scheibe zu ihm und Olver fuhr alleine auf Aus den Birken zu, ließ diesem keine Chance und verwandelte eiskalt – 3:4 (52.).
Die Arena kochte nun und war ein extrem lauter Hexenkessel. Von den Fans noch einmal angefeuert gaben die Eisbären weiterhin alles und drängten auf den Ausgleich. München konnte sich teilweise nur mit unsauberen Aktionen befreien, was aber von den Unparteiischen selbstverständlich nicht geahndet wurde, was für aufgeheizte Stimmung sorgte. Schukies und Iwert hinterließen definitiv keinen guten Eindruck heute und bekamen das auch deutlich von den Fans zu spüren.
Kurz vor dem Ende pfiffen sie dann aber doch nochmal eine Strafzeit gegen München, aber das Powerplay konnten die Eisbären nicht nutzen. Aber Serge Aubin versuchte alles, nahm bereits in der letzten Phase des Powerplay Goalie Sebastian Dahm zu Gunsten eines sechsten Spielers vom Eis. Aber dort unterlief Jonas Müller an der eigenen blauen Linie ein kapitaler Fehler, als er den Puck direkt auf die Kelle von Chris Bourque spielte, welcher letztendlich für den Schlusspunkt unter dieser Partie sorgte – 3:5 (59.).
München beendete also die Heimserie der Eisbären, welche dennoch mit stehenden Ovationen verabschiedet wurden.

Foto: eisbaerlin.de/jasmin und walker
Und wenn so etwas nach einer Niederlage passiert, ist es immer ein Indiz dafür, dass die Mannschaft trotzdem sehr gut gespielt und alles gegeben hat, es am Ende aber leider nicht geklappt hat. Man spielte zwei richtig starke Drittel, verlor das Spiel aber letztendlich im Mitteldrittel, welches mit 0:3 verloren ging. Das machten die Spieler nach dem Spiel auch als Hauptgrund für die Niederlage aus.
Dennoch machte das Spiel heute auch deutlich, dass den Eisbären nicht so viel zur Spitze fehlt, denn erneut waren sie über weite Strecken die bessere Mannschaft, waren besser als München, aber diese erwiesen sich eben als eiskalt, clever und abgezockt. Und natürlich hatten sie auch das nötige Quäntchen Glück auf ihrer Seite, wenn man sich mal die Schiedsrichterentscheidungen anschaut, da waren schon einige strittige dabei. Und dennoch spring ich nicht mit auf den Zug, der die Schiris als Hauptschuldige für die Niederlage ausmacht. Denn trotz allem hatten unsere Jungs immer noch genügend Chancen, um das Spiel zu drehen. Leider fehlte ihnen heute vor dem Tor der nötige Killerinstinkt, aber eben auch das nötige Quäntchen Glück. Und trotzdem war es eine richtig starke Leistung, die auf eine richtig gute Saison hoffen lässt. Da wächst etwas richtig gutes zusammen.

Foto: eisbaerlin.de/jasmin und walker