Aller guten Dinge sind drei: Klappt es im dritten Anlauf für die Eisbären Berlin mit einem Seriensieg gegen den EHC Red Bull München?

Morgen Abend beginnen in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) die Playoff-Viertelfinalserien. Die Eisbären Berlin starten jedoch erst am Mittwoch in ihr Viertelfinalduell gegen den dreimaligen Deutschen Meister EHC Red Bull München. Dass die Berliner zu diesem Zeitpunkt überhaupt noch im Rennen um den DEL-Titel sind, gleicht fast schon einem Wunder. Zu miserabel, zu grausam waren die gezeigten Leistungen noch vor weit einem Monat. Doch nach der Länderspielpause kehrten ein paar verletzte Spieler zurück in den Kader und mit Austin Ortega wurde ein Spieler verpflichtet, der sofort eingeschlagen hat und nun zum entscheidenden Faktor in den Playoffs werden kann. Acht der letzten neun Ligaspiele wurden gewonnen, davon sechs in Folge. Eine derartige Siegesserie gab es in dieser Spielzeit bisher noch nicht. Anscheinend haben die Hauptstädter genau zum richtigen Zeitpunkt ihre Form gefunden. Für das Selbstvertrauen waren diese Siege zuletzt jedenfalls sehr wichtig.

Nach dem erfolgreichen Überstehen der ersten Playoff-Runde (Pre-Playoffs), in der man sich mit 2:0-Siegen gegen die Straubing Tigers durchsetzen konnte, wartet nun also der Vorrundenzweite und der Meister der letzten drei Jahre – der EHC Red Bull München. Zum dritten Mal stehen sich diese beiden Teams in den DEL-Playoffs gegenüber, zum dritten Mal hintereinander.
Vor zwei Jahren trafen beide Teams im Halbfinale aufeinander, welches die Mannschaft von Ex-Eisbären-Coach Don Jackson mit 4:1-Siegen für sich entschied. Vor einem Jahr war dieses Duell die Final-Paarung, welche München am Ende hauchdünn mit 4:3-Siegen für sich entscheiden konnte und sich die dritte Meisterschaft in Folge sicherte.
Für die Hauptstädter kann das Motto der Viertelfinalserie daher nur „Aller guten Dinge sind drei“ heißen. Im dritten Anlauf will man endlich eine Playoff-Serie mit den Münchnern für sich entscheiden.

Aber auch in Berlin weiß man natürlich, dass der Hauptrundenzweite gegen den Hauptrundenneunten der Favorit ist, wie Trainer Stéphane Richer im Vorfeld der Serie sagte (Quelle: Medieninformation der Eisbären Berlin vom 11.03.2019):

München ist natürlich Favorit, aber wir freuen uns auf die Herausforderung und wollen an
den positiven Trend der letzten Spiele anknüpfen. Wir werden uns gut vorbereiten. Ich erwarte eine lange, harte Serie. Ein Schlüssel wird sein, die Zeit in unserer defensiven Zone so gering wie möglich zu halten.

Nach vier Niederlagen in der Hauptrunde: Können die Eisbären München im Viertelfinale schlagen?(Foto: eisbaerlin.de/walker)

Um Selbstvertrauen für diese Serie zu holen, sollte man auch nur an die letzten Spiele denken, welche ja sehr gut aus Eisbären-Sicht verliefen. Denn wenn man an die vier Hauptrundenduelle zurück denkt, dann sollte den Eisbären Angst und Bange werden vor dem Duell mit dem dreimaligen DEL-Meister. Denn alle vier Spiele gingen an die Bayern – in München gewannen sie mit 4:3 n.P. und 4:2, in Berlin setzten sie sich mit 6:2 und 3:1 durch. Keine guten Voraussetzungen also für die Berliner, aber diese gab es ja auch nicht im Duell gegen Straubing, denn die Tigers hatten da drei der vier Vorrundenspiele gewonnen. Doch diese Serie entschieden die Berliner für sich. Nun darf man aber Straubing nicht mit München vergleichen, aber die Ergebnisse in der Hauptrunde interessieren jetzt auch keinen mehr, geht die Saison mit den Playoffs doch schließlich von vorne los.

Und Florian Kettemer ist schon voller Vorfreude auf die Serie:

Das wird ne richtig geile Serie. Ich freue mich sehr drauf.

In dieser Serie wird es vor allem auf einen guten Torhüter und eine gute Defensive ankommen.

Wächst Kevin Poulin in den Playoffs über sich hinaus und kann er das Goalie-Duell gegen Danny Aus den Birken für sich entscheiden? (Foto: eisbaerlin.de/walker)

Insofern werden die beiden Torhüter Danny Aus den Birken (München) und Kevin Poulin im Mittelpunkt stehen. Beide Mannschaften verfügen über zwei exzellente Torhüter, aber München hat in Aus den Birken den Torhüter und Spieler des Jahres in seinen Reihen.
In 37 Spielen kassierte Aus den Birken nur 67 Gegentore, was einem Gegentorschnitt von 1,91 entspricht. 92,6 Prozent aller Schüsse wehrte der Münchner Goalie ab und feierte zudem fünf Shutouts.
Kevin Poulins Werte sind da schon ein wenig schlechter. In 43 Spielen kassierte der Berliner Goalie satte 115 Gegentore, was einen Gegentorschnitt von 2,78 ausmacht. 91,5 Prozent aller Schüsse wehrte Poulin ab und feierte vier Shutouts. In den beiden Pre-Playoff-Duellen parierte Poulin 76 von 80 Torschüssen und kommt auf eine Fangquote von 95,0 Prozent.
Auch wenn Poulins Werte in den Duellen gegen Straubing herausragend waren, so sehe ich München auf der Torhüterposition doch im Vorteil.

Auch in der Defensive sind die Werte der Münchner um einiges besser. Mit 118 Gegentoren stellten sie die zweitbeste Abwehr der Hauptrunde. Die Eisbären kassierten hingegen satte 164 Gegentore. Gegen München Tore zu schießen ist also extrem schwer, von daher sollte man seine Chancen eiskalt nutzen, die Effektivität wird da eine große Rolle spielen.
Sieben Verteidiger des Titelverteidigers punkteten in der Hauptrunde doppelt, was ein Beleg für die Gefahr der Münchner Verteidiger ist. Yannic Seidenberg erzielte starke zehn Tore und bereitete 17 weitere Treffer vor, was insgesamt 27 Scorerpunkte macht. Auch Konrad Abeltshauser kommt auf über 20 Scorerpunkte (6/17).
Bei den Eisbären waren es fünf Verteidiger, die zweistellig scorten. Micki DuPont kommt dabei sogar auf einen Punkt mehr als Seidenberg (5/23). Und zehn Tore kann mit Florian Kettemer auch ein Eisbären-Verteidiger vorweisen. Mit DuPont, Kettemer und Frank Hördler punkteten auch in den beiden Pre-Playoff-Spielen schon wieder drei Eisbären-Verteidiger.
Beide Mannschaften verfügen also über gefährliche Verteidiger, welche sich ins Angriffsspiel einschalten, aber von der Qualität her besitzen die Münchner dann doch die besseren Defender. Sie sind in der Defensive einfach besser besetzt als die Berliner.

Jubelnde Eisbären, das wollen wir in im Playoff-Viertelfinale gegen München sehr oft sehen. (Foto: eisbaerlin.de/niklas)

Um ein Spiel zu gewinnen, bedarf es aber nicht nur einer guten Verteidigung, nein, man braucht auch gute und gefährliche Sturmreihen. Und auch hier verfügt München über den zweitbesten Angriff der Liga, erzielte 176 Tore. Die Eisbären kamen nur auf 146 Tore.
Sieben Stürmer des Meisters kamen in der Vorrunde auf mindestens 30 Scorerpunkte, neun Angreifer trafen zweistellig. Ein Beleg der überragenden Offensive des Meisters.
Bei den Eisbären kamen nur vier Stürmer auf über 30 Scorerpunkte und nur sechs Angreifer trafen zweistellig.
Bei den Münchnern kann also jeder Stürmer ein Spiel entscheiden, von jeder der vier Reihen des Meister geht Gefahr aus, sie sind nur sehr schwer auszurechnen. Ja, auch bei den Eisbären gibt es viele Spieler, die einem Spiel den Stempel aufdrücken können, bei weitem aber nicht so viele wie bei München. In Berlin wird u.a. viel davon abhängen, ob die Aubry-Ortega-Ranford-Reihe weiterhin so gut zusammen harmoniert und die gegnerischen Reihen durcheinander wirbelt. Somit ist München also auch was die Offensive angeht im Vorteil.

Schauen wir auf eine enorm wichtige Disziplin in den Playoffs, die Special Teams. Und da waren die Eisbären in Überzahl besser als München in der Hauptrunde. Die Erfolgsquote der Berliner lag bei 19,2 Prozent, was der zweitbeste Wert der Hauptrunde war. München kam nur auf 13,5 Prozent, was dem drittschlechtesten Powerplay der Hauptrunde entspricht.
Nur so gut das Powerplay der Eisbären auch sein mag, das Penaltykilling der Red Bulls war das zweitbeste der Vorrunde mit 87,6 Prozent. Da liegen die Eisbären mit 83,1 Prozent doch deutlich hinter München. Demnach würde ich hier beide Teams insgesamt gesehen auf Augenhöhe sehen.

Worauf wird es noch ankommen? Natürlich auf die aktuelle Form. Während die Eisbären die letzten sechs Spiele in Folge und acht der letzten neun Spiele gewonnen haben, hat München seine letzten beiden Hauptrundenspiele verloren. Sie sind also mit einem Negativerlebnis aus der Vorrunde gegangen und konnten dieses bisher noch nicht wieder gerade rücken und ausbügeln. Es wird spannend zu sehen sein, wie München gegen selbstbewusste Eisbären ins erste Spiel gehen wird. Die Eisbären trauen sich die Überraschung zu und werden für den Coup alles geben.

Es ist also alles vorbereitet für einen absoluten Eishockey-Leckerbissen im Playoff-Viertelfinale. Die beiden Erzrivalen München und Berlin treffen ab Mittwoch in der Best-of-Seven-Serie aufeinander. München geht als Favorit in dieses Duell, das ist klar. Genauso klar ist, dass die Eisbären so oder so einmal in München gewinnen müssen, wenn sie das Halbfinale erreichen wollen.
Es spricht nicht viel für Berlin, aber die letzten beiden Hauptrundenspiele der Red Bulls, als man in Schwenningen und gegen Bremerhaven verlor, sollten den Eisbären Mut machen. Schon Spiel Eins kann wegweisend sein. Die Eisbären kommen voller Euphorie nach München und wollen die Siegesserie fortsetzen, München wird nach langer Pause erst einmal wieder den Spielrhythmus finden müssen. Und genau darin liegt die Chance. Können die Eisbären München in Spiel Eins überrumpeln und das Heimrecht klauen, haben sie am Freitag die Chance, daheim nachzulegen und würden München somit stark unter Druck setzen. Findet München jedoch von Spiel Eins an zu seinem gewohnt starken Spiel, dann wird es enorm schwer für die Eisbären. Aber in den Playoffs ist alles möglich und bekanntlich sind aller guten Dinge ja drei.

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