Die Eisbären Berlin sind nur noch einen Sieg vom Einzug ins Playoff-Halbfinale entfernt. Am Mittwochabend gewannen die Hauptstädter Spiel Vier der Viertelfinalserie bei den Grizzlys Wolfsburg vor 4.122 Zuschauern in der Eisarena Wolfsburg mit 3:1 (1:1,1:0,1:0) und fuhren somit den dritten von insgesamt vier nötigen Siegen ein. Am Freitagabend kann in heimischer Arena der Halbfinaleinzug perfekt gemacht werden.
Im Vergleich zu Spiel Drei gab es im Kader der Eisbären nur eine Änderung. Stürmer Thomas Oppenheimer stand Chefcoach Uwe Krupp nicht zur Verfügung. Und der Coach wollte das 8:1 vom Sonntag nicht überbewerten und meinte daher im Vorfeld der Partie:
Ich sehe es als eine enge Serie. Wolfsburg hat eine gute Mannschaft mit viel Erfahrung. Es geht heute wieder bei Null los und wird eine enge Sache.
Verteidiger Frank Hördler gab seine Marschroute für Spiel Vier aus:
Es ist wichtig, dass wir von der Strafbank weg bleiben. Wir müssen unser Spiel durchziehen, denn da sind wir gut bei.
Für Wolfsburg war es eine enorm wichtige Partie, denn bei einer Niederlage würde am Freitag in der Hauptstadt das Saison-Aus drohen. Dementsprechend engagiert gingen die Niedersachsen zu Werke und brachten jede Scheibe auf das von Petri Vehanen gehütete Berliner Tor. So wirklich gefährlich waren die ersten Schüsse der Hausherren aber nicht gewesen.
Dann waren die Gäste mal gefährlich vor dem Tor von Jerry Kuhn und schon klingelte es im Wolfsburger Gehäuse. Micki DuPont hatte von der blauen Linie abgezogen, Rihards Bukarts fälschte vor dem Tor unhaltbar ab und brachte die Eisbären mit seinem zweiten Playoff-Tor in Führung – 1:0 (4.).
Aber der Rückstand schockte die Gastgeber nicht, die weiter nur eine Richtung kannten und diese hieß volle Offensive. Und in der neunten Spielminute zappelte die Scheibe auch im Berliner Tor. Was war passiert? Petri Vehanen stürmte aus seinem Tor, um gegen Ex-Eisbär Alex Weiß zu retten. Alex Karachun kam anschließend an den Puck, setzte ihn jedoch neben das leere Tor. Karachun setzte nach, holte sich die Scheibe zurück und versenkte sie im Tor. Allerdings war das Berliner Tor da bereits aus der Verankerung gehoben, da James Sheppard gegen den Pfosten prallte. Nach Ansicht des Videobeweises gaben die beiden Hauptschiedsrichter Daniel Piechaczek und Lasse Kopitz den Treffer zu Recht nicht, da der Puck an den Pfosten gegangen wäre, wäre das Tor in der Verankerung geblieben.
Wolfsburg ließ sich aber auch dadurch nicht aus dem Konzept bringen, spielte weiter sein Spiel, mit aggressiven Forechecking, was die Eisbären vor Probleme stellte. Diese kamen zu selten zu ihrem Spiel und daher auch selten vor das Tor von Kuhn.
Zwei Überzahlspiele hatten die Niedersachsen in den ersten 20 Minuten. Beim ersten sorgten sie schon für zwei, drei gefährliche Szenen, konnten dieses aber nicht nutzen. Beim zweiten Überzahl taten sich die Grizzlys lange schwer gegen das kompakte und gute Penaltykilling der Berliner. Doch vier Sekunden vor Ende des Powerplays gelang Wolfsburg dann doch der mehr als verdiente Ausgleich. Jeremy Dehner mit dem Querpass an den rechten Bullykreis, wo Ex-Eisbär Alex Weiß lauerte und abzog. Christoph Höhenleitner fälschte entscheidend ab – 1:1 (16.).
Höhenleitner hätte eine Minute später auch beinahe erneut getroffen, doch er setzte einen Nachschuss knapp am halbleeren Tor vorbei. Das 1:1 nach dem ersten Drittel war aus Berliner Sicht doch etwas schmeichelhaft.
Alex Weiß sagte nach dem Auftaktdrittel:
Das Tor fiel zu einem sehr wichtigen Zeitpunkt. Wir wussten, dass es ein enges Spiel werden würde.
Nach nur drei Minuten bot sich den Eisbären die erste Chance, in Überzahl zu agieren. Die Gäste
fanden auch ihre Formation, ließen die Scheibe sehr gut laufen und kamen zu Schüssen. Aber die Niedersachsen kämpften mit allem was sie hatten und überstanden diese Unterzahl schadlos.
Aber die Eisbären waren wesentlich besser drin im Spiel als noch im ersten Drittel. Und folgerichtig gingen sie in Führung. Louis-Marc Aubry gewann im Angriffsdrittel das Bully, Micki DuPont zog sofort ab, Jerry Kuhn konnte den Puck nicht kontrollieren, Kapitän André Rankel schaltete am Schnellsten, nahm die Scheibe auf, kurvte um Kuhn rum und netzte eiskalt ein – 2:1 (27.).
Nur eine Minute später kassierte Stephen Dixon wegen eines zu harten Bandenchecks gegen Sven Ziegler zu Recht eine Spieldauerdisziplinarstrafe. Ziegler blieb zunächst benommen auf dem Eis liegen und wurde anschließend behandelt. Die Eisbären fortan also fünf Minuten in Überzahl und sofort fanden die Berliner ihre Powerplay-Formation. Und die Gäste erspielten sich auch richtig gute Chancen, aber Nick Petersen, Frank Hördler und Sean Backman vergaben beste Möglichkeiten. Und als dann auch noch Philip Riefers in die Kühlbox musste, hatten die Hauptstädter gleich für volle zwei Minuten zwei Mann mehr auf dem Eis. Und sie nahmen Jerry Kuhn unter Beschuss, allen voran Micki DuPont, der es gleich satte vier Mal probierte. Aber sowohl DuPont als auch Backman scheiterten an Kuhn. Wolfsburg überstand somit die fünfminütige Unterzahl schadlos und konnte sich bei Jerry Kuhn bedanken, dass man noch im Spiel war.
Fünf Minuten vor der zweiten Drittelpause dann mal wieder ein Powerplay für Wolfsburg und die Grizlys können Powerplay spielen, dementsprechend gute Chancen hatten sie auch. Aber auch Wolfsburg konnte die numerische Überlegenheit nicht ausnutzen, so stand es nach 40 Minuten 2:1 für Berlin in der Autostadt.
Kai Wissmann mit seiner Analyse nach 40 Minuten:
Wir sind zufrieden mit dem 2:1. Das erste Drittel war nicht so, wie wir es uns vorgestellt haben. Im zweiten Drittel war es schon besser, aber das 5-gegen-3 wollten wir natürlich nutzen.
Ganze fünf Sekunden waren im Schlussdrittel gespielt, da hatte Marcel Noebels DIE Riesenchance zur Vorentscheidung, als er alleine vor Kuhn auftauchte, doch der Wolfsburger Goalie behielt in diesem Duell die Oberhand.
Drei Minuten später war Kuhn schon wieder sehr stark zur Stelle. Noebels mit dem perfekten Zuspiel vor das Tor auf Aubry, der mit seinem Direktabnahme aber an Kuhn scheiterte.
Die Eisbären wollten hier für die Entscheidung sorgen und hatten nach 46 Minuten auch das nächste Überzahlspiel. Doch in dem hatten die Hausherren die besten Chancen. Sebastian Furchner und Alexander Karachun scheiterten an Vehanen.
Wolfsburg warf noch einmal alles hinein und zeigte sich äußerst bemüht, hier doch noch den Ausgleich zu erzielen. Und in den letzten Minuten bot sich die Gastgebern auch die Riesenchance, denn zunächst hatten sie eine zweiminütige und nur kurze Zeit später sogar eine vierminütige Überzahl. Und die Wolfsburger kämpften verbissen, wollten diese Möglichkeiten nutzen, aber das Penaltykilling der Eisbären leistete richtig starke Arbeit, machte es den Wolfsburgern sehr schwer, gute Chancen herauszuspielen. Einmal während der vierminütigen Überzahl hatte aber Conor Allen die Riesenchance, doch Vehanen war mit einem Big Save gegen die Direktabnahme des Verteidigers zur Stelle.
Pavel Gross, Trainer der Niedersachsen, versuchte noch einmal alles. Auszeit während des Powerplays und 90 Sekunden vor dem Ende auch noch Torhüter Kuhn zu Gunsten eines sechsten Feldspielers vom Eis. Aber das nutzten die Berliner 53 Sekunden vor dem Ende für die Entscheidung aus. André Rankel brachte die Scheibe aus dem eigenen Drittel raus Richtung leeres Wolfsburger Tor, Marcel Noebels sprintete hinterher, spielte sie dann vor das Tor, wo Louis-Marc Aubry den Puck im verwaisten Wolfsburger Tor unterbringen konnte – 3:1 (60.). Dieser Treffer war zugleich der Schlusspunkt unter dieser Partie.
Die Eisbären haben das Spiel letztendlich verdient gewonnen. Sie haben sich von Drittel zu Drittel gesteigert, sich richtig gute Chancen – vor allem im Mitteldrittel – herausgespielt. Bei besserer Chancenverwertung hätte man die Partie auch früher entscheiden können. Aber Wolfsburgs Goalie Jerry Kuhn zeigte eine überragende Leistung und hielt seine Mannschaft immer wieder im Spiel. Aber auch die Feldspieler der Wolfsburger, der arg dezimierten Wolfsburger, gaben bis zum Schluss alles und kämpften bis zum Ende, mussten sich aber trotzdem den Eisbären geschlagen geben. Das starke Penaltykilling der Eisbären in den letzten zehn Minuten war letztendlich der Schlüssel zum dritten Sieg in dieser Viertelfinalserie.
Wolfsburgs Stürmer Sebastian Furchner wollte nach der Partie aber noch nicht aufgeben:
Wir lassen uns nicht brechen. Wir spielen am Freitag genauso weiter wie heute. Jeder hat Herz und Leidenschaft gezeigt, genau das, was die Grizzlys ausmacht. Wir schauen nur auf das nächste Spiel und wollen noch einmal zurück nach Wolfsburg kommen.
Eisbären-Kapitän André Rankel war zufrieden mit dem Spielausgang:
Wir wussten, dass es das schwerste Spiel der Serie werden würde und das war es auch. Wir haben etwas gebraucht, um reinzukommen, aber wir sind dann besser und besser geworden. Das starke Unterzahlspiel in den letzten zehn Minuten hat uns letztendlich das Spiel gewonnen.
Playoff-Stand: Eisbären Berlin vs. Grizzlys Wolfsburg 3:1 (4:1/2:5/8:1/3:1)