Irgendwann endet jede Serie einmal. Die der Eisbären Berlin ist am Sonntagabend nach neun Spielen in Folge mit mindestens einem Punkt gerissen. Vor 4.946 Zuschauern im Curt-Frenzel-Stadion unterlagen die Hauptstädter in einem wahren Eishockey-Spektakel den Augsburger Panthern mit 4:7 (1:2,3:4,0:1) und kassierten damit erst die zweite Niederlage nach 60 Minuten in dieser Saison auf fremden Eis.
Nur eine Änderung gab es im Berliner Kader im Vergleich zum Straubing-Spiel vom Freitagabend. Und diese im Tor, wo Petri Vehanen zwischen die Pfosten zurückkehrte. Back-up war somit heute Marvin Cüpper.
Acht der letzten elf Spiele hatten die Eisbären in Augsburg verloren, diese Serie sollte heute nicht fortgesetzt werden. Dementsprechend engagiert gingen die Berliner hier von Beginn an zu Werke, aber auch Augsburg spielte von Beginn an offensiv. So entwickelte sich von der ersten Sekunde an ein munteres Spiel mit hohem Tempo und Chancen hüben wie drüben. Von Abtasten war hier nichts zu sehen.
Nach gut vier Minuten kassierten die Eisbären durch Charlie Jahnke die erste Strafe der Partie, doch nur sieben Sekunden später kassierten auch die Panther eine Strafe, weshalb es mit 4-gegen-4 weiter ging. Da zogen die Eisbären jedoch ein Powerplay auf und setzten sich im Panther-Drittel fest, machten ordentlich Druck. Und als die Eisbären wieder komplett waren, standen noch sieben Sekunden in Überzahl auf der Uhr. Zwei Sekunden vor Ablauf des Powerplays schlugen die Eisbären zu. Konter der Eisbären, James Sheppard brachte die Scheibe vor das Tor, wo Jonas Müller weiterspielen wollte zu Torjäger Sean Backman. Irgendwie kam die Scheibe wieder vor das Tor, wo sie Jonas Müller letztendlich über die Linie schoss. Ein Augsburger Spieler hatte seinen Goalie Jonathan Boutin behindert, dabei wurde das Tor verschoben, aber die beiden Hauptschiedsrichter Marc Iwert und Daniel Piechaczek gaben den Treffer trotzdem, da die Scheibe so oder so ins Tor gegangen wäre – 1:0 (6.).
Doch die Führung hielt nicht lange, denn die Eisbären kassierten durch Martin Buchwieser die nächste Strafe und Augsburg hat das viertbeste Powerplay der Liga. Und das zeigten sie auch gleich. Brady Lamb hatte von der blauen Linie abgezogen, T.J. Trevelyan hielt die Kelle in den Schuss und veränderte somit die Schussbahn. Petri Vehanen ließ zur Seite prallen und Drew LeBlanc netzte zum 1:1 ein (7.).
80 Sekunden später klingelte es erneut im Berliner Tor. Trevor Parkes gewann einen Zweikampf in der neutralen Zone, fuhr über rechts ins Angriffsdrittel, schaute kurz hoch, zog ab und sein satter Schuss landete schließlich hinter Vehanen im Tor – 1:2 (9.).
Danach ging es weiter Schlag auf Schlag. Onetimer der Hausherren durch Jaroslav Hafenrichter, welcher knapp über das Tor ging. Gegenüber Onetimer der Eisbären durch James Sheppard, diesmal parierte Boutin sehr stark. Augsburg dann mit einer Riesenchance durch Brady Lamb in Überzahl, der das halbleere Tor vor sich hatte, aber Vehanen parierte mal wieder sehr stark und ließ auch den Nachschuss von Thomas Holzmann nicht durch.
Die letzten beiden Chancen gehörten Charlie Jahnke, welcher zweimal knapp vorbei schoss. Danach war diese spektakuläre Auftaktdrittel vorbei und Augsburg führte durch die zu vielen Strafen gegen die Eisbären mit 2:1. Die Eisbären brachten sich somit also selbst um die Führung, was auch Jonas Müller im Pauseninterview sagte:
Beide Mannschaften machen gut Druck zum Tor, beide arbeiten hart vor dem Tor. Wir müssen die vielen Strafen unbedingt abstellen, dann können wir uns auch mehr Chancen erspielen.
War das erste Drittel schon spektakulär, so war das zweite Drittel dann mehr als atemberaubend. Ganze sieben Tore sahen die Zuschauern in diesem Drittel. Ganze 35 Sekunden dauerte es, da erhöhte die Fuggerstädter auf 3:1. Trevor Parkes auf Evan Trupp, der zog ab, Jens Baxmann konnte den Schuss zwar blocken, doch die Scheibe lag danach frei und Parkes nutzte die Gunst der Stunde und staubte ab (21.).
Direkt im Gegenzug Jamie MacQueen alleine Richtung Jonathan Boutin, welcher jedoch parieren konnte. Kurze Zeit später scheiterte auch Martin Buchwieser mit seiner Chance.
Dann kam Sean Backman mit dem viel Tempo über rechts ins Angriffsdrittel und hämmerte den Puck ins Augsburger Tor – 2:3 aus Sicht der Eisbären (24.). Somit hielt der Lauf von Backman auch in Augsburg, welcher im sechsten Spiel in Folge traf.
Eine Minute später nahm Nick Petersen die nächste Strafe der Eisbären, doch in Unterzahl gelang den Hauptstädtern tatsächlich der Ausgleich. Jamie MacQueen stibitzte die Scheibe im eigenen Drittel, machte sich Auf den Weg Richtung Augsburger Tor und ließ sich auch von Michael Davies nicht aus der Ruhe bringen, erzielte mit seinem Alleingang das 3:3 in Unterzahl (26.). MacQueen traf zum sechsten Mal im sechsten Spiel gegen die Panther
Doch die Freude über den Ausgleich hielt nur ganze 26 Sekunden. Mark Cundari hatte von der blauen Linie abgezogen und T.J. Trevelyan staubte erfolgreich ab – 4:3 (26.).
Dann aber mal ein Powerplay für die Eisbären und sie konnten es zum zweiten Mal an diesem Abend nutzen. Jens Baxmann mit dem Pass auf Frank Hördler an den linken Pfosten, der traf selbigen und Jamie MacQueen nutzte den Abpraller und sorgte für den erneuten Ausgleich – 4:4 (28.).
Mit der Disziplin haperte es aber weiter bei den Eisbären, denn es gab zwei weitere Strafzeiten gegen die Berliner und zweimal schlug das Augsburger Powerplay zu. Es waren bereits die Powerplaytreffer Nummer Drei und Vier am heutigen Sonntagabend. Augsburg mit dem Schuss von der blauen Linie, der Puck lag frei vor dem Tor, Trevelyan einmal mit der Drehung und dem Abschluss – 5:4 (30.). Und gut vier Minuten später staubte Thomas Holzmann in Überzahl zum 6:4 für Augsburg ab. Das siebte Tor in diesem verrückten Eishockeyspiel.
Danach wurde es deutlich ruhiger, aber die Eisbären noch einmal mit einer guten Chance durch Jens Baxmann, welcher an Boutin scheiterte. Ebenso Nick Petersen, welcher es im Nachschuss versuchte, aber Boutin war auch hier zur Stelle.
Für den neutralen Zuschauer war das hier ein absolutes Eishockey-Spektakel, doch so viel Spaß machte es den Augsburgern dann doch nicht, wie Torschütze Thomas Holzmann im Pauseninterview meinte:
Wir passen hinten nicht so gut auf, wie wir es wollten. Vier Gegentore zu Hause sind einfach zu viel, daher macht das Spiel nicht wirklich so viel Spaß.
So spektakulär und so atemberaubend wie die ersten beiden Drittel waren, so ereignisarm war das Schlussdrittel. Man merkte beiden Mannschaften deutlich an, dass sie hier nun defensiv sicherer stehen wollten als die 40 Minuten zuvor. Die Eisbären zeigten sich als die aktivere Mannschaft im Schlussdrittel, zogen die Angriffe aus einer kompakten Defensive auf, fanden aber zu selten eine Lücke in der dicht gestaffelten Augsburger Abwehr. Die Panther lauerten nun viel mehr auf Konter, um dieses Spiel endgültig zu entscheiden.
Die Eisbären bekamen zwölf Minuten vor dem Ende der Partie die Chance, in Überzahl zum Ausgleich zu kommen. Aber das Powerplay wurde zu ungenau gespielt und somit nicht genutzt.
Die eigentlich beste Berliner Chance hatte Mark Olver per Onetimer acht Minute vor dem Spielende, doch Boutin war zur Stelle.
Für die Entscheidung sorgte eine absolut sehenswerte Kombination der Augsburger. Micki DuPont verlor durch das aggressive Forechecking von Daniel Schmölz die Scheibe hinter dem Tor, der spielte sie weiter zu Aleksander Polaczek, welcher Drew LeBlanc am linken Pfosten freistehend sah. Dort spielte er den Puck rüber und LeBlanc netzte ins halbleere Tor ein – 7:4 (55.).
Eine Niederlage, die sich die Eisbären durch ihre Undiszipliniertheit selbst zuzuschreiben haben. Vier der sieben Gegentreffer kassierte man in Unterzahl. Und zu viele Strafen gegen Augsburg darf man sich eben nicht leisten, das sollte sich auch bis in die Hauptstadt herum gesprochen haben.
Wenn man nicht so viele Strafen kassiert hätte, wäre hier nämlich durchaus was drin gewesen. Denn nach vorne machten die Eisbären vor allem in den ersten beiden Dritteln sehr viel und kamen auch zu guten Chancen. Dass man im Schlussdrittel nicht mehr zu so vielen Torchancen kam, war der Tatsache geschuldet, dass Augsburg hinten kompakt stehen und auf Konter lauern konnte angesichts der Zwei-Tore-Führung. Bei weniger Strafen wäre ein Sieg in Augsburg im Bereich des Möglichen gewesen.
Aber nehmen wir auch die guten Sachen aus dem Spiel mit und da ist ganz klar mal wieder die Moral der Berliner zu nennen. Augsburg hatte das Spiel nach dem 0:1 schnell gedreht und früh im Mitteldrittel das 3:!1nachgelegt. Doch auch das schockte die Eisbären nicht, die wieder ausgleichen konnten und das in Unterzahl. Selbst der erneute Rückstand konnte in Überzahl egalisiert werden. Das 5:4 war dann jedoch der Knackpunkt gewesen.
Zudem konnte man heute zwei Überzahltreffer erzielen. Auch das ist wichtig für die Eisbären, zeigt es ihnen doch, dass sie es durchaus noch können mit einem Mann mehr. Daran gilt es nun anzuknüpfen, um in Zukunft wieder gefährlicher in Überzahl zu werden.
Florian Busch brachte es nach dem Spiel auf den Punkt:
Die Strafzeiten waren zu viel. Gerade bei dem so starken Powerplay, da ist sowas in Augsburg tödlich. Über- und Unterzahl waren daher heute entscheidend. Dennoch haben wir Charakter bewiesen. In Augsburg ist es immer schwer zu spielen und zu gewinnen.